Samstag, 23. September 2023

Facebook-Gerüchteküche - keine Hilfe, sondern Spam

Der vermisste Robin C. ist tot

Ladenburg/Mannheim/Mainz/Rhein-Neckar, 28. Januar 2013. (red/pro) Aktualisiert. Die Polizei hat heute mitgeteilt, dass die Identität der bei Nackenheim gefundenen Wasserleiche feststeht. Es handelt sich um den seit dem 20. Dezember 2012 vermissten 24-jährigen Ladenburger Robin C. Nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Untersuchungen gibt es keine Hinweise auf Fremdverschulden.

Ursprünglicher Artikel:

Ladenburg/Mannheim/Mainz/Rhein-Neckar, 26. Januar 2013. (red/pro) Über email, Kommentare und Facebook wurde uns in der Nacht und am Mittag mitgeteilt, dass der vermisste 24-jährige Ladenburger Robin C. tot in einem Wald in der Nähe von Mainz aufgefunden worden sei. Unsere Recherche ergibt, dass die Gerüchteküche auf Facebook und im Internet tobt. Wieder einmal zeigt sich, dass Menschen, die es vermeintlich „gut“ meinen, Schaden und Leid meistens nur noch verschlimmern. Die Polizei bestätigt auf unsere Nachfrage, dass es sich bei einer bei Oppenheim gefundene Wasserleiche vermutlich um den vermissten Robin C. handelt. Sicherheit wird allerdings erst ein DNA-Abgleich in der kommenden Woche bringen.

Von Hardy Prothmann

In Facebook gibt es eine Seite „VermisstRobinC“, die 318 „Fans“ hat, am 29. Dezember 2012 erstellt worden ist und auf der heute folgender Eintrag zu lesen ist:

„Leider erreichte uns heute eine schmerzliche Nachricht. Robin ist nicht mehr am Leben. Er wurde in der Nähe von Mainz gefunden.

Er hinterlässt eine Lücke, die wir mit unseren Erinnerungen und Gedanken füllen, aber niemals schließen werden können.

Zurück bleiben Trauer, Verzweiflung, Tränen und die Fragen nach dem Warum.

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Robin.

Wir danken euch allen herzlich für eure Mitarbeit und Unterstützung.“

Rund 40 Kommentatoren drücken bislang ihr Beileid aus.

Hinweise, falsche „Tatsachen“, Gerüchte

Uns wurde mitgeteilt, dass die Seite vom Vater des vermissten jungen Mannes erstellt worden sei. Wir können uns das nicht vorstellen – zu sachlich ist der Tonfall der Nachrichten auf dieser Seite. Die Information stellt sich als falsch heraus. Tatsächlich erfahren wir aus einer zuverlässigen Quelle, dass Bekannte von Robin die Seite eingerichtet haben, angeblich, um die Suche zu unterstützen. Tatsächlich lässt der anonyme Seitenbetreiber Kommentare zu wie „vermutlich Schwulenszene oder Organhandel“. Wieso solche Einträge nicht sofort gelöscht werden kann man diese anonyme Person nicht fragen.

Über Facebook teilt uns ein angeblicher Freund der Familie mit, dass der Vater ihn über den Tod des Vermissten informiert habe. Dieser habe ihm via Telefon und Facebook mitgeteilt, dass der vermisste Sohn tot „in einem Waldstück bei Mainz“ aufgefunden worden sei. Als wir nachfragen, sperrt uns dieser „Kontakt“. Ein anderer Kommentator will „indirekt“ über die Familie beziehungsweise einen „Freund“ schon gestern Abend über den Tod des Vermissten informiert worden sein.

Auch auf Google+ wurde ebenfalls am 29. Dezember eine Seite erstellt. Auch dort kommentiert ein „Marcus H.“, dass „uns eine traurige Nachricht“ erreicht hat. Der Seitenbetreiber kommentiert das mit „Ich weiß..“

Recherche und Tatsachen

Natürlich gehen wir Hinweisen nach. Noch in der Nacht teilt uns die Polizei in Mainz auf Nachfrage mit, dass es definitiv weder in der Nähe von Mainz noch in einem Wald einen Leichenfund gibt. Tatsächlich wurde in Nackenheim eine Wasserleiche gefunden, deren Identität nach Auskunft der Polizeien in Mainz und Mannheim noch nicht feststeht, da die Obduktion noch erfolgen wird.

Aus einer anderen Quelle erhalten wir die Information, dass die Obduktion bereits gestern stattgefunden habe. Ein Kriminalbeamter habe die Mutter am Telefon darüber informiert, dass es sich mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ um den vermissten Robin handelt. Es fehle nur noch der DNA-Abgleich.

