Donnerstag, 23. März 2023

Antrag auf gemeinsame Werkrealschule genehmigt

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 02. April 2010. Der angepasste zweite Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule (WRS) zwischen Hirschberg und Heddesheim wurde vom Regierungspräsidium Karlsruhe bestätigt. Aber dem Schuljahr 2010/11 wird die gemeinsame Schule, die einen Wechsel der Klassen an den beiden Standorten vorsieht, in den beiden Kommunen eingeführt.

Seit dem 01. April 2010 wissen die Gemeinden Hirschberg und Heddesheim, dass der zweite Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule angenommen wurde.

Ursprünglich wollten die Gemeinden eine Werkrealschule, bei der nur die zehnte Klasse im jährlichen Wechsel an beiden Standorten unterrichtet wird. Dieser Antrag wurde abgelehnt.

Jetzt müssen die Schüler ab der achten Klasse pendeln. Politisch sind die SPD und Bündnis90/Die Grünen gegen die Werkrealschule neuen Typs und fordern ein längeres gemeinsames Lernen und die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems.

Die Regierungsparteien CDU und FDP stehen in Sachen Schulreform enorm in der Kritik: Sowohl die Einführung des achtjährigen Gymnasiums als auch die Werkrealschule gehen nach Meinung der Kritiker zu Lasten der Schüler und auf der Kostenseite zu Lasten der Kommunen.

Dokumentation: Pressemitteilung der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg

„Heddesheim/Hirschberg. Kurz vor Ostern haben die Gemeinden Heddesheim und Hirschberg Post vom Regierungspräsidium Karlsruhe erhalten: Die Einrichtung der gemeinsamen Werkrealschule ab dem kommenden Schuljahr 2010/2011 wurde nun genehmigt. „Damit wird aus zwei starken Schulen eine noch stärkere, die gleichzeitig eine verlässliche Perspektive zum Erwerb des mittleren Bildungsabschlusses bietet“, kommentierten die Bürgermeister Michael Kessler (Heddesheim) und Manuel Just (Hirschberg).

Der bisherige Hauptschulzweig der Johannes-Kepler-Schule Heddesheim und die Grund- und Hauptschule der Martin-Stöhr-Schule wachsen damit ab dem kommenden Schuljahr zusammen. Die Gemeinderäte und Schulgremien hatten sich zuvor dafür ausgesprochen, einen gemeinsamen Antrag auf Einrichtung der neuen Schulform zu stellen. Die Grundschule der Johannes-Kepler-Schule wird eine organisatorisch eigenständige Grundschule.

In den nächsten Wochen und Monaten werde es damit einiges zu tun geben für die Gemeinden und Schulleitungen: „Wir wollen die neue Schule nun mit großen Engagement mit Leben füllen“, so die Bürgermeister. Dabei betonten sie auch, dass die Bürgermeister und Gemeinderäte ihren Teil dazu beitragen wollten, damit die gemeinsame Schule sachlich und finanziell gut ausgestattet sei. Auch werde nun die Verbandssatzung für den geplanten Schulzweckverband, der Schulträger werden soll, ausgearbeitet. Schließlich freuen sich die Bürgermeister, dass ihre neuen Werkrealschüler nun so lange wie es im Rahmen der Vorgaben des Kultusministeriums möglich war in ihrem Wohnort unterrichtet werden können.

Die Klassenführung der neuen Schule sieht folgendermaßen aus: Die Klassenstufen 5 bis 7 der Johannes-Kepler-Schule in Heddesheim und der Martin-Stöhr-Schule in Hirschberg bleiben einzügig an jedem Standort vorhanden, die Schüler werden also bis Klasse 7 in ihrem Wohnort unterrichtet. Die Klassenstufen 8 und 9 werden nach den Vorgaben der Schulverwaltung zweizügig an einem Standort geführt. In jedem Schuljahr wechselt der Standort dieser beiden Klassenstufen. Es wird angenommen, dass die Klasse 10 – je nachdem, wie die Schülerzahlen sind – in der Regel lediglich einzügig geführt wird, sodass diese Abschlussklasse ebenfalls im jährlichen Wechsel geführt wird.

Konkret sollen im kommenden Schuljahr die jetzigen Schüler der siebten Klassen, die dann in die achte Klasse kommen, gemeinsam in Heddesheim unterrichtet werden. Für die Schüler, die dann die neunte Klasse besuchen sowie die Schüler der zehnten Klasse des kommenden Schuljahrs ändert sich nichts. Die Klasse 10 findet dann wie vorgesehen in Hirschberg statt. Für die Fünft- bis Siebtklässler ändert sich dabei nichts – außer, dass nach dem neuen pädagogischen Konzept der Werkrealschule unterrichtet wird.

Nun geht es an die Umsetzung und die Mitarbeiter in den Rathäusern und Schulen arbeiten bereits daran, dass die Schule im September einen guten Start hinlegen kann.“

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Drescher oder Rudolf? – MM bläst zum Halali

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 27. Februar 2010. Die beiden Bürgermeister Michael Kessler und Manuel Just sowie die jeweiligen Mehrheiten der Gemeinderäte haben einen „modifizierten“ Antrag auf eine „Werkrealschule neuen Typs“ auf den Weg gebracht. Damit müssen die Stellen der Schulrektoren neu ausgeschrieben werden. Der Mannheimer Morgen bläst zum Halali.

Kommentar: Hardy Prothmann

Der Artikel ist kurz und knapp – und formuliert doch eine Entscheidung: Es kann nur einen geben. Durch die gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Hirschberg und Heddesheim wird ein Rektorenteam überflüssig.

Der Mannheimer Morgen (MM) hat bei den Schulleitern „am Rande“ Erkundigungen eingezogen – also gewissermaßen „recherchiert“ oder sich auch „rangeschlichen“ – wie man das auch immer interpretieren will.

Tatsächlich macht der MM etwas anderes: Der Bericht bringt die beiden Pädagogen Jens Drescher (Hirschberg) und Hiltrud Rudolf (Heddesheim) in eine Konkurrenzsituation und folgt damit der politischen Logik. Wie immer.

Wer den Kampf gewonnen hat, lässt sich schon aus der Überschrift erahnen: „Rektor Drescher will sich bewerben“. Oder spätestens beim Blick auf das Foto. Das zeigt Herrn Drescher – ein Foto von Frau Rudolf gibt es nicht.

Herr Drescher, also der, der kandidieren will, ist ausweislich der Klammer „(34)“ 34 Jahre alt. Frau Rudolf ist älter – auf eine Altersangabe verzichtet der MM. Während sich Drescher bewerben will, „mochte sich Frau Rudolf nicht zu ihren Plänen äußern“.

Was soll das? Soll hier „Spannung“ erzeugt werden? Über ein Personenkarussell?

Das heddesheimblog hat bereits am 18. Februar 2010 die „Entscheidungsfrage“ aufgegriffen – allerdings mit einer klaren Einschätzung und nicht mit einer perfiden Andeutung. Dazu mussten wir weder Herrn Drescher fragen, noch Frau Rudolf.

Durch die Entscheidung der Gemeinden war klar, dass eine Schulleitung weichen muss. Es war auch klar, dass sich ein junger Mann wie Herr Drescher selbstverständlich bewerben wird. Es ist auch klar, dass sich eine verdiente Schulleiterin wie Frau Rudolf nicht zu einer solch plumpen Anfrage äußern würde.

Das hat sie ihrem Kollegen Drescher voraus – Erfahrung.

Herr Drescher wiederum ist sein Ehrgeiz überhaupt nicht vorzuwerfen. Es ist absolut legitim, sich derart zu äußern.

Was die Bürgermeister als gute Lösung verkauft haben und was vom Gemeinderat in aller Verantwortlichkeit entschieden wurde, dokumentiert der MM jetzt als Konkurrenz zwei Schulleiter, die sich diesen „Kampf um die Führung“ nicht ausgesucht haben, sondern durch die Verantwortlichen in diese Situation gedrängt wurden.

Schön ist das für keinen der beiden – schon gar nicht, wenn der MM sich dieses „Themas“ in dieser Art „annimmt“.

Vergessen hat der MM zu berichten, dass Herr Drescher sich bewerben will und kann – aber durchaus auch noch andere potenzielle Schulleiter. Das wäre dann noch eine Story wert.

Die Werkrealschule der Politik zeigt nun ihre Auswirkungen.

Lesetipp: „Rudi macht nicht mehr mit“

Anmerkung der Redaktion: „MM“ steht auch für die Weinheimer Nachrichten, „wn“. Die Redaktionen der beiden Zeitungen tauschen Artikel aus – um sich gegenseitig „auszuhelfen“.
Beide Zeitungen veröffentlichen aber auch durchaus „originäre Stücke„.

Werkrealschule: „Modifizierter“ Antrag beschlossen

Guten Tag!

Heddesheim, 26. Februar 2010. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 25. Februar 2009 dem „modifizierten“ Antrag einer gemeinsamen Werkrealschule unter Leitung von Hirschberg zugestimmt.

Wie zu erwarten war, hat der Gemeinderat den „modifizierten“ Antrag einer gemeinsamen Werkrealschule mit 15:7 Stimmen angenommen.

Zuvor hatte die Fraktion Bündnis90/Die Grünen den Antrag gestellt, einen Bestandschutz der Schule in der bisherigen Form zu beantragen. Dieser Antrag wurde mit 15:7 Stimmen abgelehnt.

Am Dienstag, den 23. Februar hatte der Hirschberger Gemeinderat ebenfalls dem „modifizierten“ Antrag zugestimmt.
Lesen Sie dazu unseren Kommentar: „Das Wohl der Kinder oder Knetmasse der Politik – Ein Polylemma.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

(Anm. d. Red.: Weiterer Bericht folgt.)

Fasnacht 2.0 beim MM: „Breites“ oder „Klares“ Ja zur Werkrealschule?

Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 25. Februar 2010. Der Mannheimer Morgen hat die Fasnacht noch längst nicht beerdigt und bietet ein „Breites Ja“ und ein „Klares Ja“ zur Werkrealschule an.

Fragt sich nur, ob breit vor klar oder ein „Klarer“ vor „breit“ war.

