Donnerstag, 01. Juni 2023

In eigener Sache: Berichte über unsere blogs


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 18. Mai 2011. (Aktualisiert) heddesheimblog, hirschbergblog, ladenburgblog, weinheimblog, rheinneckarblog, viernheimblog sind lokal-journalistische Informationsplattformen im Internet. Weder der Journalismus, noch das Internet sind neu. Neu ist die Kombination von kritischem Lokaljournalismus im „weltweiten Netz“. Dazu gibt es viele Meinungen. Was andere über uns und unseren Journalismus denken – lesen Sie hier. Wir aktualisieren diese Liste seit November 2009 fortlaufend.

sueddeutsche

sueddeutsche.de interviewt Hardy Prothmann.

Der Anspruch ist ein einfacher: Bester Journalismus fürs Lokale. Seit Mai 2009 berichtet das heddesheimblog über Heddesheim und manchmal über die Gemeindegrenzen hinaus. Seit Dezember 2009 gibt es das hirschbergblog, seit Februar 2010 das ladenburgblog, seit November 2010 das weinheimblog, seit Januar 2011 das rheinneckarblog, seit April 2011 das viernheimblog.

Vorbildfunktion.

Diese Arbeit hat die Aufmerksamkeit vieler Journalisten und Medienmacher überall in der Republik auf sich gezogen.

Warum? Ganz einfach.

Obwohl der größte Teil des Journalismus in Deutschland im Lokalen stattfindet, gilt der Lokaljournalismus als qualitativ minderwertig. Kein Wunder, ruhen sich doch die meist monopolistischen Lokalzeitungen auf ihrer konkurrenzlosen Position aus.

Lokal = spannend.

Unsere Redaktion hält dagegen und beweist seit nunmehr zwei Jahren, dass lokale Themen spannende Themen sind. Lokale Berichterstattung ist eine Herausforderung – die viele Zeitungen seit Jahren nicht mehr annehmen – Radio und Fernsehen schon gar nicht.

Unsere Blogs genießen eine hohe Aufmerksamkeit bei den Leserinnen und Lesern – weil sie seriösen, kritischen und meinungsstarken Journalismus bieten. Weil wir recherchieren und nachhaken – die Bratwurstberichterstattung überlassen wir anderen.

Wir sind davon überzeugt, dass es wichtig ist, das kommunale „Zeitgeschehen“ abzubilden. Überall auf der Welt leben die Menschen lokal – die Nachrichten über das lokale Leben sind der exklusivste Inhalt vor Ort.

Lokal = exklusiv.

Wir berichten auch über große Themen der Republik, wir holen diese aber ins Lokale. Wir sind im engen Kontakt mit unseren LeserInnen – ganz persönlich aber auch über neue „Social Media“-Plattformen wie Twitter und Facebook oder Wer-kennt-wen.

„Wir“ sind eine kleine Redaktion mit freien Mitarbeiter, die alle eins verbindet – hohes Engagement.

Über die Kommentarfunktion bringen sich die LeserInnen zudem ein und bereichern (meistens) die Berichterstattung. Aktiver Austausch von Fakten, Argumenten und Meinungen ist wichtig für das Zusammenleben in der Gemeinde.

Finanziert wird unsere Arbeit durch Werbung und die Beratung von Firmen und Institutionen zum Einsatz von Blogs und „Social Media“ – modernes Marketing ist längst mehr als die langweilige, teure und passive Zeitungsanzeige. Während Print kontinuierlich verliert, gewinnt das Internet rasant. Immer mehr Menschen lesen und informieren sich online – alle Markstudien belegen diese Tatsache.

dctp

dctp-Journalist Philip Banse interviewt Hardy Prothmann.

Unsere Blogs bieten also aktiven Journalismus. Und die Arbeit der Redaktion ist transparent.

Seit Anfang Mai 2011 haben wir uns mit anderen Internet-Zeitungen deutschlandweit zusammengeschlossen: istlokal.de ist ein Netzwerk von lokalen Internetmedien, die sich gegenseitig unterstützen. Zu: Journalismus, Vermarktung, Technik und Recht. Rund 50 Angebote machen derzeit mit.

Kritik = konstruktiv.

