Samstag, 10. Juni 2023

ÃƓber 500 Menschen bei Mahnwachen in Rhein-Neckar-Gemeinden


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 22 . MĂ€rz 2011. In mehreren Gemeinden an Bergstraße und Neckar im Wahlkreis 39 haben sich am Montag, den 21. MĂ€rz 20011, insgesamt ĂŒber 500 Menschen versammelt, um fĂŒr die Opfer der Natur-und Atomkatastrophe in Japan und fĂŒr den Atomausstieg in Deutschland eine Mahnwache zu halten. In Mannheim kamen nach Angaben der Polizei 1.500 Menschen zusammen.

Die Mahnwachen wurden von BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen, GrĂŒnen Listen und der SPD veranstaltet. In Edingen-Neckarhausen riefen BĂŒrgerinnen und BĂŒrger dazu auf.

Nach Auskunft der Veranstalter versammelten sich jeweils so viele Menschen wie angegeben in den genannten Gemeinden: Edingen-Neckarhausen 38, Dossenheim 85, Heddesheim 30, Hirschberg 35, Ilvesheim 33, Ladenburg 60, Schriesheim 70, Weinheim 180.

Wir dokumentieren einige der Versammlungen im Bild:

Weinheim: 180 Teilnehmer. Bild: privat

 

Edingen-Neckarhausen: 38 Teilnehmer. Bild: privat

 

Heddesheim: 30 Teilnehmer. Bild. T. Eisele

 

Dossenheim: 85 Teilnehmer. Bild: privat

Einen schönen Tag wĂŒnscht
Das rheinneckarblog

Anmerkung der Redaktion:
Wir haben nicht alle Mahnwachen dokumentieren können. Sofern Sie uns weitere Fotos zur VerfĂŒgung stellen, werden wir den Artikel ergĂ€nzen.

Zahlreiche Mahnwachen fĂŒr die Opfer der Natur- und Atomkatastrophe in Japan


ÃƓber 2.000 Atomkraftgegner "spazierten" am Sonntag zum Kernkraftwerk Biblis - zahlreiche "Mahnwachen" sollen die Atomkatastrophe in Japan und eine Abkehr von der Atomenergie thematisieren.

Guten Tag!

Rhein-Neckar, 21. MĂ€rz 2011. (red) In zahlreichen Gemeinden an Bergstraße und Neckar im Wahlkreis 39 finden am Montag, 21. MĂ€rz 20011, von 18.00 bis 18.30 Uhr Mahnwachen fĂŒr die Opfer der Natur-und Atomkatastrophe in Japan und fĂŒr den Atomausstieg in Deutschland statt.

Die Mahnwachen werden von BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen, GrĂŒnen Listen und der SPD veranstaltet. In Edingen rufen BĂŒrgerinnen und BĂŒrger dazu auf.

  • Dossenheim, Rathausplatz
  • Edingen, Rathausplatz
  • Heddesheim, Fritz-Kessler-Platz
  • Hirschberg, Ehrenmal Leutershausen
  • Ilvesheim, Checyplatz
  • Ladenburg, Marktplatz
  • Schriesheim, Altes Rathaus
  • Weinheim, „Reiterin“/FußgĂ€ngerzone

Einen schönen Tag wĂŒnscht
Das rheinneckarblog

In der Metropolregion steht die Atomgefahr „im Vorgarten“


Guten Tag!

Rhein-Neckar/Metropolregion, 15. MĂ€rz 2011. Wo ist nochmal Biblis, wo Philippsburg? FĂŒr viele wahrscheinlich „weit weg“. TatsĂ€chlich liegen Nordbaden und SĂŒdhessen im direkten Einzugsbereich in der „Gefahrenzone A“ von den alten Kernkraftwerden Biblis A und Philippsburg I. Und sie liegen in einer Zone, in der auch starke Erdbeben möglich sind.

In Japan weht der Wind derweil eine radioaktive Wolke vom havarierten Kernkraftwerk Fukushima in Richtung Tokio – das liegt 240 Kilometer vom Atomunfallsort entfernt.

Von Hardy Prothmann

ÃƓbersichtkarte deutsche Atomkraftwerke. Klicken Sie auf die Grafik fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere Darstellung. Quelle: Wikipedia/Lencer

Das Abschalten von alten Atomkraftwerken in Deutschland wird auf der politischen Ebene unter dem Eindruck der bevorstehenden Landtagswahlen in Baden-WĂŒrttemberg und Rheinland-Pfalz von der Bundesregierung vorangetrieben.

