Anm. d. Red.: Die Beiträge sind alphabetisch geordnet, entweder nach Name oder Institution. Nicht alle angeschriebenen Personen haben zum vorgegebenen Termin aus Zeitgründen reagieren können – wir aktualisieren den Artikel im Laufe der Woche durch weitere Stimmen. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, können natürlich auch Ihren Kommentar verfassen. [Weiterlesen…]
Das Heddesheimblog feiert 4-jähriges Jubiläum!
Vermüllte Biotope und ein zerstörtes Insektenhotel
Heddesheim, 20. Februar 2013. (red/zef) Auch für das Jahr 2013 stehen bei der Ortsgruppe Heddesheim des Bunds für Umwelt und Naturschutz in Deutschland große Herausforderungen an: Die Biotope sind teilweise heftig vermüllt, das Insektenhotel wurde erneut zerstört. Auf der Jahreshauptversammlung stellte die Ortsgruppe die Weichen, um dies zu meistern.
Von Ziad-Emanuel Farag
Am Samstag, den 23. Februar, säubert die BUND-Gruppe Heddesheim die Biotope. Maria Landenberger, Vorsitzende der Ortsgruppe, äußert sich hierzu optimistisch:
Gut 20 Personen aus Heddesheim haben letztes Jahr sehr viel Müll aus den Biotopen entfernt. Es haben sehr viele mit angepackt, die zum Teil gar nicht Mitglied der Ortsgruppe sind. Das hat uns sehr gefreut. Auch in diesem Jahr hoffen wir wieder auf viele tatkräftige Unterstützung. Besonders in den Landgräben können wir jede helfende Hand gebrauchen. Es ist erschreckend, dass jedes Jahr Ölfässer auftauchen.
Ihre Grundstücke möchte die Ortsgruppe pflegen und so weitere Flächen unberührter Natur schaffen. Dabei stören momentan wildwuchernde Brombeeren und Kirschen, die der restlichen Vegetation kaum Platz lassen. Hierbei soll auch das Insektenhotel wieder aufgebaut werden. Wie 2009 wurde es auch 2012 zerstört.

Der Vorstand der BUND-Gruppe Heddesheim (von links nach rechts): Dr. Klaus Wagner (stellvertretender Vorsitzender und Kassenwart) Johanna Fath und Richard Landenberger (Kassenprüfer) und Maria Landenberger (Vorsitzende)
Insgesamt kann man aber mit der Bilanz für 2012 zufrieden sein: Am 26. Juli 2012 konnten am Badesee in Heddesheim Zwergfledermäuse in freier Wildbahn beobachtet werden. Es stand außerdem eine Kräuterwanderung in Hemsbach an. Die reiche Flora und Fauna des Odenwaldes erwies sich hierfür als reichhaltiger Schatz.
Das Ganze stieß auf so eine große Resonanz, dass es in diesem Jahr auch eine für Eltern und ihre Kinder stattfinden wird. Ebenfalls wird es eine Aktion geben, bei der Kinder zusammen mit ihren Eltern Pfähle bauen, die die einzelnen Grundstücke begrenzen sollen.
Die gute Arbeit 2012 schlug sich auch in den Vorstandswahlen nieder: Maria Landenberger als erste Vorsitzende und Dr. Klaus Wagner als Kassenwart und ihr Stellvertreter wurden einstimmig wiedergewählt.
Einwände, Einwände, Einwände – das Prinzip Hoffnung oder eine „Chance“?
Guten Tag!
Heddesheim, 24. März 2010. Rund 140 BürgerInnen sind zur Informationsveranstaltung des Ortsverbands Bündnis90/Die Grünen zusammen mit BUND und der IG neinzupfenning gekommen.
Das Thema des Abends: Wie formuliert man einen Einwand gegen die geplante „Pfenning“-Ansiedlung? Und: Welchen Sinn machen Einsprüche?
Gemeinderäte der Fraktion Bündnis90/Die Grünen informierten umfassend. Die Bürger stellten Fragen: „Bringen Einwände wirklich was oder ist das nur eine Beschäftigungstherapie für die Verwaltung?“. Klage-Gemeinschaft angeregt.
