Freitag, 24. März 2023

Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim heißt nun Karl-Drais-Schule


Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 18. Februar 2011. Die Martin-Stöhr-Grund- und Hauptschule und die Johannes-Kepler-Schule werden nach der Zusammenlegung zur Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim künftig „Karl-Drais-Schule“ heißen. Der Beschluss fiel nicht einstimmig.

Die beiden Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) stellten in der gestrigen Sitzung des Schulzweckverbands die Beratungen in den Gemeinderäten dar.

Aus Sicht der Drais-Befürworter wurde argumentiert: Ein Erfinder passe besser zu einer Werkrealschule, Drais sei auch bei Schülerinnen und Schülern bekannt, es gebe einen Bezug zur Region und zum Aspekt Technik. Peter Johe (Freie Wähler Hirschberg) fand den Namen Domin eher passend für ein Gymnasium.

Die Heddesheimer Grünen Kurt Klemm, Andreas Schuster, sowie die GLH-Gemeinderätin Birgit Knoblauch und die Heddesheimer SPD-Gemeinderätin Karin Hoffmeister-Bugla argumentierten und stimmten hingegen für Hilde Domin: Eine Frau wäre gut um, die Rolle der Frauen zu stärken. Außerdem wäre ein Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus und der Verfolgung von Menschen gegeben, ein Thema, dass derzeit in der Region eher stiefmütterlich behandelt werde. Drais hingegen sei häufig vertreten und deshalb etwas abgegriffe und zu naheliegend.

Der Hirschberger Gemeinderat hatte sich vor dem Heddesheimer Gemeinderat auf den Namen Drais in nicht-öffentlicher Sitzung festgelegt, während der Heddesheimer Gemeinderat mehrheitlich den Namen Domin präferiert hat, aber auch Drais aufgeschlossen gegenüber stand.

Acht Gemeinderäte stimmten dann für Drais, vier für Domin. Die Bürgermeister, die nur „einig“ Entscheidungen für den Verband treffen können, stimmten dann für die Benennung in Karl-Drais-Schule.

Insgesamt gab es 85 Namensvorschläge aus der Bevölkerung. Die „Namensgeber“ für Drais dürfen sich über einen 100-Euro-Einkaufsgutschein freuen, für Hilde Domin gibt es einen Gutschein im Wert von 75 Euro und für den drittplatzierten Namen „Loki-Schmidt-Schule“ einen im Wert von 50 Euro.

Auch eingesandt Logo-Vorschläge werden prämiert – auch wenn sie nicht zum Einsatz kommen.

Karl Drais. Quelle: wikipedia

Zur Person:
Wikipedia: Karl Drais wurde am 29. April 1785 in Karlsruhe geboren und ist dort auch am 10. Dezember 1851 gestorben.

Neben seiner Tätigkeit als „Erfinder“ gibt es auch „politische Verwicklungen“, wie man im Online-Lexikon nachlesen kann:
„Zu Drais’ Erfindungen gehören ein Klavierrekorder, der Tastendrücke auf Papierband aufzeichnet; 1821 die erste Tastenschreibmaschine für 25 Buchstaben (1829 weiterentwickelt zur Schnellschreibmaschine mit 16 Tasten sowie erstmals mit Lochstreifen); ein Holzsparherd mit frühester Kochkiste.

Drais’ bedeutendste Erfindung ist der Vorläufer des Fahrrads die Laufmaschine oder Draisine. Mit ihr wurde zum ersten Mal das Zweiradprinzip, die Bewegung eines Fahrzeugs mit zwei Rädern auf einer Spur, verwirklicht.“

„Nachdem das Oberhofgericht Mannheim unter Vorsitz von Drais’ Vater den Burschenschafter und Kotzebue-Mörder Karl Ludwig Sand zum Tode verurteilt hatte, begannen die Anhänger des kurz darauf Hingerichteten, Drais wegen des Urteils des Vaters zu verfolgen. Deshalb wanderte er für ein paar Jahre als Geometer nach Brasilien aus.

Nach seiner Rückkehr und dem Tod des Vaters wollte man ihm seine Erfinderpension kürzen, wogegen er erfolgreich prozessierte. Darauf wurde er das Opfer von Privatrache des unterlegenen gegnerischen Anwalts. Man inszenierte eine Kneipenschlägerei mit Konsequenzen.

Daraufhin verlor er seinen Kammerherrenstatus, das heißt, er wurde bei Hofe nicht mehr vorgelassen. Nachdem er sich öffentlich als Demokrat geäußert hatte, entging er 1838 nur knapp einem Mordanschlag und zog nach Waldkatzenbach im Odenwald.“

Einen schönen Tag wünscht
Die Redaktion

Hinweis der Redaktion:
Wir verlinken auf andere Quellen, darunter auf Wikipedia, weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass von uns nicht geprüfte Informationen fehlerhaft sein können.

„Schicker“ Auftritt: Wenn eine Kultusministerin das reale Leben trifft, wird viel gelächelt

Guten Tag

Heddesheim/Hirschberg, 22. September 2010. (red) Der 20. September 2010 ist für Hirschberg ein besonderer Tag. Die neue baden-württembergische Kultusministerin Marion Schick trägt sich ins goldene Buch der Gemeinde ein und redet über „Inklusion“ – so nennt man die Teilnahme von behinderten Schülerinnen in „normale“ Klassen. Frau Schick gibt sich offen, lächelt viel, redet viel und ist bester Laune. Viele der Gäste habe hingegen Sorgen.

Von Hardy Prothmann

Ich bin nun schon zwanzig Jahre „im Geschäft“. Als Journalist habe ich viel gesehen, erlebt, erfahren. Aber ich lerne immer wieder neu dazu.

So geschehen am Montag, den 20. September 2010. Frau Kultusministerin Prof. Dr. Marion Schick besucht die Martinsschule in Ladenburg und „stellt“ sich dann der „Diskussion“ zum Thema „Inklusion“ in der Martin-Stöhr-Grund-und Hauptschule Hirschberg, die sich aber ausweislich eines an eine Leinwand gebeamten Textes „Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim“ nennt. Der Name ist weder offiziell noch richtig.

Schick. Adrett. Beredt.

Frau Schick ist eine adrette Person. Anfang 50, schlank, Anzugträgerin, Kurzhaarfrisur. Sie hat ein fröhliches Naturell und lacht gerne. Dabei kann sie auch reden wie ein Wasserfall. Die bayerische Herkunft kann sie nicht verleugnen, sie jauchzt und juxt. Und sie redet und redet. Über „Inklusion“, also das gemeinsame Unterrichten behinderter und „normaler“ Kinder. Über Kosten, Gelder, Pläne und vor allem Erfolge und dann sagt sie fröhlich: „Ich habe Sie jetzt wahrscheinlich provoziert und freue mich auf Ihre Fragen.“

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Lächeln, lachen, jauchzen. Staatssekretär Wacker und seine Chefin Schick.

Zuvor hat allerdings der Hirschberger Bürgermeister Manuel Just provoziert. Der Hirschberger Bürgermeister bezeichnete den integrativen Unterricht von behinderten Kindern in „normalen“ Schulen als „eines der wichtigsten Themen überhaupt“ und zeigte sich in seiner engagierten Rede in einer ganz ungewohnt sozialpolitischen Position, die er einfühlend und glaubhaft vertrat: „Wir stehen alle am Anfang eines Prozesses der Akzeptanz, der einen moralischen Diskurs ersetzt.“

Er verweist auf wissenschaftlicher Erkenntnisse, die die Sorgen der Eltern „normaler Schüler“ beruhigen kann – „stärkere Schüler“ werden durch „schwächere“ nicht „behindert“.

