Freitag, 24. März 2023

Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses veröffentlicht

Das neue Leitbild der Gemeinde Heddesheim

leitbild heddesheim-130916- IMG_9915

Rund 80 Bürger/innen haben bei der Entwicklung der Leitsätze mitgewirkt.

 

Heddesheim, 21. September 2013. (red/aw) Heddesheim hat 45 Leitsätze für die Zukunft der Gemeinde veröffentlicht. Sie sind das Ergebnis des Bürgerbeteiligungsprozesses, der im November 2012 gestartet worden war. Das Leitbild soll vor allem den Gemeinderat in den kommenden Jahren bei verschiedensten Anlässen begleiten. Ins Bürgerhaus kamen am Montag rund 160 Bürger/innen zur Präsentation. [Weiterlesen…]

Ringstraßen-Debatte

Aufklärung für Kessler

Heddesheim, 24. September 2012. (red/pro) Der Gemeinderat will Daten anfordern, um die Priorisierungseinschätzung der Ringstraßen-Erweiterung einsehen zu können. Man darf gespannt sein, welche Daten übermittelt werden und welche Schlüsse man daraus ziehen kann. Klar ist: Vor 2020 geht nichts in Sachen Ringstraße. Und klar ist auch, wer die politische Verantwortung trägt: Die alte CDU-Landesregierung im Allgemeinen und Herr Kessler im Besonderen.

Kommentar: Hardy Prothmann

Bürgermeister Michael Kessler ist zwar parteilos, fährt aber auf einem schwarz-rot-gelben Ticket. Richtig komisch ist, dass ausgerechnet er nun „Aufklärung“ fordert. „Pfenning“ wurde vorbereitet, in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen und dann in öffentlicher Sitzung mit dem Aufstellungsbeschluss zementiert. Einflussmöglichkeiten für die Bürger? Keine Chance.

Der Meister der Intransparenz und der nicht-Öffentlichkeit geriert sich nun zum „Aufklärer“. Was für ein Treppenwitz. Aber zu den Fakten.

Im Mai 2009 haben wir Harald Protz, Leiter des Referats Straßenplanung, zu den einzelnen Schritten befragt und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, bis die Umgehungsstraße tatsächlich fertig sein wird (das Interview können Sie hier nachlesen):

Was Harald Protz im Gespräch mit dem Heddesheim-Blog nicht klären kann, ist die Finanzierung und die Bauzeit, weil das zum jetzigen Zeitpunkt unwägbare Faktoren sind. Der Abschluss des Planfestellungsverfahrens fällt in die Zeit der Landtagswahlen – danach gibt es einen neuen Landeshaushalt, wie dort welche Mittel verteilt sein werden, ist unklar. Die Bauzeit der Umgehungsstraße dürfte etwa drei Jahre betragen.

Die Auskunft von Herrn Protz war also korrekt. Es gab Landtagswahlen, die CDU ist nach fast 60 Jahren Regierungszeit abgewählt worden und die neue grün-rote Landesregierung steht vor den Trümmern der CDU-Regenschaft: 734 „Straßenbauprojekte“ wurden „begonnen“. Der dafür benötigte Gesamtetat: 2,5 Milliarden Euro. Sofern das reicht. Wenn wie in Schriesheim oder Neckargemünd nachfinanziert werden muss, sind es auch schnell 5 Milliarden Euro. So gut wie keines dieser Projekte ist durchfinanziert. Es sind hohle Versprechungen, angefangene Straßen, angefangene Planungen, gebaute Brücken ohne Anschlüsse. Lauter hohle Versprechungen. Es ist ein einziges Desaster.

Landesrechnungshof: Straßenhaushalt stark belastet

Ich kann mich noch gut an den CDU-Gemeinderat Rainer Hege erinnern, als dieser den Ex-Ministerpräsidenten Stefan Mappus während des Wahlkampfs 2011 in Heddesheim empfangen hat. Stolz wie Bolle war Hege. So aufgepumpt stolz, dass ihm schier die Reifen seines Traktors zu platzen drohten. Wie ein König wurde Mappus empfangen – mittlerweile deutet alles daraufhin, dass man ihn wie einen Dieb vom Hof jagen muss. Das hat Herr Hege aber noch nicht realisiert.

Vielleicht hilft ihm sein Parteifreund Dr. Josef Doll dabei. Der könnte  ihm erklären, was diese Einschätzung des „Impulsprogramms“ der CDU durch den Landesrechnungshofs bedeutet:

Der Rechnungshof hat das Programm geprüft. Max Munding, Präsident des Rechnungshofs, fasst das Ergebnis der Prüfung wie folgt zusammen: „Das Impulsprogramm war schlecht durchgerechnet. Mit den viel zu niedrigen Kostenansätzen nahm die Straßenbauverwaltung in Kauf, dass für die Finanzierung der allgemeine Straßenbauhaushalt in großem Umfang herhalten muss. Dies wird dort letztlich zulasten des Straßenerhalts gehen.“

Das zuständige Innenministerium hatte 2008 vier Maßnahmen mit geschätzten Gesamtkosten von 99 Millionen Euro für das Programm vorgeschlagen. Die fehlenden 39 Millionen Euro sollten über den originären Haushalt für Straßenbau finanziert werden. Bis 2011 sind die geschätzten Bauausgaben für die vier Maßnahmen jedoch auf 140 Millionen Euro gestiegen. Drei Maßnahmen sind im Bau: Ortsumfahrung Schriesheim (Regierungsbezirk Karlsruhe); Westtangente Konstanz (Regierungsbezirk Freiburg); Ortsumfahrung Darmsheim (Regierungsbezirk Stuttgart). Die Ortsumfahrung Bermatingen/Salem-Neufrach (Regierungsbezirk Tübingen) wird noch geplant.

Die Umsetzung der Maßnahmen des Impulsprogramms wird den Straßenbauhaushalt in den nächsten Jahren stark belasten. Die fehlenden Mittel können nur aus den Erhaltungsmitteln für Landesstraßen aufgefangen werden. Dies ist rechtlich zulässig, da die Haushaltsansätze für den Erhalt sowie für Aus- und Neubau der Landesstraßen gegenseitig deckungsfähig sind. Es führt aber dazu, dass die für 2012 im Staatshaushaltsplan für den Straßenerhalt notwendigen und veranschlagten 100 Millionen Euro nicht vollständig zweckentsprechend eingesetzt werden können. Dringende Erhaltungsarbeiten bei den Landesstraßen müssen daher aufgeschoben werden.

Wille zum Sparen vs. Lust am Prahlen

Die grün-rote Landesregierung hat für die nächsten zehn Jahre im Generalsverkehrsplan 380 Millionen Euro für Landesstraßen vorgesehen. Das sind im Schnitt knapp 40 Millionen Euro pro Jahr und wird nicht reichen. Die neue Regierung zeigt aber im Gegensatz zur alten Realitätssinn und den Willen zum Sparen statt die Lust am Prahlen.

Geradezu hinterhältig ist der Vorwurf, den der FDP-Gemeinderat Hasselbring gebracht hat, die „Grünen wollen keine Straßen bauen“. Sie können ebensowenig wie die CDU die Straßen bauen, die die CDU den Menschen vorgelogen hat. Das ist die Wahrheit. Und Herr Hasselbring schafft es wieder nicht über das Format eines stänkernden Nörglers hinauszukommen.

Wer so krakelt und Investitionen verspricht, ohne Geld dafür zu haben, muss Schulden machen. Und das auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Die aber sind viel mehr an intelligenten Verkehrssystemen interessiert. Sie wollen ebenso wie die Alten mobil sein. Aber nicht nur auf Straßen, sondern vermehrt mit dem ÖPNV und mit kurzen Wegen.

Vielerorts haben Umgehungen dazu beigetragen, dass der innerörtliche Handel gelitten hat. Was klar ist. Der Verkehr und damit die Menschen, fahren am Ort vorbei. Die Lastwagenfahrer im Ort halten nicht beim Bäcker – die stinken, machen Lärm und krank, die Straßen kaputt und fahren durch. Und darum wird es in Zukunft gehen müssen: Den richtigen Verkehr in den Ort zu lenken und den falschen raus zu halten.

Kessler nicht Herr der Ringstraße

Die Ringstraße hat für Herrn Kessler eine politische Bedeutung. Deswegen ist er auch so sauer. Denn hier läuft was „verkehr-t“. Wie wir im Rahmen der Gerichtsverhandlung gegen den Bebauungsplan berichtet haben, wird „Pfenning“ mit „Partnern“ kooperieren. Dazu gehört auch Kraftverkehr Nagel in Ladenburg. Die kleinen und größeren Lkw dieser „Kooperation“ werden durch den Ort fahren müssen, um Waren hin und her zu transportieren. Und die Menschen werden darunter leiden. Und es wird viele gefährliche Situationen geben. Und die Immobilien entlang der Werderstraße werden enorm an Wert verlieren. Ebenso wie die Versprechungen von Herrn Kessler.

Soviel zur Aufklärung. Auch Bürgermeister Kessler hat sich auf die Versprechungen der CDU, hier auch Herrn Georg Wacker, verlassen und fühlt sich nun verlassen. Denn die Ringstraße hatte er auf dem Plan, um „Pfenning“ und Edeka anzubinden. Aus keinem anderen Grund. Ob die Straße kommt oder nicht, ist dem Verkehrserzeuger vermutlich egal. Aber er ist extrem sauer, dass es keinen Wacker mehr gibt, der sagt: „Die Ringstraße ich auf einem guten Weg.“

Kessler steht sogar noch „alleiner“ da, denn auch der Regionalverband hat die Ringstraße in seiner „Wunschliste“ nicht aufgeführt.

P.S. Dass die Heddesheimer Grünen nur dem Wunsch nach Aufklärung zur Stuttgarter Studie zugestimmt haben, enttäuscht und lässt eine mangelnde Vorbereitung vermuten. Es wäre angebracht gewesen, das Planungsdesaster der früheren CDU-Regierung und die hohlen Versprechungen umfangreich zu thematisieren. Aber dafür gibt es ja das Heddesheimblog.de.