Die CDU/FDP-Regierungskoaltion spricht plötzlich von „ÃƓberprĂŒfung“ der Sicherungssysteme und will sogar sieben alte Atommeiler, darunter Biblis A und Philippsburg I in KĂŒrze still legen.

Erstaunlich, hatte diese Regierung doch gegen den Widerstand der Opposition im vergangenen Herbst die Laufzeit dieser Reaktoren erheblich verlĂ€ngt. Damals war die „Welt noch in Ordnung“ und Atomkraftwerke angeblich sicher.

Auch der baden-wĂŒrttembergische MinisterprĂ€sident Stefan Mappus (CDU) gilt als Hardliner in Sachen Atompolitik. Bis zum Unfall in Japan hat er aus seiner bedingungslosen UnterstĂŒtzung der Atomwirtschaft nie einen Hehl gemacht.

Die Siedewasserreaktoren in Biblis und Philippsburg sind immer wieder durch „ZwischenfĂ€lle“ aufgefallen und Ă€hnlich konstruiert wie die im japanischen Fukushima, in denen aktuell eine Kernschmelze droht oder bereits eingesetzt hat. Hinzu kommt, dass beide Atomkraftwerke durchaus in einer Erbebenregion stehen, wie Spiegel online berichtet. Hier können Erdbeben bis zu einer StĂ€rke von 8 auftreten – ob deutsche AKW erdbegensicher sind, stellt der Bericht in Frage. In Deutschland gibt es oft Beben, 1992 wurden in der Niederrheinischen Bucht ein Beben mit der StĂ€rke 5,9 gemessen.

Wie trĂŒgerisch „Entfernungen“ und Sicherheitszonen sind, zeigt die Lage in Japan.

Dort wurde „klassisch“ eine 20-Kilometer-Zone eingerichtet. Laut Medienberichten ist die Strahlenbelastung der Menschen in der Umgebung aber enorm. Wie viele Menschen bereits lebensgefĂ€hrlich oder -bedrohlich verstrahlt wurden, ist bislang nicht bekannt.

Die Belastung im Umkreis des AKW Fukushima soll bis zu 400 Millisievert pro Stunde betragen. Menschen können bereits ab 250 Millisievert Opfer einer Strahlenkrankheit werden.

In Tokio, also 240 Kilometer vom UnglĂŒcksort entfernt wird sei die Strahlung bereits etwa 22-mal höher als ĂŒblich, berichtete der japanische Fernsehsender NHK am Dienstag. Als Grund wird ein leichter Wind genannt, der die atomare Wolke mit einer Geschwindigkeit von 10-20 Kilometern pro Stunde ĂŒber Land trĂ€gt. Zudem droht Regen, der den Fall-Out noch beschleunigen wĂŒrde.

Experten halten eine Evakuierung der 35-Millionen-Einwohner-Metropole Tokio fĂŒr vollkommen ausgeschlossen.

Unsere ÃƓbersicht zeigt die Luftlinienentfernung von Atomkraftwerken fĂŒr einen Radius bis zu 300 Kilometern an. Messpunkt ist Mannheim.

Land Kraftwerk Reaktoren Entfernung Zone
D Philippsburg 2 25 A
D Biblis 2 26 A
D Neckarwestheim 2 70 F
D Grafenrheinfeld 1 135
F Cattenom 4 165
D Gundremmingen 2 177
F Fessenheim 2 188
CH Leibstadt 1 210
CH Beznau 2 215
CH Goesgen 1 240
B Tihange 3 256
F Chooz 2 273
D Grohnde 1 291
CH MĂŒhleberg 1 293
D Isar 2 295

Mitarbeit: lokal4u

Wie war das damals mit Tschernobyl?


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 14. MĂ€rz 2011. Unser Gastautor Carsten Stoffel erinnert in seinem Beitrag an den Super-Gau von Tschernobyl, der sich vor fast 25 Jahren ereignete. Der katastrophale Unfall war eine der bislang fĂŒrchterlichsten Umweltkatastrophen der Neuzeit. Ein RĂŒckblick.

