Sonntag, 26. MĂ€rz 2023

Die Wirtschaftsberichterstattung des MM stellt keine Fragen, bietet keine Analyse

Drei Tage vor der Wahl werden die Zeitungsleser getÀuscht

Heddesheim/Rhein-Neckar, 13. MĂ€rz 2014. (red) Alles halb so schlimm. Arbeitsplatzabbau? Geplant. Kundenverlust? Nicht schön, aber ohne Bedeutung. Umsatz? Über 25 Prozent verloren, aber das macht nichts. Was der Mannheimer Morgen seinen Leser/innen zumutet, macht fassungslos. Ist es journalistische Inkompetenz oder eine Wahlhilfe fĂŒr den Kandidaten Kessler oder beides? Wir klĂ€ren die Fakten. [Weiterlesen…]

Heftige Diskussion bei Kandidaten-PrÀsentation vor SPD-Mitgliedern

Kessler vergleicht Edeka mit Pfenning

Heddesheim, 10. MĂ€rz 2014. (red) Ein Wahlheddesheimer, der als GewerkschaftssekretĂ€r der IGBCE in Karlsruhe arbeitet und SPD-Mitglied in Mannheim ist, wollte sich vergangene Woche die Kandidaten-PrĂ€sentation anschauen und besuchte die Veranstaltung der SPD. Dort kam es zum Schlagabtausch mit BĂŒrgermeister Kessler. [Weiterlesen…]

Mitarbeiter der RNV streiken heute trotzdem

Einigung im Tarifkonflikt

Mannheim/Rhein-Neckar, 13. Mai 2013. (red/pm) Im Tarifkonflikt zwischen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) und der Gewerkschaft ver.di haben die Verhandlungspartner eine Einigung erzielt, teilte die RNV gestern Abend mit. Trotzdem geht der Streik heute weiter, weil er nach Angaben der Gewerkschaft „nicht mehr aufzuhalten war“. Aktuell stellen ver.di und die RNV GeschĂ€ftsfĂŒhrung gegenĂŒber der Belegschaft bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung die Ergebnisse vor.

Information der RNV:

Der von ver.di bereits angekĂŒndigte Streik findet dennoch ab Montag, 13. Mai 2013, mit Betriebsbeginn um 3.30 Uhr statt. Da ver.di auch nach dem Ende der Betriebsversammlung ab 15.00 Uhr wieder zum Streik aufgerufen
hat, kann der Fahrbetrieb wohl frĂŒhestens wieder am Dienstag, 14. Mai 2013, um 3.30 Uhr aufgenommen werden.

Andreas Kerber, KaufmĂ€nnischer GeschĂ€ftsfĂŒhrer der RNV GmbH, zeigte sich dennoch sichtlich erleichtert zu dem positiven Ausgang der GesprĂ€che:

Wir haben es geschafft! Und sind wirklich sehr froh, nun endlich eine Einigung gefunden zu haben – im Interesse unserer Mitarbeiter und unserer FahrgĂ€ste, die den ÖPNV dann ab Dienstag endlich wieder wie gewohnt nutzen können.

RNV Mitarbeiter streiken ab Montag

Ab Montag wieder zu Fuß

Ab Montag heißt es wieder Fahrrad fahren, laufen oder im Auto Geduld beweisen, wenn der Stadtverkehr ĂŒberlastet ist. Busse und Bahnen fahren erstmal keine. Wie lange bleibt abzuwarten.

Ab Montag heißt es wieder Fahrrad fahren, laufen oder im Auto Geduld beweisen, wenn der Stadtverkehr ĂŒberlastet ist. Busse und Bahnen fahren erstmal keine. Wie lange der Streik dauert, bleibt abzuwarten.

 

Mannheim/Heidelberg/Ludwigshafen, 10. Mai 2013. (red/ld) Die Tarifparteien trafen sich heute zu SondierungsgesprĂ€chen, um sich wieder anzunĂ€hern, wie uns die Pressesprecherin der RNV, Susann Becker, mitteilte. Trotzdem steht eines fest: Ab Montag wird wieder gestreikt. Wie lange der Streik diesmal dauern wird, ist noch offen. Die Gewerkschaft hat einen unbefristeten Ausstand angekĂŒndigt. Von den Streiks könnten auch die Teilnehmer und Helfer beim Deutschen Internationalen Turnfest betroffen sein, das in einer Woche startet. [Weiterlesen…]

Streikende MM-Zeitungsredakteure: Wer oder was nicht passt, wird gelöscht

Heddesheim/Mannheim/Stuttgart, 03. August 2011. ÃƓberall im LĂ€ndle streiken Zeitungsredakteure. Durchaus mit unterschiedlichem „Berufs“ethos. WĂ€hrend die einen unzutreffende Informationen korrigieren, löschen die anderen zutreffende Informationen, die ihnen nicht passen. Was wiederum aber zum Image dieser speziellen „Redakteure“ passt. Wer sich Gedanken macht, ob er wirklich „SolidaritĂ€t“ mit den streikenden Redakteuren beim Mannheimer Morgen haben kann, sollte wissen, welche Haltung diese „Journalisten“ vertreten. Schade fĂŒr die gutglĂ€ubigen KĂŒnstler wie Xavier Naidoo, die auf die Verlogenheit hereinfallen.

Von Hardy Prothmann

Nochmal zur Erinnerung. Zeitungsredakteure sind im Ausstand, weil Berufseinsteiger nicht mehr mit rund 3.000 Euro Gehalt bei 14 MonatsgehĂ€ltern und einer 35-Stunden-Woche beginnen sollen, sondern mit bis zu 25 Prozent weniger. Und andere auf das Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten sollen, was rund fĂŒnf Prozent weniger bedeutet.

Ich habe heute gegen 17:30 Uhr zwei Kommentare auf der Facebook-Seite der streikenden MM-Redakteure gepostet:

Auch die ARD hat im Morgenmagazin ĂŒber den Streik berichtet. http://www.tagesschau.de/multimedia/video/ondemand100_id-video953858.html

Und kurz darauf:

Weitere HintergrĂŒnde zu meiner Haltung hier. http://istlokal-medien.de/heddesheimblog/2011/08/02/in-eigener-sache-reaktionen-auf-den-beitrag-im-ard-morgenmagazin/

Die Kommentare waren nur fĂŒr Stunden zu sehen, bis sie getilgt worden sind.

Gegen 19:30 Uhr waren nicht nur die beiden Kommentare verschwunden, sondern scheinbar die komplette Facebook-Seite. Zumindest fĂŒr mich, denn ich wurde „geblockt“. Als geblockte Person ist die Seite nicht mehr aufrufbar. Das Zeichen war ein eindeutig. Kommentare von Hardy Prothmann sind auf der Seite der MM-Redakteure offensichtlich nicht erwĂŒnscht.

Kommentare gelöscht - Nutzer blockiert. So sieht Meinungsvielfalt und Transparenz in den Augen der streikenden MM-Redakteure aus.

„GefĂ€llt mir sehr, toll, unterstĂŒtzenswert, super“ als Kommentar bleibt erlaubt.

Die ErklĂ€rung ist vermutlich einfach: In den vergangenen zwei Jahren habe ich die Zeitung immer wieder mit Verfehlungen konfrontiert. Der MM an sich ist mir egal, aber ich kritisiere schlechte Recherche, unterschlagene Meldungen oder abgepinselte Pressemitteilungen. Oder thematisiere die stĂ€ndige Bratwurstberichterstattung, die nichts weiter tut, als mit verschwurbelten Texten ĂŒber Wettergötter zu fantasieren. Schlechte ZustĂ€nde zu kritisieren, sollte eine journalistische Grundtugend sein. Und es darf keine „Beißhemmung“ gegenĂŒber Ă€ußerst schlechtem „Journalismus“ geben.

