Heddesheim/Hirschberg, 18. Juli 2013. (red/pm) Die Gemeinde Heddesheim bedauert die Entscheidung der Gemeinde Hirschberg zur Weiterentwicklung der Karl-Drais-Schule. In einer Presseerklärung kritisiert die Verwaltung den beschlossenen Bürgerentscheid und bezeichnet das Verhältnis und das Vertrauen zur Nachbargemeinde als „belastet“. [Weiterlesen…]
Heddesheimer Verwaltung kritisiert Hirschberger Gemeinderatsentscheidung
Bald keine weiterführende Schule mehr?
Heddesheim/Hirschberg, 04. Juli 2013. (red) Der Heddesheimer Gemeinderat hat sich vergangene Woche einstimmig für die Entwicklung der Haupt- und Werkrealschule in eine Gemeinschaftsschule ausgesprochen. Damit ist ein erster Schritt gemacht, um in der Gemeinde eine weiterführende Schule zu halten. Am 16. Juli 2013 muss der Hirschberger Gemeinderat ebenfalls zustimmen, damit der Schulzweckverband den Auftrag erhält, einen Antrag zu stellen. Doch die Zustimmung ist unsicher und selbst wenn eine Mehrheit dafür entscheiden sollte, sind längst nicht alle Hürden genommen. [Weiterlesen…]
Die Ganztagesschule muss kommen – aber sie ist trotzdem ein Problem
Rhein-Neckar, 01. Oktober 2012. (red) Alles schön und gut. Die Forderung nach einer Ganztagesschule ist richtig, aber trotzdem problematisch. Aktuell wurde im Ladenburger Gemeinderat über die Einführung der Ganztagesschule an der dortigen Werkrealschule diskutiert – aber die Debatte wird auch in anderen Gemeinden unseres Einzugsgebiet laufen. Und vermutlich Stückwerk bleiben. Weil immer nur kurzfristig geplant wird und niemand den Mut aufbringt, mal zehn oder sogar 20 Jahre nach vorne zu schauen. Oder auch mal zurück.
Kommentar: Hardy Prothmann
Dieser Beitrag kommt ohne Zahlen aus, weil es nicht um Erbsen zählen gehen soll, sondern um einen Aufruf zu einer weitsichtigen Debatte, die leider nicht stattfindet.
Baden-Württemberg ist unbestritten ein guter Schulstandort. Aber die Zeiten ändern sich. Mit ihnen die Menschen und die Bedingungen, unter denen sie miteiander leben. Deswegen beginne ich auch mit einem Sprung zurück.
Ich bin 1966 geboren und bin nach der vierten Klasse in Frankenthal aufs Gymnasium gegangen. Mit ein paar Freunden. Andere Freunde wechselten auf die Reals- oder Hauptschule. Für die Freundschaften war das weitgehend unbedeutend. Um 13:00 Uhr läutete es, ich war um 14:00 Uhr mit Essen und meist auch mit Hausaufgaben fertig, spätestens um drei ging es raus: Kicken, Rad fahren, Schwimmen gehen, Blödsinn machen, Vereinstraining. Mit meinen Freunden und anderen Kindern. Beim Abendessen war ich oft todmüde, weil ausgepowert.
Gemeinsamkeit
Mit einigen meiner Freunde bin ich unabhängig vom Schulabschluss und der späteren beruflichen „Laufbahn“ immer noch gut befreundet. Die einen arbeiten als Handwerker, andere in Heilberufen ohne Ärzte zu sein, es gibt Händler und Dienstleister unter ihnen. Alles feine Leute, die teils mal richtig ordentlich mehr Geld verdienen als ich. Und die oft um einiges weniger arrogant sind als die, die sich für die Elite halten.
Überhaupt diese ganze leidige Elitendiskussion: Wenn ich einem Kumpel einen französischen Text übersetzt habe oder die Inschriften auf alten Denkmälern lesen und verstehen konnte, wusste ich, dass ich mehr weiß als mein Hauptschulfreund. Na und? Dafür konnte der flitzeflink später Maße und Winkel berechnen, wusste immer, wo gerade die besten Preise für was auch immer waren. Das ergänzt sich bis heute.
