Mittwoch, 22. März 2023

"Es ist fast unmöglich, keinen Rechtsverstoß zu begehen"

Wann „teilen“ richtig teuer werden kann – Abmahnfalle Facebook

Rhein-Neckar, 12. Januar 2013. (red) Seit Anfang Januar ist eingetreten, was in juristischen Fachkreisen schon länger erwartet worden ist: Ein Nutzer, der auf Facebook ein Foto geteilt hat, wurde abgemahnt. Für ein Foto in Briefmarkengröße sollen an Schadensersatz und Rechtsgebühren insgesamt 1.750 Euro zusammenkommen. Merke: Was einfach und eigentlich eine wichtige Funktion bei Facebook und anderen sozialen Diensten ist, das Teilen von Inhalten, kann schnell zur Kostenfalle werden. Vielen fehlt das Unrechtsbewusstsein – das bewahrt im konkreten Fall aber nicht vor enormen Kosten.

Vorbemerkung: Dieser Artikel ist sehr lang, denn das Thema ist komplex. Sie sollten ihn aber dringend lesen, wenn Sie soziale Dienste wie Facebook nutzen oder nutzen wollen. Und wir berichten nicht nur „theoretisch“, sondern ganz praktisch. Denn auch wir sind in einem Rechtsstreit von der Problematik betroffen, die gerade bundesweit für Schlagzeilen sorgt.

Das Foto ist lustig, die Tiere sind süß, der Spruch ist klasse, die Nachricht ist wichtig oder interessant – warum auch immer Facebook-Nutzer Inhalte teilen: Sie sollten sehr sorgsam mit der Teilen-Funktion umgehen, denn schon wenige Klicks oder ein „übersehenes“ Häkchen können tausende Euro Kosten nach sich ziehen. Das ist kein Scherz und auch kein Alarmismus, sondern bittere Realität. Die besonders rigiden Urheberrechte der deuschen Gesetzgebung machen es möglich, dass sich Anwälte und Rechteinhaber hierzulande über Abmahnungen eine goldene Nase verdienen können.

Durch die Teilen-Funktion drohen horrende Kosten

Es kommt nicht wesentlich darauf an, wie groß beispielsweise ein geteiltes Foto ist: Wenn die Gegenseite „bösartig“ vorgeht und die rechtlichen Regelungen „brutalstmöglich“ umsetzt, drohen horrende Kosten. Das hängt vom Einzelfall ab, von der Zahl der Fotos, ob man diese öffentlich oder nur privat teilt beispielsweise oder ob man gewerblich auf Facebook aktiv ist.

Nach Einschätzung des Berliner Rechtsantwalts Thomas Schwenke, kann man sich auch nur schlecht herausreden, wenn man sich ahnungslos gibt: Sobald ein Bild auf Facebook durch die Vorschaufunktion gepostet worden ist, geht man ein Rechtsrisiko ein:

Die öffentliche Zugänglichmachung ist immer ein Verstoß, wenn einem dafür die Rechte fehlen. Das Problem dabei: Die Menschen haben sich daran gewöhnt, Links zu kopieren oder Artikel zu teilen. Lange Zeit ist nichts passiert, es fehlt das Unrechtsbewusstsein. Technisch geht es um die „Teilen“-Funktion oder das Posten von Links: Der Crawler sucht nach einem Foto, sofern er eins findet, lädt er das nach. Wer das so bestätigt und verwendet, begeht, je nach Rechtelage eine Nutzungsrechtsverletzung.

Für ein einzelnes Foto können mehrere hundert Euro gefordert werden. Dazu Schadensersatzforderungen, Anwaltsgebühren und Gerichtskosten. Ob die Abmahnung und die geforderten Geldbeträge zulässig sind, ist erstmal egal. Die Forderung wird erhoben und mit großer Wahrscheinlichkeit durch ein Gericht bestätigt werden.

Klagen kann, wer die Rechte besitzt und einen Verstoß behauptet

Bis hierhin kostet „der Spaß“ die Forderung sowie das Honorar und die Gerichtsgebühr. Will man sich zur Wehr setzen, kommen die eigenen Anwaltskosten und weitere Gerichtsgebühren hinzu – wer vor Gericht verliert, zahlt alles. Mit etwas Glück kann man sich vergleichen oder die „Forderung“ drücken – unterm Strich wird man auf jeden Fall mit erheblichen Kosten zu rechnen haben.

Die Voraussetzung und den Abmahnprozess erklärt Rechtsanwalt Schwenke:

Der Kläger muss die entsprechenden Rechte haben. Und: Es macht einen Unterschied, ob sie privat posten oder gewerblich. Wer privat postet, kann zwar abgemahnt werden, aber da sind die Anwaltsgebühren auf 100 Euro gedeckelt. Hinzu kommt aber der Schadensersatz. Gewerbliche Poster müssen sich auf saftige Schadensersatzforderungen und entsprechende Anwalts- und Gerichtskosten einstellen.

So sieht es aus, wenn Sie bei Facebook eine Informaton teilen wollen. Bevor Sie posten, sollten Sie genau überlegen, ob Sie nicht besser ein Häkchen bei „Kein Miniaturbild“ setzen. Wenn doch, haben Sie sich das Foto „zu eigen“ gemacht. Wenn Ihr Facebook-Account auch noch öffentlich ist, kann das eine Abmahnung zur Folge haben.
Nicht durch uns – aber es gibt genug Anwälte und Rechteinhaber, die hier ein lukratives Abmahngeschäft betreiben.

Die gedeckelten Kosten bei Abmahnungen von Rechtsverletzungen durch „Privatleute“ bieten einen gewissen Schutz: Für die Anwälte ist ein solches Verfahren nicht lukrativ – außer, sie machen eine Massenabmahnung daraus und verschicken Standardbriefe, in denen nur die Adressen ausgetauscht werden. Man beschäftigt ein paar billige Kräfte, die die Rechtsverstöße dokumentieren, die Adressen raussuchen und dann rollt die Abmahnwelle. Man kennt das von den Abmahnwellen beim File-Sharing. Wenn nur ein Bruchteil zahlt, klingelt es auf dem Anwaltskonto und dem des „Mandanten“. Das können zum Beispiel Firmen sein, die Fotosammlungen aufkaufen und damit Rechteinhaber werden. Möglicherweise haben die gar kein Interesse, die Fotos zu verkaufen, sondern warten wie die Spinnen im Netz auf ihre Opfer.

Die „Motivation“ für eine Klage ist egal

Das klingt absurd? Das ist die Realität. Die Rechteinhaber werden natürlich niemals als Motiv „Gewinnmaximierung durch ein auf Abmahnungen basierendes Geschäftsmodell“ ins Feld führen, sondern sich als Opfer von Rechtsverletzern darstellen. Und selbst wenn es „Aasgeier“ sind: Die Gesetzgebung gibt ihnen das Recht, die Nutzungsrechtsverletzung zu verfolgen.

Die entscheidende Frage ist also, was man Teilen darf: Ohne Risiko darf man nur Fotos teilen, die „rechtefrei“ sind oder für die man die Erlaubnis zum Teilen hat. Das Problem: Woher bekommt man die Erlaubnis und woher weiß man, was rechtefrei ist und was nicht? Im Alltag ist das kaum zu entscheiden. Fast alle Facebook-Nutzer teilen beispielsweise Artikel von Medien, weil sie ihre Kontakte auf diese Informationen hinweisen wollen. Wird ein Vorschaubild mitgepostet, ist der Rechtsverstoß begangen. Punkt.

Außer, dies wurde ausdrücklich erlaubt. Mal ehrlich? Wann haben Sie vor dem Posten auf der Seite eines Anbieters recherchiert, ob im Impressum oder den Allgemeinen Geschäftsbedingungen das Teilen ausdrücklich erlaubt ist oder nicht? Tatsache ist: Wenn Sie das recherchieren, werden Sie feststellen, dass die allermeisten Anbieter – auch und gerade große Portale – die Rechtsinhaberschaft eindeutig feststellen. Somit ist jedes Posten von Fotos erstmal rechtlich fragwürdig.

Keine Klage heißt nicht kein Rechtsverstoß

Das trifft zum Beispiel auch zu, wenn Sie unsere Artikel teilen und automatisch erzeugte Vorschaubilder mitposten. Oder wenn Sie Artikel von Zeitungen oder anderen Medien mit Vorschaubild teilen. Von unserer Seite aus müssen Sie nichts befürchten, wir werden private Nutzer garantiert nicht abmahnen, denn aus unserer Sicht bewerten wir den Nutzen – nämlich das Verbreiten unserer Informationen – höher als einen Rechtsverstoß (zur Sicherheit unserer Leser/innen werden wir das künftig regeln). Doch wie sieht das bei anderen aus, beispielsweise Zeit Online oder dem SWR? Rechtsanwalt Schwenke:

Hier würde ich die Gefahr eher als gering einschätzen. Der Tatbestand ist gegeben, aber die Anbieter wägen zwischen Schaden und Nutzen ab. Der Nutzen des Teilens wird sicher höher bewertet, insofern würde ich bei professionellen und großen Anbietern eher kein Problem sehen. Bei Agenturen, Foto-Stock-Anbietern, Fotografen und kleineren Anbietern wird es riskant.

Wie bereits genannt: Es hängt vom Einzelfall ab. Davon gibt es aber täglich Millionen, beispielsweise durch das Teilen von lustigen Fotos, Tierbildern und so weiter. Rechtsanwalt Schwenke:

Die sind theoretisch auch überwiegend betroffen, sofern es alleinige Nutzungsrechte gibt. Wenn Sie Ihren Freundeskreis aber geschlossen halten und nicht-öffentlich posten, ist die Gefahr geringer, außer unter Ihren Freunden ist der, der die Rechte hält und Sie verklagt.

Rechtsanwalt Thomas Schwenke rät zur Vorsicht: Im Zweifel besser keine Fotos teilen. Foto: RA Schwenke

 

Sobald öffentlich geteilt wird, steigt die Gefahr von Abmahnungen

Merke: Wer viele Freunde sammelt, die er nicht kennt, erhöht in dieser Hinsicht das Risiko. Wer sich jetzt fragt, wieso das, was man seit langer Zeit macht und was ja alle machen, plötzlich ein Rechtsrisiko sein soll, bekommt die Antwort:

Geschützte Fotos zu teilen war schon immer ein Rechtsverstoß, nur jetzt gab es erst jetzt die erste Abmahnung, die ist durchgegangen und ab sofort muss man damit rechnen, dass hier Agenturen und Anwälte Geld verdienen wollen.

Der Fachanwalt Schwenke bestätigt unsere Einschätzung, dass es weniger um Rechtewahrung, als um Kohle machen geht:

Natürlich wird der Schutz behauptet werden. Ob das allerdings das wahre Motiv ist, dürfte manchmal fragwürdig sein. Man hört, dass es Agenturen gibt, die große Bildbestände aufkaufen und eng mit Kanzleien zusammenarbeiten. Mittlerweile gibt es Software, die auch Fotos identifizieren kann und dann scannen solche Firmen Postings, bis sie Treffer haben. Das kann man als verwerflich betrachten – rechtlich ist es einwandfrei zulässig und kann ein lukratives Geschäft bedeuten.

Es könnte auch kostenfrei zugehen – darauf sollte man nicht hoffen

Und natürlich muss der Rechteinhaber nicht abmahnen und er muss auch keine Rechnung stellen, eine Aufforderung zur Löschung wäre ein erster kostenfreier Schritt. So verhalten wir uns beispielsweise, wenn wir mit der Veröffentlichung von Inhalten, die uns gehören, auf anderen Internetseiten nicht einverstanden sind.

Es gibt aber auch Inhalte, die man vermeintlich problemlos teilen kann. Youtube-Videos beispielsweise. Aber leider droht auch hier die Abmahnfalle – wieder abhängig vom Einzelfall, wie Thomas Schwenke erklärt:

Bei youtube und anderen großen Portalen dieser Art willigt der Einsteller ins Sharen ein – er kann also keine Nutzungsrechtsverletzungen geltend machen. Außer, er hat Inhalte eingestellt, an denen er keine Reche besitzt, dann kann der Rechteinhaber gegen den Einsteller und gegen alle, die teilen vorgehen. Auch hier sollte man also vorsichtig sein, was man teilt. Nicht erlaubt sind Screenshots aus Filmen – dadurch fertigt man „Foto“-Kopien an. Sofern man die öffentlich macht, ist das eine Nutzungsrechtsverletzung, selbst wenn der Screenshot denselben Inhalt hat wie ein automatisch generiertes Vorschaubild.

Und wie sieht es mit Eltern aus, deren Teenager einen Facebook-Account haben und fleißig alles teilen, was ihnen gefällt?

Die Eltern haften meist nicht, wenn diese ihre Kinder auf den sorgsamen Umgang hingewiesen haben. Hier ist meist der Umfang von Nutzungsrechtsverletzungen und die Art und Weise entscheidend. Ausgeschlossen ist eine Haftbarkeit aber nicht.

Betroffen sind alle, die teilen

Die potenzielle Gefahr betrifft also alle die am meisten, die nicht-privat auf Facebook posten: Gewerbetreibende, Freiberufler, Firmen, Dienstleister, Vereine, Behörden, Verbände und so weiter. Die Überlegung, man betreibe ja nur ein kleines Angebot oder verdiene damit nur wenig oder biete als Verein einen Service an, bietet keinen Schutz. Sobald man Öffentlichkeit herstellt, kann man in der Falle sitzen. Und zwar unabhängig von Facebook, auch andere soziale Dienste wie Google+ sind betroffen, also jeder Dienst, der Vorschaubilder erzeugt.

Das betrifft uns auch selbst: Wir haben aktuell einen Rechtsstreit, der in Teilen auch Facebook-Vorschaubilder betrifft. Und ganz ehrlich? Das Problem war uns vorher nicht bekannt. Der Umgang mit Rechten gehört zwar zu unserer täglichen Arbeit und wir achten sehr verantwortlich auf ein einwandfreies Verhalten – aber auch wir müssen wie alle immer wieder dazulernen.

Für unsere Leserinnen und Leser werden wir für das Teilen unserer Inhalte Rechtssicherheit schaffen – soweit wir das können. In den nächsten Tagen werden wir einen Passus in unsere Nutzungsbedingungen aufnehmen, der ausdrücklich die Verwendung von Vorschaubildern für den privaten Gebrauch erlaubt.

Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht

Tatsächlich können wir Ihnen ehrlicherweise damit keinen einhundertprozentigen Schutz vor Rechtsverfolgungen bieten, wenn Sie unsere Informationen teilen. Zur Erläuterung: Wir verwenden häufig fremdes Bildmaterial, das wir beispielsweise über Pressestellen zur Verfügung gestellt bekommen, sei es über die Gemeindeverwaltungen, das Landratsamt, Ministerien, die Polizei, Hilfsdienste, Feuerwehren, Parteien, Veranstaltungsunternehmen, Theater, Schulen, Vereine oder andere Anbieter, ob „öffentlich“ oder „privatrechtlich“. Wir gehen dabei davon aus, dass der jeweilige Zulieferer über die Nutzungsrechte verfügt und diese an uns weitergibt. Zur Absicherung fragen wir beim ersten Kontakt nach, ob das pauschal so zutrifft und bekommen das entsprechend bestätigt. Bei Pressestellen setzen wir das voraus.

In der Praxis kann es aber zu Rechtsstreitigkeiten kommen, wenn jemand behauptet, die Nutzungsrechte zu haben. Absurd? Nein, Tatsache und derselbe Fall, den Rechtsanwalt Schwenke am Beispiel von Youtube oben im Text erläutert hat. Und die Tatsache, dass es der Presse und anderen Medien erlaubt worden ist, heißt noch lange nicht, dass Sie als privater oder gewerblicher Nutzer ebenfalls „Veröffentlichungsrechte“ haben. Wir wiederum könnten umgehend den Betrieb einstellen, wenn wir dies tatsächlich für jedes Foto prüfen müssten. Der Verwaltungsaufwand wäre gigantisch. Wir müssen uns also selbst verlassen und können die Gefahr nicht ausschalten.

Genau das ist auch zum Teil Gegenstand eines aktuellen Rechtsstreits, den wir führen müssen: Eine Person behauptet, die alleinigen Nutzungsrechte für Fotos zu haben, die von der Pressestelle eines Unternehmens öffentlich als „Presseinformation“ zur Verfügung gestellt worden sind und bis heute als „Presseinformation“ downloadbar sind. Wir haben diese Fotos benutzt und sind dafür abgemahnt worden. Streitwert für jedes der drei Fotos: 3.000 Euro, also in Summe 9.000 Euro.

Die Gefahr lauert überall

Und obwohl der Hinweis von Rechtsanwalt Thomas Schwenke vermutlich überwiegend zutreffend ist, dass von großen Anbietern eher keine Gefahr droht: In unserem Fall hat die Pressestelle einer Firma eines sehr großen Medienkonzerns hier in der Region diese Fotos zur Verfügung gestellt und die abgebildete Person hat uns wegen der Nutzung abgemahnt. Ob das zulässig ist, müssen wir nun vor Gericht klären. Bei vollem Prozesskostenrisiko in Höhe von mehreren tausend Euro. Da dies zur Zeit ein schwebendes Verfahren ist, äußern wir uns aktuell nicht, werden Sie aber informieren, wenn der Prozess abgeschlossen ist.

Um es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, noch einmal an einem Beispiel zu verdeutlichen: Die Gefahr lauert überall. Beispielsweise bei Ihrem Verein. Der hat ganz korrekt einen Bilderdienst abonniert und bezahlt diesen für die Nutzung von Fotos. Oder kauft Fotos von einem Sportfotografen zur Verwendung auf der eigenen Website. Soweit ist alles korrekt. Der Verein hat die Nutzungsrechte erworben. Was aber steht im „Kleingedruckten“? Hat der Vorstand das geprüft oder verlassen Sie sich darauf, „dass das alles schon in Ordnung ist“? Dürfen Vereinsmitglieder oder andere Personen die Vereinsmeldungen inklusive Vorschaufoto „teilen“? Das kann sein, das kann aber auch nicht sein. Und wenn diese Rechte nicht genehmigt worden sind, begeht jeder, der ein Vorschaubild oder ein anderes teilt, einen potenziellen Rechtsverstoß, der abmahnfähig ist. Wenn Sie dann behaupten, Sie hätten das nicht gewusst, hilft Ihnen das im Zweifel erstmal nichts.

Ein anderes aktuelles Beispiel: In den vergangenen Wochen ist das Foto eines vermissten Jugendlichen aus Mannheim in Facebook geteilt worden. Der Junge wurde mittlerweile tot aufgefunden. Mit dem Tod verfallen die Persönlichkeitsrechte nicht und die Nutzungsrechte erst nach dem Tod des Urhebers, also der Person, die das Foto gemacht hat. Sie halten das für ein makabres Beispiel? Das interessiert die Gerichtsbarkeit nicht: Wer dieses Foto verwendet hat, könnte das Persönlichkeitsrecht der Person verletzt haben. Und ganz sicher liegt ein Urheber- und Nutzungsrechtsverstoß vor.

Und wenn Sie sich bereits mit der Problematik befasst haben und denken: Google darf doch auch Vorschaubilder anzeigen, dann liegen Sie richtig, aber die Schlussfolgerung, Ihnen wäre das auch erlaubt, ist falsch. Suchmaschinen verwenden dafür eine technische Funktion ohne die eine Suchmaschine wenig Sinn machen würde. Rechteinhaber, die das nicht wollen, müssen ihre Inhalte schützen und können durch technische Einstellungen eine automatisierte Erfassung verhindern. Sie als „Teiler“ von Inhalten sind aber kein Automat, sondern eine willentlich handelnde Person.

Thomas Schwenke bringt die aktuelle Rechtssituation auf den Punkt:

Es ist fast unmöglich, keinen Rechtsverstoß zu begehen.

Außer, man lässt die Finger von Facebook und anderen Diensten.

Hier ist der Gesetzgeber gefordert, dringend Abhilfe zu schaffen. Sprechen Sie Ihre Abgeordneten an. Teilen Sie unseren Artikel und helfen Sie, das Thema bekannt zu machen. Es betrifft tatsächlich jeden, der Informationen im Internet teilt – abhängig vom Einzelfall. Und warnen Sie andere vor Rechteinhabern, die darauf aus sind, andere mit teuren Abmahnungen zu überziehen.