Das passt natĂŒrlich ĂŒberhaupt nicht zum Selbstbild, denn immerhin streiken die MM-Redakteure ja fĂŒr „QualitĂ€tsjournalismus“ (zumindest, was sie darunter verstehen) und fĂŒr eine entsprechende Bezahlung.

Die MM-Redakteure behaupten sogar, dass es um die „Zukunft des QualitĂ€sjournalismus“ ginge:

Auf der Blogseite liest sich das etwas ehrlicher – da gehts ĂŒberwiegend ums Geld und ganz zum Schluss ein bisschen um „die Demokratie“. Und angeblich streiken sie auch fĂŒr „unsere Leser“.

Um was geht es? Um Demokratie? Eher doch ums Geld.

TatsĂ€chlich halten die streikenden MM-Redakteure aber „unseren Lesern“ missliebige Informationen vor. Oder warum löschen sie sonst Kommentare, die weder beleidigend noch anstĂ¶ĂŸig sind? Sondern zusĂ€tzliche Informationen enthalten, mit den sich Leserinnen und Leser eine eigene Meinung bilden können? Mal abgesehen davon, dass es in beiden verlinkten Informationen gar nicht „direkt“ um die streikenden MM-Redakteure selbst ging und ich im ARD-Interview sogar die Verlegerseite ordentlich kritisiert habe?

Oder darf  nicht Meinung sein, was nicht der Meinung der streikenden MM-Redakteure entspricht? Oder dĂŒrfen die keine Stimme haben, die man nicht leiden kann? Ist es das, was diese Redakteure mit „wir streiken fĂŒr unsere Leser“ meinen? Unter Transparenz, Meinungsvielfalt? Unter „Kritik“ und streitbarem Journalismus?

MM-Streiker vs. Tagblatt-Streiker

Ganz anders der Umgang bei den Streikenden vom „SchwĂ€bischen Tagblatt“. Die verlinken von sich aus auf den ARD-Beitrag, allerdings mit einer fehlerhaften Information und nennen mit einen „bloggenden Ex-Redakteur“. Ich korrigiere das höflich und verlinke ebenfalls zwei Texte, die aus Sicht der Zeitungsredakteure sicher nicht „angenehm“ sind.

Die Reaktion ist anstĂ€ndig: Der Kommentar wird frei geschaltet, der Fehler korrigiert. Auch wenn ich nicht weiß, wie die BerichterstattungsqualitĂ€t des SchwĂ€bischen Tagblatts ist, habe ich zumindest durch diese Verhalten einen positiven Eindruck gewonnen. Das ist das einzig zu erwartende Verhalten.

Die Streikenden beim SchwÀbischen Tagblatt haben Kritik zugelassen.

Immerhin: Man könnte auch annehmen, dass vielleicht nur die MM-Streikenden fĂŒr die „Lösch-Aktion“ verantwortlich sind, die die Facebook-Seite betreuen. Aber das wĂ€re nur eine billige Ausrede fĂŒr die Gesamt-Baggage.

Wer einen Funken Ehre im Leib hat, was ich bei vielen nicht vermute, mĂŒsste sofort auf diese Aktion reagieren und sein Missfallen ausdrĂŒcken. Das aber ist doch mehr als unwahrscheinlich. (Ich bin fast sicher, dass sich niemand fĂŒr diese „Lösch“-Aktion entschuldigt oder sie kritisiert.)

Leider haben die MM-Redakteure im Ausstand noch nicht verstanden, dass sie lĂ€ngst nicht mehr alleine „Meinungen bilden“, also nicht mehr bestimmen können, ĂŒber wen und was sie wie informieren oder was sie lieber „unterdrĂŒckt“ sehen wollen.

Das Internet macht die Welt transparenter. Und zeigt, wie dumm oder hilflos manche Journalisten, die eigentlich daran mitwirken sollten, reagieren.

Absurd wird es, wenn dieser Haufen das Wort „QualitĂ€tsjournalismus“ fĂŒhrt. Sie stehen weder fĂŒr QualitĂ€t noch Journalismus noch fĂŒr die Kombination aus beidem.

Ich unterstĂŒtze die Forderungen der Verleger kein bisschen – aber im Fall der MM-Streikenden wĂ€re ich sogar mit der ein oder anderen fristlosen KĂŒndigung vollkommen einverstanden.

Es wĂ€re sicher kein allzu großer Verlust.

Denn die MM-Redakteure fordern SolidaritÀt, die sie selbst nicht bereit sind zu geben. Dieser Kommentar wartet immer noch auf Freischaltung.

SolidaritÀt mit dem journalistischen Prekariat, den "Freien"? Nicht bei den streikenden MM-Redakteuren.

P.S.
Das Internet lĂ€sst sich nicht so einfach kontrollieren, „verehrte Kollegen“, wie ihr das denkt. Und das ist gut so. Schlecht ist: Das habt ihr leider noch nicht verstanden und vermutlich werdet ihr das auch nicht verstehen.

In eigener Sache: Reaktionen auf den Beitrag im ARD-Morgenmagazin


Hardy Prothmann ist seit 20 Jahren Journalist und hat fĂŒr viele große Tageszeitungen, Magazine sowie Hörfunk und Fernsehen von ARD und ZDF gearbeitet. Seit 2009 berichtet er wieder als Lokaljournalist in Nordbaden. Bildquelle: ARD-Morgenmagazin/SWR

Rhein-Neckar, 02. August 2011. (red) Heute hat das ARD-Morgenmagazin einen Beitrag ausgestrahlt, in dem Hardy Prothmann als verantwortlicher Redakteur fĂŒr heddesheimblog.de im Interview zu sehen war. Im Bericht geht es um den Tarifstreit zwischen Gewerkschaften und Verlegern. Gestern wurde in Lampertheim demonstriert. Ein ARD-Team hat uns dazu befragt. Herzlichen Dank fĂŒr die (trotz Ferien) bundesweiten Reaktionen per email, Chat oder Telefon. Wir fassen unsere Antworten zusammen.

Beitrag aus dem ARD-Morgenmagazin vom 02. August 2011, nachzuschauen bei tagesschau.de

Warum seid Ihr so kritisch mit der Zeitung?

Weil die Berichterstattung oft ungenĂŒgend ist. Die meisten Mitarbeiter haben frĂŒher selbst fĂŒr Zeitungen gearbeitet – es tut weh, wenn man sieht, wie das Produkt verkommt. Statt zu lamentieren, haben wir uns entschlossen, selbst eine Redaktion aufzubauen. Und wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik – was man von den Zeitungen leider nicht erwarten kann.

Bedroht das Internet „die Zeitung“?

Nein. Journalistische Angebote im Internet zeigen nur, dass es „Alternativen“ zur Zeitung gibt. „Alternative“ hat dabei nichts mit „grĂŒn“, „links“, „Apo“ oder dergleichen zu tun. Journalistische Internetseiten bewegen sich wie die Zeitungen, das Radio, das Fernsehen auf dem Markt der Aufmerksamkeit ĂŒber angebotene Informationen.

Die Zeitungen mĂŒssen sich wie andere Medien vergleichen lassen. Der Vergleich fĂ€llt leider immer hĂ€ufiger nicht gut aus. Teure Abos bei gleichzeitig mangelhaftem Inhalt sind vermutlich kein „Zukunftsmodell“. Deswegen werden alle Lokalzeitungen, die nicht an der QualitĂ€t arbeiten, mittel- bis langfristig große Probleme bekommen. Zeitungen mit guter QualitĂ€t haben auch eine Zukunft.

