Freitag, 02. Juni 2023

Showddown im Untersuchungsausschuss zum EnBW-Deal

„Aktion besenrein“: MdL Hans-Ulrich Sckerl zum Stand der Dinge des EnBW-Untersuchungsausschuss

Der Grünen-Obmann im EnBW-Untersuchungsausschuss Hans-Ulrich Sckerl (links) im Gespräch mit Chefredakteur Hardy Prothmann. Bild: fluegel.tv

 

Rhein-Neckar/Stuttgart, 05. September 2012. (red/pro/fluegel.tv) Der Weinheimer Grünen-Politiker Hans-Ulrich Sckerl ist Obmann der Fraktion im EnBW-Unterschungsausschuss. Im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion und dem Stuttgarter Internetsender fluegel.tv erklärt er die Funktionsweise des Ausschusses, die Fragen, denen nachgegangen wird und was bislang ans Licht der Öffentlichkeit gelangt ist.

Von Hardy Prothmann

Der von der CDU allseits gepriesene „EnBW-Deal“ ist ein politischer Krimi. Für 4,7 Milliarden Euro kaufte das Land fast die Hälfte der Aktien der EnBW vom französischen Konzern EdF. Geheimtreffen, Verfassungsbruch, ein Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus als „Sprechpuppe“ eines Investment-Bänkers Dirk Notheis (Morgan Stanley), der dem Parteifreund per email Anweisungen gab, was der Ministerpräsident zu sagen hatte, willfährige Journalisten und Wissenschaftler, die instrumentalisiert wurden (und sich haben instrumentalisieren lassen), eine ehemals renommierte Anwaltskanzlei Gleiss Lutz, die eine unrühmliche Rolle spielt, eine geschredderte Festplatte, fehlende Akten – die Liste der unglaublichen Vorgänge ist lang und macht fassungslos.

Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus sieht sich unbeirrt aller zu Tage geförderten skandalösen Details als Opfer von Grün-Rot, die ihm etwas „anhängen“ wollen und weist jede Verantwortung von sich, obwohl der Staatsgerichtshof den Ablauf des Aktien-Rückkaufs am Parlament vorbei als Verfassungsbruch beurteilt hat. Was als „tolles Geschäft“, das jeder „schwäbischen Hausfrau gefällt“, verkauft worden ist, scheint ein schlechtes Geschäft für die Steuerzahler gewesen zu sein. Die Grünen haben per Gutachten feststellen lassen, dass der Kaufpreis von 41,50 Euro deutlich überhöht war und ein fairer Preis bei 34,05 Euro gelegen hätte. Nach dem Wertgutachten wurden sage und schreibe 840 Millionen Euro zuviel bezahlt. Dirk Notheis, Deutschland-Chef von Morgan Stanley, nannte den Preis gegenüber dem Verkäufer „üppig“. Die Grünen haben Klage eingereicht und verlangen das Geld zurück.

Ende September und Oktober finden die entscheidenden Sitzungen des Untersuchungsausschusses statt. Stefan Mappus will nochmals auftreten, um seine Haltung zu verteidigen. Hans-Ulrich Sckerl erwartet sich von diesem Auftritt daraus keine neuen Erkenntnisse, wohl aber von anderer Stelle: Brisant könnten die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Stuttgart werden, die gegen Stefan Mappus und seine Ex-Minister Helmut Rau und Willi Stächele wegen des Verdachts der Untreue ermittelt und umfangreiche Büro- und Hausdurchsuchungen durchgeführt hat.

Die CDU steht mit dem Rücken zur Wand – eine deutliche Distanzierung zum Verhalten von Stefan Mappus fehlt bis heute. Auch Bundeskanzlerein Angela Merkel ließ nach dem Abschluss des Deals ihre positive Einschätzung übermitteln. Aktuell fürchtet die Partei ein Desaster bei der Bundestagswahl 2013.

Für den Landtagsabgeordneten und Juristen Hans-Ulrich Sckerl zeigt der Skandal um den EnBW-Deal, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um den Einfluss der Banken auf die Politik zu beschränken:

Die Menschen haben durch den Skandal erkannt. Die Steuerzahler müssen in schwindelerregender Höhe für die Misswirtschaft von Banken blechen, denen sich gewisse Politiker zu ihrem eigenen Vorteil ausgeliefert haben. Die Versprechungen der Transparenz und Kontrolle wurden nicht umgesetzt. Das ist unterträglich und muss geändert werden.


fluegel.tv

Dokumentation der emails zwischen Mappus und Notheis

Monitor-Interview mit Hans-Ulrich Sckerl: Marionette: Wie die Investmentbank Morgan Stanley einen Ministerpräsidenten steuerte

Anm. d. Red.: Das Interview mit Hans-Ulrich Sckerl ist eine Kooperation mit dem Stuttgarter Internetsender „fluegel.tv„. Robert Schrem, Gründer des Bürgerportals, sowie die Kameramänner Bernd Fetzer und Hans-Georg Schulz haben die technische Umsetzung übernommen – eigentlich wollte man live über Satellit senden – staubedingt wurde aber die Zeit knapp und man konnte die Leitung nicht rechtzeitig einrichten. Der Gastronom Jan Hutter hatte freundlicherweise die Terrasse bei Hutter im Schloss zur Verfügung gestellt, die Stadt Weinheim einen Stromanschluss ermöglicht.
Fluegel.tv hat sich im Zusammenhang mit Stuttgart21 einen Namen durch umfangreiche Live-Übertragungen, Dokumentationen, Gesprächsreihen und „ungewöhnliche“ Herangehensweise an das Thema einen Namen gemacht. Kurz nach der Landtagswahl hat Ministerpräsient Winfried Kretschmann dem Sender auf eigenen Wunsch ein Exklusivinterview gegeben, weil der Politiker erkannt hat, dass fluegel.tv abseits der etablierten Medien eine hohe Aufmerksamkeit genießt.
Unsere Redaktion ist bereits lange mit den Machern von fluegel.tv in Kontakt. Nun ist der erste Schritt einer Kooperation gemacht – wir sind gespannt, was sich daraus entwickelt.

Neues von der Baustelle: Folge 3 – Hektische Eidechsenrettung wegen „bedauerlichem Fehler“

Heddesheim, 22. November 2011. (red) Obwohl „Pfenning“ zugesichert hatte, den östlichen Teil des Baugebiets bis März 2012 nicht zu bearbeiten, wurde dort heute auf einem rund 350 Quadratmeter großen Streifen Erde abgeschoben. In diesem Streifen überwintern Zauneidechsen. Der grüne Gemeinderat Kurt Klemm schlug Alarm, der Naturschutzbund (Nabu)-Eidechsenexperte Bernd Gremlica raste aus Mannheim heran und forderte den Baggerfahrer auf, weitere Arbeiten sofort zu unterlassen. Kurz darauf trafen auch der Gutachter Dirk Bernd (Lindenfels) sowie „Pfenning“-Geschäftsführer Uwe Nitzinger vor Ort ein.

Neues von der Baustelle

Neues von der Baustelle

Bernd Gremlica und Kurt Klemm sind sauer: „Der Baggerfahrer ist ja nur der Schütze Arsch, der macht nur, was man ihm aufträgt“, kommentiert der Nabu-Eidechsenexperte Gremlica die Situation: Rund 350 Quadratmeter Eidechsen-Habitat sind platt gemacht.

Vor den beiden liegt ein großer Streifen brauner Erde: „Wenn hier Eidechsen waren, sind sie jetzt platt“, sagt Kurt Klemm. Der Rest ist nicht zitabel.

Die beiden hatten im Gespräch mit dem Gutachter Dirk Bernd aus Lindenfels noch im September abgemacht, dass dieser seinen Auftraggeber „Pfenning“ anhält, das östliche Gebiet bis einschließlich März 2012 nicht zu bearbeiten, um die dort gesichteten und dokumentierten Zauneidechsen schadlos überwintern zu lassen. Anfang April sollen die streng geschützten Echsen eingefangen und dann an anderer Stelle ausgesetzt werden.

„Bedauerlicher Fehler“

Dirk Bernd bestätigte die Vereinbarung und sprach gegenüber den Naturschützern von einem „bedauerlichen Fehler“. Er beriet sich kurz mit dem „Pfenning“-Geschäftsführer Uwe Nitzinger, der sich uns gegenüber mehr als wortkarg gab und keine Stellung nehmen wollte. „Immobilien-Chef“ Dietmar Wollnitz stritt wie zu erwarten zunächst jeden Fehler ab. Die beiden waren wohl wegen des drohenden Ärgers ebenfalls schnell herbeigeeilt, passierten die Naturschützer und parkten ihre Autos aber „in sicherer Entfernung“ von Klemm und Gremlica.

Letztlich steht aber doch fest, dass vor Ort „Fakten geschaffen“ worden sind und die Erdarbeiten gegen die getroffene Vereinbarung verstoßen haben. Das wiederum ist nicht wirklich eine neue Erfahrung in Zusammenhang mit dem „Vorzeigeunternehmen“ „Pfenning“.

Immerhin: Der Nabu-Experte Bernd Gremlica und der Naturschützer Kurt Klemm haben bei weiteren Beschädigungen mit einer Anzeige gedroht, das zeigte Wirkung. „Pfenning“ soll sich nun verpflichtet haben, zum Ausgleich des Schadens an anderer Stelle eine Ausgleichsfläche zu besorgen und zu bezahlen.

Schade nur, dass die Bagger- und Betonmentalität der „Pfenning“-Leute sich heute wieder bestätigt hat. Der neue „Nachbar“ scheint fest entschlossen, keine Freundschaft mit dem Ort schließen zu wollen, sondern sich wie gewohnt über Vereinbarungen hinwegzusetzen und nur auf Druck zu reagieren.

Kurt Gremlica und Kurt Klemm haben durch ihre beherzte Reaktion einen schlimmeren Eingriff verhindert. Hinter ihnen liegt das platt gemachte Eidechsen-Habitat.