Links:

Zeit online: Abmahnung wegen eines Bildchens auf Facebook

hr: Vorsicht bei Facebook-Vorschaubildern

http://rechtsanwalt-schwenke.de

RA Schwenke zum Abmahnfall

Praxistipps von RA Schwenke

Hinweis: Wir werden in Zukunft immer wieder darauf aufmerksam machen, welche Leistung wir Ihnen anbieten. Die Zitate von Rechtsanwalt Schwenke entstammen einem Interview für das lokaljournalistische Netzwerk istlokal.de. Für dieses Interview wurden inklusive Vorrecherche, Gespräch und Produktion rund fünf Stunden Arbeit aufgewendet. Für diesen Text wurden inklusive Recherche rund acht Stunden Arbeit aufgewendet. Wir bieten unseren Leser/innen diese Leistung kostenfrei an. Wenn Sie unsere Arbeit mit einer freiwilligen Zahlung unterstützen wollen, weil Sie diese unterstützen wollen oder selbst Nutzen daraus gezogen haben, sind wir dafür sehr dankbar. Ebenso, wenn Sie uns bei den Kosten für den Rechtsstreit unterstützen wollen. Schreiben Sie uns bitte eine email an redaktion (at) rheinneckarblog.de, wir teilen Ihnen dann gerne unsere Bankverbindung mit. Eine Spendenquittung können wir nicht ausstellen.

"Ent"täuschende "Berichterstattung"

Geprothmannt: Bagatell- vs. Kollateralschaden

Bleiben am Ende nur noch Trümmer? Journalismus war mal ein angesehener Beruf - heute ist das Image beschädigt. Archivbild

 

Mannheim/Viernheim/Rhein-Neckar, 18. Juni 2012. (red) Es gibt einen Brand, die Feuerwehr löscht diesen schnell. Der Schaden bleibt eigentlich überschaubar und doch nicht. Das „Opfer“ ist das „Scheck In-Center“ in Viernheim. Aber es kommt noch ein weiteres hinzu, dass mit allem gar nichts zu tun hat: Die Bevölkerung. Der Schadensverursacher: Journalisten. Der Schaden: Glaubwürdigkeitsverlust in unbekanntem Ausmaß.

Von Hardy Prothmann

Der Ruf von Journalisten ist nicht der beste. Vollkommen zurecht. Sie fragen sich jetzt, wieso ein Journalist dem eigenen Berufsstand ein schlechts Zeugnis ausstellt? Die Antwort ist ganz einfach: Nur wenn man sich nach vorne verteidigt, kann man hoffen, weitere Schäden zu verhindern. Das ist durchaus egoistisch gedacht. Denn ich und meine Mitarbeiter achten sehr auf bestmögliche Qualität unserer Informationen – egal, ob wir über leichte Themen wie Feste und Aktivitäten berichten oder über anspruchsvolle wie Kultur und Wirtschaft oder Politik und Sport.

Ganz klar machen auch seriöse Journalisten Fehler. Wenn diese passieren, sollten die Leserinnen und Leser aber darüber informiert werden. Doch das tun die meisten Medien nicht. Auch klar: Wenn wir einen Rechtschreibfehler entdecken oder auf Fehler hingewiesen werden, verbessern wir den auch ohne eine Korrekturmeldung, wenn es sich um eine Bagatelle handelt. Berichte mit kapitalen Fehlern legen wir in der Kategorie „Korrektur“ ab, damit Leserinnen und Leser sofort und ohne lange Suche eine zunächst fehlerhafte Berichterstattung sowie die Korrektur finden können. Auf dem Heddesheimblog sind dort seit dem Start vor drei Jahren „nur“ acht von über 2.500 Berichten als fehlerhaft gekennzeichnet. Wir ärgern uns über jeden Fehler und haben diese korrigiert.

Falscher Eindruck vermittelt

Der Mannheimer Morgen hat aktuell über einen Brand im Viernheimer Scheck In-Center „berichtet“. Der „Bericht“ ist mit dem Kürzel „bhr“ gekennzeichnet. Der unbedarfte Leser denkt jetzt: „Ok, jemand, dessen Namen mit bhr abgekürzt wird, war vor Ort oder nach sich zumindest telefonisch oder auf anderem Weg die Informationen besorgt, geprüft und dann seinen Bericht verfasst.“ Doch dieser naheliegende Gedanke ist in diesem Fall und leider viel zu oft ein Fehler. Denn kein Journalist des MM war vor Ort und es wurde auch sonst nichts recherchiert.

Tatsächlich wurde also keine „journalistische Leistung“ erbracht. Durch das geschickte Setzen von An- und Abführungszeichen liest sich der Text, als habe „bhr“ mit dem Pressesprecher der Feuerwehr Viernheim gesprochen, denn er zitiert ihn ja „wörtlich“. Tatsächlich ist dieser Eindruck aber eine Täuschung. Auf Nachfrage bestätigte uns der Pressesprecher Andreas Schmidt, dass er mit niemandem vom MM in dieser Sache gesprochen hat:

Die haben automatisch eine email mit dem Pressetext bekommen, wie alle Redaktionen, die das wollen.

Ist die Nachricht aber falsch? Ja und nein. Sie erweckt den falschen Eindruck, als habe der Journalist mit dem Pressesprecher gesprochen. Und sie erweckt den Eindruck, der Journalist habe selbständig recherchiert und den Bericht selbst verfasst. Die Fakten sind aus Sicht der Feuerwehr sicher zutreffend. Die Mutmaßung über die Schadenshöhe ist es nicht.

Die Originalmeldung der Feuerwehr. Quelle: FFW Viernheim

 

Die geguttenbergte Version im Mannheimer Morgen. Quelle: SHM

Geguttenbergter Journalismus ist Betrug am Leser

Diese Form „journalistischer“ Arbeit ist gängig in vielen Redaktionen: Bei Zeitungen, Magazinen, im Radio und Fernsehen und im Internet. Man nimmt frei zugängliche Informationen, „etikettiert“ sie ein wenig um und schon hat man einen „eigenen“ redaktionellen Bericht. Das ist und bleibt Betrug am Leser.

Sie fragen sich, warum das passiert? Warum andere Redaktionen so verfahren? Warum es nicht alle ehrlich und transparent wie wir mit unseren Blogs berichten? Fragen Sie die Redaktion Ihres Vertrauens. Ich versichere Ihnen, man wird Sie nicht sonderlich ernst nehmen. Erst, wenn Sie das Abo kündigen wollen.

Wir tun das, was eigentlich eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wir benennen nämlich immer deutlich die Quelle, wie auch in diesem Fall ist der Text mit „Information der Feuerwehr Viernheim“ klar gekennzeichnet worden. Das hat mehrere Gründe. Der wichtigste: Wir respektieren die Arbeit von anderen. Wir schmücken uns nicht mit „fremden Federn“. Der nächste Grund ist: Wo bei uns „Redaktion“ draufsteht, ist auch Redaktion drin. Dafür sind wir verantwortlich. Und ein ebenfalls sehr wichtiger Grund ist: Wir können nur dafür einstehen, was wir selbst recherchiert haben. Wir wollen uns weder fremde Inhalte aneignen, noch darin enthaltene Fehler.

Der Einsatzbericht der Feuerwehr beispielsweise ist überwiegend korrekt – hat aber den Eindruck eines großen Schadens hinterlassen. Viele Kunden blieben heute deswegen dem Markt fern. Wir haben die Meldung ebenso gebracht, waren aber bis 14:00 Uhr das einzige Medium, das einen Reporter vor Ort hatte, um sich ein Bild zu machen und haben danach umgehend berichtet, dass es für Kunden keine Einschränkungen gibt und der Schaden eher überschaubar ist.

Außerdem konnten wir recherchieren, dass in diesem Fall wohl eine „Klarstellung“ in der morgigen Ausgabe der Zeitung folgen soll – man darf gespannt sein. Denn die Scheck In-Läden gehören zur Edeka-Gruppe. Und dort ist man „not amused“ über den scheinbar redaktionellen Bericht im Mannheimer Morgen. Die Edeka selbst ist ein sehr großer Kunde der Zeitung und dürfte pro Jahr Anzeigen im Wert von einigen Millionen Euro bei der Zeitung schalten. Ich versichere Ihnen, dass man bei der Zeitung in diesem Fall den Ärger sehr ernst nimmt. Aber nicht, weil man „journalistisch“ besser oder wenigstens „korrekt“ arbeiten will, sondern um den Umsatz nicht zu gefährden.

Bagatell- vs. Kollateralschaden

Nach dem Brand ist im Scheck In – anders als im Feuerwehrbericht gemutmaßt – nur ein „Bagatellschaden“ entstanden. Dieser Schaden wurde unnötig durch Umsatzausfälle für das Unternehmen vergrößert. Der große Kollateralschaden entsteht aber durch den alltäglichen Guttenberg-Journalismus, bei dem nach Lust und Laune geklaut und abgekupfert, umetikettiert und abgeschrieben wird. Sie halten diesen „Fall“ für eine Bagatelle? Ist er nicht, weil er nur ein Beispiel für eine systematische Täuschung vieler Mediennutzer ist. (Haben Sie die „Jogi“-Fälschung bei der EM mitbekommen? Das ZDF zeigte eine „Live-Berichterstattung“, in die Aufnahmen hineingeschnitten wurden, die vor dem Spiel, also nicht „live“ entstanden sind. Das hat zu heftiger Kritik geführt. FAZ: „Die Regie spielt falsch„)

Einen Brandschaden kann man beseitigen – eine beschädigte Glaubwürdigkeit ist nur schwer wieder zu bereinigen.

Darunter leiden aber nicht nur die Schummler, sondern auch alle, die sich größte Mühe geben, einen herausragende oder zumindest ehrlichen Journalismus zu bieten. Leider tun das immer weniger und der für die Gesellschaft und Demokratie so wichtige Journalismus verliert weiter an Ansehen. Da können sich Politiker und Journalisten die Hand geben – aber es gibt auch in der Politik „anständige“ Leute.

Die Leserinnen und Leser können ebenso wie Unternehmen aber deutlich machen, ob sie Qualität wollen oder nicht.

Bei einer Wahl macht macht das mit einer Stimme. Im Markt hat man auch Macht: Minderwertige Produkte kann man abbestellen oder muss sie nicht kaufen. Und Werbung kann man im glaubwürdigen Umfeld schalten, wo sie auch am besten wirkt.

Weitere Informationen:

Wie aus einer gemeindlichen Pressemitteilung ein Redakteursbericht wird, lesen Sie hier: „Ist der Mannheimer Morgen ein Sanierungsfall?

Wie die RNZ einen PR-Text eines Politikers zu einem Redakteursbericht macht, lesen Sie hier: „Nachgefragt: Wie wird aus einer politischen PR-Meldung ein redaktioneller Text in der RNZ?

In Sachen Guttenberg war die mediale Empörung groß. Dabei sind viele Medien selbst sehr erfahren in Plagiaten. „Plagiator-Formel: Dreist, dreister, Journalist – wie Tageszeitungen tagtäglich “bescheißen

Ein unabhängiger Reporter berichtet über eine SPD-Hauptversammlung. Weit gefehlt. Der Reporter ist selbst Mitglied im Ortsverein. „Was von der Berichterstattung der RNZ unter dem Kürzel “stu” zu halten ist

Auch wir machen Fehler – und reagieren angemessen: „Urheberrecht vermutlich missachtet

 

Anm. d. Red.: Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Freiwillige Feuerwehr wird ausdrücklich nicht kritisiert. Die hat wie so oft ihren Job gemacht und einen größeren Schaden verhindert.

Alice und ihre Welt - Kolumne von Gesina Stärz

Mein Smartphone und ich gehen einen Kaffee trinken

Ist ein Smartphone ein guter Ersatz für einen

Rhein-Neckar, 04. Juni 2012. Ist ein Smartphone ein guter Ersatz für einen „echten“ Begleiter? Geht der Trend zum Secondhand-Leben? Darüber macht sich Gesina so ihre Gedanken.

Gerhard Polt wurde vor kurzem 70 Jahre alt. Er wird halt älter, wie er selbst sagt, was keineswegs mit dem Wort „alt“ und seiner Bedeutung zu verwechseln ist. Denn alt ist, wer nicht mehr aktiv am Leben teilnimmt, vorm Fernseher herumhängt und das Leben aus zweiter Hand aus den Medien erfährt.

Nach der Definition können auch junge Menschen als alt bezeichnet werden, so sagt es der am Schliersee lebende Kabarettist. Und nach seinen Beobachtungen gibt es darüber hinaus einen Trend zum Secondhand-Leben.

Heute tauschen sich die Menschen sehr häufig über das aus, was sie vermittelt durch Medien erlebt haben: also im Fernsehen gesehen, im Internet entdeckt oder in den Zeitungen gelesen. Ja, so ist das. Und das ist noch nicht alles.

Real oder virtuell?

Wir Menschen sind uns dank der Medien so nah und dabei gleichzeitig so fern, dass man meinen könnte, ein und derselbe Mensch wandere zwischen Parallelwelten hin und her, und nur gelegentlich befinden wir uns in der Welt, die wir real nennen, in der es Gerüche gibt, etwas zu essen und das natürliche Bedürfnisse, das Gegessene in verarbeiteter Form wieder loszuwerden.

Ach ja, das Atmen nicht zu vergessen, und das Trinken. Einen Cappuccino zum Beispiel oder einen Latte Macchiato. Das geht nur real, nicht virtuell, aber natürlich mit virtueller Begleitung. Während ich dies schreibe, sitze ich in einem Café in Mannheim und mir gegenüber an einem Tisch eine junge Frau, vielleicht Anfang 20, die Konturen um die Augen schwarz nachgezogen, die Haut blass, der Blick gelangweilt, vor einer Jumbotasse Milchkaffee.

Es ist übrigens ein Café mit einem wunderbaren Blick auf den Rhein. Sitzt man in erster Reihe, dann ist man dem Wasser so nah, dass man das Gefühl hat, man gleite knapp über der Wasseroberfläche dahin.

Begleiter, die nicht da sind – eigentlich

Zurück zur jungen Frau. Sie sitzt zwar allein am Tisch, aber sie ist dennoch nicht allein. Neben der Jumbotasse Milchkaffee liegt ihr virtueller Begleiter, ein Smartphone. Gelegentlich gibt ihr virtueller Begleiter Töne von sich, dann liest sie von seinem Display etwas ab, lächelt, tippt auf ihm herum und nimmt einen Schluck Kaffee.

Manchmal spricht sie in ihren virtuellen Begleiter hinein, gibt ihre Position durch, fragt nach seiner Position, erklärt, dass sie nichts macht und auch noch nicht weiß, was sie später machen wird. Dann legt sie auf und surft offensichtlich via Smartphone im Internet. Vielleicht brauchte sie neue Erlebnisse, neue Informationen, neue Nachrichten aus der virtuellen Welt, um etwas zum Erzählen zu haben.

Vielleicht waren es Kaffeehausgäste wie diese junge Frau und ihre virtuellen Begleiter, die Gerhard Polt beobachtete und die ihn zu seiner Secondhand-Erlebnisweltthese brachten.

Gehirnkapazität outsourcen

Aber nicht nur Kabarettisten machen sich Gedanken über die Auswirkungen der medialen Welt auf unser Leben, auch Philosophen. David Chalmers, einer der bedeutendsten Philosophen unserer Zeit, kauft sich nicht einfach nur ein iPhone, er denkt auch über ein solches nach.

Ebenso Andy Clark, auch Philosoph. Ihre Thesen lauten: Wir erweitern unseren Geist, das Mentale ist überall in der Welt. In Google zum Beispiel und in anderen Suchmaschinen zu denen wir via Hardware Zugang haben. Unsere Gehirne outsourcen sozusagen Gedächtnisfunktionen und haben dann freie Kapazitäten für andere Leistungen.

Offensichtlich ist uns das noch gar nicht bewusst. Wir stecken in den Kinderschuhen großer Entwicklungen. Wir haben die Möglichkeit, kognitive Leistungen zu outsourcen. Damit erschließen sich freie Geisteskapazitäten. Ist das nicht so, als würden sich uns völlig neue Ressourcen erschließen, wie einst zu Beginn der Industrialisierung die Rohstoffvorkommen unserer Erde?

Jetzt haben wir Unmengen von freien Denkkapazitäten zur Verfügung. Nur, wozu nutzen wir diese? Sollten nicht schon unsere Kinder in Kindergärten und Schulen darauf vorbereitet werden?

Die junge Frau mir gegenüber schließt Kopfhörer an ihr Smartphone an und stöpselt sie ins Ohr. Sie hört vermutlich Musik. Ich studiere ihren Gesichtsausdruck in der Hoffnung, herauszufinden, was sie hört. Sie ist blass und schaut ein wenig gelangweilt – alles unverändert. Vielleicht sollte ich sie anrufen oder ihr eine SMS schicken?

Geprothmannt: Die Bundespräsidenten und die Meinungsfrage

Die Medien, die Macht und die Moral

Joachim Gauck soll der 11. Bundespräsident werden. Es gibt Kritik an ihm, aber auch Hoffnung. Jeder entscheidet sich selbst über seine Meinung aufgrund von Informationen. Bild: J. Patrick Fischer. BY-SA CC 3.0 Wikipedia

 

Rhein-Neckar, 23. Februar 2012. (red) Neben der Debatte um Wulff und Gauck wird auch eine über die Rolle der Medien geführt. Wie viel Macht haben sie? Wie viel Moral? Was dürfen Medien, was nicht? Diese Fragen und das Suchen von Antworten begleiten die Debatte um „den“ Bundespräsidenten und das ist gut so. Medien sollen kontrollieren und meinungsfördernd sein – aber sie müssen auch kontrolliert werden: Man darf sich durch sie eine Meinung bilden und eine Meinung zu ihnen haben.

Von Hardy Prothmann

Was rauschte der Blätterwalt, was wurde nicht alles gepostet – zu Wulff und Gauck? Zum zurückgetretenen 10. und zum designierten 11. Bundespräsidenten.

Und parallel zum unwürdigen Verhalten des Vorteilspräsidenten Wulff wurde das Verhalten der Medien diskutiert. Gut oder schlecht? Mächtig oder überschätzt?

Und mit der Entscheidung für Gauck kam der angebliche „shitstorm“ in den sozialen Netzwerken, falsche oder verfälschte Quellen und Zitate bei elektronischen Medien. Behaupten vor allem „traditionelle“ Medien.

Kritik vs. Kritik

Kritik folgte auf Kritik. Aber nicht vorurteilsfrei, sondern verurteilungsfreudig. Meinungsmache vs. „Meinung haben“. Standpunkt vs. Polemik – je nachdem, aus welcher Perspektive man die Debatten über den zurückgetretenen und vermutlich künftigen Bundespräsidenten eben hat, haben kann, haben will.

Hardy Prothmann, verantwortlich für dieses Blog, tritt für subjektiv-objektiven Journalismus ein: Seine Meinung auf Basis von Fakten finden und äußern.

Diese Debatten sind sehr erstaunlich: Während viele Bürger die Macht der Meinungsmacher, also der (traditionellen) Medien thematisieren, thematisieren (traditionelle) Medien die Äußerungen von Bürgerinnen und Bürgern als unzulässig, unprofessionell und als „shitstorm“.

Und „schuld“ daran ist dieses Internet: Ein Medium ohne zentrale Struktur, ohne Redaktionsschluss, ohne Redaktionslinie, ohne Seilschaften, ohne Parteibuch, ohne jede Abhängigkeit, bis auf die, ob man einen Online-Zugang hat oder nicht.

Informationsfreiheit

Ohne auf Einzelheiten zu Wulff oder Gauck eingehen zu wollen: Jeder hat die Möglichkeit, sich ungehindert über das Internet zu informieren und zu kommentieren. Jeder hat die Möglichkeit, eine Information, die er hier findet, mit anderen Informationen zu vergleichen.

Und zwar auch unabhängig von Öffnungszeiten von Kiosken, Zustellzeiten von Zeitungen, Sendungszeiten von Hörfunk oder Fernsehen.

Das Internet ermöglicht allen Bürgerinnen und Bürgern, sich ungehinderter denn je ihre Meinungen zu bilden und ebenso ungehinderter denn je, ihre Meinungen zu äußern. Nicht nur zu äußern, sondern sogar zu verbreiten.

Irritationen

Das irritiert die „Torwächter“ (Gatekeeper), die traditionelle Medien lange waren. Die Politiker, die mit traditionellen Medien lange gemeinsame Sache gemacht haben wie auch alle anderen, die „die Medien“ als das genutzt haben, was „die Medien“ aus sich selbst gemacht haben – eine Meinungsverkaufstheke.

Bei den konservativen Medien gabs Schwarzbrot, bei den linken Medien Habssattbrot und bei der Bild gibts seit jeher Brot und Spiele.

Kein anderes Medium beherrscht den Kosmos von Blut und Sperma, Moral und Empörung, Star und gefallener Engel, Teufel und Hoffnungsträger so gut, wie das Springerblatt.

Tiere – Titten – Tote

Die einfache Formel TTT – Tiere, Titten, Tote – zieht seit Jahrzehnten.

Mit der Bild nach oben und dann ab in den Keller: Das Ehepaar Wulff. Bild: Franz Richter, BY-SA CC 3.0, Wikipedia

Die Bild-Zeitung ist ein Drecksblatt, skrupellos und habgierig. Es bemächtigt sich allem und jedem, womit man Aufmerksamkeit erzielen und diese verkaufen kann.