Wer soll das bezahlen?

Bürgermeister Manuel Just wäre nicht er selbst, wenn er nicht über Zahlen reden würde: „Doch wer soll das, was von uns Kommunen abverlangt wird, bezahlen?“ Er redet über die Belastungen der Kommunen. Dann ist die Frau Ministerin an der Reihe.

Die redet engagiert und lacht und zeigt Zähne und sagt: „Gerade ist es es mir kalt den Rücken hinunter gelaufen“, und meint damit das, was der frühere Kämmerer Manuel Just gefragt hat: „Wer soll das bezahlen?“ Sie redet über den „Beginn eines tiefgreifenden Prozesses“: „Wir kommen aus den 60-er Jahren als die Schulpflicht für behinderte Kinder überhaupt erst eingeführt wurde.“ Über ein neues Lehramt für Sonderpädagogik. Sonderpädagogische Kompetenzzentren. Und die Sorgen und Ängste der Eltern, deren Kinder auf „Regelschulen“ gehen, in denen „Sonderschüler“ mitlernen sollen: „Es geht darum, sich auf den Weg zu machen“, sagt die fröhliche Ministerin und verweist auf geltendes Recht: „Wir müssen die UN-Konvention umsetzen.“

Dann fordert sie die rund 70 Gäste auf, „alles zu fragen, was sie wollen.“

In der „Martin-Stöhr-Schule“, die laut Beamer „Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim“ heißt, hat anscheinend niemand Fragen an die fröhliche Frau Ministerin.

Niemand will sich melden, bis der Ladenburger Bürgermeister Rainer Ziegler den „Eisbrecher“ macht, die peinliche Situation löst und um das Mikrofon bittet. Er spricht die gewünschte Barrierefreiheit in den Schulen an, fragt nach finanzieller Unterstützung vom Land und auch der „Inklusion“ in die Realschulen.

Schicke Selbstinszenierung.

Die Frau Ministerin redet wieder lange und fröhlich und ernst: „Wir beziehen Prügel von der Deutschen Gesellschaft für Menschenrechte….“ und endet: „Es kann nicht sein, dass wir eine positive Diskriminierung schaffen.“

Damit meint sie, dass es nicht angehen könne, dass man zum Nachteil der „normalen“ Schüler die „Sonderschüler“ bevorteile: „Dafür halten Herr Wacker und ich unsere Rücken hin.“ Und dann jauchzt und lächelt die Frau Ministerin.

Scheinbar steht sie auf Schmerzen – von denen berichten dann viele. Denn das „Eis“ ist nun gebrochen. Die Offenheit, die sich die Ministerin durch ihre „Provokationen“ gewünscht hat, ermuntert die Gäste, nach dem Mikrofon zu verlangen.

Mehrere Lehrerinnen, Schulrektorinnen und Bürgermeister beschreiben ihre Lage, allesamt respektvoll vor dem Status der Ministerin. Allesamt offen und glaubwürdig. Allesamt progressiv und offen für die „Inklusion“, diesem schrecklichen Wort für die normalste Sache der Welt, „Sonderschülern“ eine große Chance zu geben.

Sorgen und Ängste werden weggelächelt.

Und es werden auch „Sorgen und Ängste“ geäußert, ob es „Quoten“ geben werde, also „Prozentsätze“, wie viele „Sonderschüler“ in den „normalen Klassen“ unterrichtet werden könnten.

Die Ministerin lacht, zeigt Zähne, jauchzt, verweist auf die Kosten, dass alles „individuell“ entschieden werden müsse, für manche auch die „Sonderschule“ die beste Lösung sei und auf Investitionen, die „aber erst ab 2012 getätigt“ werden könnten.

Bürgermeister Manuel Just sitzt bei dieser „Diskussion“ zwar auch auf dem Podium, sagt aber kein Wort mehr. Der Bürgermeister Ziegler und sein Kollege aus Schriesheim, Hansjörg Höfer, haben sich einmal zu Wort gemeldet, schweigen dann aber.

Kurz vor Schluss, meldet sich der Rektor der Martinsschule in Ladenburg, Kurt Gredel und bittet die Ministerin: „Sie haben immer wieder von Regelschulen gesprochen, in denen behinderte Kinder unterrichtet werden. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass auch die Martinsschule eine Regelschule ist.“

Die Ministerin lacht und jauchzt: „Das habe ich mir notiert. Das wird mir nicht mehr passieren. Natürlich ist auch ihre Schule eine Regelschule“, sagt sie und gibt sich offen und transparent und fröhlich und lernbegierig. Sie lächelt die Peinlichkeit ihres eigenen Auftritts einfach weg. Hatte sie nicht gerade die Regelschule für Behinderte aus den 60-er Jahren als große Entwicklung benannt, unterschied sie 50 Jahre später ganz aktuell und life zwischen „Regelschule“ und „Sonderschule“. Herr Gretel lächelt auch, setzt sich und denkt sich wahrscheinlich seinen Teil.

Die gute Laune ist das Signal.

Staatssekretär Georg Wacker (CDU) lächelt mit seiner „Chefin“ Schick um die Wette und versucht gute Laune zu signalisieren. Dabei redet er mehrmals was vom „schönsten Landkreis in Baden-Württemberg“ und zeigt sich vor allem unterwürfig gegenüber seiner Chefin: „Ich würde mir niemals anmaßen….“ Das soll irgendwie „Gentlemen-like“ wirken.

Nach gut 70 Minuten ist die Vorführung zu Ende.

Es wurde vor allem viel geredet und noch mehr gelächelt und gute Laune gezeigt. Von Frau Schick und Herrn Wacker.

Der Rektor, der wie auch immer heißenden Schule, Jens Drescher, war aufgeregt, sicher auch stolz, aber auch ehrlich: Er will, wie die vielen seiner Rektoren- und Lehrerkollegen ganz klar mitmachen bei der „Inklusion“.

Er fragt aber auch, wie das gehen soll, also nach Geld und Personal.

Schema F.

Die Ministerin jauchzt und lächelt und ist guter Laune während ihres Auftritts, der wahrscheinlich weniger der Lösung finanzieller und personeller Fragen galt, sondern vielmehr der Auftakt des Wahlkampfes ist: „Wir machen in der Schulpolitik nichts nach Schema F“, sagt sie kämpferisch.

Nur schade, dass Herr Staatssekretär Wacker mich nicht drangenommen hat, obwohl ich mich ausgiebig und deutlich als Fragesteller gemeldet habe.

Ich wollte die Ministerin fragen, wie denn die schwierigen Fragen zur „Inklusion“ gelöst werden können, wenn sie selbst gerade in einer Schule referiert, die eine „individuelle Lösung“ in Sachen „Werkrealschule“ zum „Wohle der Kinder“ gemeinsam mit Heddesheim vorgelegt hat. Diese Lösung wurde nach „Schema F“ abgelehnt.

Die Schule hat bis heute, ein halbes Jahr nach der Verwaltungsentscheidung keinen offiziellen Namen. Der neue Leiter, Rektor Jens Drescher, ist bislang nur „kommissarischer Leiter“. Als solcher verdient er weniger Geld als ihm für seine Arbeit zusteht.

Frau Schick sagte zuvor, lächelnd und jauchzend und auch ein wenig ernst, dass „man auch von den Lehrern erwarten muss, sich an neue Arbeitsbedingungen anzupassen“ und lobte das Schulamt für dessen „Leistungen“, in diesem Jahr 2.500 „neue Lehrer“ eingestellt zu haben.

Darüber, dass viele Lehrer nur Zeitverträge erhalten und zum Ende des Schuljahres arbeitslos werden, um dann nach 6-wöchiger Arbeitslosen-Phase wieder eingestellt zu werden, sagt sie nichts.