 

„Es wurde deutlich, wie schwach und ungenügend sämtliche Gutachten sind.“

Guten Tag!

Heddesheim, 19. Dezember 2010. Am 09. Dezember 2010 fand im Bürgerhaus ein Erörterungstermin zum Planfeststellungsverfahren „Gleisanschluss Pfenning“ statt.

Günther Heinisch, Grünen-Gemeinderat, sieht seine Zweifel am „Pfenning“-Projekt bestätigt: „Unterm Strich bleiben Belastungen und summieren sich vielleicht zu untragbaren Situationen“, sagt er und kritisiert im Interview, dass eine ordentliche Prüfung im Gemeinderat nicht stattgefunden hat.

Geleitet wurde die Sitzung von Thorsten Maiwald vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Anwesend waren zudem – zeitweise – Bürgermeister Kessler, Mitarbeiter des Bauamts, Vertreter der „Pfenning“-Gruppe mit zwei Anwälten, Rolf Breitwieser als Anwohner samt Anwalt und die Einwender Günther Heinisch und Kurt Klemm, stellvertretend für den Naturschutzbund e.V.. Außerdem Vertreter des Verbands Region Rhein-Neckar und des Verkehrsverbunds.

Zunächst sollte die Sitzung nicht-öffentlich sein, wurde dann aber als öffentlich freigegeben, da keine Einwände bestanden, Zuschauer zuzulassen. Rund ein halbes Dutzend BürgerInnen verfolgten deshalb die Erörtertung, die von 09:00 Uhr bis 16:30 Uhr dauerte.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Heinisch, Sie haben am Erörterungstermin teilgenommen. Warum?

Günther Heinisch: „Weil ich als Bürger eine Einwendung gegen den Gleisanschluss gemacht habe.“

Moment, sind die Grünen nicht für das Gleis?

Heinisch: „Aber selbstverständlich. Jedoch ist Gleis nicht gleich Gleis, was man auch bei Stuttgart 21 sieht. Uns ist ein sinnvolles S-Bahn-Projekt lieber, als das Wohl einer einzelnen Firma. Meine Eingaben umfassen insgesamt 48 Seiten und kritisieren auch beim Gleisanschluss mangelhafte Gutachten und eine ungenügende Debatte zum Thema und den Folgen einer solchen baulichen Maßnahme im Gemeinderat.“

Was meinen Sie beispielsweise?

heinisch

Grünen-Verkehrsexperte Günther Heinisch. Foto: privat

Heinisch: „Ganz klar das Lärmschutz-Gutachten. Hier wurde beispielsweise deutlich, dass der Gutachter seine Berechnungen auf falschen Angaben erstellt hat.“

Woher wissen Sie das?

Heinisch: „Das wurde während der Anhörung deutlich. Der Gutachter musste sich wie andere auch auf Angaben von Pfenning als Grundlage seiner Arbeit verlassen. Danach hieß es, es gäbe drei Zugbewegungen pro Tag. Tatsächlich wurde festgestellt, dass diese Züge natürlich wieder wegfahren und dazwischen rangiert werden muß. Insgesamt ergeben sich pro Tag mindestens 12 Fahrten bei täglich drei Zügen. Den Gutachter trifft keine Schuld bei der falschen Bewertung, er wurde falsch informiert. Wörtlich sagte er: „Das ist das erste, was ich höre.“ Und er fand die neuen Informationen sehr interessant.“

Und weiter?

Heinisch: „Auch das Artenschutzgutachten musste ja bereitsnachgebessert werden. Interessant war der Zynismus, der an den Tag gelegt wurde. Kurt Klemm war als Umweltschützer anwesend und hat seine Erkenntnisse zum Feldhamstervorkommen vorgetragen. Er musste sich von Pfenning-Anwälten fragen lassen, ob er „Hamster-Experte“ sei. Die Antwort war eine Gegenfrage: Ob der Gutachter, im Hauptberuf ein Physiotherapeut, ein Hamster-Experte sei. Das hatte schon fast einen Kreuzverhör-Charakter einer Gerichtsverhandlung“.

Kam auch das Feinstaub-Gutachten zur Sprache?

Heinisch: „Aber sicher. Hier stellte sich nachträglich heraus, daß nur die Werte der Autobahn berücksichtigt worden sind, der Pfenning-Verkehr und die Feinstauberzeugung durch die Zuglieferungen und die Rangiertätigkeiten blieben außen vor. Ebenso der Feinstaub, den die Bahnlinie selbst erzeugt.

Gab es ein Ergebnis?

Heinisch: „Aus meiner Sicht schon: Es wurde deutlich, wie schwach und ungenügend sämtliche Gutachten sind, mit denen Pfenning hier durchgedrückt werden soll. Und etwas anderes hat die Anhörung gezeigt, das erschreckende Unvermögen und/oder die Unwilligkeit des Heddesheimer Gemeinderates in seiner 12:9 Mehrheit, das zu erkennen und danach zu handeln.“

Wie meinen Sie das?

Heinisch: „Die Gutachten wurden einfach durchgewunken. Weder die CDU, noch die SPD oder FDP hatten auch nur eine Frage dazu. Und das Regierungspräsidium ging davon aus, dass der Gleisanschluss im Gemeinerat diskutiert worden sei.“

Er war Thema.

Heinisch: „Das hat Bürgermeister Michael Kessler auch so geantwortet. Es ist darüber geredet worden, dass er geplant sei und mittlerweile ein Antragsverfahren eröffnet wurde. Inhaltlich, in den Details und welche Auswirkungen in Sachen Lärm und Feinstaub das haben wird, darüber wurde aber nicht informiert und debattiert. Eine ernstzunehmende Abwägung hat nicht stattgefunden.“

Wie war die Reaktion?

Heinisch: „Zumindest der Anwalt von Herrn Breitwieser fand diesen Punkt sehr interessant.“

Was wollen Sie damit andeuten?

Heinisch: „Ganz sicher suchen die Anwälte, die die Mitglieder der der IG neinzupfenning vertreten, nach Verfahrensfehlern. Vielleicht handelt es sich hier um einen.“

Nochmal zurück zum Anfang: Ist es nicht ein wenig paradox, dass Sie als Grüner 48 Seiten Einwändungen gegen einen Schienentransport schreiben?

Heinisch: „Grundsätzlich sind wir für die Schiene, aber wir sind auch für sinnvolle Schienenprojekte. Um ein solches handelt es sich hier nicht, denn es gefährdeit die S-Bahn. Darüber hinaus muss man das jeweilige Projekt im gesamten sehen. Auch beim angeblich geplanten Gleis basieren die Gutachten auf teils unzureichenden Daten, das hatten wir auch schon beim Planfestellungsverfahren zum Logistikzentrum. Unterm Strich bleiben Belastungen und summieren sich vielleicht zu untragbaren Situationen. Die Grünen verlangen eine ordentliche Prüfung und klare und durchschaubare Informationen.“

Sie trennen nicht zwischen Gleis und Logistikzentrum?

Heinisch: „Wieso sollte ich? Ohne Logistikzentrum braucht es kein Gleis. Diese künstliche Trennung haben der Bürgermeister und seine Mehrheit vorgenommen. Es ist aber ein Projekt. Ich erinnere da an die CDU, die ganz klar gesagt hat: Pfenning nur mit Gleis. Es handelt sich nicht um zwei Projekte, sondern klar um ein Gesamtprojekt. Der Gleisanschluss muss ebenfalls ordentlich auf seine Vor- und Nachteile und auf mögliche Alternativen abgewogen werden. Im Heddesheimer Gemeinderat hat dies leider nicht stattgefunden.“

Zur Person:
Günther Heinisch ist ein Sprecher des Bündnis90/Die Grünen-Ortsverbands Heddesheim und Mitglied der Grünen-Gemeinderatsfraktion. Er hat sich für die Fraktion umfangreich mit dem Thema Verkehr befasst und bereits das Verkehrsgutachten als „ungenügend“ und „geschönt“ bewertet.

Hintergrund:
Die Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße prüft ein Normenkontrollverfahren gegen den „Pfenning„-Bebauungsplan, unter anderem, weil der „Verkehrslenkungsvertrag“ zu Lasten der Gemeinde Hirschberg gehe. Aber auch, weil im Jahr 2000 ein Verkehrsgutachten dem Hirschberger Kreisel am Gewerbegebiet den „Kollaps“ voraussagt und derselbe Gutachter zehn Jahre später diesem Kreisel auch mit „Pfenning“-Verkehr noch ein ausreichend attestiert.

Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist verantwortlich für das heddesheimblog und außerdem partei- und fraktionsfreier Gemeinderat.

Pfenning. Für Hirschberg geht es um Schadensabwehr – Vorteile gibt es keine

Guten Tag

Hirschberg/Heddesheim, 28. September 2010. Die Grüne Liste Hirschberg (GLH) hat im Gemeinderat einen Antrag auf eine Normenkontrollklage gegen die Gemeinde Heddesheim in Sachen „Pfenning“ gestellt. Die Folgen dieses Antrags sind noch nicht absehbar – dafür aber viele Szenarien.

Update: Der nachfolgende Kommentar hat zu einer aus unserer Sicht nicht nachvollziehbaren Reaktion des Hirschberger GLH-Sprechers Jürgen Steinle geführt. Wir haben darauf mit einem offenen Brief geantwortet.

Kommentar: Hardy Prothmann

Die Grüne Liste Hirschberg (GLH) handelt konsequent und im Auftrag ihres Eids verantwortlich – sich zum Wohl ihrer Gemeinde oder der Abwehr von Nachteilen einzusetzen -, wenn sie einen Antrag stellt, der genau dieses, also „Wohl“ und „Abwehr von Nachteilen“, thematisiert und eine Entscheidung fordert. In diesem Fall zur Klage gegen den Nachbarn Heddesheim.

Anträge kann jede Fraktion stellen und mancher Antrag steht vielleicht nicht immer im Kontext eines ausschließlichen Wohls für die Gemeinde, sondern auch des Wohls der Partei oder der Gruppierung, die ihn stellt.

