Donnerstag, 23. MĂ€rz 2023

Bebauungsplan "Verbrauchermarkt Ortsmitte" aufgestellt

Ende der Debatte um Edeka-Markt?

Der Bebauungsplan umfasst das Gebiet innerhalb der dick gestrichelten Linien. Es ist 7.300 Quadratmeter groß. Foto: Gemeinde Heddesheim

Der Aufstellungsbeschluss „Verbrauchermarkt Ortsmitte“ umfasst das Gebiet innerhalb der dick gestrichelten Linien. Es ist 7.300 Quadratmeter groß. Quelle: Gemeinde Heddesheim

 

 

Heddesheim, 20. Dezember 2013. (red/ld) Seit zehn Jahren soll der Edeka im Ortskern vergrĂ¶ĂŸert werden, um die Wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln aufrecht zu erhalten. 7.300 Quadratmeter groß ist das betreffende GrundstĂŒck ist 7.300 Quadratmeter groß – ein massiver Eingriff in das Ortsbild, fanden gestern die GemeinderĂ€te von GrĂŒnen und FDP. Wie sehen die PlĂ€ne aus? Sind die BĂŒrger immer noch dafĂŒr? Sie forderten eine erneute BĂŒrgerbeteiligung. [Weiterlesen…]

Heddesheimer LebensqualitÀt oder nix wie raus?

Guten Tag!

Heddesheim, 12. November 2010. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, was Heddesheimer, Heddesemer und auch Hellesemer als QualitĂ€tsmerkmal fĂŒr die Gemeinde Heddesheim ganz oben in der Skala der Frage vorteilhaften Wohnens ansiedeln? Richtig: Heddesheims QualitĂ€t besteht in der Hauptsache darin, dass es „so zentral“ liegt. Einerseits „lĂ€ndliches Idyll“ draußen vor der Stadt. Und ratzfatz ist man von hier aus in Viernheim, Weinheim, Ladenburg, Mannheim, Heidelberg oder sonst wo. Auf jeden Fall anderswo, also schlicht und einfach raus aus Heddesheim. Heddesheim mag bis jetzt noch einigermaßen WohnqualitĂ€t haben, die LebensqualitĂ€t indes weist schwere Defizite auf. Denn zum Leben gehört mehr, oder?

Von Renate Fernando und Sabine Prothmann

Um die LebensqualitĂ€t in Heddesheim zu beschreiben, nĂŒtzt es auch herzlich wenig, das sommerliche BadevergnĂŒgen am heißgeliebten Baggersee anzufĂŒhren, zumal wenn die Sommer sind, wie sie nun mal sind.

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Leblose Leere.

Das winterliche Pendant dazu, Schlittschuh laufen unter freiem Himmel, hat sein sogenanntes USP, seine unique selling proposition, was neu- und marketingdeutsch fĂŒr Alleinstellungsmerkmal steht, in den letzten Jahren ebenfalls verloren. Allerorts in der Region kann man unter hippen Adventspartybedingungen mit teils bemerkenswertem Gastroangebot dem Freizeitsport auf Kufen frönen. DemnĂ€chst sogar mitten in Mannheim, todschick direkt zwischen Rosengarten und Weihnachtsmarkt. Das klingt mondĂ€n, also: Nix wie hin!

Die Heddesheimflucht beginnt im zarten Alter von 10 Jahren

TatsĂ€chlich beginnt die Heddesheimflucht bereits im zarten Alter von 10 Jahren, sobald der unumgĂ€ngliche Schulwechsel ansteht. Mit der Realschul- oder Gymnasialempfehlung sind Heddesheimer SchĂŒlerInnen schon seit jeher gezwungen zwecks Bildung aus der dörflichen Idylle auszubrechen. Neuerdings ereilt, der Schulfusion sei Dank, dieses Schicksal auch die Haupt- und WerkrealschĂŒler, die nun in Teilzeit zur Bergstraße pendeln dĂŒrfen. Besser eine halbe Schule als gar keine, sagen sich da die Bildungsentscheider, und die Dorfobersten geben sich bescheiden.

Die Jugend ist also sowieso schon mal raus und orientiert sich anderswo: Und schon sind wir wieder in Ladenburg, Mannheim, Weinheim, Viernheim, Heidelberg und neuerdings auch in Hirschberg, der anderen HĂ€lfte des Haupt- und Werkrealschulstandorts. In Leutershausen gibt es immerhin ein Kino und zwei Handballvereine. Handball wird zwar auch in Heddesheim gespielt, aber nicht so attraktiv hochklassig.

Ja sicher, das gerĂŒhmte Sportzentrum mit all den Hallen und PlĂ€tzen und Möglichkeiten! Mal ehrlich, auch wenn man immer noch versucht, sich darauf auszuruhen, diese Lorbeeren dĂŒrften seit den Mitte 80ern doch endgĂŒltig in Sachen Ruhm und Profil abgefrĂŒhstĂŒckt sein.

Eine Befragung von Teenies im fortgeschrittenen Alter veranschaulicht das Bild, wie erfolgreich das Heddesheimer Freizeitangebot praktisch eine Parallelwelt zu den BedĂŒrfnissen der Jugendlichen aufbaut . Wie man hier (Heddesheimer Jugendliche: Wir kommen hier nicht weg) nachlesen kann.

Was nĂŒtzt die zentrale Lage ohne Taxibereitschaft?

