Donnerstag, 23. MĂ€rz 2023

Gabis Kolumne

Von Wurzeln und FlĂŒgeln

Es gibt viel Literatur zu diesem Thema. Quelle: Francke-Buchhandlung

Rhein-Neckar, 08. Oktober 2012. Gestern waren die Kinder noch im Kindergarten und heute ziehen sie aus. So kommt es zumindest Gabi und ihren Freundinnen vor. Das macht Kummer und birgt aber auch neue Möglichkeiten.

Okay, okay, wir haben es schon lange gewusst: Irgendwann ziehen sie aus. Und das kommt dann ganz plötzlich. Man hat das GefĂŒhl erst vor Kurzem kamen sie in den Kindergarten, gestern in die Schule und und nur einen Augenblick spĂ€ter, ziehen sie aus.

Es gibt so einen netten, viel zitierten, ich glaube, indischen Spruch:

Solange Kinder klein sind, gib ihnen tiefe Wurzeln, wenn sie Ă€lter geworden sind, gib ihnen FlĂŒgel.

Das mit den Wurzeln, meine ich, haben wir ganz gut hingekriegt, aber das mit den FlĂŒgeln ist ganz schön schwer.

Das vergangene Jahr, raste nur so dahin und auf das Abi zu. Klar, war mir bewusst, danach wird sich mein Sohn um einen Studienplatz bewerben und ziemlich sicher ausziehen. Und das ist auch gut so. FĂŒr ihn und fĂŒr mich. Das ist der Lauf der Dinge. Und dann ist es plötzlich so weit. Und aus der Distanz schien alles einfacher.

Jetzt ist es ja nicht so, dass mich das Schicksal „verwaiste Mutter“ allein betrifft, sondern dass ein Großteil meiner Freundinnen dies mit mir teilen. Ob die Kinder nun eine Ausbildung oder ein Studium machen.

Gemeinsam haben wir unsere Kinder in die KindergĂ€rten geschickt, in die Grundschule, auf die weiterfĂŒhrenden Schulen. Wir hatten durchwachte NĂ€chte als sie klein und krank waren und spĂ€ter, wenn sie zu spĂ€t oder nicht nach Hause kamen. Wir haben die Streitigkeiten mit Freunden mit durchlitten und ihr erster Liebesummer war der unsere. Es gab die Höhen und die Tiefen und jeder, der Kinder hat, weiß wie hoch und wie tief es gehen kann.

„Ich bin froh, wenn du mal ausgezogen bist und deine WĂ€sche selbst wĂ€schst“, diesen Satz hat wohl jeder mal gesagt oder zumindest gedacht. Und dann steht der Umzugswagen vor der TĂŒr, die Koffer sind gepackt – und man fĂŒhlt sich hundeelend.

Die Tochter einer Freundin hat einen Studienplatz in MĂŒnchen bekommen, das ist ganz schön weit weg. Wir haben uns kennen gelernt, als wir die Kinderwagen unserer Erstgeborenen durch die Gegend schoben. Wir kamen ins GesprĂ€ch zwischen den Regalen im Drogeriemarkt, direkt vor den Windeln. Ihre Tochter war dreieinhalb, mein Sohn war zwei Wochen alt. Wir waren jung und leicht ĂŒberfordert mit der neuen Lebensaufgabe. Jetzt 18 Jahre spĂ€ter, sind wir es wieder.

„Du musst den Schmerz zulassen“, hat sie zu mir gesagt, „ich habe tagelang immer wieder geheult, meine Tochter mit den Koffern am Bahnhof, das war ziemlich hart“.

Der Sohn einer anderen Freundin ist vor ĂŒber einem Monat in die NĂ€he von DĂŒsseldorf gezogen. Auch das ist sehr weit. „Er hat im Umzugswagen meine Hand bis Worms gehalten, das hat er schon seit Jahren nicht mehr gemacht“, erzĂ€hlt sie.