Der Kriminaldauerdienst in Mannheim weiß nach Aktenlage noch nichts von einer Obduktion. Hier ist der Fall immer noch offen, der junge Mann weiter als „vermisst“ registriert. Hinweise, dass es sich bei der Wasserleiche um den gesuchten Mann handeln könnte, liegen nach Auskunft der Polizei nicht vor.

Wir bleiben dran, am frühen Abend informiert uns dann der Polizeisprecher Holger Ohm dann, dass es sich bei der Leiche „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ um den gesuchten Robin C. handelt. Eine Obduktion habe stattgefunden. Mit Sicherheit lasse sich dies aber erst nach einem DNA-Abgleich feststellen. Dieser werde Anfang der Woche vorgenommen. Die Polizei agiert in solchen Fällen normalerweise mit großer Zurückhaltung und Sorgfalt gegenüber den beteiligten Personen. Verwunderlich ist, dass die Kriminalpolizei nach unseren Informationen am Freitagnachmittag die Eltern „telefonisch“ über den Ermittlungsstand informiert haben soll. Überbringt man eine solche Nachricht, zumal, wenn sie noch nicht sicher feststeht, nicht eher persönlich? Die Polizei wird unsere Hinweise auf den Vorgang prüfen, wie uns mitgeteilt wird.

Was die Polizei nun, nachdem der Leichenfund öffentlich kommentiert wird, weiter mitteilt, ist, dass es keine Hinweis auf ein Fremdverschulden gibt.

Falsche „Freunde“, falsche „Hilfe“

Obwohl wir als Internetzeitung selbst sehr intensiv und selbstverständlich soziale Netzwerke nutzen, sehen wir solche Aktionen wie Facebook-Suchseiten, exzessives Teilen von Fotos und vermeintlichen „Informationen“ sehr kritisch. Was haben Einträge wie „vermutlich Schwulenszene oder Organhandel“ auf solchen Seiten verloren? Denkt jemand überhaupt nicht nach, ob das die Person beschädigen kann? Oder ist gerade das gewollt? Ist es nur Dummheit oder nur Sensationsgeilheit, solche Einträge vorzunehmen? Wieso sollten viele aus dem Internet zusammengeklaubte Fotos die Suche mehr unterstützen als ein eindeutiges Profilbild, das von der Polizei zur Vermisstenmeldung herausgegeben worden ist? Was sollen Informationen bringen, wo sich Robin gerne aufgehalten hat, wo er studiert hat? Wären das wichtige Informationen, die die polizeiliche Suche unterstützen könnten, würde die Polizei so etwas mitteilen. Auf privaten Seiten ist das nichts anderes als Klatsch.

Umgekehrt könnte man fragen, wo denn der Unterschied zu unserer Berichterstattung ist? Ist das eine nicht wie das andere öffentlich? Beides ist öffentlich, das trifft zu. Der große Unterschied liegt in den Details. Wir prüfen Informationen sorgfältig und bereiten diese professionell auf. So ist die Aussage, dass der gesuchte Robin tot ist, solange nicht zutreffend, solange dies nicht sicher festgestellt ist. Die Aussage, man habe ihn in der Nähe von Mainz gefunden, ist nach unserer Recherche falsch. Ebenso der Hinweis auf einen Wald.

Öffentliches Interesse vs. privat

Privatpersonen anonymisieren wir im Anschluss, wenn diese tot oder lebendig gefunden worden sind. Aus Achtung vor den Persönlichkeitsrechten – die auch ein toter Mensch hat. Und aus Rücksicht auf die Angehörigen, die insbesondere, wenn es sich um Privatleute handelt, selbst entscheiden sollen, ob und welche Öffentlichkeit sie herstellen möchten. Dabei wägen wir immer ab, welche Informationen einem „öffentlichen Interesse“ dienen und welche in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben. Dass die Suchseite auf Facebook immer noch die Bilder des vermissten Robin C. zeigt, hat nichts mehr mit „öffentlichem Interesse“ zu tun – hier wird nur noch Voyeurismus bedient. Die Angehörigen aber brauchen Ruhe und Kraft, um trauern zu können.

Verhindern können höchstens Angehörige selbst solche Seiten, indem sie nach Kenntnis juristisch dagegen vorgehen oder die Polizei, wenn Straftatbestände vorliegen. Muss man jemandem zumuten, dass er sich auch noch wehren muss, wenn er schon so sehr verletzt worden ist? Das Argument, wann wolle doch helfen, setzt die Frage voraus, ob man das auch verantworten kann: Ob eine solche Hilfe gewünscht ist oder ob eine solche Hilfe sich nicht eher ins Gegenteil verkehrt? Über diese Verantwortung sollte man vorher nachdenken.

