Freitag, 02. Juni 2023

Gabis Kolumne

Im Kampf gegen die Widrigkeiten der Natur

Rhein-Neckar, 27. April 2013. (red) Gabi liebt ihren Garten. Meistens, aber eben nicht immer. So ein Garten ist ein Kosmos und ein Lebensgefühl. Es geht um Ideen, Wünsche, Liebe und die harte Realität. [Weiterlesen…]

Gabis Kolumne

Ausmisten ist gut für die Seele

Kisten packen ist nur die halbe Arbeit. Davor muss man Ordnung schaffen – innerlich und äußerlich. Foto: Rheinneckarblog.

Rhein-Neckar, 14. Januar 2013. Umzüge sind nicht nur eine äußerliche Veränderung des Wohnraums, sondern verändern auch das eigene Leben. Eine von Gabis Freundinnen ist gerade umgezogen und hat Ordnung geschaffen – innerlich und äußerlich, wie Gabi erfahren hat.

„Ausmisten ist gut für die Seele, befreit und macht leichter“, nach diesem Motto ging eine Freundin ihren Umzug an. Meistens schreibe ich ja über meine Beobachtungen. Heute präsentiere ich Ihnen, was ich protokolliert habe:

Der Kleiderschrank war zuerst dran. Es ist erstaunlich, wieviel Kleiderstücke „frau“ im Schrank aht, die „frau“ in den letzten drei bis fünf Jahren nicht mehr getragen haben, da sie A zu klein, B nicht mehr modern oder C eigentlich noch nie wirklich gefallen haben? Das waren zumindest bei mir ziemlich viele. Denn man hofft stets A, dass man wieder abnimmt, B, dass die Kleider wieder in Mode kommen oder C, dass man doch noch eine Gelegenheit findet, diese „guten“ Stücke zu tragen, denn schließlich waren sie ja teuer.

Macht man sich davon frei – und das habe ich wirklich versucht – ist der Haufen der ausgemisteten Kleider größer als der, der im Schrank verbleibt. So schleppte ich gefühlte hundert Säcke zur Altkleidersammlung.

Schwieriger gestaltete sich das Aussortieren des Bücherregals. Es gibt die aktuellen Romane und die Klassiker, die packt man ganz schnell in die Kiste. Doch was macht man mit „Uta Danella“-Romanen, die im Umschlag den Namenszug der Großmutter tragen? Büchern mit Widmungen, die man noch nie gelesen hat? Bildbände mit „Wunder dieser Welt“, die mal „sauteuer“ waren und die man in den letzten zehn Jahren nicht einmal in der Hand hatte? Und mit Lexika, die in den 90er Jahren erschienen sind?

Da hilft nur Ausmisten. Doch wohin? Alte Romane kriegt man in den Bücherregalen der Kommunen unter, aber wohin mit Bildbände und Lexika, die möchte keiner mehr, also bleibt nur die Tonne und das ist schmerzhaft. Der Mannheimer Umzugsberater meines Vertrauens von ASH Kurpfalz Umzüge hatte volles Verständnis dafür: „Lassen Sie sich Zeit und sehen Sie es als Chance“, sagte er verständnisvoll.

Horrorszenario Speicher

Ein Horrorszenario offenbarte sich auf dem Speicher: Kisten mit Kinderspielzeug, Kinderbetten, alte Fotos und Briefe, Dias, Unterlagen aus dem Studium – ein unerschöpflicher Quell der Erinnerungen. Hier geht Sortieren ans Eingemachte.

Die Uni-Unterlagen, die ich schon zweimal umgezogen habe, flogen jetzt endgültig ins Altpapier. Briefe, Tagebücher und Fotos – da bin ich ganz sentimental – landeten in der Umzugskiste.

Die Kindersachen wurden in Aschenputtel-Marnier sortiert, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Sprich Bilderbücher und Spielsachen, die der Nachwelt bzw. den Enkelkindern in weiter Ferne erhalten bleiben sollen, sowie Kinderbettchen und Schaukelpferd wurden eingepackt. Unvollständige Spiele und kaputte Spielsachen wanderten in den Müll und den Rest brachte ich neben Schränken, Regalen und Nippes zu einem sozialen Secondhand-Kaufhaus.

Horte der Sammelwut und Momente des Glücks

Und was bleibt noch übrig? Richtig, der Keller. Ein weiterer Hort der ungezähmten Sammelwut. Braucht man wirklich acht Isomatten und zehn Schlafsäcke? Wird man in naher Zukunft die Luftmatratze und das Schlauchboot flicken? Wie viel Beachball-Spiele und Squash-Schläger kommen in den nächsten Jahren wirklich zum Einsatz? Da helfen nur eiserne Disziplin und große Müllsäcke.

Das männliche Spielfeld – die Werkstatt – auszumisten, habe ich meinem Mann überlassen. Wie er mir versicherte, habe er gnadenlos weggeschmissen, dennoch blieb bei mir der Eindruck zurück, dass man mit den übrig gebliebenen Schrauben, Nägeln und Brettern nebst Werkzeug in allen Größen und Formen ein ganzes Haus bauen könnte. Sehr lustig war, wenn ich ihn nach diesem und jedem fragte und wann er das schon mal benutzt hatte: „Bis jetzt noch nicht, Schatz, aber man weiß ja nie.“

Immerhin: Als ich eine Hakenschraube (nennt man das so?) erst mit dem Schraubenzieher und dann mit einer Zange aus der Wand holen wollte, verschwand er und kam triumphierend mit so einer Art Hakenzieher wieder. Das „Tool“ setzte er an und drehte mühelos mit einem Lächeln die Haken aus der Wand: „Siehst Du, geht doch viel einfacher“, sagte er nicht ohne Stolz, endlich mal eines seiner sonst jahrelang ungebrauchten Werkzeuge einsetzen zu können. Und andere Männer sammelten schließlich Briefmarken oder Modellautos, er stehe halt auf Werkzeug. Sicher freut er sich drauf, im neuen Haus die Haken wieder eindrehen zu können.

Wohin mit dem Müll?

Die wichtigsten „Events“ in dieser Lebensphase waren die Abfuhrtermine von Sperrmüll, Elektroschrott und Wertstofftonne sowie Altkleidersammlungen.

Denn hat man sich schon mehr oder weniger schweren Herzens von allen möglichen Dingen und Erinnerungen getrennt, bleibt die große Frage, wohin damit? Einen Container aufzustellen erschien mir zu brachial und gegen die – heutzutage in aller Munde – Nachhaltigkeit. Dementsprechend hat es mich gefreut, wenn Passanten und Sammler noch Nützliches vor meiner Tür gefunden haben.

Freiheit!

„Und“, fragte ich nach dem Bericht meiner Freundin, „fühlst du dich jetzt leichter?“ „Befreit“, meinte sie, denn schließlich habe sie nun in Schränken und Regalen wieder viel Platz und Neues könne jetzt Einzug halten – im Haus und im Leben.

Vielleicht sollten wir alle mal häufiger ausmisten, nicht nur beim Umzug, dachte ich.

gabi

Gabis Kolumne

„Jein“ ist keine Lösung, aber ein Ansatz

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Guten Tag!

Rhein-Neckar, 07. November 2011. Es gibt „Nein-Sager“ und die ewigen „Ja-Sager“ und zwar nicht nur in Indien. Und vielleicht gibt es auch einen Weg dazwischen, fragt sich Gabi.

Dieser Tage habe ich einen Bericht darüber gehört, dass Inder unglaublich hilfsbereit sind und deshalb auch eine Frage niemals mit „nein“ beantworten, denn das ist unhöflich und gegen die Gastfreundschaft.

Fragt man in Indien also nach dem Weg, ist es gleichgültig, ob der Gefragten ihn kennt oder nicht, er wird versuchen, eine Wegbeschreibung abzugeben.  Folglich wird dem Fragenden in Indien stets geholfen und selbst, wenn er letztendlich in Katmandu und nicht am Taj Mahal ankommt. „Nein“ sagen ist in Indien demnach absolut verpönt.

Filmplakat zum "Ja-Sager".

Die amerikanische Filmindustrie hat diesem Phänomen mit dem „Ja-Sager“ sogar eine eigene Komödie gewidmet und schon Bertolt Brecht hat 1930 ein Lehrstück über den „Jasager“ geschrieben.

Aber so weit muss man ja gar nicht gehen. Auch hier zu Lande, fällt vielen das „Nein“ sagen schwerer als das „Ja“ sagen und so kann die Frage, „kannst du mir einen Salat für meine Party machen“, in einen absoluten Stress ausarten. Denn selbst, wenn man weiß, dass man überhaupt keine Zeit hat, sagt man meistens „Klar, doch, gerne“, mit dem Resultat, man gerät in absolute Hektik und landet an der Kühltheke des Supermarktes.

Kürzlich fragte mich eine Freundin: „Kannst du mich heute Mittag eventuell vom Bahnhof abholen?“ Sofort antwortete ich: „Ja, gerne doch“, obwohl ich genau wusste, ich komme erst spät von der Arbeit nach Hause, die Kinder wollen etwas essen und zudem habe ich noch einen Arzttermin. Das Resultat war, ich geriet in Panik, wurde hektisch und übellaunig.

„Ich hoffe, du hattest nicht zu viel Stress.“

Als ich am Bahnhof ankomme, sieht meine Freundin  meine Schweißperlen auf der Stirn und sagt: „Ich hoffe, du hattest nicht zu viel Stress.“ Und was antworte ich? Na, richtig, ich sage „Das war überhaupt kein Problem, das mache ich doch gerne“.

Das „Ja-Sagen“ wird spätestens dann fatal, wenn man Kinder hat. Das fängt im Kindergarten an, betrifft die Teilnahme jeglicher Freizeitaktivitäten und gipfelt in der Schulzeit.

Ich gehöre demnach prinzipiell immer zu den ersten, die bei Sommerfesten Kuchen backen und die sich in die Helferliste eintragen. Ich war Elternbeirätin – und das war keine Ehre, sondern eindeutig Pflichtprogramm -, hole meinen Halbwüchsigen nebst weiterer Kids nachts um drei Uhr nach einer Venedig-Exkursion vom Bus ab, bekoche spontan – „Mama, du hast doch nichts dagegen, ich habe noch ein paar Freundinnen zum Essen mitgebracht“ – vier kichernde Teenager und trage mich immer ein, wenn Fahrdienste gesucht werden.

Und natürlich wissen auch meine Kinder, meine Freunde und mein Mann, dass ich es mit dem „Nein-sagen“ nicht so habe – und nutzen dies – so meine ich – schamlos aus.

Meistens reicht ein „Wenn-es-dir-zuviel-ist“ oder „ich-kann-es-auch-selbst-machen“ oder ein „es-wäre-toll-wenn-du-mir-helfen-könntest“ aus und ich stehe parat.

Wenn ich mich also kritisch betrachte, heißt das eindeutig, ich möchte gebraucht werden, ich möchte die Retterin in der Not sein, ich lechze nach „das-hast-du-toll-gemacht“.

Kürzlich habe ich mit einer Freundin über diesen Gen-Defekt gesprochen. Sie selbst bekennt sich freimütig zu den „Nein-Sagern“.

„Weißt du“, sagte sie, „wenn du „nein“ sagst, kannst du daraus auch noch ein „Ja“ machen, umgekehrt funktioniert das nicht. Also sage ich erst mal „Nein“ und warte dann ab.“

Das Resultat ist eindeutig, während sie abwartet, haben die „Ja-Sager“ schon längst ihre aktive Rolle übernommen und die „Nein-Sager“ können sich zurücklehnen, aufatmen und sagen: „Im Notfall hätte ich schon mitgemacht, aber ihr braucht mich ja nicht mehr“.