Können Blogs eine Zeitung ersetzen?

Warum nicht? Es geht um zutreffende Informationen, kritische Berichterstattung, einordnende Kommentierung, „EnthĂŒllungen“, Unterhaltung. All das können Blogs oder „Internet-Zeitungen“ bieten. Aktueller und umfangreicher als eine aufs Medium Papier begrenzte Zeitung.

Wir empfehlen gerne auch sehr gute Angebote, beispielsweise das DeutschlandRadio, Arte oder 3Sat, um elektronische Medien zu nennen. Das sind ganz hervorragende Angebote. Das Problem: Es sind keine „Lokalmedien“. Wenn man wissen will, was um einen herum „los“ ist, dann braucht man sehr gute Lokalmedien. Zeitungen hatten bis vor kurzem hier ein Monopol – das brökelt zunehmend.

Die meisten neuen journalistischen Internetportale sind noch sehr „jung“ – leisten aber wie das heddesheimblog.de enorm viel fĂŒr die Leserinnen und Leser und decken teils schon mehr Themen ab, als in der Zeitung stehen. Da es so gut wie keine „Verfilzung“ gibt und keine mĂŒden Monopolstrukturen sind die Angebote meist frischer und meinungsfreudiger. Sie bedienen sich zudem einer Technik, die ĂŒberall verfĂŒgbar und zunehmend „selbstverstĂ€ndlicher“ auch fĂŒr Ă€ltere Generationen wird. Die junge Generation liest sowieso so gut wie keine Zeitung mehr.

Wie steht es um die objektive Berichterstattung?

Dazu muss man erstmal definieren, was „objektiv“ ist und ob dies erstrebenswert ist. Die Fakten mĂŒssen stimmen. Das allein reicht aber nicht, sie mĂŒssen interpretiert und eingeordnet werden. Viele Dinge kann man so oder so sehen.

Ein klassisches Beispiel: War Che Guevara ein Terrorist oder ein FreiheitskĂ€mpfer? Ein aktuelles Beispiel: Ist Anders Breivik ein „AmoklĂ€ufer“ oder ein rechtsextremer Terrorist?

Und lokal geht es um Fragen wie: „Können oder wollen wir uns das Hallenbad noch leisten?“ „Wie viel Betreuung muss, kann, soll, will eine Gemeinde fĂŒr Kinder anbieten?“ Dazu lassen sich Fakten zusammentragen, aber auch sehr viele Meinungen.

Unsere Redaktion bietet bewusst einen „subjektiven“ Journalismus an. Unsere Inhalte werden nicht von Maschinen gemacht, sondern von Menschen, die sind nunmal „Subjekte“ und keine Objekte.

Wir arbeiten mit professionellen, journalistisch-handwerklichen Methoden. Wir hinterfragen kritisch und genau und dokumentieren den grĂ¶ĂŸten Teil unserer Quellen – bis auf die, die wir wegen vermuteter Nachteile schĂŒtzen. Unsere Leserinnen und Leser können unsere Informationen ĂŒberprĂŒfen, wir helfen sogar dabei, weil wir das förderlich fĂŒr die „subjektive“ Meinungsbildung halten.

Objektiv heißt fĂŒr uns, transparent und ehrlich zu berichten. Die Leserinnen und Leser erweitern das mit Kommentaren und Links. Artikel 5 spricht nicht von einer „objektiven“ Meinungsfreiheit, sondern von der Freiheit, sich auch öffentlich zugĂ€nglichen Quellen eine Meinung bilden und diese Ă€ußern zu dĂŒrfen. Daran wirken wir mit.

Sehen Sie eine Lösung fĂŒr die Zeitungen?

FĂŒr die allermeisten leider nicht. Das Produkt Zeitung muss mit einem exklusiven Inhalt ĂŒberzeugen. Sobald das nicht mehr der Fall ist, wird die Zeitung beliebig und hat keinen Nutzen mehr. Da die Entwicklung seit gut zwei Jahrzehnten negativ ist und das Internet viele neue Möglichkeiten bietet, hat die Zeitung nur eine Chance – wenn sie sich auf guten Journalismus, exklusive Inhalte und Respekt vor der Leserschaft besinnt.

NatĂŒrlich mĂŒssen Zeitungen auch die BedĂŒrfnisse ihrer Werbekunden möglichst gut bedienen. Da Zeitungen heute aber wie Konservenfabriken von Betriebswirten ohne journalistischen Ehrgeiz gefĂŒhrt werden, ist eine Lösung nicht in Sicht. Der Einfluss der Werbewirtschaft auf die redaktionelle Berichterstattung beschĂ€digt zudem die GlaubwĂŒrdigkeit der redaktionellen Inhalte und der werbenden Unternehmen. Ein VerstĂ€ndnis dieser Wechselwirkungen ist heute leider in ZeitungshĂ€usern kaum noch anzutreffen.

Warum argumentieren Sie fĂŒr die Kollegen bei der Zeitung?

Aus SolidaritĂ€t. Das „Angebot“ der Verleger ist sittenwidrig. Die VerlagshĂ€user haben ĂŒber Jahre hinweg Geld gescheffelt. Renditen von ĂŒber 20 Prozent waren keine Seltenheit. Auf das neue Medium Internet wurde arrogant reagiert und deshalb hat man heute große Probleme.

Bei vielen Zeitungen gibt es nach wie vor gute Leute und es gibt junge Menschen mit viel Enthusiusmus, die diesen wunderbaren Beruf ergreifen wollen. Wenn man, um sich Renditen zu erhalten, die eigenen Leute kaputt spart, ist das der falsche Weg. Zudem nehmen immer mehr ökonomische Interessen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung. Am Beispiel der Fehl- oder Nichtleistungen der Stuttgarter Zeitung in Sachen Stuttgart21 kann man gut erkennen, wie wenig von der „vierten Gewalt“ ĂŒbrig geblieben ist. HĂ€ufig sind die Zeitungen nur nur SteigbĂŒgelhalter fĂŒr Lobbyisten, InteressenverbĂ€nde, Werbekunden oder die jeweils herrschenden Klassen. Mit kritischer Kontrolle hat das wenig zu tun und das ist schĂ€dlich fĂŒr die Demokratie.

Nicht jeder Journalist ist ein RevolutionĂ€r und packt seine Sachen, wenn er nicht so berichten darf, wie er sollte. „Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing“ gilt auch fĂŒr diesen Beruf. In der Verantwortungskette stehen die Verleger, Chefredakteure und Redaktionsleiter ganz vorne.

Eine Demokratie braucht aber eine kritische Öffentlichkeit und es ist sicher von Vorteil, wenn viele Leser an die Verlage schreiben und mehr Journalismus fordern. Verleger sind Kaufleute – und wenn die Kunden rebellieren, ĂŒberlegen die sich sicher sehr genau, wie sie sich besser nicht verhalten sollten.

Warum sind Radio und Fernsehen nicht so sehr betroffen?

Sind sie. Sowohl Radio als auch Fernsehen sind bereits vom Internet umschlungen worden. In einigen Jahren werden viele Menschen ein GerĂ€t an der Stelle haben, an der der „Fernseher“ stand. DarĂŒber kann genauso Radio gehört werden. Das Radio kann aber ĂŒber sehr einfache GerĂ€te ĂŒberall, vor allem im Auto, als „Nebenbei-Medium“, empfangen werden. Diese Einfachheit wird das Radio als Radio ĂŒberleben lassen. Das Fernsehen als Inhaltelieferant fĂŒrs Internet(fernsehen) bleibt auch erhalten. Ob man Fernsehen auf einem FernsehgerĂ€t oder einem Computerbild schaut, ist mehr oder weniger dasselbe.