Zusammen, statt getrennt

Hardy Prothmann (45) fordert mehr Weitblick bei der Schulpolitik.
Damit bin ich beim Kern der Debatte: Vor meiner Zeit wurden Jungs und Mädchen getrennt. Auch zu meiner Zeit wurden wir Kinder getrennt. Gemeinsames Lernen gab es nicht. Aber wir hatten neben der Schule viel Zeit für Gemeinschaft. Heute werden die Kinder auch getrennt, aber durch die Lebenssituation vieler Eltern brauchen sie eine längere Betreuung. Sicher sind auch die Anforderungen in der Schule gestiegen, also auch länger Schule.
Ich habe zwei Kinder. Der Sohn hat gerade nach dem achtjährigen Gymnasium Abitur gemacht, die Tochter besucht die 8. Klasse. Die kennen keine Haupt- und Realschüler mehr. Nicht wegen Elitegedanken – ich achte drauf, dass sie bewusst bescheiden bleiben -, sondern weil sie keine Zeit haben. Morgens um sechs Uhr aufstehen, Schule bis um 16-17:00 Uhr. Dann noch Hausaufgaben machen, lernen, etwas Sport und etwas Musik. Damit ist der Tag rum. Ab und an treffen sich „beste Freundinnen“ und das ist natürlich jemand aus der Klasse. Andere Kinder bekommen sie ja nicht zu Gesicht.
Diese Trennung der Kinder führt auch irgendwann zu einer Trennung der Gesellschaft. Gymnasiasten wissen nicht wie Realschüler ticken und die nicht, wie Hauptschüler so als Menschen sind. Falsche Elitendebatten führen zu falschen Selbstbildern bei den „Besten“ wie bei denen, die es „halt nicht geschafft haben“. Und vor allem CDU, SPD und FDP heißen diese heillosen Debatten auch noch an. Christliche Verbundenheit, soziales Miteinander oder freies Füreinander fällt diesen „politischen Eliten“ nicht mehr ein. Und umgekehrt kriegen die Grünen Pickel, wenn jemand Elite sagt, obwohl man die ganz sicher ebenso braucht wie den soliden Handwerker.
Der Schultyp der Zukunft, der auch den Gemeinsinn der Menschen stärkt und der gesellschaftlichen Situation Rechnung trägt ist die gemeinsame Ganztagsschule. Damit die nachwachsenden Generationen auch fähig sind, gemeinschaftlich zu denken. Und übereinander Bescheid wissen. Natürlich gehört auch Inklusion dazu.
Und man muss die Sportvereine in die Veränderungen ebenso mit einbeziehen wie Musikschulen. Wenn die Ganztags-Werkrealschule kommt, werden die Vereine erneut Kinder und Jugendliche verlieren. Ganz einfach aus dem Grund, dass nicht alle auf ein Mal im Zeitfenster 17:00-19:00 Uhr auf demselben Platz kicken oder diesselbe Halle belegen können.
Alle müssen zusammenrücken
Früher ging man nach der Schule in den Sportverein. „Nach der Schule“ ist heute später Nachmittag oder früher Abend. Also müssen die Vereine in die Schulen, ebenso die Musikschulen.
Das wird ein gewaltiger Umbau – denn dafür muss vieles neu gedacht werden. Von Gebäuden, über Plätze, über Mittel bis hin zur Organisation. In vielen Gemeinden reichen die Hallenkapazitäten nicht mehr aus. Nicht weil die von morgens bis abens belegt sind, sondern weil immer mehr Anspruch auf diesselben Zeitfenster erheben. Wo soll das hinführen? Dass jeder 10.000-Einwohner Ort vier Hallen und zwei Kunstrasenplätze hat?