Was bleibt also? Nix wie raus! Wenn du kannst. Denn die superzentrale Lage Heddesheims nĂŒtzt ohne die Taxibereitschaft von Eltern eher wenig. Die kann allerdings wortwörtlich auf der Strecke bleiben, nĂ€mlich etwa auf der nach Ladenburg, Mannheim, Weinheim, Viernheim oder Heidelberg, wenn die Alten fĂŒr schlichtes Einkaufen Ortsgrenzen oder gar Landesgrenzen passieren mĂŒssen und das Privattaxi deshalb gerade nicht verfĂŒgbar ist.

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Der jĂŒngste ehemalige Laden: eine Metzgerei.

Wer sich etwa einen natur-, reformköstlichen oder doch inzwischen weit verbreiteten mediterranen Speiseplan auf den Einkaufszettel geschrieben hat, muss die passenden Zutaten sehr wahrscheinlich außerhalb besorgen. Da kommt es schon mal vor, dass man fĂŒr ein KrĂ€uterlein wie frischen Salbei oder Minze ins hessische Ausland fahren muss. Oder nach Ladenburg, Mannheim, Weinheim und Sie wissen schonñ€© Und jetzt mal Hand aufs Herz: Selbst der eingefleischteste Verfechter von „Kaufen am Ort“ wird und muss eigentlich schon aus energie-ökologischen GrĂŒnden dann dort vor Ort auch gleich den Resteinkauf erledigen.

Ist ja nicht so, dass es niemals andere GemĂŒsehĂ€ndler, durchaus auch mit exotischerem Angebot, als Edeka oder Hege gegeben hĂ€tte, die sind aber: Nix wie weg!

Warum auch immer. Gleiches gilt fĂŒr diverse Bekleidungs- und ModegeschĂ€fte, Geschenkvitrinen, Kurzwaren- und HobbylĂ€den, FahrradhĂ€ndler und Discounter im Ortskern. Heddesheim hat schon bei Weitem bessere Tage und Strukturen im Einzelhandel gesehen. In den letzten Jahren macht die gewerbliche Entwicklung an der Stelle eine RĂŒckwĂ€rtsrolle nach der anderen.

Wer sich umschaut, sieht sie an vielen Stellen, die GeschĂ€ftsleichen, die leeren RĂ€ume und Schaufenster, teilweise reanimiert durch Versicherungs- oder ImmobilienbĂŒros, jedoch allenfalls in einen Zustand mit Zombiecharakter. Entsprechend deprimierend, blutleer, unsympathisch zeigt sich das Ortsbild.

Lebendig geht jedenfalls anders!

Lebendig geht jedenfalls anders! Zum Beispiel mit dem revolutionĂ€ren Vorstoß, einen Wochenmarkt einzurichten. Was fĂŒr eine Diskussion im Vorfeld! Fast ist man geneigt, ein „Monopol-itikum“ zu unterstellen, verfolgt man die Debatte um einen wöchentlichen Markt, den Orte und StĂ€dte wie Ladenburg, Mannheim, Weinheim, Viernheim, Heidelberg, selbst einzelne Stadtteile davon, bĂŒrgerfreundlich selbstverstĂ€ndlich vorweisen.

Nun denn, der Markt soll ja kommen. Bleibt nur viel GlĂŒck, Erfolg und ein gutes Angebot zu wĂŒnschen. Neben Lebensmitteln mĂŒsste der allerdings speziell vor Weihnachten seine StĂ€nde um ein Vielfaches erweitern, möchte man den Versuch unternehmen, seine WeihnachtseinkĂ€ufe inklusive Geschenken fĂŒr die Liebsten ausschließlich am Ort zu kaufen.

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Kiosk am Dorfplatz - GeschÀftsaufgabe.

Wem das derzeit gelingen sollte, der ist in jedem Fall ernst zu nehmender Kandidat fĂŒr die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz. Denn wer nicht die ganze Familie mit BĂŒchern, Teearrangements oder Brillenetuis beglĂŒcken möchte, scheitert spĂ€testens am Wunsch nach aktuellen CDs, DVDs, dem begehrten Konsolenspiel, einer passablen Auswahl an Wohn- und Modeaccessoires oder einfach dem Lieblingsparfum.

Muss man sich im Alter aus dem Staub machen?

Wohl dem, der noch mobil ist in diesem Heddesheim. Alten Menschen kann man nur raten, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen. Wohin? NatĂŒrlich nach Ladenburg, Mannheim, Weinheim, Viernheim, Heidelberg oder auch in einzelne Stadtteile davon, die nicht selten – eigentlich immer – bei Weitem bessere Infrastrukturen aufweisen, als das doch bislang ach so wohnliche Heddesheim.

Bleibt am Ende die Frage, frei nach dem Slogan eines bekannten schwedischen Möbelhauses (ĂŒbrigens vom zentral gelegenen Heddesheim aus in zwei Richtungen ĂŒber Super-Autobahnanbindungen wunderbar zu erreichen): “ Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“ Wer Letzteres anstrebt, fĂŒr den gilt ganz klar, mit oder ohne Pfenning: Nix wie raus!

Die Parole vom lebens- und liebenswerten Heddesheim lÀuft angesichts der RealtitÀt leer. Heddesheim ist zentral gelegen, aber hat weder ein Zentrum, noch Subzentren. Das beste Beispiel ist der Dorfplatz, der leider ohne Leben ist.

Der Trend scheint eindeutig – es gibt immer weniger LĂ€den und GeschĂ€fte. Die Frage ist, ob sich jemand tatsĂ€chlich dafĂŒr interessiert, diesen Trend umzukehren?

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