Rhein-Neckar, 13. April 2012. (red) Mit den wÀrmeren Temperaturen kommen auch wieder vermehrt Zecken zum Vorschein. Eine festgesaugte Zecke am Körper ist nicht nur unangenehm, sondern der Stich kann auch schwerwiegende Folgen haben. Das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises ruft auch in diesem Jahr wieder zu Impfungen gegen FSME auf.
Von Jörg Theobald

Sie lauern wieder auf Opfer - Zecken. Bild: Zecken.de
Kaum wird es FrĂŒhling, lauern wieder Zecken im Wald, GebĂŒsch und Gras auf ihre Opfer. Sobald die Aussentemperatur konstant ĂŒber acht Grad Celsius liegt, werden die Tiere wieder munter. Die winzigen Spinnentiere halten sich dann im Bodenbewuchs bis auf einer Höhe von etwa anderthalb Meter auf.
Laut Frau Dr. Oswinde Bock-Hensley vom Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises gibt es die Tiere zwar das ganze Jahr ĂŒber, aktiv sind sie aber vor allem von MĂ€rz bis Oktober.
Jeder, der sich viel im Freien aufhĂ€lt, kann zum Opfer der „Blutsauger“ werden. Besonders hĂ€ufig sind Wanderer, Jogger, Radfahrer und Hundehalter betroffen, ebenso Kinder. Durch ihre KörpergröĂe haben sie die richtige Höhe, um von den Zecken besonders gut erreicht zu werden.
Warm-feuchtes Wetter macht die Tiere besonders lebendig, dann stechen sie bevorzugt zu. Ihre Opfer suchen sich die Zecken am liebsten vormittags und am frĂŒhen Abend.
Auf die Opfer aufmerksam werden sie durch ErschĂŒtterungen, KörperwĂ€rme und den Körpergeruch. Haben die Zecken ein potentielles Ziel ausgemacht, lassen sie sich im VorĂŒbergehen von ihrem Platz im Bodenbewuchs abstreifen.
Hohes Infektionsrisiko
Die meisten Zeckenstiche bleiben ohne Folgen, doch die Spinnentiere können auch Krankheitserreger ĂŒbertragen. Am bekanntesten sind die Erreger von Borreliose und FSME, hinzu kommt aber noch eine Vielzahl weiterer möglicher Infektionen. Zum Beispiel Anaplasmen, Babesien, Rickettsien oder Ehrlichiosen.
Die hĂ€ufigste Erkrankung, die durch Zeckenstiche ĂŒbertragen wird, ist die Lyme-Borreliose. Sie wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst.
Die Krankheit kann jedes Organ, das Nervensystem und die Gelenke sowie das Gewebe befallen. Dadurch kann eine Borreliose viele Symptome haben, man spricht auch von einer multisystemischen Krankheit. Durch die vielen verschiedenen Symptome ist es schwierig, eine Borreliose zu diagnostizieren.
Lediglich die sogenannte „Wanderröte“, eine ringförmige Hautrötung um die Einstichstelle gilt als charakteristisches Symptom. Sie kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich rund um die Einstichstelle auftreten. Allerdings tritt die Wanderröte, auch Erythema migrans genannt, nicht bei allen Borreliose-Patienten auf.
Folgen der Borreliose können HirnhautentzĂŒndung, starke Schmerzen, GesichtslĂ€hmungen und sogar Herzproblemen sein. Im chronischen Verlauf kommt es auch hĂ€ufig zu GelenkentzĂŒndungen.
Da es sich bei der Borreliose um eine bakterielle Erkrankung handelt, lÀsst sie sich im Normalfall gut mit Antibiotika behandeln.

Die Tiere stechen bevorzugt an feucht-warmen Stellen mit dĂŒnner Haut - z.B. in den Kniekehlen, der Achselhöhle oder dem Schambereich. Bild: Zecken.de
FrĂŒhsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die FrĂŒhsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, die mit grippeĂ€hnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer HirnhautentzĂŒndung verlĂ€uft.
Typisch fĂŒr die Krankheit ist der Verlauf in zwei Stadien. Im ersten Stadium leidet der Betroffene an Fieber, Erbrechen, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Krankheit Ă€hnelt in diesem Stadium von den Symptomen her einer Grippe. HĂ€ufig ist die Erkrankung nach diesem Stadium ĂŒberstanden.
