Freitag, 09. Juni 2023

1. Sommerfest an der neuen Martinsschule

Jede Spende ist hier gut investiert

Spaß und gute Laune zum 1. Sommerfest in der neuen Martinsschule.

 

Ladenburg/Rhein-Neckar, 03. Juli 2012. (red/la) Die Ladenburger Martinsschule ist eine normale Regelschule für besondere Menschen. Am Wochenende wurde Sommerfest und das 30-jährige Jubiläum des Fördervereins gefeiert. Die Martinsschule ist aber auch ein besonderer Ort – der Freude und Zuneigung.

Von Reinhard Lask

Ich bin zum ersten Mal in der Martinsschule. Heute ist ein schöner Tag. Heute wird Sommerfest gefeiert. Doch mir stehen nach kurzer Zeit die Tränen in den Augen – ich muss den Anblick von so vielen schwerstbehinderten Kindern erst einmal für mich selbst verkraften.

Gerade schiebt eine Mutter einen vermutlich spastisch gelähmten Jungen an mir vorbei. Ihm läuft der Speichel aus dem Mund und seine Hände und Arme sind seltsam verdreht. Aber er lächelt, freut sich wie ein Schneekönig. Ich schaue seiner Mutter in die Augen – auch sie strahlt, ist freudig, denn heute ist ein Festtag. Und den wollen alle gemeinsam mit guter Laune feiern.

Tradition fortführen

Es ist das erste Sommerfest im neuen Gebäude der Martinsschule. Denn erst seit Februar 2010 unterrichten hier 130 Lehrer rund 195 schwer- und schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche. 65 weitere Schüler lernen in Inklusionsklassen außerhalb der Martinsschule.

Rektor Kurt Gredel eröffnet das Fest:

In der alten Schule haben wir alle zwei Jahre unser Sommerfest gefeiert. Diese Tradition wollen wir hier weiterführen.

Seit acht Jahren ist Kurt Gredel der Rektor – mit Leib und Seele. Er strahlt viel Wärme und eine schier grenzenlose Freundlichkeit aus – so wie alle, die hier mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten. Heute ist nicht nur Sommerfest – es ist auch das 30-jährige Jubiläum des Fördervereins der Martinsschule.

Herzlichkeit

Ein Schüler kommt an die Bühne. Er heißt Kevin und stakst mit seinen verdrehten Beinen langsam auf die Rampe zu. Jürgen Vosloh, der Vorsitzende des Fördervereins muss den Jungen dabei stützen, während dieser zitternd einen Fuß vor den anderen setzt. „Super machst Du das, Kevin“, lobt Rektor Gredel. Er weiß, was der Junge leistet.

Er freut sich, Kevin es am Ende die ganze Rampe hoch bis auf die Bühne geschafft hat. Kevin übergibt Vosloh einen Gutschein. Die Schüler schenken dem Förderverein eine mobile Stellwand, auf der sie in Zukunft ihre Arbeit präsentieren können. Kevin sagt etwas. Die einzelnen Wörter verstehe ich kaum. Aber ich verstehe auch so, was er sagt. Alle im Foyer verstehen ihn. Kevin bedankt sich – aufrichtig. Der darauf folgende Applaus ist herzlich.

Seit 30 Jahren versucht der Förderverein den Martinsschülern Wünsche zu erfüllen: 1,1 Millionen Euro hat der Verein seit seiner Gründung gesammelt. Eine ganz überragende Summe, die einem außerordentlich guten Zweck zugekommen ist.

Tiefer Respekt

Der nächste Spender überrascht:  Elmar Ludwig ist ein Bär von einem Mann, der eine schwarze Lederkluft trägt. Er sieht aus wie ein Rocker, ist das auch, aber ein ganz harmloser – die meisten Klubmitglieder sind Beamte, darunter viele Polizisten. Der Klubpräsident des Motorradklubs „Excubitores“ (lateinisch für „Die Wächter“) spendet 500 Euro in bar. Bei seiner Ansprache kämpft er mit seiner Stimme. Auch er ist bewegt:

Wir haben tiefsten Respekt für das, was sie alle hier leisten und wollen das auch in Zukunft weiter mit Spendensammlungen unterstützen.

