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Guten Tag!
Heddesheim, 18. Januar 2010. Gabi hat mitgefiebert, gezittert, gehofft und irgendwann war sie sauer: Denn „Kampfpilot“-Torsten entpuppte sich nicht als Held, sondern als eine Ente. Er hatte dem Siegeswillen eines Stefan Raab nichts entgegenzusetzen. Gabi ist kein Fan von Stefan Raab, findet die Sendung aber trotzdem spannend. Warum? Irgendwie ist das, was Stefan Raab, zeigt eine Mischung aus Prinz Eisenherz und Aschenputtel – meint Gabi.

Dritter "Schlag den Raab"-Sieg in Folge fĂŒr Stefan Raab. Der ProSieben-Entertainer lĂ€sst seinem Herausforderer Torsten, einem Tornado-Pilot aus Kaisersesch bei Cochem, keine Chance. Selbst winterliches Schneegestöber ĂŒber Köln kann Raab nicht stoppen. 21,7 Prozent der 14- bis 49-jĂ€hrigen Zuschauer sehen den Triumph des ProSieben-Schneekönigs. Insgesamt 3,77 Millionen Zuschauer schauen "Schlag den Raab". Bild: Prosieben/Willi Weber
Zur besten Sendezeit am Samstagabend versammelten sich meine Familie und ich vor dem Fernsehapparat. So wie die ĂŒber dreieinhalb Millionen anderen Zuschauer. Endlich wollten wir sehen, dass Stefan Raab geschlagen wird und der oder die Kandidat(in) die 1,5 Millionen Euro mit nach Hause nehmen kann.
Bei der Kandidatenvorstellung waren wir uns schnell einig, der Tornado-Pilot war der richtige Mann, um Raab zu zeigen, wo der Hammer hĂ€ngt – meine Tochter schickte sogar eine sms fĂŒr „Torsten“ (naja, sie wollte das Handy gewinnen – die Autos hĂ€tte sie uns geschenkt). Und anscheinend waren sich da auch die restlichen Zuschauer einig. Mit groĂer Mehrheit wurde der 31-jĂ€hrige, kĂŒnftige Familienvater ausgesucht, gegen den nahezu Unbezwingbaren anzutreten.
Im ersten Spiel zeigte er mit Bravour seinen Gleichgewichtssinn. Top-Mann. Ingenieur, konzentriert, Reflexe, Nerven, austrainiert – ein Kampfpilot halt. Kleines Spiel, ein Punkt, souverĂ€n gemacht.
Wir waren ĂŒberzeugt, den richtigen Mann auserkoren zu haben. Doch das Blatt wendete sich schnell und Spiel um Spiel wurde unsere Zuversicht und die Haltung des Kandidaten kleiner.
Raab ist ein „Tier“.
Raab zeigte sich wieder als „Tier“, ob beim Medizinball werfen, beim Eishockey, Langlauf oder Squash in den sportlichen Disziplinen. Der Herausforderer hatte keine echte Chance. Oder doch nicht? Er suchte sie nicht.
Ob Geschicklichkeit, Taktik oder „im die Nerven behalten“ oder „Einsatz zeigen“, Raab hatte gegenĂŒber dem Kampfpiloten eindeutig die Nase vorn. Als im Matchspiel der Pilot beim „LĂ€nderumrisse erkennen“ keinen einzigen Punkt fĂŒr sich machen konnte, war uns klar, das war der falsche Kandidat.
Torsten war kein „Top Gun-Fighter“, sondern eine lahme Ente.
„Schlag den Raab“ erinnert mich an römische GladiatorenkĂ€mpfe, der Unbezwingbare wird in die Arena geschickt und einer nach dem anderen scheitert. Aber woran? An einem Herkules? ĂĆberhaupt nicht.
Stefan Raab eignet sich so gar nicht zum Helden fĂŒr eine Frau. Er ist weder hĂŒbsch, noch charmant, noch hat er eine freundliche Ausstrahlung. Er wirkt nicht wie ein Superhirn und seine Figur ist alles andere als gestĂ€hlt. Stefan Raab ist der Gegenentwurf eines Helden – aber er ist sein eigener. Er ĂŒberzeugt einfach mit seinem unglaublichen Willen. Er gibt nicht auf und damit ist er die reale Antwort auf die MĂ€rchenfigur des Prinz Eisenherz.
Er ist aber auch so etwas wie Aschenputtel. Alles an ihm wirkt nicht gewinnend. Er scheint chancenlos. Doch das Schicksal meint es gut mit ihm.
Raab gewinnt, weil er das will.
Das Schicksal? Das MĂ€rchen wird von der RealitĂ€t ĂŒberholt. Raab gewinnt, weil er das will.
Er hat die Nerven und er macht dann noch weiter, wenn schon alle anderen aufgeben. Es war nicht der Kandidat, der eigentlich 1,5 Millionen nach Hause tragen wollte, der japsend im Spielfeld lag und nach „Wasser“ rief oder mit Körpereinsatz ĂŒber die EisflĂ€che flog. Es war Stefan Raab.
WĂ€hrend der Pilot nach jedem Spiel kleiner und gedrĂŒckter wurde, trug jede Niederlage bei Raab dazu bei, noch mehr Einsatz, noch mehr Willen in das Spiel zu legen. Das ist imponierend. Auch wenn mein Traum vom edlen, gut aussehenden, warmherzigen, kĂŒhnen, tapferen, fĂŒrsorglichen Prinzen reichlich strapaziert wurde.
Wir waren enttĂ€uscht und frustriert, hatten wir uns alle tĂ€uschen lassen und beim „Tornado-Pilot“ an Tom Cruise und seine Rolle in „Top Gun“ gedacht. Vielleicht wĂ€ren der Sportstudent, der Jongleur oder aber die Psychologin, die angeblich das mentale Geheimnis von Stefan Raab durchschaut hatte, die besseren Gegner gewesen. Wir Frauen lieben ja Psycho-Sachen.
Nur wer gewinnen will, gewinnt auch.
Raab gehört, ungeachtet seines ĂâuĂeren, zu den Menschen, die ausstrahlen: Ich bin ein Gewinner. Ist das der SchlĂŒssel zu seinem Erfolg?
Ich glaube ja. Wir kennen sie, diese Beispiele aus den Medien, das „Bobele“ (Boris Becker) aus Leimen im Center-Court. Der war so sexy wie sein „Ăâh“. Aber erfolgreich und in seiner besten Zeit spielte er nie das beste Tennis, aber seine Spiele waren spannend und er war oft erfolgreich.
Michael Schumacher ist als Mann so spannend fĂŒr Frauen wie technische Details ĂŒber seinen Boliden. Auf der Rennstrecke war er eine Rakete. Der schnellste, erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten (ich hoffe mal, das stimmt). Ausgegangen wĂ€re ich mit dem nie.
Oder der Altkanzler Gerhard Schröder. Der hat an den Toren des Bundeskanzleramtes gerĂŒttelt und gerufen: „Ich will hier rein.“ Der war kein wirklich hĂŒbscher. Aber er hatte was. Wenn auch nicht im Ansatz etwas davon, was Willi Brandt ausmachte.
Sie alle hatten ihren Willen. Den Willen zum Erfolg. Das ist es, was zÀhlt.
Irgendwann hat sie aber auch alle der Erfolg verlassen, es ist nur eine Frage der Zeit.
Das einzige, was mehr zÀhlt als aller Erfolg und alle Zeit, das ist: die Liebe.
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