Beim Heckenschnitt geht es „ganz sicher“ um eine Machtdemonstration

Heddesheim, 02. November 2011. (red) Am morgigen Donnerstag wird die Hecke um das Biotop des Vogelparks auf mehreren hundert Metern zurückgeschnitten. Angeblich geht es um die „Sicherheit“ der Fußgänger. Tatsächlich darf man das bezweifeln. Und andere Gründe vermuten.

Von Hardy Prothmann

Dass Bürgermeister Michael Kessler „grün nicht grün ist“, braucht man kaum jemandem zu erklären.

Der derzeit amtierende Bürgermeister gilt als „Betonkopf“. Büsche, Sträucher, Hecken – die Natur bedeutet Herrn Michael Kessler nicht viel. Er baut lieber oder lässt bauen, auch wenn bei seinem Lieblingsprojekt „Pfenning“ irgendwie nichts vorwärts geht.

Beton gegen Natur

Der Heddesheimer Gemeinderat Kurt Klemm ist so ziemlich das Gegenteil von Herrn Kessler. Dem Vogelfreund und Naturschützer ist jedes Unkraut lieber als Beton.

Und der Zoff um den Heckenrückschnitt rund um das Biotop des Vogelparks ist das beste Beispiel, um diesen Systemwiderspruch zu belegen.

Kurt Klemm ist einer der Gründer des Vogelparks. Seit über 50 Jahren haben sich die Vereinsmitglieder ehrenamtlich eingebracht und den intaktesten Flecken Natur geschaffen, den Heddesheim zu bieten hat. Eine Naturoase am Badesee. Den größten Teil davon darf niemand betreten. Er gehört der wilden Natur, nicht den Menschen. Als Rückzug für die wenigen Wildtiere, die Heddesheim geblieben sind. Ein Eingriff findet nicht statt.

Doch das stimmt nicht ganz. Das Gelände gehört der Gemeinde, der Vogelverein hat es nur gepachtet. Das Gelände gehört also allen Heddesheimerinnen und Heddesheimern, aber einer hat den absoluten Besitzanspruch. Michael Kessler.

Dessen Vater ist Legende im Ort, all die großen Projekte des Gemeinwohls, Sportzentrum, Schwimmbad, Badesee, sind untrennbar mit dem Namen Fritz Kessler verbunden. Seinem Sohn Michael bleibt nur die Verwaltung des Erbes. Oder das Zubetonieren der Natur.

Der Güllelaster braucht den ganzen Weg - für Fußgänger ist kaum Platz. Deswegen soll die Vogelparkhecke beschnitten werden. An anderer Stelle wird es keine "Ausweichmöglichkeiten" geben. Bild: privat

Als wollte Michael Kessler sich das Erbe einvernehmen, plant er einen „umfassenden“ Rundweg um den Badesee. Dafür wäre er auch mitten durchs Biotop „gegangen“ – doch das wurde verhindert. So muss er den Weg um Badesee und Vogelpark herum „gestalten“.

Aktuell wird bald ein weiterer Wegeabschnitt fertig sein. Und es gab immer Streit, weil Kessler zu nah ans Biotop ran will. Er bedrängt es geradezu. Diese Natürschützer… was mag er über sie denken?

Der Rückschnitt der Biotop-Hecken ist wie ein Schnitt ins Fleisch der Vogelschützer-Seelen. Bürgermeister Michael Kessler muss wissen, wie weh es den engagierten Vereinsmitgliedern tun muss, wenn sie wieder ein Stück Natur opfern müssen.

Heckenschütze vs. Heckenschützer

Die Hecken bieten Schutz und Nahrung – nicht nur für Vögel. Der Rückschnitt ist ein Einschnitt – nein, eigentlich ein „Rückschritt“. Denn über Jahrzehnte sind die Hecken gewachsen, in ein, zwei Tagewerken werden sie „begradigt“, „in Form“ gebracht. Aus Sicht der Vogelschützer ist es ein Schnitt ins Fleisch ihrer Überzeugung: Möglichst viel Natur der Natur zu überlassen.

Das Argument, die Fußgänger bräuchten einen „Ausweg“ für die sichere Passage, ist nur vorgeschoben. Jeder im Ort, der sich für die Vorgänge interessiert, weiß, dass Herrn Kessler die Vogelfreunde ein Dorn im Auge sind. Denn sie haben sich gegen sein Betonprojekt „Pfenning“ ausgesprochen. Und dass, obwohl einige bei der Gemeinde beschäftigt sind oder waren. Also bei ihm, dem Bürgermeister, der von sich denkt und sagt, dass ihm die Gemeinde gehört.

So viel Zivilcourage muss „begrenzt“ und zurückgeschnitten werden.

Umso mehr, als ein ehemaliger „Bediensteter“ nun als ehrenamtlicher Gemeinderat im höchsten Gremium der Gemeinde mitwirkt: Kurt Klemm, der als Hausmeister für die Gemeinde tätig war und nun im Ruhestand ist. Und einer, der es immer wieder wagt, dem Bürgermeister zu widersprechen. Einer, der Fragen stellt, statt stumm abzunicken. Einer, der sich jenseits der großbürgermeisterlichsten Ideen aller Zeiten ganz anders engagiert. Mit Besinnung. Einer, der keinen Rückschnitt als Fortschritt begreift.

Wer sich vor Ort selbst ein Bild macht, erkennt sofort die schwache Argumentationslage.

Wenn es wirklich darum ginge, den Spaziergängern einen „Ausweichraum“ zu schaffen, um „gefährliche Begegnungen“ mit Fahrzeugen auf dem Wirtschaftsweg zu vermeiden, dann müssten nicht nur die Hecken am Vogelpark weichen und ein „Schotterrasen“ neben der Fahrbahn angelegt werden.

Wenn dem so wäre, müsste neben allen landwirtschaftlichen Wegen ein solcher „Schotterrasen“ angelegt werden, auf dem die Spaziergänger neben der Fahrbahn laufen könnten. Denn ausgerechnet vor Ort am Vogelpark ist mehr als genug Platz für Fußgänger, um ein Fahrzeug mit einem Schritt zur Seite passieren zu lassen.

Einsicht vs. Fahrlässigkeit

Tatsächlich müssen Fußgänger sonst meistens „in den Acker treten“, wenn sie an anderer Stelle ausweichen wollen – vor allem Fahrzeugen, die hier eigentlich gar nicht fahren dürften, deren „Anlieger“-Status durchaus bezweifelt werden darf und die die Wege nutzen, um „abzukürzen“.

Auch das Argument der „Einsicht“ – also auf den landwirtschaftlichen Weg – ist durchschaubar. Wer keine Einsicht hat, schaut vorsichtig. Ob Fußgänger oder Autofahrer. Tut weder der eine noch der andere das, handelt man fahrlässig. Schafft man nun „Einsicht“, können zumindest Autos und Traktoren schneller fahren, denn sie sehen ja, ob da jemand steht oder läuft oder nicht.

Und darum scheint es zu gehen: Nicht das Spazieren zu befördern, sondern das Verkehren. Die Fahrzeuge sollen Platz bekommen.

Bürgermeister Michael Kessler weiß, dass jeder „Rückschnitt“ am Biotop einen Eingriff in die Seelen der Vogelschützer bedeutet. Die Heddesheimerinnen und Heddesheimer sollten das genau verstehen, sonst verstehen sie nicht, was der wahre „Antrieb“ ist.

Es geht um Macht. Und deren Demonstration. Ohne Sinn und Sinnlichkeit. Es geht gegen die Natur anderer, die nicht für die „Macht“ sind.

Es geht um Durchsetzung von Interessen – angeblich im Sinne der Gemeinde. Tatsächlich im Unsinn desjenigen, der sich dafür hält.

Oder auch um die Bedienung der Landwirtschaftslobby, die „sehr gut“ im Gemeinderat vertreten ist. Vor allem beim Abnicken.

Wer nun vermutet, dass ein Interesse das andere bedient – tja, der hat eine Meinung. Und die lässt sich nicht so leicht zurückschneiden wie eine Hecke.

Wer meint, es gehe unter dem „vorgeschützen“ Argument der „Sicherheit“ um eine Art „Revanche der Macht“, tja, der darf diese Meinung haben und sich vor Ort selbst ein Bild machen.

Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist verantwortlich für das Heddesheimblog und selbst ehrenamtlicher Gemeinderat. Er ist als partei- und fraktionsfreier Gemeinderat ständig mit der Willkür und Missachtung des Bürgermeisters Michael Kesslers konfrontiert und kritisiert diesen für dessen Intransparenz und seine heillose Leitung des Gemeinderats – 2009 hat Hardy Prothmann als unabhängier Kandidat die Wahlliste der FDP mit herausragendem Vorsprung gewonnen. Zur Aufstellung auf der FDP-Liste sagt er heute: „Das ist einer meiner größten Fehler gewesen, für die ich mich sehr schäme. Ich bin parteilos und bleibe das. Die FDP hat mich gefragt, ob ich mich auf deren Liste als Kandidat bewerben würde. Ich kann nur betonen, dass ich nichts mit dieser Partei und schon gar nicht mit diesem seelenlosen Ortsverband zu tun habe und froh wäre, nicht auf dieser Liste gestanden zu haben.“

„Große Verneigung vor diesen Weinheimer Landwirten“

Der Sprecher des Weinheimer Bauernverbands, Fritz Pfrang (2. von links), kritisiert den Flächenfraß.

Guten Tag!