Unsere kritische Haltung gefällt nicht jedem – weil viele durch die unkritische Berichterstattung der „etablierten“ Medien nicht mehr mit Kritik umgehen können.

Kritik bedeutet aus unserer Sicht nicht, dass wir „jemanden schlecht machen“, sondern dass wir aufzeigen, wo es „nicht gut läuft“, wo etwas zu verbessern ist.

Kritik heißt, sich mit einer Sache oder Personen auseinanderzusetzen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Falsche Rücksichtnahmen sind in unseren Augen die Garantie dafür, dass sich nichts verändert.

Wir „kritisieren“ aber auch immer gerne „positiv“, wenn es „gute“ Nachrichten zu berichten gibt.

Zukunft des Lokaljournalismus.

Deswegen orientieren sich viele andere Journalisten und Redaktionen bereits an unserer Arbeit – die lokale Berichterstattung im Internet gilt vielen als die Zukunft des Lokaljournalismus.

Hardy Prothmann, verantwortlicher Journalist für diese neue Form des Lokaljournalismus, ist gern gesehener Gast bei Medientagungen. Ob beim Frankfurter Tag des Onlinejournalismus auf Einladung der Evangelischen Kirche Deutschland und des Hessischen Rundfunks, beim katholischen ifp (Institut zur Förderung publizistischen Nachwuches e.V.) oder bei der Hochschule Darmstadt-Dieburg, um nur drei Beispiele zu nennen.

Diese Zukunft machen wir schon heute. Nachfolgend lesen Sie Artikel, Interviews, Beiträge von anderen Medien über unsere Blogs.
Neueste Beiträte wie üblich oben.

evangelisch

Porträt bei evangelisch.de

Einen schönen Tag wünscht
Die Redaktion heddesheimblog, hirschbergblog, ladenburgblog

168 Stunden online? – Jugendliche im Internet


Screenshot von YouTube

Screenshot von YouTube

Guten Tag!

Rhein-Neckar, 12. März 2011. Facebook, Skype, SchuelerVZ – Jugendliche bewältigen einen Großteil ihrer „sozialen Kontakte“ über diese Internet-Dienste. Aber wie sieht das typische Verhalten von Jugendlichen im Internet eigentlich genau aus? Unser Praktikant Paul Maaß hat das für uns dokumentiert. Eine Woche lang – 168 Stunden. Insbesondere Eltern dürften sehr daran interessiert sein, was ihre „Kids“ im Netz so „anstellen“. [Weiterlesen…]

Wikipedia hat den „Bratwurstjournalismus“ zensiert – ist das gut oder schlecht? Und was hat das mit Heddesheim zu tun?

Guten Tag!

Heddesheim, 16. Januar 2010. Was hat die Debatte über die Löschung des „Bratwurstjournalismus“ auf Wikipedia mit dem heddesheimblog zu tun? Sehr viel. Denn auch in Heddesheim gibt es Zensur. Sie ist „politisch“ verordnet und findet statt. Der Zensor heißt Michael Kessler und ist Bürgermeister. Ob diese Zensur „gut oder schlecht“ ist, müssen Zensor und Zensierte selbst entscheiden.

Kommentar: Hardy Prothmann

„Zensur“ wird von den meisten Menschen eindeutig als etwas „Schlechtes“, „Verwerfliches“ , „Missbräuliches“ verstanden. Ist Zensur per se „schlecht“? Welche Zensur ist „schlecht“? Überhaupt, was ist Zensur?

Zensur ist tatsächlich ein sehr vielfältiges Wort, das mehr als eine „negative“ Bedeutung hat. Wikipedia selbst unterscheidet zwischen verschiedenen Zensur-Formen, beispielsweise politischer Zensur oder der Zensur in der Schule (Benotung).

Die Schulzensur an sich ist aber etwas vollkommen Normales. Sie ist eine Leistungsbeurteilung. Eine schlechte Benotung, eine schlechte Zensur also, wird der betroffene Schüler meist als negativ begreifen und vielleicht als „Aufforderung“, es künftig besser zu machen. Der „1er“-Schüler wird seine Note aber nicht als Zensur verstehen, sondern als „Würdigung“ der „sehr guten'“ Leistung.

Zensur findet (nicht) statt.