Parteitaktik oder Wohl der Gemeinde?

Aus Sicht der anderen Parteien wird dieser Umstand sicherlich immer vernünftig und politisch klug abgewogen: Was ist Parteitaktik, wann geht es tatsächlich „nur“ um das Wohl der Gemeinde?

Im Fall „Pfenning“ geht es ganz sicherlich vor allem nicht um „Parteitaktik“, sondern ganz überwiegend um das „Wohl der Gemeinde und der Abwehr von Nachteilen“. Denn die Ansiedlung des Logistik-Konzerns „Pfenning“ in Heddesheim hat unter den geschaffenen Bedingungen mit Sicherheit negative Auswirkungen auf die Gemeinde Hirschberg.

Warum sonst hat „Pfenning“ keinen „Verkehrslenkungsvertrag“ mit Hirschberg, wohl aber mit Heddesheim (wo entschieden wurde, was allein entscheidend war) getroffen? Warum sonst gibt es weder Signale noch eine Versicherung auf „einvernehmliche Lösungen“ aus Heddesheim? Warum fehlt jedes Signal des Unternehmens in Richtung Hirschberg, „pfleglich“ mit der sensiblen Situation umzugehen?

Massivste Belastungen auf der B3.

Die Hirschberger BürgerInnen entlang der B3 müssen über die schon vorhandenen massivem Belastungen weitere massivere Belastungen fürchten. Und auch darüber hinaus andere Hirschberger durch „Vermeidungsverkehr“, wenn er sie A5 und dann die B3 „zu“ sind.

Die B3 ist die offizielle Entlastungsstraße für eine überforderte A5. Nach der B3 gibt es keine „Entlastungsstraße“ mehr, sondern nur noch die belasteten Nerven aller, die im Verkehrschaos stecken.

Die Hirschberger Parteien und Gruppierungen von CDU, SPD, FDP und Freien Wählern sind gut beraten, wenn sie den Antrag der GLH unterstützen, weil es nicht um Parteitaktik geht, sondern um das Wohl der Gemeinde – in diesem Fall um die Abwehr von tatsächlichen Nachteilen.

Für Hirschberg gibt es keine „vermuteten“ Vorteile, sondern nur absehbare Nachteile.

Die „vermuteten“ Vorteile in Heddesheim (Arbeitsplätze, Gewerbesteuer) spielen aus Hirschberger Sicht keine Rolle.

Für die BürgerInnen, für die Geschäfte in Hirschberg, für das Gewerbegebiet, die alle einen ordentlichen Beitrag zum Wohlstand der Gemeinde jährlich liefern.

Bemerkenswert ist, wie die Gemeinde Heddesheim, vertreten durch ihren Bürgermeister Michael Kessler und die Mehrheit des Gemeinderats es bislang vollständig versäumt hat, den „guten“ Nachbarn, die Gemeinde Hirschberg zu besänftigen.

Obwohl der Ansiedlungsprozess, der in Heddesheim von der Mehrheit von 12:9 Stimmen im Gemeinderat vertreten wird, vor Ort für jede Menge Aufregung, ja sogar für eine „Spaltung“ des Orts gesorgt hat, gibt es aus Heddesheim durch die „Mehrheit“ bis heute keinen dokumentierten Versuch, den guten Nachbarn „Hirschberg“ ernst zu nehmen mit seinen Sorgen.

Abrechnung.

Ganz im Gegenteil wurden „Bedenken“ aus Hirschberg bei der Entwicklung des Heddesheimer Gewerbegebiets ins Feld geführt – als wäre das eine Art „Auge um Auge“-Abrechnung.

Dafür wird aber der „gute Nachbar“ „Pfenning“ hoffiert. Der Chef von Pfenning, Karl-Martin Pfenning, das nur nebenbei, wohnt in Hirschberg. Deswegen ging man wohl davon aus, dass „Hirschberg“ wohl keine Probleme machen wird.

Karl-Martin Pfenning ist in Hirschberg ein Privatmann (sicherlich mit allerbesten Verbindungen), in Viernheim Unternehmer und in Heddesheim Investor. Das sind sehr unterschiedliche Rollen, wenn auch alle „machtbesetzt“ sein dürften.

Verhältnis Hirschberg-Heddesheim.

Die Gemeinden Hirschberg und Heddesheim sind enger verbunden als durch eine bloße „Nachbarschaft“. Sie betreiben seit kurzem eine gemeinsame Werkrealschule und seit längerem einen gemeinsamen Wasserversorgungsverband.

Das heißt – sie sind auf den Dialog miteinander angewiesen. Ohne Dialog, ohne Konsens, wird hier fast nichts entschieden werden können. Ganz ohne „Pfenning“ geht es hier um das öffentliche Gemeinwohl aller, um Kinder und ihre Ausbildung. Ein „gespanntes“ Verhältnis kann hier niemand brauchen.

Auch die Bürgermeister müssen miteinander können. Können Sie das? Das ist den Gemeinden zu wünschen. Für ihr Wohl. Und das meint explizit nicht das der Bürgermeister, sondern der BürgerInnen.

Bürgermeister unter sich.

Der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler hat seinem Hirschberger Kollegen Manuel Just schon mal „geschuldete Unerfahrenheit“ in Sachen Werkrealschule ins Fahrtenbuch geschrieben. Kessler ist gut acht Jahre länger im Amt als der sehr viel jüngere Just. Diese Bemerkung hat das Verhältnis zwischen „souveränen“ BMs auf „Augenhöhe“ sicherlich nicht gut getan.

Beide Bürgermeister sind fleißig und ehrgeizig. Und beide suchen ihren Erfolg. Und egal, was wer baut – letztlich geht es immer um den Ruf, um das Image, um die Ehre: Ob als Kanzler Brandt mit seinem Kniefall als Kanzler der Versöhnung oder Kanzler Kohl als Kanzler der Einheit. Es geht am Ende immer um Geschichte.

Bis die geschrieben ist, gibt es viel zu tun. Als Nachbar-Bürgermeister müssen Kessler und Just miteinander auskommen. Irgendwie. Umso mehr, umso mehr sie miteinander zu tun haben.

Sie sind aber auch jeweils für ihren Ort und ihre Bürgerinnen verantwortlich. Das bedeutet oft, dass sie einen Spagat können müssen.

Kein Mitleid für Bürgermeister.

Bevor jetzt Mitleid aufkommt: Baden-Württembergische Bürgermeister wollten wie alle anderen in dieses Amt kommen. Sie sind politische Beamte auf Zeit, werden dafür sehr, sehr gut bezahlt, haben eine große Macht und damit eine große Verantwortung.

Während Bürgermeister Manuel Just ganz klar seine Sorgen und damit seine Verantwortung hinsichtlich des „Pfenning“-Verkehrs geäußert hat, fehlt bislang jede öffentlich bemerkte Äußerung seines Kollegen Michael Kessler zum Thema.

Denn Bürgermeister Kessler arbeitet an seiner Geschichte: Er will der 100-Millionen-Euro-Kessler werden. Kein anderer Bürgermeister einer kleinen Gemeinde (und vieler großen) vor ihm und wahrscheinlich lange nach ihm wird auch nur annähernd eine solch gigantische Investition sein „Eigen“ nennen können.

Arroganz bleibt nicht ohne Folgen.

Die Arroganz, die Kessler, die CDU, die SPD und die FDP in Heddesheim sich bislang geleistet haben, kann nicht ohne Folgen für Hirschberg bleiben.

Bürgermeister Manuel Just hat sich transparent geäußert. Seine begründeten Zweifel sind wohl und verantwortlich im Sinne auch seines Eids formuliert: Er hat sich bereits klar für das Wohl seiner Gemeinde und zur Abwehr von Nachteilen geäußert.

Der Antrag der Grünen entspringt derselben Verantwortung. Die Hirschberger CDU, SPD und FDP sowie die starken Freien Wähler – die es in Heddesheim noch nicht gibt – können sich ohne jeglichen parteitaktischen Gesichtsverlust sofort und ohne Probleme den Sorgen des Bürgermeisters und dem Antrag der GLH zur Abwehr von Nachteilen für die Gemeinde anschließen.

Ein Bürgermeister gibt immer die Linie vor – im Guten wie im Schlechten. Bürgermeister Just hat unzweifelhaft seine Bedenken geäußert. Die banale Behandlung seiner Zweifel in Heddesheim kann ihm nicht gefallen haben.

Eine Frage der „Ehre“.

Dafür ist dieser ehrgeizige, strebsame Mann zu empfindlich. Mit seinen 32 Jahren will man sich „Ehre“ noch erarbeiten und setzt diese nicht selbstgefällig qua Amt voraus.

Seine Worte, seine Analyse, seine Gedanken sind zu prüfen. Da gibt es keine Zweifel. Er nimmt seinen Job sehr ernst und will ernst genommen werden. Das ist der Anspruch, den Bürgermeister Just täglich an sich stellt und an dem er gemessen werden will – ganz sportlich übrigens.

Mehr als sportlich muss Bürgermeister Just nun den Antrag der GLH behandeln und die damit verbundenen Probleme.

Denn es geht um das „Binnenverhältnis“ zum „Kollegen“ Kessler, um das der Gemeinden und ihrer vielfältigen Beziehungen. Es geht um die Glaubwürdigkeit Justs, seine Verantwortung für die Gemeinde, es geht um all die, die in die „Gemeinsamkeiten“ involviert sind. Das sind viele Problem auf einmal.

Taktischer Fehler?

Die sich auch vielleicht ohne Beschluss lösen. Denn in Heddesheim ist die „Pfenning“-Satzung noch nicht in Kraft getreten, weil noch nicht veröffentlicht. Sollte der Antrag der GLH hier „Panik auslösen“, wäre es sicher möglich, das Verfahren in letzter Sekunde anzuhalten, den Grund für ein „Normenkontrollverfahren“ auszumerzen und die Satzung neu aufzusetzen.

