Mittwoch, 22. März 2023

Diesen "Rückschnitt" fanden ausnahmsweise alle gut

Kurt Klemm hält die Neugestaltung der Straßenmündungen für gelungen

Für die Neubegrünung gab es Lob von allen Seiten. Fotos: local4u

 

Heddesheim, 03. Oktober 2012. (red/la) Wenn die Heddesheimer Verwaltung Hand an die Natur legt, geht der grüne Gemeinderat Kurt Klemm oft auf die Barrikaden. Doch bei den neuen Gewächsen an den Straßeneinmündungen herrscht ausnahmsweise Einigkeit.

Von Reinhard Lask

Gemeinderat Kurt Klemm (Bündnis 90/Die Grünen)

Wenn in Heddesheim die Verwaltung die Motorsäge an Pflanzen im öffentlichen Raum legt, ruft das meist Kurt Klemm auf den Plan. Wenn es um den Naturschutz geht, legt sich der streitbare grüne Gemeinderat auch mit Bürgermeister Michael Kessler an – Anzeige bei Abholzung und Eklat im Gemeinderat inklusive.

Doch bei den neuen Pflanzen an den Straßeneinmündungen – wie zum Beispiel an der Ahornstraße – sind sich ausnahmsweise alle einig. Auch Kurt Klemm hat mit diesem Rückschnitt und Austausch von Pflanzen keine Probleme. Ganz im Gegenteil:

Das war eine richtige Maßnahme und sieht richtig gut aus. Da muss ich dem Gärtner Thomas Foshag ein großes Lob aussprechen.

Zum Hintergrund: Auf der vergangenen Verkehrstagefahrt gab es Kritik an der Bepflanzung an mehreren Straßeneinmündungen. Die bisherigen Pflanzen wüchsen zu hoch und müssten ausgetauscht werden.

Nun sind die Gewächse samt Erde ausgetauscht. Die Flächen sind neu bepflanzt. Gärtner Foshag legte bei der Neugestaltung Wert auf Blumen, deren Pflege wenig Aufwand benötigen. Bei der Neugestaltung verwendete er Ährige Prachtscharten, Bleibüschen, Blütenschleiern, Indianermesseln und Mannstreu. Und die gefällt laut Bauhof so gut wie allen – und eben auch Kurt Klemm.

Zwar könne man über die Gestaltung der Steine auf den Flächen unterschiedlicher Meinung sein, sagt er, aber die Wahl der Bepflanzung und das Arrangement sei auch sehr nachhaltig gelungen. Wenn die neuen Pflanzen in einem Jahr ausgewachsen sind, soll sich die Pracht vollends entfalten.

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Gemeinde holzt wie üblich nieder

Biotop-Massaker für „Blick auf den See“

Kahlbeschlagens Biotop.

 

Heddesheim, 12. Januar 2012. Was der Gemeinderat Kurt Klemm schon seit Jahren anprangert, hat Methode: Der gnadenlose Rückschnitt von Natur. Verantwortlich: Bürgermeister Michael Kessler. Ausführende: Die Mitarbeiter des Bauhofs. Konsequenz: Entweder passt sich die Natur in die „Vorstellungen“ ein oder sie wird gnadenlos bekämpft.

Für Natürschützer ist „Gestrüpp“ ein Lebens- und Rückzugsraum für Tiere. Für den Bürgermeister Michael Kessler etwas, dass er konsequent bekämpft. Seine Strategie: Rückschnitt bis auf Knöchelhöhe. Vermutlich ist ihm das Gestrüpp zu „unordentlich“.

Die Ästhetik des Bürgermeisters orientiert sich an Beton und Stein. Sichtbar am Dorfplatz – der nur Stein lebt und kalt und ungemütlich ist.

Oder an seinem „Jahrhundert-Projekt“ „Pfenning“. Beton, Hallen, Fahrbahnen, Fahrzeuge. Das ist sein Metier.