Wir raten in solchen Fällen Betroffenen immer, auf keinen Fall Informationen oder Fotos an Dritte herauszugeben, deren Gebrauch sie nicht mehr kontrollieren können. Professionelle Redaktionen achten auf einen sorgsamen Umgang mit solchen Informationen im Gegensatz zu anderen, die die Tragweite nicht überblicken oder unter Umständen sogar „niedere Ziele“ verfolgen.

Und Internetnutzer sollten sich immer im klaren darüber sein, ob sie eine vertrauenswürdige Quelle vor sich haben und was man wie teilt und kommentiert. Die einfache Frage: „Wie wäre das für mich, wenn ich betroffen wäre“, kann immer helfen, nicht alles mitzumachen, nur weil man es „einfach“ machen kann.

 

 

168 Stunden online? – Jugendliche im Internet


Screenshot von YouTube

Screenshot von YouTube

Guten Tag!

Rhein-Neckar, 12. März 2011. Facebook, Skype, SchuelerVZ – Jugendliche bewältigen einen Großteil ihrer „sozialen Kontakte“ über diese Internet-Dienste. Aber wie sieht das typische Verhalten von Jugendlichen im Internet eigentlich genau aus? Unser Praktikant Paul Maaß hat das für uns dokumentiert. Eine Woche lang – 168 Stunden. Insbesondere Eltern dürften sehr daran interessiert sein, was ihre „Kids“ im Netz so „anstellen“. [Weiterlesen…]

Dokumentation: Streit um Twitter & co – oder die Angst vor der Transparenz und Meinungsfreiheit

Guten Tag!

Heddesheim/Rhein-Neckar, 25. Februar 2011. Der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler, die CDU, die SPD und die FDP haben ein Problem mit dem „Verhalten“ des partei- und fraktionsfreien Gemeinderats Hardy Prothmann. Der Vorwurf: Durch „Twittern“ missachte GR Prothmann den Rat. Der Streit um Twitter & co ist nicht auf Heddesheim begrenzt.

In Augsburg gab es Ende 2009 Zoff ums Twittern. Erst im Sommer 2010 wurde es wieder erlaubt. Quelle: Augsburger Allgemeine

Der „Streit“ um den „Anstand“ zwischen konservativen Bürgermeistern, ihren jeweiligen „Rats-Mehrheiten“ und progressiven Gemeinderäten wird landauf, landab geführt. Im Kern geht es um die Kontrolle der „Deutungshoheit“. Einzelne Gemeinderäte oder kleine Fraktionen sollen sich der „Mehrheit“ unterordnen. Meinungsfreiheit ist dabei eher ein gering geachtetes Gut.

Wutentbrannte Reaktion

Am 18. Dezember 2009 berichtet beispielsweise die Augsburger Allgemeine Zeitung unter der Überschrift: „Debatte um Kommunikationsdienst – Ärger um Twitter-Nachrichten aus dem Augsburger Stadtrat“ über den damals 26-jährigen Stadtrat Christian Moravcik (Grüne). Moravcik hatte getwittert und andere Stadträte fühlten sich dadurch angeblich „gestört“.

Lange Zeit allerdings nicht – es war laut Bericht „seit Monaten bekannt“, dass der junge Mann den Internet-Dienst nutzt. Doch bei einer Sitzung verfolgte eine CSU-Stadträtin am Notebook, was der „Kollege“ denn da so an Nachrichten verbreitet.

Eine Bemerkung über den CSU-Fraktionschef führte zum Eklat. Die Augsburger Allgemeine, ebenfalls eher eine konservative Zeitung, berichtete: „Kränzle reagierte wutentbrannt.“

Es folgten monatelange Diskussionen um ein Verbot und schließlich eine „Selbstverpflichtung“, wie Twitter zu benutzen sei. Die Augsburger Allgemeine berichtet am 24. August 2010: „Augsburger Stadtrat: Twittern wieder erlaubt.

Die Thüringische „Goethe- und Universitätsstadt“ Ilemnau (rund 26.000 Einwohner) ist da weiter. Sie achtet die Meinungfreiheit.

Hier ist Twittern sogar ins Ortsrecht aufgenommen worden.