Variante 1 lesen Sie hier, Variante 2 hier.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Werkrealschule: Mehrheit in Hirschberg für „modifizierten“ Antrag

Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 24. Februar 2010. Wie zu erwarten war, hat der Hirschberger Gemeinderat dem „modifizierten“ Antrag zu einer Werkrealschule „neuen Typs“ zugestimmt. Der Grund: Es musste eine „gesetzeskonforme“, sprich zustimmungsfähige Lösung gefunden werden.

Der Hirschberger Gemeinderat hat gestern mit 15 gegen vier Stimmen der Grünen Liste Hirschberg den „modifizierten“ Antrag für eine gemeinsame Werkrealschule beschlossen.

Unseren Bericht lesen Sie hier: Mehrheit für modifizierten Antrag
Unseren Kommentar lesen Sie hier: Das Wohl der Schüler oder die Knetmasse der Politik? Ein Polylemma

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Gemeinsame Werkrealschule: Antwort der Fraktionen

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 23. Februar 2010. Heute entscheidet der Hirschberger Gemeinderat in öffentlicher Sitzung über einen „modifizierten“ Antrag für eine gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Hirschberg und Heddesheim.

Wir haben gestern eine Rundmail an alle Fraktionen in Hirschberg und Heddesheim geschickt und um Beantwortung bis heute 14:00 Uhr gebeten.

  1. Der ursprüngliche Antrag wollte die Schüler vor Ort bis zur Klasse 9 unterrichten. Wie beurteilen Sie einen Antrag, bei dem dies ab Klasse 8 nicht mehr der Fall ist?
  2. Wie werden die Schulstandorte aus Ihrer Sicht durch den neuen Antrag gestärkt?
  3. Was sind aus Ihrer Sicht die Vor-/Nachteile einer Werkrealschule?

Bislang hat die Fraktion Bündnis90/Die Grünen geantwortet. Sollten weitere Rückmeldungen eingehen, ergänzen wir den Artikel.

Ulrich Kettner (Bündnis90/Die Grünen)

1. Die Akzeptanz des Modells wird durch den modifizierten Antrag, der eine wechselnde Beschulung ab Klasse 8 an beiden Standorten vorsieht, sicher noch mehr leiden. Der eh bei Eltern der Grundschule schon deutlich erkennbare Trend weg von der HS/WRS zu den anderen weiterführenden Schularten wird sich eher noch verstärken, so dass die dem Modell zugrunde liegende Annahme von 20% Übergangsquote  auf die WRS in der
Zukunft vermutlich noch geringer wird.

2. Wir sahen auch in der vorausgehenden Fassung des Antrags eine Schwächung beider Schulstandorte, durch díe Zusammenlegung  zu einem Schulbezirk mit Hauptsitz in Hirschberg insbesondere  aber eine Schwächung des Standorts Heddesheim. Die Stärkung der Schule vor Ort war aber erklärtes Ziel aller Beteiligten.  Das modifizierte Modell  wird die Lernbedingungen eher noch verschlechtern. Organisatorische Probleme bei Stundenplangestaltung und Personaleinsatz werden die pädagogische Arbeit bei eh schon mit Mängeln behaftetem Schulkonzept überlagern. Das vorliegende Modell hat in erster Linie das Ziel, beide Standorte rein numerisch gleichzustellen, was die Anzahl der an beiden Orten unterrichteten Klassen betrifft. Weitere Folgen sind die Frage der Auslastung beider Schulgebäude unter dem Zwang, hier wie dort Räumlichkeiten vorhalten zu müssen. Erhöhte Kosten für Schülerbeförderung kommen hinzu.

3. Die WRS kann Kindern mit Lernproblemen den Weg zu einem mittleren Bildungsabschluss öffnen, der sie aber nur formaljuristisch in Konkurrenz zu Realschülern oder Gymnasiasten mit mittlerer Reife gleichstellt. In der Praxis werden beide Abschlüsse jedoch als Voraussetzung für Ausbildungsplatzsuche oder weiterführende Bildungswege nicht gleichwertig gesehen. Das neue WRS-Konzept wird diesen Nachteil nicht aufwiegen können. Dafür sind die von der Kultusverwaltung geplanten Maßnahmen und Ressourcen zu dürftig und führen zur Zementierung der Dreigliedrigkeit, bzw. sogar zur Viergliedrigkeit des baden-württembergischen Sonderwegs.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Kleinböck (SPD) und Sckerl (Grüne) kritisieren gemeinsame Werkrealschule

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 23. Februar 2010. Heute entscheidet der Hirschberger Gemeinderat in öffentlicher Sitzung über einen „modifizierten“ Antrag für eine gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Hirschberg und Heddesheim.

Wir haben gestern eine Rundmail an alle Fraktionen in Hirschberg und Heddesheim geschickt und um Beantwortung bis heute 14:00 Uhr gebeten.

Außerdem wurden die Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Sckerl (Grüne), Gerhard Kleinböck (SPD) sowie Dr. Birgit Arnold (FDP) angeschrieben.

Geantwortet haben Sckerl und Kleinböck.

  1. Der ursprüngliche Antrag wollte die Schüler vor Ort bis zur Klasse 9 unterrichten. Wie beurteilen Sie einen Antrag, bei dem dies ab Klasse 8 nicht mehr der Fall ist?
  2. Wie werden die Schulstandorte aus Ihrer Sicht durch den neuen Antrag gestärkt?
  3. Was sind aus Ihrer Sicht die Vor-/Nachteile einer Werkrealschule?

Antwort Gerhard Kleinböck (SPD)

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Gerhard Kleinböck. Bild: SPD

1. Das jüngste Gutachten zur Schulentwicklung in B-W zeigt deutlich, dass die WRS das Hauptschulsterben nicht verhindern wird! Die WRS macht eigentlich das 3-gliedrige Schulsystem -kurzfristig- zu einem 4-gliedrigen System. Dass dieses System ausgedient hat, hat sich mittlerweile auch bei Anhängern der Regierungskoalition herumgesprochen.

2. Ich habe dazu in verschiedenen Veranstaltungen deutlich gemacht, wie das Schulsterben in den nächsten Jahren aussehen wird, wenn an der neuen 3-Gliedrigkeit festgehalten wird.

3. Was die konkrete Situation mit Heddesheim-Hirschberg betrifft bleibt zu hoffen, dass keine Gemeinde Investitionen für die neue WRS tätigen wird! Das wären ganz sicher Fehlinvestitionen! Ich selbst sehe keine Zukunft für die HS oder die WRS, wie sie jetzt vom KM geplant ist.
Übrigens: Es gibt wohl Beispiele dafür, dass an anderen Standorten die gemeinsame 10.Klasse genehmigt wurde – warum das im Fall Heddesheim-Hirschberg abgelehnt wurde, kann ich nicht sagen.

Antwort Uli Sckerl (Grüne)

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Uli Sckerl. Bild: GAL

1. Das neue so genannte Rotationsmodell einer Werkrealschule für Hirschberg und Heddesheim verdeutlicht meiner Meinung nach den bürokratischen Unsinn, zu dem eine halsstarrige Kultusbürokratie die Gemeinden jetzt zwingen will. Die vermeintlich pragmatische Schullösung für die beiden Nachbargemeinden ist dabei lediglich ein von der Staatlichen Schulaufsicht erzwungenes jährliches „Klassen-Wechsel-Modell“ ab dem 8. Schuljahr.
In einer ersten Bewertung muss dies als herber Rückschlag für die beiden Gemeinden gesehen werden. Da gibt es nichts zu beschönigen. Das von Staatssekretär Wacker bisher behauptete pädagogische Konzept entschwindet immer mehr in nebulöse Sphären.

2. Offensichtlich ist, dass es bei der neuen Lösung in erster Linie um Gesichtswahrung geht. Hauptsache, es passt irgendwie in das verkorkste Schulgesetz. Hauptmotiv war allem Anschein nach das Bestreben, Ausnahmegenehmigungen um Teufel komm raus zu verhindern. Das Wohl der Schüler steht bei solchen Überlegungen nicht im Mittelpunkt, im Gegenteil. Außerdem wird somit auch viel zu wenig Rücksicht auf die Arbeitsfähigkeit einer Schule genommen. Ein weiterer Kritikpunkt aus meiner Sicht ist die Kostenfrage. Die Gemeindekassen werden in einer sowieso schon schwierigen Kassenlage weiter strapaziert, da künftig kommunale Kosten für Schülerbeförderung hinzu kommen.

3. Dabei kann das Modell Werkrealschule schon zahlenmäßig nur überleben, wenn in den nächsten 10 Jahren jährlich 20 Prozent der Grundschüler in beiden Gemeinden auf die WRS wechseln würden. Dass dies wenig realistisch ist, kann man leicht erkennen. Deswegen befürchte ich, dass mit solchen Scheinlösungen wie dem Rotationsmodell das Ende von Schulstandorten an der Bergstraße schneller kommt als es kommunal Verantwortliche heute wahrhaben wollen.
Für mich gibt es deswegen keine Alternative zu neuen Verbundschulen mit dem Ziel des gemeinsamen längeren Lernens. Ich werde auch weiterhin dafür eintreten, dass Kommunen als Schulträger derartige alternative Schulformen durchführen können.

Weitere Artikel: Werkrealschule

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Was vom Antrag übrig bleibt – die Werkrealschule der Politik

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule ist gescheitert. Das „macht nichts“, denn ein „Alternativantrag“ soll die „Lösung“ sein.

Kommentar: Hardy Prothmann

Es geht um das „Wohl unserer Schüler“. An dieser Aussage ließen die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) keinen Zweifel.

Kein Zweifel? Von wegen.

Das Konzept der Werkrealschule an sich ist verzweifelt.

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Michael Kessler, Georg Wacker, Manuel Just finden "Alternativlösung". Bild: hblog

Nur Baden-Württemberg und Bayern leisten sich dieses Konzept, während schon zehn andere der sechzehn Bundesländer die Hauptschule abgeschafft haben oder dabei sind, diese abzuschaffen.

In Stuttgart wird eine Kirchturmpolitik gemacht, die mit den „Zuständen“ vor Ort, mit dem Zustand der Hauptschule an sich nichts zu tun hat. Die Werkrealschule ist eine „Zwischenlösung“ auf dem Weg zur Abschaffung der Hauptschule und von Motiven getrieben, denen ganz sicher das „Wohl der Schüler“ egal ist. Es geht darum, was diese „kosten“.