Am 26. April 1986, vor fast 25 Jahren, ereignete sich durch eine Kernschmelze in Block 4 des Reaktors von Tschernobyl eine der bislang grĂ¶ĂŸten atomaren UnfĂ€lle. Aufnahme 2006. Bild: Wikipedia, Carl Montgomery

Von Carsten Stoffel

Es war Samstag, der 26. April 1986, der als schwarzer Tag in die Geschichte der Welt eingehen sollte. Bereits am Vortag hatte diese unglĂŒckliche Verkettung von UmstĂ€nden begonnen.

Es sollte der Stromausfall der KĂŒhlsysteme des Reaktors simuliert werden. Jene Situation, die wir derzeit im Atomkraftwerk Fukoshima erleben.

„Bedienfehler“ löst die bislang schlimmste atomare Katastrophe aus.

Grund fĂŒr uns einmal zurĂŒck zu blicken. Am 26. April 1986 um 1:23 Uhr passiert nach einem Bedienungsfehler das Unfassbare. In Block 4 des Kernkraftwerks, nahe der Stadt Tschernobyl, kommt es zu einer folgenschweren nuklearen Kettenreaktion.

Der 1000 Tonnen schwere Deckel des Reaktorkerns, sowie das Dach des ReaktorgebÀudes, werden durch die Wucht der Detonation weggerissen. Radioaktive Strahlung kann ungehindert in die AtmosphÀre gelangen.

Vertuschung statt AufklÀrung.

Die damaligen, kommunistischen Machthaber in Moskau versuchen den Vorfall herunter zu spielen. Mit primitiv anmutenden Methoden wurde versucht, den Schaden zu begrenzen.

Von den damals eingesetzten Helfern vor Ort sollen 1000 Personen bereits am ersten Tag einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt worden sein. Erst einen Tag spÀter begannen die kommunistischen Machthaber damit, die in der nÀhe gelegene Stadt Prypiat zu evakuieren.

Am 28. April wurde man erstmals in Schweden auf eine erhöhte Strahlung aufmerksam. In einem Schwedischen AKW wurde Strahlungsalarm ausgelöst. Als fest stand, nicht fĂŒr die erhöhte Strahlung verantwortlich zu sein, kam aufgrund der Windrichtung schnell die damalige Sowjetunion in Verdacht.

Erst am 30. April 1986 zeigte die ARD-Tagesschau ein durch die Sowjets retuschiertes Foto vom UnglĂŒcksreaktor.

Detuschland und Europa betroffen.

Durch den „unglĂŒcklicherweise“ anhaltenden Ostwind war auch Deutschland und der Rest der heutigen EU von den Folgen des ReaktorunglĂŒcks betroffen.

Karte der kontaminierten Gebiete nach dem Reaktorunfall - in Japan droht der Super-Bau in mindestens drei Reaktoren. Klicken Sie auf das Bild fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere Darstellung. Quelle: Wikipedia/Sting

Damals beherrschte die Angst um verseuchte Lebensmittel Wochen lang die öffentliche Debatte. Es wurde empfohlen, Äcker mit Saat und FrĂŒchten umzupflĂŒgen. SpielplĂ€tze wurden gesperrt und der Sand der SandkĂ€sten auf SpielplĂ€tzen ausgetauscht.

KleingĂ€rtner wurden aufgefordert, nichts aus ihrem Garten zu essen, da die FrĂŒchte möglicherweise mit CĂ€sium 135 belastet hĂ€tten sein können.

Die Rewe-Gruppe vernichtete damals Lebensmittel im Wert von drei Millionen DM, die unverkÀuflich waren.

Angebliche „ÃƓbergangstechnologie“.

Politiker ĂŒberschlugen sich damals mit ErklĂ€rungen zur Kernenergie, und dem Ausstieg aus dieser Technologie, die bereits 1986 von den Spitzen der FDP und CDU als ÃƓbergangstechnologie bezeichnet wurde. Als direkte Folge wurde das Ministerium fĂŒr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gegrĂŒndet.

Obwohl es bereits vor Tschernobyl Pannen im Umgang mit der Atomkraft gegeben hatte, war der Super-Gau von Tschernobyl eine ZĂ€sur, die unter anderem dafĂŒr sorgte, dass die Anti-Atomkraftbewegung mehr und mehr Zulauf bekam.