Die Papierzeitung hat aber ein Problem: Es ist teuer, sie herzustellen, man muss sie teuer transportieren und bis sie beim Leser ist, vergeht zu viel Zeit. Zudem ist sie im Umfang begrenzt. Man kann sie schlecht archivieren und schon gar nicht verlinken. Die Zeitung ist ein Einbahnstraßenmedium. Das sind echte Nachteile, die zu einer deutlichen Reduzierung der Zeitungswelt in der Zukunft fĂŒhren werden. Nur wirklich exklusive, sehr gute Inhalte werden das abwenden können.

Können Blogs nur von Journalisten gemacht werden?

Gut gemachte Informationsportale sind irgendwann von selbst „journalistisch“. NatĂŒrlich können auch BĂŒrger oder Interessengruppen publizistisch tĂ€tig werden – es ist aber eine verantwortungsvolle und anstrengende Arbeit und wenn man eine gewisse Aufmerksamkeit erreichen möchte, muss man am Ball bleiben. Es sind zudem sehr viele „rechtliche“ Dinge zu beachten.

Insofern sind hauptberufliche Journalisten, die ihr Handwerk beherrschen, eher in der Lage, ein solches Angebot aufzubauen. Das gilt sowohl fĂŒr große Nachrichtenportale wie fĂŒr kleine lokale Angebote. Die QualitĂ€t muss ĂŒberzeugen. Ob die von „Journalisten“ oder „Bloggern“ kommt, ist egal. In Amerika heißen Redakteure „editors“, in der Schweiz Redaktoren – das sind Begrifflichkeiten. Die Inhalte sind entscheidend.

UnterstĂŒtzen Sie uns, wenn wir etwas Ă€hnliches planen?

Vielen Dank fĂŒr das viele Lob, das wir von vielen bekommen haben, nachdem Sie sich auf unseren Seiten umgesehen haben. Wir helfen gerne, wo wir können, haben natĂŒrlich aber unsere eigene Arbeit zu machen. Fragen kostet nichts 😉 .

Weil wir aber davon ĂŒberzeugt sind, dass sich Kooperationen lohnen, haben wir mit Kollegen das Netzwerk http://istlokal.de gegrĂŒndet. Der Verein wird in KĂŒrze angemeldet und hat zum Ziel lokal- und regionaljournalistische Internetangebote zu fördern. Die deutschlandweit rund 50 Mitglieder und Interessenten tauschen sich schon heute zu den Themenfeldern Journalismus, Vermarktung, Technik und Recht auf der Basis von SolidaritĂ€t aus. Man hilft sich gegenseitig, um das eigene Angebot und das anderer zu verbessern.

Wenn Sie also selbst ein Angebot planen oder als Initiative ein Angebot von jemandem aufbauen lassen wollen, finden Sie hier Ansprechpartner. Wir bieten auch technische, inhaltliche und organisatorische Beratung gegen Honorar an und machen Ihnen gerne ein Angebot.

Einen schönen Tag wĂŒnscht
Die Redaktion von heddesheimblog.de, hirschbergblog.de, ladenburgblog.de, viernheimblog.de, weinheimblog.de, rheinneckarblog.de

istlokal finden Sie hier:
http://istlokal.de

Berichte ĂŒber unsere Blogs finden Sie hier.

Zeitungsstreik: „Finger weg vom Mantel“


Wer ist wir und bittet "um VerstĂ€ndnis"? Das ist die einzige Information heute zum Streik der Angestellten beim MM. Gehts dĂŒrftiger?

Mannheim/Rhein-Neckar, 28. Juni 2011. (red) ÃƓberall in Baden-WĂŒrttemberg streiken zur Zeit Redakteure, Drucker und Verlagsangestellte. Der Grund: Die schamlose Forderung der Verleger, TarifvertrĂ€ge nicht nur nicht zu erhöhen, sondern im Gegenteil deutliche Einkommenseinbußen zu aktzeptieren. Die Zeitungsbranche  ist einer massiven Krise. Den Streik werden die Verleger gewinnen – wenn nicht, werden die Redaktionen umgebaut und die Verlage wĂ€hlen die Tarifflucht.

Von Hardy Prothmann

Beim „Mannheimer Morgen“ ist es der Tag der VolontĂ€re, freien Mitarbeiter und Praktikanten: Sie dĂŒrfen endlich einmal ihr Können unter Beweis stellen, wĂ€hrend 65 der 80 gestandenen Redakteure im Streiklokal sitzen und das weitere Vorgehen beraten. Vier Druckseiten dĂŒnner ist das Blatt am Freitag. Horst Roth, Chefredakteur und Mitglied der GeschĂ€ftsleitung, Ă€rgert sich ĂŒber den Ausstand: „Bei jedem Streik stehen wir in der ersten Reihe.“

So beginnt ein Bericht auf Spiegel Online am 30. Januar 2004. ÃƓber 2.000 der damals noch 14.000 Zeitungsredakteure waren damals im Ausstand. Die Forderungen der Gewerkschaften dju (Deutsche Journalisten-Union in ver.di) und DJV (Deutscher Journalistenverband) sind fast bescheiden zu nennen: Sie wollen, dass die ManteltarifvertrĂ€ge fĂŒr Redakteure, Drucker und Verlagsangestellte nicht angetastet werden. Also so eine Art Nullrunde.

20-25 Prozent weniger fordern die Verleger

Ganz anders die Verleger: Sie wollen neue tarifliche Regelungen und 20-25 Prozent weniger zahlen. Ein Redakteur steigt heute mit rund 3.200 Euro Brutto ein, nach zehn Jahren verdient er etwa 4.500 Euro brutto. Ein Beruftseinsteiger hat heutzutage typischerweise ein Studium hinter sich und eine ein bis dreijÀhrige Volontariatszeit, meist kommen ein bis zwei Jahre Praktika und freie Mitarbeit hinzu. Das bedeutet eine knapp zehnjÀhrige Ausbildung mit einem aus Verlegersicht angemessen Einstiegsgehalt von dann 2.400 Euro brutto.

2004 zitiert Spiegel online einen Redakteur der SĂŒddeutschen Zeitung:

Rainer Olbert, Nachrichtenredakteur der „SĂŒddeutschen Zeitung“, der wie 180 seiner Kollegen im SĂŒddeutschen Verlag die Arbeit niederlegte, lĂ€sst das Argument des FAZ-Betriebsrats nicht gelten: „Die Zeitungsverleger dĂŒrfen die schwierige wirtschaftliche Lage nicht dazu nutzen, einen Horrorkatalog aufzustellen.“ Hinnehmbar sei eine Lohnerhöhung, die nur die Inflation ausgleiche, inakzeptabel sei aber, Leistungen zu kĂŒrzen, sagt er.

Wie mĂŒssen die Arbeitnehmer in Verlagen heute die Lage sehen, wenn die Forderungen 2004 schon der „Horror“ waren? Als Super-Horror? Als Lohn-Gau?

Gerhard Vohs, Mannheimer ver.di-SektretĂ€r im Fachberich 8 (Medienbetrieben, Journalismus, Kulturellen Einrichtungen, Bildender und Darstellender Kunst, Literatur und Musik, Druckindustrie, Papier, Pappe und Kunststoffverarbeitenden Betrieben, Betrieben der industriellen Dienstleistung) bringt die Forderung auf den Punkt: „Finger weg vom Mantel“.