„Jein“ – ein Kompromiss?

Bingo, so funktioniert das Spiel. Ich habe verstanden.

Das heißt, „Nein“ sagen und abwarten und der Kelch geht vorüber. Und wenn das alle machen, passiert gar nichts mehr. Alle sagen „Nein“, folglich alles stagniert.

Das kann also nicht die Lösung sein.

Der Kompromiss wäre also ein „Jein“. Aber das ist eigentlich nur ein irgendwo „Dazwischen“. Und zwischen zwei Stühlen sitzt es sich bekanntlich am Schlechtesten.

In letzter Zeit habe ich mir deshalb angewöhnt, erst mal tief Luft zu holen und mir eine Atempause zu gönnen, sprich, ich antworte nicht gleich und gestehe mir und meinem Gegenüber zu, dass ich mir meine Antwort überlegen kann, vor allem bei Spontan-Anfragen.

Das heißt, wenn mich spätabends mein Sohn anruft und fragt, kann ich bei XY übernachten, wenn mein Mann fragt, kannst heute Nachmittag für mich XY machen, wenn eine Freundin fragt, treffen wir uns am XY – ich muss es aber gleich wissen -, wenn meine Tochter fragt, können wir gleich ins Einkauszentrum fahren, um XY zu kaufen, wenn mein Chef sagt, ich müsste bis zum nächsten Tag XY erledigen, dann sage ich ganz entspannt: „Darüber muss ich noch nachdenken, fragt mich in einer halben Stunde noch mal.“

Oft klappt es, oft auch nicht. Aber ich arbeite daran. Und wenn ich mal nach Indien reise, werde ich mich nicht wundern, wenn ich in Katmandu lande und nicht am Taj Mahal, und vorsorglich werde ich mir eine Straßenkarte mitnehmen.

gabi

Gabis Kolumne

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub oder wie kann man Urlaubsgefühle konservieren

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Guten Tag!

Rhein-Neckar, 12. September 2011. Gabi ist wieder vom Urlaub zurück und versucht mit konservierten Erinnerungen der Post-Urlaubs-Depression entgegenzuwirken. Oder sollte man doch gleich den nächsten Urlaub buchen?

Die Farben des Südens.

Der Himmel ist grau – und die Landschaft und die Stimmung auch. Back in Germany. So ging es mir zumindest – und wahrscheinlich Millionen von Deutschen in den vergangenen Wochen auch- als wir nach einem Urlaub im sonnigen Süden den Frankfurter Flughafen anflogen.

Jetzt nur keine Post-Urlaubs-Depression bekommen, ist leichter gesagt als getan. Vor 24 Stunden hatte ich noch im azurblauen Meer bei angenehmen 30 Grad geplanscht und dann empfing mich Nieselregen über der Rhein-Ebene. Willkommen zurück, kann man da nur sagen.

Die widrigen Umstände der Rückkehr verstärkten sich dramatisch dadurch, dass es Sonntag war und der Kühlschrank dementsprechend gähnend leer und anstelle einer mediterranen Köstlichkeit gab es Tütensuppe. Nix mit Urlaub ausklingen lassen, ab in den Keller und Wäsche waschen, denn am nächsten Tag war schließlich Montag und wieder mein erster Arbeitstag.

In mein Büro zurückgekehrt, erwarteten mich nicht nur die lieben Kollegen, „Na, es wird ja mal Zeit, dass du auch wieder arbeitest“, nein auch 367 Emails und ein riesiger Poststapel. Willkommen zurück.

Nach der Arbeit: Großeinkauf, Wäsche waschen, kochen, Wäsche aufhängen, Küche aufräumen, Wäsche abhängen, die private Post sichten, Wäsche zusammenlegen … Sie wissen wie’s weitergeht.

„Schatz, du wirkst so gestresst“

„Schatz, du wirkst so gestresst“, merkte mein Mann an, „dabei hatten wir doch gerade Urlaub“. Klar, dachte ich missmutig, du musst dich ja auch nur um deinen Job kümmern. Eine Bemerkung verkniff ich mir aber, wollte ich doch nicht das zarte Pflänzchen der Urlaubsharmonie zerstören.

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In diesem Jahr hatte ich mir ganz bewusst vorgenommen, die Urlaubsgefühle zu konservieren: Wenn sich der warme Sand durch die Zehen schiebt, wie Salz auf der Haut schmeckt, wie der Süden riecht. Und vor allem die Farben: Das kräftige Blau des Himmels, das Türkis des Meeres, das knallige Pink der Bouganivillenbäume. Der Geruch von Meer, das Zirpen der Zikaden, die Melodie der Wellen und das süße Gefühl des Nichtstuns, wenn man mit einem Buch auf einer Liege am Pool liegt und die einzige Aufgabe darin besteht, die Haut regelmäßig mit Sonnencreme zu versorgen. Die Freude kleine Bergdörfer zu entdecken, durch enge verwinkelte Gassen zu laufen und am Hafen entlang zu schlendern.

Dies alles soll mich nun hinüber retten über die grauen Tage, die kommen werden. Es werden wieder Zeiten kommen, wenn man gar nicht weiß, was man noch anziehen soll, damit es einem warm wird. Und auch für den Stress im Job und zuhause mit Haushalt und Kindern braucht man ein warmes Fell. Dann möchte ich meine Erinnerungen auspacken wie kleine Geschenke, an denen ich mich erfreue.

Ich weiß nicht, ob es mir diesmal gelingen wird, aber spätestens im nächsten Frühjahr wird mich die Aussicht auf den nächsten Urlaub wieder in freudige Erwartung stimmen. Und ich werde wieder Reiseführer und Karten studieren, auch wenn meine Familie dann müde lächelt. Nach dem Motto jetzt ist sie wieder soweit, jetzt geht die Planung von vorne los. Denn nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub – also durchhalten und die Erinnerungen genießen.

gabi

Eine Odyssee des Ärgers durch die „nächtliche“ Gastronomie


Guten Tag

Rhein-Neckar, 07. März 2011. Es ist Samstagabend, Gabi und ihr Mann besuchen ein Konzert und wollen danach noch etwas essen gehen – der Beginn einer Odysee des Ärgers, wie Gabi meint. Das kommt davon, wenn man Neues ausprobieren will.

Mein Mann und ich haben vor kurzem ein Konzert besucht und hatten anschließend noch Hunger. Zugegebenermaßen, wir befinden uns in Mittel- und nicht in Südeuropa und Hungergefühle nach 22 Uhr sind demnach nicht angebracht.

Doch der Konzertveranstalter hatte angekündigt, ein Restaurant, gleich um die Ecke, sei auf die Konzertgäste eingestellt. Und schließlich hatten wir Samstagabend.

Eigentlich hatten wir schon eine schöne, uns bekannte Gastronomie (tolles Ambiente, gute Preise, supernetter Service) im Blick, aber dann dachten wir: „Ok, was Neues“, und machten uns schnurstracks auf den Weg.

Wir betraten 15 Minuten vor 22 Uhr das Lokal, erfreuten uns der netten Atmosphäre und der variantenreichen Speisekarte. Wir wählten schnell aus und wollten zügig bestellen – denn, wie gesagt, wir hatten Hunger.

„Entweder Sie nehmen jetzt das oder gar nichts.“

Die Bedienung kam, lächelte und erklärte uns, ob der fortgeschrittenen Stunde gäbe es nur noch ein Essen, und zwar „Rinderbraten mit Knödel“. Ob es denn nicht auch etwas Leichteres geben würde, wollten wir wissen. Etwas, was in der Küche nicht viel Arbeit bereitet? „Nein“, lautete die rigorose Antwort, das sei mit dem Konzertveranstalter so ausgemacht, die Küche habe schließlich ab 22 Uhr geschlossen und „entweder Sie nehmen jetzt das oder gar nichts“, schloss die Kellnerin ihre „freundlichen“ Ausführungen.

Es könnte alles so nett sein, wenn da nicht das Problem mit der "Dienstleistung" wäre. Bild: rheinneckarblog.de

Herzlich willkommen in der Dienstleistungswüste Deutschland, dachten wir, und entschieden uns für „gar nichts“ und verließen die Restauration.

Gleich ums nächste Eck, hofften wir, freundlicher empfangen zu werden. Um 22 Uhr betraten wir das nächste Lokal, vergewisserten uns, dass die Küche bis 22.30 Uhr geöffnet hatte, und bekamen, leicht genervt, von der Bedienung, denn sie habe ja gleich Feierabend, wie sie uns vor- und die Karte auf den Tisch warf. Wir wechselten einen Blick und entschieden uns, der Dame keine Arbeit zu machen und nochmals die Stätte zu wechseln.

Nummer drei und vier unserer Odyssee sind nicht wirklich erwähnenswert, nur so viel: Bei der dritten Gastronomie gingen wir noch durch die Tür und trafen auf eine „geschlossene“ Stammtischgesellschaft, die uns wortlos anglotzte als seien wir Störenfriede, beim vierten „Restaurant“ hielten uns die Speisekarte mit „Küche bis 22 Uhr“ und gesalzene Preise davon ab einzutreten und unser „Glück“ in Versuchung zu bringen.

Oder vielleicht doch lieber einen Döner?

Zur Erinnerung – wir hatten Hunger. Mein verzweifelter Vorschlag, eine Dönerbude aufzusuchen oder bei dem amerikanischen Spezialitätenrestaurant vorbeizuschauen, wurde von meinem Mann ausgebremst – wahrscheinlich ein Fehler, dachte ich.

Noch war nicht aller Tage Abend, auch wenn wir uns schon bald der 23 Uhr-Grenze näherten.

„Ich hab’ da eine Idee“, sagte mein Göttergatte und wir bestiegen das Auto, um eine weitere Location etwas außerhalb aufzusuchen. Dort, da war er sich sicher, würden wir bestimmt noch etwas bekommen und gut bedient werden.

Lecker geht anders, freundlich auch.

Ja, dachten wir, als wir das Lokal betraten, hier sind etliche Tische noch besetzt, Essen scheint hier auch um diese Uhrzeit kein Problem zu sein. Eine reichliche Speisekarte wurde uns schnell gereicht und alles war bestellbar.

Keine zehn Minuten später wurde das Essen gebracht. Lieblos knallte uns die Bedienung die Teller hin, aber davon wollten wir uns nicht stören lassen, denn schließlich hatten wir ja Hunger und so schlecht sah das alles auch gar nicht aus.

Wir wurden satt. Mehr kann und will ich dazu nicht sagen.

Lecker geht anders, freundlich auch. Hätten wir doch nur einen Döner gegessen.

Oder wären dahin gegangen, wo wir uns wohlfühlen – aber wir wollten ja unbedingt „was Neues“ ausprobieren.

gabi

Gabis Kolumne

Gute Vorsätze

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Guten Tag!

Heddesheim, 10. Januar 2011. Irgendwelche Vorsätze an Neujahr zu fassen ist insgesamt betrachtet ziemlich albern. Denn was unterscheidet den 31. Dezember des alten Jahres vom 1. Januar des Neuen Jahres? Nüchtern betrachtet nur ein Sprung des Sekundenzeigers – meint Gabi.

Mit dem Rauchen aufzuhören und mehr Sport zu treiben sind aber sicherlich Vorhaben, die man nicht für den 1. Januar ankündigen sollte, möchte man sich nicht gleich den Frust des Versagens abholen.

Symbol der Hoffnung und der guten Vorsätze: Der Schornsteinfeger im Glücksklee.

Wir haben an Silvester bei uns zu Hause gefeiert mit Freunden. Kurz vor Mitternacht kam das Thema auf, was man sich für das neue Jahr vornehme. „Erst mal soll 2011 einfach besser werden, denn 2010 war eindeutig nicht mein Jahr“, sagte eine Freundin.