Heddesheim/Weinheim, 21. Oktober 2011 (red) Der Heddesheimer Gemeinderat und Umweltschützer Kurt Klemm prangert in seinem Gastbeitrag die Verantwortungslosigkeit Heddesheimer Landwirte an und lobt die Entschlossenheit Weinheimer Bauern, ihr Land zu verteidigen. Er fühlt sich bei der Entwicklung „Breitwiesen“ in Weinheim an „Pfenning“ in Heddesheim erinnert. Seit Fazit: „Beton kann man nicht essen.“

Leserbrief: Kurt Klemm

Große Verneigung vor diesen Weinheimer Landwirten, die den rigorosen Flächenverbrauch in unserer Region anprangern. Die Worte von Fritz Pfrang, Weinheimer Bauernverband, dass man sich nicht der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten berauben lassen will und man sich der Verantwortung für die nächste Generation durchaus bewusst ist, muss in den Ohren einiger Heddesheimer Bauern und besonders der Spitze des Bauernverbandes, wie blanker Hohn klingen.

Gerade in einem Dorf wie Heddesheim, wo landwirtschaftliche Tradition Hunderte von Jahren zurückreicht, wird mit angeblich halbherzigem Bedauern, bestes Ackerland einer Gemeinde und damit ungewisser Zukunft geopfert.

Versprechungen von 1.000 Arbeitsplätzen, hohen Gewerbesteuern und vieles mehr sind seit über einem Jahr nur Traumgespinste von CDU, SPD und FDP und eines Bürgermeisters.

Selbst die Weinheimer CDU-Stadträtin Susanne Tröscher sieht die Ansiedelung von Pfenning auf Heddesheimer Grund als eine Investition auf wackeligen Füßen. Ob sie recht hat?

Erinnerungen an die Anfänge der Pfenninggeschichte, als eine Heddesheimer CDU-Gemeinderätin den immensen Flächenverbrauch anprangerte und prompt Ärger mit der eigenen Fraktion bekam, kommen da wieder.

Bleibt zu hoffen, dass dieser tapferen Frau aus Weinheim nicht gleiches widerfährt. Bauer Fritz Pfrang prangerte die Vorgänge als einen ruinösen Wettkampf der Gemeinden, zulasten ihrer Flächen an, ja sogar von undurchsichtiger Politik innerhalb der Verwaltung ist die Rede. Wie sich doch die Praktiken der Kommunen gleichen.

Ich hoffe nur, dass dieser Protest nicht nur in Weinheim wahrgenommen wird, denn alle, die gegen diesen sinnlosen Verbrauch bester Ackerflächen sind, sollten sich angesprochen fühlen.

Beton kann man noch nicht essen.

Dokumentation:
Vor der Sitzung des Weinheimer Gemeindrats fuhren 23 Landwirte vor dem Rolf-Engelbrecht-Haus in Weinheim mit ihren Schleppern vor, die mit Schildern wie „Stoppt den Flächenfraß“ ihren Protest zum Ausdruck gebracht haben. Kurz vor der Sitzung hielt der Sprecher der Weinheimer Landwirte, Fritz Pfrang, eine kämpferische Rede: „Es wird der Stadtverwaltung nicht gelingen, die Herausgabe unseres Eigentums zu erzwingen.“

Zur Zeit steht in Heddesheim die erneute Aufgabe von Ackerland zur Debatte – Edeka plant ein neues Getränkelager, Dutzende von Hektar Ackerland werden dieser zum Opfer fallen. Der Rat hat dafür den Weg frei gemacht.

Im Heddesheimer Gemeinderat sitzen zwei Vollerwerbslandwirte, Reiner Hege und Volker Schaaf (beide CDU), die die Entwicklung begrüßen. Kritik am Flächenverbrauch äußern die Heddesheimer Landwirte nicht. Angst um ihre Zukunft scheinen sie auch nicht zu haben. Mehrere andere Gemeinderatsmitglieder haben familiär einen landwirtschaftlichen Hintergrund – auch hier ist keine Kritik zu hören.

Ganz im Gegenteil äußerte sich einer der beiden CDU-Landwirte gestern in der Pause der Gemeinderatssitzung in Heddesheim im Gespräch: „Wenn einer schon 150 Wohnungen hat, dann kämpft es sich leicht für irgendsoeinen Acker. Ich sage jetzt nicht, dass das so ist, ich kenne die Verhältnisse nicht, aber das kann man ja annehmen, dass das so sein könnte. Man muss das immer im Verhältnis sehen.“

Fast 400 Artikel zu „Pfenning“ finden Sie hier.

„Vor wem soll man sich fürchten? Vor den Umweltheinis oder Monsanto & Co?“ Alexander Spangenberg im Interview über leckere Produkte und notwendige Handlungen


6. Bürgenland Regionalmarkt - sehr gut besucht dank schönem Wetter, aber auch großem Interesse der Besucher.

Ladenburg/Rhein-Neckar, 26. September 2011. (red) Alexander Spangenberg ist eine Art Aktivist. Er kämpft mit anderen zusammen für eine gentechnikfreie Region. Er ist Vorsitzender des BUND Ladenburg und einer der Mitbegründer von „Bürger für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in der Kurpfalz“, kurz „BürGenLand“.

Er ist aber auch Unternehmensberater und Stadtrat in Ladenburg. Aktuell haben wieder rund 20 Aussteller beim 6. Regionalmarkt „Bürgenland“ Produkte aus der Region angeboten – nicht alles ist „Bio“, aber vielleicht auf dem Weg dahin. Währenddessen arbeiten finanzkräftige Industrien mit weitreichendem Einfluss am Gegenteil davon, wie ein ARTE-Dokumentationsfilm zeigt.

Interview: Hardy Prothmann

Der 6. Bürgenland Regionalmarkt hatte im Vergleich zum vergangenen Jahr Glück mit dem Wetter. Wie lief es sonst aus Ihrer Sicht, Herr Spangenberg?

Alexander Spangenberg: Wir haben viel Zuspruch bei der Bevölkerung und viel Lob erhalten. Vor allem haben wir die Kosten reinholen können, was auch sehr positiv ist.

Die Aussteller kommen aus der Region – ist die Nachfrage groß?

Spangenberg: Anfangs war es sehr mühsam, vor allem hier vor Ort bei den landwirtschaftlichen Betrieben aus Ladenburg. Das sind konventionell wirtschaftende Betriebe, die wohl Sorge hatten, dass die „Umweltheinis“ wieder Ärger machen. Mittlerweile hat sich diese Skepsis in eine gute Kooperation verwandelt. Aktuell haben wir 20 Aussteller und weiten gerne aus, sofern qualitätsvolle Produkte angeboten werden. Bürgenland ist nicht einfach nur lecker – sondern notwendig.

Der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl (Bündnis90/Die Grünen) wurde von Ihnen zur Landwirtschaftspolitik der neuen Regierung befragt. Sie fragten zur gentechnikfreien Zone, zur Landschaftspflege und zur Förderung von neuen Biobetrieben sowie zu Biogasanlagen. Was denken Sie über die Antworten?

Alexander Spangenberg am Mikro: Informieren ist alles.

Spangenberg: Herr Sckerl versicherte, dass die Regierung alles tun wird, um gentechnikfreie Zonen zu realisieren, was uns natürlich zusagt. Was fehlt, sind verbindliche Kreistagsbeschlüsse und konkrete Förderungen. Wir werden sehen, was daraus wird.

Was die Landschaftspflege angeht, hat Uli Sckerl eine Umschichtung der entsprechenden Budgets zugesichert – im Rahmen der Möglichkeiten.

Die Entwicklung bei „Biogas“ gefällt uns überhaupt nicht.

Das Thema Biogas treibt uns sehr um. Einerseits ist Biogas eine nachhaltige Form der Energieerzeugung, andererseits gefällt uns die Entwicklung überhaupt nicht. Es kann nicht sein, dass Felder nur noch für den Maisanbau genutzt werden, der dann in die Anlagen geht. Diese „Vermaisung“ der Landschaft führt zu einer Bedrohung der Artenvielfalt und zu Monokulturen, was wir definitiv ablehnen. Auch hier will Sckerl gegensteuern: Da bin ich aber sehr skeptisch. Hier ist Aufklärung äußert wichtig und auf Bundesebene eine Veränderung der „Einspeisevergütung“ für den erzeugten Strom.

Sie sind in engem Kontakt mit den Besuchern, die man durchaus als sehr interessiertes Publikum bezeichnen kann. Was hört man denn von denen?

Spangenberg: Vor allem sehr viele Glückwünsche zu den von uns bis hier erreichten Ergebnissen, wie dem Anbaustopp von MON810, dem genveränderten Mais des Monopolisten Monsanto vor unserer Haustür. Die haben wir aus der Region vertreiben können.

Das bedeutet aber nicht, dass wir uns in Ruhe zurücklehnen können. Allein bei der europäischen Kommission in Brüssel sind über zwanzig GVO-Konstrukte (Gentechnisch veränderter Organismus) in der Zulassung. Darunter wiederum MON810.

Was können BUND und Bürgenland dagegen tun?

Bürgenland wird von Umweltaktivisten getragen: Hier im Bild Alexander Spangenberg und Anke Antary, Mitglied der Grünen in Heddesheim.

Spangenberg: Informationen sammeln und weitergeben. Druck auf Abgeordente ausüben und nicht locker lassen. Das sind bescheidene Mittel, die aber enorme Auswirkungen haben können. In Bayern musste beispielsweise ein Imker seine komplette Honig-Ernte vernichten, weil sie mit Pollen von MON810-Mais verunreinigt waren.

Der Imker hat sich erfolglos durch alle Instanzen in Deutschland geklagt, erst vor dem Europäischen Gerichtshof hat er Recht und damit Anspruch auf Schadensersatz für die verseuchte und dann vernichtete Ernte bekommen . Es braucht leider viele von diesen tapferen Vorkämpfern, um gegen die Gentechnik-Lobby aus Landwirtschaft und Politik etwas ausrichten zu können.

Über 80 Prozent der europäische Bevölkerung lehnen Gentechnik in der Landwirtschaft ab. Das ist eine starke Basis – leider steht dagegen der weltweit vernetzte Lobbyismus.

Nach dem Regionalmarkt ist vor dem Regionalmarkt. Was macht Bürgenland sonst?