Heißt, keine KĂŒrzungen bei Urlaubsgeld – momentan erhalten Redakteure 14 MonatsgehĂ€lter bei einer 35-Stunden-Woche. „2007 und 2008 waren Spitzenjahre fĂŒr die Verlage, 2009 bis heute konnten die Zeitungen wohl nicht in gleichem Maße vom Aufschwung profitieren wie die erzeugende Industrie, aber immer noch wird gut verdient.“

Zweistellige Umsatzrenditen bei Verlagen

Wie gut, lĂ€sst sich nicht genau sagen, weil die Verlage sich nicht in die Karten schauen lassen. Mitte der Neunziger galten Umsatzrenditen von ĂŒber 20 Prozent noch fast als „normal“, mittlerweile mĂŒssen sich viele Verlag mit „nur noch“ zehn bis fĂŒnfzehn Prozent „zufrieden geben“.

Auch wenn das Produkt nicht vollwertig ist - der Abonnent zahlt trotzdem. Quelle: Impressum MM

Um die Gewinne hoch zu halten werden die Redaktionen immer mehr ausgedĂŒnnt – redaktionelle Inhalte werden mit Pressemitteilungen und Vereintexten gefĂŒllt. Freie Mitarbeiter fĂŒhlen die Zeilen fĂŒr einen Hungerlohn. Am ĂŒbelsten wird den meist freien Fotografen mitgespielt, die technisch immer auf der Höhe der Zeit sein mĂŒssen und nur noch Minimalsthonorare erhalten, wenn nicht freie Mitarbeiter ohne Fotografiekenntnisse die Bilder vor Ort gleich mitmachen.

Der dumme ist der Kunde

Laut Gerhard Vohs sind rund 80 Prozent der 80 Redakteure beim Mannheimer Morgen gestern und heute im Ausstand. Bei der Rhein-Neckar-Zeitung haben sich die Kollegen nicht angeschlossen, dort sei man „verunsichert“. Vohs sagt: „Die Stimmung ist fast ĂŒberall in Baden-WĂŒrttemberg so, dass wir vielleicht sogar eine ganze Woche in den Streik gehen könnten, das wird dann bitter, weil keine vorgefertigten Texte mehr da sind und nur noch echte Notausgaben erscheinen könnten.“

In den Zeitungen selbst wird kaum ĂŒber die Streik berichtet, die die eigene Branche betreffen.

Egal, wie die Verhandlungen ausgehen – die Abonnenten zahlen unabhĂ€ngig vom Produkt und den Inhalten den vollen Preis. Auch hier zeigen die Verleger sich knallhart. Wem das nicht gefĂ€llt, kann natĂŒrlich das Abo kĂŒndigen. Bei den Tarifverhandlungen haben dju und DJV meist klein beigegeben – zu groß ist der Druck im Arbeitsmarkt. Abo-KĂŒndigungen aber fĂŒrchten die Verleger, denn die Auflage diktiert immer noch die unverschĂ€mten Anzeigenpreise.

Ausgliedern als ultima ratio

Landauf- landab haben viele Verlage schon vorgemacht, wie sie damit umgehen, wenn die Gewerkschaften nicht spuren. Dann werden Redaktionen kurzerhand entlassen und neue GmbHs gegrĂŒndet, bei denen die Redakteure sich dann mit teil 40-prozentiger Einkommenseinbußen wieder verdingen können.

Wer nicht spurt, fliegt raus und kann sicher sein, nirgendwo anders einen Job zu erhalten – es sei denn, zu noch schlechteren Bedingungen.

Interview mit Pfenning-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Uwe Nitzinger: Wir kommen sicher nach Heddesheim!

Uwe Nitzinger, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der KMP Holding GmbH, erklĂ€rt im GesprĂ€ch mit dem Heddesheim-Blog, wann Pfenning nach Heddesheim kommt, was das Unternehmen dort vor hat und welche Folgen die Ansiedlung fĂŒr Heddesheim haben wird.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Nitzinger, die Pfenning Gruppe will in Heddesheim 100 Millionen Euro in ein Logistik-Zentrum investieren. Können Sie aufschlĂŒsseln, aus welchen Posten diese enorme Summe besteht?
Uwe Nitzinger: Zum jetzigen Zeitpunkt ist das noch zu frĂŒh, um ihre Frage detailliert zu beantworten. Unsere Planer haben natĂŒrlich zusammengerechnet, was sie an Kosten erwarten. Wie teuer oder gĂŒnstig was am Ende ist, hĂ€ngt von der Konjunktur, dem Einkauf der Leistungen und Ă€hnlichem ab. 100 Millionen ist die angenommene Summe. Wenn es uns weniger kostet, sind wir natĂŒrlich damit zufrieden.

Bis 2013 soll erst die HĂ€lfte gebaut worden sein. Warum?
Ich weiß nicht, woher Sie diese Zahl haben.

2. Bauabschnitt ab 2016

Aus der Zeitung.
Dann ist da etwas missverstanden worden. Bis 2013 wollen wir mit dem 1. Bauabschnitt fertig sein. Ein 2. Bauabschnitt auf dem ErweiterungsgelĂ€nde kann frĂŒhestens ab 2016 realisiert werden. Dieser Bauabschnitt wird auf jeden Fall nicht so groß ist, wie der erste.

Aber ab 2013 wird der Firmensitz von Viernheim nach Heddesheim verlegt?
Sobald wir dort unser neues VerwaltungsgebÀude beziehen können.

So sieht Pfenning perspektivisch das geplante Logistik-Zentrum, wenn der 1. Bauabschnitt 2013 fertig ist. Bild: Pfenning-Gruppe

So sieht Pfenning perspektivisch das geplante Logistik-Zentrum, wenn der 1. Bauabschnitt 2013 fertig ist. Bild: Pfenning-Gruppe

Sie vergrĂ¶ĂŸern sich auf einen Schlag ganz enorm. Bauen Sie das GeschĂ€ft mit bestehenden Kunden aus oder haben Sie neue Kunden, die ihre KapazitĂ€ten benötigen?
Wir haben ein starkes BestandsgeschÀft und sind intensiv dabei, neue Kunden zu gewinnen. Unser GeschÀftsmodell ist die Logistik, wir bieten Kunden LagerflÀche mit entsprechender Organisation, die Verpackung und den Transport von Waren an.

Diese Waren mĂŒssen ja irgendwie zu Ihnen kommen?
Sicher. Mit dem Lkw und zunehmend mit der Bahn. Nehmen Sie beispielsweise internationale Waschmittelhersteller, die gerade Werbung damit machen, dass sie den Transport ihrer Produkte um bis zu zwei Drittel von der Straße auf die Schiene bringen. Deswegen sind wir auch in Heddesheim, wegen des Gleisanschlusses.

„Wir haben zu wenig Platz“, Uwe Nitzinger

Und wegen der FlÀche.
Ganz klar. Wir mussten in der Vergangenheit AuftrĂ€ge absagen, weil wir zu wenig Platz hatten. Und wie oft habe ich gehört: „Ich wĂŒrde euch den Auftrag geben, ihr seid dafĂŒr kompetent, aber ihr habt die KapazitĂ€t nicht.“ Kennen Sie einen Kaufmann, der gerne auf GeschĂ€fte verzichtet? Wir verbessern in Heddesheim unsere Produktionsstrukturen und unsere WettbewerbsfĂ€higkeit.