Alle Kinder dürfen die schweren Maschinen anschauen, mit denen die Klubabordnung gekommen ist – kurz mal mitfahren ist allerdings nicht möglich:

Wir hatten auch mal überlegt, dass wir mit denen im Kreis fahren, aber das ist zu gefährlich.

Herr Ludwig erzählt mir, dass ein Kollege eine schwerstbehinderte Tochter hat. Die lag immer wieder auf der Intensivstation. Die Eltern kümmen sich wunderbar aufopfernd um sie: „Das kostet so viel Kraft“, sagt er. Immer wieder ringt der stämmige Mann mit seiner Stimme: „Wir haben schon viele andere Spenden gemacht. Hier wollen wir auch weiter helfen“, sagt er. Und: „Ohne meinen Kollegen wäre ich wohl nie hierher gekommen.“

Lebenslange Hilfe nötig

Alle Kinder, die die Martinsschule besuchen brauchen ihr Leben lang Hilfe. So wie ein Mädchen, das auf einem Pflegebett liegt. Ich erfahre, dass das Mädchen die meiste Zeit nur im Bett liegen kann. Es kann nicht alleine laufen, nur liegen und sich winden. Das macht sie, wenn sie Musik hört. Dann dreht sie sich im Takt von einer Seite auf die andere. Ich bin froh, dass Musik ihr Freude macht.

Das Mädchen sieht aus, als läge es noch immer im Brutkasten. Vielleicht ist es auch so. Manche Menschen müssen ihr Leben lang im Brutkasten verbringen. Doch die Martinsschule ermöglicht ihnen ein menschenwürdiges Leben. Eines mit Perspektive. Was viele nicht wissen: Die Martinsschule ist zwar eine Schule für Schwerstbehinderte – aber sie ist eine Regelschule. Die Schülerinnen und Schüler machen hier ihren Hauptschulabschluss.

Natürlich gibts in der Römerstadt auch echte Römer.

Mit den Einnahmen des Sommerfestes soll der Schulgarten ausgebaut werden. Bisher sind die Wege für Pflegebetten nicht breit genug, sodass das bettlägerige Mädchen draußen noch keine Pflanzen und Erde fühlen kann: „Für den Ausbau brauchen wir zwischen 40.-50.000 Euro“, sagt Rektor Gredel. Landrat Stefan Dallinger hat für den Kreis 5.000 Euro gespendet.

Liebe und Förderung

Jede Spende ist hier gut investiert. Ich bin sehr beeindruckt – von der freundichen Atmosphäre und dem liebevollen Umgang mit den Kindern. Von der Offenheit des Hauses und der Selbstverständlichkeit eine normale Schule für besondere Menschen zu sein.

In anderen Ländern sieht man keine Behinderten auf der Straße oder in Schulen. Eine Martinsschule, die vielen der Kinder einen regulären Schulabschluss ermöglicht? Undenkbar in vielen Ländern. Diesen besonderen Menschen einen würdevollen Platz inmitten der Gesellschaft geben? Kaum vorstellbar.

Hier in der Martinsschule ist das anders. Auch wenn diese jungen Menschen nicht das Glück hatten, in „normale“ Körper hineingeboren zu werden, sie haben das Glück, einen Platz in der Martinsschule gefunden zu haben. Eine Schule voller Menschen, die alles daran setzen, diesen Kindern alle Liebe und die Förderung zu geben, die sie brauchen.

Hintergrund: Die Martinsschule wird von den Städten Mannheim und Heidelberg sowie dem Rhein-Neckar-Kreis und Kreis Bergstraße getragen.

Spendenkonten des Fördervereins Martinsschule Ladenburg:

Volksbank Kurpfalz H+G Bank
BLZ 672 901 00
Kontonummer: 502 401 00

Sparkasse Rhein Neckar Nord
BLZ 670 505 05
Kontonummer 660 032 21

Die Bildergalerie finden Sie auf dem Ladenburgblog.de

27. Februar bis 04. März 2012

Diese Woche: Tipps und Termine

Tipps und Termine für den 27. Februar bis 04. März 2012. Jeden Montag erscheinen unsere Veranstaltungstipps für die laufende Woche. Die Redaktion nimmt gerne weitere Termine und Anregungen auf. Die Kontaktmöglichkeiten finden Sie am Ende der Seite.

Mehr Termine finden Sie ins unseren Kalendern für Heddesheim, Hirschberg, Ladenburg, Viernheim, Weinheim und Rhein-Neckar.