„Politische Zensur“ lehnt instinktiv jeder Demokrat ab. Wie heißt es doch so schön im Artikel 5, Grundgesetz: „Eine Zensur findet nicht statt.“

„(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Das aber ist falsch. Zensur findet sehr wohl, sogar demokratisch legitimiert statt. Ein Widerspruch? Auch hier kommt wieder der Artikel 5, Grundgesetz, zum Tragen:

„(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.“

Wer also bei dem „Meinungsrecht“ gegen allgemeine Gesetze usw. verstößt, darf oder muss sogar zensiert werden. Beispielsweise politisch-extremistische Vereinigungen. Gesetzes- und Verfassungstreue werden auch für die  „freie Wissenschaft und Kunst“ vorausgesetzt:

„(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“

Die freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FsF) der Fernsehsender „indiziert“, sprich „zensiert“ beispielsweise Filme. Danach steht auf der Verpackung: Freigegeben ab Alter X. Pornographie ist generell erst ab 18 Jahren zulässig (FSK 18) – obwohl pubertierende Jugendliche schon in jüngeren Jahren unbändig das „Verbotene“ konsumieren wollen.

Halt den Mund!

Zensur findet auch in der kleinsten Einheit unserer Gesellschaft, der Familie statt: „Halt den Mund!“, hat sicherlich fast jeder Elternteil gegenüber dem Nachwuchs mindestens ein Mal im Laufe von vielen Erziehungsjahren gesagt. Zu recht?

Die Frage, ob Zensur gut oder schlecht ist, kann man nicht pauschal beantworten. Vermeintlich besser ist die Frage: Ist Zensur gerecht oder ungerecht? Der zensierte Mensch wird meistens zu „ungerecht“ tendieren, der Zensor sein „Recht“ betonen.

Wie komplex der Begriff der Zensur ist, zeigt wiederum Wikipedia selbst. Der Artikel „Zensur (Informationskontrolle)“ ist nicht nur schwach definiert, er ist so irrelevant definiert, dass er sofort gelöscht werden sollte. Auch dem „Bratwurstjournalismus“ wurde vorgeworfen, als Begriff irrelevant zu sein.

Ist das so? Sicher nicht. Der Begriff „Zensur“ ist sehr relevant, aber schlechter definiert als die gelöschte Fassung über den „Bratwurstjournalismus“.

Vermutlich ist „Zensur“ bei Wikipedia so unzureichend definiert, weil die „Wikipedianer“ selbst damit ein großes Problem haben, wie die Löschdebatte nicht nur um den „Bratwurstjournalismus“ zeigte.

Ist Zensur „gut oder schlecht?“

Im November gab es dazu eine Tagung, wie Radio Bremen berichtet: „Der Verein Wikimedia, der das Projekt Wikipedia finanziert, sich aber nicht in inhaltliche Diskussionen einmischt, lädt nun Wikipedia-Autoren und -Administratoren, Blogger und andere Interessierte ein, am Donnerstag, 5. November, 18 Uhr, in Berlin über Lehren aus der Löschdebatte zu diskutieren.“

Zurück zur Ausgangsfrage: Ist es gut oder schlecht (gerecht oder ungerecht), dass ein Wikipedia-Administrator den „Bratwurstjournalismus“ gelöscht hat?

Aus meiner Sicht ist es „schlecht“ – weil ich keinen Willen bei den „Löschern“ erkennen konnte, dieses relevante „Phänomen“ nachhaltig beschreiben zu wollen. Ob das nun „Bratwurstjournalismus“ heißen muss, stelle ich dahin.

Der Hinweis, der „Bratwurstjournalismus“ sei eine Untermenge von „Gefälligkeitsjournalismus“ trifft in meinen Augen nicht zu. Vor allem, wenn er so mangelhaft definiert ist, wie bei Wikipedia. Dort steht unter dem Begriff „Lokaljournalismus“ folgende Erklärung:
„Ein weit verbreitetes Vorurteil besagt, dass ein Lokaljournalist in erster Linie einen „Gefälligkeitsjournalismus“ produziere, indem er etwa über Vereinsfeste, Firmenjubiläen oder Geburtstagsfeiern lokaler Politiker berichtet. Berichte dieser Art gibt es häufig, vor allem in kleineren Lokalzeitungen und Anzeigenblättern. Grundsätzlich aber nehmen Lokaljournalisten mit der Berichterstattung über die Kommunalpolitik, über soziale, wirtschaftliche und kulturelle Ereignisse und Entwicklungen vor Ort eine gesellschaftliche Aufgabe wahr. Die Vielfalt, Auflagenhöhe und Reichweite der Lokalzeitungen ist eine Besonderheit der deutschen Medienlandschaft, ihre Reichweite in der Bevölkerung wird von keinem anderen Medium erreicht.“

Wikipedia ist eine „Quelle“. Mehr nicht.