Info:
Carsten Stoffel ist Redaktionsmitglied von solinger-bote.de und Mitglied im Netzwerk istlokal.de.
Das Netzwerk istlokal.de hat sich im Dezember 2010 gegrĂŒndet und befindet sich im Aufbau. Fast 50 „Blogs“ und „Internet-Zeitungen“ aus ganz Deutschland beteiligen sich bereits an diesem Projekt, das den Lokaljournalismus fördern will.
Die Mitglieder unterstĂŒtzen sich in den Bereichen Journalismus, Vermarktung, Technik und Recht.
Hardy Prothmann, verantwortlich fĂŒr dieses Blog, ist GrĂŒndungsmitglied von istlokal.de.

BĂŒrgertelefon soll Fragen zu Auswirkungen der Atom-Katastrophe auf Baden-WĂŒrttemberg beantworten


DIN 4844-2 Warnzeichen D-W005 Warnung vor radioaktiven Stoffen oder ionisierenden Strahlen (auch auf abschirmenden BehÀltern). Quelle: Wikipedia

Rhein-Neckar/Stuttgart, 14. MĂ€rz 2011. (red) Das Baden-WĂŒrttembergische Umweltministerium hat eine Hotline geschaltet, ĂŒber die sich besorgte BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zu „Auswirkungen der Geschehnisse auf Baden-WĂŒrttemberg“, also den Folgen der japanischen Kernkraftwerk-Katastrophe erkundigen können sollen.

Das Umweltministerium bietet folgenden „Service“ ohne nĂ€here ErlĂ€uterung an.

„Aktuelle Informationen zu den UnfĂ€llen in den japanischen Kernkraftwerken unter 0711 – 126 2713

Nach den UnfĂ€llen in japanischen Kernkraftwerken hat das Umweltministerium unter der Rufnummer 0711 – 126 2713 ein BĂŒrgertelefon eingerichtet. Besorgte BĂŒrgerinnen und BĂŒrger des Landes können sich ĂŒber eventuelle Auswirkungen der Geschehnisse auf Baden-WĂŒrttemberg informieren. Das BĂŒrgertelefon ist bis auf Weiteres tĂ€glich von 8 Uhr bis 20 Uhr besetzt.

Informationen zur aktuellen Lage in Japan unter anderem auf den Internetseiten des Bundesministeriums fĂŒr Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: http://www.bmu.bund.de

Sofern Sie den „Service“ in Anspruch nehmen, dĂŒrfen Sie Ihre Erfahrung gerne als Kommentar hier veröffentlichen.

Einen schönen Tag wĂŒnscht
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Chaos-Berichterstattung: Verschmolzene Nachrichten

Guten Tag!

Rhein-Neckar/Japan/Welt, 13. MĂ€rz 2011. (red) Die Erdbeben-Katastrophe hat zuerst Japan erschĂŒttert und enorme Zerstörungen angerichtet. Auf die Naturkatastrophe folgt die technische Katastrophe. Weitere, weltweite „ErschĂŒtterungen“ werden folgen. Politische und wirtschaftliche, eventuell auch gesundheitliche. WĂ€hrenddessen ist die Berichterstattung ĂŒber die Katastrophe ein Teil davon.

Von Hardy Prothmann

Die erste Meldung, die ich zur Erdbeben-Katastrophe in Japan wahr genommen habe, sprach von einem starken Beben und mehreren Dutzend Toten.

Ein "Retter" hÀlt einen Jungen", trÀgt ihn aus der Zone der chaotischen Störung. Der Jung scheint unverletzt, die Kleidung ist sauber, er hat beide Schuhe an, gibt keinen Laut von sich. Ist das glaubhaft, wenn man die Zerstörung im Hintergrund sieht? Oder ist das eine "gestellte" Aufnahme? Die ARD stellt die Frage nicht, sondern zeigt die Bilder und bestÀtigt damit deren "Echtheit". Quelle: ARD

Jede Hoffnung auf einen „glimpflichen Ausgang“ der TrĂ€godie habe ich mittlerweile aufgegeben.

Denn ein paar Stunden spĂ€ter sind es schon hundert oder zweihundert Tote und ein „enorm schwereres“ Beben.

Einen Tag spĂ€ter ist es das „schwerste, je gemessene“ Beben, dass die japanische Insel seit Beginn der Aufzeichnungen erschĂŒttert hat und es sind „vermutlich“ ĂŒber 1.000 Tote.

Wiederum Stunden spĂ€ter sind es „möglicherweise“ mehr als 10.000 Tote – die KĂŒstenstadt Minamisanriku sei „völlig zerstört“.