Abschied und Neuanfang

„Mein Kind war am Wochenende da“, berichtet eine weitere Freundin und strahlt. „Plötzlich können wir wieder viel besser miteinander reden und meine Tochter ruft oft an und fragt nach meinem Rat, das war schon lange nicht mehr so“, erzĂ€hlt sie glĂŒcklich.

Bei uns war es letzte Woche so weit. Mein Sohn hat einen Studienplatz an einer Uni bekommen, die keine 100 Kilometer entfernt liegt. „Du hast es gut“, sagten meine Freundinnen, „du kannst fĂŒr einen Nachmittag dort vorbei fahren und er kann auch nur mal zum Mittagessen kommen“.

Doch Entfernung ist nicht alles. Denn hart sind die Umzugskartons, die im Zimmer stehen, die Bilder, die von der Wand genommen werden. Es ist ein Abschied nicht von dem Kind, sondern von einer Zeit. Es ist ein Abschnitt und es ist ein Neuanfang, fĂŒr Eltern und Kinder. Es ist das Loslassen, das so schwer fĂ€llt.

Es ist der Alltag, der sich Ă€ndert: Man deckt fĂŒr eine Person weniger den Tisch und im Supermarkt will man noch zu den Lieblingsspeisen greifen. Es ist eine TĂŒr, die nicht mehr geöffnet und geschlossen wird. Es ist laute Musik, die nicht mehr durchs Haus halt. Es ist einfach mein Kind, das fehlt.

„Beim zweiten Kind, das auszieht, ist es schon leichter“, tröstet mich eine Freundin und sich selbst, deren Erstgeborener schon vor Jahren ausgezogen ist. Sie hat noch einen dritten Sohn, der noch zu Hause lebt, wenn er geht, wie ist es dann? DarĂŒber will sie nicht nachdenken.

Die Tochter einer Freundin bleibt noch ein Jahr zu Hause, sie macht ein Freiwilliges Soziales Jahr. „Manchmal wĂ€re ich froh“, sagt sie, „sie wĂŒrde auch ausziehen“. Aber nur manchmal, gibt sie zu und ist froh, dass dies noch ein Jahr warten kann.

„So lange es ihm gut geht, ist es fĂŒr mich auch gut“, sagt eine Freundin. Sie hat ihren Sohn ĂŒber vier Wochen nicht gesehen. Jetzt habe er Heimweh, erzĂ€hlt sie und fĂ€hrt ihn besuchen.

Aktionismus ist gut gegen Kummer

Also letzte Woche war es nun so weit. Die Kartons waren gepackt, der Transporter gemietet. Schon in der FrĂŒh standen die Freunde meines Sohnes auf der Matte und packten Möbel und Umzugskisten ein. Und Aktionismus ist bekanntlich das beste Rezept gegen Kummer.

„Ich weiß im Moment nicht, wo ich hingehöre“, sagte mein Sohn dieser Tage:

Zuhause bin ich eigentlich schon weg und in meiner WG bin ich noch nicht angekommen.

„Du gehörst zu mir“, will ich sagen und weiß, dass es falsch ist. Denn, und hier bemĂŒhe ich den Spruch des libanesisch-amerikanischen Philosophen und Dichters Kahlil Gribran:

Deine Kinder sind nicht deine Kinder,
sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
(…)

„Das wird schon, das geht schneller als du denkst“, sage ich stattdessen und verspreche, ihn nĂ€chsten Sonntag zu besuchen.

Die FlĂŒgel sind schon da, aber jetzt mĂŒssen sie noch groß und krĂ€ftig werden. FĂŒr ihn und fĂŒr mich.

(Das Buch Gib mir Wurzeln, schenk mir FlĂŒgel gibt es bei Amazon.)