Und jeder, der sich auf die Bild einlässt, muss wissen, dass man mit ihr „nach oben fährt, aber auch nach unten“ (Anm. d. Red.: Es gibt einen „Pater noster“ im Axel-Springer-Hochhaus“, der unaufhörlich nach oben und nach unten wandert.)

Aber die Bild-Zeitung ist das professionellste Blatt in ganz Europa. Sie beschäftigt sich mit Schmutz und wenn keiner da ist, dann erfindet sie welchen. Die Rechtsabteilung ist groß, Schadensersatz ins Produkt „Bild“ mit einkalkuliert.

Leidmedium Bild

Und die meisten anderen Medien folgen der Bild – die wird im Kanzleramt wie auf der Schicht wie in den Redaktionen zuallerst gelesen.

Hat sie deshalb Macht? Missbraucht sie diese? Sind alle Personen, die in Bild auftauchen nur Opfer?

Keineswegs und ganz klar ja.

Der Skandalbundespräsident Christan Wulff wurde von der Bild nicht gezwungen, sich von einem befreundeten Unternehmer einen Kredit geben zu lassen. Auch nicht, von anderen Unternehmern Vorteile zu erlangen.

Er wurde nicht Home-Stories gezwungen, zu Urlaubsstories und was sonst noch privat alles so interessant am Glück der Wulffs war.

Sündenfälle

Die Bild zwingt niemanden ins Bett mit Sekretärinnen und Geliebten. Sie veranstaltet keine Drogen- und/oder Prostituiertenparties, sie stiftet nicht zur Steuerflucht an, sie ist nicht verantwortlich für Gammelfleisch, einen „Wir sind Papst“, für Korruption und Vorteilsnahme und schon gar nicht für Mord und Totschlag, der immer gerne genommen wird.

Und die Bild hat die Staatsanwaltschaft Hannover nicht gezwungen, um Aufhebung der Immunität von Wulff zu bitten, um zu Verdachtsmomenten ermitteln zu können.

Die „Macht der Medien“ basiert auf Artikel 5 Grundgesetz:

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

Die Bild nutzt dieses Bürgerrecht gnadenlos aus. Das muss man ihr genauso vorwerfen, wie jedem, der nur „Scheiße“ loswerden will bei einem Shitstorm im Internet.

Haltung

Jede journalistische Redaktion muss prüfen, welche Linie sie vertreten will, was wichtig und was nicht wichtig ist. Worauf man Wert legt und worauf nicht. Das ist eine Stilfrage – aber auch eine, die über Aufmerksamkeit entscheidet.

Wird Jochim Gauck ein "guter" Bundespräsident werden? Darüber darf und sollte man sich seine eigene Meinung bilden. Bild: J. Patrick Fischer. BY-SA CC 3.0 Wikipedia

Die Nutzer dieses Produkts „Meinungsbildung“, haben das Recht und die Pflicht, sich ebenso verantwortlich zu verhalten. Dreck als Dreck zu identifizieren und ihre Macht durch ihre Aufmerksamkeit und was sie dafür „bezahlen“ auszuspielen.

Christian Wulff hat durch sein Verhalten das Amt des Bundespräsidenten beschädigt – diese Meinung teilen viele, aber nicht alle.

Joachim Gauck wird kein einfacher Bundespräsident werden und ob er geeignet ist, wird die Zukunft zeigen.

Der „shitstorm“ ist gut, denn Herr Gauck wird über- und geprüft. Das ist ein großer Vorteil, denn alles, was er vor der Amtsübernahme gesagt hat, kann er nun selbst prüfen, sich eine neue Meinung bilden und dann als Bundespräsident dafür einstehen, was er im Amt tut oder sagt.

Meinungsfreiheit

Darüber urteilen werden alle die, die interessieren und sich interessieren – mit der grundgesetzlich garantierten Meinungsfreiheit.

Die Menschen, die Medien und die Moral der daraus resultierenden Gesellschaft.

Dokumentation: Reaktionen auf die Fischfutter-Affäre Ströbele

Weinheim/Heddesheim/Berlin, 27. November 2011. Die Abmahnung einer unserer Schlagzeilen durch das Anwaltsbüro des Berliner Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele (Bündnis90/Die Grünen) hat zu einer Welle der Empörung geführt. Wir dokumentieren eine Auswahl dieser Reaktionen auf den Vorgang.

Wir hatten über einen Vorfall am Weinheimer Waidsee berichtet. Der Artikel erschien am Dienstag, den 22. November 2011. Bis zum Vormittag des 24. November 2011 war er rund 1.800 Mal aufgerufen worden.

Um 09:25 Uhr wurden wir per Fax abgemahnt. Gegen 14:00 Uhr korrigierten wir die Überschrift und erweiterten den Artikel um die Information der Abmahnung.

Bis zum späten Samstagabend wurde unser Artikel rund 55.000 Mal aufgerufen, 235 Kommentare wurden veröffentlicht (rund 50 gelöscht), rund 3.700 Facebook-Nutzer haben den Artikel „geliket“, über Twitter gab es über lange Zeit weit über 200 Tweets pro Stunde. Mit anderen Worten – der Text und das Thema hat deutschlandweit eine enorme Aufmerksamkeit erlangt.

Mindestens zwei Mal hat unser Server den vielen Zugriffen nicht Stand gehalten – teils versuchten über 3.000 Leser gleichzeitig auf den Artikel zuzugreifen. Nur der Umzug auf einen Hochleistungsserver und ein engagierter Support unseres Providers Domain-Factory machten eine Erreichbarkeit des Artikels möglich.

Die „Bild-Zeitung“ machte Ströbele zum „Verlierer des Tages„, die Welt schrieb unter der Schlagzeile: „Ströbele, seine Frau und die Affäre Fischfutterkugel„, der bekannte Strafverteidiger Udo Vetter fragte: „Ströbele mahnt ab: Was ist eine Anzeige?„, der Berliner Tagesspiegel schrieb: „Ströbele geht juristisch gegen Blogger vor„, auf Facebook verlinkte uns die Seite „Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg“ mit 334.000 Fans (was zunächst zu einem Absturz unseres Servers führte), dutzende Blogs und News-Seiten nahmen das Thema auf, verbreiteten es weiter und zogen wiederum Interesse und Kommentare auf sich.

Wir dokumentieren eine Übersicht über Onlinezeitungen und Blogs, die die Nachricht über die „Futtermittel-Affäre“ des Berliner Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele (Bündnis90/Die Grünen) verbreiteten und kommentierten (Stand: 28. November 2011). Die Auflistung ist alphabetisch geordnet.

Recherche: Martin Heilmann (Tegernseer Stimme, zur Zeit als Gast-Redakteur in unserer Redaktion.)

  • aristo.excusado.net | http:// /comments.php?y=11&m=11&entry=entry111125-000131 | „Erstaunlich, wie kleinkariert mancher Zeitgenosse sein kann.“ Schilderung des Tathergang am Waidsee
  • Berliner Morgenpost | http://www.morgenpost.de/printarchiv/panorama/article1839007/Stroebele-und-das-Fischfutter.html | Prozess: Ströbele und das Fischfutter
  • blog.esowatch.com/ | http://blog.esowatch.com/?p=5391 | Wer für einen friedlichen Dialog mit den Taliban eintritt, selbst aber nicht mit 13-jährigen Jungs reden kann, hat seine Glaubwürdigkeit verspielt – der Kaiser ist nackt
  • blog.fefe.de/ | http://blog.fefe.de/?ts=b02e3206 | Lieber Herr Ströbele, wenn Sie das hier lesen: ziehen Sie ganz schnell den Eisenberg zurück und entschuldigen Sie sich bei dem Blog
  • blog.rekursivparadoxon.eu | http://blog.rekursivparadoxon.eu/2011/11/26/strobele-geht-baden/ | Wenn der Hans-Christian Ströbele (Grüne) das gemacht hätte, was man bei einem Jungendstreich so macht, nämlich herzlich darüber lachen und sich an die eigenen Jugendstreiche erinnern
  • bz-berlin.de | http://www.bz-berlin.de/archiv/meine-frau-hatte-eine-woche-kopfschmerzen-article1328763.html | „Meine Frau hatte eine Woche Kopfschmerzen“
  • tagesspiegel.de | http://www.tagesspiegel.de/berlin/stroebele-geht-juristisch-gegen-blogger-vor/5890128.html | Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (Grüne) geht juristisch gegen einen Blog vor, der seiner Ansicht nach unzulässige und falsche Informationen über ihn und seine Frau verbreitet hat.
  • tagesspiegel.de | http://www.tagesspiegel.de/meinung/lesermeinung/stroebele-es-war-ein-unerfreuliches-urlaubserlebnis/5895494.html | Leserbrief/Leserkommentar von Herrn Ströbele persönlich
  • tobiasgillen.de | http://www.tobiasgillen.de/?p=4178 | Ströbele würde vielleicht gut daran tun, einen Gang zurück zu rudern und mal ein wenig das Feuer aus der Angelegenheit zu nehmen. Die Reaktionen in der Blogosphäre und auf Twitter deuten auf viel Gegenwind.
  • welt.de | http://www.welt.de/politik/deutschland/article13737206/Stroebele-seine-Frau-und-die-Affaere-Fischfutterkugel.html | Was geschah wirklich am Weinheimer Waldsee mit Christian Ströbele und seiner Frau?
  • welt.de | http://www.welt.de/politik/deutschland/article13739330/Fischfutter-Affaere-Stroebele-legt-auf-Facebook-nach.html | Ströbele rechtfertigt sich in der „Fischfutter-Affäre“: Seine Frau sei mit einem „Plastikgeschoss“ attackiert worden, der Ärger also verständlich.
  • Westdeutsche Zeitung | http://www.wz-newsline.de/home/panorama/kopf-des-tages/hans-christian-stroebele-contra-heddesheimblog-der-fischfutter-fall-1.830506 | Ströbele contra Heddesheimblog: Der Fischfutterfall
  • zukunftskinder.org | http://www.zukunftskinder.org/?p=16479 | „Ein Mann in Herrn Ströbels Position muss einfach die Contenance wahren!“ Artikel weißt auf Unterlassungsklage gegen Heddesheimblog hin und dass Frau Ströbele Anzeige erstattete.

Wenn Sie weitere Vorschläge für diese Dokumentation haben, können Sie uns diese gerne per email: redaktion [at] heddesheimblog.de zusenden.

Das Medienblog pushthebutton.de rangiert unter den 50 Top-Blogs

Heddesheim, 18. September 2011. (red) Der Dienst Virato.de hat die Top-50-Blogs in Deutschland nach dem SMQ-Index veröffentlicht. SMQ (Social-Media-Quotient) ist die durchschnittliche Social-Media-Verbreitung (Facebook, Twitter) pro Artikel/Blogbeitrag einer Quelle.

„Diese Top 50 zeigen somit deutsche Blogs (oder blogähnliche Websites) an, die sehr beliebt sind und deren Content sehr oft von Usern über soziale Netzwerke geshared wird. Andere bekannte Blogs, die man evtl. auch unter diesen Top 50 erwarten könnte, haben wahrscheinlich einen niedrigeren SMQ, da sie auch Artikel publizieren, die nicht so oft geshared werden und somit den Durchschnitt für die jeweilige Quelle herunterziehen“, schreibt Virato.de.

Das Blog pushthebutton.de des Journalisten Hardy Prothmann liegt deutschlandweit auf Platz 32, eingebettet zwischen dem lawblog.de von Udo Vetter, der dieses Jahr den Grimmepreis gewonnen hat und Ulrike Langer mit medialdigital.de, einer der renommiertesten Medienjournalistinnen in Deutschland. Auf Platz eins liegt der-postillon.com, Platz zwei belegt der Blog von Extra3 (NDR) und Platz drei das Nachrichtenportal gulli.com.

Hardy Prothmann betreibt sein Medienblog seit 2010, früher bei posterous.com, seit Frühjahr 2011 als eigenständiges Blog. Die eingesetzte Software ist WordPress, das angepasste Theme „Magazine Premium“ des kanadischen Entwicklers C. Bavota.

Vor allem die medienkritischen Beiträge in Bezug auf Zeitungen werden in der Branche intensiv diskutiert und sich mehrfach von bildblog.de empfohlen worden. Zuletzt sorgte ein Artikel über Leichenbilder des Regionalsenders Rhein-Neckar-Fernsehen für großes Aufsehen.

Hardy Prothmann betreibt in Nordbaden und Südhessen insgesamt sechs Lokalblogs für Städte und Gemeinden sowie das Regionalblog rheinneckarblog.de. Bundesweit findet sein Projekt große Beachtung und ist schon dutzendfach nachgeahmt worden. Im Dezember 2009 wurde er von der größten unabhängigen Fachzeitschrift für Journalisten unter die Top 100 auf Platz 3 in der Kategorie „Regionales“ gewählt.

Zusammen mit dem Gmunder Kollegen Peter Posztos (tegernseerstimme.de) gründet er zur Zeit das Unternehmen istlokal.de, das Lokaljournalisten bei ihrer Arbeit unterstützen wird. Die Beratungsgebiete sind Journalismus, Vermarktung, Technik und Recht. Im Netzwerk von istlokal.de befinden sich zur Zeit rund 70 lokale und regionale Internetzeitungen und Blogs, darunter die prenzlauerberg-nachrichten.de, regensburg-digital.de, ruhrbarone.de und pottblog.de.

Auszug aus der Top-50-Liste des Social Media Quotient (SMQ) bei virato.de

 

Faktencheck: RNF zeigte nicht nur einmal Leichenbilder als „Rohmaterial“


Mannheim/Rhein-Neckar, 12. September 2011. (red) Am Freitag haben wir das Rhein-Neckar-Fernsehen kritisiert, weil der Regionalsender unbearbeitete Aufnahmen von einer Leichenbergung nach einem Unfall auf der A5 im Online-Portal rnf.de veröffentlicht hat. RNF-Projektleiter Ralph Kühnl hat sich umfassend durch Kommentare dazu geäußert und behauptet, es handle sich um einen Fehler. Unsere Recherche zeigt, dass es wohl kein Fehler war. Die Veröffentlichung wurde sogar angekündigt. Und es ist kein Einzelfall.

Von Hardy Prothmann

Am Donnerstag hat der Regionalsender Rhein-Neckar-Fernsehen „Rohmaterial“ von fast 12 Minuten Länge im Internet veröffentlicht. Also die Bilder, die ein Kameramann vor Ort nach einem Unfall auf der A5 aufgenommen hat.

In einer Szene, die fast zwei Minuten dauert, sieht man, wie die Bestatter die Leiche eines Unfallopfers in einen Sarg hieven. Der nachrichtliche Aussagegehalt ist gleich Null – kein seriöser Sender würde eine solche Szene in dieser Länge ausstrahlen, wenn überhaupt nur ein „Schnittbild“ von ein paar Sekunden Länge.

Wir haben daraufhin einen kritischen Kommentar geschrieben und diesen Vorgang als eine Art Trash-TV bezeichnet – weil es gegen jeden journalistischen Standard verstößt, unbearbeitetes Material, egal, ob Ton, Text oder (Bewegt-)Bild zu veröffentlichen.

Erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Darstellung

Für den Sender hat Projektleiter Ralph Kühnl den Vorgang umfangreich kommentiert (siehe Kommentare hier am Ende des Artikels) und hat uns wiederum vorgeworfen, wir hätten unzureichend journalistisch gearbeitet – eine einfache Rückfrage hätte die Vermutung entkräftet, dass das Rhein-Neckar-Fernsehen das „rohe“ Material absichtlich ins Netz gestellt hätte. Es liege ein Fehler vor. Ein nicht-redaktioneller Mitarbeiter habe eine „Nummer“ vertauscht, dadurch sei das Material ohne Absicht veröffentlicht worden und zudem nur für rund 2,5 Stunden sichtbar gewesen.

Wir haben erhebliche Zweifel an dieser Darstellung, denn die von uns recherchierten Fakten ergeben ein anderes Bild.

Rekonstruktion des Ablaufs:

Wir schildern den Ablauf, soweit wir diesen rekonstruieren können:

Am 08. September kommt es gegen 05:00 Uhr auf der A5 zu einem Unfall (siehe Bericht auf unserem Rheinneckarblog.de). Irgendwann später treffen Reporter ein. Auch das RNF ist vor Ort und macht Aufnahmen. Der Kameramann kehrt in den Sender nach Mannheim zurück und überspielt die Aufnahmen von der Kamera ins Redaktionssystem.

Am 08. September 2011 „sendet“ RNF eine erste Meldung auf Facebook:

Erste Hinweis auf das "Rohmaterial" auf der Facebook-Seite vom RNF.

Ein knappe Stunde später schreibt Ralph Kühnl selbst, erkennbar am Kürzel ^rk, einen Beitrag, mit dem Hinweis:

„Die Fakten vom Unfall  auf der A5 haben wir bereits auf rnf.de gestellt.“

"Fakten zum Unfall"?

Die „Fakten“ zum Unfall also. Was meint er damit wohl? Hat er nichts von den „ersten Bildern bei rnf.de“ gewusst? Soll man ihm das glauben?

Hatte die Redaktion keine Kenntnis von dem Rohmaterial?

Um 12:46 Uhr schreibt Andreas Etzold, wie Kühnl „Projektleiter“ und zudem Jugendschutzbeauftragter (sic!) einen Hinweis auf den „Sendebeitrag“, der in der Abendsendung ausgestrahlt werden soll. Hat auch er übersehen, dass das Rohmaterial online auch für Kinder und Jugendliche (es ist Ferienzeit) einsehbar ist?

Ralph Kühnel kommentiert später unseren Bericht, am 10. September 2011 um 00:30 Uhr:

„Das Material, das im obigen Artikel beschrieben ist, stand am Donnerstag Morgen für ca. zweieinhalb Stunden auf der Startseite von rnf.de. Das hätte nicht passieren dürfen.“

Diese Information konnten wir nicht überprüfen. Denn wir erfahren erst am Abend des 08. September 2011 durch einen Hinweis vom „Rohmaterial“, klicken auf den Link und sehen uns das Material an.

Die Bilder sprechen eine deutliche Sprache: Redaktionell unbearbeitetes Material wird uns gezeigt – wir sehen die Leichenszenen, prüfen die Erreichbarkeit und gehen von der Homepage auf das Videoportal bei rnf.de und können den Beitrag dort aufrufen. Wir leeren den Cache unseres Computer und machen den Versuch an einem zweiten Computer – tatsächlich lässt sich der Beitrag hier wie dort abrufen.

Stellt sich eine Recherchefrage wie Herr Kühnl das einfordert? Und ob wir gegen 21:00 Uhr abends noch jemandem im Sender erreicht hätten, wissen wir nicht. Wir meinen nicht, dass eine „Recherche“ notwendig ist – der Vorgang ist eindeutig, wir stellen diesen dar und ordnen ihn als das ein, was er ist, skandalös. Am 9. September 2011, um 00:21 Uhr geht unser Text online.

Unser Artikel zu den „Leichenbildern“ bei RNF findet immer mehr Interesse

Am folgenden Tag wird unser Beitrag von Bildblog.de verlinkt – die Zugriffe steigen rasant an. Bundesweit lesen medieninteressierte Menschen unseren Artikel. Am Vormittag ist das „Rohmaterial“ immer noch bei rnf.de zu finden, auch am Nachmittag. Wir wundern uns über die Kaltblütigkeit des Senders. Später bestätigen uns Leserinnen und Leser, dass der Film auch noch am frühen Freitagabend an diesem 09. September zu sehen war, ein Leser sah ihn auf seinem Handy.

Am 10. September, um 12:02 Uhr kommentiert Herr Kühnl: „Hätten wir, wie uns in dem Hauptartikel vorgeworfen wird, mit dem langen Video einen Effekt erzielen wollen, dann hätten wir es entsprechend promoted und es nicht im Video-Portal versteckt. Dann hätten wir vielleicht in Hauptsendung „RNF Life“ in der Moderation gesagt: „Wenn Sie mehr spektakuläre Bilder von dem Unfall bei Heppenheim sehen wollen, dann klicken Sie jetzt ins Video-Portal auf rnf.de. Dort haben wir den gesamten Rohschnitt für Sie hinterlegt.“ Das haben wir aber nicht.“

RNF weist Sensationslust zurück

Anscheinend weiß Herr Kühnl nicht mehr, was er selbst noch vor Fertigstellung des „Sendebeitrags“ in Facebook gepostet hat: „Die Fakten zum Unfall haben wir bereits auf rnf.de gestellt. ^rk“

Herr Kühnl erklärt weiter irgendwas von „im Cache-Speicher“ und anderes Zeugs. Tatsache ist, dass wir und alle unsere Kontakte den Film nicht bei youtube oder über Google gesehen haben, sondern direkt über die rnf.de-Seite.