Ein „weit verbreitetes Vorurteil besagt“, dass ein Lokaljournalist in erster Linie einen Gefälligkeitsjournalismus produziere.

Ein Vorurteil also.

Für das allerdings im Wikipedia-Artikel jede Quelle fehlt.

Ein Vorurteil wiederum wird auch gemeinhin unter Demokraten als „schlecht“ verstanden, als „unwahr“. Die Wikipedia-Definition negiert die Aussage sogleich, indem sie bestätigt, dass es „Berichte dieser Art häufig gibt“. Um dann wieder „grundsätzlich“ eine „gesellschaftliche Aufgabe“ herauszustellen. Und die Relevanzbegründung ist: „Ihre Reichweite in der Bevölkerung wird von keinem anderen Medium erreicht.“

Auch hier sollten die Wikipedianer nacharbeiten. Eine hohe Reichweite ist nicht per se „gut“.

Dazu ein „Totschlagargument“: Adolf Hitler hatte nahezu die „totale Reichweite“. War das gut?

Gerade wenn das „Vorurteil“ keines sein sollte, sondern die „Tatsache“, dass überwiegend „Gefälligkeitsjournalismus“ produziert wird, wäre das extrem „schlecht“ – wegen der großen Reichweite. Die haben auch Pandemien wie die Pest.

„Gefälligkeitsjournalismus“ ist eine Pest.

In der Konsequenz hieße das nämlich, dass eine große Zahl Menschen mit „Informationen“ versorgt wird, die ihnen „zu gefallen“ haben, tatsächlich aber vor allem ganz wenigen nützlich sind.

Ein solcher Journalismus ist viel wert für die Sender der Botschaft („Mächtigen“) und nichts für die Empfänger („Leser“). Auch Gefälligkeitsjournalismus ist also eine Art von Zensur.

„Gut“ an der Löschdiskussion um den Bratwurstjournalismus ist die hohe Aufmerksamkeit, die diese nicht nur in Journalistenkreisen gefunden hat.

Denn dadurch werden die Kolleginnen und Kollegen mit der Frage konfrontiert, ob das, was sie tun, „ethisch“ vertretbar ist oder nicht. Ich danke deswegen allen Kollegen, die darüber berichtet haben. Und allen „Konsumenten“, die sich für diese Frage interessieren.

Tatsächlich verlinkt das heddesheimblog oft auf Wikipedia. Die Begründung ist einfach: Wikipedia ist aus Sicht der Redaktion eine „Quelle“. Hier gibt es Informationen – ob die „stimmen“, haben wir damit nicht beantwortet. Jede Verlinkung ist nur ein Hinweis auf eine andere „Quelle“. Ob Meinungsäußerung oder „faktische“ Information.

Wir verlinken auch auf andere Medien, Institutionen usw.. Alle Verlinkungen sind „Informationsquellen“. Mehr nicht.

Darüber informieren wir unsere Leserinnen und Leser immer wieder.

„Gefälligkeitsjournalismus“ ist Zensur.

Der Heddesheimer Bratwurstjournalismus Gefälligkeitsjournalismus des Mannheimer Morgens ist aus meiner Sicht auch eine Form der Zensur. Und das ist mehr als bedauerlich – weil die Abonnenten des MM vorsätzlich mit minderwertigen Informationen „versorgt“ werden, für die diese auch noch bezahlen müssen.

Wie „gefällig“ der MM dabei ist, zeigt seine „Nicht-Berichterstattung“ über die „politische Zensur“.