Dann hätte die GLH, die „Pfenning“ nicht will, oder zumindest nicht ohne Zusagen, verloren, weil sie zu früh agiert hätte.

Vielleicht zieht die Heddesheimer „Pfenning“-Mehrheit auch den Stiefel durch und verlässt sich auf ein gutes „Bürgermeister-Verhältnis“ und die „Solidarität“ der Parteigänger.

Bislang ist aber kein Angebot bekannt, wieso sich ein CDU-, SPD-, FDP-Parteifreund auf Nachteile für sich einlassen sollte. Die Freien Wähler haben keine „Beziehung“ auf dieser politischen Ebene nach Heddesheim, auch wenn man sie tendenziell bei der CDU verorten mag.

Solidarität ist gefordert. Für wen? Das eigene oder das Gemeinwohl?

Zum Schluss bleibt die Frage, ob das von der GLH beantragte Verfahren auch Chancen hat. Je weniger durchdacht das ist, umso mehr Angriffsfläche für „Solidaritäten“ bieten sich. Man würde ja gerne zustimmen, wenn nicht die „rechtlichen Bedenken“ im Raum ständen, wird dann nicht in der Sache, sondern in Sachen Partei taktiert werden. Die anderen wären damit „fein raus“.

Das sind sie nicht. Wenn der Antrag der GLH rechtliche Mängel in der Formulierung und Begründung haben sollte und dies erkannt wird, sind sowohl der verantwortliche Bürgermeister Manuel Just und die anderen Fraktionen in der Pflicht, dies zu „heilen“ und/oder selbst einen Antrag zu stellen, der die berechtigten Sorgen der Hirschberger Bevölkerung „vollumfänglich“ berücksichtigt.

Denn sonst handeln diese Verantwortlichen weder zum Wohl noch zur Abwehr von Nachteilen für ihre Gemeinde.

Deswegen darf man gespannt sein, wie Bürgermeister Just und die anderen Mitglieder des Gemeinderats mit dem Antrag umgehen.

Es gibt keine Ausreden.

Der Antrag der GLH hat sicherlich juristische Schwächen.

Wird er in dieser Art unterstützt, werden sich die „Unterstützer“ rausreden: „Wir waren dabei. Was können wir dafür, dass ihr Mist gebaut habt.“
Wird er abgelehnt, wird es heißen: „Das konnten wir nicht unterstützen.“

In beiden Fällen wird die Frage nicht gestellt werden: „Was haben wir getan, um unsere Gemeinde zu schützen?“

Die Frage, was Bürgermeister Just und die anderen Fraktionen tun, um der Intention des „grünen Antrags“ zu folgen, Schaden von der Gemeinde abzuwehren, darf und muss und wird gestellt werden.

Was bleibt, ist Selbstschutz.

Auch die „gute Nachbarschaft“ steht auf dem Spiel.

Verantwortlich für alle den Schaden und die Dilemmas ist Bürgermeister Michael Kessler aus Heddesheim, der keinen Zweifel daran lässt, dass er „Pfenning“ durchziehen will – ohne Rücksicht auf Verluste. Ihm zur Seite stehen elf Gemeinderäte der CDU, SPD und FDP, die nichts unternommen haben, um die Gräben im Dorf zu verhindern und sogar gewillt sind, die Gräben zwischen den Gemeinden auszuheben.

Vollständig „verantwortungslos“ im Rausch der kleinen Mehrheit. Im klaren Bewusstsein, das Verhältnis der Gemeinden auf Jahrzehnte hinaus massiv zu beschädigen.

Denn das Vorhaben „Pfenning“ wirft längst seine Schatten über Heddesheim hinaus.

Eine ordentliche Behandlung von Seiten der „Pfenning“-Befürworter kann Hirschberg nicht mehr erwarten. Das einzige, was bleibt, ist der Selbstschutz.

Denn: Für Hirschberg geht es um Schadensabwehr – Vorteile gibt es keine.

Ab heute wird „Pfenning“ erneut offengelegt

Guten Tag!

Heddesheim, 09. Juli 2010. Von heute an läuft die zweite Offenlage des Bebauungsplanentwurfs „Nördlich der Benzstraße“ („Pfenning“). Die erneute Offenlage dauert bis einschließlich 09. August 2010. In dieser Zeit können wieder Einwendungen bei der Verwaltung abgegeben werden.

Die zweite Runde im Offenlegungsverfahren „Pfenning“ läuft ab heute. Zu den üblichen Geschäftszeiten des Rathauses können die Dokumente des Bebauungsplanentwurfs im Rathaus durch Bürger und Betroffene eingesehen werden.

Wie gewohnt wird eine transparente Veröffentlichung im Internet wieder nicht angeboten.

In der Sitzung vom 24. Juni 2010 hatte Bürgermeister Michael Kessler die Öffentlichkeit informiert, dass die „Pfenning“-Gruppe einen „umfangreichen Bauantrag“ eingereicht habe.

Bislang unbekannt sind die Kosten für die zahlreichen Gutachten, die teils neu gefertigt, ergänzt oder zusätzlich eingeholt wurden. Hinzu kommen Kosten für eine Rechtsberatung und die Firma IFOK, die im vergangenen Jahr einen „Dialog moderiert“ hatte. In der Gemeinderatssitzung vom 24. Juni 2010 bestätigte der Bürgermeister Michael Kessler auf Nachfrage, dass der ursprünglich geplante finanzielle Rahmen bereits deutlich überschritten sei.

Soweit der Redaktion bekannt, ist der Gemeinderat nicht über den Umfang der bisherigen Kosten durch den Bürgermeister informiert worden.

Zum ersten Bebauungsplanentwurf wurden 910 Einwendungen von über 240 BürgerInnen gemacht, die ganz überwiegend durch die Verwaltung zurückgewiesen wurden. Dadurch entstand ein enormer Verwaltungsaufwand.

Viele BürgerInnen hatten sich über die Internetseite von Bündnis90/Die Grünen online über den Bebauungsplanentwurf informiert, weil der Ortsverband dort die Gutachten und Pläne als PDF-Dokumente veröffentlicht hatte. Ob der Ortsverband diesen Service wiederum anbietet, ist nicht bekannt.

BürgerInnen hatten sich auch vorgefertigter Einwendungen bedient, die einzeln von der Verwaltung geprüft werden müssen. Dies ist gesetzlich so vorgeschrieben.

Bürgermeister Michael Kessler beklagte den enormen Aufwand. Die Fraktionsvorsitzenden Dr. Joseph Doll (CDU), Jürgen Merx (SPD) und Frank Hasselbring (FDP) qualifizierten solche Einwendungen der BürgerInnen als „Kopien“ der Grünen-Vorlagen ab. Im Mitteilungsblatt der Gemeinde vom 08. Juli 2010 schreiben die CDU und die SPD über die Sorgfalt, mit der man die Einwendungen geprüft habe. In der Gemeinderatssitzung hingegen hatten die drei Parteivertreter eingestanden, sich auf die Zusammenfassung der Verwaltung verlassen zu haben.

Verwaltungsintern wird mit Sicherheit befürchtet, dass wiederum mit vielen Einwendungen zu rechnen ist, was den Verwaltungsbetrieb wohl enorm beeinträchtigen würde.

Da die Offenlage über die kommende Gemeinderatssitzung am 29. Juli 2010 hinausreicht, wird die nächste Verhandlung durch die Sommerpause bedingt, in der Septembersitzung stattfinden können – außer, der Bürgermeister beraumt eine Sondersitzung ein.

Sollte der Bebauungsplan im September als Satzung beschlossen werden, erhält er Rechtskraft. Danach bleibt den Gegnern des Projekts eine Klage im Rahmen eines Normenkontrollverfahrens.

Ebenfalls unbekannt ist bislang, ob die Besitzer von Grundstücken, die nicht an die Investorengesellschaft „Phoenix 2010 GbR“ verkaufen wollten und deren Grundstücke im Rahmen eines Umlegungsverfahrens „umgelegt“ wurden, gegen diesen Beschluss juristisch vorgehen.

Die Gemeinde teilt mit, dass folgende Dokumente zum Bebauungsplanentwurf gehören:
Zeichnerischer Teil, mit schriftlichen Festsetzungen, Begründung, Umweltbericht mit Ausgleichskonzept, sowie folgenden weiteren, nach Einschätzung der Gemeinde wesentlichen bereits vorliegenden umweltbezogenen Stellungnahmen:

  • Grünordnungsplan des Büros Garten- & Landschaftsplanung I. Warnecke, vom 17.06.2010,
  • Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag des Diplombiologen Ralf Hemberger vom 24.05.2009
  • Ergänzung zum artenschutzrechtlichen Fachbeitrag zum Rebhuhn des Diplombiologen Ralf Hemberger vom Februar 2010,
  • Artenschutzrechtliche Prüfung des Büros für Naturschutz, Landschaftspflege und Faunistik Dirk Bernd vom 09.06.2010
  • Verkehrsgutachten des Ingenieurbüros für Verkehrswesen Koehler, Leutwein und Partner vom August 2008,
  • ergänzende Stellungnahme zum Knotenpunkt L 541/Im Rott/BAB 5/Rampe West des Ingenieurbüros für Verkehrswesen Koehler, Leutwein und Partner vom Februar 2010,
  • Schallimmissionsprognose der Ingenieurgesellschaft Dr. Gruschka vom 20.04.2009 mit ergänzender Stellungnahme vom Juni 2010,
  • fachlicher Stellungnahme zu lufthygienischen Belangen des Ingenieurbüros Lohmeyer GmbH & Co.KG vom 12.05.2010
  • gutachtliche Stellungnahme zum Gefährdungspotenzial von Stoffen nach Nr. 9a und Nr. 9b im Anhang der Störfall-Verordnung des TÜV Rheinland (TÜV Pfalz Anlagen- und Betriebstechnik GmbH) vom 10.02 2010,
  • Baugrunduntersuchung des Ingenieurbüros Geonorm GmbH vom 16.03.2009,
  • Öffentlich-rechtlicher Vereinbarung zur Verkehrslenkung vom 12.03./25.03.2010
  • Städtebauliche Verträge vom 04.02.2009 bzw. 12.03./25.03.2010,
  • Beschlussvorlage der Gemeinde Heddesheim vom Juni 2010 zu den im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß Â§ 3 Abs. 2 BauGB eingegangenen Einwendungen, Teil I Prüfung der fristgemäß eingegangenen Stellungnahmen, insbesondere zu den Themen Verkehr/Verkehrsgutachten/Erschließung, Umwelt (Lärmbelastung, Lichtbelastung, Lagerung von chemischen Stoffen/Gefahrguttransporte, Feinstaubbelastung und andere Luftschadstoffe, Luft/Klima, Landschaftsbild, Artenschutz, Kosten für Ausgleichsmaßnahmen, Freizeitwert und Erholung, Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen, Solaranlagen),
  • Beschlussvorlage der Gemeinde Heddesheim vom Juni 2010 zu den im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß Â§ 3 Abs. 2 BauGB eingegangenen Einwendungen, Teil II Eingegangene Einzeleinwendungen der Öffentlichkeit und Träger öffentliche Belange

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Der gläserne Gemeinderat: 1.200 – 2.400 – 2.600… Entscheidend ist 12:9

Guten Tag!

