Donnerstag, 23. März 2023

Vogelpark: Sieben „Wonneproppen“ beringt


Beringte Jungstörche in Heddesheim - dieses Jahr gibt es sieben Jungvögel. Tolle Leistung der Vogelfreunde: "Wahre Wonneproppen", attestiert Helmut Stein. Bild: VVH

Heddesheim, 31. Mai 2011. (red) Sieben Jungstörche – so viel Nachwuchs gab es noch nie in Heddesheim. Wer die jungen Vögel noch sehen möchte, sollte sich beeilen – in zwei Wochen werden sie anfangen, erste Flugversuche zu machen und dann die Umgebung erkunden, bevor sie vermutlich auf die lange Reise nach Afrika gehen. Dank der Beringung erfahren die Storchen-Paten, wo ihre Vögel gesichtet werden: Der Heddesheimer Nachwuchs tauchte zuletzt in Münster und Offenbach auf.

Von Kurt Klemm

Am Freitag, den 27. Mai 2011, hat Helmut Stein bei den freilebenden Weißstörchen fünf Jungstörche mit den Ringnummern: 359 – 363 beringt. Die zwei Jungstörche in der Voliere haben die Ringnummern: 364 – 365.

Helmut Stein, Leiter der Vogelwelt im Mannheimer Luisenpark, befand, dass alle sieben Jungstörche dank unserer Zufütterung richtige Wonneproppen wären. Die Jungstörche werden in etwa 2 Wochen ihren Horst verlassen und die nächste Zeit mit Erkundungsflügen der näheren Umgebung verbringen, ehe sie die lange Reise nach Afrika antreten.

Obwohl, bedingt durch den Klimawandel viele Störche die weite Reise erst gar nicht mehr unternehmen, sondern bei uns in südlichen Gefilden überwintern.

Von der Vogelwarte Radolfzell „Max-Plank-Institut für Ornithologie“ Bird Ringing Centre bekamen wir Nachricht, dass zwei Störche aus unserem Horst, die 2009 und 2010 mit folgenden Ringnummern AE..204 und AE..257 beringt wurden in Münster „Zoo Rheine“ und Offenbach „Stadion“ gesichtet und abgelesen wurden.

Hat dieses Jahr "ordentlich zu tun": Fünf Jungstörche hat Helmut Sterin allein im "freien" Horst beringt, zwei weitere in der Vogliere. Bild: VVH

Anmerkung der Redaktion:
Kurt Klemm ist Vogelexperte und Naturschutzbeauftragter der Heddesheimer Vogelfreunde und -pfleger.

Von Vögeln und Fischen


Guten Tag!

Heddesheim, 30. März 2011. Kurt Klemm, Vogelkenner und passionierter Naturschützer war bei den Heddesheimer Sportfischern zu Gast, um einen Vortrag zu halten. Klemm, alles andere als ein trockener Theoretiker, wählte einen ungewöhnlichen Weg, um den Fischern den Naturschutz näher zu bringen: Er zeigte einen wunderbaren Film.

Von Christiane Eisele

Es ist bereits dämmrig, als ich das Vereinsheim der Heddesheimer Sportfischer erreiche. Um die Fischer bei ihrer dem Vortrag vorangehenden Mitgliederversammlung nicht zu stören, beschließe ich, noch ein bisschen draußen zu warten.

Ich lehne mich an das Geländer des Vereinsgeländes und schaue auf den ruhigen See. Es ist die „blaue Stunde“. Das Licht wirft ein zartes Leuchten auf den See, Wasservögel tauchen nach ihrem Abendessen, in den umliegenden Sträuchern und Bäumen singen noch einige Vögel. Ich fühle, wie ich mich entspanne.

Kurt Klemm, der noch ein bisschen Luft schnappen will, bevor er beginnt, gesellt sich zu mir. Wir beginnen ein leises Gespräch, in dessen Verlauf ich mit seiner Hilfe vieles entdecke, was mir vorher gar nicht aufgefallen ist. Da ist die Ufer-Steilwand, in der noch vor drei Jahren ein Pärchen Eisvögel gebrütet hat, bis Unbekannte mit Stöcken in den Brutröhren herumstocherten und das Weibchen auf dem Gelege töteten.

Eisvogel, Haubentaucher, Blessrallen

Die Naturschützer haben nun eine künstliche, nicht zugängliche Wand angelegt und hoffen, dass sich dort wieder ein Eisvogelpaar ansiedelt. Kurt Klemm erzählt mir aus dem Leben der vor uns im See ausdauernd tauchenden Haubentaucher, der kleinen schwarzen Blessrallen mit ihrem weißen Hornschildchen auf der Stirn und von dem Stockentenpaar, das ruhig seine Bahnen über den See zieht.

Der Vogel, der im Baum über uns singt, ist eine Nachtigall, erfahre ich. Kurt Klemm kennt den See und seine Tiere genau, als Gründungsmitglied des Heddesheimer Sportfischervereins fühlt er sich den Fischern auch heute noch sehr verbunden und es ist ihm ein Bedürfnis mit ihnen über den Erhalt der Artenvielfalt zu sprechen und über das, was sie dafür tun können.

Wundervoller Ausblick

In der Pause nach der Mitgliederversammlung bis zu Kurt Klemms Filmvorführung komme ich im liebevoll ausgebauten, geräumigen Vereinsheim mit einigen Fischern ins Gespräch. Ihre Augen leuchten, als sie mir von der Schönheit des Sees erzählen und mir den wunderbaren Ausblick aus den großen Fenstern des Vereinsheims zeigen. Weit über den See hinaus reicht der Blick, bis zu den beleuchteten Burgen an der Bergstraße, ein Anblick, den sie immer wieder aufs Neue genießen.

Der Film, den Kurt Klemm zeigt, ist vor einiger Zeit im WDR gelaufen: „Die Wupper – Amazonas im Bergischen Land„. Die Wupper, bis 1930 biologisch vollkommen tot durch die Einleitung von Industrie-Unrat, hat sich sich mittels eines einfachen und preisgünstigen Konzepts wieder zu einem lebendigen Biotop entwickelt: Der Renaturierung.

Eindrucksvoller Naturfilm des WDR: Die Wupper

Der Fluss und die ihn umgebende Landschaft wurde weitgehend sich selbst überlassen, es gab kaum Eingriffe mehr, die Einleitung von Abwässern wurde verboten. Bis heute hat sich die Flusslandschaft vollkommen erholt, in der Wupper leben beispielsweise wieder Eschen, die nur in den saubersten Gewässern zu finden sind.

Eindrucksvolle Bilder

Mit wunderbaren, klaren Bildern erzählt der Film von dem einzigartigen Zusammenspiel der Natur, zeigt eindrucksvolle Bilder vom Leben der dort heimischen Fische, Vögel, Insekten, Säugetiere und Pflanzen. Kurt Klemm kommentiert den Film gelegentlich, macht auf Tiere aufmerksam, denen die Fischer auch am Heddesheimer See begegnen. Als ein Eisvogel zu sehen ist, erzählt ein Fischer, dass der noch am See lebende männliche Vogel eines Abends auf der Spitze seiner Angel Platz genommen hat, um von dort Ausschau nach Fischen zu halten.

Der Film kommt an, das Verständnis der Fischer für das Zusammenspiel der Natur und die Bereitschaft, aktiv zum Naturschutz beizutragen, ist groß.

Nach dem Film bleibt Kurt Klemm sitzen und spricht den Film und sein Anliegen mit den Anwesenden noch einmal durch. Es ist ihm wichtig, dass die Sportfischer beispielsweise ihre Angelplätze sauber halten, sich mit leisen Schritten den Gewässern nähern und das Geschrei zeternder Vögel, die ihr Gelege schützen wollen, verstehen und darauf Rücksicht nehmen.

Leidenschaft

Eingestreute Anglerwitze, eigene Naturerlebnisse, Kochrezepte für Wildkräuter und Erfahrungen mit einer weitgehend verständnislosen Ortsverwaltung gegenüber den Bedürfnissen der hier heimischen Flora und Fauna machen seine Ausführungen überaus lebendig, man spürt die Leidenschaft und Begeisterung, die diesen Mann antreibt.

Bei den Sportfischern ist Klemms Anliegen an diesem Abend auf mehr als fruchtbaren Boden gefallen, denn man bittet ihn, regelmäßig wiederzukommen und auch der Fischerjugend von der Natur zu erzählen. Kurt Klemm hat sich in der Naturverbundenheit dieser Menschen nicht getäuscht.

Kurt Klemm wird sich zunächst voraussichtlich mit einem Programm an der Jugendfreizeit der Fischer ab 30. Juli 2011 beteiligen.

Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim heißt nun Karl-Drais-Schule


Guten Tag!

Hirschberg/Heddesheim, 18. Februar 2011. Die Martin-Stöhr-Grund- und Hauptschule und die Johannes-Kepler-Schule werden nach der Zusammenlegung zur Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim künftig „Karl-Drais-Schule“ heißen. Der Beschluss fiel nicht einstimmig.

Die beiden Bürgermeister Manuel Just (Hirschberg) und Michael Kessler (Heddesheim) stellten in der gestrigen Sitzung des Schulzweckverbands die Beratungen in den Gemeinderäten dar.

Aus Sicht der Drais-Befürworter wurde argumentiert: Ein Erfinder passe besser zu einer Werkrealschule, Drais sei auch bei Schülerinnen und Schülern bekannt, es gebe einen Bezug zur Region und zum Aspekt Technik. Peter Johe (Freie Wähler Hirschberg) fand den Namen Domin eher passend für ein Gymnasium.

Die Heddesheimer Grünen Kurt Klemm, Andreas Schuster, sowie die GLH-Gemeinderätin Birgit Knoblauch und die Heddesheimer SPD-Gemeinderätin Karin Hoffmeister-Bugla argumentierten und stimmten hingegen für Hilde Domin: Eine Frau wäre gut um, die Rolle der Frauen zu stärken. Außerdem wäre ein Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus und der Verfolgung von Menschen gegeben, ein Thema, dass derzeit in der Region eher stiefmütterlich behandelt werde. Drais hingegen sei häufig vertreten und deshalb etwas abgegriffe und zu naheliegend.

Der Hirschberger Gemeinderat hatte sich vor dem Heddesheimer Gemeinderat auf den Namen Drais in nicht-öffentlicher Sitzung festgelegt, während der Heddesheimer Gemeinderat mehrheitlich den Namen Domin präferiert hat, aber auch Drais aufgeschlossen gegenüber stand.

Acht Gemeinderäte stimmten dann für Drais, vier für Domin. Die Bürgermeister, die nur „einig“ Entscheidungen für den Verband treffen können, stimmten dann für die Benennung in Karl-Drais-Schule.

Insgesamt gab es 85 Namensvorschläge aus der Bevölkerung. Die „Namensgeber“ für Drais dürfen sich über einen 100-Euro-Einkaufsgutschein freuen, für Hilde Domin gibt es einen Gutschein im Wert von 75 Euro und für den drittplatzierten Namen „Loki-Schmidt-Schule“ einen im Wert von 50 Euro.

Auch eingesandt Logo-Vorschläge werden prämiert – auch wenn sie nicht zum Einsatz kommen.

Karl Drais. Quelle: wikipedia

Zur Person:
Wikipedia: Karl Drais wurde am 29. April 1785 in Karlsruhe geboren und ist dort auch am 10. Dezember 1851 gestorben.

Neben seiner Tätigkeit als „Erfinder“ gibt es auch „politische Verwicklungen“, wie man im Online-Lexikon nachlesen kann:
„Zu Drais’ Erfindungen gehören ein Klavierrekorder, der Tastendrücke auf Papierband aufzeichnet; 1821 die erste Tastenschreibmaschine für 25 Buchstaben (1829 weiterentwickelt zur Schnellschreibmaschine mit 16 Tasten sowie erstmals mit Lochstreifen); ein Holzsparherd mit frühester Kochkiste.

Drais’ bedeutendste Erfindung ist der Vorläufer des Fahrrads die Laufmaschine oder Draisine. Mit ihr wurde zum ersten Mal das Zweiradprinzip, die Bewegung eines Fahrzeugs mit zwei Rädern auf einer Spur, verwirklicht.“

„Nachdem das Oberhofgericht Mannheim unter Vorsitz von Drais’ Vater den Burschenschafter und Kotzebue-Mörder Karl Ludwig Sand zum Tode verurteilt hatte, begannen die Anhänger des kurz darauf Hingerichteten, Drais wegen des Urteils des Vaters zu verfolgen. Deshalb wanderte er für ein paar Jahre als Geometer nach Brasilien aus.

Nach seiner Rückkehr und dem Tod des Vaters wollte man ihm seine Erfinderpension kürzen, wogegen er erfolgreich prozessierte. Darauf wurde er das Opfer von Privatrache des unterlegenen gegnerischen Anwalts. Man inszenierte eine Kneipenschlägerei mit Konsequenzen.

Daraufhin verlor er seinen Kammerherrenstatus, das heißt, er wurde bei Hofe nicht mehr vorgelassen. Nachdem er sich öffentlich als Demokrat geäußert hatte, entging er 1838 nur knapp einem Mordanschlag und zog nach Waldkatzenbach im Odenwald.“

Einen schönen Tag wünscht
Die Redaktion

Hinweis der Redaktion:
Wir verlinken auf andere Quellen, darunter auf Wikipedia, weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass von uns nicht geprüfte Informationen fehlerhaft sein können.

„Für die abgefahrensten Ideen sind wir immer zu haben. Udhijng – was sonst?“

Guten Tag!