Seit das Beben der StĂ€rke 8,8 auf der Richter-Skala am 11. MĂ€rz 2011 um 06:45 Uhr unserer Zeit das weit entfernte Japan erschĂŒttert hat, sind noch nicht einmal zwei Tage vergangen.

Die Energie der Katastrophe wird immer unfassbarer.

Und die Nachrichten verdichten sich, schmelzen zusammen. Die Energie der Zerstörung wird immer deutlicher, wenn auch immer noch unfassbar.

Das auslösende große Beben ist vorbei, Nachbeben erschĂŒttern das Land.

Und die fĂŒrchterlichste Katastrophe lĂ€uft langsam, aber „sicher“ ab. In Block 1 des Kernkraftwerks Fukushima I droht eine „Kernschmelze“.

Die Kettenreaktion der Nachrichtenschleife wiederholt sich.

Auch andere Reaktoren sollen „Probleme“ haben – die Nachrichtenschleife beginnt von vorne.

Erst heißt es, es drohe keine Gefahr. Dann, es gĂ€be grĂ¶ĂŸere SchĂ€den, aber alles sei aber unter Kontrolle. Dann werden Schwierigkeiten gemeldet – die sind natĂŒrlich „unvermutet“.

Alles, was nach „echten Schwierigkeiten“ klingen könnte, wir dementiert.

Alle Nachrichten sind unsicher. Dann wird bestĂ€tigt, dass Fukushima „möglicherweise außer Kontrolle“ sei. Dann explodiert was. Was genau, kann niemand ganz genau sagen. Aber die Bevölkerung wird zur „Ruhe“ aufgefordert.

"Kontrolleure" winken Personen durch. Ist das glaubwĂŒrdig, wenn einer nach dem anderen "durchgewunken" wird? Quelle: Spiegel online

Dann wird eine Sicherheitszone von zehn Kilometern eingerichtet, spÀter auf 20 Kilometer erweitert.

Dann verdichten sich die Nachrichten, dass eine Kernschmelze bevorstehe oder bereits begonnen habe.

Dann gibt es Meldungen, dass Menschen „in Sicherheit“ gebracht, also vermutlich evakuiert wĂŒrden.

200.000 Menschen in Sicherheit?

Dann sind es „vermutlich“ 100.000, dann 110.000 und gegen Mitternacht meldet Spiegel Online: „Japan bringt 200.000 Menschen in Sicherheit.“

Das mag man so gerne glauben: Sicherheit fĂŒr die Menschen in den betroffenen Gebieten.

ÃƓberall laufen Videobilder: Menschen werden auf „radioktive Konterminierung“ geprĂŒft und dĂŒrfen weggehen, Helfer holen Kinder, Alte und Verletzte aus den feuchten MĂŒllwĂŒsten, die der Tsunami hinterlassen hat.

Auffanglager werden gezeigt und statt „Durchhalteparolen“ dĂŒrfen interviewte Personen sagen, dass sie Angst haben, aber hoffen und es keinen Ausweg gibt.

Tatsache ist:

Seit um 06:45 Uhr unserer Zeit ein gigantisches Erdbeben Japan erschĂŒtterte, wird zunĂ€chst Japan von einer unglaublichen Katastrophe heimgesucht.

Das Erbeben hat enorme, noch nicht bezifferbare SchÀden ausgelöst.

Auf das Erdbeben folgt ein Tsunami mit einer unglaublich zerstörerischen Energie. Aus der sichereren Hubschrauberperspektive aufgenommene Bilder belegen eine natĂŒrliche Zerstörungsgewalt, die bar jeder „Ideologie“ ist, sondern nur physikalischen Gesetzen folgt. Es gibt kein „gut“ oder „schlecht“, sondern nur hohe Wellen mit einem gigantischen Druck, die alles mitreißen.

Auf die Naturkatastrophe folgt die technische Katastrophe. Die Infrastruktur des Landes ist beschĂ€digt. Die KĂŒhlsysteme von einigen Atomkraftwerken sind angegriffen und versagen.

Die Medien transportieren lange vor der möglichweise stattfindenden Kernschmelze Meldungen aus allen Richtungen, die alle nicht „sicher“ sind.

Die Hoffnung ist zu spĂŒren – die Meldungen entwickeln sich schlecht.

Oft ist den Meldungen die Hoffnung anzumerken, dass die Katastrophe nach der Katastrophe ausbleibt.