Ja, dachte ich, da kann ich ihr nur Recht geben. Ich hatte eindeutig zu viel Stress und habe viel zu wenig Zeit für mich gehabt im vergangenen Jahr. Kinder, Mann und Job haben mich so auf Trab gehalten, dass kaum Zeit zum Durchschnaufen blieb.

Egoistischer sein.

„Ich werde 2011 egoistischer sein“, warf ich provokativ in die Runde. „Ich tue endlich mal die Dinge auf die ich Lust habe, was mir gut tut.“

„Du hast vollkommen Recht“, antwortete eine Freundin. „Mein nächstes Jahr muss auch besser werden.“

„Man kann sich so viel vornehmen wie man will, letztendlich weißt man nie mit welchen Herausforderungen man konfrontiert wird“, erzählt ein Freund.

„Ich bin mit tausend guten Vorsätzen ins Jahr 2010 gestartet und dann hat meine Firma zugemacht und ich musste mir einen neuen Job suchen, damit wurde alles andere relativiert.“

„Ja, das stimmt. Bei Freunden wurde der Sohn schwer krank, da ging es jeden Tag nur darum, dass der nächste besser wird“, erzählte ein anderer Freund.

Ein Jahr ist ganz schön lang.

Das gab mir ganz schön zu denken, vielleicht muss man seine Ziele einfach kürzer stecken. Ein Jahr ist lang, da kann ganz schön viel passieren. Im Dezember 2011 können andere Dinge wichtig sein wie jetzt im Januar.

„Ich glaube, ich werde Monatsvorsätze fassen. Das ist überschaubar konkreter und hat man Erfolg gehabt, kann man sich monatlich freuen“, überlege ich laut und finde in der Runde viel Zustimmung.

Ich nehme mir vor im Januar meine Steuer zu machen, wöchentlich joggen zu gehen und den Keller auszumisten. Und damit ich mich gut fühle, gönne ich mir einen Wellness-Tag, lese ein schönes Buch und gehe in einen kitschigen Liebesfilm. Das klingt doch schon mal ganz gut, finde ich. Und im Februar … Stopp, darüber werde ich erst Ende Januar nachdenken, weiß Gott, was bis dahin passiert.

Auf alle Fälle werde ich im nächsten Jahr nicht mehr jede Woche eine Gabi schreiben. Denn einerseits kennen Sie inzwischen schon fast mein ganzes Leben und andererseits kann ich die Zeit gut gebrauchen für … Halt! Über diesen Vorsatz werde ich noch nicht reden, denn das sprengt eindeutig den Monatsrahmen.

gabi

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Wann, wo und wie kaufen Sie Ihre Weihnachtsgeschenke?

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Guten Tag!

Heddesheim, 20. Dezember 2010. Wann kaufen Sie Ihre Weihnachtgeschenke? Gehören Sie zu den gut organisierten Menschen, die das ganze Jahr über sammeln und immer dann, wenn Sie etwas Passendes sehen, einshoppen, also zu den Früh-Shoppern?

Oder gehören Sie eher zu denen, die am 24. Dezember noch hektisch mit einer Liste bewaffnet durch die Läden rasen, sprich zu den Spät-Shoppern? Oder kaufen Sie also nur im Internet und Sie sind ein Online-Shoppper. Kürzlich hat Gabi darüber bei einem Essen mit ihren Freundinnen diskutiert.

„Du hast doch bestimmt schon alles besorgt“, sagte eine Freundin zu der anderen. „Klar, ich fange schon im September an und habe keine Hektik mehr vor Weihnachten“, erklärte diese stolz. Sie gehört eindeutig zu den Früh-Shoppern.

„Ich hab’ noch gar nichts und auch überhaupt keine Ideen“, bemerkte die andere leicht verzweifelt.

Und auch wenn ich mir es jedes Jahr wieder vornehmen, muss ich ehrlich gestehen, dass auch ich zu der Kategorie der „Spät-Shopper“ gehöre, nicht gerade am 24., aber frühestens Mitte Dezember ergreift mich die alljährliche Panik.

Auch Online-Shopper müssen früh anfangen.

Amazon

"Online-Shopper kaufen ihre Weihnachtsgeschenke per Internet. Quelle: amazon"

Eine Kollegin von mir macht in diesem Jahr alle Einkäufe per Internet. Täglich kommen im Büro Päckchen und Pakete an und sie freut sich höllisch, dass sie nicht in den überfüllten Geschäften unterwegs sein muss. „Da muss man aber schon früh anfangen, denn vor Weihnachten kann es zu Lieferverzögerungen kommen“, weiß sie als erfahrene Online-Shopperin.

„Wir schenken uns nur noch Kleinigkeiten, nur die Kinder kriegen was Größeres“, erzählt eine Bekannte. Ja, aber die Kleinigkeiten haben’s in sich, denke ich mir. Das Geschenkte soll persönlich und originell sein und, wenn möglich, nicht allzu viel kosten.

„Ich mache alle Weihnachtsgeschenke selbst“, verkündete eine weitere Bekannte. „Du musst ja viel Zeit haben“, bekam sie zur Antwort.

„Das dauert auch nicht länger, als wenn ich durch die Geschäfte ziehe. Vor ein paar Jahre habe ich meinen Freunden Schals gestrickt, das geht mit dicker Wolle wunderbar schnell und das kann ich abends beim Fernsehen machen. Letztes Jahr habe ich Freunde und Familie mit selbst gekochter Weihnachtsmarmelade beschenkt und in diesem Jahr gibt es selbst gemachte Pralinen.“

Gute Idee, denke ich mir, das könnte ich mir ja für’s nächste Jahr vornehmen.

Absurd: Da werden nur die Scheine getauscht.

Das Schenken manchmal auch ganz schön schräg werden kann, erfuhr ich von der Erzählung einer Freundin. Die Verwandtschaft ihres Mannes schenkt sich unter dem Tannenbaum nur Umschläge mit Geld. „Und wenn man Glück hat, bekommt man dann auch die gleiche Summe wieder zurück“, weiß sie zu berichten.

„Das nenne ich mal absurd, was hat das noch mit Weihnachten und dem Fest der Liebe zu tun?“, werfe ich ein. „Geldgeschenke wie auch Einkaufsgutscheine kommen bei mir nicht auf den Gabentisch“, verkünde ich vehement.

„Ach ja“, bemerkt meine Freundin, „und wie war das, als dein Sohn im vergangenen Jahr für einen neuen Computer gesammelt hat, da hast du doch auch Geld dazu gegeben?“ Kalt erwischt, musste ich gestehen, so ist das mit den hehren Vorsätzen.

„Wir haben das mit dem Schenken ganz abgestellt“, meldet sich eine weitere Bekannte zu Wort. „In der Familie sammeln wir jedes Jahr und machen eine Spende, das macht eindeutig mehr Sinn als krampfhaft nach irgendwelchen unnötigen Kleinigkeiten Ausschau zu halten.“

„Du hast schon Recht, das mit dem Spenden ist eine gute Sache, darüber denke ich auch jedes Jahr nach. Andererseits ist es doch auch schön, wenn man seinen Liebsten etwas schenken kann und umgekehrt macht es doch auch Spaß, Päckchen auszupacken“, gibt eine Freundin zu Bedenken.

Spenden oder schenken? Oder beides?

„Kleine, persönliche Geschenke und dann noch spenden, das wär’s doch“, sagt eine Bekannte.

Ich nehme mir vor, nächstes Jahr alles anders zu machen, das ganze Jahr zu sammeln, meine Einkäufe ins Internet zu verlegen, allen etwas Selbstgemachtes zu schenken oder zu spenden. Aber auf alle Fälle, früher darüber nachzudenken.

Egal wie, viel Zeit bleibt mir jetzt nicht mehr und als Spät-Shopper werde ich mich jetzt beeilen müssen und in den nächsten Tagen durch die Läden rasen.

gabi

Gabis Kolumne

„Ich werde das Kind schon schaukeln“

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Guten Tag!

Heddesheim, 13. Dezember 2010. Pubertierende Kinder sind anstrengend, aber lange nicht so betreuungsintensiv wie Kleinkinder, musste Gabi noch einmal hautnah erfahren.

Die Windelzeit haben meine Freundinnen und ich ja Gott sei dank hinter uns gelassen – was natürlich nicht heißt, dass das Leben mit pubertierenden Kindern einfacher ist, aber es ist zumindest weniger betreuungsintensiv.

kind

Spielen macht Spaß!

Das wurde mir vor kurzem mal wieder bewusst, als mich eine Freundin – die sehr spät ihr erstes Kind bekommen hatte – bat, einen Nachmittag auf ihren goldgelockten einjährigen Sonnenschein aufzupassen.

Das müsste doch ein leichtes Spiel sein

„Klar“, sagte ich, „kein Problem“. Denn immerhin hatte ich ja zwei Kinder schon fast groß gezogen und mit einem Kleinkind dürfte das doch ein leichtes Spiel sein.

Kurz nach der Mittagszeit brachte sie mir also ihr Herzblatt vorbei, bepackt – o je, das hatte ich schon verdrängt – mit einer großen Tasche mit Windelutensilien, Flasche, Gläschen, Schnuller, Lieblingsschmusetier und Duplo-Steinen.

„So in einer Stunde kannst du ihm das Gläschen warm machen, anschließend müsste er müde werden und dann schläft er bestimmt zwei Stunden. Du kannst ihn dann auf die Spieldecke mit seinen Duplo-Steinen setzen und er beschäftigt sich ganz alleine. So gegen 19 Uhr gibst du ihm das Fläschchen, aber da müsste ich schon wieder zurück sein. Und frisch machen solltest du ihn, bevor du ihn hinlegst. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen, aber ich bin jederzeit auf dem Handy erreichbar“, erklärte mir meine Freundin, lächelte, drückte einen Schmatz auf das Goldköpfchen und überreichte mir ihren Sohn.

Bis zu diesem Augenblick hatte mich der kleine Wonneproppen noch freudig angestrahlt, als ihm aber bewusst wurde, dass seine Mutter im Begriff war ihn bei der „bösen“ Tante zurück zu lassen, verfinsterte sich seine Miene und binnen Sekunden brach ein fürchterliches Geschrei los.

„Geh’ nur, das bekomme ich schon hin“, meinte ich tapfer, nahm den strampelnden Einjährigen auf den Arm und zwinkerte meiner Freundin beruhigend zu. „Ich werde das Kind schon schaukeln“, versuchte ich sie zu beruhigen. Etwas unschlüssig schaute sie auf ihren schreienden Sohn und verließ dann mein Haus.

Nichts läuft nach Plan

Ich brauche Ihnen jetzt nicht zu erzählen, dass alles nicht nach dem Plan lief, den meine Freundin mir so freudig mitgeteilt hatte. Nachdem ich unzählige und vergebliche Versuche unternommen hatte, das schreiende Kind mit pädagogischen Maßnahmen zu beruhigen, kam mein Sohn mit einer Tüte Gummibärchen um die Ecke und fragte: „Kann man das Geschrei denn irgendwie abstellen?“. In dem Moment huschte ein Lächeln über das tränenüberströmte Gesicht des kleinen Goldschatzes und er quiekte „haben“ und deutete unmissverständlich auf die Haribo-Tüte. In meiner Verzweiflung hielt ich ihm ein rotes Bärchen hin, der Kleine strahlte, steckte das Fruchtgummi in seinen Mund und intonierte laut und verständlich „mehr“.