In Ilmenau ist Twittern per Ortsrecht erlaubt

In der „Geschäftsordnung für den Stadtrat und die Ausschüsse sowie die Ortsteilräte der Stadt Ilmenau vom 5. November 2009“ heißt es unter Paragraf 3 „Öffentlichkeit der Sitzungen“:

„(5) Tonbandaufzeichnungen sowie Filmaufnahmen durch Dritte sind nur mit einstimmiger
Zustimmung des Stadtrates zulässig. Die Zustimmung gilt als erteilt für Fotoaufnahmen,
wenn sie durch Journalisten vom Presseplatz aus erfolgen.
(6) Elektronische Informationen aus der öffentlichen Sitzung (z. B. Twittern) heraus sind
erlaubt. Dies gilt nicht für die nichtöffentliche Sitzung. Nur derjenige, der die elektronische
Information in das Internet eingibt, ist für die Rechtsfolgen der Verbreitung der
elektronischen Kurzinformation verantwortlich.“

Dort darf also die Presse sogar vom Platz aus fotografieren und bei Zustimmung des Stadtrates sogar filmen oder Tonbandaufnahmen machen.

In Weinheim ist die CDU Vorreiter

Im Weinheimer Gemeinderat gibt es ebenfalls Stadträte, die sich sozialer Netzwerke bedienen, darunter mindestens ein Stadtrat der CDU.

Die Städte Ladenburg und Weinheim sowie die Gemeinde Hirschberg, über die unsere Redaktion auch berichtet, sind darüber informiert, dass wir vom Pressetisch aus während der Sitzung twittern, Einträge bei Facebook vornehmen und sogar aus der Sitzung heraus nach Beschlussfassung Artikel sofort veröffentlichen.

Die Gemeinderäte und Bürgermeister dieser Kommunen haben nichts dagegen einzuwenden und verhalten sich in dieser Hinsicht vorbildlich in bezug auf Meinungsfreiheit und Transparenz.

Verboten sind dort wie in vielen Gemeinderäte Ton-, Film- und Fotoaufnahmen, außer, sie werden ausdrücklich gebilligt.

In Heddesheim lässt der Bürgermeister „observieren“

In Heddesheim hingegen rügte der Bürgermeister Michael Kessler den partei- und fraktionsfreien Gemeinderat Hardy Prothmann zum wiederholten Male, „Twittern“ sei eine Missachtung des Gemeinderats.

Hier hat Hardy Prothmann einen von "kooptech" Tweet "retweetet", was man am vorgestellten RT erkennt. "kooptech" ist die renommierte IT-Journalistin Christiane Schulzi-Haddouti. Quelle: twitter.com

Der Bürgermeister Kessler lässt dazu die Twitter-Aktivität des Gemeindrats Prothmann während der Sitzung durch Gemeindebeamte beobachten. Die Arbeitsanweisung scheint klar zu sein. Sobald eine Nachricht auftaucht, in die man aus Sicht der Verwaltung eine „Missachtung“ hineininterpretieren kann, unterbricht der Bürgermeister die Sitzung, um eine „Stellungnahme“ vorzunehmen.

Die Frage, inwieweit es sich um eine Missachtung des Gemeinderats durch die Verwaltungsmitarbeiter und den Bürgermeisters handelt, wenn diese während der Sitzung im Internet Twittermeldungen lesen, ist in der Sitzung vom 24. Febraur 2011 nicht geklärt worden.

Angst vor „Kontrollverlust“

Der Hintergrund für Auseinandersetzungen in Augsburg, Heddesheim oder anderswo ist sicherlich mit der Angst vor „Kontrollverlust“ zu begründen.

Obwohl es sich um öffentliche Gemeinderatssitzungen handelt, war man es lange gewohnt, dass sich die Fraktionen und Verwaltungen im Vorfeld der Sitzungen absprechen. Man kann das auch „Hinterzimmerdemokratie“ nennen oder „Gemauschel“ oder wie auch immer.

Die wenigen Bürger, die bei solchen Sitzungen anwesend sind, erhalten keine Hintergrundinformationen, erleben keine tatsächliche Debatte. Die „Öffentlichkeit“ wird im Nachgang häufig über Monopolzeitungen informiert. Politikverdrossenheit ist da vorprogrammiert.

Eigene Meinungen und Sichtweisen und eine zeitnahe Verbreitung (ver-)stören da viele „Traditionalisten“, die sich weder einer kritischen Öffentlichkeit und schon gar nicht kritischen Gemeinderatsmitgliedern, die alle demokratisch gewählt wurden, stellen wollen.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Anmerkung der Reaktion:
Hardy Prothmann ist verantwortlich für das heddesheimblog und ehrenamtlicher, partei- und fraktionsfreier Gemeinderat in Heddesheim.

