Dienstag, 30. Mai 2023

Ortstermin Hecke: Wieviel Rückschnitt soll sein, muss sein, darf sein?

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Vogelfreunde und Gemeindebedienstete diskutieren über die Tiefe des Einschnitts.

Heddesheim, 01. November 2011. (red) Ortstermin, Montag, 31. Oktober 2011: Acht Männer stehen vor der ewig langen Hecke am Vogelpark. Sie diskutieren. Die Hecke soll beschnitten werden – die Frage ist, wie stark der Rückschnitt sein soll oder darf. Am Ende wird ein Kompromiss gefunden – der aber nur zum Teil „gefällt“.

„Hier geht es doch gar nicht so sehr um die Sicherheit, sondern vor allem darum, dass die großen landwirtschaftlichen Fahrzeuge immer mehr Platz brauchen“, sagt Kurt Klemm.

Der Vogelschützer und Grünen-Gemeinderat ist sichtlich aufgeregt. Ihm gefällt überhaupt nicht, dass die Hecke gestutzt werden soll.

Geht es um mehr Platz für Fußgänger oder Fahrzeuge?

Bürgermeister Michael Kessler sieht das anderes. Er meinte in der vergangenen Gemeinderatssitzung, es müsse für die Spaziergänger ein Geh- und Ausweichraum geschaffen werden, weil der landwirtschaftliche Weg am Vogelpark zu schmal für Fußgänger und Fahrzeuge sei. Und dafür braucht es Platz und deswegen müsse die Hecke zurückgeschnitten werden.

Die Mitglieder des Vogelvereins diskutieren mit den Vertretern der Gemeindeverwaltung über die tiefe des Einschnitts. Bauhofleiter Wolfgang Unverricht sagt: „Wir werden bei dem Gehölz viel Arbeit haben – nach dem ersten Rückschnitt haben wir es in Zukunft leichter, wenn eine Linie steht.“

Dem halten Kurt Klemm und der 2. Vorsitzende der Vogelfreunde, Joerg Landenberger, entgegen: „Die Hecken haben fast 30 Jahre gebraucht, um sich so zu entwickeln.“ Die Vogelfreunde betonen, dass die Hecken zum einen Schutz bieten, Nistraum sind und ein reichhaltiges Nahrungsangebot bereithalten: „Deswegen haben wir hier viele Beerensträucher gesetzt – die Vögel brauchen dieses Futter im Winter“, sagt Kurt Klemm.

Der stellvertretende Leiter des Bauamts, Jürgen Beck, sagt: „Wir schneiden mal zurück und sehen dann weiter, wie es sich entwickelt.“ Welche Meinung er hat, spielt keine große Rolle, denn er muss die Maßnahme umsetzen.

Nicht glücklich mit dem Kompromiss.

Ursprünglich sollten die Hecken nach den Vorstellungen des Bürgermeisters insgesamt um eineinhalb Meter zurückgeschnitten werden. Doch in der Diskussion vor Ort findet man einen Kompromiss: Die Männer messen vom Rand der Straße aus eineinhalb Meter. Konkret bedeutet das einen Rückschnitt von einem halben bis zu einem ganzen Meter für die Hecke.

„Damit kann man leben, glücklich bin ich damit nicht“, sagt Kurt Klemm. Joerg Landenberger ergänzt: „Wir wollen natürlich nicht schuld sein, wenn es hier zu einem Unfall kommen sollte, schön müssen wir die Maßnahme nicht finden.“

In diesem Augenblick kommt ein Traktor mit Hänger um die Kurve am Landgraben. Es wird ganz schön eng. Die Männer weichen links und rechts der Straße aus. Neben der Straße sieht man die Reifenspuren von landwirtschaftlichen Fahrzeugen. Offensichtlich reicht der Platz häufig nicht aus.

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Kurt Klemm zeigt einen Nahrungsvorrat, den die Beerenhecke bietet.

Genau das kritisiert Kurt Klemm: „Die Natur muss der Technik mehr und mehr weichen. Hier geht es nicht um eine Verbesserung für die Fußgänger, sondern nur um eine für die Landwirte.“

Viele stellen die Frage, warum man den Ausweichweg nicht auf der anderen Straßenseite umsetzt? Da sei schließlich keine Hecke. Dem Bürgermeister hat das nicht gefallen, dass man dafür die drei Meter über den Weg laufen muss. Angeblich sei das zu gefährlich.

Rückschnitt unter Beobachtung

Die Vogelfreunde weisen auf ein großes Problem hin. Sollten durch den Rückschnitt Löcher in der Hecke entstehen, können Hunde ins Biotop eindringen und die Vögel stören. Das wollen sie auf alle Fälle verhindern.

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Chaos an der Ecke – hier ist es eng. Der Heckenschnitt wird daran nichts ändern.

Mit dem Bauhofleiter Wolfgang Unverricht vereinbaren die Männer, dass am kommenden Donnerstag, wenn der Rückschnitt beginnen soll, ein Mitglied des Vogelvereins die Maßnahme begleitet. Sicher ist: Die Vogelfreunde kämpfen um jeden Zentimeter Hecke.

Nach dem Rückschnitt soll ein Schotterrasen entlang der Hecke gebaut werden. Eine 20 Zentimeter dicke Schicht wird dafür verdichtet, darauf kommt ein Schotter-Erde-Gemisch mit Rasensamen. Der Weg wird belastbar sein, aber nicht asphaltiert. Ob die Spaziergänger tatsächlich darauf laufen oder nur die landwirtschaftlichen Fahrzeuge mehr Platz haben, wird man sehen.

Wir werden darüber berichten.

 

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Nehmen Sie die Vogelfütterung wieder auf, damit es keinen stummen Frühling gibt


Das Usutu-Virus hat der Amsel schwer zu schaffen gemacht.

Guten Tag!