Beschreiben Sie bitte, wie Sie und ihre Kunden zusammenkommen?
Oft ĂŒber Ausschreibungen. Ein Produzent, eine Handelskette hat ein Logistik-Problem und gibt die Daten in den Markt. Dann bewirbt man sich darum. Das können kurzfristige Aufgaben sein, wir sind natĂŒrlich an langfristigen VertrĂ€gen interessiert. Wie wir das regeln, ĂŒberlĂ€sst uns der Kunde, er will sich darauf verlassen, dass seine Waren zuverlĂ€ssig dahin kommen, wo er sie braucht.

Welchen Vorlauf benötigt ein langfristiges GeschÀft?
Oft bis zu einem Jahr. Das fĂ€ngt mit dem Regalbau an, hier haben Sie einen Vorlauf von bis zu zwölf Wochen, das sind Spezialanfertigungen. Wenn das steht, muss die EDV fĂŒr die Warenwirtschaft installiert werden, Sicherheitsanlagen, Bewachung fĂŒr hochwertige GĂŒter. Je nach Produkt mĂŒssen gewisse Auflagen erfĂŒllt und Genehmigungen erteilt werden.
Wir stehen beispielsweise gerade in Verhandlungen mit einem Lebensmittelkunden. Der braucht ab 2011 KapazitÀten und ist sehr an uns interessiert.

„Privatinvestoren investieren in das GelĂ€nde

Das GelÀnde, auf dem Sie in Heddesheim bauen wollen, gehört nicht der Firma, sondern wird von der Phoenix 2010 GbR, an der Herr Karl-Martin Pfenning beteiligt ist, gekauft. Warum?
Das ist ein ganz normaler Vorgang. Privatinvestoren investieren in das GelĂ€nde und Unternehmen mieten das dann. Das finden Sie ĂŒberall.

Wird sich die Firmierung der KMP Holding GmbH Àndern, beispielsweise in eine Aktiengesellschaft?
Nein. Wir bleiben eine GmbH. Die KMP Holding ist die Mutter fĂŒr mehrere Unternehmen die Lagerhaltung, Kommissionierung, Transport und Verpackung von Waren sowie Mehrwertdienstleistungen betreiben.

Was sind Mehrwertdienste?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In Mannheim haben wir ein Kompetenzzentrum Stahl. Hier kaufen wir Stahl und Bleche und bearbeiten diese fĂŒr einen Kunden. Wir sind dort Teil der Fertigungskette, wenn Sie so wollen „eine verlĂ€ngerte Werkbank“.

Werden auf dem GelÀnde in Heddesheim nur Pfenning tÀtig sein oder auch andere Unternehmen?
Prinzipiell nur wir. Dass wir die Konkurrenz nicht aufs GelÀnde lassen, werden Sie verstehen. Vorstellbar ist, dass ein Unternehmen Hallen mietet, aber selbst betreibt, beispielsweise, wenn der Umgang mit den eigenen Produkten nur durch eigene Mitarbeitern erfolgen soll.

ErlÀutern Sie das bitte.
Es gibt vielfĂ€ltigste Anforderungen in der Logistik- branche. Wenn beispielsweise ein Pharmahersteller Waren in die USA liefert, ist er automatisch der Ă€ußerst strengen Kontrolle der FDA (der Lebensmittelkontrollbehörde Food and Drug Administration, Red.) unterworfen. Es könnte sein, dass diese einen lĂŒckenlosen Nachweis verlangt, dass nur das produzierende Unternehmen Kontakt zur Ware hat.

Andere Firmen auf dem Pfenning-GelÀnde

Sie planen also die Vermietung?
Nein, ich habe Ihnen ein Beispiel gegeben, was vorstellbar ist, wenn wir zum Beispiel mit unserem GeschĂ€ft die Hallen temporĂ€r nicht ausfĂŒllen können sollten. Oder sollen wir die dann leer stehen lassen?

Sie arbeiten fĂŒr mehrere Kunden. WĂ€re eine Spezialisierung nicht besser?
Auf keinen Fall. ÃƓberlegen Sie mal, wo wir in der momentanen Krisensituation stĂŒnden, hĂ€tten wir uns zum Beispiel nur auf das AutomobilgeschĂ€ft konzentriert? Wir haben ein Multi-User-Konzept. FrĂŒher wurden wir gefragt, was wir mit dem „Bauchladen“ wollen, heute gucken die, denen die AuftrĂ€ge wegbrechen, mit Neid auf uns.

GefĂ€hrliche GĂŒter

In ihrem „Bauchladen“ finden sich auch gefĂ€hrliche GĂŒter. Beispielsweise ist Waschpulver an sich harmlos, in einer großen Menge aber nicht.
Genau. Wir haben große Waschmittelmengen. Dabei unterliegen wir aber auch einer strengen Kontrolle und erfĂŒllen alle notwendigen Auflagen – sonst wĂŒrden wir ja unsere Existenz aufs Spiel setzen. Was wir definitiv nicht lagern werden, sind radioaktives Material und Sprengstoffe. Zum VerstĂ€ndnis: Haarspray wird von vielen Menschen benutzt, typischerweise in einer Druckgasverpackung. In großen Mengen ist das ein Gefahrstoff, wir wissen aber, wie wir damit umgehen, sonst bekĂ€men wir die AuftrĂ€ge nicht.

Auf welchen Zeitraum ist ihr Engagement in Heddesheim ausgelegt?
Das ist eine Generationsentscheidung. Wir investieren eine Menge Geld und werden dementsprechend lang bleiben. Außerdem sind wir ein Familienbetrieb. Der zieht nicht einfach weiter, wie das mit Standorten von Konzernen passiert.

Bevor Sie Heddesheim gewĂ€hlt haben, hatten Sie sich fĂŒr einen Standort in Viernheim an der A6/61 interessiert. Stimmt es, dass Sie nur deswegen nicht dorthin gegangen sind, weil die Verhandlungen mit den EigentĂŒmern zu lange gedauert hĂ€tten? Das ist doch mit Geld zu lösen.
Nein. Das war nicht der entscheidende Grund. Sicherlich hĂ€tte die Gemeinde uns unterstĂŒtzen können. Die mögliche Nutzung des GelĂ€ndes ist aber nicht so gut wie in Heddesheim, das liegt am GrundstĂŒckszuschnitt. Außerdem wurde uns vermittelt, dass wir uns von politischer Seite keine große Hoffnung machen sollten, dass es schnell zu einem Bebauungsplan kommen könnte. Wir wollen und mĂŒssen aber expandieren und sind deshalb nach Heddesheim gegangen.

Schweigende Mehrheit

Sie gehen fest davon aus, dass Sie sich in Heddesheim ansiedeln werden?
Ja.


Uwe Nitzinger Bild:Pfenning-Gruppe

Trotz der Proteste gegen ihre Ansiedlung und der kritischen Stimmung in Heddesheim?
Die Interessengemeinschaft (IG) macht in unseren Augen ordentlich Wind, aber es gibt auch den Begriff der schweigenden Mehrheit. Ich glaube nicht, dass sich die Mehrheit der Heddesheimer von bewusst falsch verbreiteten Informationen irritieren lÀsst.

Sie bezeichnen die Mitglieder der IG neinzupfenning als FĂ€lscher?
Das habe ich nicht gesagt. Sie haben falsche Zahlen verbreitet und Behauptungen aufgestellt, die nicht zutreffen, wovon sich die Heddesheimer auch durch die Gutachten auf der BĂŒrgerinformation ĂŒberzeugen konnten.

Was steht im stÀdtebaulichen Vertrag?