Komplexes Thema – Hilfe gewünscht.

Das Thema ist fraglos komplex. Ich kann als Journalist zu diesem Zeitpunkt nur berichten, was ich gesehen und erlebt habe.

Das Thema „Inklusion“ ist wichtig und wird durch unsere Redaktion weiter bearbeitet werden.

Im Mannheimer Morgen, der Rhein-Neckarzeitung und den Weinheimer Nachrichten wurde kaum kritisch über das wichtige Thema „Inklusion“ und dessen gesellschaftliche und finanzielle Umsetzung berichtet. Hier durften die Ministerin und ihre Staatssekretär gute Laune verbreiten.

Wenn Ihnen diese vergangen ist, wenn Sie mehr zu erzählen haben, als die verkürzten Zeitungsberichte „verkündet“ haben, dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Wir wünschen uns Ihre Unterstützung. Als Eltern, als Lehrer, als Rektoren. Kommen Sie auf uns zu, berichten Sie uns von dem, was ist, was Sie sich wünschen und von Ihren Sorgen und Nöten. Wir garantieren Ihnen Vertraulichkeit – aber gleichzeitig Öffentlichkeit für das, was wir durch Sie als Informanten erfahren.

Das „Thema“ ist zu wichtig, um nur für ein paar Monate Wahlkampf missbraucht zu werden.

Kontakt:
Telefon: 06203/ 49 23 16
email: redaktion (at) heddesheimblog.de


Bericht im Mannheimer Morgen

Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung
Bericht in den Weinheimer Nachrichten

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Werkrealschule ohne Namen startet unter „kommissarischer“ Leitung

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 10. September 2010. Heute ist der letzte Ferientag – nach dem Wochenende beginnt in Baden-Württemberg wieder die Schulzeit. In Heddesheim und Hirschberg gibt es seit dem 01. August 2010 eine gemeinsame Werkrealschule – doch der fehlt auf absehbare Zeit eine „offizielle“ Leitung – Jens Drescher bleibt vorerst der kommissarische Leiter, obwohl schon feststeht, dass er der offizielle Leiter werden wird.

Von Hardy Prothmann
Wenn am Montag die neue gemeinsame Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim ihren Schulbetrieb aufnimmt, steht sie nur unter kommissarischer Leitung durch Jens Drescher.

Statt eines Aufbruchssignals, dass hier tatsächlich eine hoffnungs- und wirkungsvolle Schulreform greift, beginnen die vormals selbstständigen Schulen (Martin-Stöhr und Johannes-Kepler) mit einem Provisorium.

Das ist entwürdigend für den engagierten jungen Rektor Drescher, für die Eltern und für die SchülerInnen, denen bessere Ausbildungschancen versprochen werden, für die die Verwaltungsapparate aber auch nicht den Hauch eines emotionalen Verantwortungsgefühls entwickeln, von dem doch so oft betont wird, dass es gerade für diese SchülerInnen von so großer Bedeutung wäre.

Jens Drescher, der „alte“ Rektor der Hirschberger Martin-Stöhr-Schule, ist seit Wochen schon kommissarischer Leiter der Schule ohne Namen, die aber die gemeinsame Hauptschule mit Werkrealschule der Gemeinden Hirschberg und Heddesheim ist.

Was die Bürgermeister Michael Kessler (Heddesheim) und Manuel Just (Hirschberg) und der Staatssekretär Georg Wacker (CDU) gerne als „Erfolg“ feiern, ist eine improvisierte Geschichte.

Die Schule hat keinen Namen und keinen festen Leiter. Es geht ja auch nur um HauptschülerInnen.

Das ist entwürdigend. Noch mehr, dass ein „Schulrat“ Daniel Hager-Mann, zuständig beim Mannheimer Schulamt, ganz selbstverständlich erklärt, dass der Prozess im Gang sei, es viele Verwaltungsinstanzen gäbe und voraussichtlich in diesem Jahr noch, aber nicht sicher, das Verfahren abgeschlossen werde.

Noch entwürdigender ist, dass Gerüchte kolportieren, dass erst mit der offiziellen Ernennung des neuen Schulleiters entsprechende Gehälter bezahlt würden. Ob das stimmt, ob hier „gespart“ wird, konnten wir nicht ausrecherchieren. Wenn es kein Demmenti gibt, wird das Gerücht wohl zutreffen.

Unabhängig davon startet die neue Werkrealschule als Provisorium. Schulleitung, Lehrer, Schüler, Eltern – alle leiden darunter. Es gibt kein hoffnungsvolles Zeichen eines Neustarts, keine Aufbruchstimmung, noch nicht mal den Versuch eines guten Willens. Sondern nur „juristische Fragen“, Verfahren und blöde Nachfragen, was denn eigentlich das Problem sei, denn es gehe doch alles seinen Gang.

„Unser Interesse ist der geordnete Betrieb des Schulbeginns“, hört man aus dem Schulamt. „Das war zu keinem Zeitpunkt unklar.“

Wann erfahren die SchülerInnen und deren Eltern, wer sie leitet? „Wenn die Verfahren abgeschlossen sind“, sagt Herr Hager-Mann.

Ist das die Botschaft an die SchülerInnen? „Abgeschlossene oder nicht abgeschlossene Verfahren zu sein?“

Das ist unwürdig. Aber es passt zur Schulpolitik des Landes Baden-Württemberg, die gerne die vergisst, die am meisten Förderung brauchen.

Auch die Belastung der LehrerInnen ist enorm – dabei müssen gerade diese mehr leisten und aushalten als ihre Kollegen an anderen Schulen.

Am Montag startet die neue, gemeinsame Hauptschule mit Werkrealschule. Auch, wenn es noch nicht offiziell ist: Der Schulleiter heißt Jens Drescher. Man darf ihm und seinem Kollegium in Hirschberg und Heddesheim nur alles Gute wünschen, denn alles Gute bekommen sie nicht von der Politik. Weder aus Hirschberg noch aus Heddesheim, noch aus Mannheim, noch aus Karlsruhe, noch aus Stuttgart.

Die Schulleiterin der Johannes-Kepler-Grundschule heißt Hiltrud Rudolf.

Allen gemeinsam ist, dass alles Gute von ihrem Engagement abhängt.

Viel Kraft dafür.

Denn wie soll man am Montag die SchülerInnen begrüßen?

„Herzlich willkommen in der Schule ohne Namen unter kommissarischer Leitung bis die Verfahren abgeschlossen sind?“

Darüber machen sich weder das Schulamt in Mannheim, noch die hohe Politik in Stuttgart, noch die Bürgermeisterämter in Heddesheim und Hirschberg Gedanken.

Hauptsache, die Schule startet geregelt.

Was vom Antrag übrig bleibt – die Werkrealschule der Politik

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule ist gescheitert. Das „macht nichts“, denn ein „Alternativantrag“ soll die „Lösung“ sein.

Kommentar: Hardy Prothmann

Es geht um das „Wohl unserer Schüler“. An dieser Aussage ließen die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) keinen Zweifel.

Kein Zweifel? Von wegen.

Das Konzept der Werkrealschule an sich ist verzweifelt.

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Michael Kessler, Georg Wacker, Manuel Just finden "Alternativlösung". Bild: hblog

Nur Baden-Württemberg und Bayern leisten sich dieses Konzept, während schon zehn andere der sechzehn Bundesländer die Hauptschule abgeschafft haben oder dabei sind, diese abzuschaffen.