Heddesheim, 17. Februar 2011. Der Mannheimer Morgen berichtet heute in einem Werbetext über die neue Homepage der Gemeinde. Der Clou sind die „Wildcards“. Bürgermeister Michael Kessler honoriert die enorme Bürgerbeteiligung von 0,000869 Prozent der Einwohner und hat deswegen eine politische Bewertung beschlossen. Ab 2012 wird der Udhijng-Preis für innovative Querdenker ganz offiziell verliehen. Die Patin Ursula Brechtel zeigt sich bescheiden. Das Unternehmen Pfenning ist Sponsoring-Partner.

Von Helle Sema

Manchmal überrascht der Mannheimer Morgen mit besonderen Texten. Anja Görlitz hat wieder einmal so einen geschrieben, wofür wir die Dame ausdrücklich loben wollen und gleichzeitig hoffen, dass sie nicht mit einem gerichtlichen Mahnverfahren reagiert.

Frau Görlitz hat sich nämlich investigativ mit der Homepage der Gemeinde beschäftigt. In ihrem Text ist zu lesen, dass sie weiß, was man früher unter der „alten homepage“ finden konnte und nun unter der „neuen“.

Investigative Recherche löst Unruhe aus: Bedrohen die Wildcards die Ordnung? Quelle: MM

Dafür muss sie eine schier unglaubliche Rechercheleistung vollbracht haben. Man stelle sich das vor: Seite um Seite, Suchbegriff um Suchbegriff hat sie die „alte Seite“ protokolliert und dann dieselben Routinen auf der neuen Seite angewendet. Das nennt man Handwerk, harte Recherchearbeit.

Das Ergebnis ist „durchmischt“ – auch das ein Beweis für ihre unabhängige Recherche, die zu dem Ergebnis kommt: „Nutzer finden Seite gelungen, bringen aber auch Ideen ein“.

Weiter heißt es: „Beispiel Sterbefall“. Auf der alten Seite, so die Redakteurin, habe man nur eine „knappe Auskunft“ erhalten. Ganz anders jetzt auf der neuen Homepage: Mitarbeiter, Amt, Verfahrensablauf, ja sogar Kosten und Gesetzestexte findet man da. Wahnsinn. Tolle Recherche.

Doch der neue Service hat auch Schattenseiten. Beispiel Abwassergebühr: „1,69 Euro je cbm“ informierte die alte Seite kurz und knapp, erläutert die Reporterin in ihrem Text. „Jetzt hingegen muss man in vier Treffern (sic!), darunter die Abwassersatzung, ziemlich lange suchen.“ „Vier Treffer“ – da muss die Gemeinde dringend nachbessern.

Kleiner Skandal?

Das wird die Gemeinde gar nicht gerne lesen – klingt das doch noch einem Nachteil, wenn nicht gar nach einem kleinen Skandal: Was früher auf der alten Seite kurz und knapp zu finden war, ist jetzt irgendwo intransparent versteckt. Nicht wenige Skeptiker werden sich bestätigt fühlen, dass das „Internet des Teufels“ ist, darunter auch der SPD-Franktionsvorsitzende Jürgen Merx.

Aber: Keine Aufregung. Die Bürger machen mit. Immerhin schon zehn Homepage-Besucher haben Anregungen geschrieben. Das sind immerhin 0,000869 Prozent der Einwohner.

Aufgedeckt: Heddesheim hat die Spezialadresse wehwehheddesheimdee. Kommentar Kessler: "Wir haben das eine W eingespart." Quelle: MM

Die Gemeindeverwaltung nimmt die Bürgerbeteiligung ernst, allen voran Bürgermeister Kessler und der Hauptamtsleiter Julien Christoph.

Denn die stehen bekanntlich für Transparenz und sind deswegen auch sehr „dankbar“. Vor allem über solche Sätze: „Die neue Internetseite ist ansprechend und informativ gestaltet.“ Das zitiert der Hauptamtsleiter Christoph ganz kritisch aus einem „Verbesserungsvorschlag“.

Mal ganz ehrlich – die Heddesheimer Bürger trauen sich schon was. Der Gemeinde eine „ansprechende und informative Gestaltung“ vorzuwerfen, zeugt schon von einem sehr kritischen Geist und die schonungslose Veröffentlichung weiterer Zuschriften wie „gut gelungen“ und „richtig gut“ zeugen von der demokratischen Grundhaltung in der Rathausführung, die sich der Kritik stellt.

Als wäre das nicht schon alles für alteingesessene Heddesheimer ganz schön viel progressive Politik, müssen die nun auch noch das Wort „Wildcards“ lernen. Diese wilden Karten bietet die neue Homepage nämlich auch an.

Ist www.heddesheim.de kommunistische Propaganda?

Man muss nicht mehr genau wissen, was man eigentlich sucht, sondern gibt eine Wort gefolgt von einem * an. Der Stern * steht für das Wilde. Das wissen auch alle, die als gute Demokraten wissen, dass der Stern sonst eher für die Russen, den Kommunismus steht.

Doch genau das muss man jetzt eingeben, wenn man nach Buchhandlung sucht. Die Suchmaschine ist nämlich absolut korrekt und findet nichts, wenn man nur „Buch“ eingibt. Weil die neue Internetseite aber „modular“ aufgebaut ist (noch so ein Unwort), kann man Buch* eingeben und findet… Buchhandlung. Ist das nicht sensationell?

Sicher, man wird sich an solche neumodischen Dinge gewöhnen müssen. Aber mit ein wenig Spieltrieb gelingt das auch. Und im Gemeinderat gibt es ja einige Gemeinderäte, die gerne neues ausprobieren.

Nach meinen Recherchen haben beispielsweise Frau Brechtel, Herr Doll, Herr Hege, Herr Hasselbring und auch Herr Harbarth am vergangenen Wochenende eine Lan-Party veranstaltet.

Nein, das ist nichts unanständiges. Dabei trifft man sich, baut seine Computer auf und vernetzt diese, um dann gemeinsam zu spielen.

Regeln gab es keine, Gewinner sollte der Spieler mit dem „abgefahrensten Treffer sein“.

Abgefahren: Ursula Brechtel zeigt es den anderen.

Also kein Spiel für Anfänger, sondern für ganz gewiefte.

Gewonnen hat die 1. stellvertretende Bürgermeisterin Ursula Brechtel. Aber nur, weil Dr. Joseph Doll den „Hot-Spot“ in der demographischen Entwicklungsstudie nicht gefunden hat und Herr Hege nicht wusste, wo man den Diesel in den „Schlepp-Top“ tankt und sich wunderte, dass der Systemstart nach einer vorsorglichen Spritzaktion nicht mehr möglich war.

Herr Harbarth war auch schnell aus dem Rennen, weil er das Vereinsformular nicht gefunden hat. Denn er wollte dem Netzwerk schriftlich beitreten.

Unabhängig davon hatte Frau Brechtel leichtes Spiel. Sie überlegte sich einen cleveren Suchbegriff und gab Heddesheim ein. Kein Treffer.

Dann setzte sie die „Wildcard“ ein – verschmitzt lächelnd und „Bingo“. Sie hatte den brutalstmöglichen-abgefahrensten Treffer. An erster Stelle des Ergebnisses stand das „heddesheimblog“.

Brutalstmöglicher Treffer: Heddesheim alleine bringt unter Wirtschaft keine Treffer. Aber plus Wildcard schafft es das "heddesheimblog" auf den ersten Platz unter 146 Suchergebnissen! Macht BM Kessler die beauftragte Firma schadensersatzpflichtig? Sie glauben das nicht? Machen Sie den Test, klicken Sie auf die Grafik und suchen Sie nach Heddesheim*. Quelle: Gemeinde Heddesheim

Auf diese Idee musste erst mal jemand kommen! Frau Brechtel gewinnt deshalb den erstmals ausgelobten Internet- und Social Media-Preis der Gemeinde Heddesheim. Und schnell war man sich einig, dass ihren Namen künftig damit verbinden sollte.

Denn wieder einmal hat sie sich beispiellos für die Gemeinde eingesetzt. Dieses herausragende Engagement ist Grund genug für Bürgermeister Kessler wieder einmal ergriffen festzustellen: „Ursel, des hätt isch jedzd nett gedacht.“

Ab 2012 vergibt die Gemeinde Heddesheim den Idhijng-Preis für innovative Querdenker ganz offiziell. Der Gewinn: Eine Wildcard und ein Porträt im Mannheimer Morgen von der Star-Journalistin Anja Görlitz.

Die Logistik-Gruppe „Pfenning“ hat sich als Sponsoring-Partner verpflichtet und wird das Konterfei des Preisträgers für drei Monate auf jeden Lkw aufbringen lassen: „Für die abgefahrensten Ideen sind wir immer zu haben. Udhijng – was sonst?“

Vom Unding zum Udhijng.

Kurz vor Redaktionsschluss haben wir noch erfahren, dass Frank Hasselbring einen Missbilligungsantrag einbringen will, weil ihm als „Liberalem“ diese Form der Einflussnahme „stinkt“: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Man muss der Sache auf den Zahl fühlen, ob nicht der Prothmann seine Finger im Spiel hatte.“

Jürgen Merx beeilte sich in einer Stellungnahme, dem beizupflichten. Reiner Lang forderte eine Klarstellung, Frau Karin Hofmeister-Bugla lächelte, ebenso Frau Ingrid Kemmet, die sich nicht zur Sache äußern wollte. Diese Haltung teilten Hans Siegel und Volker Schaaf.

Martin Kemmet „kotzten“ die Lan-Spiele an, was Kielmayer bestätigte. Walter Gerwien kündigte an: „Sollte es sich um ein illegales Spiel handeln sollte, werde ich ermitteln.“

Michael Bowien enthielt sich ebenso wie die Grünen: „Wir stimmen nur zu, wenn erstens klar gestellt ist, dass garantiert niemand atomstromgetrieben auf die Seite surft und zweitens ein Button „Free the hamster“ auf der Homepage angebracht wird.“ Kurt Klemm forderte: „Wildcards müssen geschützt werden.“

Hardy Prothmann erklärte sich in der Sache für „befangen“ und äußerte sich auf Nachfrage knapp: „Kein Kommentar.“

Unterdessen bestätigte Bürgermeister Michael Kessler, dass pro Klick ein Euro in die Vereinsförderung fließe und als erster Nutznießer die Fortuna in nicht-öffentlicher Sitzung bestimmt worden sei, die dringend einen neuen Kunstrasen braucht: „Zehn Klicks- zehn Euro sind ein Anfang. Der Zehnte ist schon immer gut gewesen. Das wussten Fürsten vor mir, das weiß auch ich, den ich bin, äh, die Gemeinde, also ich, gehe davon aus, dass wir das Ziel erreichen“, äußerte sich Kessler zuversichtlich. Die Frage, ob auch er eine „Wildcard“ einsetzen wolle, ließ er offen.

Gläserner Gemeinderat: Der Schauprozess

Guten Tag!

Heddesheim, 23. Dezember 2010. CDU, FDP, SPD und Bürgermeister Michael Kessler haben in der Gemeinderatssitzung vom 22. Dezember 2010 ihren „Sündenbock-Antrag“ bestätigt und gegen die Meinungsfreiheit und eine Gleichbehandlung gestimmt.

Was aus Sicht der „Anti-Prothmann-Front“ zunächst die eigenen „Rache-Gelüste“ befriedigt hat, wird sich langfristig als Fehler herausstellen. Die selbsternannte „Allianz der Anständigen“ hat ohne Sinn und Verstand ein Bekenntnis zur Meinungsfreiheit und zur demokratischen Ordnung abgelehnt.

Von Hardy Prothmann

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Hardy Prothmann, freier Journalist. Bild: sap

Der Blick in die Gesichter der Gemeinderäte der CDU, FDP und SPD und Bürgermeister Kessler war aufschlussreich. Die Mimiken schwankten zwischen versteinerter Härte und einer gewissen lustvollen Befriedigung.

Man hatte sich verabredet, einem Mitglied aus dem Rat den „moralischen Prozess“ zu machen.

Absurde Zustände.

Dass der „Missbilligungsantrag“ durchgehen würde, war klar. Auch die Absurdität zwischen Äußerungen und Abstimmungsverhalten war klar. Der SPD-Fraktionschef Jürgen Merx konnte sich wie die SPD-Fraktion zwar dem Antrag wegen „seiner Art“ nicht anschließen, die vier SPD-Gemeinderäte stimmten aber zu (Michael Bowien fehlte in der Sitzung).

Auch CDU-Gemeinderat Martin Kemmet betonte ausdrücklich, dass er nicht allein mich für die „Zustände“ im Gemeinderat verantwortlich macht, sondern auch viele andere (ohne Namen zu nennen) und stimmte dann doch für den Antrag.

Das muss man nicht verstehen. Das muss man aber zur Kenntnis nehmen.

Gegen das Grundgesetz.

Ebenso das Abstimmungsverhalten zu meinem erweiterten Antrag. CDU, SPD, FDP und Bürgermeister Kessler haben in der Sitzung vom 22. November 2010 ausdrücklich gegen die Anerkennung von Artikel 5 Grundgesetz, sich frei eine Meinung bilden und diese äußern zu können, gestimmt. Martin Kemmet hat sich enthalten.

Und sie haben ebenso gegen eine geordnete Gleichbehandlung im Gemeinderat gestimmt. Ganz selbstverständlich. Ohne Zögern. Aus Überzeugung.

Ist der Schluss also richtig, dass Bürgermeister Kessler und die vierzehn Gemeinderäte von CDU, SPD und FDP Antidemokraten sind, weil sie gegen die Anerkennung eines Grundgesetzartikels und gegen die korrekte Einhaltung der Gemeindeordnung stimmen?

Ich hoffe nicht. Ich befürchte aber, dass in der wütenden Auseinandersetzung mit meiner Person demokratische Spielregeln und demokratische Überzeugungen seit geraumer Zeit keine Rolle spielen.