Die freie Journalistin Miriam Bunjes hat beispielsweise für das Internet-Portal der Evangelischen Kirche, „evangelisch.de“ ein Porträt über das heddesheimblog geschrieben. Sie schreibt im September 2009:
„Seine Texte sind unbequem. Die Kritisierten wollen deshalb öffentlich am liebsten gar nichts über Hardy Prothmann und das „heddesheimblog“ sagen. „Wir beobachten das Blog aufmerksam und kritisch“, sagt ein Sprecher der Gemeinde Heddesheim, der namentlich nicht zitiert werden will. Mehr möchte er nicht über das „neue Medium in der Stadt“ sagen.“ (Anm. d. Redaktion: Unterstreichung durch die Redaktion heddesheimblog)

Ein „Sprecher“, der namentlich nicht zitiert werden will? Ist so jemand ein Sprecher?

Die Redaktion des heddesheimblogs wurde später darüber unterrichtet, dass „Presseanfragen“ an die Gemeinde nicht mehr an einzelne Mitarbeiter, sondern an „gemeinde@heddesheim.de“ zu richten seien. Wenn geantwortet wird, dann vom Bürgermeister Kessler oder seinem Sekretariat.

In Heddesheim wird „politische Zensur“ aktiv angewendet.

Aus „am liebsten gar nichts sagen“ soll eine Dienstanweisung geworden sein: Bürgermeister Michael Kessler hat nach unseren Informationen angeordnet, jede Anfrage des heddesheimblogs nicht zu beantworten, sondern an ihn weiterzuleiten. Wir haben dazu die Gemeinde angeschrieben und werden über die Antwort berichten.

Wenn dies zutrifft, wäre das „politische Zensur“ in Reinkultur. Antidemokratisch. Nicht akzeptabel. Aber „rechtlich“ absolut zulässig.

Mitarbeitern wäre per Ukas (auch unzureichend definiert bei Wikipedia) der „Mund verboten“. Jede Recherche (=Frage) soll „zentral“ (=Bürgermeister) kontrolliert werden.

Das wäre der Versuch einer zensierten „Informationskontrolle“. Jeder Mitarbeiter, der dagegen verstößt, muss mit „arbeitsrechtlichen Konsequenzen“ rechnen. Mehr noch: Mit Druck, mit nicht-Beförderung, also mit Nachteilen.

Das heddesheimblog erfährt trotzdem viel. Weil die Unzufriedenheit der Mitarbeiter der Verwaltung mit ihrer „Führung“ enorm hoch ist. Sie lassen sich nicht „das Maul verbieten“ und vertrauen darauf, dass die Redaktion des heddesheimblogs diese Informanten schützt. Das tun wir.

„Quellen“, also Menschen, die etwas erzählen wollen, werden von uns geschützt. Was heißt das? Ganz einfach: Eine Quelle erzählt uns etwas und wir sorgen dafür, dass die „Spur“ zwischen Quelle und Bericht nicht zurückverfolgt werden kann. Wenn das nicht möglich ist, verzichten wir auf den Bericht.

Wenn die Redaktion des heddesheimblogs über eine ähnliche Behinderung der „Redaktion“ des Mannheimer Morgen erfahren würde – wir würden sofort solidarisch den Sachverhalt prüfen und uns sofort für die Informationsfreiheit und die Möglichkeit einer freien Recherche einsetzen. Konkurrenzgedanken spielen dabei keine Rolle. Informationsfreiheit ist ein hohes Gut, das das heddesheimblog ungeachtet der Umstände vor alles andere stellt.

Der MM denkt da anders. Er ist ja schon längst nicht mehr an „freier Berichterstattung“ interessiert, sondern betreibt aktiv „Gefälligkeitsjournalismus“.

Der Mannheimer Morgen ist ein Zensurorgan.

Damit stellt sich wieder die Frage: „Gut oder schlecht“? Als Behördenleiter darf ein Bürgermeister seinen Mitarbeitern einen „Maulkorb“ verordnen. Er hat das Recht dazu. Er ist berechtigt, seinen Beschäftigten die freie Meinungsäußerung in Bezug auf ihre Arbeit zu zensieren. Er hätte aber auch das „Recht“, dies zuzulassen.

Die Frage war: „Ist das gut oder schlecht?“

Das muss jeder, der davon weiß, selbst beurteilen.