Spangenberg: Wir informieren kontinuierlich die Kommunen und werben für unsere Ideen. Um die Jugend zu erreichen gehen wir zu den Oberstufenschülern der Gymnasien der Region. Denn der Lobbyismus der großen Konzerne dringt bereits bis in die Schulen vor.

So schickt die BASF zum Beispiel einen Bus in die Schulen, genannt Gen-Lab, hier wird für Gen-Technik geworben und die Gefahren werden selbstverständlich klein geredet. Am Beispiel des Amflora-Skandals wird das deutlich. Die als Industriekartoffeln veränderte Pflanze wurde zunächst nur als Stärke-Pflanze zugelassen. Eine Verunreinigung lässt sich aber nicht verhindern.

Die genveränderte Kartoffel „Amflora“ wächst auch da, wo sie nicht hingehört.

So wächst die Amflora-Kartoffel auch da, wo sie nicht hingehört. Aus diesen Gründen hatte die BASF eine zweite Zulassung als Nahrungsmittel nachgeschoben. Geradezu mantraartig wird der Begriff der „Koexistenz“ dahergebetet, also die Behauptung, gentechnisch veränderte und konventionelle Pflanzen könnten problemlos bei ausreichendem Abstand angebaut werden.

Tatsächlich ist die BASF noch nicht mal in der Lage, in ihrem Kartoffelkeller Ordnung zu halten – dort wurden zwei GVO-Kartoffeln einfach mal verwechselt. Die Gefahr des Dilletantismus kommt zu den unabwägbaren Risiken hinzu.

Gemüse aus der Region: Gemüsebauerin Christiane Ernst bedient Kunden.

Was hat Bürgenland in Zukunft vor?

Spangenberg: Ein heißes Thema ist das ebenfalls von Monsanto entwickelte Unkrautvertilgungsmittel Glyphosat. Das ist das derzeit weltweit meist verkaufte Herbizid – viele von Monsanto entwickelte Genpflanzen sind resistent gegen dieses Gift. So schließt sich für Monsanto die Verwertungskette – man verkauft eine GVO-Pflanze plus das passende Herbizid.

Inzwischen häufen sich aber alarmiernde Meldungen, dass das Gift in Tieren und Menschen nachgewiesen werden kann und schwere Gesundheitsschäden sind nicht ausgeschlossen. Darüber wollen wir verstärkt aufklären.

Bürgenland dient allen.

Wer kann Mitglied bei Bürgenland werden?

Spangenberg: Alle Bürgerinnen und Bürger, alle Kommunen, alle Organisationen – unser Anliegen dient schließlich allen. Wir sind als Verein in der Gründung – bislang reicht eine formlose Erklärung zur Teilnahme und Unterstützung. Mitgliedsbeiträge gibt es noch nicht. Wir freuen uns also über Zuschriften.

Dokumentation:
„BürGenLand“ ist bislang eine Arbeitsgemeinschaft, die sich für eine gentechnikfreie Landwirtschaft einsetzt. Informationen finden Sie hier: Bürgenland. Mitglieder kommen aus der gesamten Region.

Information von Greenpeace über Monsanto und Gentechnik.

Arte-Film über Monsanto: Mit Gift und Genen

Gläserner Gemeinderat: Wer oder was ist eigentlich „Pseudo“?

Guten Tag!

Heddesheim/Rhein-Neckar, 27. Juli 2011. (red) In der Gemeinderatssitzung habe ich einen erweiterten Antrag gestellt, den Bürgermeister Michael Kessler als „Pseudo“-Antrag bezeichnet hat. Was Pseudo ist und wer Pseudo ist, darüber kann man trefflich diskutieren.

Von Hardy Prothmann

Herr Bürgermeister Kessler unterstellt mir, ich hätte einen „Pseudo“-Antrag gestellt. Herr Kessler, der hoffentlich weiß, dass „Pseudo“ so viel wie „falsch“ oder „gelogen“ heißt, weiß hoffentlich, was er tut, wenn er solche Äußerungen tätigt.

Er unterstellt einem unabhängigen freien Gemeinderat, dass dieser „Lügen“-Anträge stellt, um es mal zu übersetzen.

Partei- und fraktionslos: Hardy Prothmann, Foto: sap

Was ist der Inhalt meines „Lügen“-Antrags? Ganz einfach. Das Unternehmen Edeka Südwest plant ein richtig großes Getränkelager in Heddesheim. Wieder werden dafür 80.000 Hektar Ackerland vernichtet. Muss das so sein oder gibt es eine andere Lösung. Um meinen Antrag zu erklären, hole ich aus:

Wie auch bei der „Pfenning“-Entscheidung wird von Arbeitsplätzen und Gewerbesteuer gesprochen und die Edeka-Erweiterung mit Wohl und Wehe Heddesheims begründet: Kommt die Erweiterung ist das „Wohl“, kommt sie nicht, ist das „Wehe“.

Wohl und Wehe.

Ein gewichtiges Argument des Bürgermeisters Kessler und seiner Abnickerfraktionen war, dass man erst den Hauptsitz von Edeka verloren habe und ab diesem Sommer auch das Fleischwerk. Man brauche den „regional-verwurzelten“ Investor „Pfenning“, der neue Arbeitsplätze schaffen und viel Gewerbesteuer zahlen werde, um das zu kompensieren und sogar noch zu erweitern. Ob will jemand, dass man Hallenbad, Spielplätze und andere wohltätige Angebote schließen muss?

Wie zu jedem guten Märchen gehört die Angst zur Geschichte und die wurde trefflich von CDU, SPD und FDP unter Führung von Michael Kessler gestreut. Doch es gibt auch eine Geschichte hinter der Geschichte. Herr Kessler und viele der Abnicker-Gemeinderäte wussten seit langem, dass Edeka unter Umständen eine Erweiterung plant. Davon haben sie während des „Pfenning“-Entscheidungsprozesses aber nie etwas gesagt.

Zufälle gibts…

Kaum ist der „Pfenning“-Bebauungsplan rechtskräftig geworden, nimmt Edeka Kontakt zur Gemeide auf und kurz darauf werden Pläne vorgestellt, dass Edeka erweitern möchte. Das habe sich alles so ganz zufällig ergeben. Das kann man glauben oder nicht.

Man kann auch weiterhin glauben, dass „Pfenning“ seine regionalen Standorte in Heddesheim konzentriert, den Unternehmenssitz hierher verlagert, bis zu 1.000 Arbeitsplätze schafft und kräftig Gewerbesteuer zahlt. Man kann das aber auch nicht glauben und wenigstens zur Zeit stehen die Zeichen eher auf „nicht glauben“.

Es gibt auch Leute, die sind unerschütterlich in ihrem Glauben, geradezu fanatisch. Dazu gehört auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Merx, der im aktuellen Mitteilungsblatt in blumigen Zeilen seinem Glauben Ausdruck verleiht. Man sei bei Pfenning direkt gewesen und dort wurde versichert, dass alles so geschieht, wie angekündigt. Wie beruhigend.

Zwar hat das Unternehmen vor kurzem selbst dem Mannheimer Morgen Auskunft gegeben, dass man zunächst keine Konzentration mehr plane, sondern „Neugeschäft“ und gut Ding Weile haben will. Herr Merx glaubt anscheinend dem MM nicht und hat sich entschlossen, seinen Träumen nachzuhängen. Das brachte er auch im Gemeinderat zum Ausdruck, was für „Lacher“ im Zuschauerraum sorgte. Herr Merx sagte an den Zuschauerraum gewandt: „Es freut mich, dass sie mich beachten.“

Glaubensfragen.

Man darf fürn Herrn Merx hoffen, dass sich die Vorsilbe „be“ nicht in ein „ver“ verwandelt.

Jetzt kann man glauben oder denken – das sind zwei verschiedene Zugänge zur Welt. Ich habe als Gemeinderat die Aufgabe, das Wohl der Gemeinde nach Möglichkeiten zu fördern oder Schaden (Wehe) abzuwenden.

Deswgen habe ich mich auch konsequent gegen eine „Pfenning“-Ansiedlung ausgesprochen und als klar war, dass man gegen die Mehrheit keine Chance hat, habe ich mit den Grünen zusammen versucht, diese Fehlentscheidung möglichst erträglich zu gestalten. Nur durch unsere kritische Haltung wurden Zugeständnisse gemacht, die sonst nicht gemacht worden wären.

Bürgermeister Kessler und die Abnicker haben alles getan, um möglichst unkritisch „Pfenning“ voranzubringen und siehe da: Es passiert genau nichts. Der MM verkündete, dass „im April die Bagger rollen“. Vier Monate später „renaturiert“ sich das Gelände und „Pfenning“ kündigt an, es laufe alles nach Plan. Ist das so? Das kann man glauben oder nicht.

Pseudo-Antrag?

Jetzt will Edeka erweitern, die haben Geld und die habens eilig. Mein Gedanke ist ein naheliegender: Das „Pfenning“-Gelände ist entwickelt, aber „Pfenning“ hat vermutlich Schwierigkeiten, dass Projekt umzusetzen. „Pfenning“ will „Neugeschäft“ ansiedeln. Wer eins und eins zusammenzählen kann, versteht meinen Gedanken: Es gibt das Gelände, es gibt einen Bebauungsplan, Edeka hat es eilig und Geld und will in Heddesheim bleiben… Warum sollte man nicht mal drüber sprechen, ob Edeka nicht auf dem „Pfenning“-Gelände seine Getränkehallen hinstellen kann. Das kommt der „Eile“ entgegen, das Gelände ist entwickelt, „Pfenning“ hat wieder Luft und wenigstens die Edeka wird Arbeitsplätze bieten und hoffentlich Gewerbesteuer zahlen. Und ein großes Stück Ackerland wird nicht verbraucht, sondern bleibt erhalten.