Es entwickelt sich eine lange Debatte mit vielen Kommentaren zu unserem Artikel.

Behauptungen werden aufgestellt

Darin behauptet Ralph Kühnl erst einen technischen Fehler, dann soll ein „nicht-redaktioneller Mitarbeiter“ im Übereifer das „Rohmaterial“ online gestellt haben. Sehr schnell versucht sich Herr Kühnl darin, unsere Arbeit zu kritisieren, um vom eigentlichen Thema, dem skandalösen Zur-Schau-Stellung eines Unfalltoten abzulenken.

Auch auf direkten Weg nimmt er Kontakt zu uns auf und teilt uns mit, dass ein Mitarbeiter den Fehler gemacht hat. Die sehr lange email, in der es auch um andere Dinge geht, sollen wir aber „vertraulich“ behandeln.

Wir sichern keine Vertraulichkeit zu, beantworten die email und damit war der Fall für uns erledigt.

Am folgenden Tag, den 11. September 2011, erhebt Herr Kühnl wieder massive Vorwürfe gegen unsere Arbeit. Wir antworten entsprechend.

Rohes Material: Beiträge mit „(no comment)“ sind Originalaufnahmen

Dann surfen wir nochmals auf der Seite von rnf.de, um eine Information zu überprüfen.

Wir trauen unseren Augen nicht. Im Videoportal von rnf.de stehen zwei weitere Beiträge direkt untereinander, wieder ist einer mit „(no comment)“ gekennzeichnet. Der erste Beitrag ist ein Sendebeitrag vom 07. September 2011, wenn auch durch Amateurvideoaufnahmen von schlechter Qualität.

Für jeden Geschmack etwas: Sendebeitrag und "Rohmaterial" stehen untereinander.

Der zweite Film zeigt wiederum in der Länge von 01:34 Minuten nichts anderes als Bestatter, die in ein Haus gehen, mit der Leiche wieder herauskommen, diese verfrachten und davonfahren. Man hört vermutlich den Kameramann, der vermutlich telefoniert, als die Leiche aus dem Haus getragen wird: „Moment, jetzt kommen sie gerade. Ich kann nicht.“

„Moment, jetzt kommen sie gerade. Ich kann nicht.“

Angeblich dient dieses „Rohmaterial“ als Angebot an andere Sender, die dem Rhein-Neckar-Fernsehen die Bilder abkaufen können. Tatsächlich verwendet das RNF im Beitrag zu dem tödlichen Schusswechsel im Mannheimer Stadtteil Neckarau selbst gerade mal zehn Sekunden. Und auch diese wohl entweder in Ermangelung anderen Bildmaterials oder eben in vollem Bewusstsein, so etwas der Öffentlichkeit zeigen zu wollen. Beides ist journalistisch eine Bankrotterklärung.

(Siehe unseren Beitrag dazu hier.)

Klicken Sie auf das Bild, um den Film zu sehen.

Angeblich kann man dieses „Rohmaterial“ nicht sehen – vermutlich, folgt man Herrn Kühnl, hat der „nicht-redaktionelle Mitarbeiter“ auch hier eine „Zahl verwechselt“. Eventuell hat sich auch dieser Beitrag in irgendeinem „Cache“ (Zwischenspeicher) verfangen und ist nun in den unendlichen Untiefen des Internet noch erreichbar. Ob Herrn Kühnl wohl noch eine andere Erklärung einfällt?

Für unseren Geschmack ist das ein wenig viel „angeblich, vermutlich, eventuell“.

„Das versendet sich.“ – Aber nicht mehr in Zeiten des Internet

Früher, also vor dem Internet, sagten TV- und Radio-Journalisten bei solchen „Fehlern“: „Das versendet sich.“ Man rechnete damit, dass nur wenige Menschen einen Beitrag speichern konnten, am nächsten Tag neue Themen das Interesse bestimmten und man somit fein raus war, weil die fehlerbehaftete Arbeit vergessen wurde.

Das Internet bietet aber gute Kontrollmöglichkeiten. Und die werden Herrn Kühnl und seinen Aussagen nun zum Verhängnis – denn durch unsere Recherche gibt es begründete Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Behauptungen.

Mal untertellt, dass der Sender diese Beiträge nicht absichtlich veröffentlicht, dann ist es ein Schlamperladen, dem zu viele Fehler passieren. Tatsächlich muss man davon ausgehen, dass es absichtlich „passiert“ – wieso sonst würden die Redakteure „Bilder und Fakten“ anpreisen, bevor der Sendebeitrag fertig ist?

Wir werden den Sender wiederum nicht dazu befragen – wir sparen uns die Mühe, denn wir gehen davon aus, dass wir keine vertrauenswürdigen Antworten erhalten.

Die Verwendung der Leichenbilder im Beitrag über die Schießerei in Neckarau zeigt, dass der Sender selbst keine Skrupel hat, solches „Material“ zu verwenden und auch im Fernsehen in ungebührlicher Länge über die absolut notwendige „Dokumentation“ hinaus zu zeigen. Einen Nachrichtenwert haben solche Bilder nicht. In der länge auch keinen dokumentarischen. Sie dienen einzig und allein dazu, die Sensationsgier zu stillen.

Bedauerlich ist, dass das Rhein-Neckar-Fernsehen vermutlich davon ausgeht, dass dessen Zuschauerinnen und Zuschauer solche Bilder sehen wollen.

Was das Rhein-Neckar-Fernsehen vom eigenen Publikum denkt – darüber kann sich jeder selbst seine Meinung bilden.

 

In eigener Sache: Reaktionen auf den Beitrag im ARD-Morgenmagazin


Hardy Prothmann ist seit 20 Jahren Journalist und hat für viele große Tageszeitungen, Magazine sowie Hörfunk und Fernsehen von ARD und ZDF gearbeitet. Seit 2009 berichtet er wieder als Lokaljournalist in Nordbaden. Bildquelle: ARD-Morgenmagazin/SWR

Rhein-Neckar, 02. August 2011. (red) Heute hat das ARD-Morgenmagazin einen Beitrag ausgestrahlt, in dem Hardy Prothmann als verantwortlicher Redakteur für heddesheimblog.de im Interview zu sehen war. Im Bericht geht es um den Tarifstreit zwischen Gewerkschaften und Verlegern. Gestern wurde in Lampertheim demonstriert. Ein ARD-Team hat uns dazu befragt. Herzlichen Dank für die (trotz Ferien) bundesweiten Reaktionen per email, Chat oder Telefon. Wir fassen unsere Antworten zusammen.

Beitrag aus dem ARD-Morgenmagazin vom 02. August 2011, nachzuschauen bei tagesschau.de

Warum seid Ihr so kritisch mit der Zeitung?

Weil die Berichterstattung oft ungenügend ist. Die meisten Mitarbeiter haben früher selbst für Zeitungen gearbeitet – es tut weh, wenn man sieht, wie das Produkt verkommt. Statt zu lamentieren, haben wir uns entschlossen, selbst eine Redaktion aufzubauen. Und wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik – was man von den Zeitungen leider nicht erwarten kann.

Bedroht das Internet „die Zeitung“?

Nein. Journalistische Angebote im Internet zeigen nur, dass es „Alternativen“ zur Zeitung gibt. „Alternative“ hat dabei nichts mit „grün“, „links“, „Apo“ oder dergleichen zu tun. Journalistische Internetseiten bewegen sich wie die Zeitungen, das Radio, das Fernsehen auf dem Markt der Aufmerksamkeit über angebotene Informationen.

Die Zeitungen müssen sich wie andere Medien vergleichen lassen. Der Vergleich fällt leider immer häufiger nicht gut aus. Teure Abos bei gleichzeitig mangelhaftem Inhalt sind vermutlich kein „Zukunftsmodell“. Deswegen werden alle Lokalzeitungen, die nicht an der Qualität arbeiten, mittel- bis langfristig große Probleme bekommen. Zeitungen mit guter Qualität haben auch eine Zukunft.

Können Blogs eine Zeitung ersetzen?

Warum nicht? Es geht um zutreffende Informationen, kritische Berichterstattung, einordnende Kommentierung, „Enthüllungen“, Unterhaltung. All das können Blogs oder „Internet-Zeitungen“ bieten. Aktueller und umfangreicher als eine aufs Medium Papier begrenzte Zeitung.

Wir empfehlen gerne auch sehr gute Angebote, beispielsweise das DeutschlandRadio, Arte oder 3Sat, um elektronische Medien zu nennen. Das sind ganz hervorragende Angebote. Das Problem: Es sind keine „Lokalmedien“. Wenn man wissen will, was um einen herum „los“ ist, dann braucht man sehr gute Lokalmedien. Zeitungen hatten bis vor kurzem hier ein Monopol – das brökelt zunehmend.

Die meisten neuen journalistischen Internetportale sind noch sehr „jung“ – leisten aber wie das heddesheimblog.de enorm viel für die Leserinnen und Leser und decken teils schon mehr Themen ab, als in der Zeitung stehen. Da es so gut wie keine „Verfilzung“ gibt und keine müden Monopolstrukturen sind die Angebote meist frischer und meinungsfreudiger. Sie bedienen sich zudem einer Technik, die überall verfügbar und zunehmend „selbstverständlicher“ auch für ältere Generationen wird. Die junge Generation liest sowieso so gut wie keine Zeitung mehr.

Wie steht es um die objektive Berichterstattung?

Dazu muss man erstmal definieren, was „objektiv“ ist und ob dies erstrebenswert ist. Die Fakten müssen stimmen. Das allein reicht aber nicht, sie müssen interpretiert und eingeordnet werden. Viele Dinge kann man so oder so sehen.

Ein klassisches Beispiel: War Che Guevara ein Terrorist oder ein Freiheitskämpfer? Ein aktuelles Beispiel: Ist Anders Breivik ein „Amokläufer“ oder ein rechtsextremer Terrorist?

Und lokal geht es um Fragen wie: „Können oder wollen wir uns das Hallenbad noch leisten?“ „Wie viel Betreuung muss, kann, soll, will eine Gemeinde für Kinder anbieten?“ Dazu lassen sich Fakten zusammentragen, aber auch sehr viele Meinungen.

Unsere Redaktion bietet bewusst einen „subjektiven“ Journalismus an. Unsere Inhalte werden nicht von Maschinen gemacht, sondern von Menschen, die sind nunmal „Subjekte“ und keine Objekte.

Wir arbeiten mit professionellen, journalistisch-handwerklichen Methoden. Wir hinterfragen kritisch und genau und dokumentieren den größten Teil unserer Quellen – bis auf die, die wir wegen vermuteter Nachteile schützen. Unsere Leserinnen und Leser können unsere Informationen überprüfen, wir helfen sogar dabei, weil wir das förderlich für die „subjektive“ Meinungsbildung halten.

Objektiv heißt für uns, transparent und ehrlich zu berichten. Die Leserinnen und Leser erweitern das mit Kommentaren und Links. Artikel 5 spricht nicht von einer „objektiven“ Meinungsfreiheit, sondern von der Freiheit, sich auch öffentlich zugänglichen Quellen eine Meinung bilden und diese äußern zu dürfen. Daran wirken wir mit.

Sehen Sie eine Lösung für die Zeitungen?

Für die allermeisten leider nicht. Das Produkt Zeitung muss mit einem exklusiven Inhalt überzeugen. Sobald das nicht mehr der Fall ist, wird die Zeitung beliebig und hat keinen Nutzen mehr. Da die Entwicklung seit gut zwei Jahrzehnten negativ ist und das Internet viele neue Möglichkeiten bietet, hat die Zeitung nur eine Chance – wenn sie sich auf guten Journalismus, exklusive Inhalte und Respekt vor der Leserschaft besinnt.

Natürlich müssen Zeitungen auch die Bedürfnisse ihrer Werbekunden möglichst gut bedienen. Da Zeitungen heute aber wie Konservenfabriken von Betriebswirten ohne journalistischen Ehrgeiz geführt werden, ist eine Lösung nicht in Sicht. Der Einfluss der Werbewirtschaft auf die redaktionelle Berichterstattung beschädigt zudem die Glaubwürdigkeit der redaktionellen Inhalte und der werbenden Unternehmen. Ein Verständnis dieser Wechselwirkungen ist heute leider in Zeitungshäusern kaum noch anzutreffen.

Warum argumentieren Sie für die Kollegen bei der Zeitung?

Aus Solidarität. Das „Angebot“ der Verleger ist sittenwidrig. Die Verlagshäuser haben über Jahre hinweg Geld gescheffelt. Renditen von über 20 Prozent waren keine Seltenheit. Auf das neue Medium Internet wurde arrogant reagiert und deshalb hat man heute große Probleme.

Bei vielen Zeitungen gibt es nach wie vor gute Leute und es gibt junge Menschen mit viel Enthusiusmus, die diesen wunderbaren Beruf ergreifen wollen. Wenn man, um sich Renditen zu erhalten, die eigenen Leute kaputt spart, ist das der falsche Weg. Zudem nehmen immer mehr ökonomische Interessen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung. Am Beispiel der Fehl- oder Nichtleistungen der Stuttgarter Zeitung in Sachen Stuttgart21 kann man gut erkennen, wie wenig von der „vierten Gewalt“ übrig geblieben ist. Häufig sind die Zeitungen nur nur Steigbügelhalter für Lobbyisten, Interessenverbände, Werbekunden oder die jeweils herrschenden Klassen. Mit kritischer Kontrolle hat das wenig zu tun und das ist schädlich für die Demokratie.

Nicht jeder Journalist ist ein Revolutionär und packt seine Sachen, wenn er nicht so berichten darf, wie er sollte. „Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing“ gilt auch für diesen Beruf. In der Verantwortungskette stehen die Verleger, Chefredakteure und Redaktionsleiter ganz vorne.

Eine Demokratie braucht aber eine kritische Öffentlichkeit und es ist sicher von Vorteil, wenn viele Leser an die Verlage schreiben und mehr Journalismus fordern. Verleger sind Kaufleute – und wenn die Kunden rebellieren, überlegen die sich sicher sehr genau, wie sie sich besser nicht verhalten sollten.

Warum sind Radio und Fernsehen nicht so sehr betroffen?

Sind sie. Sowohl Radio als auch Fernsehen sind bereits vom Internet umschlungen worden. In einigen Jahren werden viele Menschen ein Gerät an der Stelle haben, an der der „Fernseher“ stand. Darüber kann genauso Radio gehört werden. Das Radio kann aber über sehr einfache Geräte überall, vor allem im Auto, als „Nebenbei-Medium“, empfangen werden. Diese Einfachheit wird das Radio als Radio überleben lassen. Das Fernsehen als Inhaltelieferant fürs Internet(fernsehen) bleibt auch erhalten. Ob man Fernsehen auf einem Fernsehgerät oder einem Computerbild schaut, ist mehr oder weniger dasselbe.

Die Papierzeitung hat aber ein Problem: Es ist teuer, sie herzustellen, man muss sie teuer transportieren und bis sie beim Leser ist, vergeht zu viel Zeit. Zudem ist sie im Umfang begrenzt. Man kann sie schlecht archivieren und schon gar nicht verlinken. Die Zeitung ist ein Einbahnstraßenmedium. Das sind echte Nachteile, die zu einer deutlichen Reduzierung der Zeitungswelt in der Zukunft führen werden. Nur wirklich exklusive, sehr gute Inhalte werden das abwenden können.

Können Blogs nur von Journalisten gemacht werden?

Gut gemachte Informationsportale sind irgendwann von selbst „journalistisch“. Natürlich können auch Bürger oder Interessengruppen publizistisch tätig werden – es ist aber eine verantwortungsvolle und anstrengende Arbeit und wenn man eine gewisse Aufmerksamkeit erreichen möchte, muss man am Ball bleiben. Es sind zudem sehr viele „rechtliche“ Dinge zu beachten.

Insofern sind hauptberufliche Journalisten, die ihr Handwerk beherrschen, eher in der Lage, ein solches Angebot aufzubauen. Das gilt sowohl für große Nachrichtenportale wie für kleine lokale Angebote. Die Qualität muss überzeugen. Ob die von „Journalisten“ oder „Bloggern“ kommt, ist egal. In Amerika heißen Redakteure „editors“, in der Schweiz Redaktoren – das sind Begrifflichkeiten. Die Inhalte sind entscheidend.

Unterstützen Sie uns, wenn wir etwas ähnliches planen?

Vielen Dank für das viele Lob, das wir von vielen bekommen haben, nachdem Sie sich auf unseren Seiten umgesehen haben. Wir helfen gerne, wo wir können, haben natürlich aber unsere eigene Arbeit zu machen. Fragen kostet nichts 😉 .

Weil wir aber davon überzeugt sind, dass sich Kooperationen lohnen, haben wir mit Kollegen das Netzwerk http://istlokal.de gegründet. Der Verein wird in Kürze angemeldet und hat zum Ziel lokal- und regionaljournalistische Internetangebote zu fördern. Die deutschlandweit rund 50 Mitglieder und Interessenten tauschen sich schon heute zu den Themenfeldern Journalismus, Vermarktung, Technik und Recht auf der Basis von Solidarität aus. Man hilft sich gegenseitig, um das eigene Angebot und das anderer zu verbessern.

Wenn Sie also selbst ein Angebot planen oder als Initiative ein Angebot von jemandem aufbauen lassen wollen, finden Sie hier Ansprechpartner. Wir bieten auch technische, inhaltliche und organisatorische Beratung gegen Honorar an und machen Ihnen gerne ein Angebot.

Einen schönen Tag wünscht
Die Redaktion von heddesheimblog.de, hirschbergblog.de, ladenburgblog.de, viernheimblog.de, weinheimblog.de, rheinneckarblog.de

istlokal finden Sie hier:
http://istlokal.de

Berichte über unsere Blogs finden Sie hier.

Es sieht böse aus mit dem „Journalismus“


Journalismus? Haha. Quelle: Kontext

Rhein-Neckar/Stuttgart, 08. Juni 2011 (red) In Stuttgart erscheint seit ein paar Wochen die kostenlose Zeitung „Kontext„. 200.000 Euro haben private Spender bereit gestellt, um das Projekt mindestens ein Jahr zu finanzieren. Einer der Spender ist Edzard Reuter. Für Kontext arbeiten „altgediente“ Zeitungsjournalisten. Aktuell rechnet Bruno Bienzle, bis 2007 Lokalchef der Stuttgarter Nachrichten, mit dem „Pressewesen“ ab.

Der Artikel im „Kontext“ ist eigentlich weit weg – in Stuttgart. Aber er ist für unsere Region sehr wichtig, weil er ein systematisches Problem beschreibt.

Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt werden über Medien transportiert. Soweit die Theorie.

In den klassischen Medien findet zur Zeit ein radikaler Umbruch statt – als Leserin und Leser, als Abonnentin und Abonnent einer Tageszeitung sollten Sie wissen, wie „pannenanfällig“ das Produkt ist, dass Sie teuer bezahlen.

Journalismus ist nicht „gottgegeben“, sondern basiert auf unserem Grundgesetz. Auf Artikel 5 über die Meinungsfreiheit. Professionell betriebener Journalismus ist aber auch ein Geschäft. Der Journalismus liefert „interessante“ Inhalte – die Werbung nutzt das für sich.

Jeder, der ein Zeitungsabo für rund 30 Euro im Monat hat, muss das eigentlich wissen. Nachrichten bekommt man über die Zeitung nicht „umsonst“. Man zahlt das Abo und wird mit Werbung „zugeballert“ – ganz kostenlos. Scheinbar. Die Verlage halten dafür aber die Hand auf.

Im Internet sind viele Nachrichten „kostenlos“ – die Frage ist, wie viel diese Nachrichten wert sind. Die Frage ist, wieviel die Menschen bereit sind, für solche Nachrichten zu zahlen. Sämtliche Modelle für „beliebige“ Nachrichten konnten sich nicht „durchsetzen“.

Die „Nachrichten“, also das lokale Zeitungswesen, sind per Lizenz vor rund 60 Jahren vergeben worden. Die Lizenzverlage haben daraus Traumrenditen erwirtschaften können.

Das Internet bedroht dieses „Geschäftsmodell“. Denn was früher nur im „Abo“ erhältlich war, gibt es jetzt „for free“.

Unsere Angebote für Heddesheim, Hirschberg, Ladenburg, Weinheim, Viernheim und Rhein-Neckar sind frei zugänglich – mit hohem Einsatz aller Mitarbeiter und zunächst geringer Erwartung von Einnahmen. Ganz in der Tradition der Marktwirtschaft – wir bieten ein Produkt an und hoffen, dass es gefällt.

Ob wir es verkaufen können, muss der Markt zeigen. Wie wir es verkaufen können, wissen wir noch nicht. Aber wir hoffen darauf, dass es genug Menschen gibt, die unsere Leistung „honorieren“. Dazu werden wir bald ein Angebot machen.