Gestern wurde wieder das übliche Rollenspiel von vorab nicht-öffentlich verabredeten Entscheidungen „öffentlich“ aufgeführt.

„Sie sind ekelhaft.“ Bürgermeister Michael Kessler zu Gemeinderat Hardy Prothmann.

In nicht-öffentlicher Sitzung darf Bürgermeister Michael Kessler zu mir sagen: „Sie sind ekelhaft“, ohne dass es auch nur den Hauch einer geheuchelten Welle der Empörung gibt. Auch damals war in den Gesichtern der „Allianz der Anständigen“ eine lustvolle Befriedigung zu sehen. Der Bürgermeister hat sich später dafür „entschuldigt“. Aber nicht offen und ehrlich, sondern nur irgendwie.

Ich habe gestern meine Bemerkung gegenüber Herrn Hasselbring als „unangebracht“ zurückgezogen und bemängelt, dass die Mehrheit im Gemeinderat zweierlei Maß in Sachen Anstand und Moral anlegt.

Dies wurde auch prompt durch das gewohnte Sitzungsverhalten des Bürgermeisters und gewisser Gemeinderäte wie Herrn Dr. Doll bestätigt.

Dreckspatzigkeit.

Und durch den SPD-Gemeinderat Reiner Lang, der das journalistische Angebot des heddesheimblogs als „Dreckspatzigkeit“, als „Sauerei“ und „Schwachsinn“ bezeichnete.

Diese üble Vulgärsprache fand offensichtlich die stillschweigende Anerkennung sowohl des Bürgermeisters Kessler als auch die der anderen Gemeinderäte, die sich im Besitz des Anstands wähnen.

Unter diesen „Anständigen“ ist auch CDU-Gemeinderat Rainer Hege. Der hat mir gestern am Ratstisch erstmals Gruß und Handschlag verweigert. Warum, hat er nicht gesagt. Auch FDP-Gemeinderätin Ingrid Kemmet verzichtet sein gestern darauf.

Doppelmoral.

Auch der Bürgermeister Michael Kessler verweigert schon seit gut einem Jahr Gruß und Handschlag. CDU-Fraktionschef und Antragsteller Josef Doll sowieso wie auch FDP-Fraktionschef Frank Hasselbring und SPD-Fraktionschef Jürgen Merx.

Auch CDU-Gemeinderat Hans Siegel ist seit kurzem nicht mehr in der Lage der einfachsten und erwartbarsten Form der Respektsbezeugung nachzukommen, ebensowenig wie Reiner Lang und Jürgen Harbarth (beide SPD).

Die Form wahren bis heute Karin Hoffmeister-Bugla und Michael Bowien (SPD), Walter Gerwien, Dieter Kielmayer und Volker Schaaf sowie alle Gemeinderäte der Grünen.

Ich habe dazu gestern deutlich meine Meinung gesagt: Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, wie „Moral“ von Teilen des Gemeinderats öffentlich geheuchelt und nicht-öffentlich gemeuchelt wird.

Die selbstgefällige, pharisäerhafte Doppelmoral vieler Gemeinderäte ist offensichtlich.

Selbst die Brücken, die die Gemeinderäte der Grünen mit ihren Wortbeiträgen gebaut haben oder der Apell von Martin Kemmet (CDU), dass viele Personen an den „Heddesheimer Zuständen“ beteiligt sind, erreichte keinen der „Missbilliger“.

Front der Verhärtung.

Die Front der Verhärteten ist derart negativ belastet, dass eine Entspannung überhaupt nicht zur erwarten ist.

Das zeigten auch Form, Inhalt und Vortrag des Antrags. Statt eines Apells mit Aussicht auf eine Veränderung oder Erneuerung der Verhältnisse, ging es um die Festschreibung der verbohrten Stellungen und den innigen Wunsch, mich loszuwerden.

Statt sich dem Bibelsatz „Wer unter euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“ anzuschließen, gingen die Hände mit versteinerten Mienen der „Ankläger“ in diesem „Schauprozess“ hoch.

„Unbequemlichkeit ist wichtig.“ Andreas Schuster

Ich werde es weiter so halten, wie der Grünen-Gemeinderat Andreas Schuster es formulierte: „Ich halte eine gewisse Unbequemlichkeit für wichtig.“

Das haben andere vor mir auch schon so gehalten, beispielsweise Georg Büchner, der wegen seiner politischen Schriftstellerei per Haftbefehl gesucht wurde und nach dem heute der bedeutendste Literaturpreis Deutschlands benannt ist.

Oder Heinrich Heine, der großartige Dichter, der für seine Dichtung „Deutschland. Ein Wintermärchen“ ebenfalls per Haftbefehl gesucht wurde und dessen Werk zensiert wurde. Darin heißt es:

„Noch immer das hölzern pedantische Volk,
Noch immer ein rechter Winkel
In jeder Bewegung, und im Gesicht
Der eingefrorene Dünkel.“

Besser als mit diesem Heine-Wort kann man die Haltung von CDU, FDP, SPD und Bürgermeister Michael Kessler mit einer „gewissen Unbequemlichkeit“ nicht wiedergeben.

Download:
Antrag zu Meinungsfreiheit und Gleichbehandlung

hardyprothmann

„Es wurde deutlich, wie schwach und ungenügend sämtliche Gutachten sind.“

Guten Tag!

Heddesheim, 19. Dezember 2010. Am 09. Dezember 2010 fand im Bürgerhaus ein Erörterungstermin zum Planfeststellungsverfahren „Gleisanschluss Pfenning“ statt.

Günther Heinisch, Grünen-Gemeinderat, sieht seine Zweifel am „Pfenning“-Projekt bestätigt: „Unterm Strich bleiben Belastungen und summieren sich vielleicht zu untragbaren Situationen“, sagt er und kritisiert im Interview, dass eine ordentliche Prüfung im Gemeinderat nicht stattgefunden hat.

Geleitet wurde die Sitzung von Thorsten Maiwald vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Anwesend waren zudem – zeitweise – Bürgermeister Kessler, Mitarbeiter des Bauamts, Vertreter der „Pfenning“-Gruppe mit zwei Anwälten, Rolf Breitwieser als Anwohner samt Anwalt und die Einwender Günther Heinisch und Kurt Klemm, stellvertretend für den Naturschutzbund e.V.. Außerdem Vertreter des Verbands Region Rhein-Neckar und des Verkehrsverbunds.

Zunächst sollte die Sitzung nicht-öffentlich sein, wurde dann aber als öffentlich freigegeben, da keine Einwände bestanden, Zuschauer zuzulassen. Rund ein halbes Dutzend BürgerInnen verfolgten deshalb die Erörtertung, die von 09:00 Uhr bis 16:30 Uhr dauerte.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Heinisch, Sie haben am Erörterungstermin teilgenommen. Warum?

Günther Heinisch: „Weil ich als Bürger eine Einwendung gegen den Gleisanschluss gemacht habe.“

Moment, sind die Grünen nicht für das Gleis?

Heinisch: „Aber selbstverständlich. Jedoch ist Gleis nicht gleich Gleis, was man auch bei Stuttgart 21 sieht. Uns ist ein sinnvolles S-Bahn-Projekt lieber, als das Wohl einer einzelnen Firma. Meine Eingaben umfassen insgesamt 48 Seiten und kritisieren auch beim Gleisanschluss mangelhafte Gutachten und eine ungenügende Debatte zum Thema und den Folgen einer solchen baulichen Maßnahme im Gemeinderat.“

Was meinen Sie beispielsweise?

heinisch

Grünen-Verkehrsexperte Günther Heinisch. Foto: privat

Heinisch: „Ganz klar das Lärmschutz-Gutachten. Hier wurde beispielsweise deutlich, dass der Gutachter seine Berechnungen auf falschen Angaben erstellt hat.“

Woher wissen Sie das?

Heinisch: „Das wurde während der Anhörung deutlich. Der Gutachter musste sich wie andere auch auf Angaben von Pfenning als Grundlage seiner Arbeit verlassen. Danach hieß es, es gäbe drei Zugbewegungen pro Tag. Tatsächlich wurde festgestellt, dass diese Züge natürlich wieder wegfahren und dazwischen rangiert werden muß. Insgesamt ergeben sich pro Tag mindestens 12 Fahrten bei täglich drei Zügen. Den Gutachter trifft keine Schuld bei der falschen Bewertung, er wurde falsch informiert. Wörtlich sagte er: „Das ist das erste, was ich höre.“ Und er fand die neuen Informationen sehr interessant.“

Und weiter?

Heinisch: „Auch das Artenschutzgutachten musste ja bereitsnachgebessert werden. Interessant war der Zynismus, der an den Tag gelegt wurde. Kurt Klemm war als Umweltschützer anwesend und hat seine Erkenntnisse zum Feldhamstervorkommen vorgetragen. Er musste sich von Pfenning-Anwälten fragen lassen, ob er „Hamster-Experte“ sei. Die Antwort war eine Gegenfrage: Ob der Gutachter, im Hauptberuf ein Physiotherapeut, ein Hamster-Experte sei. Das hatte schon fast einen Kreuzverhör-Charakter einer Gerichtsverhandlung“.

Kam auch das Feinstaub-Gutachten zur Sprache?

Heinisch: „Aber sicher. Hier stellte sich nachträglich heraus, daß nur die Werte der Autobahn berücksichtigt worden sind, der Pfenning-Verkehr und die Feinstauberzeugung durch die Zuglieferungen und die Rangiertätigkeiten blieben außen vor. Ebenso der Feinstaub, den die Bahnlinie selbst erzeugt.

Gab es ein Ergebnis?

Heinisch: „Aus meiner Sicht schon: Es wurde deutlich, wie schwach und ungenügend sämtliche Gutachten sind, mit denen Pfenning hier durchgedrückt werden soll. Und etwas anderes hat die Anhörung gezeigt, das erschreckende Unvermögen und/oder die Unwilligkeit des Heddesheimer Gemeinderates in seiner 12:9 Mehrheit, das zu erkennen und danach zu handeln.“

Wie meinen Sie das?

Heinisch: „Die Gutachten wurden einfach durchgewunken. Weder die CDU, noch die SPD oder FDP hatten auch nur eine Frage dazu. Und das Regierungspräsidium ging davon aus, dass der Gleisanschluss im Gemeinerat diskutiert worden sei.“

Er war Thema.

Heinisch: „Das hat Bürgermeister Michael Kessler auch so geantwortet. Es ist darüber geredet worden, dass er geplant sei und mittlerweile ein Antragsverfahren eröffnet wurde. Inhaltlich, in den Details und welche Auswirkungen in Sachen Lärm und Feinstaub das haben wird, darüber wurde aber nicht informiert und debattiert. Eine ernstzunehmende Abwägung hat nicht stattgefunden.“

Wie war die Reaktion?

Heinisch: „Zumindest der Anwalt von Herrn Breitwieser fand diesen Punkt sehr interessant.“

Was wollen Sie damit andeuten?

Heinisch: „Ganz sicher suchen die Anwälte, die die Mitglieder der der IG neinzupfenning vertreten, nach Verfahrensfehlern. Vielleicht handelt es sich hier um einen.“

Nochmal zurück zum Anfang: Ist es nicht ein wenig paradox, dass Sie als Grüner 48 Seiten Einwändungen gegen einen Schienentransport schreiben?

Heinisch: „Grundsätzlich sind wir für die Schiene, aber wir sind auch für sinnvolle Schienenprojekte. Um ein solches handelt es sich hier nicht, denn es gefährdeit die S-Bahn. Darüber hinaus muss man das jeweilige Projekt im gesamten sehen. Auch beim angeblich geplanten Gleis basieren die Gutachten auf teils unzureichenden Daten, das hatten wir auch schon beim Planfestellungsverfahren zum Logistikzentrum. Unterm Strich bleiben Belastungen und summieren sich vielleicht zu untragbaren Situationen. Die Grünen verlangen eine ordentliche Prüfung und klare und durchschaubare Informationen.“

Sie trennen nicht zwischen Gleis und Logistikzentrum?

Heinisch: „Wieso sollte ich? Ohne Logistikzentrum braucht es kein Gleis. Diese künstliche Trennung haben der Bürgermeister und seine Mehrheit vorgenommen. Es ist aber ein Projekt. Ich erinnere da an die CDU, die ganz klar gesagt hat: Pfenning nur mit Gleis. Es handelt sich nicht um zwei Projekte, sondern klar um ein Gesamtprojekt. Der Gleisanschluss muss ebenfalls ordentlich auf seine Vor- und Nachteile und auf mögliche Alternativen abgewogen werden. Im Heddesheimer Gemeinderat hat dies leider nicht stattgefunden.“

Zur Person:
Günther Heinisch ist ein Sprecher des Bündnis90/Die Grünen-Ortsverbands Heddesheim und Mitglied der Grünen-Gemeinderatsfraktion. Er hat sich für die Fraktion umfangreich mit dem Thema Verkehr befasst und bereits das Verkehrsgutachten als „ungenügend“ und „geschönt“ bewertet.

Hintergrund:
Die Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße prüft ein Normenkontrollverfahren gegen den „Pfenning„-Bebauungsplan, unter anderem, weil der „Verkehrslenkungsvertrag“ zu Lasten der Gemeinde Hirschberg gehe. Aber auch, weil im Jahr 2000 ein Verkehrsgutachten dem Hirschberger Kreisel am Gewerbegebiet den „Kollaps“ voraussagt und derselbe Gutachter zehn Jahre später diesem Kreisel auch mit „Pfenning“-Verkehr noch ein ausreichend attestiert.

Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist verantwortlich für das heddesheimblog und außerdem partei- und fraktionsfreier Gemeinderat.

Demo gegen „Pfenningheim“

Guten Tag!