Geprothmannt: Schulpolitik muss zukunftsorientiert debattiert werden

Die Ganztagesschule muss kommen – aber sie ist trotzdem ein Problem

Rhein-Neckar, 01. Oktober 2012. (red) Alles schön und gut. Die Forderung nach einer Ganztagesschule ist richtig, aber trotzdem problematisch. Aktuell wurde im Ladenburger Gemeinderat ĂŒber die EinfĂŒhrung der Ganztagesschule an der dortigen Werkrealschule diskutiert – aber die Debatte wird auch in anderen Gemeinden unseres Einzugsgebiet laufen. Und vermutlich StĂŒckwerk bleiben. Weil immer nur kurzfristig geplant wird und niemand den Mut aufbringt, mal zehn oder sogar 20 Jahre nach vorne zu schauen. Oder auch mal zurĂŒck.

Kommentar: Hardy Prothmann

Dieser Beitrag kommt ohne Zahlen aus, weil es nicht um Erbsen zÀhlen gehen soll, sondern um einen Aufruf zu einer weitsichtigen Debatte, die leider nicht stattfindet.

Baden-WĂŒrttemberg ist unbestritten ein guter Schulstandort. Aber die Zeiten Ă€ndern sich. Mit ihnen die Menschen und die Bedingungen, unter denen sie miteiander leben. Deswegen beginne ich auch mit einem Sprung zurĂŒck.

Ich bin 1966 geboren und bin nach der vierten Klasse in Frankenthal aufs Gymnasium gegangen. Mit ein paar Freunden. Andere Freunde wechselten auf die Reals- oder Hauptschule. FĂŒr die Freundschaften war das weitgehend unbedeutend. Um 13:00 Uhr lĂ€utete es, ich war um 14:00 Uhr mit Essen und meist auch mit Hausaufgaben fertig, spĂ€testens um drei ging es raus: Kicken, Rad fahren, Schwimmen gehen, Blödsinn machen, Vereinstraining. Mit meinen Freunden und anderen Kindern. Beim Abendessen war ich oft todmĂŒde, weil ausgepowert.

Gemeinsamkeit

Mit einigen meiner Freunde bin ich unabhĂ€ngig vom Schulabschluss und der spĂ€teren beruflichen „Laufbahn“ immer noch gut befreundet. Die einen arbeiten als Handwerker, andere in Heilberufen ohne Ärzte zu sein, es gibt HĂ€ndler und Dienstleister unter ihnen. Alles feine Leute, die teils mal richtig ordentlich mehr Geld verdienen als ich. Und die oft um einiges weniger arrogant sind als die, die sich fĂŒr die Elite halten.

Überhaupt diese ganze leidige Elitendiskussion: Wenn ich einem Kumpel einen französischen Text ĂŒbersetzt habe oder die Inschriften auf alten DenkmĂ€lern lesen und verstehen konnte, wusste ich, dass ich mehr weiß als mein Hauptschulfreund. Na und? DafĂŒr konnte der flitzeflink spĂ€ter Maße und Winkel berechnen, wusste immer, wo gerade die besten Preise fĂŒr was auch immer waren. Das ergĂ€nzt sich bis heute.

Zusammen, statt getrennt

Hardy Prothmann (45) fordert mehr Weitblick bei der Schulpolitik.

Damit bin ich beim Kern der Debatte: Vor meiner Zeit wurden Jungs und MĂ€dchen getrennt. Auch zu meiner Zeit wurden wir Kinder getrennt. Gemeinsames Lernen gab es nicht. Aber wir hatten neben der Schule viel Zeit fĂŒr Gemeinschaft. Heute werden die Kinder auch getrennt, aber durch die Lebenssituation vieler Eltern brauchen sie eine lĂ€ngere Betreuung. Sicher sind auch die Anforderungen in der Schule gestiegen, also auch lĂ€nger Schule.

Ich habe zwei Kinder. Der Sohn hat gerade nach dem achtjĂ€hrigen Gymnasium Abitur gemacht, die Tochter besucht die 8. Klasse. Die kennen keine Haupt- und RealschĂŒler mehr. Nicht wegen Elitegedanken – ich achte drauf, dass sie bewusst bescheiden bleiben -, sondern weil sie keine Zeit haben. Morgens um sechs Uhr aufstehen, Schule bis um 16-17:00 Uhr. Dann noch Hausaufgaben machen, lernen, etwas Sport und etwas Musik. Damit ist der Tag rum. Ab und an treffen sich „beste Freundinnen“ und das ist natĂŒrlich jemand aus der Klasse. Andere Kinder bekommen sie ja nicht zu Gesicht.