Von Hardy Prothmann
Wie viele BürgerInnen werden kommen? 20? 50? Oder mehr? Vielleicht sogar 100? Die Veranstalter hofften, dass es mehr als 50 werden würden und sie hofften auf die Zahl 100.
„Bammel“ vor dem eigenen Erfolg.
Denn „gefühlt“ ist das Bürgerhaus dann zwar nicht voll, aber gut „gefüllt“.
Es kamen mehr: Rund 140 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde wollten wissen, was Bündnis90/Die Grünen, BUND und die „IG neinzupfenning“ zum Thema „Einspruch“ zu sagen hatten. Viele der Gäste waren schon auf früheren Veranstaltungen – überraschend waren die vielen „neuen Gesichter“.
„Ihr Einwand hat Gewicht“, ist das wichtigste Argument des Abends. Ein Appell.
Andreas Schuster beginnt als Moderator: „Einwände müssen gehört und geprüft werden.“
Andreas Schuster ist einer der neu gewählten Grünen-Gemeinderäte. Im Hauptberuf ist er Manager in einer Werbe-Agentur.
Privat ist er immer für einen Scherz zu haben. Auch heute Abend scherzt er, um die Stimmung zu lockern – aber er weiß um den Ernst der Lage: Die Bürger haben es in der Hand, mit ihren Einwänden ihre demokratischen Rechte wahr zu nehmen.
Im Gemeinderat hat er sich bislang vor allem als Vermittler hervorgetan. Er mahnt dort Übertretungen an und appelliert an das Miteinander.
Andreas Schuster vermittelt.
Auch an diesem Abend ist er Vermittler: „Sie haben das demokratische Recht, ihre Meinung, ihren Einspruch zu äußern“, sagt er. Und: „Aber diesen müssen Sie hinreichend definieren, sprich begründen.“
Andreas Schuster macht den ein oder anderen Scherz, bleibt aber ungewohnt ernst, denn als Werbefachmann kennt er sich mit Psychologie aus: „Was nützt schon ein einzelner Einwand?“ Er kennt die Antwort: „Wenig.“
Heute Abend will er viele Menschen erreichen: „Schreiben Sie Ihre Sorgen und Ängste auf. Sprechen Sie ihre Freunde an. Eine Demokratie darf das nicht ignorieren.“
Er weiß auch um die Macht der Vielen: „Viele Einsprüche hingegen kann man nicht ignorieren. Ihr Einspruch ist wichtig. Viele Einsprüche sind noch wichtiger.“
Appell: „Üben Sie Ihr Recht aus!“ Andreas Schuster
Und: „Es gibt keine Grund Angst zu haben – Sie haben das Recht zum Einspruch, lassen Sie sich nicht von den Formalitäten abschrecken. Üben Sie ihr Recht aus. Formulieren Sie mit eigenen Worten was Sie stört, einfach, persönlich, begründet.“
Schuster informiert seriös darüber, wie „formgerechte Anträge“ zu stellen sind und sagt: „Es hindert Sie niemand daran, die Verwaltung um eine persönliche Stellungnahme zu bitten. Ob dieser Bitte entsprochen wird, sei dahingestellt, es gibt dafür keine Verpflichtung seitens der Gemeinde.“
Die Deutung, dass sich eine Gemeinde zu einer Antwort an BürgerInnen verpflichtet fühlen sollte, lässt er dahingestellt.
Klaus Schuhmann übernimmt: „Viele sagen immer wieder, dass sind doch nur Waschmittel, was der Pfenning da lagert. Das ist falsch – in diesen Mengen ist das ein Chemielager. Und außer Waschmittel können dort auch andere Stoffe gelagert werden.“
„Unseriöse Informationspolitik von pfenning“.
Die Kritik zielt auf die „unseriöse“ Informationspolitik von „Pfenning“: „Nach den gesetzlichen Vorschriften ist wahrscheinlich alles zulässig, was Pfenning plant, aber wollen wir das, was „zulässig“ ist?“
Schuhmann ist ein erfahrener Gemeinderat, kennt Gutachten, Verfahren. Er informiert über Versprechungen und Erfahrungen: „Was nicht genau geregelt wird, nimmt irgendeine Entwicklung.“
Kurt Klemm, parteiloser Gemeinderat der Grünen und als Neu-Gemeinderat mit dem sensationellsten Wahlerfolg aller (Heddesheimer) Zeiten kurz hinter die CDU-Stimmkönigin Ursula Brechtel gewählt (die massiv Stimmen verloren hat) redet über das, was sein Herz und das seiner Wähler bewegt: Naturschutz.