Heddesheim, 08. November 2010. Der Ortsverein Bündnis90/Die Grünen hatte am Samstag, den 06. November 2010, zu einer Demonstration gegen die geplante Ansiedlung des Logistik-Unternehmens „Pfenning“ aufgerufen. Rund 90 Menschen nahmen an der friedlichen Demonstration durch den Ortskern teil.

Kurz nach 14 Uhr setzten sich gut 70 Menschen zur (der Redaktion bekannten) ersten Demonstration in Heddesheim in Bewegung.

Die von den zuständigen Behörden genehmigte Demonstration ging vom Fritz-Kessler-Platz über die Beindstraße, Nuiststraße, Vorstadtstraße, Oberdorfstraße und Schaafeckstraße bis zum Dorfplatz. Während des Zuges schlossen sich weitere Menschen an.

Vereinzelt beobachteten Anwohner aus Fenstern oder Hofeinfahrten die Demonstration. Hinter geschlossenen Fenstern konnte man einige Anwohner sehen oder vermuten, die den Zug beobachteten. Im Vergleich zu sonstigen „Umzügen“ wirkte die Demonstration aber sehr „einsam“.

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Bündnis90/Die Grünen haben zur ersten Heddesheimer "Demo" aufgerufen: Gegen Pfenning.

Mit lauter Trommel, Trillerpfeifen und hochgehaltenen Plakaten marschierten die Demonstranten angesichts des schlechten Wetters mit starken Regenschauern recht flott den angemeldeten Demonstrationsweg durch den Heddesheimer Ortskern.

Gegen 15:00 Uhr wurde nach der Ankunft auf dem Dorfplatz eine Kundgebung abgehalten. Der Heddesheimer Grünen-Gemeinderat Günter Heinisch, der „IG neinzupfenning“-Sprecher Hans Weber sowie der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl (Bündnis90/Die Grünen) sprachen zu den mittlerweile gut 90 versammelten BürgerInnen.

Herr Heinisch sagte: „Pfenning in Heddesheim – eine Wahnsinnsidee, eine Holding ansiedeln zu wollen, die als Geschäftsmodell hat, möglichst wenig Steuern zu zahlen und zu behaupten, dass diese Firma Gewerbesteuern bringt.“ Herr Heinisch betonte, dass „andere Parteien“ wieder „gegen besseres Wissen“, an dieser „Idee“ hesthalten.

Herr Sckerl betonte das „Demonstrationswochenende“ gegen die „Castor-Transporte“, „Stuttgart 21“ und mittlerweile auch Heddesheim: „Politik dieser Machart, über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinwegzuentscheiden, ist an ihrem Ende angekommen. Bürgerinnen und Bürger wollen mitentscheiden. Und das ist gut so.“ Für Heddesheim betonte Herr Sckerl „wichtige Strukturentscheidungen“: „Pfenning im Verhältnis zur Gemeinde muss wie Stuttgart auch von den Bürgerinnen und Bürger mitentschieden werden. Und zwar aus wohlverstandenen kommunalpolitischen Gründen.“

Sonst blieben Bürgerinnen und Bürger „enttäuscht zurück“, die einer „Phalanx von Experten“ gegenübergestanden hätten, die deren Argumente nicht ernst genommen hätten.

Herr Sckerl versprach Unterstützung aus Stuttgart und forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, den Protest weiter „im Interesse von allen“ zu vertreten. Die Teilnehmerzahl von keinen 100 Demonstranten ordnete er ein: „In Stuttgart waren das anfangs keine 1.000 Demonstranten, mittlerweile sind regelmäßig über 30.000 Demonstranten vor Ort.“

Unter den 90 Demonstranten waren gut zehn Kinder und Jugendliche, sowie die Grünen-Gemeinderäte Kurt Klemm, Günter Heinisch, Ulrich Kettner sowie Andreas Schuster, samt hochschwangerer Gattin an seiner Seite. Außerdem der SPD-Gemeinderat Michael Bowien mit Familie. Der CDU-Gemeinderat Martin Kemmet, der bislang gegen das „Pfenning“-Projekt gestimmt hatte, hat nicht teilgenommen.

Die Demonstration wurde durch acht Beamte des Polizeireviers Ladenburg vor allem „verkehrstechnisch“ gesichert und verlief friedlich und ohne Zwischenfall.

Fotos: Anne Ewald, local4u, Horst Pölitz

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Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Anmerkung der Redaktion:
Auch der partei- und fraktionsfreie Gemeinderat Hardy Prothmann, verantwortlich für das heddesheimblog, war vor Ort und hat die Demonstration als Journalist begleitet.

Gastbeitrag: Circus Maximus lässt grüßen

Guten Tag!

Heddesheim, 30. Oktober 2010. In der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag, den 28. Oktober 2010, ging es (mal wieder) rund. Grund eines heftigen Streits: Die Gift-Aktion der Gemeinde.

Vorbemerkung:
Es schien wie ein abgekartetes Spiel als Bürgermeister Michael Kessler und die CDU-Gemeinderäte Dr. Josef Doll, Rainer Hege und Volker Schaaff den Gemeinderat Kurt Klemm (Fraktion Bündnis90/Die Grünen) verbal attackierten. Das erste Ziel: Man wollte es so hinstellen, als sei Kurt Klemm mit der Giftspritz-Aktion einverstanden gewesen. Das zweite Ziel: Man wollte den Gift-Einsatz herunterspielen. Bürgermeister Kessler nannte das Gift denn auch ein „Planzenschutzmittel“, was ungefähr so sinnig ist, wie Kriegswaffen als „Friedenswaffen“ zu bezeichnen.
Das Theater im Gemeinderat war so absurd, dass sich Herr Klemm entschlossen hat, uns eine Satire dazu zu schicken.
Viel Spaß damit
Redaktion heddesheimblog

Von Kurt Klemm

gaius

Gaius oder gar Nero? Bild: jojo

Difficile est satiram non scribere. – Es ist schwierig keine Satire (darüber) zu schreiben.

Leider lassen sich die Ereignisse, die sich am Donnerstag beim letzten Punkt in der öffentlichen Gemeinderatsitzung abspielten, nicht anders beschreiben. „Panem et circenses“ (Brot und Spiele (Wagenrennen) frei nach diesem Motto durfte jeder mal die Keule schwingen.

Für mich war es beschämend wie unterschiedlich unser Gaius Cäsar, Bürgermeister Kessler, die (Senatoren), Mitglieder der einzelnen Fraktionen „Ad libitum“ (nach Belieben) bediente. Kollege Prothmann wurde für sein „twittern“ während der Sitzung, sofort zur Ordnung gerufen nach den Motto: „Noli turbare circulos meos“ (Störe meine Kreise nicht), unterdessen der Rest der CDU-Fraktion sein „Cum tacent clamant“ (indem sie schweigen, stimmen sie zu), zum Besten gibt.

Auf mich persönlich hatte es unser Gaius Cäsar zusammen mit Senator Josef (Dr. D.) besonders abgesehen gehabt, mit einer bestens einstudierten Nummer, passend zum Circus „Vita brevis, ars longa“ (Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang), versuchte man mich auf schon fast diskriminierter Art zu demontieren. Nur weil ich von meinem Recht, „Salus publica suprema lex“ (Das öffentliche Wohl ist das höchste Gesetz) und damit Schaden von Mensch und Tier fernzuhalten, Gebrauch gemacht habe.

Der CDU-Gemeinderat Hege, bekennender Christ, war plötzlich nicht wiederzuerkennen. Er demonstrierte „Testimonium paupertatis“ ein wahrlich geistiges Armutszeugnis, indem das Brüllen eines Löwen noch leise ist, oder „Ex ungue leonem“ an der Klaue erkennt man den Löwen, bei dem ihm sein Fraktionskollege Schaaf in nichts nachstand. „Manus manum lavat“ eine Hand wäscht die andere.

„O me mierum“ (Oh ich Unglücklicher), habe nur gewagt, das von unserem Cäsar als absolut harmlos eingestufte Gift, „Quod erat demonstrandum“ (was zu beweisen war), als gefährliches Herbizid darzustellen, bei dessen Einsatz vor allem Kinder und Tiere zu Schaden kommen könnten.

„Principils obsta!“ (Wehret den Anfängen), dass dieses Beispiel der Gemeinde nicht Schule macht, denn „Qualis rex, talis crex“ wie der König so die Herde.

Zu diesem Zeitpunkt war unserem Cäsar die Leitung der Sitzung vollkommend aus den Händen geglitten, auf meinen Zuruf „Sit venia verbo! (Es sei das Wort gestattet) oder „Audiatur et altera pars! (Es möge auch die andere Seite gehört werden), reagierte er nur noch „Duo cum faciunt idem, non est idem“ (Wenn sich zwei streiten freut sich der Dritte).

Ehrwürdiger Cäsar „Sapere aude! (Wage es deinen Verstand zu gebrauchen!), denn „Si deus pro nobis, quis contra nos?“ wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? Ich hoffe das ich durch diese Satire nicht zur „Persona non grata“ (eine ungebetene Person) werde und sollte dieser Circus sich in den nächsten Gemeinderatsitzungen fortsetzen, kann ich nur rufen „Senatus Populus que Hellese quo vatis“ – Senat und Volk von Heddesheim, wohin gehst du?

Anmerkung:
Kurt Klemm ist ehemaliger „Bediensteter“ der Gemeinde Heddesheim, Vogel- und Natürschützer und ist als parteiloser Gemeinderat Mitglieder der Fraktion Bündnis90/die Grünen.
Hardy Prothmann ist partei- und fraktionsfreier Gemeinderat und verantwortlich für das
heddesheimblog.

Der gläserne Gemeinderat: Gift-Spritzen oder wenn der Hass einem Dr. D. den Verstand vernebelt

Guten Tag!

Heddesheim, 28. Oktober 2010. Am 26. Oktober 2010 ist im Mannheimer Morgen ein Leserbrief des CDU-Gemeinderats Dr. Josef Doll erschienen – darin sprüht er giftige Kommentare in Richtung des Gemeinderats Kurt Klemm (Fraktion Bündnis90/Die Grünen). Der Beitrag ist dermaßen konfus und wirr, dass man sich ernste Sorgen um die geistige Verfassung des Herrn Dr. Doll machen muss – dessen Verständnis für die innere Verfassung unserer Demokratie ist offensichtlich längst vergiftet.

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Giftspritze Leserbrief: Dr. Doll kotzt sich aus. Quelle: MM

Von Hardy Prothmann

Der Leserbrief „Manchmal ist weglassen besser„*** ist eine Replik für etwas, das nur Herr Dr. Doll weiß. Man muss vermuten, dass es irgendetwas zwischen ihm und Kurt Klemm gibt, was diesen Dr. Doll tief und andauernd schmerzt, erzürnt und ihm tollwütigen Schaum vors Maul treibt.

Denn anders ist diese als Leserbrief getarnte Verbalattacke voller Zorn, Häme und Herablassung bei gleichzeitiger Arroganz nicht zu verstehen.

Vergiftete Reaktion.

Ein Grund könnte sein, dass der „ehemalige Gemeindebedienstete“, wie Herr Dr. Doll den „Kollegen“ Herrn Klemm nennt, bei der vergangenen Kommunalwahl zum ersten Mal angetreten ist und aus dem Stand mit 3.493 Stimmen „locker vom Hocker“ um gut sechs Prozent an dem „langjährigen, verdienstvollen“ Gemeinderat Doll (3.305 Stimmen) vorbeigezogen ist.

Das Wahlergebnis darf getrost als „Sensation“ gelten – denn Kurt Klemm wurde auf Anhieb „Stimmenzweiter“ hinter der „langjährigen, verdienstvollen“ CDU-Gemeinderätin und „Stimmen-Garantin“ Ursula Brechtel, die mit ihrem Ergebnis von 3.910 Stimmen einen andersrum sensationellen Misserfolg eingefahren hat: -20,93 Prozent an Stimmen gegenüber der vorhergehenden Wahl waren ein mehr als beachtlicher Verlust.

Herr Doll schnitt nur unwesentlich schlechter mit einem Minus von 18,54 Prozent ab. Ebenfalls ein beachtlicher Denkzettel, der kein Nachdenken bewirkt hat.

Das muss ein schmerzhaftes, fast schon traumatisches Erlebnis gewesen sein, für einen Mann, dem sein CDU-Kollege Rainer Hege (-17,17 Prozent) nachsagt, er sei ein Mann, „der der Wahrheit am nächsten kommt„.

Tatsächlich ist Herr Dr. Doll, ein spät promovierter Physiker, ehemaliger Angestellter ohne jede auch nur nanoskopisch erkennbare Relevanz im „Wissenschaftsbetrieb“, ein Prahlhans und Täuscher vor dem Herrn.

Stur, selbstverliebt und unerträglich.

Und leider auch ein Vertreter dieses Typus alter Männer, denen „Altersweisheit“ abgeht und die ganz im Gegenteil von sich glauben, noch mit jedem Gefasel, das sie von sich geben, rechter als recht zu sein. Stur, selbstverliebt und unerträglich.

Selbst dem in Sachen Doll mit einer unendlichen Geduld beschlagenen Herrn Bürgermeister Kessler, der sich sonst eher durch barsche Ungeduld auszeichnet, wird der Dr. Doll immer öfter zur Qual.

Aufforderungen, zum Punkt zu kommen, sind keine Seltenheit in Gemeinderatssitzungen, in denen Herr Dr. Doll seit einiger Zeit immer öfter einzunicken scheint, um dann Reden zu schwingen, die im Vergessen dessen enden, was er eigentlich sagen wollte. Wenn er dann versucht einen Witz zu reißen, bleiben nur peinliche Pausen.