Das Konzept ist, dass alles noch nicht geregelt ist.

Wenn Staatssekretär Georg Wacker (CDU) etwas von „pädagogischen Konzepten“ in diesem Zusammenhang erläutert, darf man mit Fug und Recht behaupten, dass er „schwätzt“.

Denn mit den Konzepten ist es nicht weit her.

Das Gesetz zu dieser „Schulreform“ wurde im Hauruck-Verfahren von der Landesregierung gegen die Empfehlungen der Lehrer und Eltern durchgedrückt. Die Vorsitzende des Landeselternbeirats Christiane Staab (CDU) ist zusammen mit ihrer Stellvertreterin Sylvia Wiegert aus „Entsetzen“ über die Schulpolitik am 20. Januar 2010 von ihrem Amt zurückgetreten.

Konzepte? Bis heute liegen keine Lehrpläne für diese ach-so-tolle Werkrealschule „neuen Typs“ vor. Erst in einigen Wochen wird das der Fall sein: „Die Schulen und Lehrer haben dann ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen“, sagt Staatssekretär Wacker und tut so, als liefe alles wie am Schnürchen.

Hautpsache „gesetzeskonform“.

Das tut es aber nicht. Die AlternativNotlösung Hirschberg-Heddesheim ist ein erstklassiges Beispiel.

Auf der Pressekonferenz wird eine „gesetzeskonforme“ Lösung präsentiert. Bürgermeister Manuel Just machte keinen Hehl daraus, dass man aus der misslichen Lage das Beste machen wollte (erster Antrag) und das Bestmögliche nun beantragen wolle (Alternativantrag).

Kommende Woche wird die zweitbeste aller schlechten Lösungen nun durchgeboxt. Am Montag wird der Hirschberger Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Dienstag soll der Gemeinderat den neuen Antrag abnicken, am Mittwoch wird der Heddesheimer Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Donnerstag soll der dortige Gemeinderat nicken.

Für die beiden Schulen, die dann künftig eine sein werden, wird die Schulleitung neu ausgeschrieben. Voraussichtlich wird Jens Drescher, der Leiter der Martin-Stöhr-Schule der neue Leiter der gemeinsamen Werkrealschule – es könnte aber auch jemand anderes werden. Die Heddesheimer Rektorin Hiltrud Rudolf wird sich voraussichtlich der Lage beugen und Leiterin einer Johannes-Kepler-Grundschule werden.

Doch auch das ist noch nicht geregelt – voraussichtlich wird die gemeinsame Werkrealschule zum kommenden Schuljahr 2010/11 starten und noch beide Schulleitungen im Amt haben.

Dringende Probleme

Ein neuer Name wird bis dahin auch noch nicht gefunden haben, denn „es gibt dringendere Probleme“ zu lösen, wie Bürgermeister Manuel Just sagt.

Beispielsweise die Organisation der verteilten Schule: Wer, wann, wo und wie sind die bislang ungelösten Fragen zum Einsatz der Lehrer.

Auch der Transport der Schüler ist noch nicht geregelt. Wie schön, dass das „die Zehntklässler nicht betrifft“, wie Bürgermeister Michael Kessler sagt, „die können wie bisher auch mit dem normalen ÖPNV fahren“.

Vier Klassenzimmer stehen künftig in Hirschberg oder in Heddesheim leer. Was macht man damit? Bürgermeister Kessler sagt allen Ernstes: „Die könnte man dann beispielsweise renovieren. Oder so.“

„Oder so“ also.

Die „Werkrealschule der Politik“ führt dazu, dass „zwei starke Hauptschulen“ in ein zweifelhaftes Abenteuer mit unbekanntem Ausgang gestürzt werden.

Der vom Staatssekretär hoch gelobte „mittlere Bildungsabschluss“ der Werkrealschule, der angeblich dem Realschulabschluss „gleichwertig“ sein soll, ist in den Nachbarländern Rheinland-Pfalz und Hessen unbekannt und dementsprechend nichts wert.

Ein guter Abschluss?

Darauf angesprochen sagt Herr Wacker: „Die Kultusministerkonferenz hat diesen Abschluss quasi „zertifiziert“. Hier in Baden-Württemberg wurde uns versichert, dass dies ein guter Abschluss ist.“

Ein guter Abschluss also? Das wird sich in der Praxis zeigen müssen. Aus Sicht der Lehrer handelt es sich um einen Etikettenschwindel.

Die Schulnote für die „Schulreform“ und die Hirschberger-Heddesheimer-Lösung hingegen steht fest: Sie ist mangelbehaftet. Ebenso wie die „Einbeziehung“ der Schüler, Eltern und des Elternbeirats – was kommende Woche passieren wird, hat nichts mit „Einbeziehung“ zu tun, sondern nur mit „Durchboxen“.

Die Alternativlösung ist eine Lösung ohne Alternative.

Gemeinsame Werkrealschule: Der „Alternativantrag“

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg hatte politisch keine Chance. Ein Alternativantrag soll genehmigungsfähig sein.

Der Alternativantrag für eine gemeinsame Werkrealschule sieht vor, dass bereits zum kommenden Schuljahr die Klassen 5-7 der Hauptschulen Heddesheim-Hirschberg einzügig (also nur mit einer Klasse in der Stufe) vor Ort unterrichtet werden (siehe unseren Bericht „Letzte Verhandlungen zur Werkrealschule„).

Die Klassen 8-9 werden zweizügig an wechselnden Standorten unterrichtet. Die Klasse 10 wird dort absolviert, so zuletzt die Klasse 9 stattgefunden hat.

Auf einer Pressekonferenz in Hirschberg erläuterten die Bürgermeister Michael Kessler (Heddesheim) und Manuel Just (Hirschberg) sowie Staatsminister Georg Wacker (CDU), dass der gemeinsame Schulstandort Hirschberg sein soll. Heddesheim soll als „Ausgleich“ Standort eines noch einzurichtenden „Schulzweckverbandes“ werden.

Am Montag, den 22. Februar 2010, soll der Hirschberger Elternbeirat der Martin-Stöhr-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 23. Februar 2010 soll der Hirschberger Gemeinderat dem Antrag zustimmen. Am 24. Februar soll der Heddesheimer Elternbeirat der Johannes-Kepler-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 25. Februar 2010 soll der Heddesheimer Gemeinderat dem „Alternativantrag“ zustimmen.

Die Zustimmung der beiden Gemeinderäte ist die Vorraussetzung, dass beide Gemeinden bis zum 15. März 2010 einen neuen „Alternativantrag“ stellen können.

Dokumentation der Pressemitteilung:

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Gemeinsame Werkrealschule: Alternativantrag genehmigungsfähig

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 17. Februar 2010. Der Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim ist nicht genehmigungsfähig. Ein Alternativantrag soll akzeptiert werden.

Die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) sowie der Staatssekretär Georg Wacker (CDU) haben heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gegeben, dass der ursprüngliche Antrag der beiden Gemeinden für eine gemeinsame Werkrealschule nicht genehmigungsfähig ist.

Stattdessen solle ein Alternativantrag gestellt werden, „für den ich ganz klar die Genehmigung signalisieren kann“, sagte Staatssekretär Wacker.

Danach verbleiben die Klassen 5-7 an den Standorten Heddesheim und Hirschberg. Jahrgangsstufe 8 wird an einem Standort unterrichtet, Jahrgangsstufe 9 wechselt dann an den anderen Standort, wo auch die zehnte Klasse abgeschlossen wird.

Diesem Modell müssen aber noch die beiden Gemeinderäte zustimmen.

Der Artikel wird aktualisiert.
Einen schönen Tag wünscht

Letzte Verhandlungen zur Werkrealschule

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 12. Februar 2010. In der Hirschberger Martin-Stöhr-Schule gab es heute ein Gespräch zwischen Bürgermeistern, Schulamt und Schulleitungen sowie dem Staatssekretär Georg Wacker zur Werkrealschule. Der Vorgang steht unter Druck – eine Entscheidung muss getroffen werden.

Von Hardy Prothmann

Was die Bürgermeister Just und Kessler, die Schulleitungen, das Schulamt und der Staatssekretär Wacker heute besprochen haben, bleibt noch unter Verschluss. Für den kommenden Mittwoch, den 17. Februar 2010, ist für 17:00 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt.

Soviel ist aus dem Umfeld zu hören: Der Antrag für eine gemeinsame Werkrealschule klemmt und angeblich soll es noch keine Entscheidung geben – also weder eine Ablehnung, noch eine Zustimmung.

Das könnte darauf hindeuten, dass „nachgebessert“ werden muss. Wie aus Kreisen der Beteiligten zu erfahren war, könnte eine Lösung so aussehen: Die 5. bis 7. Klassen werden weiterhin vor Ort unterrichtet, im jährlichen oder zweijährigen Wechsel werden die 8. und 9. Klasse entweder in Hirschberg oder in Heddesheim unterrichtet. Gleichzeitig wird die 10. Klasse Werkrealschule am jeweils anderen Ort unterrichtet.

Welche Lösung auch immer kommt: Es wird eine chaotische sein. Bis heute fehlen die Lehrpläne für die neue Werkrealschule, die Lehrer wissen nicht, wann sie wo und wie eingesetzt werden. Für die neue Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim muss höchstwahrscheinlich die Schulleitung neu ausgeschrieben werden. Es könnte also sein, dass keine der beiden jetzigen Leitungen die neue gemeinsame Werkrealschule leiten wird.

Auch der Transport der Schüler ist unklar. Ebenso der Umgang mit den frei werdenden Räumlichkeiten vor Ort.

Eines aber ist klar: An dem, was hinter den Kulissen nun verhandelt wird, sind weder die Eltern, noch die Schüler, noch die Lehrkräfte beteiligt.

Die verworrenen Thesen des Dr. Josef Doll

Guten Tag!