Kurt Klemm war viele Jahre als Hausmeister für die Gemeinde tätig und ist nun im Ruhestand. Er redet über Fauna und Flora, über Tiere, Natur, den Menschen und wie das alles zusammenpasst.
Kurt Klemm bekommt als Umweltexperte viel Applaus.
Er bekommt den meisten Applaus des Abends, bringt die Anwesenden zum Lachen – oft mit Ironie. Beispielsweise zum „Umweltgutachten“, dass er rundherum ablehnt: „Das ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist. „Angeblich wurden nur drei geschützte Vogelarten „gesichtet“, sagt er: „Ich verspreche Ihnen, gehen Sie mit mir dahin und ich zeige Ihnen mindestens acht davon und mehr als einen einsamen Feldhasen.“
Immer wieder applaudieren die Menschen im Saal dem Redner, der kein professioneller ist. Der Applaus gilt den Hasen, den geschützten Vogelarten, und vor allem einem, der sich dafür einsetzt. Das ist deutlich zu spüren.
Kurt Klemm präsentiert sich gut. Er ist Sympathieträger, weil die Menschen spüren, dass da einer redet, der weiß, was er sagt und der dafür einsteht. Kurt Klemm hat eine Meinung, die er vertritt. Kenntnisreich, kritisch, umfassend, direkt.
Kurt Klemm: „Ich will mich an „Spekulationen“ nicht beteiligen.“
Die Ironie sitzt: Natürlich spekuliert Klemm – für die Natur.
Das gefällt den BürgerInnen. Zum Ende seines Vortrags sagt er: „Ich will mich aber an Spekulationen nicht beteiligen.“ Die meisten Anwesenden sind über die Medien informiert, verstehen den Witz und applaudieren.
Günther Heinisch referiert als „Verkehrsexperte“. Der Mann ist studierter Psychologe, hat aber umfangreich zum Thema „Pfenning“ recherchiert. Vor allem zum Verkehr. Dazu hat Heinisch viel zu sagen.
Undankbarerweise kann Günther Heinisch keine emotionalen Tierbilder zeigen – aber auch seine Schaubilder sind deutlich: „Der ultimative Logistik-Standort der 80-Jahre hat sich zur Falle entwickelt“, sagt der Diplom-Psychologe, der durch die Beschäftigung mit dem Verkehr, zum Verkehrsexperten der Grünen wurde.
„Zwei bis drei Mal pro Woche ist die A5 dicht, die Kreisel in Hirschberg und Heddesheim sind zu dicht.“
Heinisch kritisiert, dass der Verkehrsgutachter Burkhard Leutwein zu „willfährig“ ist, sich zur sehr auf „Angaben“ verlassen und einen „Kreiselzustand D“ noch als gut bezeichnen, wo doch F die letzte Stufe des Zusammenbruchs darstellt.
Massive Bürgerkritiken.
„Auch das Polizeipräsidium Mannheim hat den zu klein dimensionierten Kreisel kritisiert – das wurde mit 12:9 im Gemeinderat abgebügelt. Wahrscheinlich, weil die 12 denken, dass die Polizei keine Ahnung hat“, sagte Heinisch. Sicherlich auch in Anspielung darauf, dass einer der „zwölf“ Gemeinderäte, Walter Gerwien, Polizist ist.
Ein anderer Bürger kritisiert: „Geht es hier nur um eine Beschäftigungstherapie für Gemeindeangestellte?“. „Nein“, sagte Heinisch: „Erstens haben BürgerInnen das Recht, Ihre Meinung und Ihre Bedenken zu äußern. Zweitens geht es darum, ein Signal zu geben.“
Eine Bürgerin will wissen: „Hat die Gemeinde Einfluss auf das Konklomerat der Firmen, die beteiligt sind? Warum gibt es keine Aufklärung über die beteiligten Firmen?