Heddesheim, 22. Juni 2010. Am kommenden Donnerstag, den 24. Juni 2010, wird es wieder einmal eine für Heddesheimer Verhältnisse historische Gemeinderatssitzung im Zusammenhang mit „Pfenning“ geben. Dann sollen 910 Einwendungen von rund 240 Bürgern im Hauruck-Verfahren entschieden werden.

Von Hardy Prothmann

Heute steht im Mannheimer Morgen ein Artikel mit der Überschrift: „Grüne: 14 Tage sind zu wenig Zeit„.

Diese Überschrift sagt zunächst einmal gar nichts aus. Im Text erfahren die LeserInnen dann, dass die Bewältigung von 1.200 Seiten Einwendungen und Stellungnahmen nicht in vierzehn Tagen zu leisten sei, um zu einer “ sachgerechten Entscheidungsfindung“ zu kommen.

Leider ist das nicht richtig.

Denn diese Seiten sind größtenteils „kleinkopiert“. Man kann also eher von 2.400 „echten“ Seiten sprechen, was die Mühe nach einer „sachgerechten Entscheidungsfindung“ nochmals verdoppelt.

Pikant: Erst eine Woche später erhielten die Gemeinderäte weitere Gutachten, auf die sich die Verwaltung aber zuvor in den Stellungnahmen zuvor schon bezogen hatte.

Wie soll man hier zu einer für das „Wohl der Gemeinde“ ordentlichen Entscheidung finden?

Insgesamt sind es gut 2.600 Seiten, die ehrenamtliche Gemeinderäte nach bestem Gewissen innerhalb von vierzehn Tagen durcharbeiten sollen.

Verwaltungsexperten, Architekten, Gutachter, Juristen haben dieses Konvolut über Monate und Wochen vorbereitet – solange sie eben brauchten. Die ehrenamtlichen Gemeinderäte haben nach Vorstellung des Bürgermeisters Michael Kessler nur vierzehn Tage Zeit, all diese komplexen Entscheidungen nachzulesen und mit oder ohne Prüfung zu einer souveränen Entscheidung zu kommen.

Halten Sie das für absurd?

Wenn ja, sind Sie nicht mit der Vorgehensweise des Herrn Kessler vertraut.

Der Heddesheimer Bürgermeister definiert 40 Stimmen „mehr“ bei der Bürgerbefragung im September 2009 zu einem „mehrheitlichen“ Wunsch zu einer Unternehmensansiedlung „Pfenning“ als Mehrheitsmeinung um.

Umgekehrt reduziert er 910 Einwände von rund 240 Bürgern auf eine Sitzung, die er durchziehen will.

Wer glaubt, dass dem „Bürgermeister“ Kessler längst die Maßstäbe für ein ordentliches Verhalten abhanden gekommen sind, irrt.

Herr Kessler, zumindest muss man das vermuten, hält sich an Recht und Gesetz.

Zwar ist ihm und seiner hörigen Verwaltung ein sicherlich missliebiger „Formfehler“ unterlaufen, aber das hindert ihn nicht, die Form bis an die Grenzen der Belastbarkeit zu dehnen.

Für die „Jahrhundertentscheidung“, so „Pfenning“, so „Kessler“, bleiben den ehrenamtlich tätigen Gemeinderäten genau vierzehn Tage Zeit, sich eine verantwortliche Haltung zu bilden.

Nicht mehr und nicht weniger.

Was die CDU, die SPD, die FDP dazu denken?

Das scheint schon bekannt zu sein, wenn man sich verwundert den Artikel im MM durchließt, denn hier werden nur die Grünen, respektive der Vorstand Günther Heinisch zitiert.

Die Sprachlosigkeit der CDU, der SPD und der FDP ist in diesem „Ansiedlungsprozess“ symptomatisch.

Es werden schon lange keine Argumente mehr geäußert.

Arbeitsplätze, Gewerbesteuer, Schiene – das alles spielt keine Rolle mehr. Herr Doll, Herr Merx, Herr Hasselbring sind dafür.

Wofür?

Für 12:9. Ohne wenn und aber.

910 Einwendungen, inhaltliche Argumente? Die erfreuliche inhaltliche Aufmerksamkeit der BürgerInnen?

Deren Sorgen? Deren Gedanken? Deren Nöte?

All das spielt keine Rolle.

Gegen diese unglaublich vielen Einwände wird die Mehrheit der Gemeinderäte der Haltung der Verwaltung folgen und die Hände zur Ablehnung heben.

Im selben Augenblick werden diese Gemeinderäte aber nicht verstehen, dass sie nur eine Allianz der Ablehnung ihre Bürger bilden.

Eine Allianz der Zustimmung gibt es nicht.

Es gibt keine Basis von Zuschriften durch Bürger, die mit Argumenten und Fakten erklären, dass sie „Pfenning“ wollen.

Darüber haben CDU, SPD und FDP niemals nachgedacht.

Es gab niemals im Prozess um die geplante „Pfenning“-Ansiedlung eine öffentliche Strömung, die sich hinter das „Projekt“ stellte.

Warum nicht? Weil es keinen der „Pfenning-Befürworter“ je interessierte. Hier waren die „Machtverhältnisse“ im Gemeinderat entscheidend, mehr nicht.

Hier sitzen „befangene“ Profiteure in den eigenen Reihen und werden gestützt. Hier gefällt man sich in der „Größe“ über eine angebliche 100-Millionen-Investition mit abstimmen zu dürfen, egal, was man im einzelnen davon versteht.

Die Rechnungen sind gemacht. Für Donnerstag.

Aber nicht für die Zukunft.

Das wird sich bei der nächsten Wahl bitter rächen.

„Pfenning“ wird eine Dauerbelastung für die Gemeinde werden.

Es wird die versprochenen Arbeitsplätze nicht im Ansatz geben. Die Gewerbesteuerzahlungen werden gering sein oder ganz ausbleiben. Die Schiene wird, wenn überhaupt, erst in vielen Jahren kommen. Das Verkehrsproblem in Heddesheim wird zunehmen.

„Pfenning“ wird über Jahre eine Baustelle sein und bleiben und das andere Gewerbe belasten.

Am Donnerstag darf man erwarten, dass die Mehrheiten von CDU und SPD und der nickende FPD-Vertreter Hasselbring ihre Hand heben und in keinem Punkt ernsthaft um das „Wohl der Gemeinde“ streiten werden.

Es wird eine Demonstration der Sturheit vorgeführt werden.

Anders wird man nicht bewerten können, dass 910 Einwendungen von 240 Bürgern keinen einzigen Nerv treffen, an dem es CDU, SPD oder FDP „schmerzt“.

Wenn doch, könnte es zu politischen Auseinandersetzung kommen, zur Diskussion, zum Ringen um Argumente, zur Entscheidungsfindung.

Keine Sorge. Dieses Drama bleibt Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit erspart.

12:9 wird es richten.
hardyprothmann

Gute Wasserqualität im Badesee

Guten Tag!

Heddesheim, 23. April 2010. (red/pöl) Der Heddesheimer Badesee ist „zum Baden gut geeignet“ – so das Urteil von Limno-Consult. Das Schriesheimer Ingenieurbüro untersucht seit 1994 die Wasserqualität im Auftrag der Gemeinde.

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Der Heddesheimer Badesee. Archivbild 2009 heddesheimblog

Das Ingenierbüro, vertreten durch Frau Dr. Isabel Hauser, bescheinigt dem Heddesheimer Badesee eine „ausgezeichnete, nicht zu beanstandende Wasserqualität. Der hygienische Zustand sei „zum Baden gut geeignet.“

Der See ist im Osten bis zu 26 Meter tief. Gegenüber dem Vorjahr ist der Pegelstand um 23 Zentimeter gefallen.

Das Oberflächenwasser ist gut mit Sauerstoff angereichert, unterhalb 16 Meter nimmt der Sauerstoffgehalt aber rapide ab – während der so genannten „Stagnationsphase“ sind die Sauerstoffverhältnisse im tiefen Wasser „unzureichend“, so der Bericht. Allerdings sei das ein Problem, dass 93,8 Prozent aller Baggerseen betreffe. Während der Stagnation findet kein vertikaler Austausch des tiefen Wassers statt – erst die „Zirkulationsphasen“ im Herbst und Winter ermöglichen beispielsweise durch Wind die Durchmischung des Wassers.

Algen waren kein Problem, da der See als „nährstoffarm“ eingestuft wird. Die Frühjahrsuntersuchung 2009 habe ein geringes „Eutrophierungspotenzial“ (Algenblüte).