Heddesheim, 05. Februar 2010. Im aktuellen Mitteilungsblatt schreibt Dr. Josef Doll zur Schulpolitik. Reichlich wirr dokumentiert der CDU-Fraktionsvorsitzene darin, dass er, obwohl promoviert, nicht in der Lage ist, wissenschaftliche Studien korrekt wiederzugeben. Bei der Anzahl der Falschaussagen, unkorrekten Bezüge und mangelhaften Schlussfolgerungen muss man sich ernsthaft sorgen, wie die CDU-Fraktion zu ihren Beschlüssen kommt. Die Redaktion dokumentiert den Artikel, dessen Aussagen, Quellen und die massiven Fehler eines heillos wirren Verfassers.

Dokumentation, Faktencheck und Einordnung

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Dokumentation: Dr. Josef Dolls Text im Mitteilungsblatt, Nr. 5/2010. Klicken Sie für eine größere Darstellung. Quelle: Mitteilungsblatt

Im Mitteilungsblatt Nr. 5/2010 schreibt Dr. Josef Doll auf Seite 22:

„Im Gemeinderat wurde mit 14 zu 7 Stimmen bei einer Enthaltung abgestimmt. Grüne + GR Prothmann waren dagegen. Das hat mit Ansiedlung Pfenning nichts zu tun. Ein Vorschlag war von der Gegnerseite die Einführung der Einheitsschule bis zur zehnten Klasse.“

Zutreffend ist die Darstellung der Abstimmung. Was das allerdings mit „Pfenning“ zu tun oder nicht zu tun haben soll – erschließt sich dem Leser nicht. Vermuten lässt sich, dass anders als behauptet, für Herrn Dr. Doll irgendwie doch alles mit „Pfenning“ zu tun hat.

Fixe Idee

Denn direkt im Anschluss benennt er die „Gegnerseite“. Die „Gegner“ scheinen eine fixe Idee bei ihm zu sein. Sieben Gemeinderat haben mit „Nein“ gestimmt. Damit üben sie ihr demokratisches Recht aus, was sie noch lange nicht zu pauschalen „Gegnern“ macht.

Ganz im Gegenteil befindet sich darunter ein Lehrer an der Johannes-Kepler-Schule. Der Gemeinderat Uli Kettner war zunächst für den Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule, stimmte dann aber gegen den Antrag, weil dieser nur noch eine Schulleitung vorsieht. Diese Haltung hat er umfangreich begründet.

Zu keiner Zeit haben er oder andere die „Einführung der Einheitsschule bis zur zehnten Klasse“ gefordert. Vielmehr wurde für ein möglichst langes gemeinsames Lernen plädoyiert. Dieses Plädoyer betraf eine politische Forderung der Partei der Grünen und ganz sicher nicht eine Beschlussvorlage des Gemeinderats. Auch wenn Herr Dr. Doll gerne so tut, als würden doch landespolitische Entscheidungen getroffen.

Weiter schreibt Herr Dr. Doll:
„Dies ist die Forderung der sechziger und siebziger Jahre und wissenschaftlich seit einigen Jahren überholt. So haben Lehmann und Lenkeit in der wissenschaftlichen Studie ELEMENT (2008) deutlich bei empirischen Untersuchungen nachgewiesen, dass der „Einheitsgedanke bis zur zehnten Klasse“ nicht mehr aufrechtzuerhalten ist, da er sich zum Nachteil der Schüler auswirkt.“

Erstaunlich ist, wie es Herrn Dr. Doll gelingt, in einem einzigen Satz ein solche Fülle von falschen, halbwahren und verdrehten Behauptungen aufzustellen.

Unzulässige Vergleiche

„Forderung der sechziger und siebziger Jahre“: Tatsächlich lassen sich erste Forderungen für eine Gesamtschule bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen – also noch lange vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Königreich Preussen. Bei Wikipedia (siehe unter „Geschichte“) lässt sich nachlesen: „Die erste ausführliche Konzeption für eine Gesamtschule legte 1809 der preußische Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht Wilhelm von Humboldt vor.“
In dem Abschnitt ist sehr übersichtlich die Geschichte der Gesamtschule erklärt.

Was der „Einheitsgedanke bis zur zehnten Klasse“ sein soll, weiß nur Herr Dr. Doll. Er setzt den Ausdruck in Anführungszeichen und tut damit so, als würde er eine Person oder einen Fachterminus zitieren. Tatsächlich gibt es keinen solchen.

Wieder zitiert Herr Dr. Doll falsch und bemüht dafür die Studie ELEMENT. Dolls Behauptung: Hier sei empirisch nachgewiesen worden, dass gemeinsames Lernen bis zur zehnten Klasse „sich zum Nachteil der Schüler auswirkt.“.

Tatsächlich handelt es sich bei der Studie um eine „Erhebung zum Lese- und Mathematikverständnis Entwicklungen in den Jahrgangsstufen 4 bis 6 in Berlin“. Auch in dieser Studie taucht der Begriff „Einheitsgedanke bis zur zehnten Klasse“ niemals auf, mal abgesehen davon, dass nur bis zur 6. Klasse untersucht wurde. Und: Es geht um den Übergang ins Gymnasium, nicht um eine Werkrealschule. Allein deshalb ist der Vergleich schlicht unzulässig.

Der Verfasser der Studie, Prof. Dr. Rainer Lehmann, Professor für Erziehungswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin, sieht allerdings die Ergebnisse seiner Studie sehr differenziert, wie dieses Interview mit Deutschlandradio belegt.

Im Kern stellt seine Studie heraus, dass für etwa zehn Prozent der leistungsstärkeren Schüler der Übergang von der 4. Klasse ins Gymnasium von Vorteil ist. „Im Prinzip ist die Berliner Lösung bis zur 6. Klasse gar nicht so verkehrt“, sagte uns Professor Lehmann auf Anfrage: „Nur eben für diese Gruppe der leistungsstarken Schüler nicht.“ Dabei verweist der Professor auf eine Vielzahl von Einflussfaktoren, beispielsweise dass in der Grundschule fast keine Fachlehrer des Bereichs Mathematik zum Lehreinsatz kommen und es eine „gewisse Infantilisierung der Grundschule in den vergangenen Jahren“ gegeben habe: „Der Übergang zum Gymnasium ist für viele Kinder dann ein Schock.“

Herr Dr. Doll schreibt:
„Nichts ist ungerechter als die Gleichbehandlung Ungleicher.“ Dieser Satz ist eine Behauptung – weder logisch, noch empirisch begründet. Herr Dr. Doll verwendet dieses chiastisch angelegte Postulat als Beleg gegen das Konzept der Gesamtschulen.

Herr Dr. Doll hat vor allem eines – keine Ahnung von dem, über das er schreibt

Mal unabhängig davon, ob man nun für oder gegen ein solches Konzept ist, verkennt Herr Dr. Doll in krasser Unkenntnis der praktischen Umsetzung von Lerninhalten an Gesamtschulen, dass dort die Kinder keineswegs gleich behandelt werden.

Es gibt Kurs- und Fördersysteme, die Schüler nach ihren Leistungen in Teilen eben unterschiedlich unterrichten – nur eben überwiegend zusammen. Herr Dr. Doll behauptet, dass alle Schüler „gleich“ behandelt würden. Das ist falsch.

Das gemeinsame Lernen hat vor allem einen sozialen Ansatz und soll die „soziale Trennung“ der Schüler eindämmen – etwas, was der Christdemokrat Doll anscheinend überhaupt nicht will.

Herr Dr. Doll schreibt:
„Die Jugendarbeitslosigkeit ist in Deutschland deutlich niedriger als in den benachbarten Ländern. Dies wird auch auf das gegliederte Schulsystem zurückgeführt.“

Knapp vorbei ist auch daneben. So drückt sich ein Experte aus: „Länder mit geringer Jugendarbeitslosigkeit haben zudem ein duales Ausbildungssystem, das den Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt erleichtert. In Frankreich und Spanien, wo die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist, gibt es dieses System nicht. Die hierzulande oftmals kritisierte Lehrlingsausbildung gilt dort als Modell“, sagt der Sozialforscher Peter Auer in einem Interview mit der Zeit (28. Oktober 2009).

Wieder bringt Herr Dr. Doll also mächtig etwas durcheinander.

„Die Gegner des Schulantrages nehmen keine Rücksicht auf die Interessen der Heddesheimer Schüler. Die dahinter stehende Ideologie ist falsch. Siehe die Ergebnisse von PISA und die Tatsache, dass Gesamtschulen bis heute nicht mehr Bildungsgerechtigkeit schaffen als Schulen des gegliederten Schulsystems.“

Auch hier geht Herrn Dr. Doll wieder Einiges durcheinander. „Die Gegner des Schulantrages“ sind nicht gegen die Werkrealschule – sie sind gegen die Zusammenführung der Schulen unter eine Leitung. Dahinter steht keine „Ideologie“, sondern der Gedanke, dass eine Hauptschule am Ort mit eigener Leitung besser ist, als eine unter „fremder“ Leitung. Die Hinführung auf einen Werkrealschulabschluss würde auch an dieser Hauptschule stattfinden – nur eben nicht mehr die zehnte Klasse „Werkrealschule“.

Was PISA und die Bildungsgerechtigkeit angeht, kommt der Aktionsrat Bildung der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. zu folgendem Schluss: „Deutschland erreichte in allen Kompetenzbereichen ein Leistungsniveau, das dem OECD-Durchschnitt entsprach (vgl. Prenzel u. a. 2004, S. 70, S. 99, S. 118; vgl. Abb. 2). Allerdings liegen die durchschnittlichen Leistungen einer ganzen Reihe von Staaten (in mehr oder weniger allen Bereichen) deutlich über den in Deutschland beobachteten. Der internationale Vergleich führt so vor Augen, dass Jugendliche im Alter von 15 Jahren ein sehr viel höheres Kompetenzniveau als in Deutschland erreichen können. Wenn man will, kann man diesen Befund so interpretieren, dass deutsche Jugendliche im Vergleich zu denen anderer Staaten in gewisser Weise „benachteiligt“ sind, denn sie erhielten offensichtlich nicht die gleichen Chancen, ein entsprechend hohes Kompetenzniveau zu entwickeln.“

Dr. Doll und seine „Ideologien“

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft dürfte eher unverdächtig sein, einer im Sinne von Dr. Doll unterstellten „Ideologie“ zu folgen, der angeblich die Grünen und der Gemeinderat Hardy Prothmann (Anm. d. Red.: Verantwortlich für das heddesheimblog) folgen.