Richard Landenberger vom BUND sagte: „Keine Sorge – es geht um mehr als um eine Beschäftigungstherapie: Unser Demokratie wird uns nicht geschenkt. Wir können und müssen uns einbringen – das steht uns gut an.“
Ein Bürger kritisierte die unzureichende Ausstattung der Feuerwehr: „Bei einem Lager dieser Größe hat die Heddesheimer Feuerwehr keine ausreichenden Mittel.“
Ein anderer Bürger regte an, eine „Klage-Gemeinschaft“ zu bilden: „Vors Verwaltungsgericht zu ziehen, ist für den einzelnen schwer, für viele einfach.“
Es meldeten sich Neubürgerinnen: „Wir waren vom Freizeitwert überzeugt. Die Frage, wie die Kinder die Querung dieser Straße bewältigen sollen, hat die Gemeinde seit eineinhalb Jahren unbeantwortet gelassen – das ist eine übergeordnete Straße. Herr Kessler fühlt sich nicht zuständig.“
Eine andere Bürgerin sagte: „Wir hatten für unsere Ansiedlung die Wahl zwischen Schriesheim, Dossenheim und Heddesheim. Heddesheim hat mit seinem hohen Freizeitwert geworben – die Preise waren günstiger. Heute begreife ich – das war eine Mogelpackung.“
Immer wieder war die Formel 12:9 Thema der Versammlung: Zwölf Gemeinderäte für Pfenning, neun dagegen: „Welche Chance gibt es, diese Koalition aufzulösen?“, fragte eine Bürgerin: „Was, wenn das erste Kind auf der Ringstraße durch einen Lkw totgefahren wird? Erinnern sich die „Zwölf“ dann an ihre Verantwortung?“
Nach der Präsentation der Veranstalter wurde die Debatte emotional – aber sie blieb überwiegend nüchtern.
12:9 beginnt, ein Symbol zu werden – für Intoleranz und Ignoranz.
Trotzdem wurde „spekuliert“: „Was, wenn das Ganze nichts anderes als ein Spekulationsobjekt ist? Der Investor ist nicht „Pfenning“, sondern eine unkontrollierbare „Phoenix 2010″. Die Gemeinde könnte für die Eigentümer und die Kommune das Gelände besser vermarkten. Wenn die Eigentümer spitz kriegen, dass mittlerweile über 120-140 Euro für das nicht-verkaufte Grundstück spekuliert wird – dann sehe ich viele Leute heulen, die über den Tisch gezogen wurden,“ sagte uns ein Informant.
Aus Sicht des Informanten ist auch das eine Chance: Die Frage an die Grundstückseigentümer, ob sie sich wirklich mit 47 Euro zufrieden geben wollen, während andere mindestens 120 Euro realisieren werden.
Doch das ist eine persönliche Entscheidung – keine des Gemeinderats, wie uns ein anderer Teilnehmer am Rande der Sitzung sagte.
„Pfenning“ geht in den nächsten Wochen in die entscheidende Phase: Einsprüche müssen bestätigt und geprüft werden – Überraschungen seitens Kesslers und seinen Angestellten seien eher nicht zu erwarten.
BUND: „Der Kollaps auf allen Straßen ist doch für jeden sichtbar.“
Guten Tag!
Heddesheim, 05. Januar 2010. Der Bund für Naturschutz und Umwelt (BUND) hat am 30. Dezember eine Stellungnahme zum Bebauungsplanvorentwurf zum geplanten „Pfenning“-Projekt an den Bürgermeister geschickt. Der Heddesheimer Gemeinderat ist darüber bislang nicht informiert worden. Das heddesheimblog dokumentiert das Schreiben, ebenso wie den Teil A des Entwurfs der Gemeinde.
Dokumentation:
„Stellungnahme zum Bebauungsplanvorentwurf der Gemeinde Heddesheim
Bebauungsplan Gewerbegebiet „Nördlich der Benzstraße“
Sehr geehrte Damen und Herren,
Der BUND spricht sich aus grundsätzlichen Überlegungen gegen den Bebauungsplan Gewerbegebiet „Nördlich der Benzstraße“ aus.