Aber die Meldungen entwickeln sich schlecht und es wird immer klarer, dass der Tsunami die schlimmste Naturkatastrophe in der „aufgezeichneten“ Geschichte Japans ist, aber die sich ankĂŒndigende technische Katastrophe noch „schlimmer“ sein könnte.

Um das Kernkraftwerk Fukushima wird eine „Sicherheitszone“ eingerichtet, erst zehn Kilometer, dann zwanzig Kilometer.

Ob ARD, ZDF, Spiegel oder andere Nachrichten"quellen" - ĂŒberall diesselben Bilder derselben Turnhalle, die als Beleg dafĂŒr herhalten muss, dass hunderttausende von Menschen evakutiert werden. Quelle: Spiegel online

Angeblich werden 200.000 Menschen „in Sicherheit“ gebracht. Innerhalb von Stunden – wie das „logistisch“ in einem Land möglich ist, dessen Infrastruktur empflindlich gestört wurde, berichtet kein Medium. Ebensowenig, wie man mal eben innerhalb von Stunden eine Logistik aufbaut, um 200.000 Menschen „aufzufangen“.

Die Medien berichten trotzdem weiter. Meldung um Meldung kommt in die Redaktionen, wird dort „bearbeitet“ und verlĂ€sst sie wieder – dann und dann sind die Nachrichten auf Sendung, dann und dann mĂŒssen Zeitungen gedruckt werden. Immer braucht es die „neueste“ Nachricht, die „letzte Meldung“.

Doch die Zeitverschiebung verstĂ€rkt das Chaos – Europa ist acht Stunden „hinter“ Japan. Wer sich am Nachmittag oder Abend informieren will, gekommt keine neuen Nachrichten, denn es ist dann Nacht in Japan.

Nachrichten ohne Halbwertzeit.

Und niemals sagt jemand: „Stop – nichts, von dem, was wir berichten, kann irgendjemand ĂŒberprĂŒfen. Solange das nicht „gecheckt“ ist, gehe ich damit nicht auf Sendung.“ Oder: „Sie sehen hier Bilder, die wir gekauft haben. ÃƓber die ZuverlĂ€ssigkeit können wir Ihnen keine Auskunft geben, weil wir nicht vor Ort waren.“

Es gibt keine Halbzeitpause und schon gar keine Halbwertzeit fĂŒr Nachrichten.

Nach und nach „verdichten“ sich aber die Nachrichten und es wird immer „klarer“, dass alles, was noch Stunden zuvor gemeldet worden ist, keine GĂŒltigkeit mehr hat.

Aus Sicht der Medien, vor allem der Hörfunk- und Fernsehsender, ist das egal. Je mehr Dramatik, umso besser – damit kann man den „Flow“, also die Nachrichtenkette wunderbar weiterfĂŒhren.

Voranschreitendes UnglĂŒck fĂŒr Tageszeitungen.

FĂŒr die Tageszeitungen, vor allem die lokalen, ist ein solch dramatisch voranschreitendes UnglĂŒck aber eine andauernd zeitversetzte Katastrophe. Was in der Zeitung als Nachricht steht, ist schon lĂ€ngst „verglĂŒht“ und stimmt aktuell nicht mehr.

Gerade die Lokalzeitungen sind „doppelt getroffen“ – einerseits von dem unglaublichen Ereignis und seiner Geschwindigkeit und andererseits, weil sie keine eigenen Leute vor Ort haben. Korrespondenten leistet sich so gut wie keine Monopolzeitung mehr.

Sie können nur abschreiben, was „die Agenturen“ berichten. Und das nur bis zum Druck des Blattes – jede Korrektur in den Stunden danach findet in der Lokalzeitung nicht mehr statt.

Kollektiver Gau aller „Nachrichtenredaktionen“.

Was es bedeutet, mal eben innerhalb von „Stunden“ 200.000 Menschen dauerhaft zu evakuieren, fragt keiner. Die sind „in Sicherheit gebracht“ und „schlucken Jod-Tabletten“, damit sich kein radioaktives Jog in deren SchilddrĂŒse einlagert.

Die Bilder, wo diese „200.000 Menschen“ untergebracht sind, fehlen. Die Frage, wie man das mal eben so innerhalb eines Tages organisiert, auch.