Diese Trennung der Kinder fĂŒhrt auch irgendwann zu einer Trennung der Gesellschaft. Gymnasiasten wissen nicht wie RealschĂŒler ticken und die nicht, wie HauptschĂŒler so als Menschen sind. Falsche Elitendebatten fĂŒhren zu falschen Selbstbildern bei den „Besten“ wie bei denen, die es „halt nicht geschafft haben“. Und vor allem CDU, SPD und FDP heißen diese heillosen Debatten auch noch an. Christliche Verbundenheit, soziales Miteinander oder freies FĂŒreinander fĂ€llt diesen „politischen Eliten“ nicht mehr ein. Und umgekehrt kriegen die GrĂŒnen Pickel, wenn jemand Elite sagt, obwohl man die ganz sicher ebenso braucht wie den soliden Handwerker.

Der Schultyp der Zukunft, der auch den Gemeinsinn der Menschen stĂ€rkt und der gesellschaftlichen Situation Rechnung trĂ€gt ist die gemeinsame Ganztagsschule. Damit die nachwachsenden Generationen auch fĂ€hig sind, gemeinschaftlich zu denken. Und ĂŒbereinander Bescheid wissen. NatĂŒrlich gehört auch Inklusion dazu.

Und man muss die Sportvereine in die VerÀnderungen ebenso mit einbeziehen wie Musikschulen. Wenn die Ganztags-Werkrealschule kommt, werden die Vereine erneut Kinder und Jugendliche verlieren. Ganz einfach aus dem Grund, dass nicht alle auf ein Mal im Zeitfenster 17:00-19:00 Uhr auf demselben Platz kicken oder diesselbe Halle belegen können.

Alle mĂŒssen zusammenrĂŒcken

FrĂŒher ging man nach der Schule in den Sportverein. „Nach der Schule“ ist heute spĂ€ter Nachmittag oder frĂŒher Abend. Also mĂŒssen die Vereine in die Schulen, ebenso die Musikschulen.

Das wird ein gewaltiger Umbau – denn dafĂŒr muss vieles neu gedacht werden. Von GebĂ€uden, ĂŒber PlĂ€tze, ĂŒber Mittel bis hin zur Organisation. In vielen Gemeinden reichen die HallenkapazitĂ€ten nicht mehr aus. Nicht weil die von morgens bis abens belegt sind, sondern weil immer mehr Anspruch auf diesselben Zeitfenster erheben. Wo soll das hinfĂŒhren? Dass jeder 10.000-Einwohner Ort vier Hallen und zwei KunstrasenplĂ€tze hat?

Man muss nicht nur gesellschaftlich die Schulen neu denken, sondern auch wirtschaftlich. Denn bekanntlich fehlt es an Geld zur Unterhaltun und es wird weniger Kinder geben. Ob man sich diesen Luxus, drei Schulsysteme mit entsprechenden Verwaltungen noch wird leisten können, ist heute schon fraglich. Hinzu kommt der SchĂŒlerverkehr, denn die wenigstens laufen nach der Grundschule in eine weiterfĂŒhrende Schule.

Was die HauptschĂŒler schon mitmachen mussten, Zusammenlegungen, Werkrealschulreform, erneute Zusammenlegung, jetzt Ganztagsschule wird auch auf die anderen Schultypen zukommen. Gymnasien fĂŒhren teils wieder die 9-jĂ€hrigen ZĂŒge nach der G8-Reform ein oder bieten beide ZĂŒge an. Die Realschulen haben „Sorge“, dass ihre „HomogenitĂ€t“ durch HauptschĂŒler gestört wird, da der Wegfall der Schulempfehlung nun Kindern die Realschule erlaubt, die sonst auf der Hauptschule gelandet wĂ€ren. Und die Hauptschulen, neudeutsch Werkrealschulen, mĂŒssen bangen, ob sie ĂŒberleben können.