Nachdem er genüsslich die halbe Tüte verspeist hatte, schritt ich ein und nahm ihm die Tüte weg. Ich breitete die Spieldecke auf dem Boden aus, legte die Duplo-Steine vor ihn und ging in die Küche um das Gläschen zu wärmen. Keine zwei Minuten später hörte ich ohrenbetäubendes Geschepper. Wie langweilig waren doch seine Spielsachen im Vergleich zu dem CD-Regal, dessen Inhalt er mit einem Schwung auf den Boden befördert hatte. Goldschatz strahlte.

Okay, rief ich mir ins Gedächtnis, Kinder im Krabbelalter darf man nicht unbeaufsichtigt lassen. Ich schnappte mir den Kleinen und setzte ihn in der Küche vor eine Schublade mit Tupperware. Glücklich räumte er die Plastikdosen und Deckel aus und ich hatte Zeit, um festzustellen, dass der Inhalt des Gläschens eindeutig zu heiß war. Also, ab ins kalte Wasserbad.

Er hatte viel Spaß – ich weniger

Es wird Sie sicherlich nicht wundern, dass die Hälfte des Gläschens auf meinem Pulli und im Gesicht meines Goldköpfchens landete, zumindest hatte er viel Spaß dabei – ich weniger.

„So, mein Schatz, jetzt geht’s ab ins Bettchen“, erklärte ich meinem Herzchen, holte den Kuschelhasen und legte beide in mein Ehebett, natürlich nicht ohne zuvor dicke Decken an den Seiten aufzubauen, damit er nicht herausfallen konnte.

Kaum hatte ich ihn abgelegt, stieg ein eindeutiger Geruch in meine Nase. Mist, dachte ich, ich habe ganz vergessen, dass ich ihn noch wickeln muss. Ich rannte ins Wohnzimmer holte die Wickeltasche. Die Zeit hatte der kleine Schatz genutzt, quer über das Bett zu robben und die Bücher vom Nachttisch zu fegen. „Okay, okay, mein Fehler“, sagte ich und immerhin das Wickeln ging mir doch noch ganz gut von der Hand.

„So, mein Schatz, jetzt wird aber geschlafen“, gurrte ich freundlich. Goldköpfchen war aber ganz anderer Meinung, er setzte sich auf und deutete zur Tür. „Mama“, kam es weinerlich von seinen Lippen. „Die Mama kommt gleich wieder, du musst jetzt ein bisschen schlafen und dann ist deine Mama wieder da“, versuchte ich ihm zu erklären. Zu spät schon quollen dicke Tränen aus seinen blauen Augen und er schniefte herzerweichend. Also fuhr ich das volle Programm, sang Schlaflieder, legte mich zu ihm, streichelte sein Köpfchen – alles vergeblich, Goldschatz wollte nicht schlafen.

„Okay, dann gehen wir spielen“

„Okay, okay, dann gehen wir eben spielen“, gab ich auf, schnappte mir den Kleinen, der sofort wieder anfing zu strahlen und begab mich mit ihm ins Wohnzimmer. Wir ließen uns gemeinsam auf der Spieldecke nieder und ich begann mit Begeisterung die Bausteine aufeinander zu stapeln. Gelangweilt schaute mich der Kleine an und setzte sich in Bewegung Richtung Treppe. Mit „nein, Schätzchen, das ist keine gute Idee“, holte ich ihn von seiner Erkundungstour zurück, was eindeutig und laustark sein Missfallen erregte.

Verzweifelt schaute ich zur Uhr. Noch mindestens zwei Stunden würde es dauern, bis meine Freundin zurückkehren würde, das kann ja noch heiter werden.

In dem Moment hörte ich meine Tochter von der Schule nach Hause kommen. „Prima, Schatz, dass du da bist. Schau’ mal, wen wir zu Besuch haben. Magst du nicht ein wenig mit dem Kleinen spielen?“, empfing ich sie freudig. „Okay, ich nehme ihn eine halbe Stunde mit in mein Zimmer, da kann er die Kiste mit meinen alten Kuscheltieren ausräumen“, bot sie zu meiner Erleichterung an.

Alles überhaupt kein Problem

30 Minuten hatte ich Zeit, um das Chaos, was sich inzwischen ausgebreitet hatte, wieder einigermaßen zu beseitigen, in Ruhe eine Tasse Kaffee zu trinken und mich an das vertraute Gefühl zu erinnern, wie es war, als meine Kinder noch klein waren und ich jede Sekunde Auszeit genossen hatte.

Als meine Freundin pünktlich von ihrem Termin zurückkehrte, um ihren Sohn abzuholen, saß Goldlöckchen brav auf seiner Krabbeldecke, spielte mit seinen Duplo-Steinen und strahlte seine Mutter an.

„Hat alles gut geklappt?“, wollte sie wissen. „Klar“, sagte ich, „alles überhaupt kein Problem“, und dachte, Gott bin ich froh, dass meine Kinder schon so groß sind.

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Gabis Kolumne

In der Vorweihnachtszeit soll es leuchten

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Guten Tag!

Heddesheim, 6. Dezember 2010. Mitte September ist wahrlich noch zu früh für Nikoläuse und Adventsdekoration. Aber in der Vorweihnachtszeit soll es leuchten – und zwar richtig, meint Gabi.

Im September, gerade aus dem sonnigen Süden zurückgekehrt, entdeckte ich im Supermarkt die ersten Lebkuchen. Ich schloss die Augen und dachte mir, „nein, das will ich jetzt gar nicht sehen.“

Auch Ende Oktober, die Supermärkte hatten inzwischen aufgerüstet: Nikoläuse, Dominosteine, noch mehr Lebkuchen …, ließ mich das immer noch ganz kalt. Nein, Weihnachtsgefühle stellten sich noch gar nicht ein.

Die Zeit ist noch nicht reif!

Mitte November wurde der Angriff noch massiver: Adventskränze, Weihnachtsgeschenkpapier, Kerzen, Baumschmuck, Adventskalender – wohin das Auge nur blickte. „Nein, dachte ich, die Zeit ist noch nicht reif.“

Und dann plötzlich, nicht mal zwei Wochen später, werde ich von der vorweihnachtlichen Hektik befallen: Ich hole mit meiner Tochter den Adventsschmuck vom Speicher, kaufe einen grünen Kranz und treffe mich mit Freundinnen und ihren Kindern zum alljährlichen „Adventskranzschmücken“, durchstöbere Läden nach kleinen Geschenken für die Adventskalender der Kinder und spätestens als vor zwei Tagen mein Sohn sagte: „Mama, wann backen wir Plätzchen?“, wusste ich: Weihnachten ist nicht mehr weit.

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Ein wenig Kitsch muss sein.

Vergangenes Wochenende, das letzte im November, war ich auf dem ersten Weihnachtsmarkt. Tagsüber hatte es geschneit – der erste Schnee in diesem Jahr – es war eiskalt, überall roch es herrlich nach Glühwein, gebratenen Würsten, Maronen und in den Bäumen und um die Buden hingen die Lichterketten, ja, dachte ich, die Adventszeit kann jetzt kommen.

„Aus umwelt- und energiewirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das doch der totale Irrsinn mit der Weihnachtsbeleuchtung“, merkte ein Freund an, während er glücklich seinen Glühwein schlürfte. „Die Kosten sind jedes Jahr wieder immens, ich finde das Geld sollte man lieber denen spenden, die bedürftig sind“, pflichtete eine Bekannte bei.

Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie die Vorweihnachtszeit ohne Beleuchtung aussehen würde. Ich kann mich noch gut erinnern, wie es war, als in den 70er Jahren während der Ölkrise die Weihnachtssterne in meiner Heimatstadt nur am Wochenende angeschaltet wurden. Da war es ganz schön dunkel in dieser düsteren Jahreszeit.

Wollte ich das wirklich? Würden die Kommunen und jeder einzelne tatsächlich das Geld spenden? Oder verschwindet es in jedem Dorf, in jeder Stadt und bei jedem Einzelnen nur in einem Loch, das sowieso nie gestopft wird?

„Wenn schon Vorweihnachtszeit, dann richtig“

„Wenn schon Vorweihnachtszeit, dann richtig“, warf ich tollkühn in die Runde. „Wir machen im Alltag doch eh’ schon soviel ‚light’. Ich versuche aufs Essen und Trinken zu achten, fahre Sprit sparend Auto, habe überall Energiesparlampen (wenn ich ehrlich bin, achtet vor allem mein Mann darauf), wir recyclen alles von der Flasche bis zum Papier, sammeln Altkleider und drehen ständig das Licht aus. In der Vorweihnachtszeit aber, da möchte ich, dass es leuchtet.“

Ich möchte keinen Plastikbaum, den ich jedes Jahr wieder verwenden kann, ich will keine Diätplätzchen, die gut für den Colesterin-Wert sind, ich möchte eine knusprige Weihnachtsgans, Butterstollen und viele Lichter.

Denn, wenn schon Weihnachten, dann im Dezember und dann richtig und alle Jahre wieder.

gabi

Gabis Kolumne

Liebesbriefe – Jedes Bändchen steht für eine bestimmte Zeit

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Guten Tag!

Heddesheim, 29. November 2010. Auf dem Speicher gibt es eine Blechkiste, darin liegen, fein säuberlich in Stapel sortiert und mit unterschiedlich farbigen Bändchen zusammengehalten, alte Briefe – Liebesbriefe, versteht sich. Dokumente der Sehnsucht und der großen Gefühle. Schade, dass es in Zeiten von email das kaum noch gibt, meint Gabi.

Briefe

Liebesbriefe - jedes Bändchen steht für eine bestimmte Zeit.

Bei der Vorstellung, dass vielleicht irgendwann meine Tochter die heißen Liebesschwüre, die dramatischen Abschiedsworte lesen wird, wird mir ganz heiß und gleichzeitig bedauere ich die heutige Generation, die sich ihre Zuneigung nur mehr per sms oder per facebook verkündet. Denn diese Worte werden irgendwann endgültig, zumindest für die nächste Generation, verloren sein – denn digitale Liebesgrüße kann man nicht zusammenbinden.

Verborgene Briefe erzählen eine Geschichte

Ich erinnere mich noch gut, als meine Kusinen und ich nach dem Tod unserer Großmutter zwischen alten Bildern und Ansichtskarten zwei Briefe entdeckt haben, die eine Geschichte erzählten, die wir nicht kannten. War der gute Freund der Familie für unsere Großmutter mehr gewesen, hatte sie sich diese Leidenschaft verboten oder sie gar heimlich ausgelebt? Wir waren elektrisiert und aufgeregt, würden wir noch mehr finden, könnten wir das Geheimnis lüften. „Lasst gut sein“, sagte meine Tante, „wenn sie gewollt hätte, dass wir mehr erfahren, hätte sie dafür gesorgt“.

Meine Briefe wird meine Tochter lesen dürfen, sie bergen keine großen Geheimnisse, sie erzählen nur meine Geschichte mit den kleinen und großen Dramen, die das Leben so mit sich bringen.

Mein erster Freund beklebte seine Liebesbeteuerungen mit „Liebe ist ..“- Aufklebern, zugegebenermaßen etwas albern, aber da waren wir auch erst 15 Jahre. Ein rosa Bändchen markiert diese frühe Zeit.

Der Bundeswehr verdanke ich einen stattlichen Stapel

Einen stattlichen Stapel habe ich der Bundeswehr zu verdanken. Mein damaliger Freund, er 19, ich 16 Jahre, leistete seinen Dienst im hohen Norden und telefonieren war damals endlos teuer und Gespräche bei der Bundeswehr auf dem Gang oder vor den Ohren der ganzen Familie – schnurlose Telefone waren erst im Kommen – zu führen war alles andere als intim – und Handys gab es noch lange nicht. Wir schrieben uns gegenseitig 2 bis 3 Briefe die Woche, da kommt in 18 Monaten schon allerhand zusammen. Dieser Stapel ist sehr dick und mit einem roten Band markiert.

