Freitag, 02. Juni 2023

Ifok-Moderator spricht ĂŒberraschend offen ĂŒber seinen klaren Auftrag

Herr Ingerfeld und die Hanseln

 

Heddesheim/Rhein-Neckar, 11. September 2012. (red) Der Ifok-Moderator Andreas Ingerfeld hat auf einer Veranstaltung der Deutschen Logistik-Zeitung einen Vortrag gehalten. Darin erklĂ€rt er, wie man als Unternehmer seine Investition schĂŒtzt und „die Hanseln“ dazu bekommt, zu erkennen, dass der Investor ein WohltĂ€ter ist. Unterm Strich geht es um ein Ziel, wenn die Ifok antritt – die Durchsetzung der InvestitionsplĂ€ne gegen einen möglichen bĂŒrgerlichen Widerstand. Als Paradebeispiel bezieht sich der Spin-Doctor auf den Planungsprozess zu „Pfenning“.

Von Hardy Prothmann

Wer tatsĂ€chlich jemals geglaubt hat, die Ifok moderiere neutral, ist nach dem Vortrag von Andreas Ingerfeld schlauer. Vor Logistik-Fachleuten erlĂ€utert der „Kommunikationsspezialist“ umfassend, worum es geht.

Ein Unternehmer, ein WohltĂ€ter der Menschheit, möchte etwas bauen und wird zu unrecht angefeindet und es werden „unwahre Behauptungen“ aufgestellt. Von WutbĂŒrgern, die allerdings keinen roten Bart mehr haben und auch nicht einer marxistisch-leninistischen Gruppe angehören, sondern Porsche Cayenne fahren, GeschĂ€ftsfĂŒhrer sind und ein freistehendes Einfamilienhaus auf 1.000 Quadratmeter GrundstĂŒck haben. Und die sind zudem noch sehr gut vernetzt.

WĂ€hrend frĂŒher eine VereinsgrĂŒndung fĂŒr eine BĂŒrgerinitiative sehr lange dauerte und teuer war, funktioniert das heute Ruck-zuck. Und gerade Branchen mit einem „nicht so guten Leumund“, wie die Logistikbranche, hĂ€tte damit ein großes Problem. SelbstverstĂ€ndlich vergisst Herr Ingerfeld nicht darauf hinzuweisen, wer bei solchen Problemen helfen kann: professionelle „Dialog“-Moderatoren wie er von der Ifok oder vergleichbare Unternehmen. Aber niemals der eigene Pressesprecher, dem glauben die Hanseln nĂ€mlich nicht, ist er doch Angestellter des WohltĂ€ters, der zum SchlechttĂ€ter diffamiert wird. Die entscheidende Frage lautet:

Trauen Sie Ihrem Kommunikator zu, dass am Ende das Logistikzentrum auch gebaut werden kann?

Kaum jemand in der Zuhörerrunde glaubt das. So war auch die Situation in Heddesheim. Alles passte. Der BĂŒrgermeister Michael Kessler strahlte, der WohltĂ€ter Karl-Martin Pfenning strahlte, der Mannheimer Morgen jubelte, die „Zukunft Heddesheims ist gesichert“. Zwar war bis dato nicht bekannt, dass diese Zukunft gefĂ€hrdet war. Aber es hörte sich alles so gut an. Doch dann kamen die Hanseln ins Spiel, die sogar den Namen des WohltĂ€ters missbrauchen: Die „IG Nein zu Pfenning“.

Und jetzt hat der WohltĂ€ter ein Problem. Erstens versteht er nicht, warum er angefeindet wird und zweitens versteht er nicht, wie er mit diesen Störenfrieden umgehen soll. Dabei hat der Unternehmer doch das beste vor, „belastet seine GmbH bis an die Schmerzgrenze“ und „dann kommt mit einem Mal eine Verzögerung und die kostet Sie jeden Tag Geld“:

Und dann kommt auf einmal so eine BĂŒrgerinitiative und handelt nicht rechtens, sondern gibt sehr subjektive Meinungen wieder.

Subjektive Meinungen sind also aus Sicht des Spin-Doctors „nicht rechtens“. Aber „brandgefĂ€hrlich“. Wer sich dagegen rechtfertige, hat verloren:

Die BĂŒrger sind der David und Sie sind der Goliath. Sie werden nicht recht bekommen. Das ist ein PhĂ€nomen, mit dem Sie pragmatisch umgehen mĂŒssen. Es geht nicht um die Frage, ist das rechtens. Es ist so.