Im Wesentlichen richtet sich unsere Ablehnung gegen die Begründung (Teil A, Download als pdf 4,7 MB), da gerade diese zu einer Fehlplanung führt. Die meisten Einzelprobleme rühren von diesem falschen Ansatz her.
Die Begründung folgt Argumentationssträngen, gerade auch aus der übergeordneten Planung hergeleitet, die nicht zukunftsweisend sind.
Es sind planerische Ansätze, die nicht im Mindesten nachhaltig sind, die auf Gedeih und Verderb auf Wachstum setzen und damit unsere Zukunft aufs Spiel setzen.
Haben wir nicht eben erlebt, wie kläglich das Scheitern in Kopenhagen war? Will sich die Gemeinde in das Scheitern einreihen?
Denn das Zerstören von über 20 Hektar Ackerfläche ist ein solcher Akt. Wir sollten anders handeln und nicht die Grundlagen kommender Generationen zerstören.
Es kann nicht mehr heißen, daß „… die Vorsorge mit Flächen für die Wirtschaft im Mittelpunkt kommunalen Interesses steht“, wie im Vorentwurf das Vorhaben begründet wird.
Im Mittelpunkt kommunalen Interesses sollte die Nachhaltigkeit stehen. Es muss eine Entwicklung angestrebt werden, die die ökologischen Seiten, die den Klimaschutz im Blick hat.
Eine Entwicklung, die eine lebenswerte Umwelt für unsere Bürger schafft und sie an dem Gestaltungsprozeß teilhaben läßt.
Hier rächt sich auch, daß die Gemeinde kein Leitbild mit ihren Bürgern erarbeitet hat.
Andere Gemeinden haben dies in Zukunftswerkstätten oder in Zusammenarbeit mit Agenda21-Gruppen getan. Nur so kann man sich auch im Kopf frei machen von den planerischen Leitbildern aus dem letzten Jahrhundert. Denn wohin die geführt haben, sehen wir ja weltweit.
Neben dem Flächenverbrauch muß auch die Logistik-Propaganda im Vorentwurf zurückgewiesen werden.
Entscheidend für eine zukunftsfähige Volkswirtschaft ist gerade nicht mehr ein weiteres Wachstum des Güterverkehrs. Dieser bricht doch schon jetzt zusammen.
Der Kollaps auf allen Straßen ist doch für jeden sichtbar.
Es wird bundesweit ein Zuwachs von 70 Prozent prognostiziert und auch angestrebt. Dazu wird es nicht kommen. Aber zu katastrophalen Zuständen auch bei kleinerem Zuwachs allemal.
Das Optimum des Güterverkehrs ist schon längst überschritten. Er sollte nicht um 70 Prozent zunehmen, sondern um 70 Prozent abnehmen.
Denn dieser Verkehr trägt in Deutschland und natürlich auch sonst in enormen Maße zur ökologischen Belastung bei.
Hier sollte daher auf kommunaler Ebene kein Vorschub geleistet werden. Eine solche Strategie muß aus einer regionalen Planung völlig verschwinden.
Logistik-Dienstleistung hat mit den vorhandenen Flächen auszukommen.
Nur daran besteht ein öffentliches Interesse. Nicht an einer Flächenzerstörung für eine natur- und umweltzerstörerische Produktionsweise.
Auffallend ist, dass die Gemeinde in ihrer eigenen Begründung nicht zu erkennen gibt, warum sie diese Planung eigentlich durchführt? Wo ihre eigenen Interessen und die Interessen der Bürger hier liegen sollen?
Wie es in der Begründung heißt, gibt es den „Ansiedlungswillen eines Logistikunternehmens“.
Wie es sich aber herausstellte, gibt es das Interesse eines Konsortiums verschiedener Logistikdienstleister vornehmlich die Chemiebranche anzusiedeln.
Und es gibt den Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbands.
Einen Zwang für die Gemeinde, eine Notwendigkeit für diesen Schritt läßt sich nicht erkennen.
Das allgemeine Interesse, das nicht in kurz- oder mittelfristigen Haushaltsplanungen begründet sein darf, ist nicht herausgearbeitet worden.
Diese Ansiedlung kann also nur politisch gewollt und als solche beurteilt werden.
Daher lehnen wir diese Planung ab.