Während meines Studiums hatte ich einen Freund, der drei Monate in England einen Sprachkurs machte. Selbstredend wurden viele Worte auf Papier über den Ärmelkanal geschickt.

Ich weiß noch allzu gut, mit welchem Gefühl man morgens zum Briefkasten gerannt ist, wie groß das Entzücken ob eines Briefes und wie herb die Enttäuschung, ob der gähnenden Leere war.

Auf die letzten Worte kommt es an.

Und der Liebesbriefkenner weiß, worauf es ankommt: Richtig, auf die letzten Sätze. Ein Brief ist dann besonders gelungen, wenn am Ende die Liebe beteuert wird, der Briefschreiber sehnsüchtig klingt und einsam und schmachtend auf das Wiedersehen wartet.

Lange Landschaftsbeschreibungen sind tot langweilig und abtörnend, die Beschreibung von tollen Partys oder netten Bekanntschaften führt zur tiefen Depression.

Der Stapel mit den englischen Briefmarken kann sich auf alle Fälle sehen lassen, auch wenn wir in dieser Zeit doch schon häufiger zum Telefon gegriffen haben und die Landschaftsbeschreibungen teilweise Überhand nahmen. Hier habe ich ein dunkelrotes Samtband drum gebunden.

Dicke Briefe voller Sehnsucht

Am Ende meines Studiums ging ich für ein Semester nach Wien. Mein Freund hatte inzwischen gewechselt. Dicke Umschläge, gefüllt mit Sehnsucht und kleiner Schrift auf vielen Seite flatterten in meine Studentenbude. Es waren die schönsten Briefe, die ich je bekommen habe, allein deswegen hätte ich ihn heiraten sollen, aber er war nicht „der Richtige“ trotz all’ der schönen Worte. Seinen Briefstapel habe ich mit einem lila Band geschmückt.

Als ich meinen Mann kennenlernte, hatte die Zeit der Emails und Handys schon begonnen. Briefe haben wir uns vor allem dann geschrieben, wenn es wirklich „ernst“ wurde, wenn man sich die Worte gut überlegen musste, und das machen wir auch heute noch so.

Aber auch einige, besonders schöne, emails habe ich ausgedruckt und aufgehoben, ein Band habe ich nicht drum gebunden.

gabi

Gabis Kolumne

Die Normalität von sozialen Netzwerken

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Guten Tag!

Heddesheim, 22. November 2010. Soziale Netzwerke sind voll im Trend. So gut wie alle Kinder und Jugendlichen haben damit zu tun. Fragt sich nur, was man selbst damit zu tun hat, ob man alles versteht und wie man den Kindern den Umgang damit beibringt, meint Gabi.

Vor ein paar Wochen habe ich geschrieben, dass ich mich den Sozialen Netzwerken annähere. Vorsichtig habe ich mich herangetastet. Ich muss gestehen, dass ich mich der Fazination kaum erwehren konnte. Ich habe gechattet, sogar mal was gepostet, wie es so schön heißt. Mein Freundeskreis ist stetig gewachsen. Das zu mir.

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Facebook. Aus einem Studentenjahrbuch-Verzeichnis wurde die größte Online-Community der Welt.

Auch meine Kinder sind in sozialen Netzwerken unterwegs: SchülerVZ und Facebook und wer-kennt-wen. Natürlich haben wir es zu Hause thematisiert, auf die Gefahren hingewiesen und davor gewarnt, Bilder zu veröffentlichen.

Die Gefahren im Netz sind subtiler.

Auch weiß ich von Freunden und Bekannten, dass deren Kinder hier „unterwegs“ sind. Letztendlich sehen wir es aber recht locker, was kann hier schon passieren? Ist es nicht rein virtuell und nichts gegen die Gefahren, denen unsere Kinder im tatsächlichen Leben ausgesetzt sind?

Doch die Gefahren, die hier lauern, sind viel subtiler. Wie erkennt man, was wer ernst meint? Wo hört der Spaß auf? Ist ein Freund wirklich ein Freund?

Jugendliche berichten über Saufgelage, stellen davon Bilder ins Netz, nehmen politische Haltungen ein, provozieren. Um cool zu sein, aufzufallen, sich abzugrenzen. Dass sie sich damit auch inszenieren und von außen nicht immer erkennbar ist, wo der Spaß aufhört und der Ernst anfängt – ist ihnen das klar? Wirklich bewusst?

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Twitter – ein Kurznachrichtendienst im Internet.

Was man im Internet veröffentlicht, dafür ist man letztendlich verantwortlich. Und man stellt eine Öffentlichkeit her. Denn, wer teilweise einige hundert Freunde und mehr sein eigen nennt, wird kaum noch ein Überblick darüber haben und kann nicht davon ausgehen, dass alles nur im „stillen Kämmerlein“ passiert.

„Ich habs nicht so gemeint“, gilt nicht.

Lockere, coole Sprüche sind an der Tagesordnung. Was passiert, wenn cool nicht mehr cool ist, sondern rassistisch? „Ich hab’s nicht so gemeint“, ist schnell gesagt. Aber letztendlich kann man ja nur an den eigenen Worten gemessen werden. Vor allem dann, wenn man es öffentlich macht.

Soll ich meinen Kindern die Netzwerke jetzt verbieten? Gilt es nicht eher mit ihnen darüber zu reden und sie aufzuklären?

Wir wissen heute alle, dass sich Personalchefs gerne im Facebook oder Studi-VZ tummeln. Welches Bild möchte man dann hier nach Außen abgeben?

Wer rechts- oder auch linksextreme Aussagen tätig, muss damit rechnen, dass man ihn oder sie für Ernst nimmt. Und wollen das Jugendliche nicht eigentlich?

Andererseits gehört zum jung sein, auch über das Ziel hinaus zu schießen. Das habe ich getan, das machen immer wieder meine Kinder. Wichtig ist dabei immer wieder Grenzen zu erkennen. Sich betrinken tut sich fast jeder mal in seiner Jugend (oder auch später), lässt man sich aber volllaufen und beschädigt sich, andere oder Dinge, hat das eine ganz andere Brisanz.

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Die Frage ist meist nicht, ob man oder ob man nicht, sondern wie man mit Facebook umgeht.

Wie können wir unseren Kinder, in einer Welt, die so zwischen Virtualität und Realität hin- und herspringt, begreiflich machen, wo hier die Gefahren liegen, wo wir doch selbst in dieser Welt meist Fremde sind?

Quatsch ist erlaubt – aber auch ein sauberes Image.

Ich kann meinen Kindern nur den Rat geben, dass sie nur das veröffentlichen, zu dem sie wirklich stehen können. Und wenn es Quatsch ist, muss es auch als Quatsch erkennbar bleiben.

Klar ist, dass soziale Netzwerke für unsere Kinder normal sind. Klar ist aber auch, dass es darin normal zugehen sollte.

Für mich sind soziale Netzwerke noch neu und ich nähere mich an. Vorsichtig. Das versuche ich auch meinen Kindern beizubringen.

Und klar – die sozialen Netzwerke bieten auch jede Menge Vorteile. Einer ist gerade der, der auch problematisch sein kann: Der öffentliche Austausch mit anderen.

***

Und eine Fülle von Informationen, die man für das echte Leben nutzen kann, warten im Internet neben all dem Schrott, den es dort auch gibt. Damit unterscheidet sich das Internet nicht wirklich vom realen Leben.

Der entscheidende Unterschied ist der der Dokumentation – was im Internet gepostet wird, kann man zwar wieder löschen. Ob es damit aus der Welt ist? Häufig nicht. Denn Informationen werden kopiert, an anderer Stelle wieder eingefügt.

Auch ich muss lernen, Herrin über die Informationen zu bleiben, die ich pflege und die andere über mich haben. Das ist eine ganz schön verantwortliche Aufgabe, die ich wie meine Kinder erst gerade lerne.

gabi

Gabis Kolumne

Die liebe Familie

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Guten Tag!

Heddesheim, 15. November 2010. Die liebe Familie kann man sich nicht aussuchen, meint Gabi und sie weiß, wovon sie redet. Schließlich sind die Verwandten und all die damit verbundenen Erfahrungen immer wieder Thema unter den Frauen.

Man kann sich ja bekanntlich Vieles aussuchen: Das neue Auto, das nächste Urlaubsziel, Freunde, den Mann…Aber was man sich definitiv nicht aussuchen kann ist die eigene Verwandtschaft oder noch schlimmer die angeheiratete.

Die Klagen über die böse Schwiegermutter sind vielfältig und schon oft in der Literatur thematisiert oder in Filmen verarbeitet worden. Aber auch Schwager und Schwägerin geben oft Grund zur Klage.

Vor allem die Mütter von Söhnen – und ich hoffe sehr, dass ich niemals in diese Falle tappen werde – finden oft kein gutes Haar an ihrer Schwiegertochter – und umgekehrt.

Wehe die Schwiegermutter kommt! – Die Familie im Ausnahmezustand

Besonders Leid geprüft ist eine gute Freundin von mir. Reist die Schwiegermutter an, wird sie automatisch krank und die ganze Familie gerät in einen Ausnahmezustand.

„Eigentlich will sie nur ihren Kronsohn sehen und der Rest der Familie, vor allem ich, sind nur ein lästiges Anhängsel“, jammert meine Freundin. Karten und Briefe werden regelmäßig nur an den „Bub“ adressiert und „wenn er abends von der Arbeit kommt macht sie sich für ihn hübsch. Und ich kann dann die Küche machen“.

„Ich werde absolut aggressiv, wenn sie anfängt, meine Küche umzuräumen und tagelang nur das zu kochen, was er als Kind ja schon immer gerne gegessen hat“, erzählt eine andere Freundin. „Gell, das mag der Hans, wenn ich seine Leibspeisen koche“, sagt die Schwiegermutter dann immer freudestrahlend.

Da sieht es eine gute Bekannte von mir schon viel entspannter: „Das ist doch prima, wenn meine Schwiegermutter kommt, bügelt sie die Hemden, putzt die Fenster und kocht. Ich sage immer nur, das machst du klasse und gehe aus dem Haus.“

„Mein Mann wird richtig gehend zum Kleinkind, wenn seine Eltern zu Besuch kommen“, erzählte mir eine Kollegin. „Kürzlich brachten sie ihm seine alte Holz-Eisenbahn mit und er hat vor Freude fast angefangen zu heulen.“

„Wenn es doch nur die Schwiegermutter wäre“, klagt eine weitere Bekannte. „Meine Schwester hat uns kürzlich ihren Zukünftigen vorgestellt und das war ehrlich eine Katastrophe. Eingebildet bis zum geht nicht mehr, laut und unfreundlich – und mit so einem Menschen soll ich jetzt alle künftigen Familienfeste verbringen, na danke.“

Bei Kritik folgt die Ehekrise

„Wenn meine Schwägerin, ihr Mann und deren drei verzogenen Kinder kommen, würde ich am liebsten immer sofort ausziehen. Die Erwachsenen sitzen den ganzen Tag am Tisch, essen den Kühlschrank und trinken den Keller leer, während die Jungs das Haus verwüsten. Und wehe ich lasse nur ein Wort der Kritik fallen, geraten mein Mann und ich in eine Ehekrise“, verrät mir eine Freundin.

Stein des Anstoßes kann aber auch der Schwiegervater sein. „Sitzen wir gemeinsam am Tisch meckert er ständig an den Tischmanieren und der Wortwahl der Kinder rum. Das Essen schmeckt nicht wie bei seiner Frau und das Bier ist zu kalt. Das kann ich wirklich nur ein paar Mal im Jahr ertragen“, stöhnte eine weitere Freundin.

