
Simone Rau legt wert auf beide Worte: katholisch und öffentlich ist die von ihr geleitete Bücherei.
Guten Tag!
Heddesheim, 08. Oktober 2011. (red) Die Katholische öffentliche Bücherei St. Remigius Heddesheim hat eine neue Ausstattung bekommen. Im Interview erzählt Simone Rau, Leiterin der Bibliothek, was neu und anders ist.
Interview: Tillmann Bross
Frau Rau, wie lange existiert diese Bibliothek denn schon?
Simone Rau: Die Bibliothek gibt es schon seit 1913, übernächstes Jahr feiern wir das 100 jährige Bestehen unserer Bücherei.
Welche Aufgaben erfüllt Ihre Arbeit als Teil der katholischen Kirche?
Rau: Das ist eine interessante Frage, wir sind nämlich mehr als nur eine Institution, in der man Bücher ausleiht. Wir sind auch ein Anlaufpunkt für die Gemeinde, manche kommen hierher, um Gespräche zu führen und einfach in Kontakt mit anderen Gemeindemitgliedern zu treten. Genauso hat sich auch unser Sortiment mit der Zeit geändert. In der Anfangszeit der Bücherei waren es fast ausschließlich theologische Werke, heute haben wir unseren Schwerpunkt in Sachen Familienliteratur gesetzt.
Welche Zielgruppen werden denn im einzelnen angesprochen?
Rau: Wir haben sowohl Kinder- als auch Jugendbücher im Sortiment, das ist natürlich ein sehr weites Feld. Auch die Erwachsenen kommen auf ihre Kosten. Wir haben Sachbücher, Biografien, Zeitschriften und Belletristik anzubieten.
Auch Fantasy?
Rau: Ja, auch Fantasy. Auch wenn der Papst von Büchern wie „Harry Potter“ abgeraten hat, haben wir unsere eigene Meinung. Jeder Leser ist schließlich mündig, das zu lesen, was er möchte.
Ich darf doch aber trotzdem annehmen, dass Sie der Katholischen Kirche in vielen Dingen beipflichten…
Rau: Natürlich tun wir das, wir sind nunmal eine katholische Einrichtung, aber eben auch öffentlich und richten uns deshalb auch nach unseren Lesern. Es spielt übrigens auch keine Rolle, ob man einer anderen Konfession oder Religion angehört, wenn man sich hier etwas ausleihen möchte.
Das ist gut, sonst müsste ich ja ganz schnell die Beine in die Hand nehmen, ich bin Protestant. Sie haben eine neue Einrichtung. Wie wurde das finanziert?
Rau: Die neuen Regale wurden von unserer Pfarrgemeinde finanziert. Grundsätzlich wird unsere Bücherei durch die Pfarrgemeinde St. Remigius, dem Bistum Freiburg und durch Spenden finanziert. Außerdem finanzieren wir uns durch den jährlich am Pfarrfest stattfindenden Bücher – Flohmarkt. Obwohl unsere Mittel begrenzt sind, haben wir aktuelle, neue Bücher im Bestand.
Sie haben neue Einrichtung in Form von Bücherregalen erhalten, wie kam es dazu?
Rau: Die Regale haben wir von einer Katholischen öffentlichen Bücherei aus Viernheim, die sich aus Kostengründen verkleinern musste. Die Regale sind zwar gebraucht, aber in gutem Zustand und wir konnten sie der Bibliothek recht preiswert abgekaufen. Neue Regale und Ausleihtheken sind sehr teuer und wegen unserem kleinen Budgets für uns nicht anschaffbar. Diese Regale haben wir jetzt seit einem Monat und sind sehr zufrieden damit, weil wir jetzt mehr Platz haben, die rund 2200 Medien zu ordnen. Es ist für einen Fünfzehnjährigen nicht angenehm, die Bücher für seine Altersgruppe direkt neben den Bilderbüchern zu finden…

Rund 2.200 Medien gibt es hier auszuleihen - darunter auch Fantasy. Trotz Papst.
Nach welchem Zeitraum muss ich denn ein ausgeliehenes Buch wieder zurückgegeben haben und was sind die Folgen einer Überziehung?
Rau: (lacht) Wir sind da recht human. Die Ausleihe ist ja kostenlos, man bekommt einen Bibliotheksausweis und ist dann als Leser-in eingetragen. Bücher sollte man nach vier Wochen wieder zurückgebracht haben, Zeitschriften, Gesellschaftsspiele und Kinderhörbücher nach zwei Wochen. Man kann die Ausleihdauer aber auch verlängern lassen. Wenn man die Frist überzieht kostet das 50 Cent pro Medium in der Woche.
Wie viele Mitarbeiter sind denn in der Bibliothek aktiv?
Rau: Wir sind momentan acht aktive Mitarbeiter, die alle ehrenamtlich diese Bibliothek betreuen. Man durchläuft anfangs eine Grundausbildung, die von der Fachstelle für kirchliches Büchereiwesen Freiburg finanziert wird. Da lernt man alles, was man später bei der Arbeit in einer Bücherei braucht.
Ist die Bibliothek durch die Möbel nun vollständig oder werden noch andere Dinge dringend benötigt?
Rau: Hier gibt es immer was zu tun. Momentan ist das Licht unser Sorgenkind. Ein paar neue Lampen wären gut, Sie könnten aber auch gerne mal zu Streichen vorbeikommen! (lacht) Wie gesagt, hier gibt es immer was zu tun, wir haben aber auch schon große Fortschritte gemacht. Die Fenster im hinteren Raum zum Beispiel sind neu, aber das ist natürlich nicht alles was wichtig ist, um die Bibliothek auf Vordermann zu bringen.
Anmerkung:
Tillmann Bross (17), ist Gymnasiast (12. Klasse) aus Bad Dürkheim und absolviert zur Zeit ein Kurzpraktikum beim Heddesheimblog.de.
[nggallery id=194]
Neue Kommentare