Rhein-Neckar, 29. Oktober 2011. Dem Heddesheimer Vogel-Experten Kurt Klemm wurden allein in diesem Sommer rund 300 tote Amseln gemeldet, die vermutlich überwiegend durch das Usutu-Virus eingegangen sind. Deshalb hatte der Vogelschützer im Sommer dazu aufgefordert, keine Vögel zu füttern, um eine gegenseitige Infektion an Futterstellen zu vermeiden. Finkenbestände wurden durch einen Einzeller dezimiert.
Die Vögel, die durchgehalten haben und überwintern, dürften infektionsfrei sein, denn der Hauptüberträger, die Stechmücke, fällt als Überträger aus. Deshalb ruft Kurt Klemm zur Vogelfütterung über den Winter auf, denn viele Vögel finden in der freien Natur längst nicht mehr genug Nahrung.

Von Kurt Klemm

Der Tod vieler drosselartiger Vögel, zu der auch die Amsel gehört, hat alle Vogelfreunde tief erschüttert. Kaum ein melodischer Gesang war in der Natur, vom Sommer bis jetzt, zu hören. Beim morgendlichen Gang durch den Garten herrschte eine gespenstige Ruhe, so dass ein stummer Frühling im kommenden Jahr nicht auszuschließen ist. Schuld daran ist das Usutu-Virus.

Das Usutu Virus, stammt aus Afrika und verdankt seinen Namen einem Fluss in „Swasiland“. Das Virus kann vermutlich durch infizierte Zugvögel oder durch Stechmücken nach Europa gekommen sein. Nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg wurde der Erreger bei einem Schnelltest bei einer Amsel aus Birkenau (Hessen) nachgewiesen. „Wenige Tage danach ist das Virus bei vier Amseln in Mannheim sowie in Dossenheim in Baden-Württemberg entdeckt worden, dies bestätigte das Friedrich-Loeffler-Institut“, laut Wikipedia. „Betroffen sind auch Sperlinge und Eulen.“

Nach den Verlustmeldunge,n die ich alleine aus dem Rhein-Neckar-Kreis erhielt, wurden mehr als 300 tote Amseln aufgefunden.

Aber die aufgefundenen toten Vögel, sind nur die Spitze des Eisberges, da sich die meisten erkrankten Tiere instinktmäßig im Gebüsch verkriechen, so dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist. Wie hoch genau, das werden wir erst in den nächsten Jahren erfahren. Es ist offen, inwieweit sich die Vogelbestände davon erholen werden.

Auch in unseren Nachbarländer, Österreich (2001-2002), Schweiz (2006), Ungarn (2008) und Italien (2009) hat es in den vergangenen Jahren ein Massensterben unter den Amseln gegeben. Der BNI-Virologe Jonas Schmidt-Chanasit Leiter der virologischen Diagnostik, hat daher wenig gute Nachrichten: „So ein Vogelsterben kann mehrere Jahre andauern, bis die Tiere immun sind.“

Das Virus kann auch auf den Menschen übertragen werden, so wie es 2009 in Italien erstmals der Fall war. In Deutschland ist bisher kein übergreifen auf den Menschen festgestellt worden.

Bei den Singvögeln und hier hauptsächlich bei den Grünfinken grassierte ein Einzeller namens „Trichomonas gallinae“ und führte in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Berlin zu großen Verlusten. Dieser Erreger, der von Tauben übertragen wird, hat in diesem Jahr auch bei uns in Nordbaden neben den drosselartigen Vögeln, besonders bei unseren Finken große Bestände vernichtet.

Da beim Usutu-Virus der Hauptüberträger Stechmücken sind, dürfen die Tierliebhaber ihre gefiederten Freunde wieder füttern, da vom Futterhaus keine Gefahr mehr ausgeht.

Zur Person:
Kurt Klemm ist Heddesheimer und anerkannter Vogelschützer. Der Mitgründer des Heddesheimer Vogelparks und Mitglied der Vogelfreunde setzt sich darüber hinaus intensiv für den Umwelt- und Naturschutz ein. Er ist Mitglied der Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Heddesheimer Gemeinderat.

Für Rückfragen steht Ihnen Kurt Klemm telefonisch zur Verfügung: 06203-9585824

Porträt Kurt Klemm

Höchste Auszeichnung: AZ-Naturschutzpreis für die Heddesheimer Vogelfreunde

VDW-Naturschutzpreis für Kurt Klemm

Maigrillfest der Vogelfreunde und -Pfleger in der Freizeithalle sehr gut besucht


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Guten Tag!

Heddesheim, 02. Mai 2011 (che/red) Das traditionelle Maigrillfest der Vogelfreunde und -Pfleger am 01. Mai in der Freizeithalle war auch in diesem Jahr sehr gut besucht. Zahlreiche Heddesheimer ließen sich bei strahlendem Sonnenschein und frischem Wind bereits am frühen Nachmittag kühle Getränke und deftige Speisen schmecken. Viele Gäste kamen mit der ganzen Familie, auf der großen Wiese vor der Halle waren alle Bänke besetzt. In der Halle schwitzen die Helfer bei der Zubereitung der Speisen und am Getränkeausschank, auch an der Kuchentheke war der Andrang groß. Das Duo „Herbert und Franz“ spielte ab 11:00 Uhr in der Halle für die Gäste auf.

Viel Freude mit den Fotos!

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Einen schönen Tag wünscht
das heddesheimblog

Vogelfreunde mit Maifest zufrieden

Guten Tag!

Heddesheim, 05. Mai 2010. Das Maifest ist für die Vogelfreunde existenziell wichtig: Der erwirtschaftete Gewinn deckt einen großen Teil der Kosten des Vereins. Vorstand Werner Dostal: „Wir können zufrieden sein.“

Für rund 800 Gäste hatten die Vogelfreude die Freizeithalle eingerichtet – von morgens 10:00 Uhr bis abends um 19:00 Uhr „herrschte trotz des ungünstigen Wetters reger Betrieb“, sagte Dostal: „Im Vergleich zum Vorjahr war der Umsatz nicht ganz so gut, aber unterm Strich kommen wir über die Runden.“

Rund 50 HelferInnen waren im Einsatz: „Ohne diesen freiwilligen Einsatz könnten wir das gar nicht stemmen“, sagte Dostal und bedankte sich bei allen Helfern und den vielen Gästen.

Der Verein der Vogelfreunde und -pfleger feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.