Da geht es mir schon viel besser denke ich, meine Schwiegereltern leben nicht mehr, was mir natürlich sehr leid tut, aber so gibt es auch keinen Grund mich über sie zu beklagen. Mein Bruder hat eine reizende Freundin, die zwar etwas exaltiert ist, aber weit genug weg wohnt. Meinen Schwager und seine Familie sehen wir nicht wirklich oft und wenn dann gehen wir meistens zusammen in ein Restaurant.

„Schön“, sagt mein Mann, als ich ihm abends meine Gedanken mitteilte. „Und wer fragt mich, wie es mir geht, wenn deine Eltern, dein Bruder, deine Tanten und Kusinen an Weihnachten anreisen?“ „Tja, Schatz“, sage ich, „die Verwandtschaft und vor allem die angeheiratete kann man sich bekanntlich nicht aussuchen“.
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Gabis Kolumne

24 Stunden Wellness – wer wird sich davon stressen lassen?

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Guten Tag!

Heddesheim, 8. November 2010. Gabi verbrachte mit ihrem Mann und Freunden 24 Stunden in einem Wellness-Hotel. Was als Entspannung gedacht war, kann manchmal auch im Stress enden, musste Gabi feststellen.

Wir hatten genau 24 Stunden, um das Angebot des Hauses optimal auszuschöpfen, und da muss man schauen, dass das nicht in Stress ausufert.

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Wellness.

Wir trafen uns kurz nach Mittag vor Ort und besprachen unser Programm. Unsere Freunden hatten sich schon schlau gemacht: Fixpunkte waren Kaffee und Kuchen am Nachmittag, Sektempfang um 17 Uhr und spätestens(!) um 20 Uhr das 4-Gang-Menu, alles Inklusiv-Leistungen, versteht sich. Dazwischen Sauna, Dampfbad und Entspannung – da mussten wir uns sputen.

Zudem, und das wurde wirklich knifflig, hatten wir noch einen Gutschein für ein romantisches Wellness-Weinbad.

Freundlicherweise konnten alle Termine – mit Ausnahme des Abendessens – im Bademantel eingenommen werden, so dass das An-, Aus- und Umziehen keinen weiteren zeitlichen Druck erzeugen konnten.

Also rauf auf’s Zimmer und ab in den Bademantel, der in einer gepackten Wellness-Tasche inklusive Handtücher und Badeschuhen schon bereit stand.

Und sofort ging es in den „Spa-Bereich“ (laut Wikipedia ein Oberbegriff für den Gesundheits- und Wellnessbereich). Ganz gechillt begannen wir mit dem Dampfbad, um dem Kreislauf nicht gleich die 92-Grad-Sauna zuzumuten. Zum Relaxen gingen wir, natürlich mit der Wellness-Tasche bepackt, in die Ruhezone. Hier fanden wir sieben Liegen vor, davon vier belegt und die drei restlichen vorsorglich besetzt.

„So geht das aber nicht“, motzte mein Herzallerliebster, worauf eine Dame widerstrebend Handtücher von einem Platz räumte und meinte: „Sie können ja auch in das Kaminzimmer, in die „Oase der Ruhe“ gehen. Das ist ein Stockwerk tiefer, da kommen sie mit dem Aufzug hin“.

Auf der Suche nach der „Oase der Ruhe“

In der Ermanglung eines vierten Platzes machten wir uns also auf den Weg und suchten nach der „Oase der Ruhe“ – natürlich mit der Wellness-Tasche. Was man uns nicht gesagt hatte, dass man erst mit dem Aufzug einen Stock höher fahren, dann einen Aufenthaltsraum queren musste, um dann in ein Treppenhaus zu gelangen, durch das man wieder ein Stockwerk tiefer die „Oase der Ruhe“ erreichen konnte. Aber wahrscheinlich wollte man uns ja auch so schnell wie möglich loswerden.

Das Kaminzimmer war dann auch echt der Knüller. In sanften, warmen Tönen gehalten, freie Liegen, ein knisterndes Feuer – hier wartete endlich die Entspannung. Wir packten die Wellness-Taschen aus, kuschelten uns in Decken, nahmen uns Lektüre zur Hand und begannen zu relaxen.

Doch kaum zehn Minuten später: „Mist, gleich ist es 16 Uhr, wir verpassen noch Kaffe und Kuchen“, merkte unser Freund an. Also packten wir unsere Wellness-Taschen, gingen das Treppenhaus wieder hoch, querten den Aufenthaltsraum, nahmen den Fahrstuhl und betraten – wohlgemerkt im Bademantel – das Café.

Relaxt plauderten wir bei himmlischem Kuchen und leider etwas dünnem Kaffee. „Mist“, sagte unser Freund, „es ist gleich 17 Uhr, wir müssen zu unserem Sektempfang“. Also verließen wir, natürlich mit Wellness-Tasche und im Bademantel, das Café, nahmen den Aufzug und trafen pünktlich – wir hatten uns ja inzwischen mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht – im Aufenthaltsraum ein.

Rot für beruhigend oder Weiß für anregend

Hier konnten wir auch endlich mit der Wellness-Beraterin unser Wellness-Weinbad besprechen. Wir wurden darüber aufgeklärt, dass wir uns zwischen einem Dornfelder-, also rot, und einem Riesling- Bad, also weiß, entscheiden konnten. Rot wirke beruhigend, weiß anregend, erklärte sie. Eine Flasche Wein komme ins Badewasser, eine sei zum Trinken. „Schatz, wie sollen wir das denn machen“, fragte mein Göttergatte, „du magst ja keinen roten und ich keinen weißen“, während wir noch diskutierten, erfuhren wir, dass man nach dem Bad ungefähr 2,2 Promille hätte, was sich aber, da vor allem über die Haut aufgenommen, schnell wieder verflüchtigen würde.

„Um 19 Uhr habe ich noch einen Termin frei“, sagte die Wellness-Beraterin und strahlte uns an. Das sei ja sehr stressig, man müsse ja schließlich um 19.45 Uhr beim Abendessen sein, gab mein Mann zu Bedenken. Nein, nein, das Bad sei gar nicht stressig und sie habe auch noch einen Termin am nächsten Morgen um 11 Uhr. Na prima, dachte ich, vormittags schon 2,2 Promille.

Letztlich konnten wir uns auf keinen Termin einigen und schließlich hatten wir noch immer keinen Saunagang genossen. Das mit dem Bad würden wir dann erst mal lassen, sagten wir, nahmen den Aufzug und endlich ab in die Sauna.

Zwei – sehr heiße – Saunagänge später relaxten wir wieder in der „Oase der Ruhe“. Endlich, endlich war es genau so, wie wir es uns vorgestellt haben: Kuscheldecken, Ruhe, Entspannung. „Mist“, sagte unser Freund, „es ist schon nach 19 Uhr, jetzt müssen wir uns aber beeilen, wenn wir noch pünktlich zu unserem 4-Gang-Menu kommen wollen“.

Also Wellness-Tasche packen, Treppe hoch, Aufzug runter und ab ins Zimmer, denn jetzt mussten wir den Bademantel ausziehen und zivilisiert im Restaurant erscheinen.

Köstlichstes wurde uns, leider etwas zu schnell, serviert und beim Nachtisch ging gar nichts mehr, sprich, die Müdigkeit übermannte uns. Kurz nach 22 Uhr, und wir waren die letzten, schleppten wir uns auf unsere Zimmer und dann war Entspannung in Form von Tiefschlaf angesagt.

Der Rest ist kurz erzählt, nach einem opulenten Frühstück entschieden wir uns am nächsten Morgen gegen die 2,2 Promille und checkten gegen 11 Uhr aus und beschlossen bei herrlichstem Herbstwetter einen Spaziergang durch die Weinberge zu machen. Und jetzt endlich spürte ich Ruhe und Entspannung. Was für ein erholsames Wochenende, dachte ich.

gabi

Anmerkung der Redaktion: Sie finden uns bei Facebook unter Redaktion heddesheimblog.

Gabis Kolumne

Ist Kundenorientierung ein deutsches Fremdwort?

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Guten Tag!

Heddesheim, 25. Oktober 2010. Einkaufen gehen macht oft überhaupt keinen Spaß mehr. Unfreundliche und desinteressierte Verkäufer sind ein Ärgernis, findet Gabi. Aber es geht auch anders.

Ich war vor ein paar Wochen in einem Medienfachhandel – und die Betonung liegt hier auf Fachhandel – und wollte eine neue CD kaufen. Nach erfolglosem Suchen wandte ich mich dort an einen Mitarbeiter: Entschuldigen Sie, wo finde ich …?“. Ohne, dass mich der Mann überhaupt anschaute, meinte er, „nächster Gang ganz vorne“. „Danke“ murmelte ich und dachte mir, etwas freundlicher wäre auch okay gewesen. Die CD habe ich nicht gefunden, gekauft habe ich gar nichts, aber mich umso mehr geärgert.
Mit einer Freundin war ich vergangenen Monat in einer Parfümerie. Sie wollte ein bestimmtes – und nicht günstiges – Make-up kaufen. Unwillig suchte die Verkäuferin – nachdem sie es sich nicht nehmen ließ, uns mit abfälligen Blicken zu mustern – in einer Schublade, „welche Farbe?“, wollte sie wissen. „Ich weiß die Nummer nicht, aber vielleicht kann ich es ja auch mal sehen“, merkte meine Freundin an. Umständlich und genervt öffnete die Parfümerie-Fachangestellte die Verpackung. „Na, hier wird man ja gut beraten“, rutschte mir raus.

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Eine deutsche Einkaufsstraße - ob alle Kunden wohl gut bedient werden?

Szenenwechsel: Ein Bekleidungsgeschäft. Ich hatte eine hübsche Jacke entdeckt, die leider etwas zu groß war. Auf den Ständern suchte ich vergeblich nach der richtigen Größe. Hilfesuchend blickte ich mich um. Am Ende des Ganges standen zwei Verkäuferinnen scheinbar in eine angeregte Unterhaltung vertieft. „Entschuldigung“, unterbrach ich die beiden, „vielleicht können Sie mir ja helfen, gibt es die Jacke noch eine Größe kleiner?“. „Da muss ich ins Lager“, antwortete eine der Verkäuferinnen, machte aber keine Anstalten, dies auch wirklich zu tun. „Danke, hat sich erledigt“, sagte ich, hing die Jacke zurück auf die Stange und verließ das Geschäft.

In den USA wird man als Kunden richtig gut behandelt

„Ich war im Sommer in den USA“, erzählt mir eine gute Freundin, „da wirst du richtig gut behandelt in den Geschäften, im Supermarkt bekommst du sogar die Tüten eingepackt, da ist es richtig gehend ein Schock, wenn man wieder in Deutschland ist“.

Woran liegt das, frage ich mich, ich kann mir kaum vorstellen, dass die Jobs im Supermarkt in den USA so viel besser bezahlt sind. Sind die Amerikaner freundlicher? Oder einfach kundenorientierter?

Vor einer Woche war ich in einer Buchhandlung. Ich durchstöberte die Regale, blätterte in dem einen oder anderen Buch und hatte eigentlich nicht vor etwas zu kaufen. „Das müssen Sie unbedingt lesen“, hörte ich eine Mitarbeiterin des Buchladens zu mir sagen, die beobachtet hatte, dass ich den Inhalt eines Buches studierte und es gerade wieder in das Regal zurückstellen wollte. „Das ist eines der schönsten Bücher, das ich kenne, ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen“. Die Frau lächelte mich herzlich an und ging weiter.

Ich kaufte das Buch und fand es wunderschön, ob es das schönste war, das ich je gelesen hatte, könnte ich jetzt nicht behaupten, aber die Art, wie es mir empfohlen wurde, hatte mit äußerst gut gefallen.