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Dienstag, 23. Februar 2012, 20:00 Uhr, „Hutter im Schloss“

"Hutter im Schloss".

Weinheim. Am Dienstag, 23. Februar 2012, hauen sich Hobby-Poeten aus der Region beim Weinheimer „Poetry Slam“ wieder ihre gereimten Emotionen um die Ohren. Das altehrwürdige Schloss, genauer das Restaurant „Hutter im Schloss“, bildet dafür wieder eine wahrlich (dichter-) fürstliche Kulisse. Die verbalen Faustkämpfe der Literaten gehören seit zwei Jahren zur Kulturszene der Zweiburgenstadt. Dabei hat Kulturbüro-Chef Gunnar Fuchs gleich ein eigenes Profil geschaffen – ohne Ungereimtheiten. Als Moderator und künstlerischen Berater fungiert wieder Alex Dreppec aus Darmstadt, ein wahrer Kenner der „Poetry-Szene“. Er war selbst schon „Slam-Sieger“ unter anderem in Frankfurt, Mainz und Wiesbaden.

Es sollen bis zu zehn Spontan-Dichter auftreten. Jeder „Slammer“ hat sieben Minuten Zeit, seine Texte vorzutragen, wer gewinnt, entscheidet das Publikum.

Ort: Hutter im Schloss, Weinheim.
Anmeldung: kulturbuero@weinheim.de oder 06201 / 82 592.

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Mittwoch, 29. Februar 2012, 20:00 Uhr, Stadthalle Weinheim

"Pasta e Basta" . Szenenfoto.

Weinheim. Unter dem Titel „Pasta e basta“ findet in der Stadthalle ein italienischer Liederabend von Dietmar Loeffler mit Liedern von Eros Ramazotti, Adriano Celentano, Gianna Nannini bis Paolo Conte statt.

An diesem Abend heißt es: Küche frei für eine große Musik-Show! In der Küche eines kleinen italienischen Restaurants, zwischen Töpfen, Tellern und dreckigem Geschirr träumen zwei Köche, ein Kellner und eine Tellerwäscherin von dem großen Glück, als Sänger endlich erfolgreich zu sein. Sehr zum Leidwesen der Gäste. Denn statt in der Küche köstliche Pasta-Gerichte vorzubereiten, werden hier Kochlöffel zu Schlagzeugstöcken, der Küchenbesen wird zum Bass umfunktioniert, und der Herd muss einem Klavier weichen, während die Nudeln überquellen und Kundenbestellungen nur noch beiläufig berücksichtigt werden.

Ort: Birkenauertalstr. 2, Weinheim.
Karten: Im Vorverkauf bei der Geschäftsstelle der Kulturgemeinde Weinheim, Tel. 06201/12282..

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Dienstag, 28. Februar 2012, 19:00 Uhr, Volkshochschule Weinheim

David Gilmore.

Weinheim. „Die Kraft des Lachens“ ist ein Erlebnisabend mit David Gilmore.

Das Lachen ist ein wesentlicher Teil unserer wahren Natur. Humor ist ein Ausdruck wahrer Freiheit. David Gilmore bietet an diesem Abend einen Freiraum, sich durch Spiel und Dialog in einem humorvollen Raum mit Lachen, Humor, Kreativität kennen zu lernen. Es werden Übungen angeboten, die in prägnanter Weise David Gilmores Arbeit mit Humor erlebbar und verständlich machen.

Ort: Luisenstraße 1, 69469 Weinheim.
Teilnahmebeitrag: 19 Euro. Voranmeldung notwendig, Tel. 06201/9963-0.

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Freitag, 02. März 2012, 19:00 Uhr, Kulturscheune

Charlotte Herzog von Berg.

Viernheim. Vom 02. März bis zum 28. April 2012 findet in der Kulturscheune die Ausstellung „Frühlingsboten“ mit Bildern und Farbradierungen von Charlotte Herzog von Berg statt.

Die Ausstellung wird am Freitag, 02. März 2012, um 19.00 Uhr eröffnet. Die Künstlerin ist anwesend. Die Einführung hält Dr. Gabriele Berrer-Wallbrecht, Musikalische Umrahmung: A. von Berg.