ÃƓber Großveranstaltungen im Heimatland wie Rock-Konzerte wird hingegen ĂŒber Monate im voraus berichtet, ĂŒber die Herausforderungen fĂŒr den Verkehr, die Polizei, die RettungskrĂ€fte, die Veranstalter und die zu erwartende Show – und das bei funktionierender Infrastruktur.

Sehnsucht nach Halt im Chaos, wÀhrend die Kerne schmelzen.

Darum geht es aber gerade nicht. Es geht um die Sehnsucht, dass irgendjemand weiß, was er tut. Es geht um einen „Halt“ im Tsunami der sich ĂŒberschlagenden Nachrichten.

Im Internet und dann auch im Fernsehen werden eine „Turnhalle“ und ein „Zeltunterstand“ mit Bildern von „Kontrolleuren“ in vermeintlichen Maler-PapieranzĂŒgen gezeigt, mit der Bildaussage, das „alles unter Kontrolle“ ist.

Nachrichten im Sog der Kernschmelze.

SpĂ€testens dann wird klar, dass eine journalistische Kernschmelze begonnen hat und nichts mehr „unter Kontrolle“ ist. Dass nur noch in Konkurrenz zu anderen um „die besten Bilder“ ein Theater veranstaltet wird, das seinesgleichen sucht.

Ich gehe davon aus, dass die „Nachrichten“ der kommenden Tage eine Katastrophe zeigen, die noch „unglaublicher als unglaublich“ sein wird.

Die Informationen werden erschĂŒtternd sein – fĂŒr Weltbilder, fĂŒr die Wirtschaft, fĂŒr die Politik, fĂŒr den Glauben an die „Zukunft“ – zumindest in Japan, aber vermutlich in der ganzen Welt.

ÃƓber die Folgen hat noch niemand berichtet – sie werden ebenfalls „unglaublich“ sein.

Bis man sie glauben muss.

Gabis Kolumne

Der Tag der Liebe war gestern. Und heute?

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Guten Tag!

Heddesheim, 15. Februar 2010. Gestern war der Tag der Liebe – heute ist ein neuer Tag. Ohne Liebe? Das wĂ€re aber sehr schade, meint zumindest Gabi. Und ĂŒberhaupt: Was ist das eigentlich? Nur ein Marketing-Schachzug der Floristen oder hat „Valentin“ tatsĂ€chlich eine Tradition? Gabi hat recherchiert und ihre Gedanken zum Ergebnis aufgeschrieben. Wie immer montags – den soviel ist sicher: Montag kommt Gabis Kolumne.

Haben Sie gestern etwas zum Valentinstag bekommen? Vielleicht einen Strauß Rosen oder ein Schokoladenherz oder gar einen Gutschein fĂŒr Schuhe, denn die halten ja bekanntlich lĂ€nger als Blumen, wie ich vor ein paar Tagen gerade in der Werbung gehört habe. Dann freue ich mich fĂŒr Sie, ehrlich.

Ich habe nichts bekommen – und das ist auch gut so, denn mich verbindet nichts mit dem „Tag der Liebe“, den in meiner Jugend noch niemand zelebrierte. Ich freue mich auch an anderen Tagen ĂŒber die Aufmerksamkeiten meines Liebsten.

Marketing oder Tradition?

„Ist das nach dem „Muttertag“ wieder eine gutgemachte PR-Kampagne der BlumengeschĂ€fte oder steckt mehr dahinter?“, fragte ich mich und fing an zu googlen.

teaserherzAls erstes fand ich heraus, dass dieser Tage der Film „Valentinstag“ angelaufen ist. Shortcuts rund um den „Tag der Liebe“ mit vielen Hollywoodstars. Hier dreht sich alles darum, ob und wie man diesen Tag begeht, ob man ein Geschenk oder einen Heiratsantrag bekommt oder vergessen wird.

Auch in einer bekannten deutschen Daily Soap stand der Valentinstag in dieser Woche im Mittelpunkt. Ganz klar, bei den jungen Leuten ist dieser Tag angekommen.

„Aha!“, denke ich: Fleurop macht an diesem Tag zehn Prozent des Jahresumsatzes.

In Mannheimer Schulen konnte man in dieser Woche auch Rosen verschicken, die nach den Ferien auch ĂŒber die Grenzen der eigenen Schule verteilt werden – schlecht, wenn man keine bekommt. Es geht um Liebe und Anerkennung – das kann bei Jugendlichen leicht zur Hysterie fĂŒhren.