Der alte Markt gerät zunehmend unter Druck – die gewohnten Gewinnerwartungen und keineswegs das Ideal eines guten Journalismus geraten unter Druck.

Darüber schreiben „alte Hasen“ in Kontext – und die erfahrenen Journalisten wissen, dass es ernst ist. Mit dem Geschäft und mit der Meinungsfreiheit.

Wir empfehlen deshalb gerne und dringlich diesen Text.

Herren im Haus

Einen schönen Tag wünscht
Das rheinneckarblog.de

Geprothmannt: Ich lass mir das Essen nicht vermiesen


Esst Gurken - sie sind lecker und gesund. Seit 2009 darf man in Deutschland auch solch krumme Gurken kaufen. Bild: Garitzko/wikipedia

Rhein-Neckar/Deutschland, 06. Juni 2011 (red) Die EHEC-Angst geht um. Warum? Weil ein Haufen verantwortungsloser Medien Panik bei den Menschen schürt. Und jede Menge falsche Informationen unters Volk bringt. Wer klug ist, durchschaut die Berichte über die angebliche Seuche – die wahre Seuche ist die Sensationsgier vieler Medien.

Von Hardy Prothmann

Am Anfang waren es ein paar EHEC-Fälle. Dann waren es ein paar mehr. Dann sollen spanische Gurken schuld gewesen sein, dann Gemüse aus Norddeutschland – die Deutsche Presse Agentur (dpa) hatte aus einem „in Norddeutschland“ ein „aus Norddeutschland“ gemacht. Die Folge: Massive ökonomische Schäden für Gemüseproduzenten, sprich Landwirte. In Spanien. In Norddeutschland.

Jetzt sollten es „Killerkeim“ – Sprößlinge gewesen sein.

Überall im Land bleiben die Gurken und Tomaten und jetzt Sprößlinge liegen. Die meisten Kantinen bieten eher Krautsalate an, denn frische Kost.

Niemand muss vor dem Verzehr von Gemüse Angst haben – denn das Bakterium sitzt wenn, auf dem Gemüse und nicht drin. Wer Gemüse vor dem Verzehr ordentlich reinigt, wäscht die Erreger ab.

Noch besser sind die dran, die ihr Gemüse im eigenen Garten ziehen – die wissen, wie es behandelt und gezogen wurde.

Die Erwartung der Überallverfügbarkeit ist das Problem.

Tatsächlich erwartet unsere Gesellschaft eine Überallverfügbarkeit von allem zu jeder Zeit. Deswegen reist Gemüse um die Welt und Erreger und Verschmutzungen mit.

Sicher, die Spanier, Belgier, Niederländer sind in diesem Fall offensichtlich nicht schuld an EHEC. Sie sind aber sehr wohl schuld an einer Verzerrung des Marktes mit minderwertigen Produkten. Die EU mag bis 2009 eine Gurkenkrümmungsverordnung gehabt haben – ob die Gurken aber auch schmecken, ist nicht verordnet worden.

So gibt es jede Menge Gurken, Tomaten und anderes Gemüse, das auf Glanz gezüchtet ist, alles in Reih und Glied gleich „attraktiv“ aussieht, aber doch nach nichts schmeckt. Aber der Preis, der stimmt. Schön billig eben.

Und vermutlich wird herauskommen, dass wegen des Preises irgendwo in der Nahrungsproduktionskette geschlampt worden ist. Ob dioxinverseuchte Industriefette, die dem Tierfutter beigemischt werden, ekelerregende Massentierhaltung, BSE – nichts davon ist „natürlich“, alles ist industriell systembedingt „erzeugt“ worden.

EHEC ist der eine Erreger – Panik der andere.

Hinzu kommt die Erzeugung von Panik. Denn so wie die Gemüseproduktion industriell gesteigert wird und zwar gut aussehende, aber geschmacklose Ware erzeugt wird, so erzeugen Medien scheinbar wichtige Nachrichten, die aber „kernlos“ gezüchtet werden. Das Ziel ist wie beim Billig-Gemüse die Steigerung des Absatzes.

Es geht hier längst nicht mehr um Angebot und Nachfrage. Früher war ausverkauft, wenn ausverkauft war – heute soll immer weiter nachgeliefert werden. Auch die Kunden sind mit schuld, wenn sie selbstverständlich immer alles zu erhalten erwarten. Deswegen wird produziert, was das Zeug hält. Wird diese „Kette“ unterbrochen, ist das Geheule groß. Besonders bei gewissen Medien, ob erwartungsgemäß bei Bild oder auch bei scheinbar seriöseren Auftritten wie Spiegel online. Sitzt der „Erreger“ erstmal auf der Nachricht, verbreitet er sich ebenso rasend schnell.

Auch das erzeugt „Dünnpfiff“ – der aber macht den Kopf und das Herz der Menschen krank, die nur noch Gefahren sehen, obwohl sie in einem Land leben, das ebenso massenhafte Kontrollverordnungen hat und diese auch weitestgehend umsetzt. Wenn man sich erregen will, dann über die dilletantische Öffentlichkeitsarbeit der verantwortlichen Politiker.

EHEC und die möglicherweise daraus resultiernde HUS-Erkrankung sind schlimm für alle Betroffenen – keine Frage. Aber es gibt für mich auch nicht im Ansatz einen Grund, keine Gurken zu essen. Ganz besonders freue ich mich auf die eigenen – die Pflänzchen sind gerade erst geschlüpft, es wird also noch ein wenig dauern, bis die leckeren Gurken auf den Tisch kommen.

Und nein – ich werde nichts davon exportieren. Die Erzeugnisse auf dem kleinen Beet sind für den Eigenbedarf bestimmt. Gute Freunde und Nachbarn bekommen auch was davon ab. Und bislang hat sich noch nie jemand über die Qualität beschwert.

Das Drama der journalistischen Bedeutungslosigkeit – der Fall Kachelmann ist beispielhaft für den „Fall“ des Mannheimer Morgens


Journalistisch nur verloren und nichts gewonnen hat vor allem der MM. Quelle: MM

Mannheim/Rhein-Neckar/Deutschland, 31. Mai 2011 (red) Überall in Deutschland wurde gestern schon über den Freispruch von Jörg Kachelmann berichtet. Der Prozess um eine mutmaßliche Vergewaltigung hat seit gut einem Jahr deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. Bunte, Focus, Bild und Spiegel haben die Berichterstattung „vorangetrieben“. Ein wenig auch die Agenturen. Mit Sicherheit auch „das Internet“. Keine Rolle hingegen spielte der Mannheimer Morgen.

Von Hardy Prothmann

Um eines klipp und klar festzustellen: Die meisten großen Medien haben im „Fall Kachelmann“ nicht nur versagt, sondern deutlich gemacht, wie erbärmlich es um den „Journalismus“ in Deutschland bestellt ist. Allen voran Alice Schwarzer, die sich für sich für Bild ins Zeug gelegt hat und Gisela Friedrichsen für den Spiegel.

Schlüpfriger Journalismus

Scheckbuch-Journalismus á la Bunte, 50.000 Euro für ein Interview mit einer Ex-Geliebten, die schlüpfrige Details erzählt, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Prozess an sich zu tun haben, ist nur Blick in den pornografischen Abgrund des „Unterhaltungsjournalismus“ gewesen.

Bis heute fehlt eine Distanzierung durch den „allseits geachteten“ Dr. Hubert Burda über die Verfehlungen in und durch seine Medien in diesem „spektakulären“ Prozess.

Verlierer-Journalismus

Der Mannheimer Morgen kommentiert heute: „Nur Verlierer.“ Und urteilt wahr und richtig. Der angebliche Vergewaltiger Kachelmann ist ein Verlierer. Das angebliche Vergewaltigungsopfer, eine Radiomoderatorin, ist eine Verliererin. Das Mannheimer Landgericht ist ein Verlierer. Die Staatsanwaltschaft ist eine Verliererin.

Und der Mannheimer Morgen hat auf ganzer Linie versagt und verloren. Der lokale Platzhirsch spielte journalistisch auch nicht den Hauch ein Rolle in diesem Drama. Kennen Sie eine exklusive Meldung der Zeitung in dem Fall? Eine Nachricht von Bedeutung? Die eine Rolle gespielt hätte? Die etwas oder jemanden bewegt hätte? Nein? Ich auch nicht.

Die Presseerklärung des Landgerichts beschäftigt sich fast nur am Rande mit dem Prozess und dem Urteil. Zentraler Inhalt ist ein Frontalangriff auf „die Medien“.

Frontalangriff auf die Medien

Und dieser Angriff aus der Verteidigungsposition heraus ist sogar nachvollziehbar. Die Richter waren in ungekanntem Ausmaß Teil der Berichterstattung. Vor allem negativer. Wie fatal unprofessionell die Richter sich verhalten haben, reflektieren sie dabei nicht. Sonst müssten sie sich ja nicht in diesem unerwarteten Maß beschweren und rechtfertigen.

Dieser Frontalangriff galt mit Sicherheit nicht dem Mannheimer Morgen. Der hat sich weder durch schlüprige Details noch durch andere Informationen hervorgetan, sondern alle anderen Medien in seinem Vorgarten spielen und eine riesige Verwüstung anrichten lassen.

Journalistischer Ehrgeiz? Kein Funke

Nicht einmal war der Funke eines journalistischen Ehrgeizes erkennbar. Der Wille, mit solider Recherche oder starker Meinung oder Lokalkompetenz so exklusiv und überzeugend zu sein, dass andere „genötigt“ werden zu schreiben: „Wie der Mannheimer Morgen berichtet…“

(Falls es doch einmal in einem Jahr gelungen sein sollte, erkenne ich das nach in Kenntnissetzung an und bitte um Hinweis auf Korrektur bevor eine mit Kosten verbundene Abmahnung geschrieben werden sollte.)

Heute morgen werden die Menschen in den Spiegel schauen und sich vielleicht die ein oder andere Frage dabei stellen.

Der Strafverteidiger Johann Schwenn wird vermutlich denken: Guter Job!

Jörg Kachelmann wird denken: Nein, danke.

Alice Schwarzer wird denken: Doch!

Gisela Friedrichsen wird denken: Wie ungerecht!

Die Radiomoderatorin wird denken: (Nicht-öffentlich)

Stefan Eisner (unbekannter MM-Redakteur, der den Kommentar geschrieben hat.) denkt: Nur Verlierer.

Horst Roth, der MM-Chefredakteur wird denken…

Keine Ahnung, was Herr Roth denkt.

Vermutlich denkt er. Irgendwas. Dass er auch nur im Ansatz darüber nachgedacht hat, wie man diesen Prozess journalistisch „top“ begleitet, darf man getrost in Frage stellen. Und wenn das so gewesen sein sollte, war er leider nicht erfolgreich.

Lordsiegelbewahrer der gepflegten Bratwurstberichterstattung

Herr Roth darf sich gerne aber als „Lordsiegelbewahrer“ fühlen, denn er führt eine lange Tradition fort. Ob „Königsmord der SPD„, Peter Graf-Prozess, Flowtex-Skandal, aktuell Bilfinger & Berger und die Nigeria-Connection – seit nunmehr fast 15 Jahren ist der Mannheimer Morgen kaum mehr in der Lage, eine „Nachrichtenquelle“ für andere Medien zu sein.

Terminberichterstattung, Fasnacht, Vereine, Bratwurstjournalismus und „deshämmerschunimmersogemacht“ bestimmen die journalistische Minderleistung dieser ehemals geachteten Zeitung.

Dabei ist Mannheim ein deutsche Metropole. Eine Top-Stadt, in der „was geht“ – immer wieder. Mit 300.000 Einwohnern ist die Stadt nicht sehr groß, aber sie hat großes Potenzial. Politisch, kulturell, wirtschaftlich und sportlich.

Der Mannheimer Morgen bildet das leider so gut wir gar nicht ab. Er bedient die lokalen Zirkel und vor allem seinen Terminkalender, schaut dabei hilflos der sinkenden Auflage zu und feiert sich selbst dafür… Wofür? Vermutlich, dass es ihn überhaupt noch gibt.

Das Drama der journalistischen Bedeutungslosigkeit ist kaum an einer anderen Zeitung so „dokumentierbar“ wie am Mannheimer Morgen.

 

Vergurkte Berichterstattung – Panikmache made by „Qualitätsjournalismus“


Mannheim/Weinheim/Heidelberg/Rhein-Neckar, 28. Mai 2011. (red) Die Erregung über Erreger hat zwei Ursachen – einerseits ein Qualitätsproblem bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln. Andererseits ein Qualitätsproblem bei der Erzeugung von Nachrichten. Die Verbraucher sind verunsichert – als Konsumenten von Nahrungsmitteln. Dabei sollten sie als Konsumenten von Informationen viel vorsichtiger sein. Während man dem Darmkeim auf der Spur ist und erkrankte Patienten behandelt, zeigt sich, dass der Journalismus als Massenprodukt chronisch krank ist und vielleicht auch chronisch krank macht.

Von Hardy Prothmann

Bildblog.de listet die millionenfach gelesenen falschen Schlagzeilen auf. Quelle: bildblog.de

Viele Spiegel-Leser fangen hinten an: „Dem Rücken die Stirn bieten“ (Öffentlicher Anzeiger Bad Kreuznach), „Ehrliche Personen gesucht, auch Akademiker“ (Kleinanzeige Rheinpfalz), „Senioren sind mit 35 noch sehr rüstig“ (Rhein-Zeitung) und andere Kuriositäten gibt es im „Hohlspiegel“ zu lesen. Die Patzer, ob im Redaktionellen oder im Anzeigenteil sind teils wirklich amüsant bis saukomisch.

Gar nicht amüsiert sind die Verbraucher über kontaminiertes Gemüse, das beim Verzehr zur Infektion mit dem EHEC-Keim führen kann, woraus sich ein lebensbedrohliches hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) ergeben kann.

Ebenfalls nicht amüsiert, sondern stinksauer sind Landwirte und Handel.

Kaninchen, Kommunalpolitik, Killerkeime

In den meisten Redaktionen arbeiten keine kenntnisreichen Mediziner, die alles über EHEC und HUS wissen. Vor allem in Lokal- und Regionalmedien arbeiten überwiegend Journalisten, die von der Kaninchenzüchterschau bis zur Kommunalpolitik über alle möglichen Themen berichten müssen. Sie sind aber meist auch keine kenntnisreichen Kaninchenzüchter oder Kommunalpolitiker.

Das müssen sie auch nicht sein. Die einfache Lösung, um die Welt zu verstehen, ist der gesunde Menschenverstand. Und den kann man durch Recherche erweitern, wenn es um Spezialwissen geht. Eine einfache Regel lautet: Informationen immer durch eine zweite Quelle überprüfen.

Die Weinheimer Nachrichten warnen vor Salat und Tomaten "aus" Norddeutschland - wer warnt die Leser vor falschen Informationen? Quelle: WNOZ

Es gibt aber noch eine andere Lösung und die führt zum Dauerdünnpfiff vieler Redaktionen: Man lässt das mit dem überprüfen weg und verlässt sich lieber auf andere. Im „großen“ Teil der Zeitung, also Politik, Wirtschaft und Sport werden Informationen der Nachrichtenagenturen ungeprüft übernommen. Der Glaube an die Korrektheit dieser Informationen ist immer noch sehr hoch. Dazu kommen Zeit- und Arbeitsdruck – eine Überprüfungsrecherche findet nicht mehr statt.

Krankheitsverlauf einer Meldung

Am Mittwochabend, den 25. Mai 2011, schickt die Deutsche Presseagentur eine Meldung zu EHEC an die Redaktionen. Diese Meldung wird am nächsten Tag landauf, landab in millionenfach verteilten Zeitungen stehen. Darin werden die Experten vom Robert-Koch-Institut (RPI) (angeblich) zitiert:

„Vorsorglich sollte man auf rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate aus Norddeutschland komplett verzichten.“

Tatsächlich ist das Zitat falsch. Nicht vor dem Verzehr von Gemüse „aus Norddeutschland“, sondern vor dem Verzehr „in Norddeutschland“ wurde in der Pressemitteilung des RKI gewarnt:

(…) empfehlen RKI und BfR über die üblichen Hygieneregeln im Umgang mit Obst und Gemüse hinaus, vorsorglich bis auf weiteres Tomaten, Salatgurken und Blattsalate insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu verzehren.

Millionenfach verbreitete "Dünnpfiff"-Meldung - auch der MM warnt vor Gemüse "aus" Norddeutschland. Quelle: MM

Die Worte „in“ und „aus“ sind klein. Man könnte jetzt sagen: „Darum so ein Aufheben zu machen, ist doch dibbelschisserig.“ Tatsächlich ist der vom Mediensystem erzeugte Schaden aber maximal. Verbraucher in ganz Deutschland sind verunsichert und die deutsche Landwirtschaft sowie der Handel haben einen massiven ökonomischen Schaden, weil Tomaten, Salat und Gurken kaum noch gekauft werden. Diese Produkte sind frisch und verderblich – was nicht verkauft wurde, muss entsorgt werden.

Vergurkte Berichterstattung

Auch in der Metropolregion veröffentlichen Mannheimer Morgen, Weinheimer Nachrichten und Rhein-Neckar-Zeitung die verseuchte inhaltlich falsche dpa-Meldung ohne Qualitätskontrolle. Dabei wäre die denkbar einfach: Ein Klick auf Robert-Koch-Institut führt direkt zur Quelle.

Doch dafür muss man wachsam sein und Informationen aufmerksam „verarbeiten“. Bei einem Redakteur muss die Alarmglocke anspringen, wenn er „rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate aus Norddeutschland“ liest. Kann das sein? Denn die Konsequenz ist weitreichend. Dieses Gemüse wird sich nicht mehr verkaufen lassen. Auch andernorts wird sich Gemüse nicht mehr verkaufen lassen, wenn nicht klipp und klar feststeht „woher“ dieses stammt.

Kaum Herkunftsnachweise – kaum Kennzeichnungen

Leider nutzen viele Menschen das „geistige Nahrungsmittel“ Zeitung nicht mit derselben Aufmerksamkeit. Sie würden dann nämlich viel häufiger fragen, „woher“ die Informationen stammen, die ihnen da vorgesetzt werden.

Aufmerksame Leser wissen längst, dass große Teile im „großen Teil“ der Zeitung nicht gegenrecherchierte Agentur- oder PR-Meldungen sind. Und selbst wenn es eigenständig verfasste Artikel sind, gibt es häufig nur eine Quelle und die ist ebenfalls häufig auch noch tendenziös.

Auch die Lokal- und Regionalteile der Zeitungen sind voll von Informationen unbekannter Herkunft. Oft werden sie gar nicht angegeben oder verschleiert. Das Kürzel „zg“ beispielsweise steht für „zugeschickt“.

Zeitungsartikel als „C“-Ware

Was die Zeitungen gerne als „1A-Ware“ verkaufen, ist in wirklich nur „B“- oder „C“-Ware, ein wenig umverpackt und aufgehübscht, aber im Kern einfach nur ein Massenprodukt nicht lokaler oder regionaler Herkunft. Die Zeitungen können diese Agenturmeldungen billiger einkaufen, als wenn sie selbst Redakteure recherchieren ließen oder sogar ganz umsonst, wenn sie Pressemitteilungen veröffentlichen. Oder sogar noch etwas verdienen, wenn sie als Artikel getarnte „PR-„Meldungen abdrucken.

Teuer bezahlen muss das der Kunde.

Die medienkritische und immer wieder lesenswerte Internetseite „Bildblog“ berichtete, dass die dpa und andere Agenturen klammheimlich in weiteren Meldungen das Wort „aus“ durch die korrekte Zitierung „in“ ersetzt haben. Ein deutlicher Hinweis an die Leserinnen und Leser fehlt im Mannheimer Morgen, in den Weinheimer Nachrichten und der Rhein-Neckar-Zeitung sowie vermutlich in allen deutschen Zeitungen.

Denn im „Fehler unterstellen“ sind deutsche Medien führend – im Fehler eingestehen sind sie Schlusslicht. Qualität geht anders. Doch vor einer Darmspiegelung hat das System Angst – man spürt die Geschwüre und will gar nicht genau wissen, wie schlimm es um den Patienten Zeitung schon steht.

Der Gurkenskandal wird vorübergehen, der mediale Dünnpfiff wird bleiben. Die Ansteckungsgefahr innerhalb des Mediensystems ist enorm hoch.

Die RNZ berichtet am 26. Mai 2011 die falsche Information "aus Norddeutschland". Quelle: RNZ

Einen Tag später heißt es korrekt "in" - eine Klarstellung an die Leser fehlt. Quelle: RNZ

Lassen Sie sich nicht „kirre“ machen – der Klau der Kreditkartendaten bei Sony und die Medienhysterie


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 27. April 2011 (red/pm). Am 17. April 2011 haben Hacker das Unternehmen Sony Network Entertainment angegriffen und sind ersten Meldungen zufolge in den Besitz von eventuell 77 Millionen Kundendatensätzen gelangt. Sehr viele Medien berichten nun, dass Playstation-Kunden einen Missbrauch ihrer Kreditkartendaten befürchten müssen. Dabei scheint die Lage mehr oder weniger undramatisch – mal abgesehen vom Image-Gau für Sony. Tatsächlich sind die Adressdaten der Kunden viel wertvoller und gut zu verkaufen.