Man könnte das Durcheinander auch als „lebendig“ bezeichnen. TatsĂ€chlich weiß ich aus vielen GesprĂ€che mit Eltern und Kindern, dass es als chaotisch begriffen wird. Eine „neue Ordnung“ kann nicht mehr Schaden anrichten als das verkorkste Herumexperimentieren der vergangenen Jahre.

Zehn „Themenpakete Studienbeginn“ zu gewinnen

Rhein-Neckar, 09. August 2012. (red) Mit dem Studienanfang beginnt fĂŒr jeden jungen SchulabgĂ€nger eine neue Zeit. Um den Start in den Hochschuldschungel finanziell gut vorzubereiten, hat uns die Zeitschrift Finanztest zehn Exemplare des aktuellen „Themenpaket Studienbeginn“ als PDF zur Verlosung zur VerfĂŒgung gestellt.

Um eines der zehn PDF zu gewinnen, mĂŒssen Sie folgende Frage beantworten:

Zu welcher Stiftung gehört die Zeitschrift „Finanztest“?

Schicken Sie die Antwort bis zum 17. August 2012 um 12 Uhr per email an redaktion@rheinneckarblog.de. Neben der Antwort sollte die email auch Ihren Namen und Ihre Anschrift enthalten. Diese Daten werden von uns ausschließlich zur Kenntnisnahme an „Finanztest“ ĂŒbermittelt. Die Gewinner werden per email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


Anmerkung der Redaktion: Der Verlag verwendet die Daten zu administrativen und nicht zu gewerblichen Zwecken. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Bitte beachten sie, dass sĂ€mtliche Inhalten des PDFs urheberrechtlich geschĂŒtzt sind und ohne Erlaubnis von Finanztest nicht weiterverbreitet oder kopiert werden dĂŒrfen. NĂ€heres entnehmen Sie den Nutzungsbedingungen des Verlags.

Eine Studienbeginnerin testet das "Themenpaket Studienbeginn"

Viele gute Tipps fĂŒr „nicht Gepuderte“

Viele nĂŒtzliche Tipps bietet das „Themenpaket Studienbeginn“ aus dem Haus Finanztest.
Quelle: Finanztest

Rhein-Neckar, 09. August 2012. (red/ei) Viele Abiturienten wissen nicht, ob sie sofort studieren können. Der Andrang an den UniversitĂ€ten ist durch die doppelten JahrgĂ€nge und dem Ausfall von Wehr- und Zivildienst extrem hoch. Als SchulabgĂ€ngerin kann ich ein Lied davon singen. Es gibt so viele offene Fragen. Bei den finanziellen hilft das aktuelle Finanztest-Sonderheft „Themenpaket Studienbeginn“.

Von Alina Eisenhardt

Mein erster Eindruck: Wow! Ganz schön viele gute Tipps, an was man alles denken kann oder muss. SpĂ€testens jetzt ist mir klar: Die Schule war ein anderes Leben. Mit dem Studium beginnt der Ernst des Lebens und dabei geht es natĂŒrlich oft um Geld.

Von „Jobben nach dem Schulabschluss“ bis zu „Wartezeit ĂŒberbrĂŒcken“ beschreibt das Heft alle Themen, die relevant fĂŒr jene StudienanfĂ€nger sind, die sich selbst kĂŒmmern mĂŒssen und nicht von „Papi“ gepudert werden.

Studieren kostet Geld

Ich bin frisch immatrikuliert, muss mich selbst finanzieren und bin froh ĂŒber diesen Ratgeber. „Themenpaket Studienbeginn“ geht auf viele Alternativen ein, die es ermöglichen, das Studium zu bezahlen. Ich dachte bislang immer, dass Stipendien nur an die Spitzenreiter in der Notenskala vergeben werden. Falsch gedacht. Auch soziales und politisches Engagement kann von Kirchen, Stiftungen und anderen Institutionen mit Stipendien belohnt werden.