Eine erfreuliche Meldung hat Werner Dostal aus dem Vogelpark: „Beide Storchenpaare haben Junge.“ Die Störche, die dauerhaft „unterm Netz“ leben, haben zwei Junge, „beim Horst wissen wir nicht genau, wie viele es sind, man sieht aber schon, wie sie die Hälse nach Futter strecken.“

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

„Die Vögel brauchen uns.“

Guten Tag!

Heddesheim, 14. April 2010. Der Frühling kommt, wenn auch regnerisch. Die Vögel zwitschern. Alles scheint wie immer zu sein. Die Natur erwacht, die Jahreszeiten nehmen ihren Lauf. Ist das so? Der Naturschutzbeauftragte der Vogelfreunde und -pfleger, Kurt Klemm, sagt: Nein. „Die Vögel brauchen uns.“

Interview: Hardy Prothmann

Herr Klemm, der Frühling ist da, die Vögel zwitschern. Finden die schon genug zu fressen?

Kurt Klemm: „In einer Feldflur wie Heddesheim, die dermaßen ausgeräumt ist, gibt es so gut wie keine Wildpflanzen mehr, die manche abschätzig als „Unkraut“ bezeichnen. Diese Wildpflanzen sind die Ernährungsgrundlage für viele körnerfressenden Vögel. Die Vögel haben Mühe, genug zum Fressen zu finden.“

Welche Vögel sind das beispielsweise?

Klemm: „Der Grünfink, der Bluthänfling, Girlitz, Stieglitz. Diese Vögel sind auf halbreife Sämereinen bei der Aufzucht ihrer Jungvögel angewiesen. Sie brauchen Löwenzahn, Vogelmiere, Spitzwegerich, Breitwegerich, Wiesenknopf, Wegwarte. Diese Samen sind ein prächtiges Futter, die alles enthalten, was die Jungen brauchen.“

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Specht und Meisen im Winter werden durch "Zufütterung" unterstützt - auch im Sommer brauchen viele Vögel "Unterstützung". Bild: privat

Wollen Sie damit sagen, dass Gartenbesitzer kein Unkraut mehr jäten dürfen?

Klemm: „Selbstverständlich können die Menschen ihre Blumen und Beete pflegen, aber es ist sicherlich möglich, eine kleine naturbelassene Ecke im Garten für unsere Vögel zur Verfügung zu stellen. Was für die Menschen „Unkraut“ ist, ist für die Vögel Futter, also Nahrung.“

Eine „Unkrautecke“ im Garten liefert Nahrung.

Soll oder muss man die Vögel auch in der Zeit von Frühjahr bis Herbst füttern oder werden diese dadurch vom Menschen abhängig?

Klemm: „Man spricht nicht von Füttern, sondern von Zufüttern. Das ist sehr sinnvoll, damit genug Futter zur Jungenaufzucht zur Verfügung steht. Die Vögel werden dadurch nicht abhängig. In England beispielsweise ist das Zufüttern weit verbreitet. Die Folgen sind nur positiv, weil der Artenrückgang gestoppt werden konnte und gefährdete Vogelarten dadurch gerettet werden konnten.“

Welches Futter sollte man anbieten?

Klemm: „Auf jeden Fall kein Winterfutter, dort sind zu große tierische Fettanteile enthalten, die leicht ranzig werden können. Die Industrie hat auch durch die positiven englischen Erfahrungen ein Sommerfutter entwickelt. Das gibt es seit vier Jahren und ist im Fachhandel erhältlich, in Heddesheim beispielsweise beim Raiffeisenmarkt.“

In vielen Baumärkten gibt es jetzt das Winterfutter sehr günstig?

Klemm: „Damit sollen die Lagerbestände verkauft werden. Dieses Futter ist ungeeignet und ich empfehle, dieses nicht zu kaufen. Auf meine Intervention hin hat ein Marktleiter sich auf meine Argumente eingelassen und das Futter nicht mehr angeboten. Diese Einsicht fand ich sehr respektabel. Alternativ kann man sich auch Schrotfutter bei einer Mühle besorgen. Das ist günstig zu bekommen und ideal für unsere Spatzen.“

Der Hunger treibt es rein – und die Vögel verenden daran.

Kann man auch aus dem Haushalt Reste verfüttern?

Klemm: „Auf keinen Fall, alle gängigen Lebensmittel sind für die Vögel ungeeignet. Gewürzte Lebensmittel sind das reine Gift. Vögel fressen nicht, was Menschen essen.“

Man kann doch aber immer wieder Vögel an Mülleimern sehen, die fressen sogar Pommes.

Klemm: „Daran erkennt man die Not der Vögel, die so groß ist, dass sie aus schierem Hunger auch ungeeignete Nahrung aufnehmen. Was man nicht sieht, ist, wie viele daran elendig zugrunde gehen. Durch das Salz, Gewürze und ranziges Fett.“

Was ist mit den Insektenfressern?

Klemm: „Hier gibt es ein dramatisches Problem, das wiederum mit dem Öko-Kreislauf zu tun hat. Viele Insektenfresser brauchen Schmetterlings- und Falterraupen. Die wiederum legen ihre Eier bevorzugt an die Brennnessel. Die aber wird mit Unkrautbekämpfungsmittel vernichtet. Und damit auch die Raupen und damit die Nahrung für die Vögel. Das ist ein Riesenproblem.“

Wie kann man es lösen?

Klemm: „Wenn jeder Gartenbesitzer einen Quadratmeter für Brennnessel zur Verfügung stellt, wäre den Vögeln sehr geholfen. Auch Gemeinden könnten Brennnesselfelder stehen lassen und nicht immer sofort mähen. Ich kämpfe seit Jahren dafür, dass die Gemeinde sich hier einsichtig verhält.“

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Kurt Klemm hat in seinem Garten alles gemacht, damit sich der Vogel an sich, aber auch viele Insekten als Vogelfutter wohl fühlen. Bild: heddesheimblog

Soll man auch zufüttern?