Von Hardy Prothmann

Fest steht: Sony Network Entertainment wurde angegriffen. Von Computer-Verbrechern, die sich illegal Zugang zu den Kundendaten des japanischen Unternehmens verschafft haben. Betroffen sind Kunden, die die internetfähige Spielkonsole Playstation 3 benutzen und Käufe über Kreditkarten vorgenommen haben. Die Konsolen Playstation 1 und 2 sind, weil nicht internetfähig, nicht betroffen.

Fest steht: Das ist ein enormer Image-Verlust für das Unternehmen, weil Kundendaten absolut sensible Daten sind und offenbar kein ausreichender Schutz vorhanden war. Vor allem die Zahl überrascht. Denn die Hacker scheinen Zugriff auf eine zentrale Datenbank gehabt zu haben.

Fest steht auch: Es ist eine Schande, dass sich Sony ganze zehn Tage lang nicht geäußert hat. Gutes Krisen-Management geht anders. Aber spätestens seit Fukushima weiß man, dass von japanischen Unternehmen Transparenz nicht erwartet werden kann.

Hysterische Medienberichte

Die Medien überschlagen sich mit Berichten über den Skandal und die „möglichen“ Folgen für die Kreditkartenkunden, die nun „möglicherweise“ finanzielle Schäden zu befürchten „haben“.

Hysterische Berichterstattung: Die Chancen, dass Kreditkartenkunden betrügerische Abbuchungen fürchten müssen, sind eher gering.

Tatsache ist: Es gibt bis heute noch keine festgestellten Schäden, zumindest sagt das der Zentrale Kreditausschuss, ein Zusammenschluss aus fünf Banken- und Sparkassenverbänden.

Mit großer Wahrscheinlichkeit können die Hacker nichts mit den Kreditkartennummern anfangen, weil sie vermutlich nicht im Besitz der Prüfziffern sind: „Die Kreditinstitute sind hier sehr wachsam. Uns liegen keine Informationen vor, dass es zu Missbräuchen in diesem Zusammenhang gekommen ist“, sagt Dr. Kerstin Altendorf auf unsere Nachfrage.

Der Zentrale Kreditausschuss hat gestern folgende Meldung an die Presse gegeben:

Sony Network Entertainment hat gestern bekannt gegeben, dass bestimmte Services des PlayStation Network sowie Qriocity mittels illegalen und unberechtigten Eingreifens angegriffen wurden. Dabei konnten sich die Täter offenbar Zugriff auf persönlichen Daten von mehr als 70 Millionen Nutzern
verschaffen. Es ist unklar ob auch Kreditkartendaten ausgespäht wurden.

Sony Network Entertainment erklärte, dass es dafür derzeit zwar keine Anzeichen gäbe, dass man diese Möglichkeit aber auch nicht gänzlich außer
Betracht lassen könne.

Position des Zentralen Kreditausschusses:
Derzeit steht noch nicht fest, ob Kreditkartendaten abhanden gekommen sind.
Kunden der betroffenen Services sollten ihre Kreditkartenrechnungen sorgfältig prüfen und bei Unstimmigkeiten unmittelbar das kartenausgebende Institut informieren. Für etwaige Schäden aus einer möglichen Manipulation im Zusammenhang mit dem Datendiebstahl müssen die Karteninhaber nicht haften.

Nach unseren Informationen gibt es eine Reihe von Banken, die auf Wunsch der Kunden Kreditkarten kostenfrei neu ausstellen. Wir haben die Sparkasse Rhein-Neckar-Nord und die VR Bank Rhein-Neckar ebenfalls angesprochen, um von dort Informationen zu erhalten. Beide Unternehmen war aber nicht in der Lage, innerhalb von drei bis vier Stunden zurückzurufen, was schwach ist. (Siehe Protokoll des Gesprächs mit der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord)

Immerhin. Am nächsten Tag hat der Sprecher der Sparkasse, Erich Rathgeber zurückgerufen: „Wir beobachten das. Für die Kunden gibt es keinen Grund zur Sorge.“ Missbrauchsfälle sind keine bekannt.

Kontrolle ja – Umtausch jein

Normalerweise werden dafür im Mittel 15-20 Euro fällig. Wer sich sorgt, sollte mit seiner Bank reden und eine Neuausstellung beantragen.

Vermutlich ist dies aber nicht notwendig. Und die „genaue Kontrolle der Abrechnungen“, die nun von Medien empfohlen wird, ist eine absolute Selbstverständlichkeit. Natürlich sollte man seine Bankbelege immer sorgfältig kontrollieren, weil es Fehlbuchen oder Zahlendreher undundund geben kann.

Der Zentrale Kreditausschuss verweist auf umfangreiche Prüfmechanismen: „Die Kunden müssen sich nicht sorgen, dass sie auf einer betrügerischen Abbuchung sitzenbleiben, die Kontrollsysteme funktionieren sehr gut und Kunden werden betrügerische Buchungen ersetzt, falls diese vorkommen sollten.“ Aber selbst nach der Affäre von gestohlenen Kreditkarteninformationen in Spanien Ende 2009 kam es nicht zu den angekündigten „Schäden“ bei den Kunden – vielmehr waren die Banken geschädigt, die neue Kreditkarten ausgestellt haben, um ihr Image zu waren. Und man kann davon ausgehen, dass die Banken alles tun, um solche Schäden für sich zu vermeiden. Dabei dürften sie sich näher sein als dem Kunden.

Vertrauen weg

Sorgen muss sich überwiegend Sony machen – das Vertrauen ist erstmal weg. Erstens wegen der fehlenden Sicherung und zweitens wegen der fehlenden sofortigen Information. Und je nachdem wie die Geschichte weitergeht und wie viele Kunden ihre Karten tauschen lassen wollen, ist eine Schadensersatzforderung der Banken an Sony abzuwarten.

Die illegal beschafften Daten können aber noch ganz andere Folgen haben – vor allem „nervige“. Je nach Qualität der Daten sind diese Datensätze viel eher bares Geld für den Adresshandel wert. Man weiß, welche Spiele die Kunden spielen, welche Musik sie hören und ähnliche Informationen. Dazu hat man die Adressen und vielleicht auch Umsätze? Dazu hat sich Sony nicht geäußert.

Mega-Raubzug

Jedenfalls reicht der Wert von solchen Datensätzen von wenigen Cent bis zu 100 Euro, die manche Firma bereit ist, für hochqualifizierte Kundendaten zu bezahlen. Denn dann kann man die Werbung und die Ansprache auf den Kunden verfeinern, um mit ihm „ins Geschäft“ zu kommen. Vielleicht war das das Hauptziel der Hacker.

Rechnet man zehn Euro pro Datensatz, haben die Hacker also einen Wert in Höhe von 770 Millionen Euro gestohlen. Wenn sie nur einen Bruchteil davon verkaufen können, ist das ein Mega-Raubzug. Der von Medien hysterisch angekündigte „mögliche“ Raubzug auf den Konten der Kunden wird aber „vermutlich“ ausfallen.

Neue Serie: „Es wurde berichtet, dass…“


Heddesheim, 20. April 2011. (red) Wir starten heute eine lockere Serie über Berichte in lokalen und regionalen Medien. Darin dokumentieren wir Kurioses und Interessantes, Abwegiges und sonstige Sachen, die wir irgendwie interessant finden.

Quelle: Mannheimer Morgen

Plagiator-Formel: Dreist, dreister, Journalist – wie Tageszeitungen tagtäglich „bescheißen“


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 12. April 2011. (red) Wenn Tageszeitungen über die Plagiatsaffären „zu Guttenberg“ und aktuell Koch-Mehrin berichten, sollten sie allergrößte Zurückhaltung üben. Denn gerade Zeitungsredaktionen plagieren täglich in großem Umfang. Das Schmücken mit „fremden Federn“ gehört zum Tagesgeschäft. Ein Unrechtsbewusstsein darf als „nicht-vorhanden“ bewertet werden.

Von Hardy Prothmann

Dem Betrüger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist zu recht die Doktorwürde aberkannt worden. Er hat schamlos und vermutlich vorsätzlich fremdes geistiges Eigentum anderer Autoren als sein eigenes ausgegeben.

Aktuell steht die FDP-Spitzenpolitikerin Silvana Koch-Mehrin in der Kritik. Auch sie soll sich bei anderen „bedient“ haben. Die Plattrom „Vroniblog Wiki“ hat schon auf 32 von 207 Seiten ihrer Doktorarbeit Plagiate entdeckt. Auch Veronica Saß, Tochter von Edmund Stoiber, soll gnadenlos abgeschrieben haben. Und man kann davon ausgehen, dass weitere prominente Namen folgen werden.

Die größten und systematischen Plagiatoren sind die Tageszeitungen

Bei der Suche nach „skrupellosen Abkupferern“ wird übersehen, dass täglich massenhaft Plagiate „unters Volk“ gebracht werden – durch Tageszeitungen. Denn die allermeisten Redakteure und freien Mitarbeiter haben überhaupt keine Probleme damit, fremde Texte als ihre eigenen auszugeben.

Ein Beispiel gefällig? Heute haben die Weinheimer Nachrichten einen sehr umfangreichen Text auf Seite 11 veröffentlicht: „Wer versiegelt, der zahlt künftig mehr.“ Es handelt sich dabei zu fast 100 Prozent um eine Pressemitteilung der Stadt Weinheim, die kostenfrei zur Verfügung gestellt worden ist. Zwar steht am Anfang des Artikels, dass die Verwaltung etwas „mitgeteilt“ hat und auch am Ende steht: „…heißt es abschließend in der Pressemitteilung.“

Tagtägliches Plagiieren: Die Weinheimer Nachrichten übernehmen mehr oder weniger 1:1 Pressemitteilungen, ohne diese korrekt als solche auszuzeichnen. Klicken Sie auf die Grafik, um den gesamten Text als PDF anzuzeigen.

Reichen diese „Hinweise“ aber aus, um klar zu erkennen, dass er komplette Text eine Pressemitteilung ist? Weder ein Durchschnittsleser noch ein Textprofi kann unmissverständlich erkennen, wer der wahre Urheber ist.

Kennzeichnungspflicht? Fehlanzeige!

Urheber ist in diesem Fall der Pressesprecher der Stadt Weinheim, Roland Kern – ein gelernter Journalist, der sehr fleißig und kompetent über die Aktivitäten der Stadtverwaltung und das Geschehen in der Stadt schreibt. Das ist sein Job und den macht er hervorragend.

Das kann man von der Redaktion der Weinheimer Nachrichten nicht behaupten. Nicht nur heute, sondern ständig druckt das Blatt die Texte aus der Feder von Roland Kern oder anderen Urheber mehr oder weniger 1:1 ab. Das allein ist noch nicht „ehrenrührig“, wohl aber das Fehlen einer korrekten Quellenangabe.

Der Pressekodex des Deutschen Presserats verlangt unmissverständlich, Ziffer 1, Richtlinie 1.3:

Pressemitteilungen müssen als solche gekennzeichnet werden, wenn sie ohne Bearbeitung durch die Redaktion veröffentlicht werden.

Warum steht nicht einfach am Anfang oder Ende des Textes: „Pressemitteilung der Stadt Weinheim“? Ganz einfach, weil die Redaktion so tut, als handle es sich um einen redaktionellen Text. Denn schließlich zahlt der Abonnent nicht für abgedruckte Pressemitteilungen, sondern für eigene redaktionelle Inhalte. Die Art und Weise, wie die Weinheimer Nachrichten eine vermeintliche „Kennzeichnung“ vornehmen, darf eindeutig als unzureichend bezeichnet werden.

Blaue Markierungen sind Streichungen, grüne Einfügungen - mit minimalsten Bearbeitungen "eignen sich Redaktionen" Texte an und veröffentlichen sie als redaktionell-journalistische Leistung.

Korrekt kennzeichnen heißt glaubwürdig sein

Auch wir veröffentlichen Pressemeldungen der Stadt Weinheim, die von Roland Kern geschrieben worden sind. Im Unterschied zu den Weinheimer Nachrichten kennzeichnen wir die Texte aber korrekt und unmissverständlich und täuschen den Lesern nicht eine redaktionell-journalistische Leistung vor.

Im Vorspann findet sich bei uns ein Kürzel „pm“ – das steht ausweislich unseres Impressums für „Pressemitteilung“. Weiter stellen wir Übernahmen in voller Länge eine unmissverständliche Zusatzinformatoin voran: Entweder steht „Pressemitteilung von…“ oder „Information von…“ vor einem solchen Artikel.

Manchmal veröffentlichen wir auch Texte unter dem Namen des jeweiligen Autoren. „Von Roland Kern“, steht dann vor dem Text und am Ende des Artikels informieren wir die Leserinnen und Leser darüber, wer der Autor ist. „Roland Kern ist Journalist und Pressesprecher der Stadt Weinheim“, steht dann da.

Warum wir das tun? Der erste Grund heißt Ehrlichkeit. Wir geben nicht etwas als unsere Leistung aus, was nicht unsere Leistung ist. Der zweite Grund: Durch die Nennung der Quelle wird deutlich, welche Interessen hier veröffentlicht werden. Der dritte Grund ist Anerkennung: Wir nennen selbstverständlich den geistigen Urheber. Der vierte Grund ist ein gesundes Misstrauen: Wir übermitteln eine fremde Botschaft in Treu und Glauben – sollte ein Fehler oder gar eine Täuschung vorliegen, ist der Urheber klar benannt.

So wie der MM-Redakteur Hans-Jürgen Emmerich „arbeiten“ viele: Eine Pressemitteilung wird ein wenig umgestellt und umformuliert und schwubsdiwups wird daraus ein „Redakteursbericht“. Quelle: MM

„zg“ ist ein Vielschreiber

Die Weinheimer Nachrichten stehen mit dieser Plagiatspraxis nicht alleine da. Besonders dreist sind auch Mitarbeiter des Mannheimer Morgens. Hier werden „umformulierte“ Pressemitteilungen gerne mal als „Redakteursbericht“ veröffentlicht (siehe dazu: „Ist der Mannheimer Morgen ein Sanierungsfall?„)

Einer der fleißigsten „Mitarbeiter“ des Mannheimer Morgens ist ein Autor, der das Kürzel „zg“ benutzt. Das sieht auf den ersten Blick aus wie ein Autorenkürzel, steht aber schlicht und ergreifend für „zugeschickt“. Das heißt, jeder dieser „zg“-Texte ist keine redaktionell-journalistische Leistung, sondern nur eine Textübernahme. Nirgendwo weist die Zeitung darauf hin, welche Art von Urheber sich hinter „zg“ verbirgt. Andere Zeitungen verwenden andere Kürzel.

Patchwork-Journalismus – Copy&Paste ist Alltagsgeschäft

Gerne werden auch „Agenturberichte“ zusammengefasst. Das heißt, der Journalist bedient sich mehrerer „Quellen“ von Agenturtexten, kopiert die Inhalte irgendwie zu einem Patchwork-Artikel zusammen und schreibt seinen eigenen Namen über den Text. Als „ehrlich“ kann schon gelten, wer wenigstens „Mit Material von…“ ans Ende des Artikels schreibt. Welche Teile der Texte aus welchem „Material“ stammen, ob es 10 oder 90 Prozent des Inhalts sind, ist für den Leser nicht erkennbar. Häufig wird die Nennung des „Materials“ auch gerne mal vergessen.

Und es sind alle Ressorts betroffen: Politik, Wirtschaft, Sport, Lokales, Kultur. Nicht nur Profis können Plagiate relativ leicht erkennen, wenn man auf folgendes achtet: Je weniger Quellen explizit genannt sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Text in Teilen oder komplett plagiiert wurde. So einfach ist das. Denn seriöse Journalisten achten sehr sorgfältig darauf, die Quellen zu benennen.

„Beispiele für Plagiate in Wissenschaft und Medien gibt es viele“, schreiben die Soziologen der Uni Bielefeld, Sebastian Sattler und Floris van Veen, in ihrem Text „Veröffentliche oder stirb“ für die Medienfachzeitschrift „Message“:

„Auffallend rar hingegen ist die Forschung zum Textklau im Journalismus. Das verwundert, führt man sich den Schaden vor Augen: Leser werden nicht authentisch und transparent informiert, aber trotzdem zur Kasse gebeten.“

Textklau ist kaum erforscht – kein Wunder

Die Forscher wundern sich, dass es kaum Forschung zu dem Thema „Textklau im Journalismus“ gibt. Das aber ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass viele Medien-Professuren eng mit Medien-Verbänden und -Verlagen verbunden sind. Wer also sollte an einem solchen Forschungsvorhaben interessiert sein? Oder anders gefragt: Wer würde ein niederschmetterndes Ergebnis veröffentlichen? Die, die es selbst betrifft? Wohl kaum.

Die Forscher folgern, dass dies der Glaubwürdigkeit von Journalismus schadet. Umgekehrt gilt: Der Ehrliche ist der dumme. Wer dreist kopiert und abschreibt ist vermeintlich erfolgreicher, als derjenige, der sich nicht mit fremden Federn schmückt. Und da eine Krähe der anderen kein Auge aushakt, wird diese Praxis des institutionalisierten Textklaus schaarenweise und vollständig unverschämt betrieben.

Plagiat = Raub der Seele

So werden tagtäglich in Deutschland Zeitungen und andere Medien von „Journalisten“ gefüllt und von Redakteuren verantwortet, die entweder nie einen Funken Berufsehre in sich hatten oder diese im Lauf der Zeit „verloren“ haben. Ganz im Gegenteil handelt es sich um Banditen, um Räuber, wie sich anhand der Definition von „Plagiat“ bei Wikipedia nachlesen lässt:

Ein Plagiat (von lat. plagium, „Menschenraub“, „Raub der Seele“[1]) ist die Vorlage fremden geistigen Eigentums bzw. eines fremden Werkes als eigenes Werk oder als Teil eines eigenen Werkes. Dies kann sich auf eine wortwörtliche Übernahme, eine Bearbeitung, oder auch die Darstellung von Ideen oder Argumenten beziehen.

Anmerkung:
Zurück zur „Wissenschaft“: Die Arbeit an diesem Text wurde kurz von 15:00 Uhr begonnen. Zu diesem Zeitpunkt waren 32 mögliche Plagiatsstellen in der Arbeit von Frau Koch-Mehrin martkiert worden. Um 17:30 Uhr fanden sich bereits 37 Stellen. 😉

Geprothmannt: Grün-Rot hat gewonnen – und zwar einen Haufen Probleme


Rhein-Neckar/Stuttgart, 28. März 2011. (red) Noch im Abgang haben verschiedene CDU- und FDP-Vertreter demonstriert, warum sie abgewählt worden sind. Wer Wählerinnen und Wähler als „emotionalisiert“ verunglimpft, zeigt, dass er nicht mehr ganz bei Verstand ist und zu recht in eine fünfjährige Nachdenkpause geschickt wird.

Von Hardy Prothmann

Die Arroganz der Macht hat die Wahl entschieden.

Mit pauschalen Urteilen ist das immer so eine Sache – man tut garantiert jemandem Unrecht. Denn es gibt sie nicht, die homogene Gruppe, in der alle gleich sind. Genausowenig wie es „die“ Lösung gibt, die alle Probleme beseitigt.

Wo Du auch hingehst, ist schon ein Schwarzer da

Doch das haben CDU und FDP den Menschen lange vorgegaukelt. Sie haben gelogen und betrogen, was das Zeug hält. Heute gesagt, was morgen nicht mehr gilt. Interessen bedient, die selten die der ganz allgemeinen Wählerinnen und Wähler waren, so wie Du und ich.

Sondern die von mächtigen Konzernen. Und natürlich die des einzigartigen Netzwerkes, das sie gestrickt haben. „Wo Du auch hingehst, ist schon ein Schwarzer da“, heißt ein geflügeltes Wort.

Wichtige Ämter und Posten sind mit strategischen Parteibuchinhabern besetzt, „damit’s läuft in Baden-Württemberg“. Natürlich gibt es nur ein richtiges Parteibauch, naja und eins, das man auch akzeptiert. Rot oder grün durfte es auf keinen Fall sein.

Parteibuch-Karrieren

So entschied oft nicht die Kompetenz, wer einen Job erhählt, sondern die Parteifarbe und der Wille, sich in dieses System einzugliedern.

Mit der Zeit degeniert so ein System. Bis die Menschen das merken, dauert es. Aber irgendwann merken sie es. „Alles super im Ländle“, hat schon längst niemand mehr wirklich geglaubt.