Eine Alternative zu „Papa wird das schon zahlen“ sind Studienkredite. NatĂŒrlich will Schulden machen wohl ĂŒberlegt sein. Ich werde mich mit der Frage beschĂ€ftigen, was mehr Sinn ergibt: Geld aufnehmen, zĂŒgig studieren und dann zurĂŒckzahlen oder neben dem Studium jobben und daher wahrscheinlich lĂ€nger studieren. Die Lösung wird schwer zu finden sein.

Das Bafög-Amt ist eine der wichtigsten und ersten Anlaufstellen fĂŒr den finanziell klammen Studenten. Nur blöd, dass man einen Antrag erst dann stellen kann, wenn man die Immatrikulationsbescheinigung besitzt. Das erschwert die Organisation.

Trotzdem ist das Bafög das natĂŒrlich ein Fördertopf, den man genau prĂŒfen sollte. Das Amt vergibt immerhin bis zu 670 Euro pro Monat. Die eine HĂ€lfte gibt es als Zuschss, die andere HĂ€lfte ist ein zinsloses Darlehen, dass ab dem fĂŒnften Jahr nach Ende der Förderungshöchstdauer zurĂŒckgezahlt werden muss.

Geld sparen leicht gemacht

Als Studentin bekomme ich viele VergĂŒnstigungen. Wie Reinhard Lask in seinem Text schon hervorgehoben hat, ist der Tipp mit der Bank echt Geld wert – ich hĂ€tte da nicht dran gedacht. Was, wenn die gĂŒnstige Online-Bank keinen Automat in meiner NĂ€he hat? Dann mĂŒsste ich an denen anderer Banken mit teuren GebĂŒhren abheben. Also: Vorher  erstmal checken, an welchen Bankautomaten man zu welchen GebĂŒhren (oder sogar kostenlos) abheben kann.

Versicherungen? Gar nicht so kompliziert!

Eine der verwirrendsten Angelegenheiten nach dem Abitur ist wohl die Versicherung, denn das war frĂŒher schließlich immer komplizierter Elternkram, mit dem man nichts zu tun hatte.

Wenn plötzlich ein Brief von der Krankenkasse kommt, denken sich viele: „Papa/Mama regelt das schon.“

Doch auch die sind oft ĂŒberfordert, weil sich die Bedingungen Ă€ndern, wenn „das Kind“ selbst arbeitet. Kann das Kind noch familienversichert sein? Mein Anruf bei der Krankenkasse ergibt: Bis ungefĂ€hr 600 Euro darf ich dazuverdienen. Die Mitarbeiterin sagt aber auch: „So genau weiß ich das nicht.“

Im Themenpaket erfahre ich, dass ich monatlich beispielsweise 375 Euro verdienen darf (als Minijobber sogar 400 Euro), darĂŒber muss ich mich selbst gesetzlich versichern.

Die Freiheit der Wahl fÀngt bei der Krankenkasse an

Alina Eisenhardt, 19, (hat sich nach dem Abitur immatrikuliert und arbeitet seit kurzem in unserer Redaktion mit)

Dann darf man sich aber die Krankenkasse aussuchen, die individuell zu einem passt. Denn nicht jede Krankenkasse bietet die gleichen Leistungen an. So ĂŒbernehmen einige Krankenkassen bis 500 Euro fĂŒr Gesundheitskurse, andere nicht. FĂŒr mich sind das alles neue und gute Infos – jetzt, wo ich mich ohne Eltern selbst um mein Leben kĂŒmmere.

Das Kapitel Haftpflichtversicherung habe ich auch aufmerksam gelesen und bin enttĂ€uscht: Diese Versicherung muss zwar jeder haben – aber ich bin bis zum Ende meiner Ausbildung ĂŒber meine Eltern mitversichert. Also – so what? Diese Infos habe ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht gebraucht. Bis auf die Frage: Haben meine Eltern eine Haftpflichtversicherung? Muss ich checken. Lustig, jetzt muss ich mich um die Eltern kĂŒmmern und nicht umgekehrt.