In Stuttgart wird eine Kirchturmpolitik gemacht, die mit den „Zuständen“ vor Ort, mit dem Zustand der Hauptschule an sich nichts zu tun hat. Die Werkrealschule ist eine „Zwischenlösung“ auf dem Weg zur Abschaffung der Hauptschule und von Motiven getrieben, denen ganz sicher das „Wohl der Schüler“ egal ist. Es geht darum, was diese „kosten“.

Das Konzept ist, dass alles noch nicht geregelt ist.

Wenn Staatssekretär Georg Wacker (CDU) etwas von „pädagogischen Konzepten“ in diesem Zusammenhang erläutert, darf man mit Fug und Recht behaupten, dass er „schwätzt“.

Denn mit den Konzepten ist es nicht weit her.

Das Gesetz zu dieser „Schulreform“ wurde im Hauruck-Verfahren von der Landesregierung gegen die Empfehlungen der Lehrer und Eltern durchgedrückt. Die Vorsitzende des Landeselternbeirats Christiane Staab (CDU) ist zusammen mit ihrer Stellvertreterin Sylvia Wiegert aus „Entsetzen“ über die Schulpolitik am 20. Januar 2010 von ihrem Amt zurückgetreten.

Konzepte? Bis heute liegen keine Lehrpläne für diese ach-so-tolle Werkrealschule „neuen Typs“ vor. Erst in einigen Wochen wird das der Fall sein: „Die Schulen und Lehrer haben dann ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen“, sagt Staatssekretär Wacker und tut so, als liefe alles wie am Schnürchen.

Hautpsache „gesetzeskonform“.

Das tut es aber nicht. Die AlternativNotlösung Hirschberg-Heddesheim ist ein erstklassiges Beispiel.

Auf der Pressekonferenz wird eine „gesetzeskonforme“ Lösung präsentiert. Bürgermeister Manuel Just machte keinen Hehl daraus, dass man aus der misslichen Lage das Beste machen wollte (erster Antrag) und das Bestmögliche nun beantragen wolle (Alternativantrag).

Kommende Woche wird die zweitbeste aller schlechten Lösungen nun durchgeboxt. Am Montag wird der Hirschberger Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Dienstag soll der Gemeinderat den neuen Antrag abnicken, am Mittwoch wird der Heddesheimer Elternbeirat in Kenntnis gesetzt, am Donnerstag soll der dortige Gemeinderat nicken.

Für die beiden Schulen, die dann künftig eine sein werden, wird die Schulleitung neu ausgeschrieben. Voraussichtlich wird Jens Drescher, der Leiter der Martin-Stöhr-Schule der neue Leiter der gemeinsamen Werkrealschule – es könnte aber auch jemand anderes werden. Die Heddesheimer Rektorin Hiltrud Rudolf wird sich voraussichtlich der Lage beugen und Leiterin einer Johannes-Kepler-Grundschule werden.

Doch auch das ist noch nicht geregelt – voraussichtlich wird die gemeinsame Werkrealschule zum kommenden Schuljahr 2010/11 starten und noch beide Schulleitungen im Amt haben.

Dringende Probleme

Ein neuer Name wird bis dahin auch noch nicht gefunden haben, denn „es gibt dringendere Probleme“ zu lösen, wie Bürgermeister Manuel Just sagt.

Beispielsweise die Organisation der verteilten Schule: Wer, wann, wo und wie sind die bislang ungelösten Fragen zum Einsatz der Lehrer.

Auch der Transport der Schüler ist noch nicht geregelt. Wie schön, dass das „die Zehntklässler nicht betrifft“, wie Bürgermeister Michael Kessler sagt, „die können wie bisher auch mit dem normalen ÖPNV fahren“.

Vier Klassenzimmer stehen künftig in Hirschberg oder in Heddesheim leer. Was macht man damit? Bürgermeister Kessler sagt allen Ernstes: „Die könnte man dann beispielsweise renovieren. Oder so.“

„Oder so“ also.

Die „Werkrealschule der Politik“ führt dazu, dass „zwei starke Hauptschulen“ in ein zweifelhaftes Abenteuer mit unbekanntem Ausgang gestürzt werden.

Der vom Staatssekretär hoch gelobte „mittlere Bildungsabschluss“ der Werkrealschule, der angeblich dem Realschulabschluss „gleichwertig“ sein soll, ist in den Nachbarländern Rheinland-Pfalz und Hessen unbekannt und dementsprechend nichts wert.

Ein guter Abschluss?

Darauf angesprochen sagt Herr Wacker: „Die Kultusministerkonferenz hat diesen Abschluss quasi „zertifiziert“. Hier in Baden-Württemberg wurde uns versichert, dass dies ein guter Abschluss ist.“

Ein guter Abschluss also? Das wird sich in der Praxis zeigen müssen. Aus Sicht der Lehrer handelt es sich um einen Etikettenschwindel.

Die Schulnote für die „Schulreform“ und die Hirschberger-Heddesheimer-Lösung hingegen steht fest: Sie ist mangelbehaftet. Ebenso wie die „Einbeziehung“ der Schüler, Eltern und des Elternbeirats – was kommende Woche passieren wird, hat nichts mit „Einbeziehung“ zu tun, sondern nur mit „Durchboxen“.

Die Alternativlösung ist eine Lösung ohne Alternative.

Gemeinsame Werkrealschule: Der „Alternativantrag“

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 18. Februar 2010. Der ursprüngliche Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg hatte politisch keine Chance. Ein Alternativantrag soll genehmigungsfähig sein.

Der Alternativantrag für eine gemeinsame Werkrealschule sieht vor, dass bereits zum kommenden Schuljahr die Klassen 5-7 der Hauptschulen Heddesheim-Hirschberg einzügig (also nur mit einer Klasse in der Stufe) vor Ort unterrichtet werden (siehe unseren Bericht „Letzte Verhandlungen zur Werkrealschule„).

Die Klassen 8-9 werden zweizügig an wechselnden Standorten unterrichtet. Die Klasse 10 wird dort absolviert, so zuletzt die Klasse 9 stattgefunden hat.

Auf einer Pressekonferenz in Hirschberg erläuterten die Bürgermeister Michael Kessler (Heddesheim) und Manuel Just (Hirschberg) sowie Staatsminister Georg Wacker (CDU), dass der gemeinsame Schulstandort Hirschberg sein soll. Heddesheim soll als „Ausgleich“ Standort eines noch einzurichtenden „Schulzweckverbandes“ werden.

Am Montag, den 22. Februar 2010, soll der Hirschberger Elternbeirat der Martin-Stöhr-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 23. Februar 2010 soll der Hirschberger Gemeinderat dem Antrag zustimmen. Am 24. Februar soll der Heddesheimer Elternbeirat der Johannes-Kepler-Schule über den „Alternativantrag“ unterrichtet werden. Am 25. Februar 2010 soll der Heddesheimer Gemeinderat dem „Alternativantrag“ zustimmen.

Die Zustimmung der beiden Gemeinderäte ist die Vorraussetzung, dass beide Gemeinden bis zum 15. März 2010 einen neuen „Alternativantrag“ stellen können.

Dokumentation der Pressemitteilung:

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Gemeinsame Werkrealschule: Alternativantrag genehmigungsfähig

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 17. Februar 2010. Der Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim ist nicht genehmigungsfähig. Ein Alternativantrag soll akzeptiert werden.

Die Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) sowie der Staatssekretär Georg Wacker (CDU) haben heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gegeben, dass der ursprüngliche Antrag der beiden Gemeinden für eine gemeinsame Werkrealschule nicht genehmigungsfähig ist.

Stattdessen solle ein Alternativantrag gestellt werden, „für den ich ganz klar die Genehmigung signalisieren kann“, sagte Staatssekretär Wacker.