Richard Landenberger
Vorsitzender Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald des BUND“
Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog
Gastbeitrag: Entwicklung und Wachstum – von Richard Landenberger
Gastbeitrag
Von Richard Landenberger
Jetzt dürfen wir in Heddesheim darüber abstimmen, ob sich unsere Gemeinde weiterentwickeln soll.
Allerdings ist den Fragestellern ein Fehler unterlaufen. Sie schreiben Entwicklung und meinen Wachstum, ja Wachstum auf Teufel komm raus.
Dabei sind wir schon längst an den Grenzen des Wachstums angekommen. Der Naturhaushalt der Erde läßt ohne großen Schaden keine weitere Eingriffe zu. Eine sinnvolle und nachhaltige Entwicklung muß daher intelligent mit den vorhandenen Natur-Gütern umgehen.
Nun behaupten viele, und in Heddesheim sind dies die Befürworter der Ansiedlung Pfenning, eine Entwicklung ohne Wachstum sei nicht möglich. Oder sie meinen, Wohlstand sei ohne Wachstum nicht aufrechtzuerhalten. Aber dies ist eine veraltete materialistische Doktrin.
Doch das ist sehr wohl der Fall. Und es ist der Weg, der nicht in die Sackgasse führt. Er erfordert allerdings ein Umdenken in unseren Köpfen, er erfordert ein Umstellen unserer Lebensgewohnheiten.
Wir können zwar ohne weiteres noch etliche Jahre so weitermachen wie jetzt, aber dann wird der Fall härter werden und unsere Kinder und Enkelkinder werden kaum noch Chancen haben, sich frei zu entwicklen, wenn alles zerstört ist.
Besser ist es, jetzt schon die Weiche umzustellen und sich zu überlegen, wie in Heddesheim eine zukunftsfähige Entwicklung möglich ist.
Und so schmerzlich es auch sein mag, man muß sich fragen, ob man allen Luxus behalten will.
Die Frage der Bescheidenheit stellt sich auch in Heddesheim. Etliche Millionen Zuschüsse pro Jahr für Freizeiteinrichtungen müssen auf den Prüfstand.
Leider wurde noch kein Konzept für eine zukunftsfähige Entwicklung speziell für Heddesheim entwickelt.
Dies läßt sich auch nur mit allen Interessierten tun. Die Bürgerabstimmung ist ein gutes Startzeichen für einen solchen Prozeß.
Stimmen wir daher für eine nachhaltige Entwicklung Heddesheims, stimmen wir gegen die weitere Zerstörung der Flächen in unserer Gemarkung.
JA (1) für eine Nachhaltige Entwicklung Heddesheims
JA (1) für die Chancen unserer Kinder und Enkel
NEIN (0) zur Zerstörung der Natur.
Mit 110 geben wir Heddesheim eine Chance.
Richard Landenberger
„Der Dialog soll die Kritiker ermüden“ – meint Richard Landenberger vom BUND
Guten Tag!
Heute steht das zweite Gespräch des so genannten „Dialogs“ zur Ansiedlung der „Pfenning-Gruppe“ in Heddesheim an. Um 18:30 Uhr treffen sich „ausgewählte“ Vertreter zum nicht-öffentlichen Gespräch.
Ausgewählt wurden die Gesprächsteilnehmer durch die IFOK, einem Unternehmen, dass seinen Auftraggebern ein gutes Image und Erfolg mit ihrer Kommunikation verspricht. Auftraggeber ist die Gemeinde Heddesheim.
Die „IG neinzupfenning“ verweigert sich dem Dialog. Aber auch der BUND Ortsgruppe Heddesheim. Das heddesheimblog hat den BUND gefragt, warum das so ist.
Interview: Hardy Prothmann
Herr Landenberger: Der BUND Heddesheim will trotz Nachfrage durch die IFOK nicht an dem sogenannten „Dialog“ teilnehmen. Warum?
Richard Landenberger: „Der BUND Ortsgruppe Heddesheim wird an diesem speziellen „Dialog“ nicht teilnehmen, weil der Dialog nicht öffentlich ist.“
Ganz so ist das nicht. Die Ergebnisse des „Dialogs“ werden doch aber im Anschluss öffentlich gemacht. Wo also ist das Problem?