Der Redaktion kann der „Bürgermeister“ Kessler nichts anordnen. Er kann versuchen, Recherchen zu behindern und sich damit zu einem Verhinderer von „Informationsfreiheit“ zu definieren.

Unseren Leserinnen und Lesern kann der „Bürgermeister“ Michael Kessler nichts „anweisen“. Für die Leserinnen und Leser gilt Artikel 5 des Grundgesetzes: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ (Anm. d. Red.: Unterstreichung durch die Redaktion.)

Das heddesheimblog ist eine „allgemein zugängliche Quelle“, aus der sich alle Bürger „ungehindert unterrichten können“.

Und das ist ganz eindeutig „gut so“.

Zensur findet übrigens in Heddesheim und auch in anderen Gemeinden über „nicht-öffentliche“ Gemeinderatssitzungen statt.

Darüber wird das heddesheimblog exklusiv in den kommenden Tagen berichten.

Bratwurstjournalismus bei Wikipedia gelöscht – Lang lebe der Bratwurstjournalismus

Guten Tag!

Heddesheim, 15. Januar 2010. Nach einer heftigen Debatte auf Wikipedia wurde heute der Begriff „Bratwurstjournalismus“ als eigenständige Definition gelöscht. Im Artikel „Heddesheim“ ist er aber weiterhin vorhanden – fragt sich nur, wie lange noch.

Kommentar: Hardy Prothmann

bratwurst

Angeblich "keine Relevanz" und einem Eintrag bei Wikipedia "nicht würdig": Bratwurstjournalismus. Autor: Raimund Hocke

Eine Woche lang wurde bei Wikipedia heftig diskutiert, ob der Artikel „Bratwurstjournalismus“ bleiben darf oder gelöscht werden soll. Die Löschfraktion hat sich durchgesetzt und heute den Artikel aus der Online-Enzyklopädie entfernt. Grund genug, meinen Senf dazu zu geben.

Autor der ersten Fassung war Markus Schwarze, Redakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ). „Ich gebe zu: Mir saß der Schalk im Nacken, als ich gestern nach einem Wortwechsel mit Daniel Schultz aus Berlin den Begriff des Bratwurstjournalismus bei Wikipedia verfasste. Es geht dabei um eine Aufgabe, die vermutlich jeder Journalist irgendwann in seiner Berufslaufbahn erlebt: ein Ereignis zu beschreiben, das sich als weniger gravierend als gedacht herausstellt; ein Ereignis, das eigentlich ein Nichtereignis war“, schreibt der Journalist Schwarze.

Und: „Hardy Prothmann hat dafür diesen etwas bösen, aber auch augenzwinkernden Begriff des Bratwurstjournalismus gefunden, benutzt und veröffentlicht. Es gab für diese Methode zu allen Zeiten geeignete Bezeichnungen und Abwandlungen, etwa den Schnittchenjournalismus, den Gefälligkeitsjournalismus, das Runterschreiben, den PK-Abschreiber, den PR-Journalismus. Und es gab zu allen Zeiten auch Interesse für solche Artikel.“

Nur wenige Minuten nach der Veröffentlichung gab es einen Eilantrag, den Text wieder zu löschen. Pikant: Einige der Lösch-Befürworter sind selbst (Lokal-)Journalisten, die sich offenbar als „Bratwurstjournalisten“ wiedererkannt haben, dies aber abstreiten und es trotzdem persönlich nehmen. So auch „Scooter“: „Noch einmal zum Mitschreiben: Dass – vor allem auf lokaler Ebene – solche Stilmittel verwendet werden, ist weißgott keine neue Erkenntnis und ist auch nicht durch die Schöpfung des hier zur Löschung anstehenden Lemmas erstmals dokumentiert worden. Nur weil jemand seinen Frust über gewisse Tendenzen im Journalismus in Worte kleidet (die auch mir nicht gefallen, das sei eingeräumt), ist das noch lange nicht enzyklopädietauglich bzw. -würdig. Dies übrigens auch im Namen meiner sämtlichen Redaktionskollegen, die – von mir ergebnisneutral befragt – allesamt noch nie von dieser Begriffsbildung gehört haben. Und das sind alles, so viel kann ich versichern, keine Bratwürste.“

Wegen des großen Interesses hatte ich einen Definitionsvorschlag an den Autor gesendet:

Der Begriff „Bratwurstjournalismus“ bezeichnet einen meist durch lokale, journalistische Medien verbreiteten Sachverhalt ohne jeglichen Nachrichtenwert und von untergeordnetem Informationswert.