Man muss nicht nur gesellschaftlich die Schulen neu denken, sondern auch wirtschaftlich. Denn bekanntlich fehlt es an Geld zur Unterhaltun und es wird weniger Kinder geben. Ob man sich diesen Luxus, drei Schulsysteme mit entsprechenden Verwaltungen noch wird leisten können, ist heute schon fraglich. Hinzu kommt der Schülerverkehr, denn die wenigstens laufen nach der Grundschule in eine weiterführende Schule.
Was die Hauptschüler schon mitmachen mussten, Zusammenlegungen, Werkrealschulreform, erneute Zusammenlegung, jetzt Ganztagsschule wird auch auf die anderen Schultypen zukommen. Gymnasien führen teils wieder die 9-jährigen Züge nach der G8-Reform ein oder bieten beide Züge an. Die Realschulen haben „Sorge“, dass ihre „Homogenität“ durch Hauptschüler gestört wird, da der Wegfall der Schulempfehlung nun Kindern die Realschule erlaubt, die sonst auf der Hauptschule gelandet wären. Und die Hauptschulen, neudeutsch Werkrealschulen, müssen bangen, ob sie überleben können.
Man könnte das Durcheinander auch als „lebendig“ bezeichnen. Tatsächlich weiß ich aus vielen Gespräche mit Eltern und Kindern, dass es als chaotisch begriffen wird. Eine „neue Ordnung“ kann nicht mehr Schaden anrichten als das verkorkste Herumexperimentieren der vergangenen Jahre.
Was vom Antrag übrig bleibt – die Werkrealschule der Politik
Guten Tag!
Heddesheim/Hirschberg, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule ist gescheitert. Das „macht nichts“, denn ein „Alternativantrag“ soll die „Lösung“ sein.
Kommentar: Hardy Prothmann
Es geht um das „Wohl unserer Schüler“. An dieser Aussage ließen die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) keinen Zweifel.
Kein Zweifel? Von wegen.
Das Konzept der Werkrealschule an sich ist verzweifelt.

Michael Kessler, Georg Wacker, Manuel Just finden "Alternativlösung". Bild: hblog
Nur Baden-Württemberg und Bayern leisten sich dieses Konzept, während schon zehn andere der sechzehn Bundesländer die Hauptschule abgeschafft haben oder dabei sind, diese abzuschaffen.
In Stuttgart wird eine Kirchturmpolitik gemacht, die mit den „Zuständen“ vor Ort, mit dem Zustand der Hauptschule an sich nichts zu tun hat. Die Werkrealschule ist eine „Zwischenlösung“ auf dem Weg zur Abschaffung der Hauptschule und von Motiven getrieben, denen ganz sicher das „Wohl der Schüler“ egal ist. Es geht darum, was diese „kosten“.
Das Konzept ist, dass alles noch nicht geregelt ist.
Wenn Staatssekretär Georg Wacker (CDU) etwas von „pädagogischen Konzepten“ in diesem Zusammenhang erläutert, darf man mit Fug und Recht behaupten, dass er „schwätzt“.
Denn mit den Konzepten ist es nicht weit her.
Das Gesetz zu dieser „Schulreform“ wurde im Hauruck-Verfahren von der Landesregierung gegen die Empfehlungen der Lehrer und Eltern durchgedrückt. Die Vorsitzende des Landeselternbeirats Christiane Staab (CDU) ist zusammen mit ihrer Stellvertreterin Sylvia Wiegert aus „Entsetzen“ über die Schulpolitik am 20. Januar 2010 von ihrem Amt zurückgetreten.
Konzepte? Bis heute liegen keine Lehrpläne für diese ach-so-tolle Werkrealschule „neuen Typs“ vor. Erst in einigen Wochen wird das der Fall sein: „Die Schulen und Lehrer haben dann ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen“, sagt Staatssekretär Wacker und tut so, als liefe alles wie am Schnürchen.
Hautpsache „gesetzeskonform“.
Das tut es aber nicht. Die AlternativNotlösung Hirschberg-Heddesheim ist ein erstklassiges Beispiel.