Dr. Doll befürchtet bei einer „Einheitsschule bis zur zehnten, selbst bis zur sechsten Klasse“, dass „Privatschulen, auch für die Grundschule aus dem Boden schießen. Dies ist nicht Ziel der CDU. Ob dies im Sinne der Ablehner ist, wagen wir zu bezweifeln.“

Was genau Herr Dr. Doll da im pluralis majestatis zu „bezweifeln wagt“, kann man nur erahnen.

Weiter schreibt Herr Dr. Doll:
„In jedem Fall ist das ganze schwach recherchiert und ein erneutes Beispiel dafür, dass von den genannten Gruppierungen Ideologie wissenschaftlicher Erkenntnis vorgezogen wird.“

Dieser Satz ist ausnahmsweise richtig – allerdings nur, wenn man ihn auf die Ausführung von Herrn Dr. Doll bezieht.

Als guter Christ sollte Herr Dr. Doll vielleicht öfter mal die Bibel zur Hand nehmen und die zehn Gebote durchgehen. Das achte Gebot sagt: „Du sollst kein falsch Zeugnis ablegen.“

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

„Eines Morgens musste er ein Ventil öffnen, weil es ihn sonst verrissen hätte.“

Guten Tag!

Heddesheim/Stuttgart, 30. Januar 2010. Das heddesheimblog ist ein lokales Medium. Was in Stuttgart oder in Berlin oder in Washington passiert, interessiert uns erstmal nicht. Weil wir über das Hier und Jetzt berichten. Wir interessieren uns aber für Washington, Berlin oder aktuell Stuttgart, wenn „das da draußen“ uns genau hier einholt. Das ist am 25. Januar 2010 eingetreten. Mit einem Porträt in der Stuttgarter Zeitung: „Rudi macht nicht mehr mit.“

Kommentar: Hardy Prothmann

Bis gestern wusste ich nicht, wer Michael Ohnewald ist.

Das weiß ich bis heute auch nicht so genau, weil ich Herrn Ohnewald nicht persönlich kenne.

Was ich weiß: Er wurde in der Kategorie „Regionales, Autoren“ von einer Journalisten-Jury zum Top-Regionaljournalisten 2009 gekürt. Warum ich das weiß? Weil mich diese Jury auf Platz 3 wählte. (Hier finden Sie alle Platzierungen.)

Diese Auszeichnung hatte ich zunächst überhaupt nicht mitbekommen: Über zwei Wochen lang lag diese Zeitschrift schon auf einem Stapel anderer Zeitschriften. Zufällig entdeckte ich meinen Namen bei Google und las etwas von einer „Platzierung“.

Google brachte die „Erkenntnis“.

In Deutschland gibt es je nach Verbandsschätzung 30-50.000 Journalisten, die mit Journalismus ihr Geld verdienen. Es gibt viele Preise, Würdigungen, Stipendien. Wenn man sich nicht darum kümmert, ist es schwer, einen Überblick zu behalten.

Ein Klick brachte die Erkenntnis: Wochen zuvor wurde ich in der Kategorie „Regionales, Autoren“ als einer von „100 Journalisten des Jahres 2009“ bestimmt, als „Gründer heddesheimblog.de“.

Dazu haben mir viele Leserinnen und Leser nach einer Nachricht hier ihre Glückwünsche übermittelt, wofür ich mich gerne herzlich bedanke.

Doch, was heißt das?

Weder die Redaktion noch die Jury des Mediummagazins haben mich darüber informiert, dass ich zur erlauchten Runde gehöre. Sondern Google.

Das heißt viel.

Dort habe ich zufällig einen Link angeklickt, der mir zeigte, dass ich unter die Top 10 Journalisten 2009 in der Kategorie „Regionales“ gewählt wurde.

Ich war erstaunt, weil ich mit allem, nur nicht damit gerechnet habe. Deshalb habe ich mich erstmal gefreut.

Es ist meine erste „Jury“-Auszeichnung.

Ich habe mich noch nie um Preise bemüht, sondern irgendjemand anderes hat mich vorgeschlagen und dieser Vorschlag hat es tatsächlich aufs „Treppchen“ geschafft.

Als ehrgeiziger Mensch wollte ich natürlich sofort wissen, warum ich nur auf Platz 3 gelandet bin. Das ist vermessen, man möge es mir verzeihen.

Jede Menge Ärger.

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Michael Ohnewald hat ein brilliantes Porträt über den "Schulrebell" Rudolf Bosch geschrieben. Bild: Stuttgarter Zeitung

Ich wollte trotzdem gerne wissen, wer da zwei Plätze vor mir auf dem Siegertreppchen steht.

Michael Ohnewald?

Nie gehört.

Stuttgarter Zeitung. Aha. Was fällt mir dazu ein? Wichtig, alteingesessen, Medien-Union, Übernahme Süddeutsche Zeitung. Meine Gedanken fetzten. Wie ordne ich den ein, den ich nicht kenne?

Ich suche bei Google, was oft mit Recherche verwechselt wird.

Da finde ich wenig. Ich gehe auf die Seite der Stuttgarter Zeitung. Und dort finde ich Texte.

Ich klicke einen an: „Der Rudi macht nicht mehr mit“.

Darüber steht: „Ein passionierter Pädagoge.“

Darunter ein gut fotografiertes Bild. Viel Schatten. Aber klare Schärfen. Vor allem auf die Augen.

Unter dem Bild steht: „Rudolf Bosch mischt sich in die Bildungspolitik ein. Das gefällt nicht jedem.“

Diese Text-Bild-Kombination manipuliert sofort mein Interesse.

Das ist interessant.

Dieser Typ.

Rudi.

Der macht nicht mehr mit.

Dabei sieht er gar nicht so aus, wie jemand, „der nicht mehr mit macht“.

Sein Blick ist klar und doch schaut er in die Ferne.

Die Konturen sind scharf, doch gibt es Schatten.

Schatten der Vergangenheit?

Rudi hat Falten. Rudi hat viel gesehen.

Rudi braucht eine Brille – anscheinend sieht er gut mit der.

Seine Augen sind klar.

Ein wenig wirkt er gar wie Paul Newman auf mich.

Ich will wissen, wer Rudi ist. Rudi, „der nicht mehr mit macht“.

Dabei weiß ich schon viel über den „Rebell aus Schwaben“. Über einen, der es gewagt hatte, seine eigene Meinung zu sagen.

Warum ich über ihn wusste? Ganz einfach: Auch in Heddesheim soll die Johannes-Kepler-Hauptschule in eine Werkrealschule umgewandelt werden.

Ich habe zur Frage Hauptschule-Werkrealschule recherchiert. Wer das tut, stößt unweigerlich auf „Rudi“ – den Rebell.

Am Anfang vieler Recherchen steht google, dann habe ich telefoniert. Dann habe ich mich mit Menschen getroffen. Niemand von diesen kannte Rudi persönlich, aber alle, die mit Hauptschule zu tun haben, wussten von Rudi.

Oder dem, was Rudi sagt.

Das heddesheimblog hat viel über die Problematik Hauptschule-Werkrealschule berichtet.

Michael Ohnewald erzählt mir in seinem Porträt davon, wer Rudi ist. Und erklärt, warum der Experte Rudi die Werkrealschule ablehnt. Und für was Rudi sich einsetzt.

Und warum Rudi „nicht mehr mitmacht“.

„Man kann sich das vorstellen, als würde jemand mit einer stumpfen Nadel gegen einen Luftballon drücken, der bis zum Äußersten gespannt ist. Das geht eine Weile gut. Irgendwann droht das Ding zu platzen.“

Das „Ding“, also alles, was es zu erzählen gibt, ist Rudi.

Der mit dem klaren Blick. Rudi „Newman“.

Und dann folgen Sätze, die ein grandioses Porträt einleiten:

„Es hat sich ganz langsam angestaut bei Rudolf Bosch, der bis vor kurzem ein braver Beamter war, den nur wenige kannten, ein Hauptschullehrer mit Leib und Seele, der seinem Tagwerk leise murrend nachging. Eines Morgens musste er ein Ventil öffnen, weil es ihn sonst verrissen hätte. Seitdem hat der Rektor der Ravensburger Kuppelnauschule eine Menge Ärger und landesweit einen Ruf wie Donnerhall.“

Michael Ohnewald porträtiert einen Mann, der das Schulsystem kennt.

Jahrelang war Rudi das Schulsystem.

Jetzt ist Rudi ein Mann, der sich dagegen auflehnt. Dafür hat dieser Mann „mächtig viel Ärger“ bekommen.

In Heddesheim gibt es keinen Schul-Rudi wie diesen.

Aber auch in Heddesheim gibt es Auflehnung.

Gegen eine desolate Schulpolitik.

Viele Lehrer sind gegen die Reform – sie dürfen als Beamte aber nichts sagen. Sonst droht Ärger.

In Heddesheim gibt es aber den kesslerischen Wunsch, eine „gemeinsame Werkrealschule“ als Lösung aller Probleme zu verkaufen.

Intransparent. Schön geredet. Unehrlich.

In Heddesheim gibt es auf offizieller Seite keinen Rudi, der sagt: „Sie (Anm. d. Red.: Werkrealschule) ist ein Etikettenschwindel und ein flächendeckendes Schulschließungsprogramm, bei dem Kommunen, Schulen und Lehrer gegeneinander ausgespielt werden.“

Denn ein Rudi zu sein bedeutet „mächtig viele Probleme zu bekommen“.

In Heddesheim gibt es keinen Rudi. Dafür aber einen Michael Kessler.

Der ist Bürgermeister, Beamter auf Zeit und weit davon entfernt, ein Rudi zu sein.

Wie Rudi das Schulsystem sieht, beschreibt Michael Ohnewald in einem grandios-nüchternem Porträt, das einem die Tränen in die Augen treibt.

Ich kenne den Journalisten-Kollegen Michael Ohnewald nicht.

Sein Text „Rudi macht nicht mehr mit“ aber ist ein herausragendes Stück.

Ein Beispiel für Qualitätsjournalismus.

Eines, das berührt und nachdenklich macht und sicher über die Region hinausreichen wird.