Danach verbleiben die Klassen 5-7 an den Standorten Heddesheim und Hirschberg. Jahrgangsstufe 8 wird an einem Standort unterrichtet, Jahrgangsstufe 9 wechselt dann an den anderen Standort, wo auch die zehnte Klasse abgeschlossen wird.

Diesem Modell müssen aber noch die beiden Gemeinderäte zustimmen.

Der Artikel wird aktualisiert.
Einen schönen Tag wünscht

Letzte Verhandlungen zur Werkrealschule

Guten Tag!

Heddesheim/Hirschberg, 12. Februar 2010. In der Hirschberger Martin-Stöhr-Schule gab es heute ein Gespräch zwischen Bürgermeistern, Schulamt und Schulleitungen sowie dem Staatssekretär Georg Wacker zur Werkrealschule. Der Vorgang steht unter Druck – eine Entscheidung muss getroffen werden.

Von Hardy Prothmann

Was die Bürgermeister Just und Kessler, die Schulleitungen, das Schulamt und der Staatssekretär Wacker heute besprochen haben, bleibt noch unter Verschluss. Für den kommenden Mittwoch, den 17. Februar 2010, ist für 17:00 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt.

Soviel ist aus dem Umfeld zu hören: Der Antrag für eine gemeinsame Werkrealschule klemmt und angeblich soll es noch keine Entscheidung geben – also weder eine Ablehnung, noch eine Zustimmung.

Das könnte darauf hindeuten, dass „nachgebessert“ werden muss. Wie aus Kreisen der Beteiligten zu erfahren war, könnte eine Lösung so aussehen: Die 5. bis 7. Klassen werden weiterhin vor Ort unterrichtet, im jährlichen oder zweijährigen Wechsel werden die 8. und 9. Klasse entweder in Hirschberg oder in Heddesheim unterrichtet. Gleichzeitig wird die 10. Klasse Werkrealschule am jeweils anderen Ort unterrichtet.

Welche Lösung auch immer kommt: Es wird eine chaotische sein. Bis heute fehlen die Lehrpläne für die neue Werkrealschule, die Lehrer wissen nicht, wann sie wo und wie eingesetzt werden. Für die neue Werkrealschule Hirschberg-Heddesheim muss höchstwahrscheinlich die Schulleitung neu ausgeschrieben werden. Es könnte also sein, dass keine der beiden jetzigen Leitungen die neue gemeinsame Werkrealschule leiten wird.

Auch der Transport der Schüler ist unklar. Ebenso der Umgang mit den frei werdenden Räumlichkeiten vor Ort.

Eines aber ist klar: An dem, was hinter den Kulissen nun verhandelt wird, sind weder die Eltern, noch die Schüler, noch die Lehrkräfte beteiligt.

„Eines Morgens musste er ein Ventil öffnen, weil es ihn sonst verrissen hätte.“

Guten Tag!

Heddesheim/Stuttgart, 30. Januar 2010. Das heddesheimblog ist ein lokales Medium. Was in Stuttgart oder in Berlin oder in Washington passiert, interessiert uns erstmal nicht. Weil wir über das Hier und Jetzt berichten. Wir interessieren uns aber für Washington, Berlin oder aktuell Stuttgart, wenn „das da draußen“ uns genau hier einholt. Das ist am 25. Januar 2010 eingetreten. Mit einem Porträt in der Stuttgarter Zeitung: „Rudi macht nicht mehr mit.“

Kommentar: Hardy Prothmann

Bis gestern wusste ich nicht, wer Michael Ohnewald ist.

Das weiß ich bis heute auch nicht so genau, weil ich Herrn Ohnewald nicht persönlich kenne.

Was ich weiß: Er wurde in der Kategorie „Regionales, Autoren“ von einer Journalisten-Jury zum Top-Regionaljournalisten 2009 gekürt. Warum ich das weiß? Weil mich diese Jury auf Platz 3 wählte. (Hier finden Sie alle Platzierungen.)

Diese Auszeichnung hatte ich zunächst überhaupt nicht mitbekommen: Über zwei Wochen lang lag diese Zeitschrift schon auf einem Stapel anderer Zeitschriften. Zufällig entdeckte ich meinen Namen bei Google und las etwas von einer „Platzierung“.

Google brachte die „Erkenntnis“.

In Deutschland gibt es je nach Verbandsschätzung 30-50.000 Journalisten, die mit Journalismus ihr Geld verdienen. Es gibt viele Preise, Würdigungen, Stipendien. Wenn man sich nicht darum kümmert, ist es schwer, einen Überblick zu behalten.

Ein Klick brachte die Erkenntnis: Wochen zuvor wurde ich in der Kategorie „Regionales, Autoren“ als einer von „100 Journalisten des Jahres 2009“ bestimmt, als „Gründer heddesheimblog.de“.

Dazu haben mir viele Leserinnen und Leser nach einer Nachricht hier ihre Glückwünsche übermittelt, wofür ich mich gerne herzlich bedanke.

Doch, was heißt das?

Weder die Redaktion noch die Jury des Mediummagazins haben mich darüber informiert, dass ich zur erlauchten Runde gehöre. Sondern Google.

Das heißt viel.

Dort habe ich zufällig einen Link angeklickt, der mir zeigte, dass ich unter die Top 10 Journalisten 2009 in der Kategorie „Regionales“ gewählt wurde.

Ich war erstaunt, weil ich mit allem, nur nicht damit gerechnet habe. Deshalb habe ich mich erstmal gefreut.

Es ist meine erste „Jury“-Auszeichnung.

Ich habe mich noch nie um Preise bemüht, sondern irgendjemand anderes hat mich vorgeschlagen und dieser Vorschlag hat es tatsächlich aufs „Treppchen“ geschafft.

Als ehrgeiziger Mensch wollte ich natürlich sofort wissen, warum ich nur auf Platz 3 gelandet bin. Das ist vermessen, man möge es mir verzeihen.

Jede Menge Ärger.

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Michael Ohnewald hat ein brilliantes Porträt über den "Schulrebell" Rudolf Bosch geschrieben. Bild: Stuttgarter Zeitung

Ich wollte trotzdem gerne wissen, wer da zwei Plätze vor mir auf dem Siegertreppchen steht.

Michael Ohnewald?

Nie gehört.

Stuttgarter Zeitung. Aha. Was fällt mir dazu ein? Wichtig, alteingesessen, Medien-Union, Übernahme Süddeutsche Zeitung. Meine Gedanken fetzten. Wie ordne ich den ein, den ich nicht kenne?

Ich suche bei Google, was oft mit Recherche verwechselt wird.

Da finde ich wenig. Ich gehe auf die Seite der Stuttgarter Zeitung. Und dort finde ich Texte.

Ich klicke einen an: „Der Rudi macht nicht mehr mit“.

Darüber steht: „Ein passionierter Pädagoge.“

Darunter ein gut fotografiertes Bild. Viel Schatten. Aber klare Schärfen. Vor allem auf die Augen.

Unter dem Bild steht: „Rudolf Bosch mischt sich in die Bildungspolitik ein. Das gefällt nicht jedem.“

Diese Text-Bild-Kombination manipuliert sofort mein Interesse.

Das ist interessant.

Dieser Typ.

Rudi.

Der macht nicht mehr mit.

Dabei sieht er gar nicht so aus, wie jemand, „der nicht mehr mit macht“.

Sein Blick ist klar und doch schaut er in die Ferne.

Die Konturen sind scharf, doch gibt es Schatten.

Schatten der Vergangenheit?

Rudi hat Falten. Rudi hat viel gesehen.

Rudi braucht eine Brille – anscheinend sieht er gut mit der.