Klemm: „Das kann man. Viele Meisen und Finken beispielsweise ziehen ausschließlich mit Raupen ihre Jungen groß. Wer vermutet, dass ein Nest in der Umgebung besteht, kann beispielsweise lebende Mehlwürmer anbieten, das ist ein Festschmaus für die Vogeljungen. Der Spatz wiederum ist ein nüztlicher Schädlingsbekämpfer und hat sich auf Blattläuse spezialisiert. Ein Nistkasten im Garten für den Sperling ersetzt die Giftspritze.“

Der Spatz ersetzt die Giftspritze.

Wo und wie sollte man Futter anbieten?

Klemm: „Lebendfutter immer an einem trockenen, überdachten Platz. Doch Achtung: Auch die Mehlwürmer müssen gefüttert werden. Wer sich dafür interessiert, kann sich für eine Beratung an die Vogelfreunde wenden, hier erhält man auch die Würmer zu günstigen Preisen.“

Und was gibt es beim Körnerfutter zu beachten?

Klemm: „Ich empfehle hier nicht aus Werbegründen, sondern aus Kompetenzgrüdnen den Raiffeisenmarkt. Hier gibt es alles, was der Vogelliebhaber braucht. Dazu gibt es eine kostenfrei eine gute Beratung, weil der Markt von uns, also den Vogelfreunden, gut und gerne beraten worden ist.“

Link:
Vogelfreunde und -pfleger 1960 e.V.

Video: Merino-Schafe zu Gast in Heddesheim

Guten Tag!

Heddesheim, 11. April 2010. In Heddesheim sind für einige Wochen Schafe zu Gast – fünf Jungschafe beweiden die Streuobstwiese am Vogelpark. Hier haben sie Ruhe und können sich stärken – das müssen sie auch, denn noch vor kurzem wurden sie so schlecht gehalten, dass das Veterinäramt den alten Betrieb „zumachte.

Von Hardy Prothmann

Ungewohnter Betrieb auf der Streuobstwiese. Am Samstagmorgen fahren Michael Finkbeiner sowie Annette und Michael Pfeiffer einen Hänger ins Gelände.

Fünf Merino-Schafe sind darin, alle etwa ein halbes Jahr alt. Die Schafe werden einzeln vom Hänger geholt, dann werden die Hufe der Tiere zurecht geschnitten.

Das ist nötig, denn die jungen Schafe sind zwar erst einige Monate auf der Welt, haben aber schon ein schlechtes Leben hinter sich. Nicht artgerecht wurden sie gehalten. Eng zusammengepfercht. Die Pfoten standen im eigenen Kot. Kein Auslauf war ihnen möglich.

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Michael Finkbeiner und Annette Pfeifer bereiten ein Merino-Schaf für die Weide vor. Bild: heddeseheimblog

Das Veterinäramt Weinheim hat einen Schafzuchtbetrieb geschlossen und die rund 60 Schafe neuen Besitzern zugeführt. Michael Finkbeiner, Silvia Singer, Annette und Michael Pfeifer sind Hobbyschäfer und haben fünf Merino-Schafe übernommen.

Eigentlich sind Merino-Schafe für ihre sehr gute Qualität der Wolle bekannt – die Wolle der jungen Schafe ist verfilzt und dreckig: „So sehen die normalerweise nicht aus“, sagt Annette Pfeifer nüchtern. Man merkt, dass die Verwaltungsangestellte sauer ist.

Und sie ist fest entschlossen, dass zu ändern. Resolut schneidet sie den Schafen die Hufe und freut sich, dass diese härter geworden sind – das Stehen im Kot hatte sie mürbe gemacht. Die Schafe waren in einem schlechten Zustand, als die Hobbyschäfer vom „Fuchshof Rippenweier“ die Tiere „übernommen“ haben.

Fuchshof heißt das private Projekt, weil die vier Hunde- und Schafliebhaber eigentlich „Coburger Füchse“ züchten wollen – jetzt aber auch Merino-Schafe haben. Die „Füchse“ gelten als gefährdete Haustierrasse.

Sie schneiden das Filz am Rücken weg, um danach ein Mittel direkt auf die Haut aufzubringen, das Parasiten, beispielsweise Würmer abtötet. Die Arbeit am Schaf ist anstrengend, die Hobbyschäfer sind engagiert und beherzt dabei.

Zwei bis drei Wochen werden die Schafe die eine Hälfte der Streuobstwiese beweiden, danach noch einmal so lange den anderen Teil. Danach geht es zur nächsten Weidestelle.

Täglich werden die Schafzüchter, die im Hauptberuf Verwaltungsangestellte, Controller, Landschaftsgärtner und Sozialarbeiterin sind, die Schafe mit Wasser versorgen und schauen, „ob alles in Ordnung ist“.

Damit die Schafe nicht ausbüchsen, haben sie die Wiese eingezäunt. Auf dem Zaun liegt Strom: „Eine Lektion reicht, dann wissen die Schafe, dass sie sich davon verhalten sollten. Der untere Teil des Zaunes ist ohne Strom, damit Hasen, Rebhühner, Fasane und andere bodennahe Tiere unbehelligt hindurch schlüpfen können.

Hundebesitzer, die am Rand der Streuobstwiese spazieren gehen, sollten also ihre Hunde angeleint lassen, damit sich diese keinen „Schlag abholen“ – abgesehen davon sollten Hunde entweder gut geschult sein oder an der Leine geführt werden.

Für die Hobbyschäfer und den Vogelverein ist es eine „Win-Win-Situation“: Die tierischen „Rasenmäher“ erledigen ruhig und zuverlässig das Mähen der Wiese – die Schafe können hier gutes Futter finden und sich nach ihrem Martyrium stärken.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Eröffnung Vogelpark: „Ein Ort der Ruhe und der Natur.“

Guten Tag!