Gabis Kolumne

Die Normalität von sozialen Netzwerken

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Guten Tag!

Heddesheim, 22. November 2010. Soziale Netzwerke sind voll im Trend. So gut wie alle Kinder und Jugendlichen haben damit zu tun. Fragt sich nur, was man selbst damit zu tun hat, ob man alles versteht und wie man den Kindern den Umgang damit beibringt, meint Gabi.

Vor ein paar Wochen habe ich geschrieben, dass ich mich den Sozialen Netzwerken annähere. Vorsichtig habe ich mich herangetastet. Ich muss gestehen, dass ich mich der Fazination kaum erwehren konnte. Ich habe gechattet, sogar mal was gepostet, wie es so schön heißt. Mein Freundeskreis ist stetig gewachsen. Das zu mir.

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Facebook. Aus einem Studentenjahrbuch-Verzeichnis wurde die größte Online-Community der Welt.

Auch meine Kinder sind in sozialen Netzwerken unterwegs: SchülerVZ und Facebook und wer-kennt-wen. Natürlich haben wir es zu Hause thematisiert, auf die Gefahren hingewiesen und davor gewarnt, Bilder zu veröffentlichen.

Die Gefahren im Netz sind subtiler.

Auch weiß ich von Freunden und Bekannten, dass deren Kinder hier „unterwegs“ sind. Letztendlich sehen wir es aber recht locker, was kann hier schon passieren? Ist es nicht rein virtuell und nichts gegen die Gefahren, denen unsere Kinder im tatsächlichen Leben ausgesetzt sind?

Doch die Gefahren, die hier lauern, sind viel subtiler. Wie erkennt man, was wer ernst meint? Wo hört der Spaß auf? Ist ein Freund wirklich ein Freund?

Jugendliche berichten über Saufgelage, stellen davon Bilder ins Netz, nehmen politische Haltungen ein, provozieren. Um cool zu sein, aufzufallen, sich abzugrenzen. Dass sie sich damit auch inszenieren und von außen nicht immer erkennbar ist, wo der Spaß aufhört und der Ernst anfängt – ist ihnen das klar? Wirklich bewusst?

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Twitter – ein Kurznachrichtendienst im Internet.

Was man im Internet veröffentlicht, dafür ist man letztendlich verantwortlich. Und man stellt eine Öffentlichkeit her. Denn, wer teilweise einige hundert Freunde und mehr sein eigen nennt, wird kaum noch ein Überblick darüber haben und kann nicht davon ausgehen, dass alles nur im „stillen Kämmerlein“ passiert.

„Ich habs nicht so gemeint“, gilt nicht.

Lockere, coole Sprüche sind an der Tagesordnung. Was passiert, wenn cool nicht mehr cool ist, sondern rassistisch? „Ich hab’s nicht so gemeint“, ist schnell gesagt. Aber letztendlich kann man ja nur an den eigenen Worten gemessen werden. Vor allem dann, wenn man es öffentlich macht.

Soll ich meinen Kindern die Netzwerke jetzt verbieten? Gilt es nicht eher mit ihnen darüber zu reden und sie aufzuklären?

Wir wissen heute alle, dass sich Personalchefs gerne im Facebook oder Studi-VZ tummeln. Welches Bild möchte man dann hier nach Außen abgeben?

Wer rechts- oder auch linksextreme Aussagen tätig, muss damit rechnen, dass man ihn oder sie für Ernst nimmt. Und wollen das Jugendliche nicht eigentlich?

Andererseits gehört zum jung sein, auch über das Ziel hinaus zu schießen. Das habe ich getan, das machen immer wieder meine Kinder. Wichtig ist dabei immer wieder Grenzen zu erkennen. Sich betrinken tut sich fast jeder mal in seiner Jugend (oder auch später), lässt man sich aber volllaufen und beschädigt sich, andere oder Dinge, hat das eine ganz andere Brisanz.

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Die Frage ist meist nicht, ob man oder ob man nicht, sondern wie man mit Facebook umgeht.

Wie können wir unseren Kinder, in einer Welt, die so zwischen Virtualität und Realität hin- und herspringt, begreiflich machen, wo hier die Gefahren liegen, wo wir doch selbst in dieser Welt meist Fremde sind?

Quatsch ist erlaubt – aber auch ein sauberes Image.

Ich kann meinen Kindern nur den Rat geben, dass sie nur das veröffentlichen, zu dem sie wirklich stehen können. Und wenn es Quatsch ist, muss es auch als Quatsch erkennbar bleiben.