In seinem Traktat „Manchmal ist weglassen besser“ ist sein erster Impuls: „Dieser Artikel ist unnötig.“

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Wirkt oft verwirrt und ohne Anschluss: Dr. Josef Doll. (aufgenommen am Abend der Kommunalwahl 2009) Bild: heddesheimblog.de

Werden Artikel nur aus „Not“ geschrieben? Beschreibt Herr Dr. Doll seine eigene Notdurft, der er in seinem Leserbrief einen notdürftigen Lauf läßt?

Die Tonalität des Textes ist von solch einer herablassenden Art gekennzeichnet, die Herr Dr. Doll sonst bei anderen zu erkennen glaubt, von denen er meint, sie kippten „Kübel voller Dreck und Unrat“ über anderen aus.

Hass und Verachtung.

Drei Viertel des Textes sind von Hass und Verachtung geprägt – dafür müsste der bekennende Christ und angebliche Demokrat Doll vor dem Herrn viele Beichten ablegen, was ihn dazu „getrieben“ hat. Zweifellos darf man die Frage stellen, was in jemandem, der so voller Hass und Häme ist, noch christlich sein könnte?

Die Natur gilt Herrn Dr. Doll nichts mehr. Statt ein wenig nachzudenken und sich tatsächlich zu informieren, was man von einem promovierten Physiker erwarten können sollte, wischt er jeden Zweifel beiseite, verhöhnt den anerkannten Einsatz eines Herrn Klemm für die Natur und verfälscht wiederum die Tatsachen: „Experten beobachten beim Übergang von landwirtschaftlich bewirtschaftetem Gelände zu extensiver Nutzung Bewirtschaftung sehr oft dominierende und störende Pflanzenarten“, schreibt er.

Dabei verschweigt er die Kausalkette: Die „dominierenden“ Pflanzenarten, in diesem Fall die Ackerkratzdistel, wurde überhaupt erst durch die industrialisierte Landwirtschaft begünstigt, sie folgt ihr geradezu. Die implizite Schlussfolgerung, diese Pflanze (und jede Menge andere) zu vergiften, ist eher eine Gemütsbeschreibung des Herrn Dr. Doll, als eine Lösung für das Problem hoffnungslos überdüngter Böden.

Unerwünschtes beseitigen.

Hier kann nur die Zeit Heilung verschaffen – ein alter Mann wie Herr Dr. Doll hat keine Zeit mehr. Er will die derangierte Natur nur noch mehr vergiften, um sich der Illussion eines „Wildblumenfeldes“ hinzugeben, das dann entstehen könnte, wenn „Unerwünschtes“ erst beseitigt ist.

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In der Summe aller Faktoren der absolute Wahlsieger: Kurt Klemm. Bild: heddesheimblog.de

In einer komplett absurden gedanklichen Volte schwenkt er um: Von der Eleminierung des „Unerwünschten“ hin zu „erfreulichen Informationen“, nämlich „Mehreinnahmen von 2 Millionen Euro“, die „Bürgermeister, Gemeindeverwaltung und die Mehrheit des Gemeinderats zu gut darstellen“.

Erwartet Herr Dr. Doll ernsthaft, dass da noch jemand mitkommt?

Was hat die Kritik eines aus seiner Sicht „selbsternannten“ Naturschützers (gibt es eigentlich staatlich anerkannte Naturschützer?, mal abgesehen davon, dass Herr Klemm schon mehrfach für seinen Einsatz für die Natur geehrt wurde, während Herrn Dr. Doll solche Ehrungen fehlen) an einer „Giftspritz-Aktion“ bitte schön mit kommunalen Finanzen zu tun?

Verschwörungstheorien und weiße Mäuse.

Vielleicht eine „Verschwörungstheorie?“, die er selbst „in allen Bereichen á la mode“ erkennt, wie er im Text schreibt? Ist Herr Dr. Doll am Ende selbst das Opfer dessen, was er um sich herum erkennt? Verschwörungstheorien? Sieht er vielleicht sogar schon weiße Mäuse?

Herr Dr. Doll ist mit vielen dieser wirren Artikel in der jüngsten Vergangenheit nicht nur für sich selbst längst zur Schande geworden, sondern auch für die Kirche und die Kirchengemeinde, für die er einsteht und für eine angeblich christliche Partei, dessen Fraktionsvorsitz er im Gemeinderat inne hat.

Tatsächlich geht Herrn Dr. Doll auch das Verständnis dafür ab, dass sich Menschen aufregen, die eventuell mit einer giftigen Wiese in Kontakt kommen könnten und sich zu Recht sorgen, ob ihnen, ihren Kindern oder Tieren oder Wildtieren ein gesundheitlicher Schaden droht. Man muss Sorge haben, dass er all diese Menschen und ihre Bedenken auch als „dominierend und störend“ empfindet und sie am liebsten wegspritzen würde.

Hohe Güter besser weglassen?

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Stinksauer über Gifteinsatz: Kurt Klemm. Bild: privat

Der Schlussakkord seines wirren Leserbriefs muss aber alle aufrechten Demokraten in Heddesheim und hier zuförderst in der CDU alarmieren: „Pressefreiheit ist wie Meinungsvielfalt ein hohes Gut in der Demokratie. Manchmal ist weglassen besser.“

Übersetzt heißt das: „Es ist manchmal besser, hohe Güter wegzulassen.“

Diese Aussage ist zutiefst verstörend und eines echten Demokraten nicht nur unwürdig – es ist demokratisch nicht denkbar. Wer in Sachen Pressefreiheit und Meinungsfreiheit (Meinungsvielfalt nach Doll) empfiehlt, man solle sie „manchmal besser weglassen“, muss sich fragen lassen, wie es um die eigene, innere, demokratische Verfassung bestellt ist.

Die demokratische Gesinnung des Herrn Dr. Doll ist, so muss man leider vermuten, vergifteter als jeder Acker, für dessen fortgesetzte Vergiftung er eintritt.

hardyprothmann

P.S.
Im Mannheimer Morgen sind zum Thema heute zwei Leserbriefe erschienen, die sehr aufschlussreich sind.

***
(Anmerkung der Redaktion: Die Texte im Mannheimer Morgen sind nur für eine begrenzte Zeit kostenfrei abrufbar. Sofern diese überschritten ist, müssen Sie die aktuelle Ausgabe kaufen und einen Tagescode eingeben, um die im Text enthaltenen Links aufrufen zu können. Sofern Sie keine Möglichkeit dazu haben, können Sie gerne uns kontaktieren, wir übermitteln Ihnen dann einen Zugangs-Code.)

Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist partei- und fraktionsfreier Gemeinderat und verantwortlich für das heddesheimblog.

Zu Risiken und Nebenwirkungen

Guten Tag!

Heddesheim, 23. Oktober 2010. Wie aus einem „Wirbel“ eine „wünschenswerte Warnung“ werden kann, präsentiert uns der Mannheimer Morgen. Innerhalb einer Woche lernt die Zeitung, dass Hofberichterstattung kein gutes Mittel ist, um die öffentliche Meinung zu bekämpfen.

Von Hardy Prothmann

Das Thema ist ein leidiges. Kurt Klemm prangert immer und ewig einen zu radikalen Heckenschnitt durch die Gemeinde an, der den Lebensraum von Vögeln „beschneidet“ – der Bürgermeister Michael Kessler nimmts zur Kenntnis und lässt die Gehölzer weiter auf das Maß roden, das ihm gefällt. Alles über „Hüfthöhe“ scheint im suspekt, alles, was zu „wild“ wächst, lässt er „begradigen“, hat man den Eindruck.

Kurt Klemm redet über „Futterpflanzen“, damit meint er nicht agrarwirtschaftlich-industriell angebaute „Superpflanzen“, sondern schlicht und einfach Brennessel und Disteln und andere Kräuter. Krautige Pflanzen, die viele als „Un“kraut verstehen, die aber für die Natur „Nutz“kraut sind.

Eine „Un“zahl von Raupen lieben die Brennessel und die Distel. Sie fressen sich satt und reif daran. Die Menschen freuen sich über die flatternden Schmetterlinge, die Blüte um Blüte besuchen und bestäuben. Dabei sind diese Schönheiten höchst gefährdet. Sie werden als Raupen oder als Schmetterlinge von Vögeln gefressen oder an die Brut verfüttert. Das nennt man „natürlichen Kreislauf“. Oder auch „Öko-System“.

Es gibt aber auch ein anderes System.

Für den Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler sind diese „Natur“-Kräuter einfach nur Schädlinge. Die lässt er wegspritzen. Abtöten. Kaputt machen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei orientiert er sich vielleicht an den Bedürfnissen von gewissen Bauern.

Wie auch immer.

Wie konsequent er das tut, konnte man in der vergangenen Woche erleben. Naturschützer Kurt Klemm warnte mit „Gift-Schildern“ vor einer vergifteten Wiese, die Bürgermeister Kessler mit „U46“ spritzen lies. Das Gift ließ Kessler spritzen und die Warschilder sofort entfernen.

Der Mannheimer Morgen berichtete zunächst: „Verblüht seien die Disteln, sonst nichts.“

Das heddesheimblog stellte das in Frage, schrieb die Gemeinde an und forderte weitere Informationen und stellte die Berichterstattung des MM in Frage.

Gestern „legte“ der MM nach: „Öko-Institut: Warnung wäre sinnvoll“ , überschreibt die Zeitung einen Bericht, der sich mit einem Mal ganz anders liest. Plötzlich ist vom Gift die Rede, von „Hautreizungen“ und „ernsten Augenschäden“.

Was ist passiert?

Ganz einfach. Das heddesheimblog hat Fragen gestellt und sich nicht „abwimmeln“ lassen.

Behörden, also auch die „Gemeinde Heddesheim“, müssen meistens Fragen der Presse beantworten.

Der MM, der erst von einem „Wirbel“ berichtet hat, stellte nun fest, dass eine „Warnung sinnvoll“ gewesen wäre. Warum? Aufgrund eigener Fragen und Zweifel oder gar Recherche?

Oder aufgrund unserer Nachfragen, die oft viele Tage bis zu einer Antwort brauchen, während der MM quasi eine Art „Standleitung“ ins Bürgermeisteramt hat und so tut, als würde die Zeitung „kritisch“ berichten?

Nun haben die Zeitung und ihre Re(d)akteurin Anja Görlitz so getan, als ob sie wirklich „aufklären“ wollten. Tatsächlich ist nur ein quasi-„kritischer“ Bericht dabei herausgekommen.

Während die erste Meldung noch so tat, als sei „alles in Ordnung“, tastet sich die zweite Meldung daran an, dass „wegen der möglichen Haut- und Augenreizungen“, die Öko-Institut-Expertin Rita Groß „einen Warnhinweis auf öffentlichen Flächen für wünschenswert“ hält. Also genau das bestätigt, was Kurt Klemm mit dem Einschlagen der Warnschilder getan hat und die Gemeinde Heddesheim, respektive ihr Bürgermeister Kessler sofort wieder hat entfernen lassen.

Vermissen Sie eine Nachfrage der Zeitung gegenüber der Gemeinde in der Sache? „Die Zeitung“ hat nicht nachgefragt, denn sie will „kein Fass aufmachen“.

Bürgermeister Kessler und der MM beschreiben nie ohne Aufforderung, was die Risiken und Nebenwirkungen ihres Handelns bedeuten.

Um das zu erkennen, braucht es Experten wie Kurt Klemm und freie Medien wie das heddesheimblog.

Der Gift-Einsatz ist sicherlich aus Sicht des MM und der verantwortlichen Redakteurin Anja Görlitz „ausreichend“ berichtet. Aus Sicht des heddesheimblogs aber nicht.

Wir werden am Montag unsere Story dazu veröffentlichen, die mehr Fakten und Informationen über U-46 und was die Gemeinde davon hält, berichten wird.

Soviel ist sicher: Die anbiedernde Hofberichterstattung des MM und die „Pseudo“-Recherche der Redakteurin Anja Görlitz beweisen einmal mehr, dass der MM weit davon entfernt ist, eine journalistisch neutrale und qualitativ hochwertige Berichterstattung zu liefern.

Die Risiken und Nebenwirkungen sind bekannt.

Die konrekte Nebenwirkung heißt: Aktuell hat der MM wie schon seit Jahren zuvor an Auflage verloren.

Das Risiko heißt: Man möchte der Zeitung glauben, es gibt aber begründete Zweifel, dass man das ohne Sorge tun kann.

„Verblüht“ seien die Disteln? „Und sonst nichts“?

Das ist leider nicht so.

Frau Görlitz hat das Datenblatt vorliegen. Darin steht alles und mehr als „sonst nichts“. Ihre Berichte lassen vermuten, dass sie selbst nie in Augenschein genommen hat, worüber sie „wertend“ berichtet.

Wir berichten am kommenden Montag über „sonst nichts“.

Und das ist durchaus wörtlich gemeint.

Gift-Anfrage: Warten auf Antwort

Guten Tag!

Heddesheim, 19. Oktober 2010. Während wir immer noch auf Antwort durch die Gemeinde Heddesheim zu deren Spritzaktion auf der Wiese am neuen Wegstück um den Badesee warten, hat uns der Naturschützer Kurt Klemm Bilder der Wiese geschickt – inklusive Disteln. Die Aufnahmen wurden in der zweiten Septemberhälfte gemacht.

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Ist das Unkraut auf einer Wildblumenwiese?

Bis heute ist unbekannt, was für ein Gift die „Gemeinde“, respektive Bürgermeister Michael Kessler, hat auf der Wiese verspritzen lassen. Wir haben am Freitag eine email an die Gemeinde gesendet – bislang ohne Antwort.

Typischerweise argumentiert Bürgermeister Kessler gerne, die Verwaltung habe auch andere Arbeiten zu tun und unsere Anfrage belasteten die Gemeinde. Ist das so?