Heddesheim, 27. März 2010. Heute öffnet der Vogelpark für die Saison 2010. Und: Der Verein der Vogelfreunde und -pfleger 1960 e.V feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Im Interview mit dem heddesheimblog sprechen Werner Dostal (Vorsitzender) und Ulrich Landenberger (Kassierer) über das Heddesheimer Vogeljahr 2010.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Dostal, Herr Landenberger: „Heute öffnet der Vogelpark und der Verein feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Was haben Sie für ein Programm geplant?“
Werner Dostal: „Wir haben insgesamt acht große Veranstaltungen darunter die Jahreshauptversammlung des VDW (Verband deutscher Waldvogelpfleger- und Schützer e. V.), unser Mai-Grillfest, das Vogelparkfest und den Jubiläumsabend. Da ist viel zu tun, aber wir freuen uns drauf.“

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Werner Dostal ist Vorsitzender der Vogelfreunde. Bild: hblog

Und der Vogelexperte, Professor Berthold hat sich angesagt?
Dostal: „Ja, auf Vermittlung von Kurt Klemm. Über den Besuch freuen wir uns natürlich sehr.“

Auch im Vogelpark ist immer etwas zu tun. Wie haben die Tiere den Winter überstanden?
Ulrich Landenberger: „Insgesamt gut – ein, zwei Vögel aus dem Freigehege sind nicht mehr da – so ist halt die Natur. Obs einen Unfall oder eine Begegnung mit einem Bussard gab, wissen wir nicht.“

Es gab auch schon Probleme mit Füchsen?
Landenberger: „Leider. Wir haben das Loch im Zaun gefunden und seit drei Jahren haben wir und die Vögel Ruhe.“

Sind die Störche schon zurück?
Landenberger: „Die sind zurück und brüten schon, sowohl die „wilden“ Störche als auch unsere Störche in der Voliere, die wegen ihrer Flugunfähigkeit ständig bei uns leben. Ab Mitte bis Ende April werden die Jungen schlüpfen.“

Sind die Störche die Hauptattraktion des Vogelparks?
Dostal: „Viele kommen wegen der Störche, aber natürlich machen auch unser schöner Pfau, die vorlauten Beos oder auch der „Lustige Hans“ unseren Besuchern viel Spaß. Insgesamt ist der Vogelpark ein Ort der Ruhe und der Natur, das gefällt den Besuchern.“

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Ulrich Landenberger ist Kassier des Vereins, kümmert sich aber vor allem um die "Verpflegung" der Vögel. Bild: hblog

Wie sieht es mit der Situation des Vereins aus?
Landenberger: „Gut bis sehr gut. Wir haben rund 250 Mitglieder und mit fünfzehn Jugendlichen eine aktive Jugendgruppe. Und viele Helfer, die sich sehr gut um den Park kümmern – ohne die könnten wir das nicht leisten.“

Sie haben aber auch einen sehr erfolgreichen Züchter im Verein, Joerg Landenberger. Wie wichtig ist das?
Dostal: „Die Arbeit von Joerg (Sohn von Ulrich Landenberger, Anm. d. Red.) für den Verein ist sehr wichtig. Privat züchtet er zudem Prachtfinken und ist damit sehr erfolgreich. Diese Erfolge sind natürlich Werbung für ihn und auch für uns.“

A propos Erfolg – den braucht es auch finanziell, der Vogelpark ist teuer.
Dostal: „Wir brauchen rund 5.000 Euro im Jahr, vor allem für Futter, aber auch für Material. Beispielsweise müssen wir dieses Jahr ein neues Netz (600 Euro) für die große Voliere anschaffen, weil das alte brüchig wird. Neben den Mitgliedsbeiträgen ist unsere Haupteinnahmequelle das Maifest. Wenn das gut läuft, sind wir sehr beruhigt.“

Sind Sie mit der Situation des Teilstücks des neuen Rundwegs um den Badesee zufrieden?
Dostal: „Ja, das wurde so umgesetzt wie ausgehandelt. Wir werden drei Bäume zur Bepflanzung spenden und die Patenschaft für deren Pflege übernehmen.“

Apropos Patenschaft. Gibt es die Storchenpatenschaft wieder?
Dostal (lacht): „Na klar. Im Juni, zum Tag des Storchs.“

Link:
Link: Der Vogelverein im Internet

Tipp:
Alle Termine zum Vogelpark und den Vogelfreunden finden Sie in unserem Terminkalender Heddesheim. Wenn Sie rechts oben im Kalender auf „Terminübersicht“ klicken – können Sie Kalender durch Anklicken ab- und auswählen. Wählen Sie beispielsweise alle anderen Kalender ab – sehen Sie nur noch die Termine für den Vogelverein.

In eigener Sache: Zugriffsrekord auf das heddesheimblog

Guten Tag!

Heddesheim, 12. Januar 2010. Der Artikel „Was Meinungsfreiheit bedeutet oder wie der MM die Meinung manipuliert“ verzeichnet die bislang höchste Zugriffszahl auf einen Artikel innerhalb eines Tages: Der Text wurde bislang 3.360 3.555 Mal innerhalb eines Tages abgerufen.

Am Anfang eines Monats bringen wir die Vormonatsstatistik. Heute machen wir eine Ausnahme, denn der 12. Januar 2010 ist aus Sicht der Redaktion ein Rekordtag.

regional

Verteilung der Hauptzugriffe vom heutigen Tag. Klicken Sie für eine größere Darstellung. Quelle: 1&1

Über 3.360 Mal (Stand: 22:00 Uhr) wurde unser Kommentar über die manipulative Berichterstattung des Mannheimer Morgens angeklickt. Die Top-Regionen sind laut unserem Statistik-Server:

  1. Mannheim
  2. Heidelberg
  3. Kaiserslautern
  4. Karlsruhe
  5. Heilbronn
  6. Hamburg
  7. Berlin
  8. Darmstadt
  9. Aschaffenburg
  10. Stuttgart

Von hier kamen zwischen mehr als sieben bis gut zwei Prozent der Zugriffe, insgesamt addieren sich die Zugriffe der Top 10 auf gut 40 Prozent. Der Rest verteilt sich nahezu über „ganz“ Deutschland.

Die Meldung über unseren Artikel auf Bildblog.de ist ganz eindeutig der „Verursacher“ für die überwältigende Resonanz. Wer im Rest der Republik interessiert sich sonst schon für Heddesheim/Nordbaden mit seinen 11.500 Einwohnern?

Wir haben etwas mitgeholfen und den außergewöhnlichen Zugriff auf Twitter, Facebook sowie Wer-kennt-wen kommuniziert.