Um den Badesee gibt es ein neues Teilstück des Rundwegs. Benutzer sollen nicht auf „Gestrüpp“ schauen, sondern auf den See. Dessen glatte Fläche sieht vermutlich in den Augen des Bürgermeisters auch irgendwie wie eine planierte Betonfläche aus. Obwohl man sehr gut auf den Badesee auf den bisherigen Wegen schauen kann, musste ein langer Streifen gewachsenes Biotop weichen – für einen Blick auf den Badesee.

Abschneiden, kurz machen, in Form bringen. Manch einer in Heddsheim hält das für ein politische Formel, die vor allem für gewisse Gemeinderäte gilt, die sich willfährig fügen.

Deshalb ist hier auch kein Protest zu erwarten, sondern ganz sicher Zustimmung oder vielleicht sogar die Nachfrage, ob man nicht die Kosten für radikale Rückschnittsaktionen langfristig besser durch konsequentes Duchbetonieren senken könnte.

Verbunden mit der Formel:

Genießen Sie den neuen Blick auf den Badesee. Alles ist in „Ordnung“.

Gabis Kolumne

Landleben – Fluch oder Idyll?

Guten Tag

Rhein-Neckar, 23. Mai 2011. Irgendwann in meinem Leben, ich kann nur noch vermuten, es wurde verursacht von dem Hormonschub nach der Geburt des ersten Kindes, beschlossen wir unsere wunderschöne stadtnahe Wohnung durch ein Einfamilienhaus mit Garten auf dem Lande auszutauschen. Längst sind die Kinder dem „wir spielen im Garten“-Alter entwachsen, fahren stundenlang mit Öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zur Schule und verfluchen das Landidyll.

Immer wieder bete ich ihnen und mir die offenkundigen Vorteile des Dorlebens vor: Die lästige Parkplatzsuche fällt weg, die Rush-Hour, wir haben einen Garten, an lauen Sommerabenden riecht es überall nach Gegrilltem, wir kennen die Nachbarn, wir haben viel Platz – also pure Idylle.

Doch das Landleben hat so seine Tücken

Auf die richtige Zeit und Höhe kommt es an.

Wie gesagt, wir haben ein Einfamilienhaus mit Garten und Hecke und Gehweg. Im Winter muss der Schnee – wenn möglich schon vor 8 Uhr in der Früh – weggeschaufelt werden und kaum scheint die erste Frühlingssonne, sprießt das Unkraut zwischen den Pflastersteinen hervor und die Hecke schießt in die Höhe.

Haben sie schon mal Unkraut auf den Knien kriechend mit der Hacke entfernt? Das ist ein endloses Unterfangen, vor allem, wenn sich die Pfahlwurzeln nicht aus den Ritzen zwischen den Steinen entfernen lassen. Natürlich gibt es die Methode mit der Giftspritze, aber lassen Sie sich nur nicht dabei erwischen, denn schließlich gelangt das Gift ins Grundwasser und das kann eine ordentliche Dorfgemeinschaft nicht zulassen.

Einmal Heckenschnitt, bitte!

Aber auch der Heckenschnitt bringt seine eigene Problematik mit. Sprießt die Hecke ins Unendliche steht der Gemeindebedienstete vor der Tür – alles schon erlebt – und weist darauf hin, dass die Hecke eine verkehrsgefährdende Höhe erreicht habe. Folglich wird man spätestens am nächsten Samstag die Heckenschere hervorholen, um Abhilfe zu schaffen.

So weit, so gut denken Sie! Aber was tun, wenn ein aufmerksamer Dorfmitbewohner vorbei kommt und Sie eher un- als freundlich darauf hinweist, dass die Heckenschnitt-Periode vorbei sei und sich jetzt die Vögel ans Brüten machen.