Diesen Gedanken wertet Bürgermeister Kessler als „Lüge“, als „falsch“ ab. Ohne Begründung, einfach so. In der Sitzung sagt er, ich könne das nur sagen, weil ich den Besichtigungstermin bei Edeka nicht wahrgenommen habe. Die Faktenlage sei eine andere. Daraufhin bitte ich den Bürgermeister, mich und die Öffentlichkeit doch aufzuklären, was die Fakten seien. Er sagt daraufhin, dass er sich von mir nicht zu Aussagen zwingen lasse. Wieder mal ein „Lehrstück“ in Sachen Demokratie, Öffentlichkeit und Transparenz des Herrn Michael Kessler. Es wird noch nicht einmal der Versuch gemacht, eine vielleicht bessere Lösung zu finden. Oder weiß Herr Kessler schon wieder mehr als der Gemeinderat?

Spekulationen.

Auf meine Frage, wann er den beabsichtige, den Gemeinderat und die Öffentlichkeit über die neuen Entwicklungen bei „Pfenning“ zu informieren, antwortet er, dass er sich an „Spekulationen“ nicht beteilige. Aha. Dem MM hat er auf Anfrage gesagt, dass er die Entwicklung begrüße und man Unternehmen auch eine gewisse „Flexibilität“ zugestehen müssen. Jetzt kann man spekulieren, was er damit meint.

Überhaupt geht es in beiden Prozessen insgesamt um „Spekulationen“ – was, wer, wie spekuliert? Die aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger haben dazu sicher ihre Meinung.

Mein Antrag ist also nach Auffassung von Bürgermeister Kessler eine Lüge oder falsch.

Die Zukunft wird zeigen, was von den Versprechungen übrig bleibt. Und auf wen oder was das Wort „Pseudo“ zutreffen wird.

Anmerkung der Redaktion: Hardy Prothmann ist ehrenamtlicher, partei- und fraktionsfreier Gemeinderat und verantwortlich für das redaktionelle Angebot von heddesheimblog.de.

Aufstellungsbeschluss für Edeka-Erweiterung gefasst

Gut einprägen: Wenn die Edeka-Hallen stehen, ist dieser Blick auf die Bergstraße und Leutershausen "historisch".

Guten Tag!

Heddesheim, 29. Juli 2011. (red) Die Edeka-Erweiterung um ein Getränke-Hochregallager ist in der Gemeinderatssitzung am 28. Juli 2011 gefasst worden. Der Antrag von Hardy Prothmann, das Gespräch mit „Pfenning“ zu suchen, wurde vom Bürgermeister Michael Kessler als „Pseudo-Antrag“ verstanden.

Dem Antrag „Der Gemeinderat beschließt die Aufstellung des Bebauungsplans „Unteres Bäumelgewann“ gemäß §2 Abs. 1 BauGB“ stimmte der Gemeinderat mehrheitlich zu. Drei Räte der Fraktion Bündnis90/Die Grünen stimmten dagegen, der partei- und fraktionsfreie Gemeinderat Hardy Prothmann enthielt sich der Stimme. Das Gebiet umfasst eine Fläch von ca. 8,2 Hektar (80.000 Quadratmeter).

Die Edeka Südwest plant im Süden des Standorts eine Erweiterung mit Hochregallagerhallen von bis zu 19 Metern Höhe. Gemeinderat Kurt Klemm (Grüne) kritisierte den Flächenverbrauch und stimmte dagegen. Der Grünen-Gemeinderat verlas eine Stellungnahme der Fraktion, die wir am Ende des Artikels dokumentieren. Darin wird die unterschiedliche Haltung der Grünen-Räte angesprochen, aber auch der Zweifel an „guten Beziehungen“ des Unternehmens angebracht seien, schließlich seien Hauptsitz und Fleischwerk von Heddesheim weg verlagert worden.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Merx sagte:

„Es wir nie eine lebenslage Garantie geben“,

und befürwortete die geplante Erweiterung im Sinne der SPD-Fraktion. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Frank Hasselbring sagte:

„Man kann negative Dinge mit Gewalt suchen. Dem Argument zum Flächenverbrauch können wir so nicht zustimmen, die Grünen haften einer alter Denkweise an.“

Die FDP lobte die Erweiterung, ebenso die CDU-Fraktion.

Der partei- und fraktionsfreie Gemeinderat Hardy Prothmann stellte den Antrag, die Entscheidung zu verschieben und Edeka zu bitten, mit den „Pfenning“-Investoren Gespräche aufzunehmen, ob man angesichts der aktuellen Entwicklung nicht dort das Lager errichten könne:

„Wenn es zutrifft, dass „Pfenning“ nicht kommt und an dritte Firmen Hallen vermieten möchte, wäre es doch eine Überlegung wert, ob Edeka nicht ein solcher Kunde sein könnte. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Gebiet ist entwickelt, es gibt keinen langwierigen Planunsprozess, die Verwaltung ist entlastet und „Pfenning“, die offensichtlich Schwierigkeiten haben, haben mit Edeka einen solventen Kunden. Gleichzeitig wird der Flächenverbrauch eingeschränkt.“

Bürgermeister Michael Kessler bewertete das als „Pseudo-Antrag“ und bewies damit wieder einmal seine feindselige Haltung gegenüber dem demokratischen Recht eines unabhängigen Gemeinderats, einen erweiterten Antrag stellen zu dürfen. Eine herablassende Kommentierung druch den sitzungsleitenden Bürgermeister ist in der Gemeindeordnung nicht definiert. Der Antrag enthielt vier Ja-Stimmen und eine Enthaltung – die Mehrheit lehnte ihn ab.

Nach dem Aufstellungsbeschluss ist die Möglichkeit eines Bürgerentscheids nicht mehr gegeben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Frank Hasselbring hatte in der vorherigen Sitzung beantragt, diesen schnell zu fassen, „noch vor der Sommerpause“. Hasselbring ist auch vehementester Befürworter der „Pfenning“-Ansiedlung. Die Verwaltung betonte in ihrer Vorlage die „Bürgerbeteiligung“, also eine Vorstellung in öffentlicher Gemeinderatssitzung und zwei Veranstaltungen im Bürgerhaus.

Angeblich hat Edeka noch keine Grundstücke gekauft und die weitere Entwicklung der geplanten Bebauung ist davon abhängig, ob der Nachbarschaftsverband einer Umdefinition des Geländes zustimmt. Bislang ist das Gebiet noch nicht als Bauland definiert. Im Zuge eines „Parallelverfahrens“.

„Derzeit besteht noch ein Zielkonflikt mit den Vorrangausweisungen „Schutzbedürftiger Bereich für die Landwirtschaft“ sowie „Regionale Grünzäsur“,

heißt es in der Beschlussvorlage. Und:

„Für das Zielabweichungsverfahren beim zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe dürften gute Erfolgsaussichten bestehen. Im Verfahren zur Fortschreibung des Regionalplans beabsichtigt der Verband Region Rhein-Neckar, die Vorrangsausweisungen im Bereich der geplanten Erweiterung des Gewerbegebiets zurückzunehmen.“

Weiter wurde in der Sitzung beschlossen, die Bebauungspläne „Hasenstock“ und „Im Eigentum“ in den Bebauungsplan „Industriegebiet Bundesbahnhof II“ zu integrieren (Raiffeisen-Gelände). Im Zuge von „beschleunigten Verfahren“ wird beispielsweise auf eine „Umweltprüfung“ und eine „Anhörung“ verzichtet, was Kurt Klemm kritisierte. Bürgermeister Kessler beantwortete das so:

„Aus einer grundsätzliche Haltung heraus die Anfertigung eines Umweltberichts zu fordern, geht über das Ziel hinaus.“

Der Bebauungsplan wurde bei zwei Gegenstimmen der Grünen angenommen. Auch Hardy Prothmann hatte dem zugestimmt, da aus seiner Sicht ein bestehender Bebauungsplan angepasst worden ist und der Wunsch der Edeka, die Betriebsstätten zu verändern, nachvollziehbar ist.

Anmerkung der Redaktion: Hardy Prothmann ist ehrenamtlicher, partei- und fraktionsfreier Gemeinderat und verantwortlich für das redaktionelle Angebot von heddesheimblog.de.

Klicken Sie auf die Datei für eine größere Darstellung.

 

Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Darstellung.

 

Kreisbrandleitung sieht Waldbrandgefahr im Rhein-Neckar-Kreis entspannt


Guten Tag!

Rhein-Neckar-Kreis, 29. April 2011. (red) Die anhaltende Trockenheit im Rhein-Neckar-Kreis macht nicht nur den Landwirten zu schaffen. In einigen Gebieten steigt nach drei Wochen Trockenheit auch die Gefahr von Bränden und das nicht nur in Waldgebieten. In Belgien hat ein Großbrand aktuell rund 1.000 Hektar Naturschutzgebiet vernichtet. Im Gespräch mit dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Axel Schuh wird klar, dass nicht nur das trockene Wetter die Gefahrenlage verschärft.

Von Christiane Eisele

Unser Gespräch mit Axel Schuh beginnt überraschend. Auf unsere Bitte, mit uns über die vermehrten Grasnarbenbrände im Kreis und die vielerorts vermeldete erhöhte Brandgefahr zu sprechen, reagiert Herr Schuh in bezug auf Nordbaden nämlich eher entspannt: „Es gibt derzeit keine erhöhte Brandgefahr. Durch die Regenschauer der letzten beiden Tage hat sich Lage zudem deutlich entspannt“.

Im Internet könne man das leicht selbst recherchieren, erklärt er und verweist uns auf das Angebot des Deutschen Wetterdienstes (DWD), das er auch gleich selbst aufruft. Dort stellt der DWD während der Waldbrandsaison (März - Oktober) täglich aktualisierte Waldbrandgefahrenprognosen für Deutschland bereit. Dafür muss man allerdings genau wissen, wo man suchen soll: DWD, Spezielle Nutzer, Landwirtschaft, Agrarwetter, Waldbrandgefahrenindex.

Regionale Parameter.

Die Prognose erfolgt mittels des sogenannten M-68-Modells, das international gültig ist und die Waldbrandgefährdung in Stufen von 1 (sehr geringe Gefahr) bis 5 (sehr hohe Gefahr) darstellt. Für die Prognose nach dem M-68-Modell spielt außer meteorologischen Parametern auch der Vegetationsstand eine wesentliche Rolle.