Insgesamt hat unser Statistikserver heute 46.000 Zugriffe gezählt – durchschnittlich haben wir mit steigender Tendenz 20.-25.000 Zugriffe am Tag. Täglich haben wir im Schnitt über 2.000 Besucher. Das ist die Zahl, die wir unseren Werbekunden kommunizieren. Tatsächlich geht es in Richtung 2.500 Besucher/Tag, diese Zahl verwenden wir aber erst, wenn der tägliche Zugriff deutlich darüber liegt. Heute waren es über 7.200 Besucher.

Sehr erfreut sind wir über das enorme Interesse vor allem aus folgenden Gründen: Berichte über „guten“ und „schlechten“ Journalismus  sorgen für eine hohe Aufmerksamkeit. Das heißt, viele Menschen in Deutschland beschäftigen sich mit diesem Thema, was wir sehr begrüßen.

Viele emails von anderen anderen lokalen blogs zeigen uns, dass dort sehr genau studiert wird, was das heddesheimblog als professionelle, journalistische Plattform so treibt. Denn viele der lokalen blogs werden von Nicht-Journalisten gemacht. Und die meisten befinden sich in einer ähnlichen Situation: Zeitungsmonopolisten bieten unkritischen Bratwurstjournalismus statt einer ordentlichen Berichterstattung. Durch das Internet und die Vernetzungsmöglichkeiten haben es diese Meinungsmonopolisten nun schwerer.

Ganz egoistisch freuen wir uns darüber, dass nun sehr, sehr viele Menschen in Deutschland das heddesheimblog kennen und gerne eingeladen sind, ab und an vorbeizuschauen. Auch beim hirschbergblog und demnächst beim ladenburgblog.

Wir freuen uns aber auch für die Gemeinde Heddesheim, die vollkommen unentgeltlich nun bundesweit bekannt ist – ohne dass ein Massaker oder ein anderes schlimmes Ereignis für eine zweifelhafte Bekanntheit sorgte. Wer im Sommer auf der Durchreise ist: Wir haben einen wundervollen Badesee. Und einen herrlichen Vogelpark. Der ist zwar unter Vogelliebhabern schon sehr bekannt – verdient aber eine noch größere Fan-Gemeinde. Und 2010 feiert der Verein der Vogelfreunde 50-jähriges Jubiläum. Es ist das Jahr der „Heddesheimer Vögel“.

Ganz besonders freuen wir uns für den MGV 1847 e.V. Denn kurioserweise wurde der Text über den Ball des Männergesangsvereins im Zuge des anderen Artikels 1.856 Mal angeklickt. So viel Aufmerksamkeit auf einen Schlag dürfte der Verein in seiner 163-jährigen Geschichte noch nie gehabt haben.

Und wir freuen uns für den neuen Kollegen Horst Pölitz, der den Text über den MGV geschrieben hat. Unser freier Mitarbeiter ist im wohlverdienten Ruhestand, lernt aber seit ein paar Monaten das journalistische Handwerk und ist, wie er gerade per Mail mitgeteilt hat, fassungslos über die Aufmerksamkeit, die sein Text gefunden hat. Wir sagen: Qualität setzt sich durch! 😉

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Storchentag 2009 – 13 neue Paten

Guten Tag,

das Wetter war nicht das Beste für einen Ausflug in den Vogelpark. Trotzdem war zum Storchentag der des Vereins der Vogelfreunde ordentlich was los.

Vereinsmitglieder bewirteten die Gäste. In einer Regenpause informierte Kurt Klemm (siehe Porträt „Der Freund der Vögel„) in einem Vortrag die Besucher über die Heddesheimer Störche, die vor kurzem beringt wurden und nun erste Flugversuche starten.

Die „Vogeljugend“ half fleißig mit und stand den Besuchern für Auskünfte zur Verfügung.

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Die Jugendgruppe der Vogelfreunde beim Storchentag 2009. Bild: AS

Auch dieses Jahr konnten Besucher wieder eine Patenschaft für die jungen Störche übernehmen. Folgende Personen haben dafür mindestens zehn Euro pro Kopf und für eine Patenschaftsurkunde ausgegeben, die die Kasse der Vogelfreunde stützen:

Hannah Frey
Veronika + Horst Pölitz
Sophie Peter
Wolfgang Meluhn
Vera Ammon
Stefan Winkler
Hedwig Christophel
Gudrun Ripp
Heinz Schmitt
Peter Wittek
Wiltraut Wolff
Walter Wolff

Die Paten erhalten Informationen über „ihre“ Störche, sobald diese gesichtet werden und die Ringnummern abgelesen werden.

Ein Heddesheimer Storch wurde in Kusel identifiziert. Kurt Klemm: „Warum der in Kusel gelandet ist, wissen wir natürlich nicht, wahrscheinlich gefällts ihm da. Ein Grund ist sicher auch der Klimawandel. Seit es bei uns nicht mehr so kalt ist, haben viele Zugvögel ihr Verhalten verändert, weil sie auch hier im Winter Futter finden.“

Hier gehts zur Bildergalerie vom Storchentag

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Fotos vom Storchentag

Alle Bilder: soso

Der Freund der Vögel

Kurt Klemm ist ein leidenschaftlicher Mensch. Seine Begeisterung gilt der Natur. Seine Liebe zu den Vögeln hat er bereits als Junge entdeckt.

von Hardy Prothmann

„Ich versuche, den Menschen die Natur näher zu bringen“, sagt Kurt Klemm (62). Das klingt bescheiden, ist es auch, aber irgendwie auch nicht. Denn er versucht es nicht nur, sondern er hat Erfolg damit.

Kurt Klemm mit einem Spatz: das das Findelkind hat er groß gezogen. Bild: privat

Kurt Klemm mit einem Spatz: das "Findelkind" hat er groß gezogen. Bild: privat

1960 gründete sein Vater mit anderen den Verein der Vogelfreunde e.V. in Heddesheim. Heute, 49 Jahre später, unterhält der Verein seit 1973 ein Vogelschutzgebiet. 1978 kam der Vogelpark hinzu. Mit viel Mühe hat sich der Verein weiteres Gelände dazu erkämpft, eine Streuobstwiese und ein Stück naturbelassen Wald zwischen dem Park und dem Badesee. Der Wald wurde vom Verein erst aufgeforstet.