Ein wenig Aufmerksamkeit von beiden Seiten, macht den Alltag angenehmer

Deswegen ging ich vor zwei Tagen nochmals in den Buchladen und suchte nach der Verkäuferin. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte mich ein Mitarbeiter. „Nein, ich möchte zu Ihrer Kollegin“, sagte ich, nachdem ich „meine“ Verkäuferin entdeckt hatte. Diese erschrak sichtlich.

„Ich möchte Ihnen danken für die Buchempfehlung, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen“, sagte ich, lächelte und ging weiter. Konnte aber gerade noch sehen, wie sehr sie sich darüber freute.

Mein Besuch der Buchhandlung hat mich keineswegs gänzlich mit der Dienstleistungsbereitschaft im deutschen Einzelhandel ausgesöhnt, aber es hat mir gezeigt, dass es so auch gehen kann. Und ein wenig Aufmerksamkeit von beiden Seiten macht den Alltag um ein Vielfaches angenehmer.

gabi

Gabis Kolumne

Wer wird sich da denn gleich überfordert fühlen?

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Guten Tag!

Heddesheim, 18. Oktober 2010. Der Alltag ist oft kein Spaziergang, sondern eher ein Marathon, findet Gabi.

Fühlen Sie sich manchmal überfordert?

Ich fühle mich ständig überfordert. Mein Alltag ist oft wie ein 1000 Meterlauf oder gar wie ein Marathon.

Um 6 Uhr früh klingelt mein Wecker und dann sprinte ich los. Frühstück und Pausenbrote für die Kinder und dazwischen einen Kaffee, um wach zu werden. Katzen füttern, die schreiend um meine Beine streifen.

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Alles notiert?

Nebenbei versuche ich das Nötigste aufzuräumen, die Spülmaschine wahlweise ein- oder auszuräumen und kaum sind die Kinder aus dem Haus begebe ich mich dann ins Bad. Schnell, und die Betonung liegt auf schnell(!), mache ich mich fertig – und auch hier das Nötigste, sprich duschen, Zähne putzen, schminken und die Haare einigermaßen bändigen.

Ich wühle im Kleiderschrank nach passenden Kleidungsstücken, scanne dabei meinen Tag durch, d.h. Besprechung ja oder nein, Jeans ja oder nein. Während ich gegen 8 Uhr das Haus verlasse, schnappe ich mir noch den Müll, gieße beim Rausgehen die Blumen und begebe mich auf die Autobahn.

Hier werde ich meistens ausgebremst und verfluche, dass ich noch immer mein Headset nicht gefunden habe, sprich, dass wertvolle Zeit verstreicht ohne dass ich den Zahnarzttermin verschieben oder den nötigen Anruf an meine Mutter tätigen könnte.

„Na sind wir wieder im Stress?“

Meist so gegen 8.30 Uhr, komme ich bei der Arbeit an. „Na, sind wir wieder im Stress?“ empfängt mich eine Kollegin. In der Sekretariatsküche schnappe ich mir einen Kaffee, durchsuche mein Postfach, mache Small Talk und hetze in mein Büro.

Ich fahre meinen Computer hoch und sehe 89 ungelesene Emails. Spätestens dann fluche ich vor mich hin. Das Telefon klingelt, mein Outlook-Kalender sendet mir einen Besprechungstermin und den Zahnarzttermin habe ich noch immer nicht abgesagt. Ich fühle mich als hätte ich schon 1000 Meter hinter mir, dabei sind es gerade mal 100 des heutigen Tages.

Um 11 Uhr erfahre ich, dass der Besprechungstermin auf 13 Uhr gelegt wurde. Super, denke ich, heute kommt meine Tochter früh nach Hause und ich muss was kochen, das schaffe ich nie.

Gegen 14.30 Uhr verlasse ich mein Job-Arbeitsleben und nie, ich schwöre Ihnen nie, gehe ich pünktlich aus meinem Büro. „Da stimmt was nicht mit deinem Zeitmanagement“, hat kürzlich ein Bekannter zu mir gesagt. Am liebsten hätte ich ihn niedergeschlagen. Erstens ist er ein Mann und zweitens konzentriert er sich ausschließlich auf seine Karriere, was soll man dazu noch sagen.

Ich spurte am Sekretariat vorbei, rufe „Tschüß“ und ab in die Tiefgarage und wieder auf die Autobahn, denn schließlich kommt meine Tochter in 30 Minuten von der Schule nach Hause.

Wenn ich Glück habe, und das ist immerhin dreimal die Woche, hat sie schon in der Schule gegessen, wenn nicht versuche ich nicht die Pizza in den Ofen zu knallen, was ich heute aber tue, sondern etwas halbwegs Gesundes zu kochen.

Vom „Arbeits-Ich“ aufs „Mutter-Ich“ umschalten

Während sie mir von der Schule erzählt, versuche ich vom „Arbeits-Ich“ aufs „Mutter-Ich“ umzuschalten. Äußerst produktiv sind dabei Sätze, wie: „Mama, hörst du mir überhaupt zu?“.

„Sch..“, denke ich, „ich habe noch immer nicht den Zahnarzttermin verschoben“,

Während meine Tochter dann an ihren Hausaufgaben sitzt, räume ich die Spülmaschine aus oder ein, hänge die Wäsche auf oder lege sie zusammen, verschiebe endlich den Zahnarzttermin und rufe meine Mutter an.

Dabei klingelt das Telefon unaufhörlich, es sind Freundinnen meiner Tochter, die Verabredungen treffen wollen, meine Freundinnen, die quatschen wollen oder einfach irgendwelche Telefonbefragungen.

Schon wieder habe ich das Gefühl mindestens 1000 Meter hinter mich gebracht zu haben, gut vielleicht sind es inzwischen 600.

Ich höre Latein- oder Englischvokabeln ab – dabei kann man auch Wäsche zusammenlegen oder die Katzen füttern – und bemühe mich meinem Kind aufmerksam zuzuhören.

Das ist meist der Zeitpunkt, wenn mein Sohn von der Schule nach Hause kommt. „Gibt es noch was zu essen?“, fragt er schon an der Tür, „das Essen in der Mensa war heute echt besch…“.

„Schatz, kannst du mir noch mein weißes Hemd bügeln“, ruft im gleichen Moment mein Mann aus dem Büro runter „Klar“, sag’ ich zu beiden.

„Und wenn du später eh’ unterwegs bist, kannst du noch den Brief aufgeben“, bittet mein Herzallerliebster. Wie kommt er eigentlich darauf, dass ich heute noch aus dem Haus gehe, denke ich und fauche ein leicht genervtes“Okay“ in seine Richtung. „Mama, du bist echt nicht gut drauf“, meint meine Tochter. „Du solltest dich ausruhen“, merkt mein Sohn an, „und hast du mein Sportzeug gewaschen“.

Die Stapel auf meinem Schreibtisch erinnern mich an die längst fällige Ablage und mein Computer an die Texte, die ich alle noch schreiben muss.

Der Kühlschrank leert sich wie von Zauberhand

Der Kühlschrank ist leer, also einkaufen. Ich habe das Gefühl ich schleppe täglich Massen herbei, die wie von Zauberhand wieder verschwinden. Ich schnappe also Geldbeutel und Autoschlüssel und will das Haus verlassen, „der Brief“, ruft mein Mann, „bring‘ bitte Joghurt mit“, schreit meine Tochter, „wir haben keine Apfelschorle mehr“, sagt mein Sohn.

Inzwischen befinde ich mich mich im täglichen Endspurt. Nach dem Abendessen schalte ich den Fernsehen an und hole mir die Bügelwäsche. „Hast Du den Termin bei der Autowerkstatt zur Inspektion ausgemacht?“, fragt mein Mann. Mist, denke ich, vergessen.

Als ich endlich im Bett liege, gehe ich im Kopf die Liste für den kommenden Tag durch, das ist unmöglich zu schaffen, denke ich und schlafe mit diesem Gedanken ein.

„Früher hatte ich das nur, wenn ich verliebt war, dieses Flattern im Bauch“, erzählt mir eine Freundin. „Du meist die Flugzeuge im Bauch, die dich dran erinnern, dass du garantiert etwas vergessen wirst“, entgegne ich, wohl wissend, was sie meint.

„Das sind wahrscheinlich die beginnenden Wechseljahre, man ist einfach nicht mehr so belastbar und fühlt sich leicht überfordert“, will eine Bekannte wissen.

Nein, das wollen wir nicht hören. Wehmütig denke ich an meinen Tagesablauf während meines Studiums zurück, da war das Leben noch eine Spaziergang und kein Marathon. Doch ich weiß genau, auch damals, zumindest kurz vor den Klausuren, habe ich mich ab und an überfordert gefühlt.

gabi

Gabis Kolumne

Ich bin in Facebook und es ist spannend

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Guten Tag

Heddesheim, 11. Oktober 2010. Social Media – soziale Medien. Irgendwie ist das dauernd ein Thema – die Kinder machens schon und seit neuestem auch Gabi – die war erst skeptisch und findet es nun richtig spannend.

Eine gute Bekannte ist für ein Jahr nach Amerika gezogen. Bisher haben wir es weder geschafft miteinander zu telefonieren noch zu mailen. Dennoch weiß ich alles über sie. Ich weiß, was sie am letzten Wochenende gemacht hat und dass sie endlich den Mann ihrer Träume gefunden hat.

Sie fragen sich jetzt sicher woher? Aus dem sozialen Netzwerk Facebook. Das ist das erfolgreichtste Social Media-Angebot der Welt und bald vielleicht wichtiger als Google.

Bislang hatte ich das Gefühl, relativ mühelos dem Zeitgeist folgen zu können. Ich bin früh auf die digitale Kamera umgestiegen, benutze seit 1993 email im Beruf und im privaten Bereich gehören die auch schon lange zu meinem Alltag, auch wenn ich das Briefeschreiben lange vermisst habe. SMSen finde ich eine absolut praktische Sache und das Navigationssystem im Auto ist wirklich ne tolle Sache.

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Auch das heddesheimblog ist bei Facebook: Die erfolgreichste Social-Media-Plattform der Welt. Zur Zeit kommt gerade der Film "The Social Network" in die Kinos.

So weit, so gut, aber womit ich wirklich Probleme hatte, war das Social Networking im Web.

Wer-kennt-wen, Facbook, Twitter, SchülerVZ…

Vor zwei Jahren hörte ich im Freundeskreis zum ersten Mal von WKW („Wer kennt wen“). Eine Bekannte war vollends begeistert: „Ich habe jetzt wieder Kontakt zu Freunden aus meiner Schulzeit und habe insgesamt schon über 300 Kontakte.“

Und mir wurde schnell klar, viele Kontakte haben ist gut, wer viele Kontakte hat, genießt in diesen Netzwerken ein hohes Ansehen. Auch, wenn ich mich innerlich dagegen wehrte, ein wenig neugierig war ich schon.

Zumal meine Kinder selbstverständlich das SchülerVZ nutzen und mein Mann von WKW über Xing bis zu Facebook in allen Netzwerken vertreten ist und auch fröhlich twittert.

Also meldete ich mich bei WKW an und tatsächlich, nach kurzer Zeit tauchten alte Bekannte auf, aber auch welche, die ich nicht kennen oder nicht mehr kennen wollte.

Kaum hatte ich mich ein wenig mit WKW auseinandergesetzt, redeten alle im Bekanntenkreis, und da vor allem die Jüngeren von Facebook. Also habe ich mir auch da einen Account angelegt.

Dieser Tage habe ich nun das erste Mal gechattet. Mein Mann war auf Geschäftsreise und wir hatten ein Chat-Date (kann man das so sagen?)

Aufregender Anfang.

Ich war höllisch aufgeregt, ich saß vorm Computer starrte auf meine Facebook-Seite und wartete darauf, dass ein grüner Punkt mit seinem Namen erschien.

