Heddesheim/Ladenburg, 10. Mai 2011 (red) Die Ausstellung, die zur Zeit im Alten Rathaus gezeigt wird, ist mit dem Titel „Sagenhafte Gegensätze“ betitelt. Sagenhaft ist der Zyklus zu den Nibelungen, die die Künstlerin Renate Huthoff ausstellt. Im Gegensatz dazu stehen die Objekte und Skulpturen der Künstlerin Maria-Ilse Lörincz. Es ist ein „Mythos der Moderne“. Am Samstag wurde die Ausstellung mit einer Vernissage von der neuen Vorsitzenden des Heddesheimer Kunstvereins, der Künstlerin Veronika Drop, eröffnet.
Von Sabine Prothmann
Die musikalische Begleitung und die einführenden Worte kamen von dem Ladenburger Maler und Musiker Rudolf Klee, der damit der Vernissage einen weiteren kunstvollen Glanzpunkt verlieh.
Die „Edition Nibelungen“ zeigt auf neun Fotoradierungen die Geschichte der Nibelungen. Die geborene Mannheimerin, Renate Huthoff, lebt in Lampertheim und hat ihr Atelier in Worms, in der Stadt der Nibelungen. Die allgegenwärtige Präsenz dieser Sage hat die Künstlerin zu diesen Bildern veranlasst. Ausgangspunkt ist immer ein Foto, das sich weiterentwickelt, wie in dem Bild „Wie er einen Lindwurm erschlagen mit seiner Hand“.
Die Fotografie der Siegfried-Skulptur scheint lebendig zu werden und mit dem Dolch in der Hand erschlägt er den schwarzen Drachen. In Rot leuchtet das Auge und die Zunge schießt aus dem Maul während sich das Blut über den Boden ergießt. Um dieses Ergebnis zu erreichen, bringt Huthoff drei Platten übereinander und mit Hilfe eines chemischen Verfahrens entstehen die Mehrfarbradierungen. In Grautönen und tiefem Schwarz, akzentuiert durch intensives Rot. So trägt Kriemhild bei dem „Streit der Königinnen“ ein blutrotes Kleid.
„Es sind die Augenblicke, die ich sammle.“
„Es sind die Augenblicke, die ich sammle“, sagt die Künstlerin. So hält jedes Bild einen wichtigen Augenblick der Sage fest, beginnt bei einem Foto und entwickelt eine Handlung. Dabei hat sie tief in den Archiven gegraben, sich mit den Nibelungen und der nordischen Edda beschäftigt.
Und so wurde ihre „Edition Nibelungen“ auch in das Heimatjahrbuch 2011 der Stadt Worms aufgenommen.
Huthoff hat auch zwei Rotuli mitgebracht, Papierrollen, die sich aufgerollt über je 6,70 Meter erstrecken. Mit Papier, Kohle, Filzstift, Graphit, Tusche und Wäscheklammern bewaffnet setzte sich die Künstlerin unter alte Olivenbäume in Griechenland. Spontane Zeichnungen sind entstanden, „ich erfühle für mich, das Leben im Baum“, erzählt Renate Huthoff. Bizarre Formen, mal figurativ, mal abstrakt, scheinen lebendig zu werden, sich zu wandeln.
Es ist, als wenn man auf der Erde liegt und Wolkenformationen betrachtet, sagt Rudolf Klee in seiner Einführung.
Dazu im Gegensatz die Plastiken aus Bronze der Künstlerin Maria-Ilse Lörincz, die im Wachsausschmelzverfahren gegossen wurden. Maria-Ilse Lörincz kam 2007 über den Steinguss-Bildhauerworkshop auf dem Dilsberg zu der Bronze.
Die ausgestellten Plastiken entstanden in den folgenden Jahren bei der Brandenburger Bildhauer-Sommerakademie in Straußberg. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Ladenburg.
Die Suche nach der Urform.
Es ist die Suche nach der Urform, die sich verändert, sich entwickelt.
Viele der Objekte haben ein Außen und ein Innen. Bögen scheinen in das Innere des Kunstwerks zu führen und erinnern fasst an die das Gewölbe einer Kathedrale, wobei der Wechsel der Form, mal rund, mal eckig wieder zu einem Bruch dieser Assoziation führt.
Betrachtet man eine Kathedrale von Außen ist sie eine Skulptur, betritt man sie, erlebt man sie als Raum, erklärt Rudolf Klee.
Es ist der Dialog von Fläche und Form und von Raum und Material, der die Künstlerin antreibt. „Ich mache Skizzen und daraus entsteht das Objekt“, erst dann gibt sie ihren Plastiken Namen.
So ist auch der „Krieger“ entstanden. Das Material wurde geformt und gebogen und eine Figur mit Speer in der Hand wurde „geboren“. Lörincz bezeichnet das Ergebnis als die Abbildung des Prozesses.
Die sieben Bronzeplastiken und die beiden Steinguss-Objekte laden den Betrachter ein, sich auf den Weg zu machen und den Schaffensprozess zu verfolgen und zu empfinden. Sie lassen Raum für eigene Interpretationen.
„Kunst gibt nichts Sichtbares wieder, Kunst macht sichtbar.“
Beide Künstlerinnen „machen sichtbar“, sagt Rudolf Klee und zitiert seinen Namensvetter Paul Klee: „Kunst gibt nichts Sichtbares wieder, Kunst macht sichtbar“ und schlägt damit auch die Brücke zwischen den so scheinbar unterschiedlichen Kunstwerken.
Während Huthoff die bildnerischen Ereignisse sichtbar mache, die Botschaft aus dem Innersten ziehe, setze Lörincz den Innen- und Außenraum in Beziehung.
Beide Künstlerinnen schaffen Meisterwerke, sie beherrschen die Kunst und die Technik, so Klee. „Denn Kunst kommt von Können, käme sie von Wollen, hieße sie Wulst“.
Als bekennender Romantiker spielt Klee wunderbar romantische eigene Stücke, aber auch Teile von Rodrigos Concierto de Aranjuez und von Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert, dem „schönsten Klavierkonzert, was ich kenne“. Und nebenbei bekommen die Besucher der Vernissage einen kleinen Exkurs in die Musiklehre. Und das Gefühl drei begeisternden Künstlern begegnet zu sein und einem „Gesamtkunstwerk“ beigewohnt zu haben.
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Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog
Weitere Infos: Die Künstlerin Veronika Drop löste als Vorsitzende des Kunstvereins Martine Herm ab, die aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt abgeben musste. Drop ist gebürtige Rheinländerin und lebt seit 30 Jahren in Heddesheim. Sie ist seit der Gründung des Vereins, 2006, Mitglied.
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