Die Zahlen stimmen nicht. Woher hÀtte die IG aber die echten Zahlen nehmen sollen? Es wurde ja alles geheim gehalten.
Das ist so nicht richtig. BĂŒrgermeister, Gemeinderat und wir haben vertraulich verhandelt. Das ist unser Recht und absolut ĂŒblich, damit man im gegenseitigen Vertrauen zu einem Ergebnis kommen kann.

Ein Teil des Ergebnisses ist ein ebenfalls als vertraulich eingestufter „stĂ€dtebaulicher Vertrag“. Was steht da drin?
Darin ist festgelegt, wie Gemeinde und Unternehmen das GrundstĂŒck entwickeln werden, wer welche Aufgaben und Kosten ĂŒbernimmt.

Sind dort auch Vertragsstrafen definiert, falls es nicht zu einer Bebauung kommt?
Davon ist mir nichts bekannt.

„Chance genutzt“

Im Mannheimer Morgen hieß es, Sie seien auf die Heddesheimer Gemarkung aufmerksam geworden, weil Edeka das geplante Fleischwerk nun doch nicht dort, sondern in Rheinstetten ansiedelt. Soll man das glauben, dass Sie nicht schon lĂ€nger alle geeigneten FlĂ€chen im Blick hatten?
Die korrekte Darstellung ist: Als klar wurde, dass Edeka dieses sehr gute GelĂ€nde doch nicht in Anspruch nimmt, hat sich fĂŒr uns eine Chance ergeben. Die haben wir genutzt. Und wir schaffen ArbeitsplĂ€tze.

Ist das so? Soweit ich verstanden habe, wechseln rund 400 Mitarbeiter von Viernheim nach Heddesheim, 250 weitere kommen aus der Region hinzu. Macht 650. Sie sprechen von bis zu 1000 ArbeitsplÀtzen, davon sind je 250 Subunternehmer und Leiharbeiter, verbleiben 500. Wo sind die fehlenden 150 hin?
Es ziehen ĂŒber 500 Mitarbeiter um. Vor Ort werden neue ArbeitsplĂ€tze geschaffen, weil eine Reihe von Mitarbeitern, beispielsweise im Stahl- Kompetenzzentrum nicht nach Heddesheim wechseln. Das wĂ€re Unsinn, weil die am Ort des Kunden tĂ€tig sind. Deswegen ist auch die Annahme falsch, wir wĂŒrden stĂ€ndig Lkw von Heddesheim nach Mannheim und zurĂŒck schicken. Von Hallen, die wir nur gemietet haben, ziehen wir Mitarbeiter am neuen Standort zusammen. Wie genau die Mitarbeiterzahlen sind, werde ich Ihnen nicht sagen, weil die Konkurrenz sich dafĂŒr auch interessiert.

Zum Verkehr kommen wir bitte gleich. In den Jahren 2000-2002 standen ihre Firma und Sie persönlich stark in der Kritik, wie Sie mit ihren Mitarbeitern umgehen. Auch heute noch werden Sie von der Gewerkschaft verdi Ă€ußerst kritisch betrachtet. Der Vorwurf lautet, ihre Leute mĂŒssten mehr fĂŒr weniger Geld arbeiten und es gĂ€be keine ÃƓberstundenregelungen.
Das ist Unfug und eine unverschÀmte Behauptung. Es trifft zu, dass wir uns nicht an die TarifvertrÀge binden. Aber wir haben Boni und PrÀmien und bezahlen unsere Mitarbeiter nach Leistung. Schauen Sie sich nur mal die Zahlen zu unserer Betriebszugehörigkeit an: Viele sind 10, 20, 30 Jahre im Unternehmen.

Weshalb beschĂ€ftigen Sie dann im VerhĂ€ltnis gesehen eine so große Zahl von Leiharbeitern?
Die brauchen wir je nach Zyklus. Das sind Leiharbeiter, die wir leihen, wenn wir sie benötigen. Mit den Zeitarbeitsfirmen, die uns diese Leute stellen, arbeiten wir langfristig zusammen.

Und ihre Subunternehmer? Sind das Deutsche oder AuslÀnder?
Haben Sie was gegen AuslÀnder?

Absolut nicht. Die Frage zielt auf die VertrĂ€ge. AuslĂ€ndische Subunternehmer sind sicherlich gĂŒnstiger als deutsche.
Dazu mĂŒssen Sie wissen, dass diese im innereuropĂ€ischen Verkehr bis jetzt noch nicht fahren dĂŒrfen. Viele Fahrer haben tatsĂ€chlich einen Migrationshintergrund, sind aber bei den Subunternehmern angestellt, die mit uns die VertrĂ€ge haben.

Das heißt, nicht jeder Laster, der den Schriftzug Pfenning trĂ€gt, ist auch ein solcher?
Wir haben viele eigene Fahrzeuge und achten bei unseren Subunternehmern darauf, dass die Zugmaschinen zu uns passen. Die HĂ€nger sind meist von uns.

„Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapitel“, Uwe Nitzinger

Sie werben mit ihren Auszubildenden. Wie viele Stellen bieten Sie fĂŒr welche Berufe an?
Weit ĂŒber 20. Vom Fachlageristen, ĂŒber Kaufleute fĂŒr Speditions- und Logistikdienstleistungen bis hin zum BA-Studium fĂŒr Logistik.

Die meisten AusbildungsplÀtze sind im Lagerbereich?
Ja. Da brauchen wir auch die meisten Leute.

Die man leicht ersetzen kann?
Daran ist uns ĂŒberhaupt nicht gelegen. Unser grĂ¶ĂŸtes Kapital sind unsere Mitarbeiter, deswegen wollten wir auch in der Region bleiben, die gleichzeitig aber auch ein idealer Standort wegen der EU-Osterweiterung ist. Es dauert, bis ein Mitarbeiter mit den komplexen AblĂ€ufen in einem Logistik-Zentrum vertraut ist. Das ist qualifizierte Arbeit, die dort geleistet wird.

Kommen wir zum Verkehr. Sie sagen, der ĂŒberwiegende Teil der Waren kommt aus und geht in die Ferne. Wie definieren Sie Ferne?
Das ist alles, was weiter als die Region ist. Beispielsweise kommt Waschmittel aus DĂŒsseldorf, das dann fĂŒr ein Handelslager in Offenburg weiter transportiert wird. Das wird das HauptgeschĂ€ft.

Lkw-Verkehr durch Heddesheim

Sind Sie bereit, eine Vereinbarung mit der Gemeinde zu schließen, dass möglichst wenig Verkehr durch Heddesheim lĂ€uft?
DarĂŒber sind wir gerade im GesprĂ€ch. Seriöserweise kann ich nicht ganz ausschließen, dass einige Lkws durch Heddesheim fahren. Nur nicht annĂ€hernd in der GrĂ¶ĂŸenordnung, wie von der IG behauptet. Die wollen das einfach nicht verstehen.

Im Mannheimer Morgen zu sehen, wurde mitten in der Diskussion ein Pfenning-Laster in der Ortsmitte fotografiertñ€©
Dann schauen Sie sich den mal an: Das ist ein „City-Sattel“ gewesen. Solche Lkw werden fĂŒr die Nahversorgung eingesetzt. Die Leute wollen doch auch im Laden was kaufen können, oder?

Können Sie denn die Zahl von 3 Lkw pro Stunde in Spitzenzeiten ĂŒber die Ringstraße halten, wenn die 2. Ausbaustufe fertig ist oder sind es dann doppelt so viele?
Es werden nicht doppelt so viele sein, weil sich die Bebauung und damit die gelagerten Waren nicht verdoppeln. Aber es werden mehr sein, hier auch wieder im Fernverkehr. Seriös kann ich das heute noch nicht sagen, wir reden gerade vom Jahr 2016.