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Darstellung der Wassertiefe des Badesees. Quelle: Limno-Consult

Auch die mikrobiologischen Untersuchungen des Landesgesundheitsamts wiesen für den Heddesheimer Badesee keine Beanstandungen auf. Die Messungen für Escherichia coli (Darmbakterium) und intestinale Enterokokken seien „unauffällig“.

Problematisch könne eine Verunreinigung durch Kot, insbesondere der von Wasservögeln sein. Der Bademeister Bender bemühe sich mit seinem Team, vor allem Gänse und Enten fernzuhalten – dafür würde auch mal eine Runde mit dem Boot gedreht, um die Vorhut abzuschrecken, sagte Hauser.

Die guten Werte in Sachen Bakterien ließen darauf schließen, dass die Badegäste für ihre Bedürfnisse die Toilettenanlagen und nicht den See benutzten.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

„Warum sind die Verkehrszahlen unvollständig?“ Teil 7


Guten Tag!

Heddesheim, 23. September 2009. Das heddesheimblog präsentiert Ihnen die Fragen und Standpunkte der Bürger sowie die Antworten der Podiumteilnehmer.

Bürger: „Herr Leitwein, ich habe Sie nicht angegriffen, sondern eine Frage gestellt. Jetzt die Frage an den Bürgermeister: „Warum sind die Verkehrszahlen unvollständig?“

  • Dr. Kurt Fleckenstein fragt den Gutachter: „(…) Nach meiner Meinung wurde Verkehr westlich von Heddesheim, wo Kunden von Pfenning sind, nicht erfasst. (…) Diese Angaben erscheinen mir nicht nachvollziehbar…“
  • Bürgermeister Kessler: „Eigentlich habe ich das schon so verstanden, dass die Frage beantwortet war, zweigleisig von Herrn Leutwein. (…) Es gibt weitere Gutachten, die das bestätigen. (…) Das hängt mit unserer Umgehungsstraße zusammen. (…)
  • Uwe Nitzinger: „Sie werden gemerkt haben, dass kein Fahrzeug von uns von Mannheim nach Viernheim durch Heddesheim fährt.“
  • Gemeinderat Klaus Schuhmann: „Verkehr in Heddesheim ist kein Thema der Firma Pfenning. Wir haben das Problem und das nervt die Bürger. (…) Ob Querläufer auch wie auch immer, brausen die durch Heddesheim. (…) Der Verkehr Süd-Nord ist noch nicht in Betracht gezogen worden.“

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Die Podiumsbesetzung für die Bürgerveranstaltung steht fest.


Guten Tag!

Heddesheim, 15. September 2009. Die Teilnehmer auf dem Podium bei der Bürgerveranstaltung stehen seit heute vormittag fest.

Die Bürgerveranstaltung am 18. September 2009 in der Nordbadenhalle soll als 4. IFOK-„Dialog“ die Bürger zum geplanten Pfenning-Projekt informieren. Auf dem Podium werden für die Befürworterseite sitzen: Bürgermeister Michael Kessler sowie Uwe Nitzinger und Karl-Martin Pfenning, beide Geschäftsführer der KMP-Holding GmbH (Penning).
Auf der Gegenseite werden sitzen: Dr. Kurt Fleckenstein (IG neinzupfenning), Kurt Klemm und Klaus Schuhmann (beide Grünen-Gemeinderäte).
Außerdem wird Herr Kristian Mansfeld als „unentschiedener“ Bürger und Unternehmen teilnehmen.

Fachvorträge werden gehalten von: Burkhard Leutwein (Verkehrsgutachten), Günter Krüger (Architekt) und Ilsmarie Warnecke (Umweltgutachten).

Bis zur Zusage der IG neinzupfenning war für die Gegenseite Herr Richard Landenberger, Kreisvorsitzender des BUND, im IFOK-„Dialogkreis“ vorgeschlagen worden. Die IFOK informierte Herrn Landenberger aber nicht über dessen mögliche Teilnahme. Herr Landenberger erfuhr aus dem Protokoll der 3. „Dialogsitzung“ von seiner Nominierung und fragte dann von sich aus telefonisch bei der IFOK nach, bis wann er mit einer Zusage rechnen könne.
Er wurde mehrmals vertröstet und stellte dann bis Montag, 14. September 2009, eine Frist. Die IFOK bat ihn, bis heute vormittag diese Frist zu verlängern, weil die IFOK dann mit Antwort der IG neinzupfenning rechnete.

Richard Landenberger kommt aber dennoch zum Zug. Am Mittwoch, den 16. September 2009, 19:00 Uhr, veranstaltet der BUND zusammen mit der IG neinzupfenning und dem Ortsverband Bündnis90/Die Grünen einen Informationsabend im Bürgerhaus:  „Nachhaltige Entwicklung des Gewerbegebiets – Heddesheim ohne Pfenning“

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Verkehrsgutachten und andere Meinungen

Guten Tag!

Heddesheim, 28. August 2009. Der Verkehrsgutachter Burkhard Leutwein, der Chef des Ingenieurbüros Koehler, Leutwein und Partner, stellte die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens zur geplanten „Pfenning“-Ansiedlung während der 3. „Dialog“sitzung selbst vor.

Das war schon seltsam. Bereits drei Mal reiste Stefan Wammetsberger, der verantwortliche Ingenieur, aus Karlsruhe nach Heddesheim, um das Gutachten vorzustellen. Doch am Mittwoch, den 26. August 2009, kam der Chef.

Der war mittelmäßig vorbereitet und wusste nur immer ungefähr, wo was steht, aber versicherte immer wieder, dass sein Mitarbeiter, der nicht da war, sehr genau gearbeitet hätte.

Und er sagte, dass die Zahlen, auf denen das Gutachten basiere, von „Pfenning“ selbst stammten, aber „plausibel“ seien, denn das habe man anhand einer Untersuchung der Firma Dachser in Seckenheim überprüft. Ob die Firma Dachser das weiß und damit einverstanden ist, sagte er nicht.

Er erklärte auch, dass Dachser und Pfenning ähnlich seien, andere sehen das ganz anders, immerhin soll in Heddesheim eines der größten kompakten Logistikzentren in ganz Deutschland entstehen – da kann Seckenheim mit Dachser auch nicht im Ansatz mithalten.

Insgesamt versuchte Herr Leutwein den „Dialog“-Teilnehmern klar zu machen, dass Pfenning ein Glücksfall für die Gemeinde ist: „Damit Sie mich nicht falsch verstehen, die Verkehrsbelastung wird definitiv zunehmen und wir verlassen uns hier auf vorgegebene Zahlen, aber es ist wahrscheinlich, dass eine kleinteilige Entwicklung mehr Verkehr bringen könnte, aber auch weniger, aber mehr ist wahrscheinlicher.“

Und: „Das ist natürlich nur eine Prognose. Genau weiß man das erst nach einer Pfrüfung, ob die Aussage zutrifft. Das kann man diskutieren. Wir haben versucht, das zu verifizieren und im Prinzip kann man sagen, dass es keine Fahrten durch Heddesheim geben wird.“

„Dialog“-Teilnehmer Heinz Franke wollte wissen: „Außer, wenn die Autobahnen verstopft sind.“

Worauf Herr Nitzinger antwortete: „Da muss ich Sie korrigieren. Das weiß ich besser als Sie. Es ist besser auf der Autobahn zu warten, als kompliziert zu umfahren.“

Darauf entwickelt sich eine Diskussion, in die sich der Bürgermeister einschaltet: „Ich muss das erläutern. Es gibt in der Tat viel Ziel- und Quellverkehr durch Heddesheim, hauptsächlich über das Viernheimer Kreuz Richtung Ladenburg und zurück. Da gibt es auch sicher mautbedingt einen Zuwachs.“

(Was Herr Nitzinger dazu denkt, der immer sagt, die Mautgebühr spiele keine Rolle, ist nicht dokumentiert, d. Red.)

Herr Leutwein fährt fort: „Nach unseren Daten sind es nicht besonders viele 40-Tonner, die durch den Ort fahren. Omnibus und Linienverkehr machen den größeren Teil aus. Und es ist doch so: Die Frage der Stauwahrscheinlichkeit auf der A5 wird doch emotional viel zu hoch bewertet.“

(Niemand in der Runde, der schon mal zu den Hauptverkehrszeiten emotional zu hoch bewertet hat, möchte sich dazu „outen“.)

Zum Kreisel im Gewerbegebiet sagte Herr Leutwein: „Der ist leistungsfähig, um das abzuwickeln und eventuelle Probleme sind in den Griff zu kriegen. In den nächsten 3-4 Jahren ist nicht zu erwarten, dass sich die Situation wesentlich verändert. Die Faktenlage ist klar.“

Kristian Mansfeld sagte: „Wenn ich das richtig verstehe, wird also Pfenning weniger Verkehr bringen?“

Herr Leutwein sagte: „Im Vergleich zu angenommen 40 Arbeitsplätzen bei kleinteiliger Entwicklung definitiv ja. Wobei das nur ein Mittwert ist, der meistens viel höher ausfällt und selten geringer.“

(Das statistische Rätsel, wieso ein Mittelwert gebildet werden kann, der meistens viel höher ausfällt und selten geringer, erklärt Herr Leutwein nicht.)

Herr Doll sagte: „Mit ihrem Vergleich zu Dachser sind alle Zweifel entkräftet.“

Jetzt entwickelt sich eine Diskussion, die an Schärfe zunimmt.

Einer der Teilnehmer fragt den Gutachter zu einzelnen Werten des Gutachtens. Das bringt den Gutachter in Schwierigkeiten, denn er ist zwar der Chef, kennt aber nicht die Details, die sein Mitarbeiter aber sicher genau kennt, wie er versichert, der aber nicht da ist.

Letztlich zieht sich Herr Leutwein auf statistische Mittelwerte und vorgegebene Zahlen zurück und verteidigt seinen Berufsstand.