Klar ist, dass soziale Netzwerke für unsere Kinder normal sind. Klar ist aber auch, dass es darin normal zugehen sollte.

Für mich sind soziale Netzwerke noch neu und ich nähere mich an. Vorsichtig. Das versuche ich auch meinen Kindern beizubringen.

Und klar – die sozialen Netzwerke bieten auch jede Menge Vorteile. Einer ist gerade der, der auch problematisch sein kann: Der öffentliche Austausch mit anderen.

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Und eine Fülle von Informationen, die man für das echte Leben nutzen kann, warten im Internet neben all dem Schrott, den es dort auch gibt. Damit unterscheidet sich das Internet nicht wirklich vom realen Leben.

Der entscheidende Unterschied ist der der Dokumentation – was im Internet gepostet wird, kann man zwar wieder löschen. Ob es damit aus der Welt ist? Häufig nicht. Denn Informationen werden kopiert, an anderer Stelle wieder eingefügt.

Auch ich muss lernen, Herrin über die Informationen zu bleiben, die ich pflege und die andere über mich haben. Das ist eine ganz schön verantwortliche Aufgabe, die ich wie meine Kinder erst gerade lerne.

gabi

Gabis Kolumne

Ich bin in Facebook und es ist spannend

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Guten Tag

Heddesheim, 11. Oktober 2010. Social Media – soziale Medien. Irgendwie ist das dauernd ein Thema – die Kinder machens schon und seit neuestem auch Gabi – die war erst skeptisch und findet es nun richtig spannend.

Eine gute Bekannte ist für ein Jahr nach Amerika gezogen. Bisher haben wir es weder geschafft miteinander zu telefonieren noch zu mailen. Dennoch weiß ich alles über sie. Ich weiß, was sie am letzten Wochenende gemacht hat und dass sie endlich den Mann ihrer Träume gefunden hat.

Sie fragen sich jetzt sicher woher? Aus dem sozialen Netzwerk Facebook. Das ist das erfolgreichtste Social Media-Angebot der Welt und bald vielleicht wichtiger als Google.

Bislang hatte ich das Gefühl, relativ mühelos dem Zeitgeist folgen zu können. Ich bin früh auf die digitale Kamera umgestiegen, benutze seit 1993 email im Beruf und im privaten Bereich gehören die auch schon lange zu meinem Alltag, auch wenn ich das Briefeschreiben lange vermisst habe. SMSen finde ich eine absolut praktische Sache und das Navigationssystem im Auto ist wirklich ne tolle Sache.

socialmedia

Auch das heddesheimblog ist bei Facebook: Die erfolgreichste Social-Media-Plattform der Welt. Zur Zeit kommt gerade der Film "The Social Network" in die Kinos.

So weit, so gut, aber womit ich wirklich Probleme hatte, war das Social Networking im Web.

Wer-kennt-wen, Facbook, Twitter, SchülerVZ…

Vor zwei Jahren hörte ich im Freundeskreis zum ersten Mal von WKW („Wer kennt wen“). Eine Bekannte war vollends begeistert: „Ich habe jetzt wieder Kontakt zu Freunden aus meiner Schulzeit und habe insgesamt schon über 300 Kontakte.“

Und mir wurde schnell klar, viele Kontakte haben ist gut, wer viele Kontakte hat, genießt in diesen Netzwerken ein hohes Ansehen. Auch, wenn ich mich innerlich dagegen wehrte, ein wenig neugierig war ich schon.

Zumal meine Kinder selbstverständlich das SchülerVZ nutzen und mein Mann von WKW über Xing bis zu Facebook in allen Netzwerken vertreten ist und auch fröhlich twittert.

Also meldete ich mich bei WKW an und tatsächlich, nach kurzer Zeit tauchten alte Bekannte auf, aber auch welche, die ich nicht kennen oder nicht mehr kennen wollte.

Kaum hatte ich mich ein wenig mit WKW auseinandergesetzt, redeten alle im Bekanntenkreis, und da vor allem die Jüngeren von Facebook. Also habe ich mir auch da einen Account angelegt.

Dieser Tage habe ich nun das erste Mal gechattet. Mein Mann war auf Geschäftsreise und wir hatten ein Chat-Date (kann man das so sagen?)

Aufregender Anfang.

Ich war höllisch aufgeregt, ich saß vorm Computer starrte auf meine Facebook-Seite und wartete darauf, dass ein grüner Punkt mit seinem Namen erschien.