Das ist ein Naturschutzgebiet.“ Kurt Klemm

Die Gemeinde nennt das Gelände „Naherholungsgebiet“. Kurt Klemm sagt: „Das ist ein Naturschutzgebiet.“ Dieser Unterschied ist ihm sehr wichtig.

Kurt Klemm als Junge mit einer Krähe auf dem Arm. Bild: privat

Kurt Klemm als Junge mit einer Krähe auf dem Arm. Bild: privat

Das heddesheimblog trifft Kurt Klemm im Vogelpark. „Sehen Sie unsere Storchenkinder? Die sind jetzt drei Wochen alt. In zwei, höchstens drei Wochen werden sie flügge und das erste Mal ihr Nest verlassen“, sagt Kurt Klemm. Weiter erzählt er, dass die Jungstörche, solange sie noch im Netz hocken, „beringt“ werden müssen: „Die Jungen bekommen dann eine Nummer und zum Tag des Storchs können die Heddesheimer Kinder dann eine Patenschaft für den Storch erhalten. Sie erfahren dann, wie es ihrem Storch so geht und wo er gesichtet wird.“

Drei Junge hat das Paar, die werden bald beringt. Bild: pro

Drei Junge hat das Paar, die werden bald "beringt". Bild: pro

Allerdings müssen die Paten Geduld haben: „Wenn die Jungstörche groß genug sind und ihre lange Reise nach Afrika antreten, werden sie wahrscheinlich erst in drei Jahren wieder zurückkommen, dann sind sie geschlechtsreif und suchen sich hier einen Partner.“

Faszinierende Vogelwelt

Kurt Klemm führt durch den Park. Zu jedem Vogel hat er mindestens eine Geschichte zu erzählen. Manche Vögel hat der Verein angeschafft, andere wurden gebracht, manchmal verletzt in der Natur gefunden, oft aber abgegeben von ehemaligen Besitzern, die mit den Tieren überfordert waren.

„Guten Tag“, begrüßen uns die Mittelbeos. „Hallo.“ Beos sind die „Sprachkünstler“ unter den Vögeln und können erstaunlich echt andere Stimmen imitieren: „Was wenige wissen, fast alle Vögel sind sogenannte Spötter. Selbst ich falle manchmal drauf rein, wenn ich vermeintlich einen Pirol höre und in Wirklichkeit ist es ein Star, der den Pirol nachahmt.“

Der prachtvollste Heddesheimer: der Pfau im Vogelpark. Bild: pro

Der prachtvollste Heddesheimer: der Pfau im Vogelpark. Bild: pro

Plötzlich lacht der „lachende Hans“, der eigentlich in Australien lebt: „Die Aborigines sagen über den Hans, dass er die Aufgabe hat, den Menschen gute Laune zu bringen. Außerdem verehren sie ihn, weil er Giftschlangen frißt.“ Kurt Klemm hofft, dass zutrifft, was er vermutet: „Wenn mich nicht alles täuscht, hat das Pärchen ein Nest gebaut und brütet.“

Intensive Beziehungen zwischen Mensch und Tier

Kurt Klemms Augen leuchten – sie sind halt seine Leidenschaft, die Vögel. „Hier haben wir den Tschilp. Den Spatz habe ich aufgepäppelt. Wir versuchen zwar, Wildvögel wieder auszuwildern. Bei dem Piepmatz hat das nicht geklappt. Der ist nun schon drei Jahre bei uns und will einfach nicht mehr weg.“ Vögel können intensive Bindungen an den Menschen entwickeln. Umgekehrt gilt das auch, wenn man sich Kurt Klemm anschaut.

„Kennen Sie die? Das ist ein ganz ungewöhnlicher Vogel, die Streifengans. Die hält den absoluten Höhenrekord. Bei ihren Wanderungen überfliegt sie den Himalaya und schafft über 9000 Höhenmeter, weil sie es irgendwie hinkriegt, ihr Blut zu verdünnen und dadurch in der Lage ist, da oben noch zu atmen.“ Kurt Klemm schüttelt den Kopf: unvorstellbar, aber so faszinierend ist die Natur.

Während der Brutzeit werden die Störche mit Eintagesküken versorgt. Bild: pro

Während der Brutzeit werden die Störche mit "Eintagesküken" versorgt. Bild: pro

Jetzt kommt Ulrich Landenberger, im Hauptberuf Schulhausmeister, auch seine Leidenschaft gilt den Vögeln. Und mit ihm kommt der Papa Storch angeflogen. Die beiden Männer lachen: „Guck ihn Dir an, wahrscheinlich hat er schon mein Auto erkannt und weiß genau, dass es Futter gibt“, sagt Landenberger.
Er hat einen Eimer mit „Eintagesküken“ dabei. Er füttert Küken und manchmal Fische in der Brutphase zu, „damit die kleinen Störche auch genug von ihren Eltern bekommen, falls die Jagd mal nicht so erfolgreich ist“, sagt er.

Ulrich Landenberger bringt die Beute für die Störche: Eintagesküken.

Ulrich Landenberger bringt die "Beute" für die Störche: Eintagesküken. Bild: pro

Und tatsächlich, kaum sind die (toten) Küken in einem speziellen Eimer gelandet, kommen die Störche zum Fressen: „Wir mussten uns diese Lösung mit dem Eimer ausdenken, weil sonst die Krähen und die Elstern sich über die Küken hermachen würden“, sagt Landenberger. Der Eimer ist hoch und mit einem Deckel verschlossen. In der Mitte gibt es ein Loch, sodass nur die Störche mit ihren langen Schnäbeln die „Beute“ am Boden erreichen können.

Natur pur: das Biotop der Vogelfreunde

Jetzt geht es weiter ins „Biotop“, einem Feuchtgebiet hinter dem Vogelpark. Kurt Klemm redet unaufhörlich, kann zu jeder Pflanze, an der wir vorbei kommen, etwas erzählen: „Wir lassen das tote Holz liegen. Denn darin entwickeln sich Insekten, die wiederum sind die Nahrung für die Vögel.“

Kennt sich aus: Kurt Klemm im Feuchtgebiet. Bild: pro

Kennt sich aus: Kurt Klemm im Feuchtgebiet. Bild: pro

Wir kommen am Seeufer an, hier hat die Jugendgruppe der Vogelfreunde Bruthöhlen für den Eisvogel, den Vogel des Jahres 2009, Bruthöhlen gebaut: „Unsere Jugend ist wirklich klasse, die sind sehr aktiv“, sagt Klemm.