Charlotte Herzog von Berg: Geboren in Mannheim. Kunststudium in München und Berlin. Hochschulabschluss an der jetzigen UDK Berlin als Meisterschülerin bei Hann Trier. Lebt als freischaffende Malerin in Berlin und Ladenburg am Neckar.  Die Künstlerin ist Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und des Künstlersonderbundes in Deutschland.

Ort: Kulturscheune, Satonévri Platz 1, Viernheim.
Öffnungszeiten: Dienstag 10 – 17 Uhr, Mittwoch 14 – 17 Uhr, Donnerstag 10 – 13 und 15 – 19 Uhr, Freitag 14 – 17 Uhr, Samstag 10 – 12 Uhr, und nach Vereinbarung

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Martinsschule Ladenburg.

Sonntag, 04. März 2012, 11:00/14:00 Uhr, Martinsschule Ladenburg/Rathausgalerie Hirschberg

Ladenburg/Hirschberg.Die Ausstellung „Atelier und Künstler“ wird am 04. März 2012 in Ladenburg und Hirschberg eröffnet.

Bei der 23. Kreiskulturwoche steht die Bildende Kunst wieder im Mittelpunkt. Mit einer Art Doppelpremiere startet am Sonntag, 4. März, um 11 Uhr in der Martinsschule in Ladenburg und um 14 Uhr in der Rathausgalerie in Hirschberg das bundesweit beachtete Ausstellungsprojekt „Atelier und Künstler“ mit der Präsentation von Künstlerinnen und Künstler aus der Metropolregion..

Rathausgalerie Hirschberg.

Im Vergleich zu den Ausstellungen der Vorjahre haben sich die Kreiskulturkommission und der Kreistag ab 2012 dafür entschieden, nicht mehr eine große Wanderausstellung mit allen von der Jury ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern, sondern spezielle Gruppenausstellungen mit wenigen Künstlern an ausgewählten Orten, die von ihnen zusammen mit den Kuratoren konzipiert wurden. Das gibt den individuellen künstlerischen Ansätzen weiteren Raum zur Darstellung und ermöglicht eine viel intensivere Präsentation der Künstlerinnen und Künstler in einer Ausstellung als früher.

Eröffnet werden beide Ausstellungen von Landrat Stefan Dallinger, in der Rathausgalerie in Hirschberg begrüßt um 14:00 Uhr Bürgermeister Manuel Just, in Ladenburg um 11:00 Uhr begrüßt Schulleiter Kurt Gredel in der Martinsschule.

Orte: Großsachsener Straße, Hitschberg und Hirschberger Allee 2, Ladenburg.

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Chansonfestival in Heidelberg.

Bis 24. März 2012, Opernzelt Heidelberg

Heidelberg. Unter dem Titel „schöner lügen“ findet ab dem 04. Februar 2012 das 12. Festival für neue deutsche Chansons im Heidelberger Opernzelt statt.

Neue deutsche Chansons und Lieder mit intelligentem Humor präsentieren die „Macher“ von „schöner lügen“ im zwölften Jahr. Alle Liebhaber des Chanson dürfen sich auf poetische, freche, skurrile Abende im Kulturfenster in Heidelberg-Bergheim und im Opernzelt in Heidelberg freuen.

„schöner lügen“ ist nach Berlin das älteste und noch vor Berlin sogar das größte Chansonfestival der Republik.

Infos: www.schoenerluegen.de

Ort: Opernzelt Heidelberg, Emil-Maier-Straße 16, 69115 Heidelberg.

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Indoor-Spielplatz im Pflanzenschauhaus.

Bis 18. März 2012, Pflanzenschauhaus Luisenpark

Mannheim. Der Indoor-Spielplatz im Pflanzenschauhaus des Luisenparks wurde am 27. Januar 2012 eröffnet.

In diesem Jahr dreht sich alles um die gigantische Kletterattraktion: Mit einem Durchmesser von 8 Metern und einer Höhe von 4 Metern macht die „Dschungel-Arena“ der Berliner Corocord GmbH mächtig Eindruck – und vor allem Spaß! Von der Affenschaukel über das Dschungel-Segel, etlichen Kletternetzen bis zu den Baum-dicken Riesentauen ist immer wieder neues Abendteuer geboten. Und das Beste: Das Mammut-Spielzeug wird nach dem Winterspielplatz im Park bleiben und ab Ostern seinen festen Platz im Luisenpark einnehmen.