Visualisierte Gefährdung. Quelle: DWD

Dass der aktuelle Gefahrenstand beim DWD im Rhein-Neckar-Raum mit 3-4 (mittlere bis hohe Gefahr) angeben wird, beunruhigt Herrn Schuh nicht über Gebühr: „Es gibt dabei regionale Unterschiede, die man berücksichtigen muss. Im Westen des Rhein-Neckar-Raumes ist die Brandgefahr etwas höher, durch die leichten Sandböden trocknen die Pflanzen schneller aus und sind dadurch leichter entflammbar.“

Auch sei es von Bedeutung ob es „einen größeren Nadelwaldbestand gibt, der naturgemäß am Boden einen höheren Anteil organisches Material hat, das sich leichter entzünden kann.“

Im Rhein-Neckar-Raum gibt es auch einige kleinere Anbauflächen Miscanthus (Schilfgras) das „da es in pelletierter Form zu Heizmaterial verarbeitet und in Biogasanlagen verwendet wird, leichter austrocknet und dann auch potentiell leichter entzündlich ist, bei der Beurteilung der Brandgefahr eine Rolle spielt“.

5-10 Grasnarbenbrände pro Woche.

Axel Schuh ist stellvertretender Kreisbrandmeister im Rhein-Neckar-Kreis. Bild: Feuerwehr

Herr Schuh betont aber, dass seitens der Feuerwehr keine erhöhte Alarmbereitschaft besteht, „es bewegt sich alles noch in einem für dieses Jahreszeit normalem Rahmen“

Dass es bei der derzeitigen Trockenheit zu deutlich mehr Grasnarbenbränden kommt, ist für Herrn Schulz aus Sicht der Feuerwehren auch nicht besorgniserregend. „Wir haben hier derzeit etwa 5-10 Grasnarbenbrände pro Woche. Normal sind im Zeitraum April-Mai etwa 1-2 Brände. Aber diese vermehrten Brände verteilen sich auf 106 Abteilungen und sind deshalb für uns kein Problem“.

Verursacher werden meist nicht identifiziert.

Die Ursachen der Brände, die auf den Grünstreifen und Feldern neben Landstraßen und Autobahnen aufflammen, sind bekannt: „Meistens sind das achtlos aus den Autofenster geworfene Zigarettenkippen. Oder Weißglasflaschen, deren Scherben wie Brenngläser gerade gemähte Flächen mit trockenem Pflanzenmaterial entzünden.“  Die Verursacher solch fahrlässig verursachter Brände werden aber so gut wie nie identifiziert.

Einige Brände entstehen auch als Unfallfolgen, “ wenn kleine Scherben aus geborstenen Scheiben im Feld neben den Autostraßen zurückbleiben.“ Nicht immer entstehen solche Brände also aus Unachtsamkeit, „auch Selbstentzündung kommt hin und wieder vor“.

Die Gefahr von Waldbränden in der Waldbrandsaison (März bis Oktober) steigt ebenfalls mit der Dauer der Trockenheit. Um präventiv gegenzusteuern gibt es die Landeswaldgesetze der einzelnen Bundesländer. „Dort ist geregelt, dass offenes Feuer nur im Abstand von mehr als 100 Metern zur Waldgrenze entzündet werden darf und rauchen im Wald nicht gestattet ist.“

Appell an die Vernunft.

Axel Schuh rät, Raucher und Zündler, die sich im Wald nicht an diese Bestimmungen halten, anzusprechen und an Ihre Vernunft zu appellieren. „Sollten die sich trotzdem nicht an die Vorschriften halten, sollte man das Forstamt informieren. Oft ist es allerdings schwierig da jemanden zu erreichen, dann bleibt nur ein Anruf bei der Polizei.“ Die Feuerwehr ist in solchen Fällen nicht zuständig: „Wir sind erst zuständig, wenn es brennt.“

Wer sind denn diese Leute, die so unvernünftig mit offenem Feuer im oder in der Nähe des Waldes hantieren? „Das sind zum Großteil normalerweise pflichtbewusste Bürger, denen gar nicht bewusst ist, welche Gefahren ihr Handeln mit sich bringt. In einigen wenigen Fällen spielt auch Alkohol eine Rolle, wenn so sorglos unachtsam gezündelt wird.“

Kein Problem sieht Axel Schuh an Orten, an den zum Beispiel das Grillen mit offenem Feuer erlaubt ist. „Besondere Vorkehrungen müssen an diesen Orten nicht getroffen werden. Gartenfeuer, zum Beispiel das Verbrennen von Schnittgut, müssen angemeldet werden.“ Grillfreunde sind also an öffentlichen Grillplätzen auf der sicheren Seite.

Trotz der anhaltenden Trockenheit ist im Rhein-Neckar Raum also nicht von einer besorgniserregenden Gefahrenlage auszugehen. Und wenn sich jeder an die Vorschriften hält, seine Zigarettenkippen und Flaschen nicht in Feld Wald und Flur entsorgt und sich zum Grillen an die dafür vorgesehen Plätze begibt, dann muss auch die Feuerwehr selbst bei dieser Trockenheit nur selten ausrücken.

Dokumentation: Jede Menge EU-Subventionen auch für Heddesheimer Bauern


Heddesheim, 06. April 2011. (red) Aufgrund unserer Berichterstattung hat uns eine Leserin Archivmaterial zukommen lassen. Diese Informationen waren bis Oktober 2010 über das Internet für jedermann einsehbar. Wir dokumentieren Subventionszahlungen an Heddesheimer Landwirte aus dem Jahr 2009.

Aufgrund einer Klage hessischer Landwirte prüft die EU, inwieweit solche Daten weiter veröffentlicht werden dürfen. Auch das ist wieder ein Fall (über-)staatlicher Absurdität und Intransparenz.

Erkleckliche Summen aus EU-Töpfen für Heddesheimer Landwirte. Klicken Sie auf die Grafik, um das komplette PDF-Dokument zu öffnen. Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Erkleckliche Beträge auch nach Heddesheim

Über 500.000 Euro haben demnach Heddesheimer Landwirte an Subventionsgeldern im Jahr 2009 erhalten. Darunter auch zwei Gemeinderäte der CDU mit erklecklichen Beträgen. Normale Angestellte reiben sich bei solchen Summen die Augen.

Das Wirtschaftsmagazin Impulse hatte über die Klage im Februar berichtet:

„Schecke hat dafür gesorgt, dass seit Ende 2010 keine Subventionsdaten von Landwirten mehr im Internet veröffentlicht werden. Der EuGH hat auf seine Klage hin eine Klausel gekippt, die die umfassende Information über alle Agrarbeihilfen vorschrieb (Az.: C-92/09). Die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner ließ sofort alle entsprechenden Daten sperren. Ab dem Frühjahr sollen zwar größere Aktiengesellschaften, GmbHs oder Genossenschaften, die Agrarzahlungen erhalten, wieder im Netz aufgelistet werden. Die Daten kleiner Familienbetriebe und mittelständischer Unternehmen hingegen bleiben geheim, bis die EU-Kommission eine Neuregelung für alle 27 EU-Mitgliedsstaaten gefunden hat.“

Es geht um Transparenz. Nach der Informationsfreiheitsrichtlinie dürfen sich Bürger, Firmen und Journalisten erkundigen, wofür welche Summen an Steuergeldern verwendet werden.

Doch diese ist beispielsweise in Baden-Württemberg noch nicht umgesetzt – kein Wunder, sind doch Landwirte eine traditionelle Wähler-Klientel der CDU und die hatte ja bis vor kurzem das Sagen im Ländle.

Die taz aus Berlin hatte im November nach dem Urteil geschrieben:

„Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat die öffentliche Internetdatenbank mit den Namen der Empfänger von EU-Agrarsubventionen in Deutschland sperren lassen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) habe ihre Bedenken gegen die Veröffentlichung bestätigt, teilte die CSU-Politikerin am Dienstag mit. Die Luxemburger Richter hatten wenige Stunden zuvor geurteilt, dass die Behörden aus Datenschutzgründen künftig nicht alle Empfänger veröffentlichen dürften.“

Von außen betrachtet, fragt man sich: Moment mal, Ilse Aigner ist bayerische CSU-Politikerin, sieht „ihre Sicht bestätigt“, geklagt haben aber zwei Bauern aus Hessen. Man könnte jetzt vermuten, dass das irgendwie miteinander zusammenhängt.

6.000.000.000 Euro

Vermutlich tut es das auch. Nur kurze Zeit waren die Daten öffentlich. Und das Schweigen sowie die Intransparenz haben Gründe. Anfang 2006 schreibt das „Greepeace-Journal“ über das „Schweige-Kartell“:

„6.000.000.000 – sechs Milliarden Euro: Diese stattliche Summe fließt jedes Jahr als EU-Subventionen in die Taschen der deutschen Agrarbetriebe. Das ist bekannt. Wer aber wofür wie viel dieses Geldsegens aus Brüssel einstreicht – darüber breitet sich der Mantel des Schweigens.“

Download des Dokuments über Subventionszahlungen an Heddesheimer Landwirte 2009.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

MM: Trauriger Bericht über traurigen Tag

Heddesheim, 06. April 2011. (red) Der Mannheimer Morgen berichtet heute über einen „traurigen Tag für die Gemeinde“ – und schlägt ein weiteres Kapitel seiner Non-Sense-Berichterstattung auf.

Von Hardy Prothmann

„Ein Stück Kultur und Tradition“, geht verloren, heißt es heute im Mannheimer Morgen über das vermeintliche „Aus“ für den Tabakstandort.

Das schreibt die Zeitung, die das Wort „Tabakgemeinde“ in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 248 in 206 Artikeln benutzt hat. Allein in den vergangen Jahren wurde das Synonym „Tabakgemeinde“ für Heddesheim in 130 Artikeln insgesamt 159 Mal verwendet.