Auf der Pressekonferenz wird eine „gesetzeskonforme“ Lösung präsentiert. Bürgermeister Manuel Just machte keinen Hehl daraus, dass man aus der misslichen Lage das Beste machen wollte (erster Antrag) und das Bestmögliche nun beantragen wolle (Alternativantrag).
Kommende Woche wird die zweitbeste aller schlechten Lösungen nun durchgeboxt. Am Montag wird der Hirschberger Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Dienstag soll der Gemeinderat den neuen Antrag abnicken, am Mittwoch wird der Heddesheimer Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Donnerstag soll der dortige Gemeinderat nicken.
Für die beiden Schulen, die dann künftig eine sein werden, wird die Schulleitung neu ausgeschrieben. Voraussichtlich wird Jens Drescher, der Leiter der Martin-Stöhr-Schule der neue Leiter der gemeinsamen Werkrealschule – es könnte aber auch jemand anderes werden. Die Heddesheimer Rektorin Hiltrud Rudolf wird sich voraussichtlich der Lage beugen und Leiterin einer Johannes-Kepler-Grundschule werden.
Doch auch das ist noch nicht geregelt – voraussichtlich wird die gemeinsame Werkrealschule zum kommenden Schuljahr 2010/11 starten und noch beide Schulleitungen im Amt haben.
Dringende Probleme
Ein neuer Name wird bis dahin auch noch nicht gefunden haben, denn „es gibt dringendere Probleme“ zu lösen, wie Bürgermeister Manuel Just sagt.
Beispielsweise die Organisation der verteilten Schule: Wer, wann, wo und wie sind die bislang ungelösten Fragen zum Einsatz der Lehrer.
Auch der Transport der Schüler ist noch nicht geregelt. Wie schön, dass das „die Zehntklässler nicht betrifft“, wie Bürgermeister Michael Kessler sagt, „die können wie bisher auch mit dem normalen ÖPNV fahren“.
Vier Klassenzimmer stehen künftig in Hirschberg oder in Heddesheim leer. Was macht man damit? Bürgermeister Kessler sagt allen Ernstes: „Die könnte man dann beispielsweise renovieren. Oder so.“
„Oder so“ also.
Die „Werkrealschule der Politik“ führt dazu, dass „zwei starke Hauptschulen“ in ein zweifelhaftes Abenteuer mit unbekanntem Ausgang gestürzt werden.
Der vom Staatssekretär hoch gelobte „mittlere Bildungsabschluss“ der Werkrealschule, der angeblich dem Realschulabschluss „gleichwertig“ sein soll, ist in den Nachbarländern Rheinland-Pfalz und Hessen unbekannt und dementsprechend nichts wert.
Ein guter Abschluss?
Darauf angesprochen sagt Herr Wacker: „Die Kultusministerkonferenz hat diesen Abschluss quasi „zertifiziert“. Hier in Baden-Württemberg wurde uns versichert, dass dies ein guter Abschluss ist.“
Ein guter Abschluss also? Das wird sich in der Praxis zeigen müssen. Aus Sicht der Lehrer handelt es sich um einen Etikettenschwindel.
Die Schulnote für die „Schulreform“ und die Hirschberger-Heddesheimer-Lösung hingegen steht fest: Sie ist mangelbehaftet. Ebenso wie die „Einbeziehung“ der Schüler, Eltern und des Elternbeirats – was kommende Woche passieren wird, hat nichts mit „Einbeziehung“ zu tun, sondern nur mit „Durchboxen“.
Die Alternativlösung ist eine Lösung ohne Alternative.
Gemeinsame Werkrealschule: Der „Alternativantrag“
Guten Tag!
Heddesheim/Hirschberg, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg hatte politisch keine Chance. Ein Alternativantrag soll genehmigungsfähig sein.
Der Alternativantrag für eine gemeinsame Werkrealschule sieht vor, dass bereits zum kommenden Schuljahr die Klassen 5-7 der Hauptschulen Heddesheim-Hirschberg einzügig (also nur mit einer Klasse in der Stufe) vor Ort unterrichtet werden (siehe unseren Bericht „Letzte Verhandlungen zur Werkrealschule„).