Herr Mansfeld möchte wissen, wie viel Verkehr es denn nun gibt? Herr Leutwein erklärt und sagt, dass der Kreisel ein A-Kreisel sei und ein B-Kreisel werden wird, aber erst ein D-Kreisel schlecht wäre. Die Kreisel-Klassen gehen bis F.

Dann sagt Andreas Schuster: „Das kapiert kein Mensch. Sie müssen das für den Bürger übersetzen, sonst wird das nicht ankommen.“

Herr Leutwein sagt: „Wir haben das schon sehr verständlich dargestellt.“ Und versteht nicht, dass ihn keiner versteht.

Herr Kessler sagt: „Der Verkehr ist schon seit Jahrzehnten ein Thema bei uns, vor allem, was die Umgehungsstraße angeht.“

Herr Franke sagt: „Die kommt frühestens 2016.“

Herr Kessler: „Das stand im blog.“ Herr Franke antwortet, es wird diskutiert und der Moderator Andreas Ingerfeld beendet die Diskussion.

Herr Ingerfeld sagt: „Herr Nitzinger, sie sagen also, dass Sie garantieren, dass im Ort und auf der Ringstraße kein Pfenning-Verkehr stattfinden wird?“

Herr Uwe Nitzinger: „Ja.“

Herr Mansfeld: „Aber das ist doch so nicht richtig, die Arbeitnehmer und Zulieferer werden doch mehr Verkehr bringen, das kann man doch nicht trennen?“

Herr Leutwein sagt: „Wenn Sie Arbeitsplätze ansiedeln, gibt es immer mehr Verkehr. Jeder andere Aussage wäre völlig unsinnig.“

Herr Frank Hasselbring sagt: „Also 100 Prozent des Verkehrs sollen über die Autobahn laufen? Das ist doch eine neue Aussage, zumindest für mich.“

Die Diskussion ist zu Ende. Es geht jetzt um den Grünordnungsplan.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Auch der MM berichtet zum Thema:
Gutachter: Verkehrssituation am Kreisel zu bewältigen

IG neinzupfenning reagiert mit Einladung auf den „Offenen Brief“ des Bürgermeisters

Gemeinde Heddesheim
Bürgermeister Michael Kessler
Fritz-Kessler-Platz
68542 Heddesheim

Siemensstraße 1 A
68542 Heddesheim
Telefon 0176 14039160
E-Mail neinzupfenning@web.de
www.neinzupfenning.de

Datum: 19.06.2009
Unsere Zeichen: IG

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kessler,

vielen Dank für Ihren Brief vom 18. 6. 2009, den Sie leider nur Herrn Karnasch am Nachmittag des 18. 6. 2009 haben zukommen lassen.

Die Interessengemeinschaft „neinzupfenning“ besteht, wie Ihnen bekannt ist, aus einer Gruppe von Personen. Herr Karnasch ist am 18. 6. vorzeitig von einer Geschäftsreise zurückgekommen und konnte uns daher noch rechtzeitig in Kenntnis setzen. Bitte veranlassen Sie für den weiteren Schriftverkehr, dass immer mehrere Personen der IG informiert werden.

Wie Ihnen bereits mitgeteilt, wollen wir ergebnisoffene, öffentliche Gespräche. Es ist daher nicht möglich, dass wir uns als IG „neinzupfenning“ und als Bürger zu nichtöffentlichen Gesprächen mit der von Ihnen bestellten und von Steuergeldern bezahlten Gesellschaft IFOK treffen. Es geht uns daher nicht um eine Verweigerung, sondern um die Öffentlichkeit der Gespräche.

Gerne laden wir Sie deshalb Herr Bürgermeister Kessler, wie auch die Gemeinderäte – jedoch ohne Mitarbeiter der IFOK – zu einem öffentlichen Gespräch in die Gaststätte Luftschiff am 29. Juni 2009, 20.00 Uhr ein. Ein früherer Termin ist uns leider nicht möglich.

Wir bitten Sie jedoch, dazu die aktuellen Gutachten vorzustellen sowie die von uns mehrfach gestellten Fragen zu beantworten. Dazu gehört auch die öffentliche Stellungnahme zum städtebaulichen Vertrag.

Ein Dialog kann nur auf gleicher Informationsbasis stattfinden.

Wir begrüßen den Dialog mit Ihnen und den Gemeinderäten unter der aktiven Teilnahme der Heddesheimer Bevölkerung.

Gerne erwarten wir Ihre Terminzusage. Die Lokalität wurde bereits reserviert.

Mit freundlichen Grüssen

IG „neinzupfenning“
Hubert Karnasch, Hans Weber, Michael Arnold, Kurt Fleckenstein, Michael Jörder

„Unsere Aufgabe ist, das konstruktive Gespräch zu ermöglichen“

Das heddesheimblog hat nachgefragt, was Gegner und Befürworter des Pfenning-Projekts von der Moderation der gegensätzlichen Standpunkte zum Thema „Pfenning-Ansiedlung“ erwarten können. Ende Juni soll der Dialog beginnen.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Ingerfeld, eine Moderation hat es in Heddesheim in dieser Form noch nicht gegeben. Wie kann man sich das vorstellen, was Sie da so machen?
Andreas Ingerfeld: „Im ersten Schritt geht es darum, die Fakten zu klären. Zum Beispiel: Wie groß und wie hoch soll das Logistikzentrum wirklich werden? Welche Zufahrtswege sind betroffen, mit welchen Verkehrsströmen? Und alle weiteren Fragen, die Teilnehmer, Bürgerinnen und Bürger für wichtig erachten.

Ein Blick auf die bisherigen Meinungsäußerungen zeigt, dass zu vielen Fragen heute unterschiedliche Informationen kursieren. Wir müssen also gemeinsam klären, was wirklich die Fakten sind und über welche Punkte wir genau sprechen. Wo nötig werden wir dabei auch Experten befragen. So nähern wir uns Schritt für Schritt mit den Teilnehmern des Dialogs einer gemeinsamen Informationsbasis.

Jede Meinung soll vertreten sein

Zu diesem Dialog werden die wichtigen Akteure aus der Region – darunter Befürworter und Kritiker – eingeladen. Ganz wichtig dabei: Jede Meinung soll dabei am Tisch vertreten sein, damit wir eine ausgewogene und umfassende Diskussion erreichen.

Im Anschluss wird offen über die dargelegten Daten, Darstellungen und Sichtweisen diskutiert. Es gilt, auch die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen. Auf dieser Grundlage können dann Lösungen gesucht werden oder eben auch Punkte festgestellt werden, an denen die Meinungen nicht vereinbar sind.“

Soll den Streit in ein Gespräch umwandeln: Andreas Ingerfeld. Bild: pro

Soll den Streit in ein Gespräch umwandeln: Andreas Ingerfeld. Bild: pro

Wieso sollte durch ihre Moderation mit einem Mal ein Dialog möglich sein, der vorher nicht möglich war?
„Bisher stand der Meinungsaustausch über die Presse im Vordergrund, ein Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren fand nur punktuell statt. Dies ist typisch für einen formalen Genehmigungsprozess, an dessen Ende die einfache Entscheidung „ja“ oder „nein“ steht.

Der Dialog schafft hingegen einen Gestaltungsrahmen, der weit über den formalen Prozess hinaus zusätzliche Möglichkeiten eröffnet und diesen umgekehrt beeinflussen kann.

Unsere Aufgabe beim Dialog ist es, eine offene Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der die Teilnehmer konstruktiv miteinander diskutieren und sich offen über die jeweiligen Meinungen und Standpunkte austauschen können. Dafür werden wir feste Spielregeln verabreden und einhalten. Dies setzt natürlich auch die Gesprächsbereitschaft der Akteure – Kritiker wie Befürworter – voraus.

Für den Dialog braucht es feste Spielregeln

Wie können die Bürger Ihnen vertrauen, dass Sie auch objektiv mit der Sache umgehen? Schließlich bekommen Sie ihr Honorar von der Gemeinde!
Unser Honorar erhalten wir für die Moderation, nicht für das Erreichen eines bestimmten Ergebnisses. Als Moderator sind wir der Neutralität verpflichtet. Kritiker und Befürworter des geplanten Logistikzentrums werden sehr genau darauf achten, wie wir uns hier verhalten: Ihre Haltung dem Moderator gegenüber ist dessen beste Referenz.

Als Moderator haben wir eine klare Position: Alle Teilnehmer sind gleichberechtigt und alle haben die gleiche Möglichkeit, ihre Standpunkte zu erläutern und Themen zu setzen. Die Gemeinde tritt dabei als ein gleichberechtigter Akteur von vielen auf.“

Schildern Sie doch bitte, was aus ihrer Sicht, wann die Moderation erfolgreich ist.
„Aus meiner Sicht ist die Moderation dann erfolgreich, wenn konstruktiv und mit Respekt vor der Meinung und der Position des Gegenübers diskutiert wird. Und wenn – wo möglich – nach Lösungen gesucht wird. Wenn Austausch und Lösungsorientierung am Ende wichtiger sind als Positionskämpfe und Polemik.
Dieser Erfolg ist nicht an ein bestimmtes Ergebnis gebunden, sondern an die Idee des Gemeinwohls.“

Was könnte den Erfolg behindern?
„Eine Behinderung entsteht dann, wenn einzelne nicht gesprächsbereit sind oder die Meinung eines Gegenüber nicht als dessen eigene Sichtweise akzeptieren; auch ein Mangel an Offenheit oder Transparenz kann den Dialog gefährden. Da ist dann der Moderator gefragt.“

Wann wird es die ersten Gespräche geben?
„In den kommenden Wochen werden wir die ersten Gespräche mit den Akteuren führen. Die konstituierende Sitzung mit den Dialogteilnehmern ist für Ende Juni geplant. Danach werden die Sitzungen zunächst bis Ende September im 4-Wochen Rhythmus stattfinden.“

Zur Person:
Andreas Ingerfeld ist Mitglied der Geschäftsleitung der IFOK GmbH, Bensheim und von der Gemeinde Heddesheim beauftragt, zwischen Gegnern und Befürwortern des „Pfenning-Projekts“ zu moderieren.