„Ganz einfach: die Geheimniskrämerei der Verantwortlichen hat in der Vergangenheit zu einem wirklich großen Unmut in der Bevölkerung geführt. Viele Bürger fühlen sich hintergangen. Das hat große Emotionen freigesetzt.
Daher kann ein wie auch immer gearteter „Dialog“ nur öffentlich geführt werden. Unser Mißtrauen ist ebenfalls groß und wir lassen uns hier nicht instrumentalisieren.“
Wieso sehen Sie eine Instrumentalisierung?
„Wir sehen eine Instrumentalisierung durch diese spezielle Art des „Dialogs“ gegenüber einem echten, offen Dialog, an dem Bürger teilhaben können, mit ihrer Stimme, zumindest aber als Zeugen des Geschehens.
Wenn wir uns aber auf diese abgeschottete Art des „Dialogs“ mit ausgewählten Teilnehmern einlassen, dann lassen wir uns automatisch auf die Zerstörung der Natur ein. Denn die wird zur Verhandlungssache gemacht.“
„Die Geheimniskrämerei der Verantwortlichen hat zu großem Unmut in der Bevölkerung geführt.“ Richard Landenberger
Wieso das denn? Es soll doch darüber geredet werden, wie man die Belastung vermindert?
„Genau so ist das. Es wird nicht gefragt, ob man die Belastung überhaupt haben will, sondern welche Belastung „konsensfähig“ ist.“
Sie meinen, es findet kein Dialog über das ob, sondern nur über das wie statt?
„Ganz genau. In dieser Diskussion muss es erstmal um die genaue Definition der Begriffe gehen. Der BUND versteht Nachhaltigkeit in dieser Reihenfolge: Vor allem steht die Ökologie. Danach kommen Ökonomie und Soziales, die sehr wichtig sind, sich aber der Ökologie unterzuordnen haben.
Die IFOK und ihre Auftraggeber sehen das anders. Für deren Position sind alle drei Faktoren vielleicht gleich wichtig, vermutlich steht aber die Ökonomie an vorderster Stelle und Ökologie und Soziales müssen sich irgendwie damit arrangieren. Aus unserer Position heraus ist das nicht akzeptabel: Die Natur ist für uns keine Verhandlungssache.“
Aber wäre es nicht einen Versuch wert, mit den anderen Teilnehmern über den von der IFOK moderierten „Dialog“ ins Gespräch zu kommen?
„Die Frage kann ich definitiv mit Nein beantworten. Die IFOK versteht ihrem Selbstverständnis nach – als Dienstleister für zahlungskräftige Kunden – etwas anderes als wir unter Nachhaltigkeit. Ich möchte gar nicht unterstellen, dass die IFOK nicht auch ethische Richtlinien hat.
Aber die drei Faktoren Ökologie, Ökonomie und Soziales haben für die IFOK keine Rangfolge, sondern sind Verhandlungsmasse, also gleichwertig. Dem widersprechen wir.
Wir verstehen aber auch die IFOK, die muss schließlich die Interessen ihrer Kunden vertreten und Geld verdienen. Die Interessen denken, dass die drei Faktoren gegeneinander verhandelt werden können. Das können sie unserer Auffassung nach aber nicht. Es kann in der Reihenfolge Ökologie und dann Ökonomie und Soziales oder umgekehrt keine Tauschhandel für uns geben.“
„Der BUND, die IG neinzupfenning und andere Kritiker haben ganz unterschiedliche Gründe gegen die geplante Pfenning-Ansiedlung.
Jedes Argument zählt – die IFOK hat die Aufgabe, dass gegeneinander auszuspielen. Das machen wir nicht mit.“
Gibt es weitere Gründe, warum der BUND sich dem „Dialog“ verweigert?
„Ja. Es geht dabei um die Strategie, die dahinter steckt. Wir wollen uns nicht auf eine Spaltung der Kritiker einlassen. Der BUND hat über allem ökologische Gründe, gegen eine Pfenning-Ansiedlung zu sein. Die IG neinzupfenning hat einen anderen Ansatz als wir, aber beide haben handfeste Gründe gegen diese Ansiedlung.