Die Klassen 8-9 werden zweizügig an wechselnden Standorten unterrichtet. Die Klasse 10 wird dort absolviert, so zuletzt die Klasse 9 stattgefunden hat.
Auf einer Pressekonferenz in Hirschberg erläuterten die Bürgermeister Michael Kessler (Heddesheim) und Manuel Just (Hirschberg) sowie Staatsminister Georg Wacker (CDU), dass der gemeinsame Schulstandort Hirschberg sein soll. Heddesheim soll als „Ausgleich“ Standort eines noch einzurichtenden „Schulzweckverbandes“ werden.
Am Montag, den 22. Februar 2010, soll der Hirschberger Elternbeirat der Martin-Stöhr-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 23. Februar 2010 soll der Hirschberger Gemeinderat dem Antrag zustimmen. Am 24. Februar soll der Heddesheimer Elternbeirat der Johannes-Kepler-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 25. Februar 2010 soll der Heddesheimer Gemeinderat dem „Alternativantrag“ zustimmen.
Die Zustimmung der beiden Gemeinderäte ist die Vorraussetzung, dass beide Gemeinden bis zum 15. März 2010 einen neuen „Alternativantrag“ stellen können.
Dokumentation der Pressemitteilung:
Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog
Gemeinsame Werkrealschule: Alternativantrag genehmigungsfähig
Guten Tag!
Heddesheim/Hirschberg, 17. Februar 2010. Der Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim ist nicht genehmigungsfähig. Ein Alternativantrag soll akzeptiert werden.
Die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) sowie der Staatssekretär Georg Wacker (CDU) haben heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gegeben, dass der ursprüngliche Antrag der beiden Gemeinden für eine gemeinsame Werkrealschule nicht genehmigungsfähig ist.
Stattdessen solle ein Alternativantrag gestellt werden, „für den ich ganz klar die Genehmigung signalisieren kann“, sagte Staatssekretär Wacker.
Danach verbleiben die Klassen 5-7 an den Standorten Heddesheim und Hirschberg. Jahrgangsstufe 8 wird an einem Standort unterrichtet, Jahrgangsstufe 9 wechselt dann an den anderen Standort, wo auch die zehnte Klasse abgeschlossen wird.
Diesem Modell müssen aber noch die beiden Gemeinderäte zustimmen.
Der Artikel wird aktualisiert.
Einen schönen Tag wünscht
Was eine „Halbjahresinformation“ bedeutet
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Guten Tag!
Heddesheim, 01. Februar 2010. Am Mittwoch gibt es die „Halbjahresinformation“. Früher hieß das „Zeugnis“. Wie es auch heißt – die Noten zeigen, ob die Kinder „auf dem richtigen Weg“ sind. Doch welcher ist das?, fragt sich Gabi, die auch nicht immer auf dem aus Sicht der eigenen Eltern „besten Weg“ war.
Dieser Tage saß ich mit meinen Freundinnen bei einer Tasse Kaffee und wir diskutierten unsere Köpfe heiß. Um was es ging? Um die sogenannte „Halbjahresinformation“.
Und wie mein Sohn mir erklärte, hat die auch rein gar nichts mit einem Zeugnis zu tun.
Denn, wie der Name schon sagt, wird man als Eltern sozusagen über einen Zwischenstand informiert. Quasi wie die Halbzeit beim Fußballspiel. Was ja, wie wir alle wissen, nichts mit dem Endergebnis zu tun hat. Wobei eine 4 in der Halbzeit selten zu einer 1 im Endergebnis werden wird, genauso wenig wie ein 6:0 selten zu einem 6:10 gedreht werden kann – und ich bin bei Gott kein Fußballexperte.
Gut – noch schaue ich gelassen dem kommenden Mittwoch entgegen. Einer meiner Freundinnen ging es da schlechter: Ihr Sohn hatte seinen Halbzeitstand schon bekommen und dementsprechend war ihr Gemütszustand – alles andere als bestens.
Das Ergebnis zählt.