"Heimattümelige" Berichterstattung. Quelle: MM

Absurd, denn 2007 waren es noch sieben, zuletzt waren es noch vier landwirtschaftliche Betriebe, die in Heddesheim noch Tabak angebaut haben, vor allem den Badischen Geudertheimer, einen Zigarrentabak und Virgin. Übrig bleibt Alois Bach, der noch ein wenig Virgin anbaut.

Die Produktionsfläche für den Tabakanbau, der seinen Höhepunkt 1939 (sic!) hatte, lag damals bei gut 300 Hektar und 2007 nur noch bei 55 Hektar. Die 20 Hecktar Anbaufläche, die künftig mit einem der größten Logistizentren der Region („Pfenning“) bebaut sein werden, galten als bester „Tabakgrund“.

Im Ort gibt es noch einige Tabakscheunen, die mehr oder weniger nur zum Trocknen der Pflanzen nutzbar sind. Der Tabakanbau gilt als knochenharte Arbeit – vor allem die Ernte ist kräftezehrend und aufwendig. Solange das aber gutes Geld brachte, baute man die Pflanze eben an.

Seit vielen Jahren ist der Tabakanbau aber schon längst kein echtes Geschäft mehr, sondern lebte nur von massiven Subventionen. Rund 6 Euro pro Kilo würde der Heddesheimer Tabak auf dem Weltmarkt kosten. Der marktfähige Preis liegt bei zwei Euro. Der Tabak wurde also bis Ende 2009 mit zwei Dritteln subventioniert. Durch Steuergelder.

Auch von Nicht-Rauchern. Und von einer Europäischen Union, die sich dem Nicht-Raucher-Schutz verschrieben hat. Absurd? Ganz sicher. Aber Realität. Die Tabakindustrie wurde verpflichtet 3 bis 5 Prozent der Einnahmen für Rauchschutzinformationen auszugeben. Während Erzeuger mit zwei Dritteln subventioniert wurden, sagt die Großhandelsfirma Jakob Metz KG im pfälzischen Herxheim. Dort hat man auch schon reagiert und die Landwirte bauen nun Kräuter an.

Gleichzeitig liegen die „Folgekosten“ im mehrstelligen Milliardenbereich bei der Behandlung von Krankheiten durch Tabakmissbrauch.

Was also, bitte schön, ist „traurig“ daran, wenn auf Heddesheimer Gemarkung der Tabakbau nun mehr oder weniger eingestellt ist? Die Gemeinde Heddesheim ist schon seit Jahrzehnten keine Gemeinde mehr, die vom Tabak lebt.

Rupert Bach - auch sein Betrieb baut keinen Tabak mehr an, weil es sich nicht mehr lohnt.

Der Mannheimer Morgen vewendete den Begriff Tabakgemeinde diametral inflationär zur tatsächlichen Situation in den vergangenen Jahren. Warum, bleibt sein Geheimnis. Eine Erklärung wäre, dass er es „heimattümeln“ lassen will. Selbst im aktuellen Bericht wird am Ende des Textes „ein Funken Optimismus spürbar“. So sind sie meist konstruiert, die Texte jenseits von Sinn und Verstand – am Ende muss immer alles gut werden oder sein.

Ist es traurig, dass die Bauern keine absurd hohen Subventionen mehr bekommen? Ganz sicher nicht, weil die Subventionspolitik schon lange von vielen als Skandal begriffen wird und es kaum noch vermittelbar ist, warum eine kleine Gruppe von Wirtschaftsbetrieben insgesamt die höchsten Zuwendungen erhählt.

Ist es traurig, dass osteuropäische Erntehelfe keinen Knochenjob mehr machen müssen? Das ist sicherlich bedauerlich für die Arbeiter, die hier zwar Hungerlöhne erhalten, die aber in ihrer Heimat die Familien ernähren.

Ist es traurig, dass 20 Hektar bestes Ackerland für den Bau eines Logistikzentrums auf alle Zeit vernichtet werden? Das ist eine Frage der Perspektive. Ganz sicher nicht aus Sicht des Heddesheimer Bürgermeisters Michael Kessler und der Mehrheit im Gemeinderat, die durch das Logistikzentrum die „Zukunft Heddesheims“ als „gesichert“ versprechen.

Derselbe Bürgermeister Kessler lobt zu jeder anderen Gelegenheit den Ort als „Sportgemeinde“ – wie man Tabak und Rauchen und Sport als gleichzeitige Identifikationsmerkmale für ein und dieselbe Gemeinde unter einen „Hut bekommen soll“, muss niemand verstehen. Es bleibt absurd.

Homepage der Gemeinde Heddesheim. Bretter von Tabakscheunen und eine stilisierte Scheune als Logo halten die "Tradition" des Tabakbaus hoch. Quelle: Gemeinde Heddesheim

„Bald erinnert nur noch der Tabakbrunnen, der als Denkmal gesetzt wurde, an diese vergangene Zeit“, schreibt der MM weiter. Auch das ist ausgemachter Blödsinn. Die Gemeinde Heddesheim hat sich gerade ein „neues“ Corporate Design gegeben – mit stilisierten Tabakscheunen, die an die „gute, alte Zeit“ erinnern sollen.

Klar, es gibt sie noch, vereinzelt, die Tabakscheunen im Ort- unnützige Gebäude, die längst ihre Aufgabe verloren haben und für kaum einen anderen Zweck zu gebrauchen sind. Selbst ein Landwirt wie Rupert Bach hatte in den vergangenen Jahren seinen Tabak in speziellen Zelten getrocknet. Das war effektiver als in den „traditionellen Scheunen“.

Die „jungen Landwirte müssen sich neue Aufgabengebiete suchen“, heißt es weiter in der Zeitung. Auch das ist nur bedingt richtig – die jungen Landwirte haben das längst getan und bauen zur Zeit eine Biogas-Anlage auf dem Gelände der Familie Rupert Bach.

Dort wird Industriemais zu Biogas verarbeitet werden. Mit Romantik oder „Naturverbundenheit“ hat die moderne Landwirtschaft nur noch in den seltensten Fällen etwas zu tun. Landwirtschaft war lange Zeit eine subventionierte Lebensmittel erzeugende Wirtschaft und wandelt sich nun in Teilen zu einer Energiewirtschaft.

Und mit der Zeit wird die Einsicht wachsen, dass eine „Biogas-Anlage“ nur wenig mit „Bio=Gut“ zu tun hat. Diese Anlagen erzeugen keine „Bio-Lebensmittel“, dafür aber CO2, besser bekannt als Treibhausgas.

Diese Zusammenhänge will oder kann der Mannheimer Morgen nicht darstellen. Wenn Sie noch Abonnent der Zeitung sein sollten, schreiben Sie doch mal die Redaktion an und fragen Sie nach. Die Antwort – so sie denn kommen sollte – dürfen Sie gerne an uns weiterreichen.

„Die Pflanzen leiden unter der Hitze“ – dürftige Weizenernte, der Heddesheimer Tabak vor dem Aus

Guten Tag!

Heddesheim, 21. Juli 2010. Die Wetterbedingungen bringen den Heddesheimer Bauern für dieses Jahr keine guten Ernten – der Mai war zu feucht und zu kalt, die Hitze der vergangenen Wochen bei gleichzeitigem Wassermangel hat den Weizen früher reifen lassen.

weizen

Überall wird zur Zeit der Weizen eingebracht - zurück bleiben die Strohballen. Bild: heddesheimblog.de

Seit einigen Tagen wird der Weizen geerntet, „8-10 Tage zu früh“, sagt Rupert Bach: „Das Korn ist notreif. Durch die Hitze hat es sich zu früh entwickelt.“ Das heißt: Nicht Ähren konnten voll ausreifen, der Ertrag liegt 5-10 Prozent unter der Erwartung. Die Qualität reicht nur für Futterweizen, was nochmals einen Preisabschlag bedeutet. Das Korn konnte nicht genug Eiweiß einlagern.

rbach

Landwirt Rupert Bach: "Zu viel Hitze, zu wenig Wasser." Bild: heddesheimblog.de

Weizen wird je nach Güte in die Klassen A und B eingeteilt – alles darunter ist Futterweizen mit entsprechenden Preisabschlägen.

„Wir kommen dabei noch glimpflich weg“, sagt Bach, „gerade entlang der Bergstraße, wo später angebaut wird, werden die Erträge noch schlechter sein.“ Die Erwartung war zunächst eine andere: „Wir rechneten mit Spitzenerträgen, doch dann kam die Hitzeperiode.“

Auch beim Tabak sieht es nicht gut aus: „Die Pflanzen leiden unter der Hitze.“ Überhaupt der Tabak: Nachdem die Regulierung für Tabakpreise mit dem vergangenen Jahr ausgelaufen ist, befinden sich die vier Heddesheimer Tabakbauern „im ersten Jahr der Marktordnung“, sagt Alois Bach (nicht verwandt mit Rupert Bach), der Vorsitzende der Tabakbauern: „Der Markt wird die Preise richten.“

Wie knallhart das Geschäft ist, zeigen die Preise: „Am Markt wird das Kilo teils mit 1,80 Dollar gehandelt. Wir brauchen 3,50 Euro, um wirtschaftlich arbeiten zu können.“ Für die Tabaksorte Burley war das das Aus. Der wird hier nicht mehr angebaut. Übrig geblieben sind der Badische Gaudertheimer und Virgin: „Dafür haben wir einen zwei-Jahres-Vertrag zu noch akzeptablen Preisen. Ob es einen Anschluss gibt oder wir als Unternehmer das Risiko des Anbaus eingehen werden, ist derzeit völlig offen“, sagt Alois Bach.