Es erfolgte ein „Pling“ und es erschien „Hallo Schatz ….“

Schon nach kurzer Zeit war mir klar, die Antworten und Fragen müssen kurz und schnell ausfallen, damit eine vernünftige(?) Kommunikation stattfinden kann. Bastelt man zu lange an dem Response ist das Thema beim Chat-Partner vielleicht schon wieder durch.

Mit dieser neuen Erfahrung nahm ich auch mutig das Chat-Angebot eines Bekannten an, der sich plötzlich mit dem „Pling“ und einem „Hi…“ meldete. Diesmal ging es schon leichter.

Verstehen? Einfach drauf los und siehe da, es klappt.

Der nächste Schritt war das Kommentieren von Einträgen und Bildern. Eindeutig Neuland für mich.

Ich versuchte System und Form zu verstehen. Hoffnungslos! Also einfach drauf los. Und siehe da, es klappte und machte Spaß. Und wie von allein wird das Netz immer engmaschiger, das heißt es kommen neue Freundschaftsanfragen hinzu. Man wird schnell aufgenommen in der Community der Kommentierenden. Man ist „on“.

Werden wir uns zukünftig also immer mehr in den Sozialen Netzwerken bewegen, hier unsere Freunde besuchen, an ihrem Leben teilnehmen. Durch Anklicken unseren Freundeskreis erweitern und beim Chatten unsere Probleme besprechen.

Ich muss zugeben, meine Meinung schwankt: Hatte ich vor kurzem diese virtuelle Welt noch verdammt, verstehe ich langsam auch als Bereicherung. Aber nicht als Ersatz für echte soziale Netzwerke.

gabi

Anmerkung der Redaktion: Sie finden uns bei facebook unter Redaktion heddesheimblog.

Faktencheck: Update „Duell der sozialen Netzwerke“


Guten Tag!

Heddesheim, 1. August 2009. Das heddesheimblog hatte am 26. Mai 2009 über das „Duell der sozialen Netzwerke“ berichtet. Weil der Artikel in die Gruppe der 15 meistgelesenen Artikel aufgestiegen ist, bringen wir ein „Update“.

Am 16. Mai 2009 wurde im „sozialen Netzwerk“ „wer-kennt-wen“ (wkw) eine Gruppe namens „Ja zu Pfenning“ gegründet. Mitglieder von wer-kennt-wen können „Gruppen“ bilden zu Themen, die sie interessieren.
Drei Tage später, am 19. Mai 2009 gründete sich die Gruppe „Nein zu Pfenning logistics“.

Beide Gruppen gewannen zunächst schnell Mitglieder. Doch nach zehn Tagen lag die „Nein“-Gruppe (113) knapp vor der „Ja“-Gruppe (98).

wkw

"Nein zu Pfenning" führt deutlich vor "Ja zu Pfenning". Quelle: wkw

In der Zwischenzeit hat sich der Abstand deutlich verändert. Die Gruppe „Nein zu Pfenning logistics“ zählt mittlerweile 257 Mitglieder, die „Ja zu Pfenning“-Gruppe nur 123.

Und es gibt eine neue Gruppe mit lediglich 2 Mitgliedern: „Mittlerweile egal zu Pfenning“.

Darüber hinaus gibt es eine Gruppe „pfenning logistics“, die 115 Mitglieder hat – vermutlich Beschäftigte des Unternehmens.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Duell der „sozialen Netzwerke“

Der Streit um die Pfenning-Ansiedlung wird nun auch über „soziale Netzwerke“ im Internet ausgetragen. Pfenning-Befürworter waren schneller als Pfenning-Gegner. Doch die Pfenning-Gegner führen gerade, wenn auch knapp – nach der Zahl der Mitglieder.

von Hardy Prothmann

„Social networks – Soziale Netzwerke“ heißen die neuen Dorfplätze, die nicht mehr „auf dem Dorfplatz“, sondern virtuell im Internet bestehen. Sie heißen zum Beispiel youtube, facebook, myspace, stayfriends.
Hier gibt man sein „Profil“ ein, also wer man ist, oder wie man sich eben darstellen möchte. Man macht Angaben zur Person, stellt ein Foto dazu und schon ist man Teil der „Community“, der Gemeinschaft, die so tut, als wäre sie eine. Was so eine „virtuelle Gemeinschaft“ im „wirklichen Leben“ bedeutet, muss jeder für sich selbst rausfinden.

Soziale Netzwerke: So sieht das Profil von Hardy Prothmann aus.

"Soziale Netzwerke": So sieht das Profil von Hardy Prothmann aus.