Sie erzählt, dass eine ihrer Freundinnen vom Psychologen zu hören bekam: „Das sind nicht Ihre Noten. Sie haben ihren Schulabschluss schon gemacht. Die Kinder müssen ihren eigenen Ehrgeiz entwickeln.“
Soweit so gut. Aber was tun, wenn der Ehrgeiz nicht von alleine kommt? Sollen wir unsere Kinder einfach auflaufen lassen?
„Also, als erstes geht erst mal die Playstation auf den Speicher“, sagte meine Freundin. Wir anderen nickten zustimmend. Das war eine klare Maßnahme und würde sicherlich wirken.
„Schränke doch seinen Kontakt mit der Freundin ein. Das trifft ihn bestimmt“, schlug eine der Frauen vor. „Das sollte vielleicht eher mein Mann machen, sonst sieht es nach Aktion eifersüchtige Mutter aus“, gab eine andere Freundin zu bedenken.
„Also ich habe bei meiner Tochter die besten Erfahrungen mit einer Mathe-Nachhilfeschule in den Ferien gemacht“, warf eine dritte Freundin ein.
Es durchzuckte uns wie ein Blitz. Ja, das sah wirklich nicht nach Spaßprogramm aus und schien, wie das Ergebnis zeigte, sehr erfolgversprechend aus. Aber konnten wir das unseren armen Schulreform-geplagten Kindern wirklich antun? Vier Wochen täglich vier Stunden Mathe in den Sommerferien? Und wer kann sich das schon leisten?
„Wenn ich mich erinnere, wie schlecht ich in der 7. Klasse war, und in der 8. Klasse hat nicht viel gefehlt und ich wäre sitzengeblieben, habe ich hintenraus doch noch ganz gut abgeschnitten“, erinnerte ich mich.
Aber wir hatten das Glück der reformierten Oberstufe, fast alles, was uns nicht passte, konnten wir abwählen.
Haben sich unsere Eltern so um die Schule gekümmert, wie wir das heute tun? „Nein, mein Vater hat mich ab und an in Latein abgehört, was ganz schrecklich war, und meine Mutter in Französisch, das war schon alles“, erzählt eine Freundin.
Aber haben wir unsere Kinder nicht gepampert von Anfang an? Waren wir nicht im Kinderturnen, haben unzählige Bastelnachmittage, Elternabende und Lehrergespräche über uns ergehen lassen? Wie können wir sie jetzt mitten in der Pubertät sitzen lassen und von ihnen eigenen Ehrgeiz erwarten?
Das Leben ist kein Picknick.
„Ja, und was machst Du, wenn Dein Sohn eine Ausbildung anfängt oder studiert? Wirst Du ihm dann die Berichte schreiben oder bei den Seminararbeiten helfen?“, fragt mich eine Freundin. „Aber nein, nach der Schule ist er selbstverantwortlich“, entgegne ich nicht ganz so überzeugt, wie ich es gerne sein würde.
Es ist nicht immer leicht eine Position zu finden, wenn man die Kinder einerseits so gut verstehen kann und andererseits weiß, dass das Leben eben kein Picknick ist. Und für den Blödsinn, den wir veranstaltet haben, waren wir schließlich auch selbst verantwortlich.
Schule ist schließlich nicht alles, versuche ich mich zu beruhigen. „Wenn meine Kinder eine schlechte Note nach Hause bringen, ist mein Tag gelaufen“, gesteht eine gute Bekannte. Und trifft mit dieser Aussage in der Runde auf mehr Verständnis als auf Widerspruch.
Der nächste Mittwoch darf und wird kommen und schließlich ist es ja nur eine Halbjahresinformation und kein Halbjahreszeugnis wie in meiner Schulzeit.
Da gab es auch noch keine Zensuren wie 5+ oder 3-4. Da war eine 5 eine 5 und man hatte eine 3 oder eine 4 oder auch eine 1 oder eine 2.
„Siehst du“, sagte mein Sohn, „deshalb heißt es jetzt ja auch Information.“
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