Sofern eine Jury darauf stößt, wird er damit mit Sicherheit wieder einen Preis oder eine Platzierung gewinnen.

Sicherlich keinen Preis bekommt die Schulpolitik im Lande. Da gilt es „Mauern einzureißen“.

Und alle, die es „besser“ wissen wollen, also die Vertreter von SPD, CDU und FDP in Heddesheim, sollten erst diesen Text lesen, bevor sie weiter irgendetwas zu einem Thema sagen, von dem sie keine Ahnung haben.

Stuttgarter Zeitung, Michael Ohnewald: Der Rudi macht nicht mehr mit.

Acht Monate heddesheimblog. Das war 2009. Teil II – Politik

Guten Tag!

Heddesheim, 31. Dezember 2009. So viel Interesse der Bürgerinnen und Bürger an den Sitzungen des Gemeinderats wie 2009 soll es noch nie oder zumindest lange nicht mehr gegeben haben. Der neu gewählte Gemeinderat spiegelt die Stimmung im Ort wieder. Diese reicht von rau und gereizt bis aufbrausend.

Die Kommunalwahl 2009 brachte eine Überraschung: Bündnis90/Die Grünen werden mit sechs Sitzen zweitstärkste Fraktion hinter der CDU mit acht Sitzen (-2). Die SPD ist nun drittstärkste Kraft mit fünf Sitzen (-1) vor der FDP mit zwei Sitzen (-1). Ein Gemeinderat ist partei- und fraktionslos.

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Über Wochen wurde an den Ständen vor der Edeka informiert. Bild: hblog

So, wie sich in der Öffentlichkeit ein Graben der „Pfenning“-Befürworter und -gegner durchs Dorf zieht, sind auch die Linien im Gemeinderat zu erkennen. Bei CDU äußert sich üblicherweise Dr. Joseph Doll, bei der SPD ab und an Jürgen Merx, aber auch Michael Bowien, bei der FDP gibt Frank Hasselbring einzelne Statements ab. Nur die Grünen und der freie Gemeinderat Hardy Prothmann sowie der SPD-Gemeinderat Michael Bowien stellen Fragen. Ab und an platzt Rainer Hege (CDU) der Kragen. Die anderen Gemeinderäte schweigen überwiegend.

Nicht nur zur Pfenning-Ansiedlung. Auch die aktuelle Debatte um die Werkrealschule ist eigentlich keine. Statt dem Austausch von Argumenten werden Statements abgegeben. Die Befürworter finden alles fraglos gut, die Kritiker fragen und bekommen nur unzureichende Antworten.

Um die IG neinzupfenning, die für viel Wirbel durch Flugblätter und Infostände gesorgt hat, ist es ruhig geworden. Man hört, dass die Interessengemeinschaft sich auf die kommenden Schritte vorbereitet und deswegen zurückhält. Man darf gespannt sein, was 2010 von der IG neinzupfenning kommt.

Der Höhepunkt der Spannungen aber war sicherlich die letzte Gemeinderatssitzung vom 18. Dezember 2009. Bürgermeister Michael Kessler kommentierte einen Redebeitrag mit „Jetzt reichts aber“. Genau das dachte auch Reiner Edinger (Grüne): „Herr Bürgermeister, ich appelliere dringend an Sie, die Souveränität des Gemeinderats zu achten, damit diese gewahrt bleibt. Sprüche wie „Jetzt reichts aber“ verbitte ich mir. Im Gegenteil fordere ich Sie dazu auf: Sie haben auch andere Meinungen zu respektieren.“

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Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Haupt- Zweig- Werkrealschule – Von Profis und Dilletanten

Guten Tag!

Heddesheim, 11. Dezember 2009. Was der Heddesheimer Gemeinderat am kommenden Donnerstag beschließen wird, steht heute schon fest. Eine gemeinsame Werkrealschule unter der Leitung von Hirschberg. Soweit das Protokoll.
Die Frage ist, warum sich der Heddesheimer Gemeinderat überhaupt noch die Mühe macht, darüber eine Sitzung abzuhalten. Die Entscheidung ist längst durch den Bürgermeister Michael Kessler getroffen – der weiß eine Mehrheit für all seine Entscheidungen hinter sich. Ohne Wenn und Aber.

Kommentar: Hardy Prothmann

Der Heddesheimer Gemeinderat wird am kommenden Donnerstag, den 17. Dezember 2009, zusammen kommen und über dies und jenes „beraten“, zumindest so tun als ob und der Stimmung wegen sich wahlweise gegenseitig beschimpfen. Was tatsächlich passiert, hängt von den Tagesordnungspunkten und den jeweiligen Launen ab.

Ganz sicher aber wird es einen Tagesordnungspunkt geben, der da heißt: „Gemeinsame Werkrealschule„. Zu diesem Tagesordnungspunkt wird die Mehrheit des Heddesheimer Gemeinderats ganz sicher im Sinne der Verwaltung abstimmen.

In Heddesheim regiert der Gehorsam.

Der „Sinn“ ist keine Frage nach Sinn oder Unsinn, sondern nach dem Willen des Bürgermeisters Michael Kessler. Der hat im Schulterschluss mit seinem Kollegen Manuel Just, Bürgermeister in Hirschberg, beschlossen, dass der Hauptsitz der beantragten „gemeinsamen Werkrealschule“ in Hirschberg sein soll.

Und natürlich erwartet der Bürgermeister wie auch sonst strengsten Gehorsam im Rat – also von dem Gremium, dass die Verwaltung und damit auch den Bürgermeister kontrolliert.

In Heddesheim ist das nicht der Fall. Das mit der „Kontrolle“.

Das mit dem „Gehorsam“ schon eher.

Im dortigen Gemeinderat wird nicht nach dem Gewissen freier Gemeinderäte entschieden, sondern im Bewusstsein, ob man „dazu gehört“ oder nicht.

„Dazu gehört“, wer mit dem Bürgermeister stimmt, also „gehorcht“. Alle anderen sind „ekelhaft„.

Als der Hirschberger Gemeinderat vor ein paar Wochen per Beschluss den Hauptsitz der „gemeinsamen Werkrealschule“ für sich beschloss – gab es keinerlei Aufregung in Heddesheim. Weder haben sich die politischen Parteien noch der Bürgermeister Kessler über diesen „Beschluss“ geäußert.

Zumindest „offiziell“. Ein paar Tage später gab es eine gemeinsame Pressemitteilung, die den „Skandal“ (ein „unbemerkter“) weich spülen sollte und betonte, dass man „partnerschaftlich“ an einer gemeinsamen Lösung arbeite.

Aber es gab „inoffiziell“ eine kurzzeitige Verwirrung unter den Heddesheimer Gemeinderäten, die bislang davon ausgingen, dass doch die Hauptstelle sicher nach Heddesheim kommt.

Kessler wird der Leiter der Leitung.

Nachdem der Bürgermeister Kessler den verwirrten Gemeinderäten erklärte, dass alles seine Ordnung habe und er als künftiger Chef des „gemeinsamen Schulverbands“ Herr über „Finanzen und Ausstattung der Schule“ sei, waren die „Verwirrten“ beruhigt.

Das klingt gut: „Herr über…“ Das klingt wie: „Herr Kessler ist Herr über Herrn Just.“ Damit ist aus Sicht einfach gemüteter Gemeinderäte die Ordnung wieder hergestellt.

Ihr Kessler, das hatten sie verstanden, wird somit der Leiter der „Leitung“ einer „gemeinsamen Werkrealschule“ sein.

Die Frage, was es langfristig bedeutet, die eigenen Schulleitung zu opfern, hat keiner gestellt.

Hinter den Kulissen wetterte der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler über den Hirschberger Kollegen Just: „Der hat halt noch nicht viel Erfahrung. Ich schreibe diese Entscheidung (die des Hirschberger Gemeinderats) der Unerfahrenheit des Kollegen zu. Das war wenig professionell, sogar dilletantisch“, äußerte sich der „erfahrene“ Kessler über den „unerfahrenen“ Dilletanten und Amtskollegen Just gegenüber den Heddesheimer Gemeinderäten: „Sie können mir glauben, da hat es heftig gerumst.“ (In Klammern): „Dem habe ich den Marsch geblasen.“

Wer auch immer wer wem was geblasen hat und wo es auch immer „gerumst“ haben sollte – die politischen Seismographen haben kein bisschen ausgeschlagen.

Abnicker werden gelobt  – Kritiker niedergemacht.

Der Hirschberger Gemeinderat hat beschlossen und der Heddesheimer wird sich per Abnick-Entscheidung am 17. Dezember 2009 diesem Beschluss beugen. Ohne jegliche für die Öffentlichkeit wahrnehmbare Beratung und Diskussion im Vorfeld.

Denn egal ob „erfahren“ oder „dilletantisch“, beide Bürgermeister haben ihre „Stimmmehrheiten“ hinter sich. Koste es, was es wolle.

Die „Abnicker“ werden schon lange nicht mehr kritisiert, sondern nur gelobt. Teils überschwenglich. Meistens durch die Bürgermeister. Bestätigt durch die Rhein-Neckar-Zeitung, die Weinheimer Nachrichten, den Mannheimer Morgen. Und immer durch die Mitteilungsblätter der Nussbaum-Medien.

Abweichler werden zunehmend gerne kritisiert. Allen voran derzeit der Grüne Ulrich Kettner. Von ihm „sei man enttäuscht“, habe sich doch gerade er ursprünglich für den Antrag eingesetzt, wird dem Lehrer an der Johannes-Kepler-Schule vorgeworfen.

„Ursprünglich“ war Kettner tatsächlich für den Antrag. Doch gab es damals, also „ursprünglich“ noch kein Gesetz. Das gibt es erst seit Sommer 2009. Und vorher war nicht von einer „Haupt- und Zweigstelle“ die Rede. Vorher fehlten die vielen Einschränkungen. „Vorher“ hatte der Lehrer Kettner noch an echte Reformen geglaubt.

Heute weiß er, dass es nicht um Reformen geht, sondern um ein Einsparmodell zu Lasten der Schüler.

Vorher war von vielen anderen Dingen die Rede, zurück blieb wenig. Das hat der Gemeinderat Kettner kritisiert.