Seine Augen sind klar.

Ein wenig wirkt er gar wie Paul Newman auf mich.

Ich will wissen, wer Rudi ist. Rudi, „der nicht mehr mit macht“.

Dabei weiß ich schon viel über den „Rebell aus Schwaben“. Über einen, der es gewagt hatte, seine eigene Meinung zu sagen.

Warum ich über ihn wusste? Ganz einfach: Auch in Heddesheim soll die Johannes-Kepler-Hauptschule in eine Werkrealschule umgewandelt werden.

Ich habe zur Frage Hauptschule-Werkrealschule recherchiert. Wer das tut, stößt unweigerlich auf „Rudi“ – den Rebell.

Am Anfang vieler Recherchen steht google, dann habe ich telefoniert. Dann habe ich mich mit Menschen getroffen. Niemand von diesen kannte Rudi persönlich, aber alle, die mit Hauptschule zu tun haben, wussten von Rudi.

Oder dem, was Rudi sagt.

Das heddesheimblog hat viel über die Problematik Hauptschule-Werkrealschule berichtet.

Michael Ohnewald erzählt mir in seinem Porträt davon, wer Rudi ist. Und erklärt, warum der Experte Rudi die Werkrealschule ablehnt. Und für was Rudi sich einsetzt.

Und warum Rudi „nicht mehr mitmacht“.

„Man kann sich das vorstellen, als würde jemand mit einer stumpfen Nadel gegen einen Luftballon drücken, der bis zum Äußersten gespannt ist. Das geht eine Weile gut. Irgendwann droht das Ding zu platzen.“

Das „Ding“, also alles, was es zu erzählen gibt, ist Rudi.

Der mit dem klaren Blick. Rudi „Newman“.

Und dann folgen Sätze, die ein grandioses Porträt einleiten:

„Es hat sich ganz langsam angestaut bei Rudolf Bosch, der bis vor kurzem ein braver Beamter war, den nur wenige kannten, ein Hauptschullehrer mit Leib und Seele, der seinem Tagwerk leise murrend nachging. Eines Morgens musste er ein Ventil öffnen, weil es ihn sonst verrissen hätte. Seitdem hat der Rektor der Ravensburger Kuppelnauschule eine Menge Ärger und landesweit einen Ruf wie Donnerhall.“

Michael Ohnewald porträtiert einen Mann, der das Schulsystem kennt.

Jahrelang war Rudi das Schulsystem.

Jetzt ist Rudi ein Mann, der sich dagegen auflehnt. Dafür hat dieser Mann „mächtig viel Ärger“ bekommen.

In Heddesheim gibt es keinen Schul-Rudi wie diesen.

Aber auch in Heddesheim gibt es Auflehnung.

Gegen eine desolate Schulpolitik.

Viele Lehrer sind gegen die Reform – sie dürfen als Beamte aber nichts sagen. Sonst droht Ärger.

In Heddesheim gibt es aber den kesslerischen Wunsch, eine „gemeinsame Werkrealschule“ als Lösung aller Probleme zu verkaufen.

Intransparent. Schön geredet. Unehrlich.

In Heddesheim gibt es auf offizieller Seite keinen Rudi, der sagt: „Sie (Anm. d. Red.: Werkrealschule) ist ein Etikettenschwindel und ein flächendeckendes Schulschließungsprogramm, bei dem Kommunen, Schulen und Lehrer gegeneinander ausgespielt werden.“

Denn ein Rudi zu sein bedeutet „mächtig viele Probleme zu bekommen“.

In Heddesheim gibt es keinen Rudi. Dafür aber einen Michael Kessler.

Der ist Bürgermeister, Beamter auf Zeit und weit davon entfernt, ein Rudi zu sein.

Wie Rudi das Schulsystem sieht, beschreibt Michael Ohnewald in einem grandios-nüchternem Porträt, das einem die Tränen in die Augen treibt.

Ich kenne den Journalisten-Kollegen Michael Ohnewald nicht.

Sein Text „Rudi macht nicht mehr mit“ aber ist ein herausragendes Stück.

Ein Beispiel für Qualitätsjournalismus.

Eines, das berührt und nachdenklich macht und sicher über die Region hinausreichen wird.

Sofern eine Jury darauf stößt, wird er damit mit Sicherheit wieder einen Preis oder eine Platzierung gewinnen.

Sicherlich keinen Preis bekommt die Schulpolitik im Lande. Da gilt es „Mauern einzureißen“.

Und alle, die es „besser“ wissen wollen, also die Vertreter von SPD, CDU und FDP in Heddesheim, sollten erst diesen Text lesen, bevor sie weiter irgendetwas zu einem Thema sagen, von dem sie keine Ahnung haben.

Stuttgarter Zeitung, Michael Ohnewald: Der Rudi macht nicht mehr mit.

Werkrealschule: Gemeinderat beschließt Hauptsitz für Hirschberg und Zweckverband für Heddesheim

Guten Tag!

Heddesheim, 17. Dezember 2009. Hirschberg soll Sitz einer gemeinsamen Werkrealschule werden. Das hat der Heddesheimer Gemeinderat heute mit 14:7 Stimmen bei einer Enthaltung beschlossen. Im Gegenzug soll in Heddesheim der Sitz eines Schulzweckverbands sein. Trotz eigener Zustimmung kritisierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Merx die „schlechte Kooperation“.

Von Horst Pölitz

„Unvoreingenommen hat Hirschberg den entscheidenderen Vorteil bei sich wegen der zentraleren Lage“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Merx wörtlich: „So wie der Hirschberger Gemeinderat und der Bürgermeister Just aber vorgeprescht sind, können wir der Lage nach keinen anderen Beschluss fassen. Für mich ist dieses Vorgehen die schlechteste aller Kooperationen.“

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Schüler informieren sich während der Berufsinformationsbörse 09 an der Johannes-Kepler-Schule in Heddesheim. Archiv: hblog

Die FDP-Fraktion begrüßte den Antrag. Gemeinderätin Ingrid Kemmet sagte, dass man sich bei dem Antrag von der Landtagsabgeordneten Dr. Birgit Arnold unterstützt wisse. Der CDU-Fraktionschef Dr. Joseph Doll sagte, er fürchte ohne diese Kooperation eine Schwächung der Hauptschule.

Grünen-Gemeinderat Ulrich Kettner, selbst Lehrer an der Johannes-Kepler-Schule, begründete nochmals den aus Sicht seiner Fraktion „falschen Weg“ und „die Einsparpolitik“: „Ob die Errichtung eines Schulzweckverbands wirklich die Aufgabe einer eigenen Schulleitung kompensiert, ist noch völlig offen. Tatsache ist, dass die Schule ohne Leitung geschwächt wird. Wir Grünen halten die Werkrealschule für den falschen Weg. Wir sollten lieber als Gemeinden Druck in Stuttgart erzeugen und den Kindern ermöglichen, länger zusammen zu lernen.“ Das sei aus Sicht der Grünen der bessere Weg.