„Tiefbau“-Experten oder jenen, die sich noch nicht so hoch hinaus trauen, liefern 12 LKW-Ladungen Sand auf 420 Quadratmeter genügend Stoff zum Baggern.

Eintritt: Bis 18. März 2012, täglich 10.30 – 16.30 Uhr (ab März 10.00 – 17.30 Uhr, Pflanzenschauhaus). Nur der Parkeintritt ist zu entrichten, die Ausstellung selbst ist kostenfrei!“
Ort:
Luisenpark, Mannheim.

„Schicker“ Auftritt: Wenn eine Kultusministerin das reale Leben trifft, wird viel gelächelt

Guten Tag

Heddesheim/Hirschberg, 22. September 2010. (red) Der 20. September 2010 ist für Hirschberg ein besonderer Tag. Die neue baden-württembergische Kultusministerin Marion Schick trägt sich ins goldene Buch der Gemeinde ein und redet über „Inklusion“ – so nennt man die Teilnahme von behinderten Schülerinnen in „normale“ Klassen. Frau Schick gibt sich offen, lächelt viel, redet viel und ist bester Laune. Viele der Gäste habe hingegen Sorgen.

Von Hardy Prothmann

Ich bin nun schon zwanzig Jahre „im Geschäft“. Als Journalist habe ich viel gesehen, erlebt, erfahren. Aber ich lerne immer wieder neu dazu.

So geschehen am Montag, den 20. September 2010. Frau Kultusministerin Prof. Dr. Marion Schick besucht die Martinsschule in Ladenburg und „stellt“ sich dann der „Diskussion“ zum Thema „Inklusion“ in der Martin-Stöhr-Grund-und Hauptschule Hirschberg, die sich aber ausweislich eines an eine Leinwand gebeamten Textes „Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim“ nennt. Der Name ist weder offiziell noch richtig.

Schick. Adrett. Beredt.

Frau Schick ist eine adrette Person. Anfang 50, schlank, Anzugträgerin, Kurzhaarfrisur. Sie hat ein fröhliches Naturell und lacht gerne. Dabei kann sie auch reden wie ein Wasserfall. Die bayerische Herkunft kann sie nicht verleugnen, sie jauchzt und juxt. Und sie redet und redet. Über „Inklusion“, also das gemeinsame Unterrichten behinderter und „normaler“ Kinder. Über Kosten, Gelder, Pläne und vor allem Erfolge und dann sagt sie fröhlich: „Ich habe Sie jetzt wahrscheinlich provoziert und freue mich auf Ihre Fragen.“

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Lächeln, lachen, jauchzen. Staatssekretär Wacker und seine Chefin Schick.

Zuvor hat allerdings der Hirschberger Bürgermeister Manuel Just provoziert. Der Hirschberger Bürgermeister bezeichnete den integrativen Unterricht von behinderten Kindern in „normalen“ Schulen als „eines der wichtigsten Themen überhaupt“ und zeigte sich in seiner engagierten Rede in einer ganz ungewohnt sozialpolitischen Position, die er einfühlend und glaubhaft vertrat: „Wir stehen alle am Anfang eines Prozesses der Akzeptanz, der einen moralischen Diskurs ersetzt.“

Er verweist auf wissenschaftlicher Erkenntnisse, die die Sorgen der Eltern „normaler Schüler“ beruhigen kann – „stärkere Schüler“ werden durch „schwächere“ nicht „behindert“.

Wer soll das bezahlen?

Bürgermeister Manuel Just wäre nicht er selbst, wenn er nicht über Zahlen reden würde: „Doch wer soll das, was von uns Kommunen abverlangt wird, bezahlen?“ Er redet über die Belastungen der Kommunen. Dann ist die Frau Ministerin an der Reihe.