Andreas Ingerfeld weiß die Lösung:

Sie mĂŒssen den BĂŒrgern das GefĂŒhl geben, dass Sie sie ernst nehmen. Ich wĂŒrde einen Schritt weitergehen: Sie mĂŒssen sie ernst nehmen.

Andreas Ingerfeld lacht wie sein Publikum ĂŒber diesen köstlichen Witz und wird dann wieder ernst:

Wer betroffen ist, hat recht.

Das Problem, alle wollen alles, aber nicht da, „wo es mir den Blick verbaut“. Und dann gibt es die neuen Medien – die sind schnell und haben einen „Mobilisierungsgrad, von dem Sie nur trĂ€umen“:

Und bis Sie reagieren können, ist der grĂ¶ĂŸte Bullshit ĂŒber Facebook schon verbreitet worden.

Immerhin stellt er das Baurechtsverfahren in Zweifel, das stamme noch aus Preußens Zeiten und funktioniere heute nicht mehr so.

Die nÀchste entscheidende Frage ist:

Was können Sie tun? Einen vernĂŒnftigen Dialog fĂŒhren.

Ingerfeld erklĂ€rt weiter, dass man klar machen muss, ĂŒber was man redet. Nicht ĂŒber alles, sondern ĂŒber „Ihr Thema“. Die Aspekte werden sortiert. Die KonsensflĂ€che ausgearbeitet und dann StĂŒck fĂŒr StĂŒck von der Agenda runtergenommen. Und dann schafft man „Einigkeit“. Übrig bleiben „Grundsatzfragen“.

Wieder lobt Ingerfeld „Pfenning“:

Die haben was gemacht, was sensationell war. Die haben eine Zusage gegeben, dass die Lkw nicht durch den Ort fahren. Die Bauarbeiten haben mittlerweile begonnen.

Und wenn dann der Vorwurf kommt, der Mediator sei vom Unternehmen oder der Gemeinde bezahlt, ist es gut gelaufen:

Das ist das beste was Ihnen passieren kann. Jetzt wird der Mediator beschimpft und nicht mehr Sie. Sie können sich zurĂŒcklehnen, der ist dafĂŒr da beschimpft zu werden. Der ist dafĂŒr da, sich da rauszukĂ€mpfen.

Der Mediator mĂŒsse sich auch mal gegen den Auftraggeber stellen, sonst glaubt ihm niemand. Wie das geht, sagt Herr Ingerfeld nicht. Eine denkbare Lösung ist ein verabredeter Konflikt. Der Unternehmer knickt nach außen hin bei einem Punkt ein, macht ZugestĂ€ndnisse, die der Mediator nutzt, um seine GlaubwĂŒrdigkeit zu untermauern. Das kann ein Verkehrslenkungsvertrag sein oder ein anderer „Nebenkriegsschauplatz“. Motto: Verliere einen Kampf und gewinne die Schlacht.

Das Ziel eines Dialogverfahrens der Ifok ist nicht, wie behauptet, eine moderierte, neutrale Hilfe zur Entscheidungsfindung, die völlig offen ist. Die Gemeinde Heddesheim hat 35.000 Euro Steuergelder an Ifok bezahlt, um die Stimmungslage so zu verĂ€ndern, dass das Ziel, der Bau von „Pfenning“ erreicht wird. „Pfenning“ hat ordentlich Anzeigen im Medienverbund des Mannheimer Morgen gebucht. Die Berichterstattung war unkritisch und „Pfenning“-freundlich.

Die Ifok hat ihren Zweck nur bedingt erfĂŒllt. Bei einer BĂŒrgerbefragung stimmten 50,35 Prozent fĂŒr das Projekt, 49,65 Prozent dagegen. Diese „Mehrheit“ von 0,7 Prozentpunkten waren real 40 Stimmen. Setzt man das Honorar an, also knapp 1.000 Euro fĂŒr jede Stimme.

Den Rest hat die Mehrheit aus BĂŒrgermeister, CDU, SPD und FDP erledigt: Das grĂ¶ĂŸte Bauvorhaben in der Geschichte der Gemeinde und ein sehr großes in der Region wurde entgegen der „guten Sitte, bedeutende Projekt mit großer Mehrheit zu beschließen“ mit der Ă€ußerst knappen Mehrheit von 12:9 Stimmen beschlossen.

Das Bensheimer Spin-Doctor-Unternehmen Ifok ist in der Region gut vernetzt und war in Mannheim beispielsweise in Sachen Stadtbahn Nord aktiv.