In diesem Frühjahr wollten wir dem allem vorbeugen. Im Internet haben wir uns kundgetan und meine Freundin und Nachbarin und ich beschlossen, da unsere beiden Männer auf Geschäftsreise waren, selbst Hand anzulegen. Es blieb uns nur noch das eine Wochenende, um die Hecke auf Sicherheitsmaß zu stutzen und dennoch das Brutverhalten der Vögel nicht negativ zu beeinflussen.

Mit Heckenschere und Leiter und viel guter Laune nahmen wir den Schnitt in Angriff. Und siehe da, wir waren erfolgreich, wir kamen mit dem Werkzeug zurecht, hielten die Höhe und einigermaßen die Linie ein.

Alles bestens, dachten wir. Doch zugegebenermaßen liegt unser Grundstück in exponierter Lage, sprich man konnte uns von allen Seiten beobachten. „Na Mädels, das macht ihr ja gut, ich hätte auch noch ’ne Hecke zu schneiden“, war einer der freundlichen Kommentare. „Habt ihr denn keine Männer“, war dann schon etwas plumper. Heckenschnitt ist nichts für Frauen, war der allgemeine Tenor. Aber so ist nun mal auf dem Land. Ordentliche Frauen haben ordentliche Männer, die samstags für die schwere Gartenarbeit verantwortlich sind. Dem weiblichen Geschlecht bleibt das Eintopfen von Pflanzen und das Entfernen von Unkraut, auf Knien, versteht sich.

Mähen ja, aber zur richtigen Zeit

Zu einem gepflegten Anwesen gehört selbstverständlich auch ein gepflegter Rasen. Also Mähen und Vertikutieren. Aber auch das bitte zur richtigen Zeit. Doch musste ich mich kürzlich darüber aufklären lassen, dass zwischen 12 und 15 Uhr die Ruhezeit eingehalten werden muss. Sagt das bitte auch mal jemand den Lastern, die ungebremst an unserem Grundstück vorbeirasen!

Im Kampf gegen die Läuse.

Und ist das alles nicht genug, überfallen Ungeziefer die Gartenidylle. An die jährlichen Blattläuse haben wir uns schon gewöhnt, aber wenn sie so massiv auftreten, dass die Pflanzenstängel geradezu schwarz sind, hört der Spaß eindeutig auf.

Nach etlichen Behandlungen mit alternativen Methoden wie Spüli, griff ich dann doch zur Giftkeule. Doch kaum hatten wir die Läuseplage einigermaßen im Griff, begegnete mir im Garten eine Ratte. Ganz in der Nähe machten wir zwei Löcher im Boden aus, die in ein unterirdisches Höhlensystem zu führen schienen.

Die Methode Gift musste hier schon nach kurzem Nachdenken ausgeschlossen werden, sind wir doch glückliche Besitzer von glücklichen Katzen, die zwar, so erklärte mir der Fachmann in der Gartenabteilung, an das Rattengift nicht, aber an die vergiftete Ratte gehen.

Ebenso untauglich sind Rattenfallen, denn der Speck in der Falle lockt gleichermaßen Ratten wie Katzen an und die Verletzungsgefahr ist dementsprechend für beide Tierarten gegeben.

Wer fängt die Ratte?

Dieses Problem löste sich jedoch zeitnah, als ein Nachbar uns darüber informierte, dass er eine Ratte am Rande unseres Grundstücks, mit der Schaufel erschlagen habe, als sie in seinen Garten rennen wollte. Jetzt hoffe ich natürlich nur, dass es sich dabei um dasselbe Nagetier handelt und sich dahinter nicht eine ganze Nagetierfamilie versteckt.

Bitte tauschen!

Am vergangenen Samstag besuchten uns Freunde. Wir grillten und saßen auf Terrasse. „Ach, beneide ich euch, um den Garten und das Dorfleben“, erklärte meine Freundin, die selbst in einer schicke Altbauwohnung mitten in der Stadt mit großem Balkon lebt.

„Willst du tauschen?“ brach es da ungebremst aus mir hervor.

gabi