Die redet engagiert und lacht und zeigt Zähne und sagt: „Gerade ist es es mir kalt den Rücken hinunter gelaufen“, und meint damit das, was der frühere Kämmerer Manuel Just gefragt hat: „Wer soll das bezahlen?“ Sie redet über den „Beginn eines tiefgreifenden Prozesses“: „Wir kommen aus den 60-er Jahren als die Schulpflicht für behinderte Kinder überhaupt erst eingeführt wurde.“ Über ein neues Lehramt für Sonderpädagogik. Sonderpädagogische Kompetenzzentren. Und die Sorgen und Ängste der Eltern, deren Kinder auf „Regelschulen“ gehen, in denen „Sonderschüler“ mitlernen sollen: „Es geht darum, sich auf den Weg zu machen“, sagt die fröhliche Ministerin und verweist auf geltendes Recht: „Wir müssen die UN-Konvention umsetzen.“

Dann fordert sie die rund 70 Gäste auf, „alles zu fragen, was sie wollen.“

In der „Martin-Stöhr-Schule“, die laut Beamer „Grund- und Werkrealschule Hirschberg/Heddesheim“ heißt, hat anscheinend niemand Fragen an die fröhliche Frau Ministerin.

Niemand will sich melden, bis der Ladenburger Bürgermeister Rainer Ziegler den „Eisbrecher“ macht, die peinliche Situation löst und um das Mikrofon bittet. Er spricht die gewünschte Barrierefreiheit in den Schulen an, fragt nach finanzieller Unterstützung vom Land und auch der „Inklusion“ in die Realschulen.

Schicke Selbstinszenierung.

Die Frau Ministerin redet wieder lange und fröhlich und ernst: „Wir beziehen Prügel von der Deutschen Gesellschaft für Menschenrechte….“ und endet: „Es kann nicht sein, dass wir eine positive Diskriminierung schaffen.“

Damit meint sie, dass es nicht angehen könne, dass man zum Nachteil der „normalen“ Schüler die „Sonderschüler“ bevorteile: „Dafür halten Herr Wacker und ich unsere Rücken hin.“ Und dann jauchzt und lächelt die Frau Ministerin.

Scheinbar steht sie auf Schmerzen – von denen berichten dann viele. Denn das „Eis“ ist nun gebrochen. Die Offenheit, die sich die Ministerin durch ihre „Provokationen“ gewünscht hat, ermuntert die Gäste, nach dem Mikrofon zu verlangen.

Mehrere Lehrerinnen, Schulrektorinnen und Bürgermeister beschreiben ihre Lage, allesamt respektvoll vor dem Status der Ministerin. Allesamt offen und glaubwürdig. Allesamt progressiv und offen für die „Inklusion“, diesem schrecklichen Wort für die normalste Sache der Welt, „Sonderschülern“ eine große Chance zu geben.

Sorgen und Ängste werden weggelächelt.

Und es werden auch „Sorgen und Ängste“ geäußert, ob es „Quoten“ geben werde, also „Prozentsätze“, wie viele „Sonderschüler“ in den „normalen Klassen“ unterrichtet werden könnten.

Die Ministerin lacht, zeigt Zähne, jauchzt, verweist auf die Kosten, dass alles „individuell“ entschieden werden müsse, für manche auch die „Sonderschule“ die beste Lösung sei und auf Investitionen, die „aber erst ab 2012 getätigt“ werden könnten.

Bürgermeister Manuel Just sitzt bei dieser „Diskussion“ zwar auch auf dem Podium, sagt aber kein Wort mehr. Der Bürgermeister Ziegler und sein Kollege aus Schriesheim, Hansjörg Höfer, haben sich einmal zu Wort gemeldet, schweigen dann aber.

Kurz vor Schluss, meldet sich der Rektor der Martinsschule in Ladenburg, Kurt Gredel und bittet die Ministerin: „Sie haben immer wieder von Regelschulen gesprochen, in denen behinderte Kinder unterrichtet werden. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass auch die Martinsschule eine Regelschule ist.“

Die Ministerin lacht und jauchzt: „Das habe ich mir notiert. Das wird mir nicht mehr passieren. Natürlich ist auch ihre Schule eine Regelschule“, sagt sie und gibt sich offen und transparent und fröhlich und lernbegierig. Sie lächelt die Peinlichkeit ihres eigenen Auftritts einfach weg. Hatte sie nicht gerade die Regelschule für Behinderte aus den 60-er Jahren als große Entwicklung benannt, unterschied sie 50 Jahre später ganz aktuell und life zwischen „Regelschule“ und „Sonderschule“. Herr Gretel lächelt auch, setzt sich und denkt sich wahrscheinlich seinen Teil.

Die gute Laune ist das Signal.