 Bei einigen der Infizierten greift das Virus jedoch auf das zentrale Nervensystem ĂŒber. Im besten Fall kommt es jetzt zu einer HirnhautentzĂŒndung (Meningitis), schlimmstenfalls greift das Virus auf das ganze Gehirn ĂŒber. Jetzt leidet der Betroffene an hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, bei der HirnentzĂŒndung kommt es mitunter auch zu LĂ€hmungen sowie Bewusstseins-, Sprach- und Schluckstörungen.
Etwa die HĂ€lfte der Patienten mit FSME erleiden nach Angaben des Verbands einen schweren Krankheitsverlauf. Eine dauerhafte Erkrankung und eine daraus resultierende BerufsunfĂ€higkeit können folgen. Die Impfempfehlung gelte vor allem fĂŒr Ă€ltere Menschen, da die Schwere der Erkrankung mit zunehmendem Alter steige.
Seit Mitte der neunziger Jahre verzeichnen die GesundheitsĂ€mter des Odenwaldes eine stetige Zunahme der von Zecken ĂŒbertragenen HirnhautentzĂŒndung FSME. Dabei ist nicht nur die Fallzahl insgesamt, sondern gleichzeitig die Zahl der schweren und schwersten VerlĂ€ufe der FSME gestiegen.
Gesundheitsamt ruft zur Impfung auf
Zu Schutzimpfungen gegen gefĂ€hrliche Folgen von Zeckenbissen durch FSME haben das Gesundheitsamt im Rhein-Neckar-Kreis, das auch fĂŒr die Stadt Heidelberg und somit fĂŒr rund 650.000 Einwohnerinnen und Einwohner zustĂ€ndig ist, und die Ărzte in der Region aufgerufen. Der Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Rainer Schwertz, sagt dazu:
Gemeinsam mit Bayern und ThĂŒringen fĂŒhrt Baden-WĂŒrttemberg die Hitliste der Risikogebiete an
Laut Informationen des Robert-Koch-Institut, dem deutschlandweit wichtigsten Institut fĂŒr Infektionskrankheiten und nicht ĂŒbertragbare Krankheiten, erfolgten 47,1% aller im Jahr 2010 festgestellten FSME-Infektionen in Baden-WĂŒrttemberg.
Laut Dr. Bock-Hensley ist eine Impfung nach wie vor fĂŒr das sicherste Mittel gegen die Krankheit, besonders fĂŒr Ă€ltere Menschen. Die Kosten hierfĂŒr tragen die Krankenkassen.
Nach der uns vorliegenden Statistik gab es in Deutschland im Jahr 2010 260 Menschen, die an FSME erkrankt sind, im Rhein-Neckar-Kreis waren es 2011 sieben Erkrankte, davon fĂŒnf MĂ€nner und zwei Frauen mit teilweise schweren KrankheitsverlĂ€ufen.
âBevor Sie uns Ihre Familie die Natur genieĂen, schĂŒtzen Sie sich vor Zeckenstichenâ, raten die beiden Ărzte des Gesundheitsamtes.
Das Infektionsrisiko fĂŒr alle durch Zecken ĂŒbertragene Krankheiten kann gemindert werden, indem man sich kurzfristig mit Zecken abwehrenden Sprays oder Lotions schĂŒtzt. ZusĂ€tzlich kann helle, geschlossene Kleidung und das Vermeiden von unwegsamem GelĂ€nde und Unterholz helfen, nicht von einer Zecke gestochen zu werden.
Nach einem Spaziergang in der Natur sollte man sich und vor allem auch Kinder und Haustiere grĂŒndlich nach Zecken absuchen. Festgesaugte Tiere sollten mit einer geeigneten Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange oder Zeckenkarte entfernt werden.
Unter keinen UmstĂ€nden sollte man die Tiere jedoch mit Ăl, Klebstoff, Nagellackentfernern oder Alkohol „behandeln“. Im Todeskampf entleert die Zecke ihren Darminhalt in die Wunde: Dadurch steigt das Risiko einer Infektion.
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