Wem da der Glaube abhanden gekommen ist, der wurde mit der Angst bei der Stange gehalten. Die Kommunisten-Angstmache geht immer. Gleich darauf folgt die Verarmungs-Angstmache. Dann die Bedeutungs-Angstmache. Dann die Bedrohungs-Angstmache.

Diffamierungsbrauchtum

Als Argument war jedes Mittel recht. Noch der hohlste Vergleich wurde als Beweis herangezogen. Und die grundanständigen CDU-ler waren sich niemals zu fein, um zu diffamieren, was das Zeug hält.

Die Diffamierung der Grünen als „Dagegen-Partei“ war so etwas wie die Quintessenz des Schmutzwerfens.

Und sicher glauben die „Anstandsträger“ qua Parteibuch noch nach der Wahlschlappe, dass das irgendwas mit der „Unanständigkeit“ der anderen zu tun hat. Und wenn die es nicht waren, dann sind es eben die Wähler.

Zu doof zum Denken

Und die waren angeblich „emotionalisiert“ – sprich: Zu doof zum Denken und nur ihren temporären Gefühlswallungen unterworfen, heißt das. Wer so über Menschen redet, die nicht mit dem einverstanden sind, was man tut, der will diese Menschen auch nicht regieren und gehört – richtig: abgewählt.

Die Alternative hat Winfried Kretschmann geboten: Er hat sich dazu bekannt, wo gegen er ist. Und er hat den Spieß einfach umgedreht und auch gesagt „wofür er ist“. Und der Ausstieg aus der Kernkraft ist das, was die Mehrheit im Land will.

Geradezu ekelerregend ist das „Argument“, Fukushima sei den Grünen doch „gerade recht gekommen“: „Des hawwe die doch schamlos ausgenutzt“, hat man nicht von wenigen gehört. Wer so schamlos solch dumme Behauptungen aufstellt, hat längst jedes Schamgefühl verloren.

Grüner Glaubwürdigkeitsvorteil

Die Grünen haben einen absoluten Glaubwürdigkeitsvorteil – sie fordern den Ausstieg schon seit 30 Jahren. Jetzt sind sie gewählt und müssen sich ihrer Verantwortung stellen.

Und das wird eine schwere Aufgabe. Denn sie müssen den Dreck wegräumen, den andere ihnen hinterlassen haben. Das wird dauern und derweil werden die, die den Dreck verursacht haben, wieder ihre Häme ausschütten, weil die, die den Dreck nicht haben wollten, ihn nicht schnell genug beseitigen können.

Ein Haufen Drecksprobleme

Da sind zum einen die Atomkraftwerke von EnBW, die Baden-Württemberg „gehören“. Der EnBW-Aktienrückkauf ist über Schulden finanziert, die Atomenergie ist eine Cash-Cow für EnBW. Werden sie abgeschaltet, fehlen gut 400 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Das drückt die Dividende empfindlich – mit der sollten aber die Schulden abgebaut werden. Wie man aus diesem Dilemma rauskommt, hat noch keiner nachvollziehbar erklären können.

Die Grünen haben nun einen Haufen Probleme zu beseitigen, sagt Hardy Prothmann. Bild: sap

Da ist Stuttgart21. Die Grünen wollen das Volk entscheiden lassen. So paradox es klingt. Das könnte für die Grünen eine „saubere Lösung“ sein. Sollte es stimmen, dass mittlerweile eine Mehrheit dafür ist, machen die Grünen mit der SPD zusammen den Volksentscheid, das Volk sagt ja und man ist fein raus. Bürgerbeteiligung versprochen, gehalten, akzeptiert.

Doch was, wenn es anders kommt? Dann drohen wieder enorme Schäden, durch bereits ausgegebene Gelder und Prozesse. Dann gibt es das Projekt nicht, kosten wird es aber trotzdem.

Die Schulreform ist ein Murks – die Reform zu reformieren wird wieder Geld kosten. Und die schon arg strapazierten Nerven aller Beteiligten. Und die Kommunen müssen dringend entlastet werden – das wird ein ganz enorme Kraftanstrengung.

Und ob es mit der Wirtschaft in nächster Zeit gut läuft – wer weiß? Fukushima hat Japan gelähmt, die Auswirkungen sind immer noch nicht ganz klar.

Und als wäre das alles noch nicht genug, wird viel im gut geschmierten Baden-Württemberg nicht mehr „laufen“ – denn überall, wo „Schwarze“ sitzen, wird es Widerstand geben. Außer, man legt den Sumpf trocken. Auch das wird kosten.

Die grün-rote Regierung wird dabei enormen Gegenwind bekommen. Denn die vierte öffentliche Macht, die Presse, ist eindeutig Teil des schwarzen Systems und muss Angst haben, als nächstes „dran zu sein“. Nämlich dann, wenn die Menschen im Land erkennen, wie sie über Jahrzehnte Informationen vorenthalten bekommen haben und an der Nase herumgeführt wurden.

Mehr Transparenz muss her

Deshalb muss nicht nur die Energieversorgung verändert werden – auch die Infrastruktur der Meinungsbildung braucht einen Umbau. Hin zu mehr Transparenz und Ehrlichkeit. Und Bürgerbeteiligung.

Unsere Blogs bieten das. Aber nicht, um ein „grünes System“ mit denselben Methoden zu stützen, wie das vorher „im schwarzen System“ gelaufen ist. Wir bleiben kritisch, freuen uns aber auf eine Zusammenarbeit. Denn eigentlich kann es nur besser werden.

Unsere Redaktion wird den Grünen genauso auf die Finger schauen, wie wir das mit allen Parteien machen. Es gibt allerdings einen Vorteil – bislang haben die Grünen sich sehr transparent und gesprächsbereit gezeigt. Auch kritikbereit. Mal schauen, ob das so bleibt.

Denn die Arroganz der Macht kann jeden überwältigen, der nicht aufpasst.

Chaos-Berichterstattung: Verschmolzene Nachrichten

Guten Tag!

Rhein-Neckar/Japan/Welt, 13. März 2011. (red) Die Erdbeben-Katastrophe hat zuerst Japan erschüttert und enorme Zerstörungen angerichtet. Auf die Naturkatastrophe folgt die technische Katastrophe. Weitere, weltweite „Erschütterungen“ werden folgen. Politische und wirtschaftliche, eventuell auch gesundheitliche. Währenddessen ist die Berichterstattung über die Katastrophe ein Teil davon.

Von Hardy Prothmann

Die erste Meldung, die ich zur Erdbeben-Katastrophe in Japan wahr genommen habe, sprach von einem starken Beben und mehreren Dutzend Toten.

Ein "Retter" hält einen Jungen", trägt ihn aus der Zone der chaotischen Störung. Der Jung scheint unverletzt, die Kleidung ist sauber, er hat beide Schuhe an, gibt keinen Laut von sich. Ist das glaubhaft, wenn man die Zerstörung im Hintergrund sieht? Oder ist das eine "gestellte" Aufnahme? Die ARD stellt die Frage nicht, sondern zeigt die Bilder und bestätigt damit deren "Echtheit". Quelle: ARD

Jede Hoffnung auf einen „glimpflichen Ausgang“ der Trägodie habe ich mittlerweile aufgegeben.

Denn ein paar Stunden später sind es schon hundert oder zweihundert Tote und ein „enorm schwereres“ Beben.

Einen Tag später ist es das „schwerste, je gemessene“ Beben, dass die japanische Insel seit Beginn der Aufzeichnungen erschüttert hat und es sind „vermutlich“ über 1.000 Tote.

Wiederum Stunden später sind es „möglicherweise“ mehr als 10.000 Tote – die Küstenstadt Minamisanriku sei „völlig zerstört“.

Seit das Beben der Stärke 8,8 auf der Richter-Skala am 11. März 2011 um 06:45 Uhr unserer Zeit das weit entfernte Japan erschüttert hat, sind noch nicht einmal zwei Tage vergangen.

Die Energie der Katastrophe wird immer unfassbarer.

Und die Nachrichten verdichten sich, schmelzen zusammen. Die Energie der Zerstörung wird immer deutlicher, wenn auch immer noch unfassbar.

Das auslösende große Beben ist vorbei, Nachbeben erschüttern das Land.

Und die fürchterlichste Katastrophe läuft langsam, aber „sicher“ ab. In Block 1 des Kernkraftwerks Fukushima I droht eine „Kernschmelze“.

Die Kettenreaktion der Nachrichtenschleife wiederholt sich.

Auch andere Reaktoren sollen „Probleme“ haben – die Nachrichtenschleife beginnt von vorne.

Erst heißt es, es drohe keine Gefahr. Dann, es gäbe größere Schäden, aber alles sei aber unter Kontrolle. Dann werden Schwierigkeiten gemeldet – die sind natürlich „unvermutet“.

Alles, was nach „echten Schwierigkeiten“ klingen könnte, wir dementiert.

Alle Nachrichten sind unsicher. Dann wird bestätigt, dass Fukushima „möglicherweise außer Kontrolle“ sei. Dann explodiert was. Was genau, kann niemand ganz genau sagen. Aber die Bevölkerung wird zur „Ruhe“ aufgefordert.

"Kontrolleure" winken Personen durch. Ist das glaubwürdig, wenn einer nach dem anderen "durchgewunken" wird? Quelle: Spiegel online

Dann wird eine Sicherheitszone von zehn Kilometern eingerichtet, später auf 20 Kilometer erweitert.

Dann verdichten sich die Nachrichten, dass eine Kernschmelze bevorstehe oder bereits begonnen habe.

Dann gibt es Meldungen, dass Menschen „in Sicherheit“ gebracht, also vermutlich evakuiert würden.

200.000 Menschen in Sicherheit?

Dann sind es „vermutlich“ 100.000, dann 110.000 und gegen Mitternacht meldet Spiegel Online: „Japan bringt 200.000 Menschen in Sicherheit.“

Das mag man so gerne glauben: Sicherheit für die Menschen in den betroffenen Gebieten.

Überall laufen Videobilder: Menschen werden auf „radioktive Konterminierung“ geprüft und dürfen weggehen, Helfer holen Kinder, Alte und Verletzte aus den feuchten Müllwüsten, die der Tsunami hinterlassen hat.

Auffanglager werden gezeigt und statt „Durchhalteparolen“ dürfen interviewte Personen sagen, dass sie Angst haben, aber hoffen und es keinen Ausweg gibt.

Tatsache ist:

Seit um 06:45 Uhr unserer Zeit ein gigantisches Erdbeben Japan erschütterte, wird zunächst Japan von einer unglaublichen Katastrophe heimgesucht.

Das Erbeben hat enorme, noch nicht bezifferbare Schäden ausgelöst.

Auf das Erdbeben folgt ein Tsunami mit einer unglaublich zerstörerischen Energie. Aus der sichereren Hubschrauberperspektive aufgenommene Bilder belegen eine natürliche Zerstörungsgewalt, die bar jeder „Ideologie“ ist, sondern nur physikalischen Gesetzen folgt. Es gibt kein „gut“ oder „schlecht“, sondern nur hohe Wellen mit einem gigantischen Druck, die alles mitreißen.

Auf die Naturkatastrophe folgt die technische Katastrophe. Die Infrastruktur des Landes ist beschädigt. Die Kühlsysteme von einigen Atomkraftwerken sind angegriffen und versagen.

Die Medien transportieren lange vor der möglichweise stattfindenden Kernschmelze Meldungen aus allen Richtungen, die alle nicht „sicher“ sind.

Die Hoffnung ist zu spüren – die Meldungen entwickeln sich schlecht.

Oft ist den Meldungen die Hoffnung anzumerken, dass die Katastrophe nach der Katastrophe ausbleibt.

Aber die Meldungen entwickeln sich schlecht und es wird immer klarer, dass der Tsunami die schlimmste Naturkatastrophe in der „aufgezeichneten“ Geschichte Japans ist, aber die sich ankündigende technische Katastrophe noch „schlimmer“ sein könnte.

Um das Kernkraftwerk Fukushima wird eine „Sicherheitszone“ eingerichtet, erst zehn Kilometer, dann zwanzig Kilometer.

Ob ARD, ZDF, Spiegel oder andere Nachrichten"quellen" - überall diesselben Bilder derselben Turnhalle, die als Beleg dafür herhalten muss, dass hunderttausende von Menschen evakutiert werden. Quelle: Spiegel online

Angeblich werden 200.000 Menschen „in Sicherheit“ gebracht. Innerhalb von Stunden – wie das „logistisch“ in einem Land möglich ist, dessen Infrastruktur empflindlich gestört wurde, berichtet kein Medium. Ebensowenig, wie man mal eben innerhalb von Stunden eine Logistik aufbaut, um 200.000 Menschen „aufzufangen“.

Die Medien berichten trotzdem weiter. Meldung um Meldung kommt in die Redaktionen, wird dort „bearbeitet“ und verlässt sie wieder – dann und dann sind die Nachrichten auf Sendung, dann und dann müssen Zeitungen gedruckt werden. Immer braucht es die „neueste“ Nachricht, die „letzte Meldung“.

Doch die Zeitverschiebung verstärkt das Chaos – Europa ist acht Stunden „hinter“ Japan. Wer sich am Nachmittag oder Abend informieren will, gekommt keine neuen Nachrichten, denn es ist dann Nacht in Japan.

Nachrichten ohne Halbwertzeit.

Und niemals sagt jemand: „Stop – nichts, von dem, was wir berichten, kann irgendjemand überprüfen. Solange das nicht „gecheckt“ ist, gehe ich damit nicht auf Sendung.“ Oder: „Sie sehen hier Bilder, die wir gekauft haben. Über die Zuverlässigkeit können wir Ihnen keine Auskunft geben, weil wir nicht vor Ort waren.“

Es gibt keine Halbzeitpause und schon gar keine Halbwertzeit für Nachrichten.

Nach und nach „verdichten“ sich aber die Nachrichten und es wird immer „klarer“, dass alles, was noch Stunden zuvor gemeldet worden ist, keine Gültigkeit mehr hat.

Aus Sicht der Medien, vor allem der Hörfunk- und Fernsehsender, ist das egal. Je mehr Dramatik, umso besser – damit kann man den „Flow“, also die Nachrichtenkette wunderbar weiterführen.

Voranschreitendes Unglück für Tageszeitungen.

Für die Tageszeitungen, vor allem die lokalen, ist ein solch dramatisch voranschreitendes Unglück aber eine andauernd zeitversetzte Katastrophe. Was in der Zeitung als Nachricht steht, ist schon längst „verglüht“ und stimmt aktuell nicht mehr.

Gerade die Lokalzeitungen sind „doppelt getroffen“ – einerseits von dem unglaublichen Ereignis und seiner Geschwindigkeit und andererseits, weil sie keine eigenen Leute vor Ort haben. Korrespondenten leistet sich so gut wie keine Monopolzeitung mehr.

Sie können nur abschreiben, was „die Agenturen“ berichten. Und das nur bis zum Druck des Blattes – jede Korrektur in den Stunden danach findet in der Lokalzeitung nicht mehr statt.

Kollektiver Gau aller „Nachrichtenredaktionen“.

Was es bedeutet, mal eben innerhalb von „Stunden“ 200.000 Menschen dauerhaft zu evakuieren, fragt keiner. Die sind „in Sicherheit gebracht“ und „schlucken Jod-Tabletten“, damit sich kein radioaktives Jog in deren Schilddrüse einlagert.

Die Bilder, wo diese „200.000 Menschen“ untergebracht sind, fehlen. Die Frage, wie man das mal eben so innerhalb eines Tages organisiert, auch.

Über Großveranstaltungen im Heimatland wie Rock-Konzerte wird hingegen über Monate im voraus berichtet, über die Herausforderungen für den Verkehr, die Polizei, die Rettungskräfte, die Veranstalter und die zu erwartende Show – und das bei funktionierender Infrastruktur.

Sehnsucht nach Halt im Chaos, während die Kerne schmelzen.

Darum geht es aber gerade nicht. Es geht um die Sehnsucht, dass irgendjemand weiß, was er tut. Es geht um einen „Halt“ im Tsunami der sich überschlagenden Nachrichten.

Im Internet und dann auch im Fernsehen werden eine „Turnhalle“ und ein „Zeltunterstand“ mit Bildern von „Kontrolleuren“ in vermeintlichen Maler-Papieranzügen gezeigt, mit der Bildaussage, das „alles unter Kontrolle“ ist.

Nachrichten im Sog der Kernschmelze.

Spätestens dann wird klar, dass eine journalistische Kernschmelze begonnen hat und nichts mehr „unter Kontrolle“ ist. Dass nur noch in Konkurrenz zu anderen um „die besten Bilder“ ein Theater veranstaltet wird, das seinesgleichen sucht.

Ich gehe davon aus, dass die „Nachrichten“ der kommenden Tage eine Katastrophe zeigen, die noch „unglaublicher als unglaublich“ sein wird.

Die Informationen werden erschütternd sein – für Weltbilder, für die Wirtschaft, für die Politik, für den Glauben an die „Zukunft“ – zumindest in Japan, aber vermutlich in der ganzen Welt.

Über die Folgen hat noch niemand berichtet – sie werden ebenfalls „unglaublich“ sein.

Bis man sie glauben muss.

In eigener Sache: Der Journalismus und die Werbung der Zukunft


Guten Tag!

Rhein-Neckar/Berlin, 04. März 2011. Der Ausschuss ‘Kultur und Medien’ des Bundestages hatte vergangene Woche zum Thema „Zukunft des Qualitätsjournalismus“ geladen. Verschiedene Medienexperten stellten ihre These zum Thema vor. Darunter Wolfgang Blau, Chefredakteur von „Zeit online“. Wir dokumentieren seinen Vortrag.

Wolfgang Blau, Chefredakteur von zeit.de. Quelle: Bundestag via carta.info

Wolfgang Blau ist ein geachteter und geschätzter Kollege, der mit zeit.de ein sehr gutes journalistisches Qualitätsangebot im Internet macht, dass auch von uns bei Recherchen immer wieder besucht wird – aber auch, um sich ganz allgemein als „Leser“ zu informieren.

Vor dem Ausschuss Kultur und Medien des Bundestages hat Herr Blau sieben „Mythen“ vorgestellt. Alles, was Herr Blau dort vorträgt, unterstützen wir nicht nur, sondern erkennen darin unsere Arbeit wieder. Vor allem die Aussagen, mit denen Herr Blau die sieben Mythen enttarnt. Diese Aussagen sind zum großen Teil Basis unserer Arbeit.

Herr Blau ist dabei sehr offen und damit ein Vorbild. Er weißt darauf hin, dass Blogs die Arbeit der klassischen Medien bereichern. Er weißt auch darauf hin, dass das Internet ein riesiger Wissenschaftsraum ist und dass es zwei Strategien gibt, dort als Medium aufzutreten: Boulevardisiert, um „Masse“ zu machen oder hintergründig, um eine für die Werbekunden äußerst interessante Klientel zu erreichen: die gut informierten Bürger.

Wenn Sie als LeserIn oder Unternehmer an Internetmedien und dem Medienmarkt interessiert sind, nehmen Sie sich die sieben Minuten Zeit für dieses Interview: Sie werden gute und richtige Informationen erhalten.

Herr Blau bezeichnet das alte Mediensystem als eines der Industrialisierung und kündigt an, dass dies die besten Tage hinter sich hat – der Journalismus und damit auch die Zukunft der Werbung wird ein anderes System sein.

Daran arbeiten wir mit. Und auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind Teil des neuen, entstehenden Systems. Weil Sie uns Ihre Aufmerksamkeit schenken, weil Sie sich mit Kommentaren und Informationen einbringen.

Das gilt auch für unsere Werbepartner, die verstanden haben, dass die Online-Welt zunehmend wichtiger wird, um wahrgenommen zu werden und dass sich die Menschen hier anders vernetzen, als das jemals zuvor möglich war.

Wenn Sie Fragen an die Redaktion haben, schreiben Sie uns: redaktion (at) rheinneckarblog.de. Oder folgen Sie uns bei Twitter oder Facebook (siehe rechte Seitenspalte).

Wolgang Blau: Die sieben Branchenmythen zum Zustand des Journalismus from Carta on Vimeo.

Anmerkung: Besten Dank an carta.info, die die Aufzeichnung dokumentiert haben. Der Bericht bei carta.info (übrigens eine herausragende Politikseite) finden Sie hier.

Geprothmannt: Mit „klassischen Medien“ werden Sie aus zweiter Hand informiert. Prädikat: „mangelhaft“.


Guten Tag!

07. Februar 2011. Haben Sie mitbekommen, dass in der arabischen Welt eine Revolution stattfindet? Ja? Wie haben Sie sich darüber informiert? Über ARD und ZDF? In Ihrer lokalen Tageszeitung? Dann sind Sie leider vermutlich sehr schlecht informiert. Oder haben Sie sich online informiert? Dann könnten Sie besser informiert sein, wenn Sie die richtigen Quellen kennen.