Staatssekretär Georg Wacker (CDU) lächelt mit seiner „Chefin“ Schick um die Wette und versucht gute Laune zu signalisieren. Dabei redet er mehrmals was vom „schönsten Landkreis in Baden-Württemberg“ und zeigt sich vor allem unterwürfig gegenüber seiner Chefin: „Ich würde mir niemals anmaßen….“ Das soll irgendwie „Gentlemen-like“ wirken.

Nach gut 70 Minuten ist die Vorführung zu Ende.

Es wurde vor allem viel geredet und noch mehr gelächelt und gute Laune gezeigt. Von Frau Schick und Herrn Wacker.

Der Rektor, der wie auch immer heißenden Schule, Jens Drescher, war aufgeregt, sicher auch stolz, aber auch ehrlich: Er will, wie die vielen seiner Rektoren- und Lehrerkollegen ganz klar mitmachen bei der „Inklusion“.

Er fragt aber auch, wie das gehen soll, also nach Geld und Personal.

Schema F.

Die Ministerin jauchzt und lächelt und ist guter Laune während ihres Auftritts, der wahrscheinlich weniger der Lösung finanzieller und personeller Fragen galt, sondern vielmehr der Auftakt des Wahlkampfes ist: „Wir machen in der Schulpolitik nichts nach Schema F“, sagt sie kämpferisch.

Nur schade, dass Herr Staatssekretär Wacker mich nicht drangenommen hat, obwohl ich mich ausgiebig und deutlich als Fragesteller gemeldet habe.

Ich wollte die Ministerin fragen, wie denn die schwierigen Fragen zur „Inklusion“ gelöst werden können, wenn sie selbst gerade in einer Schule referiert, die eine „individuelle Lösung“ in Sachen „Werkrealschule“ zum „Wohle der Kinder“ gemeinsam mit Heddesheim vorgelegt hat. Diese Lösung wurde nach „Schema F“ abgelehnt.

Die Schule hat bis heute, ein halbes Jahr nach der Verwaltungsentscheidung keinen offiziellen Namen. Der neue Leiter, Rektor Jens Drescher, ist bislang nur „kommissarischer Leiter“. Als solcher verdient er weniger Geld als ihm für seine Arbeit zusteht.

Frau Schick sagte zuvor, lächelnd und jauchzend und auch ein wenig ernst, dass „man auch von den Lehrern erwarten muss, sich an neue Arbeitsbedingungen anzupassen“ und lobte das Schulamt für dessen „Leistungen“, in diesem Jahr 2.500 „neue Lehrer“ eingestellt zu haben.

Darüber, dass viele Lehrer nur Zeitverträge erhalten und zum Ende des Schuljahres arbeitslos werden, um dann nach 6-wöchiger Arbeitslosen-Phase wieder eingestellt zu werden, sagt sie nichts.

Komplexes Thema – Hilfe gewünscht.

Das Thema ist fraglos komplex. Ich kann als Journalist zu diesem Zeitpunkt nur berichten, was ich gesehen und erlebt habe.

Das Thema „Inklusion“ ist wichtig und wird durch unsere Redaktion weiter bearbeitet werden.

Im Mannheimer Morgen, der Rhein-Neckarzeitung und den Weinheimer Nachrichten wurde kaum kritisch über das wichtige Thema „Inklusion“ und dessen gesellschaftliche und finanzielle Umsetzung berichtet. Hier durften die Ministerin und ihre Staatssekretär gute Laune verbreiten.

Wenn Ihnen diese vergangen ist, wenn Sie mehr zu erzählen haben, als die verkürzten Zeitungsberichte „verkündet“ haben, dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Wir wünschen uns Ihre Unterstützung. Als Eltern, als Lehrer, als Rektoren. Kommen Sie auf uns zu, berichten Sie uns von dem, was ist, was Sie sich wünschen und von Ihren Sorgen und Nöten. Wir garantieren Ihnen Vertraulichkeit – aber gleichzeitig Öffentlichkeit für das, was wir durch Sie als Informanten erfahren.

Das „Thema“ ist zu wichtig, um nur für ein paar Monate Wahlkampf missbraucht zu werden.

Kontakt:
Telefon: 06203/ 49 23 16
email: redaktion (at) heddesheimblog.de


Bericht im Mannheimer Morgen

Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung
Bericht in den Weinheimer Nachrichten

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