Der Mannheimer Morgen hat freien Telefonzugang zu Gemeindemitarbeitern – auf Anordnung von Bürgermeister Kessler dürfen Gemeindemitarbeiter nicht mit unserer Redaktion sprechen.

Wir haben nur den „Ansprechpartner“ gemeinde@heddesheim.de und der ist äußerst träge.

Wir warten also weiter auf Antwort auf die folgenden Fragen:

  • Welches Gift wurde dort ausgebracht?
  • Warum wurde das Gift verspritzt?
  • Welche Pflanzen werden von dem Gift angegriffen?
  • Ist nur „Unkraut“ betroffen oder auch nützliche Pflanzen?
  • Warum wurde jetzt gespritzt – in wenigen Wochen dürften die Pflanzen witterungsbedingt absterben?
  • Was kostet der Gifteinsatz?

Fotos: Kurt Klemm

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Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Kurt Klemm „hat die Schnauze voll“

Guten Tag!

Heddesheim, 15. Oktober 2010. Kurt Klemm, Vogelfreund und Naturschützer, hat „die Schnauze voll“. Wieder einmal hat „die Gemeinde“, respektive Bürgermeister Michael Kessler, wider die Natur gehandelt, sagt er. Deswegen handelt er nun gegen die „Vergiftung“.

Von Hardy Prothmann

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Kurt Klemm protestiert gegen aus seiner Sicht unnötigen Gifteinsatz. Bild: privat

Der Gemeinderat (parteilos, Fraktion Bündnis90/Die Grünen) Kurt Klemm ist „sauer“, so richtig sauer. Auf der Wiese hinter dem Vogelpark, wo das neue Teilstück des Rundwegs um den Badesee angelegt wurde, ist „Gift gesprüht worden“, sagt er.

„Seit ewigen Zeiten prangere ich das an“, sagt Klemm. Er meint das Spritzen von „Unkrautvernichtungsmitteln“. Diese „Unkräuter“ seien wichtige Nahrungsgrundlage für viele Insekten und die wiederum für die Vögel. „Aber der will nichts verstehen und macht, was er will“, sagt Klemm und meint Bürgermeister Michael Kessler.

Kurt Klemm hat sich deshalb zu einer privaten Protestaktion entschlossen. Auf der gespritzten Wiese hat er Warnschilder aufgestellt: „Vorsicht Gift“.

Gläserner Gemeinderat: Im Frühjahr gibt es einen Markt – was für einen ist unklar

Guten Tag!

Heddesheim, 13. Oktober 2010. Ab dem kommenden Frühjahr wird es auf dem Dorfplatz einen Wochenmarkt geben – mit welchen Angeboten ist noch unklar. Der Markt wird freitags stattfinden, weil angeblich Samstag kein guter Tag ist. Über einen Mittwoch oder Donnerstag wurde nicht diskutiert – ebensowenig über die Bedürfnisse der Heddesheimer BürgerInnen.

Von Hardy Prothmann

Wenn man im Gemeinderat Herrn Hasselbring (Fraktionsvorsitzender FDP) zuhört, was der so sagt, dann weiß man genau, wo der Mann einkauft: Bevorzugt in Ladenburg und Umgebung, nur nicht in Heddesheim: „In Schriesheim, Hirschberg und Ladenburg gibt es oder entsteht eine Einkaufsqualität, die wir hier nicht mehr kriegen.“ „Super, toll, klasse“, sagt der Mann mit einer Lebendigkeit, die sonst so gar nicht an den Tag legt.

Herr Hasselbring kauft gerne in der Nachbarschaft ein.

Herr Hasselbring lässt sich so ausführlich schwärmend über die tollen Standorte in der Nachbarschaft aus, dass Bürgermeister Kessler kommentiert: „Bitte keine Werbung Herr Hasselbring.“ Darüber wird gelacht. Haha. Dabei ist es ein ernstes Thema.

In Ladenburg ist mit der Kombination aus Edeka, Aldi und DM, ausreichend Parkplätzen und Gastronomie an der Wallstadter Straße eine Einkaufsgelegenheit entstanden, die viele Heddesheimer anzieht – seit einiger Zeit sowieso, da die Viernheimer Brücke noch bis Jahresende Baustelle ist. Zudem lockt die Altstadt – vergangenen Freitag war dort Einkaufsnacht mit ordentlich Betrieb – im krassen Gegensatz zur Heddesheimer Einkaufsnacht, die ganz klar ein Misserfolg war und das bleiben wird, solange es keinen besonderen Anreiz gibt.

In Hirschberg wird im Neubaugebiet „Sterzwinkel“ ebenfalls ein moderner Edeka-Markt entstehen – der aus Sicht der angeblich „bis zu 1.000 Arbeitnehmern“ der geplanten „Pfenning“-Ansiedlung bei weitem einfacher zu erreichen sein wird, als der Heddesheimer Edeka-Markt, der nun wahrlich keine Augenweide ist. Sofern die „bis zu 800“ Lkw täglich die Strecke nicht komplett verstopfen.

Gerüchte.

In Heddesheim hat die Metzgerei Schmich zugemacht, bekanntermaßen ist der Discount Treff schon lange zu und glaubt man den Gerüchten, die viele kennen, wird das auch so bleiben. Treff gehört ebenfalls zum Edeka-Konzern und man sagt, die Miete würde für den leeren Laden weiterbezahlt, damit sich dort keine Konkurrenz ansiedelt. Das ist ein Gerücht, für das Argumente sprechen. Andererseits kann man genauso gut glauben, dass da niemand rein will, weil Heddesheim und die Lage im Speziellen nicht attraktiv genug sind – es mangelt an Parkplätzen und die wollen alle haben.

Meinen Einwurf, dass man auch in Heddesheim bei einem Wochenmarkt auf ausreichend Parkplätze achten müsse, wollte niemand zur Kenntnis nehmen. Mein Antrag, über das Internet die Wünsche der Heddesheimer Bevölkerung einzusammeln, um ein möglichst zielgenaues Angebot entwickeln zu können wurde nur von den Gemeinderatskollegen Reiner Edinger und Kurt Klemm unterstützt.

Nun hat der Gemeinderat einstimmig den Antrag der SPD auf einen Wochenmarkt beschlossen – also auch ich. Warum? Von meiner Seite als Signal. Ich glaube nämlich, dass ein attraktiver Markt ein positives Signal setzen kann. Das Angebot und die Preise müssen stimmen. Wenn man Herrn Kessler im Mai genau zugehört hat, wünscht der sich Käse, Bio und Fisch und „was man sonst nicht im Ort finden kann“.

Angebote.

Naja, es gibt einen Fischwagen, im Edeka gibt es auch Bio und eine solide Käsetheke – irgendwie verstehe ich den Bürgermeister nie so recht. Ein Angebot mit Gemüse und Obst ist nicht explizit besprochen worden und wird meiner Meinung nach nicht kommen. Denn das wäre eine Konkurrenz für den CDU-Vorsitzenden und Gemeinderat Rainer Hege, der einen Scheunenladen betreibt und sich demonstrativ für befangen erklärt hat. Die Mehrheit der CDU-Mitglieder stimmte denn auch gegen den Antrag der SPD: „Wir sehen eine Konkurrenz für die bestehenden Betriebe“, sagte Dr. Josef Doll, der CDU-Fraktionsvorsitzende. Näher erläutert hat er das nicht.

Und Käse, Bio, Fisch? Das sind eher hochpreisige Angebote, die sich nicht jeder leisten können wird – vielleicht wusste Herr Kielmayer schon mehr als andere, als er meinte: „Da holt man sich Appetit, aber eingekauft wird im Supermarkt.“ Ich fand das Argument absurd – da guckt man vielleicht ein- zwei Mal und beschließt dann, dass es zu teuer ist. Sicherlich geht niemand freiwillig dahin, wo er sich nichts leisten kann.

Fragen darf man aber schon, was Herr Doll denn meinen könnte? Können Brillen, Bücher, Blumen, Orthopädie-Geräte, Schuhe, Zahnpflege, Friseurdienstleistungen, Reisebüro, Sonnenstudio, Kiosk und Bürobedarf Konkurrenz durch einen Wochenmarkt bekommen? Keines dieser Geschäfte dürfte einen „Lebensmittel-„Markt als Konkurrenz betreiben. Der Edeka-Markt kann das verschmerzen, weil er noch andere Artikel anbietet. Der Tschibo-Laden mit Backwaren wäre schon eher „betroffen“, doch der ist im Gemeinderat nicht vertreten. Der Hege-Laden noch mehr und das hat die CDU ja auch ein klares Signal gegeben.

Bereits Ende 2009 wurde der Markt von der SPD erstmals in den Gemeinderat gebracht – jetzt entschieden und frühestens in weiteren sechs Monaten soll es losgehen. Auch das ist „Standortpolitik“. Man muss sich nur wundern, wie schnell „Pfenning“ dageben vorangebracht wurde.

Geheimnisse.

Als großes Geheimnis bleibt, was denn so an Standbetreibern kommen wird. Schließlich liebt Herr Kessler Geheimnisse und hasst es, das Volk zu fragen – das hat er mit vielen Repräsentanten im Gemeinderat gemein.

Während der Bürgermeister 2009 noch sehr unentschlossen war, gibt er sich nun zuversichtlich, dass der Markt „Kaufkraft im Ort gehalten oder zurückgeholt werden kann“.

Kurt Klemm begrüßte den Markt als „Ort der Begegnung“, „Grünen“-Specher Klaus Schuhmann ebenso, vor allem wegen der „älteren Leute“: „Man darf die, die nicht so mobil sind, nicht vergessen.“

CDU-Enthaltung.

Frau Brechtel, Herr Doll, Herr Kielmayer und Herr Schaaf (alle CDU) enthielten sich der Stimme, trotz des „Alten“-Arguments, das sie sonst immer hochhalten.

Auch ich finde eine Markt in Heddesheim gut, weil er den Ort attraktiv macht und den leblosen Dorfplatz wenigstens einmal die Woche mit Leben füllen kann. Tatsächlich befürchte ich, dass der Bauernmarkt vor dem Rhein-Neckar-Zentrum und in Ladenburg, die zeitgleich stattfinden, eine harte Konkurrenz sind und somit der Freitag kein gut gewählter Tag ist.

Und dann kommt es noch auf das Angebot an – man darf gespannt sein, was das sein wird.

Bevor der Markt überhaupt starten wird, ist eines aber klar: Für die Wünsche der Heddesheimer BürgerInnen haben sich weder Herr Kessler noch die Mehrheit im Gemeinderat interessiert.

Und das finde ich bedauerlich.

hardyprothmann

Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist partei- und fraktionsfreier Gemeinderat und verantwortlich für das heddesheimblog.

Download:
Gemeinderat-Protokoll Mai 2010 über die Diskussion zum Markt-Antrag der SPD.

Gastbeitrag: Der Märchenonkel

Guten Tag

Heddesheim, 28. September 2010. Der Naturschützer Kurt Klemm, der parteiloser Gemeinderat in der Fraktion Bündnis90/Die Grünen ist, hat uns einen Gastbeitrag zum aktuellen Mitteilungsblatt geschickt – als Antwort auf einen dort veröffentlichten Artikel von Dr. Josef Doll, CDU-Fraktionsvorsitzender.

Von Kurt Klemm

In früherer Zeit und ganz besonders im Orient war der Märchenerzähler ein angesehener Beruf. Doch wie alles so im Leben, geriet dieser Beruf in Vergessenheit, weil sich niemand mehr für Märchen interessierte.

Doch seit geraumer Zeit liest man in unserem Mitteilungsblatt der Gemeinde nach jeder Gemeinderatssitzung wieder Märchen über die böse Fraktion der Grünen. Was ist geschehen?

Ein Märchenonkel Namens Dr. D. erzählt von einer Zeit des Reichtums, in der lauter Pfenninge in goldene Euro für die Gemeinde umgewandelt würden. Großer Reichtum werde über uns alle kommen und keiner werde mehr arm bleiben, heißt es in seiner Geschichte, die er ganz neu erzählt.

So wird aus einer traurigen Burg ein schönes Schloss, um das die Rebhühner voller Freude in einem extra für sie geschaffenen Korridor ihr sorglosen Leben genießen und vor Glück jauchzen.

Auch Rotkäppchen wird neu eingekleidet und trägt nun ein schwarz, rot, gelbes Mützchen. Die neuen bösen Wölfe sind nun die Grünkittel.

Die haben ihre Trabanten (so heißen die Kobolde) P-B-K stets in ihrem Schlepptau. Und, hört, hört, die bösen Grünkittel haben es mit ihren Kobolden zusammen tatsächlich gewagt, gegen das verheißungsvolle Schloss und dessen Belieferung auf sagenhaften Schienen zu stimmen, um die uns angeblich das ganze Königreich beneiden wird.

All das ist leider viel zu fantastisch, um wahr zu sein.

Unser Märchenonkel verbreitet voller Fabulierlust weitere fantastische Dinge, beispielsweise, dass die Grünen gegen den Bau einer Biogasanlage bei einer Zusammenkunft der Weisen im Bauausschuss gewesen seien. Das mag im Märchenbuch der CSLPUD (Christlich Sozial Liberale Parteien unter D.) stehen, die Wirklichkeit sieht anders aus.

Kein Grüner wird je gegen eine Biogasanlage, einen Gleisanschluss oder erneuerbare Energien sein. Aber wenn zu den Baubestimmungen die der Sicherheit einer solchen Anlage dienen, ungenügende Vorarbeit geleistet wird, hat man nicht eine Glaskugel, sondern sein Gewissen und Wissen zu befragen.

Das gilt beispielsweise zum Verkehrsaufkommen zu der Biogas-Anlage, wo keine Seite eine verbindliche Aussage treffen konnte. Aber immerhin hat am Ende ein Grüner für diese Anlage gestimmt, während einer sich enthalten und einer wegen der unzureichenden Informationen mit Nein gestimmt hat.