Pfenning-Lkw vor Edeka TiefkĂŒhl-Zentrum Bild:pro

Pfenning-Lkw vor Edeka TiefkĂŒhl-Zentrum Bild:pro

Wie steht es mit den Verhandlungen mit der Bahn? Dauern die an oder stehen Sie vor einem Abschluss?
Die sind in trockenen TĂŒchern. Die Bahn hat da ganze Arbeit geleistet. Sie können sich vorstellen, wie kompliziert eine Lösung ist, wenn Sie wissen, dass immer nur kurze Zeitfenster bleiben, um die ZĂŒge auf die Strecke zu bringen, weil auf der Linie der ICE entlang rauscht. Wir werden drei Gleise haben, eins zu den Hallen, eins fĂŒr die leeren Waggons und eins fĂŒr die Loks zum Rangieren.

Wer bezahlt das und wie teuer ist der Bau?
Wir. Das kostet uns rund 2,5 Millionen Euro.

„Schönheit liegt im Auges des Betrachters“, Uwe Nitzinger

Zum Bau: Herr Fleckenstein hat im Mannheimer Morgen die MonstrositÀt der Hallen kritisiert. Finden Sie Lagerhallen schön?
Das hÀngt vom Auge des Betrachters ab. Es gibt aber durchaus interessante Architekturen. Abgesehen davon findet hier ein GeschÀft statt, das den Leuten Arbeit gibt. Das finde ich schön.

Man könnte ja auch KĂŒnstler dran setzen, die die Hallen verschönern.
Dazu gibt es ÃƓberlegungen.

ZurĂŒck zum Anfang: Wer ist denn auf wen zugegangen, BĂŒrgermeister Kessler auf das Unternehmen oder umgekehrt?
Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich das nicht mehr weiß. Wir haben aber nach Aufnahme der Verhandlungen spĂ€ter auch den Gemeinderat bei uns gehabt, dem wir das Projekt vorgestellt und erlĂ€utert haben, dass gerade der Gleisanschluss fĂŒr uns einen enormen Vorteil bietet.

Kritischer Gemeinderat?

Wurden kritische Fragen gestellt?
SelbstverstÀndlich haben die GemeinderÀte uns Fragen gestellt, beispielsweise zur Verkehrsbelastung, das war ein zentraler Punkt.

In Heddesheim wundert man sich, dass die GrĂŒnen geschlossen zugestimmt haben. Mussten Sie bei den GrĂŒnen eine stĂ€rke ÃƓberzeugungsarbeit leisten als bei den anderen?
Wenn Sie mir sagen, wie man einen GrĂŒnen erkennt? Ich habe an den Fragen nicht unterscheiden können, wer zu welcher Partei gehört.

In Heddesheim wird mittlerweile hitzig ĂŒber das FĂŒr und Wider ihrer Ansiedlung gestritten. Gab es Fehler in der Kommunikation?
Das mĂŒssen Sie die fragen, die sich so aufregen. Wir haben uns nichts vorzuwerfen bei der Kommunikation. Die Stimmung ist nicht von uns aufgeheizt worden. Wir wĂŒnschen uns einen konstruktiven Dialog mit den Heddesheimer BĂŒrgern. Das heutige GesprĂ€ch mit Ihnen ist hierfĂŒr ein Beispiel.

Dann hat der BĂŒrgermeister Fehler gemacht?
Ich war noch nie BĂŒrgermeister und bin in der Kommunalpolitik nicht zuhause. Das kann und will ich nicht beurteilen. Ich kann aber nicht erkennen, dass der BĂŒrgermeister in der Kommunikation Fehler gemacht hĂ€tte.

Interview: „Pfenning ist ein Tarif-FlĂŒchtling“

Eines der wichtigsten Argumente, mit denen BĂŒrgermeister Kessler und die Gemeinderatsfraktionen fĂŒr die Pfenning-Ansiedlung werben, sind die ArbeitsplĂ€tze.

Das Heddesheim-Blog hat bei verdi Hessen nachgefragt, welche Erfahrungen die Gewerkschaft mit dem Unternehmen gemacht hat und wie Pfenning als Arbeitgeber eingestuft wird.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Winhold, das Unternehmen pfenning logistics liegt in ihrem Gewerkschaftsgebiet. Wie ist Ihnen das Unternehmen bekannt?
Winhold: Wir vertreten immer wieder unsere Mitglieder bei arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit Pfenning. Zudem ist die Firma Pfenning ein Tarif-FlĂŒchtling. Pfenning ist aus dem hessischen Tarifvertrag fĂŒr die Speditions- und Logistikbranche ausgestiegen.

Was bedeutet das?
Pfenning nimmt nicht mehr an den TarifvertrĂ€gen teil, die wir alle zwei Jahre fĂŒr die Branche aushandeln. Pfenning zahlt schlechter bei deutlich höherer Wochenarbeitszeit.

Woher wissen Sie das?
Mir liegen dazu einzelne ArbeitsvertrĂ€ge vor, aus denen ich schließe, dass dies bei Pfenning ĂŒblich ist. Die Arbeitszeit im Bereich Lager liegt den VertrĂ€gen zufolge bei 42 Stunden, unsere tarifliche Arbeitszeit aber bei 38 Stunden. Das heißt, ÃƓberstunden werden, wenn ĂŒberhaupt, erst ab der 42ten Stunde bezahlt.

Was heißt, „wenn ĂŒberhaupt“?
Pfenning fordert nach meinen Informationen vor allem im Lagerbereich teils massiv ÃƓberstunden ein. ÃƓber entsprechende VergĂŒtungen habe ich keine Informationen.

Pfenning ĂŒbt unzulĂ€ssig Druck auf seine Mitarbeiter aus

Gibt es weitere arbeitsrechtliche AuffÀlligkeiten bei Pfenning?
Ja. Uns ist bekannt, dass Vorgesetzte oder Mitarbeiter der Personalabteilung ohne Anwesenheit eines Arztes beispielsweise versuchen, Mitarbeiter zu Aussagen zu bewegen, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist und welche Gesundheitsprognose sie fĂŒr sich sehen. Das ist ein absolutes Unding. FĂŒr den Mitarbeiter kann das ernste Konsequenzen haben, wenn er von sich aus eine negative Gesundheitsprognose angibt. Das ist eine böse Falle. Pfenning ĂŒbt hier unzulĂ€ssig Druck auf die Mitarbeiter aus, ĂŒber die GesprĂ€che werden Protokolle angefertigt.

Welche Konsequenzen sind das?
Beispielsweise eine KĂŒndigung.

Schlechter Stil

Ist das rechtlich zulÀssig?
Ganz sicher nicht. Kein Arbeitnehmer kann zu solchen Aussagen gezwungen werden. Problematisch ist es, wenn ein Mitarbeiter durch geschickten Druck dazu gebracht wird. Das ist mehr als ein schlechter Stil.

Wie verhÀlt sich ein Arbeitgeber korrekt?
Wenn der Arbeitgeber Zweifel an einer ArbeitsunfĂ€higkeitsbescheinigung oder dem gesundheitlichen Zustand eines Mitarbeiters hat, kann er das beispielsweise arbeitsmedizinisch ĂŒberprĂŒfen lassen.

Haben Sie sich bei Pfenning ĂŒber diese ZustĂ€nde beschwert?
SelbstverstĂ€ndlich ĂŒber unsere Mitglieder.

Wie war die Reaktion?
Pfenning hat nicht reagiert.

Info:
Thomas Winhold ist GewerkschaftssekretĂ€r fĂŒr Post, Spedition und Logistik bei verdi Hessen.