Die Sache mit der Auslandsreise-Krankenversicherung habe ich nur ĂŒberflogen – die Frage stellt sich fĂŒr mich gerade nicht. Sollte ich aber ein Auslandssemester planen, weiß ich, wo ich die nötigen Infos finde.

Sehr mager fallen die Infos zur Hausratsversicherung aus – ist die wirklich unnötig, wie Finanztest schreibt?

Die Sache mit der BerufsunfĂ€higkeitsversicherung ist interessant und kommt auf meine To-Do-Liste. Jetzt muss erstmal alles zu jobben und Versicherung geklĂ€rt werden – das hat zur Zeit oberste PrioritĂ€t. Dann checke ich, welche Bank ich nehme, schaue nach einem gĂŒnstigen Telefonvertrag und prĂŒfe, wie ich beim ÖPNV am besten wegkomme.

Und die vielen Sachen muss ich jetzt flott angehen – in zwei Monaten beginnt das Studium und ich will gut vorbereitet sein.

Gabis Kolumne

Generation G8 oder die verplante Zukunft unserer Kinder

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Guten Tag!

Heddesheim, 17. Mai 2010. Die Reform der gymnasialen Oberstufe ist ein Missgriff, meint Gabi. Ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen, betrachtet unsere Kolumnistin dabei die psychologischen Auswirkungen. Panik macht sich breit. Wer sichs leisten kann, schickt seine Kinder schon heute zur „Sonderqualifikation“, denn es wird eng – vor allem ums Herz.

Meine Kinder haben beide das Pech oder auch GlĂŒck, je wie man es sieht, zur Generation G8 zu gehören, also SchĂŒlerinnen, die sich mit dem achtjĂ€hrigen Gymnasium herumschlagen mĂŒssen.

2012 gibt es den ersten G8-er Jahrgang – davor waren es G9-er, also Absolventen eines neunjĂ€hrigen Gymnasiums.

GlĂŒck haben sie insofern, dass sie ein Jahr frĂŒher fertig werden und damit endlich im europĂ€ischen Zeitplan fĂŒr die Oberstufe liegen.

Und Pech ñ€© Na ja, das zu erklĂ€ren, dauert lĂ€nger.

2012 wird es eine große Klopperei um Studien- und AusbildungsplĂ€tze geben.

Ein Sonderfall ist dazu noch der Jahrgang meines Sohnes. Der gehört nĂ€mlich zu den ersten und zu den doppelten. Und das heißt wiederum: 2012 haben wir einen doppelten Jahrgang von G8-ern und G9-ern, die sich fröhlich um Studien- und AusbildungsplĂ€tze kloppen dĂŒrfen.

ÃƓber die bekannten Nachteile des G8 wurde schon viel geschrieben: Schwachsinnig verkĂŒrzte LehrplĂ€ne, Nachmittagsunterricht, kaum Freizeit – also eine typisch deutsche Reform, in der reformiert wurde, ohne richtig darĂŒber nachzudenken, ob das eigentlich Sinn macht. Hauptsache reformiert.

Und jetzt ist es soweit, der doppelte Jahrgang geht in die Kurstufe, sprich 12. und 13. Klasse. Wer jetzt aufmerksam mitgerechnet hat, sagt Stopp!, eine 13. Klasse kann es ja nicht mehr geben.

Weit gefehlt, in diesem Sonderfall, also genau in diesem Jahrgang, ĂŒberspringen alle 10-KlĂ€ssler mal kurz die 11. Klasse, um gemeinsam mit den G9-ern nach den Sommerferien in die 12. Klasse zu kommen. Raffiniert, so wird landesweit ein ganzer Jahrgang zu Hochbegabten SchĂŒlerinnen, die mal eben eine Klasse ĂŒberspringen.

Gehen wir nun mal positiv davon aus, dass die Schulen es geschafft haben könnten, beide JahrgĂ€nge gleich gut auf ihr Abitur vorzubereiten, wird Baden-WĂŒrttemberg (auch Bayern) 2012 nun ĂŒber die doppelte Anzahl von Abiturienten verfĂŒgen.