Von Hardy Prothmann

Wer sich in Deutschland über die Revolution in den arabischen Staaten informieren möchte, ist denkbar schlecht beraten, wenn er dafür ARD und ZDF oder „seine Zeitung“ benutzt und darauf vertraut, umfassend, hintergründig und aktuell informiert zu werden.

Informationen? Klar – gibts im Ausland.

Tatsache ist: Man ist viel besser informiert, wenn man die Programme von Al Jazeera, CNN oder BBC einschaltet. Oder die Berichterstattung der amerikanischen New York Times, der spanischen El Pais, der französischen Le Monde oder des britischen Guardian verfolgt.

Das Problem dabei ist: Man muss schon einigermaßen gut Englisch können, um die Nachrichten der Sender und Zeitungen zu verfolgen. Oder ausreichend Spanisch oder Französisch. Gute arabische Sprachkenntnisse wären noch mehr von Vorteil – denn dann könnte man viele Originalmeldungen verstehen.

Begrenzte Globalisierung.

Das größte Problem: Wenn man das nicht kann, ist man auf die Angebote von ARD und ZDF oder der Lokalzeitungen im wahrsten Sinne des Wortes „begrenzt“ – und das in Zeiten der Globalisierung.

Sie können sicher davon ausgehen, dass weder der Mannheimer Morgen, noch die Rhein-Neckar-Zeitung und schon gar nicht die Weinheimer Nachrichten irgendeine eigene redaktionelle Leistung zur Lage anbieten wollen oder können. Was Sie auf den Titelseiten lesen, sind ganz überwiegend „Agenturmeldungen“.

Die erscheinen auch in Dutzenden anderen Zeitungen. 1:1. Das sind Berichte, die wie industriell gefertigte Tielkühlpizzen vervielfältigt werden. Ohne „eigenes Rezpt“, ohne eigene „Experten“, ohne eine eigenständige Leistung der jeweiligen Redaktion.

Vor Ort ist immer lokal.

Unser Anspruch ist die lokale und regionale Berichterstattung – aber immer, wenn die Nachrichtenlage es erfordert, bringen wir auch die „Weltnachrichten“ zu unseren Leserinnen und Lesern. Denn wir alle leben vor Ort, interessieren uns aber auch dafür, was woanders passiert.

Hardy Prothmann schreibt seine Meinung auf. Die ist "geprothmannt". Bild: sap

Unser Interview mit Christoph Maria Fröhder, einem der erfahrensten und besten deutschen Krisenreporter der vergangenen Jahrzehnte auf dem Rheinneckarblog hat Wellen geschlagen. ARD und ZDF waren „not amused“ über die klaren Worte und die eindeutige Kritik. „Intern“ haben wir erfahren, dass das ZDF „stinksauer“ auf uns ist.

„So what“, sagen wir und sind ebenfalls „stinksauer“ – über die unzureichende und schlechte Berichterstattung der mit Milliarden an GEZ-Gebühren „gepamperten“ Sender, von denen wir und unsere Leserinnen und Leser zu Recht mehr als diese schwachen Leistungen erwarten.

Über das Interview mit Herrn Fröhder hinaus haben wir uns um exklusive Nachrichten bemüht und „berichten“ anders, als das öffentlich-rechtliche Sender und Zeitungen tun. Wir verlinken Quellen und kommentieren diese auf Facebook und Twitter. Zwei Internet-Dienste, die mit dafür verantwortlich gemacht werden, dass die „arabische Revolution“ gegen den Terror und die Diktaturen überhaupt möglich geworden ist.

Es gibt durchaus eine Verbindung zwischen den arabischen Ländern und Deutschland. Wer sich hier wie dort auf die „klassischen Medien“ verlässt, erhält immer nur gefilterte Nachrichten.

Zweifel an der Qualität müssen immer möglich sein.

ARD und ZDF sind ebenso wie Lokalzeitungen sicherlich nicht mit der Rolle von staatlich gesteuerten Medien in Diktaturen zu vergleichen – aber man darf durchaus Zweifel an der Qualität ihrer Produkte haben. Vor allem dann, wenn man vergleicht, was das Produkt, in diesem Fall Journalismus, leistet.

Würde man den Journalismus vieler deutscher Medien mit der Autoindustrie vergleichen, stände unumstößlich fest, dass deutsche Medien deutlich weniger Komfort, Leistung, Innovation bieten als „ausländische Anbieter“, dass das Preis-Leistungsverhältnis ebenso wie die „Pannenstatistik“ und auch der „Service“ katastrophal sind und unterm Strich einfach nur ein „mangelhaft“ übrig bleibt.

Das gilt selbst für den „gelben Faktor“, also die so genannte „Yellow-Press“. Alle interessanten „Nachrichten“ und „Infos“, die man hierzu in Deutschland lesen kann, sind nur ein „Ab-„Klatsch internationaler Meldungen und werden in Deutschland „wiederverwertet“. Ausnahmen liefern ab und an Bild und Bunte, die „Promis“ aus der vorletzten Reihe irgendwie „interessant“ machen.

Die Umbrüche in der arabischen Gesellschaft zeigen einen desaströsen Zustand des deutschen Journalismus. Wo lesen, hören, sehen Sie die Berichte von vor Ort über das, was Muslime hier erleben, wenn diese die Nachrichten in Tunesien und Ägypten verfolgen? Wo sind die Berichte, wie Deutschland sich mit seiner weltweit einzigartigen „Erfindung“ des Mauerfalls als Partner für europäische Nachbarländer (und das sind alle Mittelmeer-Anreiner-Staaten) einsetzen könnte?

Geduld? hat die Welt nicht mehr.

Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel diskreditiert sich völlig, wenn sie zur „Geduld“ mit einem Diktator wie Husni Mubarak aufruft. Übersetzt heißt das: „Habt Geduld mit mir, denn ich habe keine Ahnung, wie ich mit der Situation umgehen soll.“

Was haben Tunesien und Ägypten nun mit unserer lokalen und regionalen Berichterstattung zu tun?

Sehr viel mehr, als heute, hier und jetzt auf den ersten Blick klar sein mag.

Zukünftig werden Entscheidungen und Entwicklungen, die in Bayern oder Schleswig-Holstein fallen, auch in Nordbaden ein Rolle spielen.

Warum? Weil man hier vor Ort erfahren kann, was dort vor Ort passiert oder passiert ist.

Facebook und Twitter schaffen Demokratie. Absurd? Nein. Real.

Man kann diese Informationen verwenden, um den Schaden, der woanders entstanden ist, abzuwenden. Und noch viel besser: Man kann das, was woanders gut oder sehr gut „gelaufen ist“ einfach übernehmen. Gut informiert – mit allen „problematischen“ und allen „positiven“ Erfahrungen.

Das ist ein Erfolg der „Facebook“-Generation, der freien Medien oder auch nur der „Handy-Revolution“, wie Beobachter Ägypten einordnen. Man verbindet sich, man kommuniziert miteinander, man tauscht sich aus, man hat mehr als eine Quelle der Information.

Das ist die Basis für friedliche „Revolutionen“ – die ägyptischen Regime-Gegner sind nicht als Brandschatzer und Gewaltverbrecher aufgefallen, sondern durch ihren Willen zur Demokratie – sehr zur Verwirrung „geprägter“ Meinungen, die sich schwer tun, eine Muslim-Bruderschaft als notwendige Organisation anzuerkennen.

Das ist neu, das ist einzigartig, das gibt Hoffnung.

Von den Medien darf man erwarten, dass sie Mubarak einen alten Mann sein lassen. Der 82-jährige Diktator soll sich in Heidelberg behandeln lassen dürfen. Egal, was das kostet. Gönnen wir ihm den „goldenen Abgang“ – der Mann ist so reich und hat sein Volk so sehr betrogen. Bringt irgendein „Tribunal“ eine Besserung für seine „Untaten“?

Eher nicht.

Tunesien und Ägypten sind beliebte Reiseläner der Deutschen – und mal ganz ehrlich? Lohnt es sich nicht, für einen entspannten Urlaub unter afrikanischer Sonne, ein wenig für Demokratie, gerechte Löhne und stabile Verhältnisse einzutreten?

Der „Service“ würde sicher davon profitieren. Oder auch unserer aller Bekenntnis zur Demokratie.

Deswegen: Nutzen Sie die neue Medien. Verfolgen Sie, was passiert.

Schreiben Sie Ihre Meinung auf. Schreiben Sie an die Programmbeiräte von ARD und ZDF. Stellen Sie Forderungen. Schreiben Sie an die Zeitungen und fordern Sie mehr Informationen.

Die Menschen in Ägypten und Tunesien und anderswo tun das auch. Weil sie gerne in einer freiheitlichen Ordnung leben würden.

Diese Menschen gehen dabei ein hohes Risiko ein – wir haben die Möglichkeit, ohne Risiko für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie einzutreten.

Tun wir das nicht, wächst das Risiko, dass wir das irgendwann nicht mehr ohne Risiko können.

Anmerkung der Reaktion:
Unsere „allererste“ Aufgabe, die lokale Berichterstattung mag etwas „gelitten“ haben – wir hoffen, Sie sehen uns das nach, angesichts der Belastung. Wir sind nur ein kleines Team. Sie können sicher sein, dass wir an den Themen vor Ort dranbleiben.

„Geprothmannt“ erscheint im Wechsel mit anderen Kolumnen immer montags.

Ägypten: „Vermutungen und Klischees sind immer das Gegenteil von Information.“


Guten Tag!

02. Februar 2011. Die Ereignisse in Kairo sind nicht unser „Berichtsgebiet“ – wir schauen aber wie viele Menschen hier vor Ort auf das, was dort vor Ort passiert. Werden wir gut informiert? Daran gibt es erhebliche Zweifel, wie wir im Interview mit Christoph Maria Fröhder erfahren. Und immer, wenn die Ereignisse sich überschlagen, gilt die alte „Reporterweisheit“: „Traue keinem.“

Vorbemerkung: Der freie Journalist Christoph Maria Fröhder ist einer der renommiertesten deutschen Krisenreporter und investigen Journalisten. Er berichtet seit fast 40 Jahren von den „Brennpunkten“ der Welt – ob Kambodscha, Vietnam, Afghanistan, Angola, Kosovo oder Irak. Seine exklusiven Berichte haben sich nie am „Mainstream“ orientiert. Als Reporter in Bagdad stieß er 1990/91 zusammen mit dem Tagesthemen-Moderator „Hajo“ Friedrichs die Debatte an, welchen „Bildern“ man trauen kann. Zensur und Manipulation sind allgegenwärtig, vor allem in Krisengebieten – so die Mahnung. Fröhder ist ein vielfach preisgekrönter Journalist und lebt in Frankfurt/Main.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Fröhder, wie beurteilen Sie die aktuelle Berichterstattung in Deutschland über die Unruhen in Ägypten?

Christoph Maria Fröhder: „Mich stört vor allem der Mangel an Hintergrundgeschichten und vernünftigen Einordnungen, was da gerade vor sich geht. Bislang beschränken sich die großen Medien auf eine chronologische Berichterstattung. Dann ist das und dann ist das passiert.“

Hier passiert gerade Geschichte.

Warum ist eine intensivere Berichterstattung ihrer Meinung nach nötig?

Mittendrin und nie dabei: Christoph Maria Fröhder im Irak 2003. Bild: privat

Fröhder: „Ägypten ist ein Nachbarland – für alle Mittelmeerstaaten. Ägypten ist das wichtigste arabische Land in der Region mit der größten Armee und ein direkter Nachbar zu Israel. Und Ägypten ist ein Kulturland von herausragender Bedeutung. Und hier passiert gerade Geschichte.“

Was würden Sie versuchen, wenn Sie vor Ort wären?

Fröhder: „Das liegt doch auf der Hand. Das Militär hält sich bislang auffallend zurück und betont, dass Militär und Volk eins sind. Wie geht das? Hat Mubarak keinen Zugriff mehr auf das Militär? Wer entscheidet dann? Da muss man losziehen, Fragen stellen und sich das vom Militär erklären lassen.“

Das geht im Ausnahmezustand?

Fröhder: „Die Führungspersonen des Militärs sind überraschend gebildete Leute, die auch über ein entsprechendes Selbstbewusstsein verfügen – zumindest ist das meine Erfahrung. Ich war bei den Kontakten meist angenehm enttäuscht, dass meine Vorurteile widerlegt worden sind. Die sind überraschend offen, wenn man weiß, wie man sie zu nehmen hat. Außerdem nimmt man sie in die Pflicht.“

Wie meinen Sie das?

Fröhder: „Die Militärs wissen sehr wohl, was Medien bedeuten. Wenn man sie zu Aussagen vor der Kamera bekommt, nimmt man sie in die Pflicht, nämlich beim Wort. Und wenn es heißt, die Armee und das Volk sind eins, dann will ich das von einem hochrangigen Offizier hören und dokumentieren. Sehr spannend ist, wie das Militär sich verhält. Die Leute dürfen auf die Panzer und diese sogar mit Anti-Mubarak-Parolen besprühen. Man muss doch herausfinden wollen, warum das möglich ist. Oder auch die Gemeinsamkeit von Christen und Moslems. Das ist doch hochspannend und ein wichtiges Signal für die Zukunft.“

Recherche statt Märchen!

Wie sind Sie inhaltlich mit den verbreiteten Informationen zufrieden?

Fröhder: „Ich kann mich nur wundern, was alles geschrieben wird. Beispielsweise über Omar Suleiman, den eingesetzten Vize von Mubarak. Die „graue Eminenz“ wird fast schon heroisch verklärt. Dabei gibt es genug Hinweise, dass Suleiman als Geheimdienstchef in Folterungen und andere Verbrechen direkt verwickelt war. Dem sollte man mal nachgehen, statt Märchen nachzuerzählen.“

Was würden Sie noch vor Ort berichten?

Fröhder: „Natürlich über die Opposition, die Hoffnungsträger. Das schützt diese Leute auch vor Übergriffen. CNN ist es beispielsweise problemlos gelungen, ein 40-minütiges Interview mit ElBaradei zu bekommen, obwohl der unter Hausarrest stand. Wie das? Die sind hingefahren und habens im Garten hinterm Haus gemacht. Was ich bei ARD und ZDF gesehen habe, waren dagegen Schnittbilder während einer Demo, mit begrenzter Aussage.“

Was meinen Sie?

Fröhder: „Fast nur so genannte Aufsager und kaum selbstrecherchierte, selbstgedrehte Geschichten. Da hat Antonia Rados bei RTL mit Bildern von improvisierten Lazaretten der Muslimbruderschaft mehr gezeigt. Solche Geschichten wären nach meiner Einschätzung in den vergangenen Tagen immer möglich gewesen.“

„Man muss kritisch einordnen.“ Christoph Maria Fröhder

Waren die RTL-Bilder über die Lazarette der Muslimbrüder nicht zu unkritisch?

Spezialgebiet: Kontinuierliche Beobachtung. Christoph Maria Fröhder. Bild: privat

Fröhder: „Doch. Natürlich versuchen die sich dadurch ans Volk ranzumachen. Das muss man kritisch einordnen. Man muss aber auch herausfinden, ob sie wirklich für einen totalitären Gottesstaat stehen oder nicht. Die Muslimbrüder waren lange verboten und die Frage ist, ob sie nicht eine gesellschaftliche Gruppe sind, die ihren Platz suchen und haben und darüber muss man zutreffend berichten. Vermutungen und Klischees sind immer das Gegenteil von Information.“

Welche Berichte würden Sie sich noch wünschen?

Fröhder: „Wo sind die Hintergrundstories über die jugendliche Elite? Die Studenten, die jungen Vordenker? Oder die vielen gut ausgebildeten Frauen? Auch hier gilt die Frage: Haben die Ideen, was aus Ägypten werden kann und soll? Sind sie organisiert? Stehen sie dem Land zur Verfügung? Man muss vernünftigen Leuten eine Stimme geben, die sonst bei den Bildern in der Masse untergehen. Und was passiert eigentlich draußen auf dem Land oder in anderen Städten? Ich sehe fast nur Bilder vom Tahrir-Platz.“

Folklore vs. Journalismus.

Vielleicht liegt es daran, dass man die nicht kennt?

Fröhder: „Ganz bestimmt sogar. Das ist etwas, was ich schon sehr lange kritisiere. Klar, es wird hier und da aus Nordafrika berichtet. Aber was? Folkloristisches Zeugs. Eine kontinuierliche journalistische Beobachtung über die kritische Entwicklung zur Gewaltherrschaft kann ich nicht erkennen. Man muss Kontakte halten und pflegen. Ohne die versteht man nichts und kommt auch nicht zu den interessanten Menschen.“

Wie informieren Sie sich zur Zeit?

Fröhder: „Über CNN, ABC, Al Jazeera, aber vor allem über die New York Times oder auch El Pais und Le Monde. Da gibt es großen journalistischen Ehrgeiz.“

Der Blogger Richard Gutjahr ist kurzentschlossen von Israel nach Kairo geflogen. Halten Sie das für journalistischen Ehrgeiz und eine gute Idee?

Fröhder: „Ich kenne Herrn Gutjahr nicht. Es könnte für ihn problematisch werden, wenn er niemanden kennt, kein Netzwerk hat. Für ihn sehe ich auch ein wirtschaftliches Problem. Für Zimmer, Fahrzeug, Dolmetscher müssen Sie mindestens 500 Dollar pro Tag rechnen. Dazu kommen Übertragungskosten. Das kann schnell ein finanzielles Abenteuer werden. Ansonsten ist es natürlich richtig, vor Ort zu sein, aber nur, wenn man weiß, was man will und wer die Abnehmer sind.“

„Man kann nicht aus dem Stand über komplexe Vorkommnisse berichten.“

Hätten Sie das gemacht?

Fröhder: „Ich bin nicht über die Verhältnisse von Herrn Gutjahr unterrichtet. Ich kann für mich nur sagen, dass ich es immer abgelehnt habe, im Schnellschußverfahren aus einem Land zu berichten, in dem ich zuvor nie gewesen bin, zu wenig Wissen habe und keine Kontakte. Ohne diese Voraussetzungen ist eine hintergründige und verlässliche Berichterstattung nicht möglich. Man kann nicht einfach aus dem Stand über sehr komplexe Vorkommnisse berichten.“

Wird man noch ernst genommen, wenn man solche Aufträge ablehnt?

Fröhder: „Wer nachdenkt, sollte ernst genommen werden. Der Mut, einen Auftrag abzulehnen, ist leider nicht sehr entwickelt. Viele denken, sie können alles. Das Ergebnis sehen wir gerade.“

Auch die Tageszeitungen haben offensichtlich niemanden vor Ort. Warum?

Fröhder: „Weil die nicht miteinander reden und kooperieren und keinen Sinn für spannende Berichterstattung haben. Wer hindert die großen Zeitungen daran, ein Team zu schicken, das Kontakte hat, sich auskennt und fundiert von vor Ort berichten kann? Die Kosten? Das ist lächerlich. Man begnügt sich mit Agenturmeldungen.“

Das Internet hat erkennbar an Bedeutung zugenommen.

Wie beurteilen Sie das Internet und seine Rolle für die Berichterstattung?

Fröhder: „Es hat erkennbar an Bedeutung zugenommen. Das gilt für Informationen von Akteuren vor Ort genauso, wie für die Online-Redaktionen und Blogs der großen Redaktionen. Allerdings ist gerade das Niveau sehr schwankend. Wenn ich zum Beispiel lese, dass der Chef eines großen Mediums einen Diktator wie Mubarak kumpelhaft als „der Bursche“ bezeichnet, sträuben sich mir die Haare. Man muss nicht versuchen, sich durch eine solche Sprache jungen Menschen anzudienen. Die fallen auf solche Plumpheiten nicht herein. Sorge habe ich vor den vielen Videoaufnahmen mit Handies. Sie sind – auch wegen ihrer schlechten Qualität – sehr leicht zu fälschen. Hier sollten Redaktionen sehr zurückhaltend sein und solche Bilder nur in Ausnahmefällen übernehmen.“

Links:

Christoph Maria Fröhder, wikipedia, tagesschau.de, Spiegel: „Lösegeld und süßer Tee“

Richard Gutjahr, Gutjahr’s blog

Al JazeeraLive-Übertragung

New York Times

El Pais

Le Monde

Krieg der Eitelkeiten

Netzwertig.de über den freien Korrespondenten Ulrich Tilgner, der das ZDF wegen „Bündnisrücksichten“ verlassen hat.

Netzwerk Recherche

Anmerkung der Redaktion:
Wir haben verschiedene Links auf wikipedia gesetzt, das wir selbst für die Recherche benutzen – aber niemals den dort angegebenen Informationen „trauen“, solange wir keine anderen Belege für diese Informationen recherchiert haben.

Die freien Journalisten Christoph Maria Fröhder und Hardy Prothmann sind Gründungsmitglieder von Netzwerk Recherche. Sie kennen sich seit 1996.