Wir gehen von der Flächenzerstörung und dem damit verbundenen ökologischen Schaden aus. Die IG-Mitglieder, ob Gewerbetreibende vor Ort oder Bewohner der Ringstraße oder Bürger, die gegen mehr Verkehr im Ort sind, gehen eher von einer ganz persönlichen, aber nachvollziehbaren Behinderung ihrer persönlichen Perspektiven aus.
Wir verweigern also aus unterschiedlichen Gründen die Teilnahme an diesem „Dialog“. Auch, damit die zwar sehr unterschiedliche, aber in allen Fällen zulässige Kritik nicht durch den „Dialog“ gespalten wird.“
Sie haben sich geäußert, dass es drei gute Gründe gegen die Pfenning-Ansiedlung gibt. Welche sind das?
„Erstens: Vielen Selbstständigen wird durch die massive, einseitige Ansiedlung jede Perspektive verbaut.
Zweitens: Durch die Zerstörung dieser großen Fläche wird der Natur großer Schaden zugefügt.
Drittens: Flächenverbrauch zieht immer Verkehr nach sich und die Anwohner etlicher Straßen werden noch größere Belastungen zu ertragen haben.“
Allen, die nicht am Dialog teilnehmen, wird eine Art bockige Gesprächsverweigerung vorgeworfen. Wie gehen Sie mit diesem Vorwurf um?
„Wir haben überhaupt nichts gegen einen moderierten Dialog, das muss sogar so sein, wenn so viele verschiedene Interessen an einem Tisch sitzen. Aus unserer Sicht könnte das auch die IFOK oder ein anderes Unternehmen moderieren.
Entscheidend ist: Der Dialog muss öffentlich sein. Selbst wenn nur Experten diskutieren, müssen die Bürger die Chance haben, dem beizuwohnen. Und am Ende des Dialogs muss es ohne wenn und aber eine Abstimmung der Bürger geben. Alles andere ist nach unserer Auffasssung nicht akzeptabel.
„Der „so genannte Dialog“ soll Zeit verzögern und ermüden.“ Richard Landenberger
Sie scheinen die Ziele des „Dialogs“, also einen offenen Austausch anzuzweifeln. Was ist der Grund?
„Unserer Auffassung nach dient der „Dialog“ nur einer Verzögerung mit dem Ziel der emotionalen Ermüdung der Kritiker, an dessen Ende deren schon vorher kalkulierte Aufgabe steht. Das kann es nicht sein.“
Glauben sie das wirklich?
„Ja. Angeblich ist ja alles ergebnisoffen. Was das heißen sollen? Das hat noch niemand definiert. Wir vermuten, dass alle etwas anderes darunter verstehen. Uns ist nur aufgefallen, dass trotz des „Dialogs“, der angeblich „ergebnisoffen“ ist,  die Planungen munter voranschreiten.
Dieses Vorgehen hat nichts mit einem offenen Ergebnis zu tun, sondern ist ausschließlich zielorientiert. Es geht darum, die geplante Ansiedlung in eine tatsächliche Ansiedlung umzusetzen. Der Dialog ist nur Schminke.“
Zur Person:
Richard Landenberger ist gebürtiger Heddesheimer, Diplom-Mathematiker und Vorsitzender des Regionalverbands des BUND Rhein-Neckar-Odenwald und Mitglied der BUND Ortsgruppe Heddesheim.
Info:
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist eine Umweltschutzorganisation mit Sitz in Deutschland. Der Verein wird auch zu den Naturschutzorganisationen und den Nichtstaatlichen Organisationen gerechnet.
Am 20. Juli 1975 gründen Horst Stern, Prof. Bernhard Grzimek, Dr. Herbert Gruhl und 19 weitere Natur- und Umweltschützer in Marktheidenfeld den Bund für Natur- und Umweltschutz Deutschland. Zum Vorsitzenden wird Bodo Manstein gewählt. 1977 erfolgt die Umbenennung des Verbandes in Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Der BUND ist mit rund 480.000 Mitgliedern, Spendern und Förderern einer der großen Umweltverbände Deutschlands. Der Verein ist vom Staat als Umwelt-/Naturschutzverband (Träger öffentlicher Belange) anerkannt und daher bei Eingriffen in den Naturhaushalt anzuhören.
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