Der partei- und fraktionslose Gemeinderat Hardy Prothmann (verantwortlich für das heddesheimblog, Anm. d. Red.) fragte, ob durch den Verzicht auf die Schulleitung nicht auch über die Stelle der von allen Seiten gelobten derzeitigen Rektorin Hiltrud Rudolf entschieden werde. Bürgermeister Kessler sagte daraufhin: „Sie haben sich doch eingehend mit dem Thema befasst. Das ist eine Frage der Schulverwaltung, die eine Entscheidung trifft, die sich uns nicht erschließt. Und das wissen Sie.“

Zuvor musste der Bürgermeister den zweiten Teil des Antrags zum Schulzweckverband noch mündlich erweitern, weil die Verwaltung versäumt hatte, in die Beschlussvorlage hineinzuschreiben, dass der Schulzweckverband in Heddesheim angesiedelt sein soll. Im ersten Teil des Antrags steht: „Die bisherige Martin-Stöhr-Schule in Hirschberg wird bei Einrichtung einer gemeinsamen Werkrealschule der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg und damit Zusammenlegung mit der Johannes-Kepler-Schule Hauptstelle mit Sitz der Schulleitung.“

Der Antrag wurde mit den 14 Stimmen des Bürgermeisters, CDU, FDP und SPD bei einer Enthaltung von Gemeinderat Michael Bowien (SPD) gegen 7 Stimmen der Grünen und Gemeinderat Hardy Prothmann angenommen.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Haupt- Zweig- Werkrealschule – Von Profis und Dilletanten

Guten Tag!

Heddesheim, 11. Dezember 2009. Was der Heddesheimer Gemeinderat am kommenden Donnerstag beschließen wird, steht heute schon fest. Eine gemeinsame Werkrealschule unter der Leitung von Hirschberg. Soweit das Protokoll.
Die Frage ist, warum sich der Heddesheimer Gemeinderat überhaupt noch die Mühe macht, darüber eine Sitzung abzuhalten. Die Entscheidung ist längst durch den Bürgermeister Michael Kessler getroffen – der weiß eine Mehrheit für all seine Entscheidungen hinter sich. Ohne Wenn und Aber.

Kommentar: Hardy Prothmann

Der Heddesheimer Gemeinderat wird am kommenden Donnerstag, den 17. Dezember 2009, zusammen kommen und über dies und jenes „beraten“, zumindest so tun als ob und der Stimmung wegen sich wahlweise gegenseitig beschimpfen. Was tatsächlich passiert, hängt von den Tagesordnungspunkten und den jeweiligen Launen ab.

Ganz sicher aber wird es einen Tagesordnungspunkt geben, der da heißt: „Gemeinsame Werkrealschule„. Zu diesem Tagesordnungspunkt wird die Mehrheit des Heddesheimer Gemeinderats ganz sicher im Sinne der Verwaltung abstimmen.

In Heddesheim regiert der Gehorsam.

Der „Sinn“ ist keine Frage nach Sinn oder Unsinn, sondern nach dem Willen des Bürgermeisters Michael Kessler. Der hat im Schulterschluss mit seinem Kollegen Manuel Just, Bürgermeister in Hirschberg, beschlossen, dass der Hauptsitz der beantragten „gemeinsamen Werkrealschule“ in Hirschberg sein soll.

Und natürlich erwartet der Bürgermeister wie auch sonst strengsten Gehorsam im Rat – also von dem Gremium, dass die Verwaltung und damit auch den Bürgermeister kontrolliert.

In Heddesheim ist das nicht der Fall. Das mit der „Kontrolle“.

Das mit dem „Gehorsam“ schon eher.

Im dortigen Gemeinderat wird nicht nach dem Gewissen freier Gemeinderäte entschieden, sondern im Bewusstsein, ob man „dazu gehört“ oder nicht.

„Dazu gehört“, wer mit dem Bürgermeister stimmt, also „gehorcht“. Alle anderen sind „ekelhaft„.

Als der Hirschberger Gemeinderat vor ein paar Wochen per Beschluss den Hauptsitz der „gemeinsamen Werkrealschule“ für sich beschloss – gab es keinerlei Aufregung in Heddesheim. Weder haben sich die politischen Parteien noch der Bürgermeister Kessler über diesen „Beschluss“ geäußert.

Zumindest „offiziell“. Ein paar Tage später gab es eine gemeinsame Pressemitteilung, die den „Skandal“ (ein „unbemerkter“) weich spülen sollte und betonte, dass man „partnerschaftlich“ an einer gemeinsamen Lösung arbeite.

Aber es gab „inoffiziell“ eine kurzzeitige Verwirrung unter den Heddesheimer Gemeinderäten, die bislang davon ausgingen, dass doch die Hauptstelle sicher nach Heddesheim kommt.

Kessler wird der Leiter der Leitung.

Nachdem der Bürgermeister Kessler den verwirrten Gemeinderäten erklärte, dass alles seine Ordnung habe und er als künftiger Chef des „gemeinsamen Schulverbands“ Herr über „Finanzen und Ausstattung der Schule“ sei, waren die „Verwirrten“ beruhigt.

Das klingt gut: „Herr über…“ Das klingt wie: „Herr Kessler ist Herr über Herrn Just.“ Damit ist aus Sicht einfach gemüteter Gemeinderäte die Ordnung wieder hergestellt.

Ihr Kessler, das hatten sie verstanden, wird somit der Leiter der „Leitung“ einer „gemeinsamen Werkrealschule“ sein.

Die Frage, was es langfristig bedeutet, die eigenen Schulleitung zu opfern, hat keiner gestellt.

Hinter den Kulissen wetterte der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler über den Hirschberger Kollegen Just: „Der hat halt noch nicht viel Erfahrung. Ich schreibe diese Entscheidung (die des Hirschberger Gemeinderats) der Unerfahrenheit des Kollegen zu. Das war wenig professionell, sogar dilletantisch“, äußerte sich der „erfahrene“ Kessler über den „unerfahrenen“ Dilletanten und Amtskollegen Just gegenüber den Heddesheimer Gemeinderäten: „Sie können mir glauben, da hat es heftig gerumst.“ (In Klammern): „Dem habe ich den Marsch geblasen.“

Wer auch immer wer wem was geblasen hat und wo es auch immer „gerumst“ haben sollte – die politischen Seismographen haben kein bisschen ausgeschlagen.

Abnicker werden gelobt  – Kritiker niedergemacht.

Der Hirschberger Gemeinderat hat beschlossen und der Heddesheimer wird sich per Abnick-Entscheidung am 17. Dezember 2009 diesem Beschluss beugen. Ohne jegliche für die Öffentlichkeit wahrnehmbare Beratung und Diskussion im Vorfeld.

Denn egal ob „erfahren“ oder „dilletantisch“, beide Bürgermeister haben ihre „Stimmmehrheiten“ hinter sich. Koste es, was es wolle.

Die „Abnicker“ werden schon lange nicht mehr kritisiert, sondern nur gelobt. Teils überschwenglich. Meistens durch die Bürgermeister. Bestätigt durch die Rhein-Neckar-Zeitung, die Weinheimer Nachrichten, den Mannheimer Morgen. Und immer durch die Mitteilungsblätter der Nussbaum-Medien.

Abweichler werden zunehmend gerne kritisiert. Allen voran derzeit der Grüne Ulrich Kettner. Von ihm „sei man enttäuscht“, habe sich doch gerade er ursprünglich für den Antrag eingesetzt, wird dem Lehrer an der Johannes-Kepler-Schule vorgeworfen.

„Ursprünglich“ war Kettner tatsächlich für den Antrag. Doch gab es damals, also „ursprünglich“ noch kein Gesetz. Das gibt es erst seit Sommer 2009. Und vorher war nicht von einer „Haupt- und Zweigstelle“ die Rede. Vorher fehlten die vielen Einschränkungen. „Vorher“ hatte der Lehrer Kettner noch an echte Reformen geglaubt.

Heute weiß er, dass es nicht um Reformen geht, sondern um ein Einsparmodell zu Lasten der Schüler.

Vorher war von vielen anderen Dingen die Rede, zurück blieb wenig. Das hat der Gemeinderat Kettner kritisiert.

Weil er Kritik übt, steht er selbst in der Kritik. So banal das klingt: Weil er Kritik übt.