Und kurz darauf muss für unseren Märchenerzähler ein weiteres Kapitel, die Gemeinderatsitzung, nicht mehr stattgefunden haben, denn sonst hätte er die Frage des Trabanten P. (im Märchen mal Kobold, mal Giftzwerg) an unseren Bgm. sicherlich noch mitbekommen.

Der Trabant fragte den Bgm. was dieser zu unternehmen gedenke, gegen einen Professor, der behauptet, dass es in der Bürgerversammlung in Heddesheim durch die Gegner der geplanten Pfennigansiedlung, zuging „wie bei den Taliban“. Immerhin wurden hierbei fast 50 Prozent aller ehrbarer Bürger dieser Gemeinde, auf eine Stufe mit den Gräueltaten dieser „selbsternannten Gotteskrieger“ gestellt, worauf der Bgm. lapidar antwortete, er habe keine Kenntnis von diesem Artikel.

Meine Frage an den Märchenonkel lautet: „Wer bedient hier welche Klientel?“

Lieber Märchenonkel, merkst du nicht, dass man deine Märchen nicht mehr hören will?

Die „Untertanen“ wollen die Wahrheit hören, keine Märchen.

Die Zeit der Märchenerzähler ist doch wirklich längst vorbei. Dazu gehört auch deine Aussage im Mitteilungsblatt, das „erstmals nach 25 Jahren eine wichtige ökologische Entscheidung möglich war“. Lag das Reich im Dunkeln und haben sich edle Ritter aufgeschwungen, um es wieder ans Licht zu führen. Ist es nicht so, dass du uns hinters Licht führen willst?

Denn wer hat denn in dieser Zeit die Mehrheit gehabt und sie nicht für eine solche Entscheidung genutzt? Das spricht doch eher für die negative Arbeit der CSLPUD in dieser dunklen Zeit.

Im Märchen kann man die Wahrheiten verdrehen, wie man will, in der Wirklichkeit nicht.

Anmerkung der Redaktion:
Gastbeiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Autoren sind für die Inhalte selbst verantwortlich.

Befangenheitsfrage, Sitzungsunterbrechung, 12:9 für Bebauungsplan „Pfenning“

Guten Tag!

Heddesheim, 14. September 2010. (red/pöl) Der Heddesheimer Gemeinderat hat in seiner außerplanmäßigen Sitzung von Montagabend den Bebauungsplan „Nördlich der Benzstraße“ („Pfenning“) erwartungsgemäß als Satzung mit 12:9 Stimmen beschlossen. Zuvor war die Sitzung gut eine Stunde unterbrochen worden, um die Frage zu prüfen, ob der SPD-Gemeinderat Michael Bowien möglicherweise befangen ist.

Günter Heinisch, Gemeinderat der Fraktion Bündnis90/Die Grünen, wollte eigentlich nur eine Frage stellen, wurde aber von Bürgermeister Kessler aufgefordert, diese in einem Antrag zu formulieren. Inhalt: Der SPD-Gemeinderat Michael Bowien hatte gegen den Bebauungsplan „Pfenning“ Einwendungen erhoben und trotzdem bei den entsprechenden Beschlüssen mitgestimmt.

Im Januar hatte der Grünen-Sprecher Klaus Schumann sich beim Kommunalrechtsamt erkundigt, ob er als Gemeinderat Einwendungen verfassen dürfe. Das Kommunalrechtsamt antwortete, dass er dann bei Abstimmungen darüber befangen sei. Also formulierten die Mitglieder der Fraktion Bündnis90/Die Grünen keine Einwendungen, damit sie unbefangen blieben.

Bürgermeister Kessler warf den Grünen daraufhin vor, diese seien nicht verantwortungsvoll mit dem Schreiben umgegangen und hätten die Verwaltung informieren können. Die Grünen wiesen dies zurück, weil sie erst jetzt auf die mögliche Befangenheit des Ratsmitglieds Bowien aufmerksam geworden seien.

Nach einer heftig geführten Debatte unterbrach Bürgermeister Kessler die Sitzung für eine gute Stunde. Die Nervosität war den Vertretern von „Pfenning“, darunter Geschäftsführer Uwe Nitzinger deutlich anzusehen. Mit solch einer Entwicklung hatte man nicht gerechnet.

Währenddessen beriet sich Bürgermeister Kessler mit dem Anwalt Dr. Thomas Burmeister und Verwaltungsangestellten. Sie kamen zu dem Schluss, dass Herr Bowien nicht befangen gewesen sei – also zur gegenteiligen Auffassung des Kommunalrechtsamts. Auch Michael Bowien sah das so. Letztlich wurde vom Gemeinderat darüber abgestimmt: Die Grünen sahen ihn als befangen an, der partei- und fraktionsfreie Gemeinderat Hardy Prothmann enthielt sich wegen mangelnder Informationen und die restlichen 13 Stimmen sahen keine Befangenheit.

Nach mehreren Diskussionen verlas Bürgermeister Kessler die Abwägungen der Verwaltung zu den Einwendungen der zweiten Offenlage, die nur an einer Stelle durch den Gemeinderat Kurt Klemm kommentiert wurde, der die Umweltgutachten als „untauglich“ zurückwies. Die Abwägung wurde mit 12:9 Stimmen angenommen.

Der Gemeinderat Reiner Edinger (Bündnis90/Die Grünen) stellt dann den Antrag, ein neues Verkehrsgutachten zu erstellen, für den Fall, dass ein Gleisanschluss nicht kommen würde (Anm. d. Red.: Dadurch würden bis zu 100 Lkw-Fahrten zusätzlich pro Tag entstehen): Der Antrag wurde mit 12:8 Stimmen abgelehnt, bei einer Enthaltung durch den Gemeinderat Martin Kemmet (CDU).

Der Bebauungsplan für das Logistikvorhaben wurde dann erwartungsgemäß mit 12:9 Stimmen beschlossen.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Anmerkung der Redaktion: Hardy Prothmann ist verantwortlich für das heddesheimblog und ist partei- und fraktionsfreier Gemeinderat.

Argumente zum Wochenmarkt – machen Sie mit

Guten Tag!

Heddesheim, 25. Januar 2010. Die Mehrheit des Gemeinderats lehnte eine Befragung der Bürger und eine schriftliche Liste mit Pro- und Kontra-Argumenten zu einem Wochenmarkt auf dem Dorfplatz ab. Trotzdem wurden schon in der Sitzung entsprechende Argumente vorgebracht. Wir dokumentieren die wichtigsten nach dem Verlauf der Sitzung. Haben Sie weitere Ideen, Wünsche, Argumente? Machen Sie mit!

Dokumentation der Argumente:

Dieter Kielmayer (CDU):

  • Familien holen sich Appetit und kaufen dann beim Discounter
  • Umsatzrisiko für Heddesheimer Firmen
  • Bestand der Firmen bedroht
  • 2 Obst- und Gemüsehändler haben bereits aufgegeben
  • Heddesheimer Händler, die selbst anbieten, haben doppelte Kosten (Personal+Stand)
  • Umsatz wird nicht steigen
  • „Themenmarkt“, vier Mal im Jahr, beispielsweise Spargelmarkt, Weihnachtsmarkt, Ostermarkt

Ulrich Kettner (Grüne):

  • Leute gehen nicht zum Discounter, wenn die Ware überzeugt
  • Nachteile für lokale Händler möglich. Lösung: Sollen sich beteiligen

Martin Kemmet (CDU):

  • Sachverhalt gründlich erörtern
  • Händler mit ins Boot nehmen
  • Bei aller Liebe zur „Atmosphäre“ muss man die zusätzliche Konkurrenz sehen

Andreas Schuster (Grüne):

  • Impuls für die Ortsmitte
  • Aufwertung der Ortsmitte
  • Investition in den Wert des Gemeindelebens

Karin Hoffmeister-Bugla (SPD):

  • Bürger gehen sowieso woanders auf den Markt

Günther Heinisch (Grüne):

  • Meinungsbild ist wichtig

Bürgermeister Kessler:

  • Bund der Selbstständigen unterstützt den Markt

Frank Hasselbring (FDP):

  • Jede Menge Heddesheimer gehen in Ladenburg einkaufen

Jürgen Merx (Grüne):

  • Es geht um Vielfalt
  • Wichtiger Impuls

Reiner Edinger (Grüne):

  • Keine Konkurrenz zu Edeka schaffen – wichtig für ältere Menschen
  • Welche Waren sollen angeboten werden?
  • Keine Großmarkteinkäufer
  • Erinnert an „Standort“-Politik: Pflug abgerissen, um Café zu etablieren – nicht gelungen

Andreas Schuster (Grüne):

  • Edeka sicherlich nicht durch einen Wochenmarkt bedroht
  • Eigenes „Heddesheimer Gepräge“ – Waren anbieten, die es woanders nicht gibt.

Dieter Kielmayer (CDU):

  • Blumenhändler und Bäcker bedroht

Andreas Schuster (Grüne):

  • Zumindest ein Blumenhändler am Rand der Ortsmitte positioniert sich anders, keine Gefahr

Volker Schaaf (CDU):

  • Frühere Anläufe gescheitert
  • Themenmarkt vorstellbar

Hardy Prothmann (partei- und fraktionsfrei):

  • Belebung des Geschäfts auch für andere Händler und Geschäfte
  • Flankierende Maßnahmen wie Parkordnung anpassen auf eine halbe Stunde
  • Markt darf die Gemeinde nichts kosten
  • Pro- und Kontraliste mit Bürgerbeteiligung erstellen

Bürgermeister Kessler:

  • Marktordnung kann das Angebot regeln
  • Bürgerbeteiligung verzögert das Angebot

Kurt Klemm (Grüne):

  • Die Gemeinde vergibt sich nichts mit dem Versuch.

Reiner Edinger (Grüne):

  • Markt steht und fällt mit der Akzeptanz durch die Kunden – Meinungsbild wichtig

Frank Hasselbring:

  • Rät dringend von Bürgerbefragung ab

Welche Argumente haben Sie? Bringen Sie sich mit ein und schreiben Sie einen Kommentar zum Thema. Wir sammeln Wünsche und Ideen sowie Pro- und Kontra-Argumente.

Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist partei- und fraktionsloser Gemeinderat und verantwortlich für das heddesheimblog.

Diskussion um Begrünungskonzept – „Ich bin die Gemeinde“

Guten Tag!

Heddesheim, 23. April 2010. Die Flächen um den neu erstellten nördlichen Teil des Wegs um den Badesee sollen durch ein Begrünungskonzept aufgewertet werden. Im Gemeinderat gab es eine Diskussion um die Beauftragung der Landschaftsarchitektin Warneke und nicht nur eine bemerkenswerte Aussage des Bürgermeisters.

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Die Umgebung des neuen Teilstücks des Wegs um den Badesee soll begrünt werden. Bild: hblog

 

Die Flächen am nördlichen Teil des Weges um den Badesee sollen im Herbst durch ein Begrünungskonzept als Biotop aufgewertet werden. Nach Angaben der mit der Planung beauftragten Landschaftsarchitektin Ilsmarie Warnecke werden dadurch dem Öko-Konto der Gemeinde 400.000 Punkte oder umgerechnet 140.000 Euro zugeschlagen.

Auf den Flächen links und rechts des Weges sollen Gehölze, Kräuter und Blumen angepflanzt werden. Weiter ist eine Benjes-Hecke geplant.

Tatsächlich müssen noch Bodenproben genommen werden, um das Konzept und mögliche Anpflanzungen in Einklang zu bringen. Der Gemeinderat Kurt Klemm (Bündnis90/Die Grünen) erkundigte sich, ob unter den Anpflanzungen auch genügend Futterpflanzen für Vögel vorgesehen sein, was Warnecke bestätigte.

Die Gemeinderäte Rainer Hege und Dieter Kielmayer (beide CDU) erinnerten daran, dass ursprünglich gedacht war, dass der Weg durch Baumpflanzungen beschattet werden solle – nach dem Begrünungskonzept sehe das aber anders aus.

Bürgermeister Kessler führte aus, dass die Bäume keinen Schatten werfen würden, wenn die Sonne den Weg entlangs zöge. Der freie Gemeinderat Hardy Prothmann wunderte sich darüber und sagte, da der Weg nord-südlich verlaufe und die Sonne im Osten aufgeht und im Westen unter, sei sehr wohl mit Schattenwurf zu rechnen.

Die Gemeinderäte Kurt Klemm und Rainer Hege diskutierten über den Weg, der an der Streuobstwiese entlangläuft. Klemm behauptete, das sei kein echter Weg, Hege hingegen, das sei ein Wirtschaftsweg.

„Ich bin die Gemeinde.“ Bürgermeister Kessler

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Erstes Konzept für die Begrünung um das Wegstück nördlich des Badesees. Quelle: Gemeinde Heddesheim

Der Gemeinderat Prothmann gab mit Hinweis auf das Protokoll eine Erklärung ab: „Ich halte es für äußerst unglücklich, Frau Warnecke, die auch das Grüngutachten für die geplante Pfenning-Ansiedlung gemacht hat, mit diesem Auftrag zu betreuen. Das hat nichts mit der Person von Frau Warneke zu tun, kann aber als Belohnung missverstanden werden.“

„Ich erlaube, was Frau Warneke sagt.“ Bürgermeister Kessler

Zuvor hatte sich Prothmann erkundigt, wie viele Aufträge Frau Warneke denn schon vor dem „Pfenning“-Auftrag für die Gemeinde gehabt hätte. Frau Warneke konnte sich nicht erinnern, ebenso wenig Bürgermeister Michael Kessler: „Ich erinnere mich nicht.“ Als Herr Prothmann dann nochmals Frau Warneke fragen wollte, verbot Bürgermeister Kessler sowohl die Frage an Frau Warneke als auch eine Antwort durch Frau Warneke.