Weil er Kritik übt, steht er selbst in der Kritik. So banal das klingt: Weil er Kritik übt.

Denn „Kritik“ ist nicht erwünscht. Zumindest nicht von einem Bürgermeister Michael Kessler.

Dieser Mann hat scheinbar „panische Angst“ vor Kritik – anders sind seine Ausfälle und seine „ordnungspolitischen Anordnungen“ beispielsweise gegenüber Gemeindebediensteten nicht zu erklären.

Denn der Mann macht sich Sorgen um seine eigenen Ordnungen.

Ab sofort sind alle „Presseanfragen“ (also die des heddesheimblogs, denn sonst fragt niemand) über ihn selbst zu beantworten.

Konkret: Presseanfragen müssen an die „Gemeinde“ gerichtet werden – denn sonst könne eine ordnungsgemäße Beantwortung nicht gewährleistet werden. Schreibt eine Sekretärin im Auftrag des Chefs.

Und die „Antworten“ können lange dauern. „Presseanfragen“ (also Anfragen durch das heddesheimblog) sind ab sofort keine Chefsache mehr, sondern ein Verwaltungsakt.

Das trifft schon lange für die Heddesheimer Verhältnisse zu. „Chefsache“ heißt: Vermeidung von transparenter Öffentlichkeit.

Fast alle Diskussionen zum Thema „Werkrealschule“ sind in Heddesheim im Hinterzimmer getroffen worden. Mindestens sieben Mal wurde das Thema behandelt – allerdings nur einmal „öffentlich“.

Wie auch immer über den Antrag über eine „gemeinsame Werkrealschule“ entschieden wird. Dieser Antrag ist ein Verwaltungsantrag und hat mit der Lebens- und Schulwirklichkeit der Gesellschaft nichts zu tun.

Er ist ein Verwaltungsakt.

„Er“ steht dabei synonym für den Bürgermeister Michael Kessler.

JKS soll „Zweigstelle“ der Werkrealschule Hirschberg werden

Guten Tag!

Heddesheim, 11. Dezember 2009. In einer gemeinsamen Pressemitteilung begründen die Bürgermeister der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg einen Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule. Bürgermeister Kessler favorisiert Hirschberg als Hauptstelle.

Die Gemeinden beantragen, dass in der neuen gemeinsamen Werkrealschule die Klassen 5 bis 9 je einzügig und die Klasse 10 jährlich alternierend unterrichtet werden. Dies sei nach Meinung der Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) das „beste, ortsnahe Konzept für die Schülerinnen und Schüler“. Die Bürgermeister begründen den Antrag durch „die schon vorhandene intensive Kooperation und die räumliche Nähe der Schulen“.

Der „Grundgedanke“ der Kooperation zwischen Heddesheim und Hirschberg sei „eine Partnerschaft auf Augenhöhe“.

Tatsächlich wird eine der Schulen Hauptstelle und die andere Zweigstelle werden. Dazu informieren die Bürgermeister:

„Für Hirschberg als Hauptstelle spricht die zentrale Lage an der Bergstraße mit mehreren Nachbargemeinden. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass die neue Schule für weitere Schülerinnen und Schüler von der Bergstraße und dem vorderen Odenwald attraktiv wird und ein höheres Einzugsgebiet haben kann. Schülerinnen und Schüler aus Bergstraßengemeinden haben nach Hirschberg durch die OEG-Anbindung sehr gute ÖPNV-Verbindungen. Im Sinne einer langfristigen Sicherung der notwendigen Schülerzahlen sind dies wichtige Argumente, die für Hirschberg sprechen.“

Weiter heißt es in der Pressemitteilung:
„Heddesheim hat ebenfalls gute Argumente, den Sitz der Schulleitung für sich zu reklamieren. So hat Heddesheim höhere Einwohner- und Hauptschülerzahlen und eine gleichwertige räumliche Ausstattung der Schule. Das Schulgebäude wurde zudem umfassend saniert – zuletzt mit der Sanierung des Schulhausdaches.“

Die Bürgermeister betonen einen „Geist der partnerschaftlichen Zusammenarbeit“. Unter „Berücksichtigung einer langfristigen Strategie zur Stärkung der notwendigen Schülerzahlen“. Ihr Vorschlag: Der Sitz der Schulleitung wird in Hirschberg angesiedelt. Ein „zu bildender Schulverband“ solle den Sitz und Vorsitz in Heddesheim haben.

Dieser Schulverband verwalte „unter anderem die Finanzen und Sachmittel der Schule“. Außerdem solle geregelt werden, dass „das Heddesheimer Schulgebäude gezielt auch für schulorganisatorische Veranstaltungen, beispielsweise Lehrerkonferenzen, Elternabende und so weiter genutzt“ werde.

Der Gemeinderat in Heddesheim werde dieses Thema in seiner Sitzung am 17. Dezember behandeln.

Pfenning, Demenz, WRS, Blümenkübel und hochwertige Feuerzangenbowle

Guten Tag!

Heddesheim, 04. Dezember 2009. Im Mitteilungsblatt stehen mitunter kuriose „Informationen“. Auch im aktuellen. Besonders lesenswert: Die Beiträge der Parteien.

Von Helle Sema

Die beste Nachricht zuerst: Der CDU ist nichts eingefallen oder sie hat schlicht und ergreifend den Redaktionsschluss verbummelt oder vergessen (siehe SPD)?. Vielleicht hat der Leitartikelverfasser auch eine Schreibblockade – dann wünsche ich gute Besserung.

Die Knallernachricht kommt von den Jusos in der SPD: „Wir dürfen nicht zulassen, dass der „Schavansinn“ weitergeführt wird.“ Dem Jungsozialisten Michael Holler reicht diese Kreation aber noch nicht, deswegen spielt er das Wort weiter und hollert ein „raues Klima“ im Bereich der Bildung hervor. Damit zeigt er Kultusminister Rau, wo der Hammer hängt, denn Holler fordert nichts anderes als „die Machtverhältnisse in unserem Land zu ändern“. 2011 – denn dann sind Landtagswahlen.

Die zweite Knallernachricht kommt ebenfalls von Jusos in der SPD: Sie erteilen dem Werkrealschulkonzept des Landes Baden-Württemberg knallhart eine Absage und verpassen damit den großen, also der SPD, einen Tritt vors Schienbein. Denn die Heddesheimer SPD will die Werkrealsschule – anders als die Landes-SPD, die ebenso wie die Jusos mit der „Reform“ nicht einverstanden ist.

Bündnis 90/Die Grünen berichten aus dem Gemeinderat und wundern sich, dass die Vertreter der „großen Volksparteien“ (nimmt man 30 Prozent plus als Definition an, gibt es nur noch eine) üblicherweise „jeden Blümenkübel (oder Kübel voller Dreck und Unrat, Anm. d. Red.) vor dem Rathaus intensiver diskutieren“ als die geplante „Pfenning“-Ansiedlung.

Außerdem berichten die Grünen von einer Zusammenkunft der „Pfenning“-Gegner und kündigen an: „Der Widerstand gegen Pfenning geht weiter“. In der nächsten Zeit im Untergrund: Projektgruppen, Arbeitskreise und Bürgerinitiativen erarbeiten Papiere, die Bedenken und Argumente sammeln. Die sollen dann „ihren Niederschlag“ im Bebauungsplan finden oder noch besser, ich versuch mal den Holler: „Pfenning niederschlagen.“

Die FDP sieht eine „zunehmende Bedeutung des Platzes für unsere Gemeinde“. Gemeint ist der Dorfplatz. Sonst ein Ort der Ruhe und der inneren Einkehr, freut sich die FDP, dass sich „ihr Einsatz“ gelohnt hat und sie froh Kunde geben kann, dass der Weihnachtsmarkt, organisiert vom BDS (sic!), in der „Ortsmitte platziert“ worden ist und damit auch dort stattfindet. Und weil die FDP nicht nur fordert, sondern sich auch beteiligt, ist sie – ja, genau, mit dabei: „Dieses Jahr werden wir eine hochwertige Feuerzangenbowle anbieten“, schreibt Frank Hasselbring. Was heißt das nun wieder? Vielleicht: Das minderwertige Zeugs der Vorjahre kam halt nicht an.

Ach vergessen: Demenz. „Wir, der SPD-Ortsverein Heddesheim, erhielten von der AWO Rhein-Neckar eine Einladung zur Veranstaltung mit dem Thema „Ist es nur Vergesslichkeit oder ist es Demenz?“. Das steht da so. Warum? Das hat die SPD vergessen hinzuschreiben.

Zündstoff: CDU-Politiker Wacker erteilt Kessler und Just eine Backpfeife

Guten Tag!

Heddesheim, 27. November 2009. Der Mannheimer Morgen veröffentlicht heute ein Interview, dass jede Menge lokalpolitische Sprengkraft in sich trägt. Der CDU-Politiker Georg Wacker, Staatssekretär im Kultusministerium, erteilt den Gemeinden Heddesheim und Hirschberg eine deutliche Absage in Sachen gemeinsame Werkrealschule.

Kommentar: Hardy Prothmann

Die Ohrfeige sitzt und zwar auf den Ohren der CDU, der SPD und der FDP in Heddesheim. Und auf denen der Bürgermeister Kessler und Just. Was Georg Wacker, CDU-Politiker, Mitglied des Landtags und Staatssekretär in einem kurzen Interview dem Mannheimer Morgen gesagt hat, muss den Fraktionen und den Bürgermeistern wie eine enorme Watsche auf den Backen glühen.

Die von den Gemeinden Heddesheim und Hirschberg ausgedachte „Ausnahmeregelung“ hat dem Interview zufolge „wenig Chancen“.

Das kann der CDU-Grande Wacker so einfach sagen, weil er weiß, dass es weder in Hirschberg noch in Heddesheim eine Öffentlichkeit gegen eine solche Aussage gibt. Denn die wurde durch Hinterzimmergespräche verhindert. Kessler und Just dachten, sie könnten das unter sich ausmachen und haben sich und ihren Einfluss wahrscheinlich masslos überschätzt.

Wenn Wacker Recht hat – und davon ist auszugehen – müssen sich Heddesheim und Hirschberg einer Lösung beugen, die sie angeblich nie wollten. Einer gemeinsamen Werkrealschule auf Wanderschaft. Die Klassen 5-7 in der einen, die Klassen 8-10 in der anderen Schule.