Sein Kollege Rupert Bach baut den Zigarrentabak Badischer Gaudertheimer an: „Nur noch auf 50 Prozent der sonstigen Fläche.“ Virgin wird für Zigaretten gebraucht: „Ob und wie wir hier auf dem Weltmarkt mithalten können, müssen wir sehen“, sagt Alois Bach: „Ich finde es sehr schade, dass diese Kulturpflanze nach über 400 Jahren Anbau in unserer Region vor dem Aus steht. Aber das ist politisch so gewollt.“

„Tabak ist mit nichts zu vergleichen“, sagte Bach: „Vielleicht noch mit Wein oder Spargel. Auch hier ist der Anbau sehr arbeitsintensiv, was die Preise ausmacht, aber auch Gewinn bringt.“ Da die staatliche Preisregulierung aber weggefallen ist, weiß niemand, wie sich die Preise entwickeln werden: „Und es braucht entsprechende Investitionen. Jeder Landwirt muss als Unternehmer selbst entscheiden, ob er das Risiko eingehen will.“

Vier Pflanzhelfer arbeiten mit.

Pflanzhelfer beim Setzen der Tabakpflanzen. Bild: heddesheimblog.de

Der Kreislauf der Globalisierung macht also auch nicht vor Heddesheim halt und erstreckt sich in weitere Länder – aus denen die Hilfsarbeiter und Saisonkräfte kommen: „Wir haben schon Stellen reduziert, wie alle“, sagt Alois Bach. 100 Tonnen Tabak haben die Heddesheimer Landwirte bis vergangenes Jahr produziert, dieses Jahr noch die Hälfte. Im kommenden Jahr wird es in Heddesheim vielleicht keinen Tabakanbau mehr geben.

TÜV prüfte landwirtschaftliche Zugmaschinen

Guten Tag!

Heddesheim, 28. Januar 2010. Am Anfang des Jahres prüft der TÜV Süd mit seinem mobilen Dienst vor Ort landwirtschaftliche Maschinen. Auf dem Parkplatz vor dem Heddesheimer Badesee wurden am Dienstag insgesamt 20 landwirtschaftliche Fahrzeuge geprüft.

Text und Fotos: Horst Pölitz

P1030282

Traktor-TÜV-Termin. Bild: hblog

Zuerst werden die Beleuchtungseinrichtungen überprüft. Danach kommen die Lenkung und Übertragungsteile dran. Gerade diese Bauteile werden durch die Arbeit im Feld enorm beansprucht. Natürlich werden auch die Reifen auf Alterungsrisse und Profiltiefe begutachtet. Auch die tragenden Teile werden selbstverständlich genau inspiziert. Danach folgt eine Fahrprobe, bei der auch die Bremsen kontrolliert werden.

Herr Schmitt, müssen Landmaschinen auch alle zwei Jahre zur amtlichen Prüfung?
Berthold Schmitt: „Maschinen bis 40 km/h müssen alle zwei Jahre vorstellig werden. Jedes Jahr ist eine Prüfung erforderlich, wenn sie bis 50 Stundenkilometer schnell fahren können.“

Was wird geprüft?
Schmitt: „Lenkung, Übertragungsteile, Spurstangenköpfe, Bereifung, Lichttechnik, Hand- oder Feststellbremse und Bremskontrolle.“

Wie prüfen Sie die Bremsen? Ich sehe hier keine Bremskontrolleinrichtung.
Schmitt: „Wir machen eine Fahrprobe mit Bremskontrolle. Hierbei ist wichtig, dass die Räder gleichmässig blockieren und nicht ausbrechen.“

Gibt es häufig Beanstandungen?
Schmitt: „Nein, die Fahrzeughalter gehen sorgfälltig mit ihrem Gerät um. Denn die Maschinen müssen Geld verdienen.“

Wieviel Landmaschinen haben sie diese Woche geprüft?
Schmitt: „In Heddesheim waren es zwanzig Zugmaschinen, in Hirschberg zehn. In Weinheim und Schriesheim zusammen achtundzwanzig.“

Wie ist das mit Mähdreschern? Fahren Sie zu den Haltern?
Schmitt: “ Alle Fahrzeuge, die kein amtliches Kennzeichen tragen, fallen nicht unter die Prüfungspflicht. Aber an der Seite von Mähdreschern müssen Name und Adresse gut sichtbar angebracht werden.“

Was kostet eine Prüfung und wird Abgasuntersuchung durchgeführt?
Schmitt: „Eine Abgasuntersuchung gibt es bei landwirtschatlich genutzten Fahrzeugen nicht. Die amtliche Prüfplakette und Prüfungsbericht kosten zusammen 33,70 Euro inklusive Mehrwertsteuer“.

[nggallery id=82]
Anm. d. Red.: Die Fotostrecke zeigt eine TÜV-Prüfung vom Mittwoch, den 27. Januar 2010 auf dem Festplatz in Schriesheim.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

„Tabakbau ist harte Arbeit“

Rupert Bach ist Bauer in der 3. Generation. Der Landwirtschaftsmeister bestellt rund 100 Hektar Ackerfläche rund um Heddesheim. Der Tabak bringt am meisten Geld – aber auch die meisten Rückenschmerzen, sagt Rupert Bach. Ein echter Hellesemer.

Porträt und Fotos: Hardy Prothmann

Generationen: Rupert Bach, Schwiegervater Otto Schmidt, Sohn Stefan Bach.

Generationen: Rupert Bach, Schwiegervater Otto Schmidt, Sohn Stefan Bach.

Am 2. Mai 2009 hat Rupert Bach (Jg. 1957) den ersten Tabak gepflanzt: „Jedes Jahr Ende April, Anfang Mai ist die Pflanzzeit“, sagt er. Dann geht es schnell: Innerhalb von vierzehn Tagen müssen die jungen Pflanzen gesetzt werden.

Mit von der Partie ist sein Sohn Stefan (26), ebenfalls Landwirtschaftsmeister und auch der Schwiegervater Otto Schmidt, der trotz seiner 79 Jahre noch rüstig mithilft.

Aussiedlerhof

1969 sind die Bachs raus gezogen, aus dem Ort in die Aussiedlerhöfe hinterm Badesee in den Brunnenweg: „Im Ort war zu wenig Platz. Gerade für Betriebe mit Viehwirtschaft ging das nicht mehr“, sagt Bach, dem es hier draußen im friedlichen Idyll gut gefällt.

 Rupert Bach fährt den Traktor, hinter im sitzen vier Pflanzhelfer, die den Tabak in die

Rupert Bach fährt den Traktor, hinter im sitzen vier Pflanzhelfer, die den Tabak in die Pflanzmaschine einsetzen.

Rund 100 Hektar Ackerfläche bewirtschaften die Bachs, rund 90 Prozent davon sind gepachtet. Getreide, Zuckerrüben, Mais, Tabak, Spargel und andere Pflanzen bestimmen die Fruchtfolge auf den Feldern.

Jedes Jahr wird gewechselt, bis frühestens nach vier bis jünf Jahren eine Pflanze wieder auf denselben Acker kommt: „Das muss so sein. Die meisten Pflanzen wachsen sonst nicht gescheit“, sagt Rupert Bach, der auch Sachverständiger im Verband süddeutscher Zuckerrübenbauern ist.

Vierzehn Tage, dann ist der Tabak gepflanzt.

Vierzehn Tage, dann ist der Tabak gepflanzt.

Noch 17 Landwirtschaftsbetriebe in Heddesheim

Und Vorsitzender der 17 Landwirtschaftsbetriebe, die Heddesheim noch hat. In den vergangenen Jahren haben 15 Betriebe geschlossen – meist, weil es keine Nachfolge gab.

Als einziger Betrieb haben die Bachs mit rund 30 Mastbullen noch Schlachtvieh auf dem Hof. Und 350 Hühner. Ein Huhn wird etwa 1 3/4-Jahre alt und legt in dieser Zeit rund 450 Eier bevor es in den Suppentopf kommt. Ein paar in den eigenen, der Großteil wird verkauft.

„Spargel und Tabak sind am einträglichsten.“

„Am einträglichsten sind für uns der Spargel und der Tabak“, sagt Rupert Bach. Auf einem Hektar zieht er Spargel, auf sechs Hektar Tabak. Die Jungpflanzen kultivieren die Bachs selbst. Auch die Ehefrau und die Schwiegermutter arbeiten mit – die ganze Familie eben.

„Der Tabak ist eine unglaubliche Pflanze“, sagt er leidenschaftlich. „Im Mai gesetzt ist er im Sommer reif zur Ernte. Es gibt kaum eine andere Pflanze, die das schafft. Hinzu kommt die riesige Blattoberfläche des Tabaks.“

Vier Pflanzhelfer arbeiten mit.

Vier Pflanzhelfer arbeiten mit.

„Tabak ist die größte Sauerstofffabrik“

So paradox das für Nichtraucher klingen mag: „Tabak ist mit Abstand die größte Sauerstofffabrik unter allen Kulturpflanzen.“

Fünfzehn bis zwanzig Blätter bildet eine Pflanze aus. Geerntet wird in Handarbeit: „Dafür gibt es noch keine Maschinen.“ Dabei helfen vier rumänische Gastarbeiter. Erst wird er gebrochen, dann bündelweise zusammengenäht, dann zum Trocknen aufgehangen. Auf die typischen Tabakscheunen, wie sie noch in Heddesheim stehen, ist der Bauer nicht mehr angewiesen. Er hat seit einiger Zeit Trockenzelte.

„Die Arbeit ist sehr hart. Im August in der Hitze, alles von Hand – da tut abends der Rücken mächtig weh“, sagt Rupert Bach.
Er erinnert sich: „Für mich war das als Kind nicht so schön, denn mit der Tabakernte, bei der ich helfen musste, war die schönste Zeit im Jahr, der Sommer, vorbei.“

Rüstig: Schwiegervater Otto Schmidt hilft mit 79 Jahren noch mit.

Rüstig: Schwiegervater Otto Schmidt hilft mit 79 Jahren noch mit.

Der Badische Geudertheimer, so heißt die Sorte, wird nach dem Trocknen als Schnittgut für Zigarren verwendet. Entsprechend gut ist die Qualität und damit der wirtschaftliche Ertrag.

In den kommenden Jahren wird der Sohn Stefan den Hof vom Vater übernehmen. Er ist dann die 4. Generation und wie der Vater mit Leib und Seele Landwirt: „Das ist meine Arbeit“, sagt er. Und lacht.