Daraufhin fragte Prothmann: „Ist es nicht möglich, Frau Warneke eine Frage zu stellen, auf die sie selbst antwortet?“ Bürgermeister Kessler: „Ich erlaube, was Frau Warneke sagt.“ Es entwickelte sich eine kurze Diskussion, an deren Ende Bürgermeister Kessler feststellte: „Ich bin die Gemeinde.“

Das Begrünungskonzept wurde bei einer Enthaltung durch Prothmann angenommen.

Hinweis der Redaktion: Hardy Prothmann ist verantwortlich für das heddesheimblog.

Kurt Klemm erhält VDW-Naturschutzpreis 2010

Guten Tag!

Heddesheim, 19. April 2010. Kurt Klemm, Naturschutzbeauftragter der Heddesheimer Vogelfreunde, ist für „herausragende Leistungen“ in Sachen Naturschutz und Erhalt der Vogelwelt ausgezeichnet worden.

Von Horst Pölitz

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Herbert Geitner überreicht "Vogeluhr" an Kurt Klemm (rechts). Bild: heddesheimblog/pöl

„Der diesjährige Preisträger ist in Heddesheim und Umgebung eine bekannte Persönlichkeit, die sehr viel für den Naturschutz und die Erhaltung der Vogelwelt getan hat und tut“, sagte Herbert Geitner, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Waldvogelpfleger und Vogelschützer (VDW) am Samstag, den 17. April 2010 zur Feierstunde im Vereinshaus der Kleintierzüchter.

„Kurt Klemm ist immer noch sehr aktiv im Naturschutz. Im Rahmen der Vereinsarbeit hat er im Kampf um das Schutzgebiet beim Vogelpark, in zähem Ringen mit der Gemeinde, einen Konsens herbeigeführt und sogar eine Erweiterung des Schutzgebiets erreichen können.“

Geitner lobte den vielfältigen Einsatz von Klemm: Ob Birdwatching, Informationen zur Fütterung von Vögeln, die Arbeit mit Kindern, das Vogelbeobachtungsprogramm. „Kurt Klemm hat als Initiator vieler Naturschutzaktivitäten den diesjährigen VDW-Naturschutzpreis mehr als verdient.“

Zum Preis gab es eine Vogeluhr – die speziell für den VDW gefertigt wurde.

Der Preis wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung des VDW-Landesverband Baden-Württemberg übergeben, die dieses Jahr in Heddesheim stattfand.

Der Verein der Vogelfreunde und -pfleger hatte bereits 2005 den Naturschutzpreis des VDW erhalten.

„Die Vögel brauchen uns.“

Guten Tag!

Heddesheim, 14. April 2010. Der Frühling kommt, wenn auch regnerisch. Die Vögel zwitschern. Alles scheint wie immer zu sein. Die Natur erwacht, die Jahreszeiten nehmen ihren Lauf. Ist das so? Der Naturschutzbeauftragte der Vogelfreunde und -pfleger, Kurt Klemm, sagt: Nein. „Die Vögel brauchen uns.“

Interview: Hardy Prothmann

Herr Klemm, der Frühling ist da, die Vögel zwitschern. Finden die schon genug zu fressen?

Kurt Klemm: „In einer Feldflur wie Heddesheim, die dermaßen ausgeräumt ist, gibt es so gut wie keine Wildpflanzen mehr, die manche abschätzig als „Unkraut“ bezeichnen. Diese Wildpflanzen sind die Ernährungsgrundlage für viele körnerfressenden Vögel. Die Vögel haben Mühe, genug zum Fressen zu finden.“

Welche Vögel sind das beispielsweise?

Klemm: „Der Grünfink, der Bluthänfling, Girlitz, Stieglitz. Diese Vögel sind auf halbreife Sämereinen bei der Aufzucht ihrer Jungvögel angewiesen. Sie brauchen Löwenzahn, Vogelmiere, Spitzwegerich, Breitwegerich, Wiesenknopf, Wegwarte. Diese Samen sind ein prächtiges Futter, die alles enthalten, was die Jungen brauchen.“

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Specht und Meisen im Winter werden durch "Zufütterung" unterstützt - auch im Sommer brauchen viele Vögel "Unterstützung". Bild: privat

Wollen Sie damit sagen, dass Gartenbesitzer kein Unkraut mehr jäten dürfen?

Klemm: „Selbstverständlich können die Menschen ihre Blumen und Beete pflegen, aber es ist sicherlich möglich, eine kleine naturbelassene Ecke im Garten für unsere Vögel zur Verfügung zu stellen. Was für die Menschen „Unkraut“ ist, ist für die Vögel Futter, also Nahrung.“

Eine „Unkrautecke“ im Garten liefert Nahrung.

Soll oder muss man die Vögel auch in der Zeit von Frühjahr bis Herbst füttern oder werden diese dadurch vom Menschen abhängig?

Klemm: „Man spricht nicht von Füttern, sondern von Zufüttern. Das ist sehr sinnvoll, damit genug Futter zur Jungenaufzucht zur Verfügung steht. Die Vögel werden dadurch nicht abhängig. In England beispielsweise ist das Zufüttern weit verbreitet. Die Folgen sind nur positiv, weil der Artenrückgang gestoppt werden konnte und gefährdete Vogelarten dadurch gerettet werden konnten.“

Welches Futter sollte man anbieten?

Klemm: „Auf jeden Fall kein Winterfutter, dort sind zu große tierische Fettanteile enthalten, die leicht ranzig werden können. Die Industrie hat auch durch die positiven englischen Erfahrungen ein Sommerfutter entwickelt. Das gibt es seit vier Jahren und ist im Fachhandel erhältlich, in Heddesheim beispielsweise beim Raiffeisenmarkt.“

In vielen Baumärkten gibt es jetzt das Winterfutter sehr günstig?

Klemm: „Damit sollen die Lagerbestände verkauft werden. Dieses Futter ist ungeeignet und ich empfehle, dieses nicht zu kaufen. Auf meine Intervention hin hat ein Marktleiter sich auf meine Argumente eingelassen und das Futter nicht mehr angeboten. Diese Einsicht fand ich sehr respektabel. Alternativ kann man sich auch Schrotfutter bei einer Mühle besorgen. Das ist günstig zu bekommen und ideal für unsere Spatzen.“

Der Hunger treibt es rein – und die Vögel verenden daran.

Kann man auch aus dem Haushalt Reste verfüttern?

Klemm: „Auf keinen Fall, alle gängigen Lebensmittel sind für die Vögel ungeeignet. Gewürzte Lebensmittel sind das reine Gift. Vögel fressen nicht, was Menschen essen.“

Man kann doch aber immer wieder Vögel an Mülleimern sehen, die fressen sogar Pommes.

Klemm: „Daran erkennt man die Not der Vögel, die so groß ist, dass sie aus schierem Hunger auch ungeeignete Nahrung aufnehmen. Was man nicht sieht, ist, wie viele daran elendig zugrunde gehen. Durch das Salz, Gewürze und ranziges Fett.“

Was ist mit den Insektenfressern?

Klemm: „Hier gibt es ein dramatisches Problem, das wiederum mit dem Öko-Kreislauf zu tun hat. Viele Insektenfresser brauchen Schmetterlings- und Falterraupen. Die wiederum legen ihre Eier bevorzugt an die Brennnessel. Die aber wird mit Unkrautbekämpfungsmittel vernichtet. Und damit auch die Raupen und damit die Nahrung für die Vögel. Das ist ein Riesenproblem.“

Wie kann man es lösen?

Klemm: „Wenn jeder Gartenbesitzer einen Quadratmeter für Brennnessel zur Verfügung stellt, wäre den Vögeln sehr geholfen. Auch Gemeinden könnten Brennnesselfelder stehen lassen und nicht immer sofort mähen. Ich kämpfe seit Jahren dafür, dass die Gemeinde sich hier einsichtig verhält.“

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Kurt Klemm hat in seinem Garten alles gemacht, damit sich der Vogel an sich, aber auch viele Insekten als Vogelfutter wohl fühlen. Bild: heddesheimblog

Soll man auch zufüttern?

Klemm: „Das kann man. Viele Meisen und Finken beispielsweise ziehen ausschließlich mit Raupen ihre Jungen groß. Wer vermutet, dass ein Nest in der Umgebung besteht, kann beispielsweise lebende Mehlwürmer anbieten, das ist ein Festschmaus für die Vogeljungen. Der Spatz wiederum ist ein nüztlicher Schädlingsbekämpfer und hat sich auf Blattläuse spezialisiert. Ein Nistkasten im Garten für den Sperling ersetzt die Giftspritze.“

Der Spatz ersetzt die Giftspritze.

Wo und wie sollte man Futter anbieten?

Klemm: „Lebendfutter immer an einem trockenen, überdachten Platz. Doch Achtung: Auch die Mehlwürmer müssen gefüttert werden. Wer sich dafür interessiert, kann sich für eine Beratung an die Vogelfreunde wenden, hier erhält man auch die Würmer zu günstigen Preisen.“

Und was gibt es beim Körnerfutter zu beachten?

Klemm: „Ich empfehle hier nicht aus Werbegründen, sondern aus Kompetenzgrüdnen den Raiffeisenmarkt. Hier gibt es alles, was der Vogelliebhaber braucht. Dazu gibt es eine kostenfrei eine gute Beratung, weil der Markt von uns, also den Vogelfreunden, gut und gerne beraten worden ist.“

Link:
Vogelfreunde und -pfleger 1960 e.V.

Video: Merino-Schafe zu Gast in Heddesheim

Guten Tag!

Heddesheim, 11. April 2010. In Heddesheim sind für einige Wochen Schafe zu Gast – fünf Jungschafe beweiden die Streuobstwiese am Vogelpark. Hier haben sie Ruhe und können sich stärken – das müssen sie auch, denn noch vor kurzem wurden sie so schlecht gehalten, dass das Veterinäramt den alten Betrieb „zumachte.

Von Hardy Prothmann

Ungewohnter Betrieb auf der Streuobstwiese. Am Samstagmorgen fahren Michael Finkbeiner sowie Annette und Michael Pfeiffer einen Hänger ins Gelände.

Fünf Merino-Schafe sind darin, alle etwa ein halbes Jahr alt. Die Schafe werden einzeln vom Hänger geholt, dann werden die Hufe der Tiere zurecht geschnitten.

Das ist nötig, denn die jungen Schafe sind zwar erst einige Monate auf der Welt, haben aber schon ein schlechtes Leben hinter sich. Nicht artgerecht wurden sie gehalten. Eng zusammengepfercht. Die Pfoten standen im eigenen Kot. Kein Auslauf war ihnen möglich.

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Michael Finkbeiner und Annette Pfeifer bereiten ein Merino-Schaf für die Weide vor. Bild: heddeseheimblog

Das Veterinäramt Weinheim hat einen Schafzuchtbetrieb geschlossen und die rund 60 Schafe neuen Besitzern zugeführt. Michael Finkbeiner, Silvia Singer, Annette und Michael Pfeifer sind Hobbyschäfer und haben fünf Merino-Schafe übernommen.

Eigentlich sind Merino-Schafe für ihre sehr gute Qualität der Wolle bekannt – die Wolle der jungen Schafe ist verfilzt und dreckig: „So sehen die normalerweise nicht aus“, sagt Annette Pfeifer nüchtern. Man merkt, dass die Verwaltungsangestellte sauer ist.

Und sie ist fest entschlossen, dass zu ändern. Resolut schneidet sie den Schafen die Hufe und freut sich, dass diese härter geworden sind – das Stehen im Kot hatte sie mürbe gemacht. Die Schafe waren in einem schlechten Zustand, als die Hobbyschäfer vom „Fuchshof Rippenweier“ die Tiere „übernommen“ haben.

Fuchshof heißt das private Projekt, weil die vier Hunde- und Schafliebhaber eigentlich „Coburger Füchse“ züchten wollen – jetzt aber auch Merino-Schafe haben. Die „Füchse“ gelten als gefährdete Haustierrasse.

Sie schneiden das Filz am Rücken weg, um danach ein Mittel direkt auf die Haut aufzubringen, das Parasiten, beispielsweise Würmer abtötet. Die Arbeit am Schaf ist anstrengend, die Hobbyschäfer sind engagiert und beherzt dabei.

Zwei bis drei Wochen werden die Schafe die eine Hälfte der Streuobstwiese beweiden, danach noch einmal so lange den anderen Teil. Danach geht es zur nächsten Weidestelle.

Täglich werden die Schafzüchter, die im Hauptberuf Verwaltungsangestellte, Controller, Landschaftsgärtner und Sozialarbeiterin sind, die Schafe mit Wasser versorgen und schauen, „ob alles in Ordnung ist“.

Damit die Schafe nicht ausbüchsen, haben sie die Wiese eingezäunt. Auf dem Zaun liegt Strom: „Eine Lektion reicht, dann wissen die Schafe, dass sie sich davon verhalten sollten. Der untere Teil des Zaunes ist ohne Strom, damit Hasen, Rebhühner, Fasane und andere bodennahe Tiere unbehelligt hindurch schlüpfen können.

Hundebesitzer, die am Rand der Streuobstwiese spazieren gehen, sollten also ihre Hunde angeleint lassen, damit sich diese keinen „Schlag abholen“ – abgesehen davon sollten Hunde entweder gut geschult sein oder an der Leine geführt werden.

Für die Hobbyschäfer und den Vogelverein ist es eine „Win-Win-Situation“: Die tierischen „Rasenmäher“ erledigen ruhig und zuverlässig das Mähen der Wiese – die Schafe können hier gutes Futter finden und sich nach ihrem Martyrium stärken.

Einen schönen Tag wünscht
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