Liebe ist gut fĂŒrs GeschĂ€ft.

Ob Blumen, Schmuck oder Pralinen der „Valentinstag“ kurbelt eindeutig das GeschĂ€ftsleben an – und das können wir ja gebrauchen, denke ich, vor allem in Krisenzeiten.

Aber ist der Valentinstag jetzt wirklich nur eine gute GeschÀftsidee?

Ich googelte weiter und fand Bischof Valentin auf den dieser Tag namentlich zurĂŒckgehen soll.

Valentin war im dritten Jahrhundert nach Christus der Bischof der italienischen Stadt Terni. Er hatte laut dieser Legende einige Verliebte christlich getraut, darunter Soldaten, die nach damaligem kaiserlichen Befehl unverheiratet bleiben mussten. Zudem hat er der Legende nach den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt.

Der arme Valentin wurde geköpft.

Die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, haben der ÃƓberlieferung nach unter einem guten Stern gestanden. Auf Befehl des Kaisers Claudius II. wurde er am 14. Februar 269 wegen seines christlichen Glaubens enthauptet.

Aber ich finde noch mehr: Eine andere Legende bringt das Datum in Zusammenhang mit dem römischen Fest Lupercalia, die Nacht vom 14. auf 15. Februar. Es ist das Fest der großen Göttin er Göttin des „Liebesfiebers“.: Römische junge MĂ€nner zogen die Namen von römischen jungen Frauen aus einer Urne, um mit diesen eine Partnerschaft zu bilden.

In Japan beschenken am 14. Februar Frauen ihre EhemĂ€nner, mĂ€nnliche Kollegen, Chefs usw. mit Schokolade. DafĂŒr dĂŒrfen sie dann einen Monat spĂ€ter am „White Day weiße Schokolade als Gegengeschenk erwarten.

YstĂ€vĂ€npĂ€ivĂ€ – so heißt Valentin auf finnisch.

Nicht ganz so romantisch ist der Valentinstag in Finnland („YstĂ€vĂ€npĂ€ivĂ€“). Dort ist er ein Freundschaftstag, an dem gute Freunde sich gegenseitig mit Valentinskarten und Valentinsgeschenken bedenken.

Die PopularitĂ€t des Datums im angelsĂ€chsischen Bereich beruht auf einem Gedicht des englischen Schriftstellers Geoffrey Chaucer, „Parlament der Vögel“, das 1383 vermutlich aus Anlass einer Valentinsfeier am Hof Königs Richard II. fertig gestellt und erstmals öffentlich vorgetragen wurde. In dem Gedicht von Chaucer wird dargestellt, wie sich die Vögel zu eben diesem Feiertag um die Göttin Natur versammeln, damit ein jeder einen Partner finde.

Seit dem 15. Jahrhundert werden in England Valentinspaare gebildet, die sich kleine Geschenke oder Gedichte schicken. Die Verbindung mit Blumengeschenken könnte auf die Gattin des Dichters Samuel Pepys zurĂŒckgehen, die 1667 mit einem Blumenstrauß auf Pepys‘ Liebesbrief reagierte. Von da an wurde die Verbindung von Brief und Blumen in der noblen britischen Gesellschaft nachgeahmt.

Valentin gibt es bei uns in Deutschland seit 1950.

Englische Auswanderer nahmen den Valentinsbrauch mit in die „Neue Welt“, die USA – und die US-Soldaten brachten nach dem Zweiten Weltkrieg diesen Brauch mit nach Deutschland. So veranstaltete man 1950 in NĂŒrnberg den ersten „Valentinsball“; der Valentinstag wurde offiziell eingefĂŒhrt.

Was ich gefunden habe, hat mich erstaunt: Dann ist dieser „Tag der Verliebten“ doch mehr als eine PR-Kampagne der BlumenlĂ€den, Juweliere und Geschenkeproduzenten.

Wie schon gesagt: Ich habe noch nie etwas zum Valentinstag bekommen und das stört mich auch gar nicht. Aber ich freue mich fĂŒr all’ die Jungverliebten, die sich gestern beschenkt haben.

Und „Ich denk’ an Dich“ zu sagen, ob mit Gedichten, Blumen oder kleinen Geschenken ist an jedem Tag im Jahr schön, ĂŒberall auf der Welt – auch am Valentinstag.
gabi

P.S. Hier noch eine „herzige“ Geschichte auf dem KopfschĂŒttel-Blog