+++Verschlusssache+++ III

Satire

An den Bürgermeister K.
Ratlosplatz
Pfenningheim

Betreff: Ihre Anfrage
Int. Z. 08/15, Gutachten, nur für den internen Gebrauch bestimmt
empfohlen als +++Verschlusssache+++

Sehr geehrter Herr K.,

haben Sie besten Dank für Ihren an uns vergebenen lukrativen Auftrag.

Weisungsgemäß haben wir eine Persönlichkeitsanalyse aufgrund der uns vorhandenen Daten erstellt. Eine ausführliche Expertise mit überzeugenden Grafiken und Bildern lassen wir Ihnen dieser Tage auf dem Ihnen bekannten Weg zukommen. Hier die Zusammenfassung:

Herr B. ist ein kleiner Mann. Vermutlich strebt er deshalb Größe an. Deswegen will er auch „repräsentativ“ sein. Dafür spricht auch, dass er gerne bedeutungsvolle Wörter wie „systemisch“ verwendet.
Allerdings ist er nicht zu unterschätzen. Seine Aussage, „alle systemischen und vernünftigen Gründe sprechen dagegen“, hat eine innere Logik:
„Ein System (von griechisch σύστημα, altgriechische Aussprache sýstema, heute sístima, „das Gebilde, Zusammengestellte, Verbundene“; Plural Systeme) ist eine Gesamtheit von Elementen, die so aufeinander bezogen sind und in einer Weise wechselwirken, dass sie als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können und sich in dieser Hinsicht gegenüber der sie umgebenden Umwelt abgrenzen.“

Das wiederum entspricht nämlich den Tatsachen, wenn Sie das Gremium, also den GR, als System einer „Einheit“ betrachten, die auf sich bezogen ist und sich gegenüber der Umwelt, also den Proletariern, abgrenzt. Diese Einheit, systemisch betrachtet, zu gefährden, wäre nicht „vernünftig“, wenn das System selbstreferentiell die Vernunft an sich darstellt.

Herr W. hingegen ist ein schwer einzuschätzender Fall. Nach langen internen Debatten müssen wir „mit Bauchschmerzen“ feststellen, dass es sich bei seiner Weltanschauung um einen wahrscheinlich fast aussichtslosen Fall von Determinismus handelt, was aber durchaus zu ihren Gunsten ist:
„Dem Determinismus liegt die Annahme zugrunde, dass alle Ereignisse, die geschehen, eine zwangsläufige und eindeutige Folge aus vorangegangenen Ereignissen sind (seine Partei hatte schon immer das Sagen, d. Verf.). Wenn der gesamte Zustand eines Systems zu einem beliebigen Zeitpunkt definiert ist und die darin geltenden Gesetze eindeutig sind – d. h. dass sie bei identischen Anfangsbedingungen immer das gleiche Ergebnis hervorbringen -, so ist der Zustand des Systems zu jedem zukünftigen Zeitpunkt festgelegt.“

Herrn W. über diese Einsichtsgrenze zu bringen, halten wir für ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, weil er das D in seinem Parteinamen eben „deterministisch“ definiert und als „demokratisch“ übersetzt. Aber es ist ja auch nicht gewünscht, dass er den „Grenzsprung“ wagt.

Herr M. hingegen ist einfach nur eitel, das zeigt sein Äußeres ohne jeden Zweifel. Sie benötigen keine besonderen Strategien, um ihn bei der Stange zu halten. Loben Sie ihn und alles ist gut. Seine Zeit ist abgelaufen, was er allerdings noch nicht weiß. Danach kommt ein Ersatz:
Eitelkeit hat auch die abweichende, ursprüngliche, aber heute veraltete Bedeutung: Vergänglichkeit, Nichtigkeit, Leere und Vergeblichkeit (vgl. engl. idle oder dt. etwas vereiteln). Insbesondere im Barock war das Lebensgefühl der Vergeblichkeit (siehe z.B. das Barocksonett Es ist alles eitel) jedes irdischen Strebens eine der zentralen Motive der Literatur.

Soviel zu den „Leadern“ der Gruppen. Die Einzelmitglieder benötigen keiner differentiellen Betrachtung. Ihr Herdentrieb ist ordentlich ausgeprägt, Widerstände sind nicht zu erwarten.

Haben Sie nochmals besten Dank für ihr Vertrauen in unsere Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Lauterwein und Partner

Anhang:
Rechnung
Analyse zur internen Verwendung
Spesenabrechnung

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+++Verschlusssache+++
+++Verschlusssache+++ II

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Artikel: Top 6 abgelehnt
Kommentar: Leerstunde der Demokratie
Meldung: Ulrike Lochbühler ist aus der CDU ausgetreten
Meldung: CDU, FDP und SPD lehnen Bürgerbefragung rundweg ab

+++Verschlusssache+++ II

Satire

Die Fraktionsvorsitzenden im
Pfenningheimer Gemeinderat e.V. (eingeschworene Vereinigung)

An
den Herrn Bürgermeister K.

Nicht für die Öffentlichkeit / Status: +++GEHEIM+++
Az: 08/15/2, +++Verschlusssache+++

Ihr Betreff: Geschlossenheit und Nachrichtensperre

Sehr verehrter Herr Bürgermeister K.,

wir wissen um das Problem und haben auch schon die notwendigen Schritte eingeleitet. Sozialem Druck ist auf Dauer niemand gewachsen. Das wissen wir am besten. Deswegen haben wir die Maschen enger gezogen. Denn eines ist klar: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.

Das wird ab sofort jedem klargemacht. Ohne Ansehen der Person. Vor dem Gesetz, also uns, sind schließlich alle gleich.
Wir wissen, wie sehr Sie um unser aller Wohl besorgt sind. Ihre Entscheidung, keine Informationen an diesen Schmierfink zu geben, haben Sie ja bereits in die Tat umgesetzt und jegliche Interviewanfragen verweigert.

Wie so oft, bewundern wir Sie dabei für ihre Geschicklichkeit. Das Argument, dass der angeblich so unabhängige Journalist ja ein Kandidat sei, ist gerissen für alle gut nachzuvollziehen.

Wir wollen schließlich das Beste für alle – auch wenn viele zu beschränkt versaut verdorben bescheuert aufgewiegelt sind, um das zu verstehen.

Heute Abend gibt es die einmalige Gelegenheit, dem Heuchler sein Fell abzuziehen. Doch was tun? Wir mutmaßen, dass er sich gut vorbereitet hat.

Sie wissen doch immer, was zu tun ist, also werden wir das auch tun. Für ein einig Pfenningheim.

Es grüßen Sie herzlichst

Ihre Fraktionsvorsitzende und alle auf Linie gebrachten vom Guten, Wahren, Schönen überzeugten Kandidaten. Wir sagen: Für ein einig Pfenningheim. Wir wissen, was gut ist. Wir sind für alle da. Wir.

Dr. D.
J.M.
F.H.

Fürs Protokoll: Nicht unterzeichnet hat R.E. Das kostet ihn was.

Wir haben übrigens folgende Botschaft abfangen können: Was hat das zu bedeuten?
„Quid ergo dicendum ? Quod Deo quidem substantialis est Filii productio, nec tamen de Deo substantialiter praedicatur. Nihil enim substantialiter praedicari potest, nisi quod per se et absolute praedicabitur. Sed Patris productio ad aliam refertur personam. Pater namque respectu filli pater dicitur. ‚Pater‘ ergo non per se, sed alterius personae respectu de Deo praedicabitur. Non ergo substantialiter … Si quis ergo quaesierit, an Deo substantialis sit paternitas et consimilia, nec concedendum esse hoc nec negandum putamus, ne forte vel ipsa negatio falsitatis periculum incurrat, vel concessio propter novitatem verborum intellectum in aliquo pravum constituat.“

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+++Verschlusssache+++
+++Verschlusssache+++ III

+++Verschlusssache+++

Satire

Bürgermeister K.
Rathausplatz
Pfenningheim

An
die GemeinderätInnen 18. Mai 2009

Nicht für die Öffentlichkeit / Status: +++GEHEIM+++
Az: 08/15, +++Verschlusssache+++

Betreff: Geschlossenheit und Nachrichtensperre

Liebe Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

wie Sie wissen, haben wir ein Problem in unserer Gemeinde. Seit einigen Wochen treibt sich hier ein sogenannter Journalist herum und macht die Leute verrückt. Leider ist „dieses Problem“ nicht zu übersehen, erreicht dieser Schmierfink doch zum Teil sein Ziel. Wir müssen deswegen Geschlossenheit zeigen. Für ein einig Pfenningheim.

Deshalb bitte ich Sie, meine lieben Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, um Haltung. Lassen Sie sich nicht beirren oder gar verrückt machen.

Die Journalisten schreiben eh nur dummes Zeug. Mit ihnen zu reden hat überhaupt keinen Sinn. Erstens verstehen sie nicht, was man ihnen sagt und zweitens, egal ob sie es verstehen oder nicht, schreiben sie nur Blödsinn.

Das allerletzte ist, dass sie auch noch behaupten, sie würden informieren. Das Gegenteil ist der Fall. Manipulation, Desinformation, Agitation: Nur das haben diese Berufsnörgler und Wadenbeißer im Sinn. Hauptsache, sie kriegen Aufmerksamkeit. Nur darum geht es ihnen in Wirklichkeit.

Deswegen sollte man sie ignorieren. Einfach übersehen. Irgendwann geben sie dann auf. Haben eh keine Steherqualitäten, sonst wären sie auch nicht Journalisten geworden, sondern was Anständiges, zum Beispiel Bürgermeister. Verdammtes Pack.

Aus dem Dorf jagen, können wir ihn leider nicht. Aber wir können ihn aushungern. Geben Sie deshalb auf keinen Fall Interviews, geben Sie keine Informationen heraus und warnen Sie die Leute vor diesem Wortverdreher.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr Bürgermeister K.

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