Irgendwelche Idioten schaden dem Eisvogel

„Vor zwei Jahren haben irgendwelche Idioten im geschlossenen Teil des Sees mit einem Stock ein Eisvogelweibchen erschlagen und die Brut zerstört. Dabei ist auch das Ufer abgerutscht, wo sie gebrütet haben, deswegen haben wir das hier gebaut. Allerdings zu spät für die diesjährige Brutzeit. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr der Eisvogel kommt.“

Die Vogelfreunde-Jugend hat für den Eisvogel Bruthöhlen gebaut. Bild: pro

Die Vogelfreunde-Jugend hat für den Eisvogel Bruthöhlen gebaut. Bild: pro

Dann erzählt er, dass die Eisvögel „Schachtelbrüter“ sind. Sie haben immer zwei Brutröhren, das Weibchen legt ihre Eier in die eine und 14 Tage später nochmal welche in die zweite Höhle: „Das ist eine Überlebensstrategie. Viele Eisvögel kommen nicht durch einen strengen Winter. Weil die Eltern sich die Aufzucht teilen, gibt es mehr Jungvögel und das sichert den Fortbestand.“ Natur ist eben nicht nur schön, sondern auch gnadenlos.

Überall ist Kuckucksspucke

Nach dem Biotop geht es in die Streuobstwiese. Das Gelände hat der Verein ebenfalls von der Stadt gepachtet und „renaturiert“ es seit 1999. „Mittlerweile wachsen hier wieder verschiedenste Pflanzen, die wichtig für den ökologischen Kreislauf sind“, sagt Kurt Klemm und erklärt unaufhörlich redend, welcher Vogel welche Gräser und Beeren frisst und freut sich über die „Kuckucksspucke“, Nester, die überall bevozugt an Disteln hängen. Dort kleben sie und sind durch die Distel geschützt: In den Nestern entwickelt sich die Blutzickade. Die heißt so, weil ihre Farbe eben „blutrot“ ist und ist das Insekt des Jahres 2009.

In den weißen Spucke-Tropfen entwickelt sich die Blutzickade, das Insekt des Jahres 2009. Bild: pro

In den weißen "Spucke"-Tropfen entwickelt sich die Blutzickade, das Insekt des Jahres 2009. Bild: pro

„Es gibt zu wenig naturbelassene Wiesen. Die Bauern müssen auch ihr Brot verdienen, das ist ganz klar. Aber dadurch, dass sie die Wiesen wegen der Heugewinnung mähen, zerstören sie zwangsläufig auch viele Nester der Insekten“, sagt Klemm. Und rauben Schutzraum: „Wir haben in Heddesheim auch Feldrehe, das wissen nicht viele. Ich vermute, dass die auch gerne hier auf der Wiese vorbeikommen.“ Deswegen wird hier nur einmal im Jahr gemäht und zwar Ende August.  Dann ist die Brutzeit vorbei.

Dankbar für „Lärchenfenster“

Besonders freut er sich, wenn die Bauern seiner Bitte folgen, und auf ihren Feldern ein wenig Natur unberührt lassen: „Rainer Hege bin ich sehr dankbar, weil er ungefähr ein Dutzend „Lärchenfenster“ stehen gelassen hat“, sagt Kurt Klemm, der sich besonders darüber freut, dass die Vögel diese Bruträume sofort „bezogen“ haben. Die Fenster sind unbewirtschaftete, ein paar Quadratmeter große Stellen auf den Äckern, wo die Jungvögel Raum haben, sich zu entwickeln.

Hier auf der Streuobstwiese gibt es viele Angebote: „Sitzwarte“ für die Greifvögel, ein weiterer Horst für Störche, eine Trockenmauer für Eidechsen, Bienenstöcke, Nester für Hornissen und Erdhummeln. „Die sind noch nicht angenommen worden“, sagt Kurt Klemm. „Bei den Hornissen- und Hummelnestern werden wir nachhelfen müssen und den Imker fragen, ob er uns Völker da rein setzen kann.“

Vier Bienenvölker leben auf der Streuobstwiese. Hornissen und Erdhummeln sollen sich hier auch ansiedeln. Bild: pro

Vier Bienenvölker leben auf der Streuobstwiese. Hornissen und Erdhummeln sollen sich hier auch ansiedeln. Bild: pro

Umgeben ist die Wiese mit vielen Beerensträuchern. „Das ist unglaublich wichtig für die Vögel. Das ist alles Nahrung. Der Holunder, der Sanddorn, der Feuerdorn und der Weißdorn beispielsweise. Ohne ein solches Angebot kommen die Vögel nicht durch den Winter.

Nach drei Stunden ist der Rundgang mit Kurt Klemm zu Ende. Und er hat wieder mal erreicht, was ihm das Wichtigste auf der Welt ist: Die Natur den Menschen näher zu bringen. Mit Leidenschaft.

Die Vogelfreunde im Internet: hier.

Zur Person:
Kurt Klemm (62) ist ein gebürtiger Hellesemer, verheiratet und hat einen Sohn. Der gelernte Dreher arbeitete später als Kontrolltechniker und war die vergangenen 32 Jahre Angestellter der Gemeinde Heddesheim. 20 Jahre lang verwaltete er die Nordbadenhalle. Sein früheres Hobby Marathonlauf übt er nicht mehr aus, aber die Fotografie ist immer noch „sein liebstes Hobby“. Natürlich sind seine Lieblingsmotive die Vögel und andere Tiere.

Anmerkung der Redaktion:
Kurt Klemm ist Kandidat für die Gemeinderatswahl auf der Liste von Bündnis90/Die Grünen. Rainer Hege ist Kandidat auf der Liste der CDU.
Dieser Artikel steht in keinem Zusammenhang mit der Kommunalwahl 2009.