Ein solches Netzwerk ist auch wkw – Wer kennt wen?.
Nach der Eingabe von Informationen zur Person, des „Profils“, mal knapp gehalten, mal ausschweifend, kann man andere „wkw-ler“ suchen und anfragen: „Ich kenne XY.“ Der Angefragte bestätigt das oder nicht. Umgekehrt wird man selbst angefragt: „Jemand fragt, ob Du ihn kennst.“ Das bestätigt man oder nicht.

Die eigene „Bedeutung“ steigt mit der Zahl derer, die man „kennt“.

Wie groß die eigene Bedeutung dabei ist, läßt sich schnell an der Zahl der Leute ablesen, „die man kennt“. Und die folglich auch einen selbst „kennen“. Mehr als 300, 400, 500 Kontakte deuten darauf hin, dass jemand sehr „beliebt“ oder „kommunikativ“ sein muss, immerhin „kennen“ ihn oder sie doch so viele. Ob das nicht nur „virtuell“, sondern „wirklich“ etwas zu bedeuten hat, muss jeder selbst entscheiden.

Eigentlich heißt es aber nur, dass jemand sehr fleißig war in diesem „social network“ auf der Suche und dem Bestätigen von Kontakten: „Ich kenne…“ Und das auf der anderen Seite jemand das bestätigt hat. Denn davon profitieren beide, der Frager und der Bestätiger. Beide „kennen“ sich jetzt, bei beiden steigt die Zahl der Kontakte und beide sind „beliebter“. Deshalb bestätigt man eher, als dass man es läßt: Sonst sägt man am Ast der eigenen Beliebtheit.

Was das mit der Pfenning-Ansiedlung zu tun hat?

Am 16. Mai 2009 wurde die „wkw-Gruppe“: „Ja zu Pfenning“ gegründet. Gruppen sind „Verbünde“ in die man als wkw-Mitglied von anderen eingeladen wird oder in die man die Aufnahme „beantragt“, indem man Mitglied werden will.
Am 19. Mai 2009 wurde eine weitere Gruppe gegründet: „Nein zu Pfenning.“

Zu Pfenning gibt es mehrere Gruppen, Ja und Nein ist auch dabei.

Zu Pfenning gibt es mehrere Gruppen, "Ja" und "Nein" ist auch dabei.

Während in den ersten Tagen die Zahl der „Ja“-Gruppe immer ein wenig vor der „Nein“-Gruppe lag, führt nun erstmals die „Nein“-Gruppe mit 104 zu 97 Mitgliedern (Stand: Datum des Artikels.)

In den Gruppen (Forum) können „Foren-Beiträge“ erstellt werden: man diskutiert über dies und das oder lädt zu Terminen ein. Bei der „Ja“-Gruppe gibt es keinen Diskussionsbedarf – wie langweilig. Bei der „Nein“-Gruppe keinen besonders großen, aber immerhin fünf „Themen“ mit 18 Beiträgen.

Nicht jeder darf Mitglied werden.

Ein Mitglied der „Nein“-Gruppe ist Hardy Prothmann, stellvertretend für das heddesheimblog. Er wollte auch Mitglied in der „Ja“-Gruppe werden. Beim „Gründer“ oder „Verwalter“ einer „Gruppe“ erscheint dann: XY möchte Mitglied werden. Die können dann jemanden annehmen oder ablehnen. Hardy Prothmann wurde zwei Mal abgelehnt – ohne den Grund dafür zu erfahren. Der „Verwalter“ hätte spätestens bei der zweiten Ablehung fairerweise eine Nachricht mit dem Grund der Ablehnung schicken können – es reichte ihm, den „Nicht-aufnehmen-Knopf“ zu drücken.

Ja zu Pfenning bei wkw nimmt nicht jeden: Hardy Prothmann wurde zwei Mal abgelehnt und will jetzt nicht mehr.

Ja zu Pfenning bei wkw nimmt nicht jeden: Hardy Prothmann wurde zwei Mal abgelehnt und will jetzt nicht mehr.

Ein drittes Mal wollte sich Hardy Prothmann dieser „Schmach“ nicht aussetzen und hat beschlossen, kein Mitglied bei der „Ja“-Gruppe mehr werden zu wollen. Die fühlt sich beliebt genug und braucht ihn nicht.
Auch nicht bei der Gruppe: „Pfenning logistics“. Die gibt es schon seit dem 24. April 2008 und hat nicht ein Thema, zu dem diskutiert wird. Das ist noch langweiliger.

Spannend dürfte nur sein, ob es zu einem echten „Wettstreit“ der beiden „Gruppen“ kommt, sei es bei den Zahlen der Gruppenmitglieder oder bei den Diskussionen, die sie anstoßen.

Das heddesheimblog