Kennzeichnend für „Bratwurstjournalismus“ sind floskelhafte, belanglose oder auch metaphorische Formulierungen, die häufig durch Adjektive ergänzt werden.

Dabei werden selbstverständliche Handlungen und Geschehnisse überstilisiert und als Pseudo-Nachricht dargestellt.

Typische Beispiele für „Bratwurstjournalismus“ finden sich bei überwiegend nachrichtenarmen Ereignissen, beispielsweise Festen und Veranstaltungen auf lokaler Ebene:

„Die Luft war vom Duft von dampfendem Glühwein, leckerer Bratwurst und köstlichen Plätzchen geschwängert…“, „der Wettergott hatte letztlich ein Einsehen und zeigte sich gnädig…“, „das Tanzbein wurde ausgiebig geschwungen…“, „für das leibliche Wohl war wie immer bestens gesorgt…“, „voll des Lobes und des Dankes zeigte sich ein zufriedener Bürgermeister…“, „erfreute die von der herrlichen Musik beseelten Gäste…“.

„Bratwurstjournalismus“ ist somit ein systemkritischer Begriff, der alle Formen einer pseudo-informierenden journalistischen Darstellung umfasst.

Geprägt wurde der Begriff 2009 durch den Journalisten Hardy Prothmann, der selbst lokaljournalistische blogs betreibt. Andere Journalisten griffen das Wort „Bratwurstjournalismus“ schnell auf und verbreiteten es über Online-Medien, Nachrichtenagenturen, Fachdienste, „social networks“ sowie blogs.

gluehwein

Dampfender Glühwein - dankbare Abnehmer. Quelle: MM

wohl

Fürs leibliche Wohl ist gesorgt. Quelle: MM

wettergott

Wohlwollender Wettergott - bunte Vielfalt. Quelle: MM

Ins Internet kam der Begriff durch ein Interview des Journalisten Peter Viebig, Nürnberger Zeitung, mit mir: „Was ist ein Bratwurstjournalist?“. Als mich der Kollege befragte, wusste ich noch nicht, welche Folgen das eher spaßige Interview haben würde. Viebig forderte zur Löschdebatte: Rettet den Bratwurstjournalismus. Damit meinte er hoffentlich natürlich den Begriff und nicht diese Form von „Journalismus“. Die Twitter Aktion „Rettet den Bratwurstjournalismus“ wurde zuvor von Daniel Schultz auf „Presseschauer“ ins Leben gerufen.

Teile davon wurden in den Wikipedia-Artikel eingearbeitet, aber auch in anderen „Wikis“, beispielsweise hier: http://marjorie.wikia.com/wiki/Bratwurstjournalismus und hier http://franken-wiki.de/index.php/Bratwurstjournalist.

Obwohl also der Begriff bei Wikipedia als Definition gelöscht wurde, lebt er im Netz weiter. Denn merke: Was hier einmal drin steht, ist fast nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Der Bratwurstjournalismus wird als Begriff also überleben. Als Methode wird er weiterhin täglich im Lokaljournalismus angewendet – besonders auf den Rhein-Neckar-Seiten des Mannheimer Morgen durch „Freie Mitarbeiter“ wie Dietmar Thurecht oder Redakteurinnen wie Anja Görlitz.

Ich bin gespannt, wann der Begriff auch im Artikel zu „Heddesheim“ gelöscht wird. Doch das wäre schade. Denn Nürnberg ist für die gleichnamigen Bratwürste bekannt, ebenso leihen Thüringen und die Pfalz ihren Bratwürsten ihren Namen. Wie auch immer: Heddesheim ist jetzt auch überregional bekannt, weil hier der Bratwurstjournalismus „erfunden“ wurde.

Als „Erfinder“ des Worts gebe ich es aber frei: Es darf in jedem Ort verwendet werden, um die Lokalpresse damit zu bezeichnen – sofern diese Bratwurstjournalismus betreibt.

Und ob es bei Wikipedia einen Artikel dazu gibt oder nicht, ist mir ehrlich gesagt, ziemlich Wurscht.