Angeblich wollten beide Gemeinden „ihren Schulstandort“ stärken. Und angeblich sei es eine Schwächung, wenn die Schüler auf Reisen geschickt würden.

Doch genau das zeichnet sich aber ab.

Die Verlierer sind aber nicht die Bürgermeister Kessler und Just – die werden nach Stuttgart zeigen und ihr Haupt beugen. Die Verlierer sind die Hauptschüler.

Gymnasiasten wäre das nicht passiert – die haben eine stärkere Lobby.

Heddesheim und Hirschberg haben eine Chance, sich gegen den Willen Stuttgarts zu positionieren – wenn sie die Eltern mobilisieren. Doch dazu benötigt es eine offene Strategie, einen offenen Austausch und den Willen, sich nicht von oben herab etwas diktieren zu lassen.

Auf den Bürgermeister Kessler und seine vollmundigen Versprechungen muss niemand mehr etwas geben.

Wenn es noch eine Wende in diesem Schuldrama geben kann, dann nur aus der Bevölkerung heraus.

Dem stehen aber vollkommen verharzte Fraktionen bei CDU, SPD und FDP gegenüber – Hinterzimmermauschlern, die nichts mehr fürchten, als einen offenen Austausch über Argumente. Ein offensiver Einsatz für die Johannes-Kepler-Schule würde diese Parteien dazu zwingen, sich zu öffnen.

Das wird nicht stattfinden. Es werden beschwichtigende Worte gesucht werden – hart an der Grenze zur Lüge – um ja nicht das aus Sicht dieser örtlichen Parteifunktionäre „bewährte“ eigene System zu gefährden.

Doch jedes Wort in der Sache wird gelogen sein. Am Ende verlieren die Schulen und vor allem die Schüler – die lokalen Politgrößen haben schon längst verloren. Die CDU zwei Sitze, die SPD einen und die FDP auch einen. Profitiert haben die Grünen.

An denen ist es jetzt – die Hoffnung der Wähler auf eine anständige Politik umzusetzen.

Die Grünen in Heddesheim haben sich mit drei neuen Sitzen um 100 Prozent verdoppelt. Die Wähler haben ihnen ihr Vertrauen geschenkt – freilich mehr in Sachen „Pfenning“, als in anderen Fragen.

Tatsächlich gibt es außer „Pfenning“ aber noch andere sehr wichtige Themen in Heddesheim.

Während die CDU, die SPD und die FDP immer noch (wegen „Pfenning“) beleidigt sind und eigentlich nichts zustande bekommen, bleibt als letzte Hoffnung, dass die Grünen die Ärmel hochkrempeln.

Heddesheim darf gespannt sein, ob die Grünen diese Erwartung erfüllen.

Die Schüler der Johannes-Kepler-Schule brauchen Unterstützung – ohne stehen sie sehr alleine da.

Wünschenswert wäre, dass die Parteifunktionäre ihre Parteibindung mal außen vor lassen könnten und sich für ihren Ort und ihre Schüler einsetzen – im Zweifel auch gegen ihre Parteifreunde im Kreis oder im Land.

Das aber ist eine Hoffnung, die weniger Chancen hat, als ein Dreier im Lotto.

Antrag auf gemeinsame Werkrealschule umstritten

Guten Tag!

Heddesheim, 20. November 2009. Zunächst herrschte Einigkeit, was den Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg angeht. Immerhin kooperieren die beiden Schulen schon seit langem und diese Kooperation ist fruchtbar. Am 31. Juli 2009 trat das neue Landesschulgesetz in Kraft – seitdem herrscht in vielen Orten der schulische Ausnahmezustand.

Das Kultusministerium informiert: „Zweizügige Hauptschulen und zweizügige Hauptschulen mit Werkrealschulzug werden zu Werkrealschulen weiterentwickelt. Für die Frage der Zweizügigkeit sind die Regelungen des Organisationserlasses ausschlaggebend. Von einer anzustrebenden stabilen Zweizügigkeit ist jedoch erst bei einer Mindestschülerzahl von 36 auszugehen.“

Die Sätze haben es in sich. Werkrealschule soll nur sein, wer „Zweizügigkeit“ anbieten kann, also zwei Klassen pro Jahrgangsstufe – für viele Hauptschulen mit sinkenden Schülerzahlen ein K.O.-Kriterium. Aus diesem Grund wollen Heddesheim und Hirschberg mit je einem Zug zu einer „Zweizügigkeit“ fusionieren. Das nächste Problem: Das Ministerium will, dass die Klassen 5-7 an einer Schule und die Klassen 8-10 an der andere Schule unterrichtet werden.

Die Heddesheim-Hirschberg-Lösung war gut – bis das Gesetz kam.

Heddesheim und Hirschberg glauben, dass sie weitermachen können wie bisher, nämlich „vertikal“, also an beiden Standorten von der fünften bis zur neunten Klasse unterrichten und die „Werkrealschuleklasse“ 10 dann im Wechsel. Dafür braucht es aber eine Ausnahmegenehmigung.

Beide Standorte können aber auch Hauptschule bleiben – dort wird so unterrichtet, dass Schüler nach der 9. Klasse auf eine Werkrealschule gehen können. Aber „Hauptschule“ klingt nicht so gut wie „Werkrealschule“ – auch wenn weniger als ein Drittel der Schüler überhaupt die zehnte Klasse absolviert.

Der Spiegel schrieb deswegen schon im Herbst des vergangenen Jahres von einem Etikettenschwindel. Gewerkschaften und Elternbeiräte protestieren ebenso wie Handwerkskammern gegen das neue Gesetz – das ficht das Kultusministerium nicht an und auch nicht die Heddesheimer Politik: „Wir können hier an der Landespolitik nichts ändern“, sagt Bürgermeister Michael Kessler und bekommt Unterstützung von der CDU, der SPD und der FDP.

Ignoranz auf fast allen Ebenen.

CDU und FDP ignorieren dabei vollständig das Chaos, dass ihre Landesparteien angerichtet haben. Und die Heddesheimer SPD, allen voran deren Vorsitzender Jürgen Merx, ignoriert die Haltung der Genossen auf Landesebene. Die Stuttgarter Zeitung schreibt bereits am 31.07.2009:

„In der Sache sind die Positionen unverändert. Norbert Zeller, der Bildungsexperte der SPD, warnte, „die Werkrealschule bringt keinerlei Verbesserungen“. Stattdessen seien knapp 800 einzügige Hauptschulen von der Schließung bedroht. Er kritisierte das Konzept als Einsparprogramm der Landesregierung.“

Auch das Problem der Schulleitung ist in Heddesheim plötzlich ein neues Thema. Erst hieß es, beide Standorte behielten ihre Rektoren – das aber geht nicht nach dem neuen Gesetz. Deswegen schreibt Bürgermeister Kessler folgerichtig, aber im Widerspruch zu früheren Aussagen in seinem Antrag: „Eine der Gemeinden wird jedoch am Ende in dieser Frage zurückstecken müssen.“

Für den Grünen-Gemeinderat Ulrich Kettner und seine Fraktionskollegen passt hier nichts mehr zu dem, wie es mal gedacht war: eigenständige Standorte kooperieren partnerschaftlich und bilden gemeinsam aus: „In der jetzigen Form geht es nicht um das Wohl der Schüler, sondern um ein Sparprogramm. Deswegen werden wir dem Antrag nicht zustimmen.“

Der Lehrer ist kritisch, der Bürgermeister wundert sich, die CDU warnt, die SPD bleibt vor Ort.

Der Bürgermeister hingegen will nicht „in die Details gehen“, der CDU-Fraktionschef Dr. Josef Doll sagt „vor dem Verlust der Hauptschule ist zu warnen“, FDP-Mann Frank Hasselbring lobt „die notwendige Flexibilität“ und SPD-Fraktionschef Merx meint: „Wir müssen vor Ort Politik machen.“

Das Argument, vorgebracht von Kettner, dass in anderen Orten intensiv über andere Möglichkeiten beraten wird und es keinen Drang zur Eile gibt, wird beiseite geschoben: „Ich muss mich schon sehr wundern, Herr Kettner, dass gerade Sie jetzt dagegen sind“, sagt der Bürgermeister – der einfach nicht verstehen will, dass sich die früheren Annahmen geändert haben könnten oder sogar haben.

Im Gegenteil meint Bürgermeister Kessler, dass „wir das im vergangenen Herbst schon diskutiert haben, wo es das Problem noch nicht gab“. Das Problem gab es damals zwar schon, aber bis zur Sitzung am 19. November 2009 nur ein einziges Mal in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung. Darüber hinaus hat sich der Gemeinderat fünf Mal mit dem Thema befasst – immer nicht-öffentlich.

Hintergrund:
Stellungnahme Fraktion Bündnis90/Die Grünen zur Werkrealschule
Stuttgarter Zeitung: Neue Werkrealschule ist Gesetz
Gewerkschaft GEW: Meldungen und Berichte zur Werkrealschule
Stellungnahme Handwerk
Pressemeldung Kultusministerium
Spiegel: Baden-Württemberg pappt neues Etikett an Hauptschulen
Stuttgarter Zeitung: Werkrealschule kommt nicht an

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Werkrealschule wird beantragt


Guten Tag!

Heddesheim, 20. November 2009.

Meldung Gemeinderatssitzung

Der Heddesheimer Gemeinderat hat mit 14:4 Stimmen bei einer Enthaltung dem Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule zugestimmt, nach dem „die Klassen 5 bis 9 jeweils an beiden Standorten und die Klasse 10 im jährlichen Wechsel geführt werden“.

Die Verwaltung ist nunmehr „beauftragt, gemeinsam mit Hirschberg einen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Schulbehörde zu stellen“. Ebenso soll die „bis zum 31.07.2016 mögliche Einrichtung eines Schulbezirks, der sich über die beiden Gemeindegebiete erstreckt – vorbehaltlich anderweitiger Beratung durch die Schulverwaltung – in Anspruch genommen werden.“

Wir informieren Sie ausführlich im Laufe des Tages.

Redaktion heddesheimblog