Denn „Kritik“ ist nicht erwünscht. Zumindest nicht von einem Bürgermeister Michael Kessler.

Dieser Mann hat scheinbar „panische Angst“ vor Kritik – anders sind seine Ausfälle und seine „ordnungspolitischen Anordnungen“ beispielsweise gegenüber Gemeindebediensteten nicht zu erklären.

Denn der Mann macht sich Sorgen um seine eigenen Ordnungen.

Ab sofort sind alle „Presseanfragen“ (also die des heddesheimblogs, denn sonst fragt niemand) über ihn selbst zu beantworten.

Konkret: Presseanfragen müssen an die „Gemeinde“ gerichtet werden – denn sonst könne eine ordnungsgemäße Beantwortung nicht gewährleistet werden. Schreibt eine Sekretärin im Auftrag des Chefs.

Und die „Antworten“ können lange dauern. „Presseanfragen“ (also Anfragen durch das heddesheimblog) sind ab sofort keine Chefsache mehr, sondern ein Verwaltungsakt.

Das trifft schon lange für die Heddesheimer Verhältnisse zu. „Chefsache“ heißt: Vermeidung von transparenter Öffentlichkeit.

Fast alle Diskussionen zum Thema „Werkrealschule“ sind in Heddesheim im Hinterzimmer getroffen worden. Mindestens sieben Mal wurde das Thema behandelt – allerdings nur einmal „öffentlich“.

Wie auch immer über den Antrag über eine „gemeinsame Werkrealschule“ entschieden wird. Dieser Antrag ist ein Verwaltungsantrag und hat mit der Lebens- und Schulwirklichkeit der Gesellschaft nichts zu tun.

Er ist ein Verwaltungsakt.

„Er“ steht dabei synonym für den Bürgermeister Michael Kessler.

JKS soll „Zweigstelle“ der Werkrealschule Hirschberg werden

Guten Tag!

Heddesheim, 11. Dezember 2009. In einer gemeinsamen Pressemitteilung begründen die Bürgermeister der Gemeinden Heddesheim und Hirschberg einen Antrag auf eine gemeinsame Werkrealschule. Bürgermeister Kessler favorisiert Hirschberg als Hauptstelle.

Die Gemeinden beantragen, dass in der neuen gemeinsamen Werkrealschule die Klassen 5 bis 9 je einzügig und die Klasse 10 jährlich alternierend unterrichtet werden. Dies sei nach Meinung der Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) das „beste, ortsnahe Konzept für die Schülerinnen und Schüler“. Die Bürgermeister begründen den Antrag durch „die schon vorhandene intensive Kooperation und die räumliche Nähe der Schulen“.

Der „Grundgedanke“ der Kooperation zwischen Heddesheim und Hirschberg sei „eine Partnerschaft auf Augenhöhe“.

Tatsächlich wird eine der Schulen Hauptstelle und die andere Zweigstelle werden. Dazu informieren die Bürgermeister:

„Für Hirschberg als Hauptstelle spricht die zentrale Lage an der Bergstraße mit mehreren Nachbargemeinden. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass die neue Schule für weitere Schülerinnen und Schüler von der Bergstraße und dem vorderen Odenwald attraktiv wird und ein höheres Einzugsgebiet haben kann. Schülerinnen und Schüler aus Bergstraßengemeinden haben nach Hirschberg durch die OEG-Anbindung sehr gute ÖPNV-Verbindungen. Im Sinne einer langfristigen Sicherung der notwendigen Schülerzahlen sind dies wichtige Argumente, die für Hirschberg sprechen.“

Weiter heißt es in der Pressemitteilung:
„Heddesheim hat ebenfalls gute Argumente, den Sitz der Schulleitung für sich zu reklamieren. So hat Heddesheim höhere Einwohner- und Hauptschülerzahlen und eine gleichwertige räumliche Ausstattung der Schule. Das Schulgebäude wurde zudem umfassend saniert – zuletzt mit der Sanierung des Schulhausdaches.“

Die Bürgermeister betonen einen „Geist der partnerschaftlichen Zusammenarbeit“. Unter „Berücksichtigung einer langfristigen Strategie zur Stärkung der notwendigen Schülerzahlen“. Ihr Vorschlag: Der Sitz der Schulleitung wird in Hirschberg angesiedelt. Ein „zu bildender Schulverband“ solle den Sitz und Vorsitz in Heddesheim haben.

Dieser Schulverband verwalte „unter anderem die Finanzen und Sachmittel der Schule“. Außerdem solle geregelt werden, dass „das Heddesheimer Schulgebäude gezielt auch für schulorganisatorische Veranstaltungen, beispielsweise Lehrerkonferenzen, Elternabende und so weiter genutzt“ werde.

Der Gemeinderat in Heddesheim werde dieses Thema in seiner Sitzung am 17. Dezember behandeln.

Hirschberg beansprucht Leitung der Hauptschulen für sich

Guten Tag!

Heddesheim, 02. November 2009. Vergangene Woche hat der Hirschberger Gemeinderat ein klares Votum abgegeben: Zwar wünscht sich die Gemeinde eine Kooperation in Sachen gemeinsamer Werkrealschule mit Heddesheim – die Leitung soll allerdings in Hirschberg beheimatet sein. In Heddesheim hat der neu gewählte Gemeinderat dieses Thema noch nicht beraten.

heddesheimblog

Die Hirschberger wissen, was sie wollen: Künftig soll es in Hirschberg und Heddesheim an den Hauptschulen wie gehabt das einzügige Angebot fünfte bis neunte Klasse geben – und die zehnte Klasse als gemeinsame Werkrealschule.

Allerdings kann es nach Vorgaben des Kultusministeriums nur noch eine Haupt- und eine Zweigstelle geben. Das heißt, eine der beiden Gemeinde muss auf die Schulleitung verzichten.

Was nach außen hin banal aussieht, hat weitreichende politische Folgen. Natürlich ist bei weiteren Kürzungen damit zu rechnen, dass beispielsweise eine Hauptstelle in der Zukunft besser wegkommt als eine Zweigstelle.

Hirschberg hat aus Sicht der Statistik bessere Argumente: Es kommen mehr Schüler nach Hirschberg aus dem Umland, als dies in Heddesheim für die Johannes-Kepler-Schule der Fall ist. Somit ist das Einzugsgebiet größer und damit auch das „Gewicht“ dieses wesentlichen Arguments.

Da auch die Schulbezirksgrenzen fallen werden, gewinnt dieses Argument noch mehr an Bedeutung.

Andererseits gibt es auch in der Gemeinde Heddesheim denselben Anspruch – allerdings noch nicht offiziell, denn der im Juni neu gewählte Gemeinderat hat sich zu diesem Thema noch nicht beraten.

Fakt ist: Die Gemeinden müssen sich einigen, um gegenüber dem Ministerium gemeinsam stark auftreten zu können. Beanspruchen beide die Hauptstelle für sich – würden sich die Gemeinden gegenseitig in ihrer Verhandlungsposition gegenüber dem Ministerium schwächen.

Fakt ist: Bei einer Kooperation einer gemeinsam betriebenen Werkrealschule ist zwingend vorgeschrieben, dass eine Gemeinde in Sachen Schulleitung „verzichten“ muss.

Der Mannheimer Morgen zitierte den Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler, dass dieser mit dem Hirschberger Bürgermeister Manuel Just „bilateral“ verhandle.

Der allerdings handelt politisch im Auftrag des Hirschberger Gemeinderats – der sich klar für die Hauptstelle an der Martin-Stöhr-Schule ausgesprochen hat.

Mit welchem Auftrag Herr Kessler verhandelt, ist hingegen unklar.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog