
Eine Hirschgruppe und ein WollknÀul. Objekte von Hildegard Peetz. Foto: Heddesheimblog.
Heddesheim, 18. September 2012. (red) Mit âNah und Fernâ ist die Ausstellung der beiden KĂŒnstlerinnen Hildegard Peetz und Helga von Jena betitelt, die gestern in der Galerie im Alten Heddesheimer Rathaus eröffnet wurden. âNah und fernâ seien sich die beiden KĂŒnstlerinnen, sagt die Kunstvereins-Vorsitzende Veronika Drop, die die Ausstellung des Heddesheimer Kunstvereins eröffnet. Gut 30 Kunstinteressierte waren zur Vernissage gekommen.
Von Sabine Prothmann
Die Bilder von Helga von Jena sind bunt, ânein, sie sind farbigâ wie die KĂŒnstlerin korrigiert. Sie selbst trĂ€gt eine bunte Kette â oder ist diese auch eher farbig â als Reminiszenz an ihre Bilder.
In krĂ€ftigen Acryl-Farben verteilen sich Striche, Kleckse ĂŒber die Leinwand. Assoziativ, impulsiv, fast wie von Kinderhand. Das erinnere sie an geschriebene Bilder, in denen die Farben fĂŒr Buchstaben stehen, sagt Drop. âSchalten Sie das Denken ausâ, sagt die KĂŒnstlerin, zitiert die Kunstvereins-Vorsitzende.
Helga von Jena will mit ihren Bildern weg von der Malerei und geht doch hin. Sie will weder konstruieren noch formen. Die Farben scheinen aus ihr heraus auf das WeiĂ des Untergrunds zu flieĂen.
Erinnerungsfetzen und „Sehsplitter“
Blumenwiesen, mag der Betrachter denken. Doch es sind keine Landschaften, sondern Erinnerungsfetzen, die die Malerin aus der Landschaft mitgebracht hat.
Helga von Jena will Splitter setzen – âSehsplitterâ, sagt Drop, die sie nicht gedeutet haben will. âAm liebsten nimmt sie wegâ. Sie schalte das Denken aus. âEs kommt aus der Blindheit ins Bewusstseinâ, wie ein Illusion von Form und Raum. Denn âich will ĂŒberhaupt nicht wollen, es kommt einfachâ, sagt die KĂŒnstlerin.
Nicht deuten, nicht denken, aber fĂŒhlen, trifft es wohl am ehesten.
Die Tierobjekte der Hildegard Peetz

Hildegard Peetz mit Kuhkopf. Foto: Heddesheimblog.
Auch die Objekte von Hildegard Peetz scheinen aus dem Kinderzimmer geklaut. Schleichtiere werden angeordnet, ergeben Gruppen, mal gar eine Herde. Es sind Hirsche und ein BĂ€r, die auf weiĂen Holzklötzen fĂŒr den Betrachter lebendig werden. Daneben, auf einem weiteren Holzklotz ein KnĂ€ul Wolle.
Einzelne Hirsche hat sie singulĂ€r auf kleine weiĂe Klötze gestellt und zu einer Gruppe arrangiert. Dazwischen hat sie einen Klotz mit roter Wolle umwickelt, es ist ein individualistischer Hirsch, âer macht sein eigenes Dingâ sagt die KĂŒnstlerin und lacht.
An den WĂ€nden hĂ€ngen ihre Kuhköpfe, als Gruppe und vereinzelt. âKĂŒhe sind tolle Tiereâ, sagt sie. „Ich habe eine Alm, hier beobachte ich die Tiere“, erzĂ€hlt Hildegard Peetz. Die groĂen Kuhaugen schauen den Betrachter an, freundlich, manchmal auch grimmig.
Mit den KĂŒhen, Hirschen und der Wolle verweist sie auf die Natur in den Bergen .
Die Augen schĂ€rfen sich hier fĂŒr das ganze Getier
zitiert Veronika Dopp die KĂŒnstlerin.
Das Rind als der Energiespender schlechthin. Der Lieferant von Fleisch, Milch und Leder. Im Mittelalter diente der Dung zum Heizen. Und so findet man das Tier in den Kulten und Ritualen der Mytholgie, des Mittelalters, aber auch der Neuzeit, sagt Drop und erinnert an den Almabtrieb, der heute noch zelebriert wird.
Die Kuhköpfe sind aus Haushaltspapier gefertigt, verarbeitet mit Kleister und Farbe wirken sie wie aus PappmachĂ©. Eingestanzte Strukturen auf dem Haushaltspapiers begeistern die KĂŒnstlerin, berichtet Veronika Drop.
Peetz gestaltet RĂ€ume und dabei verwendet sie Materialien, âdenen auch wir begegnenâ, sagt Drop. Zur Zeit sei Hildegard Peetz weg vom Abstrakten und habe festgestellt, reale GegenstĂ€nde zu formen, zu bilden sei weit aus schwieriger.
„Nah und Fern“
Den Titel „Nah und Fern“ haben die beiden KĂŒnstlerinnen gewĂ€hlt. Die Ferne ist einfach zu deuten, meint Veronika Drop. Auf der einen Seite die Bilder auf der anderen die Objekte, einerseits das Reale, andererseits das Abstrakte. âIn der Ferne entdeckt und dann ins Atelier geholtâ, so Drop.
Die NĂ€he zu finden sei schwieriger, aber schon allein das gemeinsame Ausstellen â was die beiden KĂŒnstlerinnen nicht zum ersten Mal gemacht haben â schafft sie.
Beiden KĂŒnstlerinnen gemeinsam ist der Unwille der Deutung. Die Kunst ist eigenwillig, die KĂŒnstlerinnen sind es auch.
Info: Die Ausstellung im Alten Rathaus ist noch bis zum 21. Oktober 2012 zu sehen Ăffnungzeiten immer sonntags von 14:00 bis 17:00 Uhr, der Eintritt ist frei.
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