Schön fĂŒr die Hochschulen und Betriebe, denn die können sich die Besten aussuchen.

Doppelte Konkurrenz.

Da fragt man sich natĂŒrlich als Eltern, was tun? In Windeseile und mit Druck wurden unsere Kinder durch die Schulzeit gepeitscht, um sich dann sich in unglaublicher, nĂ€mlich doppelter Konkurrenz wieder zu finden.

Ein Rezept fĂŒr viele ist sicherlich eine einjĂ€hrige „Auszeit“, sprich ein Soziales Jahr oder ein Auslandaufenthalt mit „Mehrwert“, also mit Sprachschule, Praktikum, Selbsterfahrung oder Ă€hnlichem. Denn, das haben wir gelernt, einfach nur so darf diese Generation gar nichts mehr tun.

Waren unsere Kinder schon ab dem Kindergartenalter in ihrer Freizeit verplant, so mĂŒssen sie auch direkt vom Abitur in eine sinnvolle gut planbare BeschĂ€ftigung gleiten.

Organisationen, die fĂŒr teures Geld unsere Kinder im Ausland bei Jobs, Sprachschulen und Praktika betreuen, sprießen nur so aus dem Boden und sind Ă€ußerst erfolgreich.

Duale Hochschulen als Karrieregaranten?

Auf der ÃƓberholspur im Wettbewerb bei den Studienmöglichkeiten sind demnach auch die dualen Hochschulen, die nicht nur ein kurzes Studium, sonder auch gleichzeitig Praxis, Firmenkontakt und wenn möglich ĂŒber das Studium hinaus ein BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnis zu garantieren versprechen.

Bisher gelingt es mir noch ganz entspannt zu bleiben. Doch im Freundes- und Bekanntenkreis, beginnt die Hektik und Panik auszubrechen: Was passiert mit unserem Kinder nach dem Abitur? Und das ist, wohlgemerkt, 2012.

Durch Sprachaufenthalte in der Schulzeit versuchen einige Eltern, die sich das leisten können, ihren Kindern schon im Vorfeld einen Wettbewerbsvorteil zu ermöglichen.

Ein Bekannter, dessen Tochter in der 11. Klasse, also sprich noch G9 ist, rennt schon seit Wochen auf Info-Veranstaltungen von Hochschulen in der Region und auf Berufsinformationsmessen. Man muss sich frĂŒhzeitig kĂŒmmern, erklĂ€rt er mir.

„Sonst hast Du keine Chance mehr…“

Auf einer Party unterhielt ich mich kĂŒrzlich mit einer Frau, deren Sohn genau wie meiner nach G8 in zwei Jahren Abitur machen wird. „Wenn Du ein Duales Studium anstrebst, musst Du Dich mit dem Zeugnis von 11/1 bei den Betrieben bewerben, sonst hast Du keine Chance“, erklĂ€rte sie mir. Ich dachte: Stopp, ich strebe ĂŒberhaupt kein Studium mehr an, das habe ich alles hinter mir, mein Zeugnis von 11/1 zeige ich keinem mehr und – ich hab’ doch schon einen Job.

Meine Argumente, mein Sohn weiß doch noch gar nicht, was er nach dem Abi machen möchte und vielleicht soll er erstmal ein Jahr auf Reisen gehen, wurde mit dem Blick, „Du hast ja keine Ahnung und Du wirst schon sehen, was dabei raus kommt“, abgeschmettert.

Wie schon gesagt, bislang bleibe ich noch ganz entspannt. Aber, wenn ich ehrlich bin, ich weiß nicht mehr, wie lange.

Denn auch, wenn ich bei dieser Hysterie (noch) nicht mitmache, möchte man ja doch das Beste fĂŒr seine Kinder.

Aber ich bezweifle, dass ein so vorgeplanter Weg, wirklich das Beste ist. Oder? Was meinen Sie?
gabi