Es erfolgte ein „Pling“ und es erschien „Hallo Schatz ….“

Schon nach kurzer Zeit war mir klar, die Antworten und Fragen müssen kurz und schnell ausfallen, damit eine vernünftige(?) Kommunikation stattfinden kann. Bastelt man zu lange an dem Response ist das Thema beim Chat-Partner vielleicht schon wieder durch.

Mit dieser neuen Erfahrung nahm ich auch mutig das Chat-Angebot eines Bekannten an, der sich plötzlich mit dem „Pling“ und einem „Hi…“ meldete. Diesmal ging es schon leichter.

Verstehen? Einfach drauf los und siehe da, es klappt.

Der nächste Schritt war das Kommentieren von Einträgen und Bildern. Eindeutig Neuland für mich.

Ich versuchte System und Form zu verstehen. Hoffnungslos! Also einfach drauf los. Und siehe da, es klappte und machte Spaß. Und wie von allein wird das Netz immer engmaschiger, das heißt es kommen neue Freundschaftsanfragen hinzu. Man wird schnell aufgenommen in der Community der Kommentierenden. Man ist „on“.

Werden wir uns zukünftig also immer mehr in den Sozialen Netzwerken bewegen, hier unsere Freunde besuchen, an ihrem Leben teilnehmen. Durch Anklicken unseren Freundeskreis erweitern und beim Chatten unsere Probleme besprechen.

Ich muss zugeben, meine Meinung schwankt: Hatte ich vor kurzem diese virtuelle Welt noch verdammt, verstehe ich langsam auch als Bereicherung. Aber nicht als Ersatz für echte soziale Netzwerke.

gabi

Anmerkung der Redaktion: Sie finden uns bei facebook unter Redaktion heddesheimblog.

Gabis Kolumne

Nur eine „Klamottenfrage“ oder doch viel mehr?

Guten Tag

Heddesheim, 4. Oktober 2010. Unsere Kolumnistin Gabi fragt sich, wie Kinder sich heutzutage abgrenzen, wenn Eltern oft die gleichen Klamotten tragen und die gleiche Musik hören.

„Hot ma des awwl so?“, fragte mich meine Großtante – (ich weiß weder wie man das schreibt und kann es auch nicht wörtlich übersetzen, wusste aber sinngemäß, was sie meinte) – als ich ein Teenager war und mich kleidete, wie es gerade angesagt war.

Sie sagte nie, wie schrecklich meine Henna gefärbten Haare zu dem übergroßen grünen Pullover, den ich heimlich aus der Altkleidersammlung meines Vaters rausgezogen hatte, aussah. Ganz im Gegenteil, als ich ihr meine neuen geschnürten Stiefel zeigte, schlurfte sie in ihre Kammer und brachte mir schwarze Altdamen-Stiefetten herbei und meinte, die würden mir sicherlich passen.

Was junge Mädchen heutzutage tragen

Ihr Verhalten beruhte nicht auf großer modischer Toleranz, nein eher auf Verwunderung, „was die junge Mädchen heutzutage tragen“.

Das war bei meinem Vater ganz anders. Die täglichen Diskussionen über meine unordentlichen Haare am Abendbrottisch, sind mir noch gut – und in keiner guten – Erinnerung. Er flippte regelrecht aus, als er sah, dass ich mir ein zweites Ohrloch hatte stechen lassen, auch wenn ich das wochenlang unter meinen „unordentlichen Haaren“ verbergen konnte.

Die alte Lederjacke, ein Erbstück von meinem Großvater, mein ganzer Stolz, verursachte bei ihm einen Wutausbruch: „Mit so was gehst du nicht in die Schule“, erklärte er keine Diskussion zulassend.

Mein erster Freund hatte lange Haare, ein absolutes „No-Go“. „Einen Langhaarigen brauchst du nicht mit nach Hause zu bringen“, lautete seine klare Anweisung.

Wie Sie es sich sicher denken können, ich trug die Lederjacke weiterhin und blieb mit meinem Freund über ein Jahr zusammen, aber ich tat jetzt alles so, dass er weder das eine noch das andere mitbekam.

Heute bin ich mir sicher, dass er um Beides wusste, aber sich so leichter vormachen konnte, dass ich mich an seine Gebote und Verbote hielt.

Sind wir eine tolerante Generation?

Meine Kinder sind jetzt im Teenageralter. Und wir gehören wahrscheinlich zu der Generation, die sich selbst für die toleranteste hält.

Tragen wir doch die gleichen Jeans und Tops wie unsere Kinder. Schon jetzt holt sich meine 12jährige Tochter Klamotten aus meinem Kleiderschrank und auch ich habe mir hin und wieder einen Schal oder Modeschmuck von ihr ausgeliehen.

Mein Sohn trug seine Haare eine Zeit lang recht lang und ich war richtig enttäuscht, als er sie abschneiden ließ.

Dennoch gibt es bei uns natürlich Diskussionen über Stylingfragen. So ist die Größe der Ohrringe, die Farbe und Länge der Nägel unserer Tochter eine ständige Streitfrage. Kreolen, die bis zur Schulter reichen und knallroter Nagellack sind absolut tabu. Und da achtet vor allem mein Mann drauf.

Ich dagegen rege mich über zu lange Jeans, deren Hosenbeine durch das Schleifen auf dem Boden ausfranzen besonders auf. Vor allem, wenn mein Sohn mir erklärt: „Das muss so sein“. Aber alles in allem laufen zumindest diese Diskussionen bei uns ziemlich „gechillt“ ab.

Beliebt bei Teenie-Eltern ist auch die Frage, um das wann und ob von Tatoos oder Piercings. Als sich vor einem Jahr die Tochter einer Freundin eine Blume am Knöchel tätowieren ließ, verkündete ich, „das würde ich nie erlauben“. „Hast du dir schon mal überlegt, wie sich unsere Kinder von uns abgrenzen sollen“, entgegnete meine Freundin. „Meine Mutter war noch gekleidet wie eine Mutter und nicht wie die ältere Schwester, an ihren Kleiderschrank wäre ich nie gegangen. Wir dagegen tragen die gleichen Klamotten und hören die gleiche Musik.“

Das gab mir zu denken und als ich kürzlich mit meiner Tochter bummeln war und eine diesen Herbst angesagte „Jeggings“ in der Hand hielt, schüttelte meine Tochter nur den Kopf und meinte: „Mama, dafür bist du dann doch etwas zu alt.“

Da legte ich das Kleidungsstück schnell ins Regal zurück.

gabi

Gabis Kolumne

Wie Wohlfühlen und Lust zusammenpassen

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Guten Tag

Heddesheim, 20. September 2010. Unsere Kolumnistin Gabi ist aus dem Urlaub zurück und schreibt über die zweitschönste Sache der Welt: Essen. Und darüber, wie Lust und Wohlfühlen zusammen.

Wo haben Sie Ihren Urlaub verbracht? In Italien, Spanien oder in der Türkei? Haben Sie Ihre Pasta und Pizza, ihre Tapas und Mezze genossen? Oder haben Sie dabei Kalorien gezählt und sich über die mehrfach ungesättigten Fettsäuren des Olivenöls den Kopf zerbrochen?

Ich kann nur sagen, ich habe jede Nudel geliebt, die Pizza mit Leidenschaft verspeist und die in Öl gebratenen Zucchinis und Auberginen haben mich zutiefst beglückt.

Was angeblich alles ungesund ist.

Wer kennt sie nicht die Schlagzeilen, die uns immer wieder erschrecken und uns das Vergnügen am Essen so richtig verderben: Essen nach 18 Uhr ist ungesund und macht dick, Eier sind eine Cholesterinfalle, Hühnerbrüste sind mit Hormonen angereichert, Schweinefleisch ist sowieso ungesund, im Rindfleisch lauert BSE, in Fisch Schwermetalle und in Nudeln die dick machenden Kohlenhydrate..

Was bleibt ist Rohkost, die wiederum ihre Vitamine nur mit Fett entfaltet. Dann wären wir wieder bei dem leidigen Thema Fette. Die gute Butter ist schon lange auf der Abschussliste, also nahmen wir Olivenöl, aber auch das ist in Verruf gekommen und jetzt heißt es. Rapsöl sei das gesündeste.

Vor nicht allzu langer Zeit waren fünf kleinere Mahlzeiten am Tag angesagt, doch die neueste Erkenntnis lautet, höchstens alle vier Stunden soll man eine Mahlzeit zu sich nehmen, damit sich der Blutzuckerspiegel wieder abbauen kann.

Eigentlich esse ich richtig gerne, ich liebe Pasta, Fleisch und Saucen – alles ein No-Go, wenn man gesund und kalorienbewusst leben möchte.

Was für’s Essen gilt, gilt natürlich auch für alles Flüssige. Nicht mehr als zwei bis drei Tassen Kaffee täglich, am besten nicht nach 15 Uhr und dazu reichlich viel Mineralwasser, denn der deutschen liebster Muntermacher entziehe dem Körper Flüssigkeit.

Studien über Studien.

„Gott sei dank gibt es neue Erkenntnisse“, erzählte mir eine Freundin ganz erleichtert. Denn Kaffee ist viel besser als sein Ruf, auch 5 bis 7 Tassen täglich seien nicht schädlich, ganz im Gegenteil, so meine Freundin, habe man festgestellt, dass Kaffeetrinker seltener an Krebs erkranken. Ob das wirklich so ist, kann ich Ihnen nicht sagen, aber so schmeckt auch die 8. Tasse gleich noch mal besser.

Ein weiteres Streitthema ist seit Jahren der tägliche Genuss von Alkohol. So las ich kürzlich: „Im Rotwein enthaltene Polyphenole wirken entzündungshemmend und beugen Krebs und Herzerkrankungen vor.“ Na, prima, dann kann das tägliche Viertele ja kaum schaden. Suchtexperten dagegen warnen davor, denn das regelmäßiges Trinken und sei’s auch nur ein Glas, führe zur Abhängigkeit.

Aber auch unter den Teetrinkern gibt es die unterschiedlichsten Erkenntnisse, denn schließlich ist Tee nicht gleich Tee. So hat vor allem der Grüne Tee in den letzten Jahren einen Siegeszug angetreten und alle, die ihrem Körper etwas Gutes tun wollten, haben ihn konsumiert und den Schwarzen Tee verpönt.

Schokolade macht dick und verursacht Pickel, aber sie ist nun mal auch verdammt lecker, beruhigt die Nerven und von der glücklich machenden Wirkung der Kakao-Bohnen haben schon die Azteken gewusst.

Von Negativ-Schlagzeilen lange unbehelligt waren die Gummibärchen. Ganz im Gegenteil, die Gelatine schützt sogar vor Gelenkrheuma und Osteoporose und das alles fettfrei. In Verruf kamen die bunten Fruchtgummis in Zeiten des Rinderwahns, denn plötzlich war man sich nicht sicher, ob in der Gelatine auch tierische Abfallprodukte und damit BSE lauert.

Essen, worauf man Lust hat.

Und dann endlich: Vor Kurzem habe ich einen Artikel in einer Frauenzeitschrift gelesen, der das thematisiert hat, was ich so lange schon gehofft habe zu hören: Man soll das essen, worauf man Lust hat, so oft und so viel. Wichtig sei es dabei nur auf den Körper zu hören und nicht auf die neuesten Ernährungsratgeber. Alles sei erlaubt, so lange sich unser Körper dabei wohl fühle.

Ich war am vergangenen Wochenende auf zwei Geburtstagen eingeladen und habe mit Genuss und Freude meinen Nachtisch und Kuchen verspeist – und vor allem ohne schlechtes Gewissen und das kann nur gut tun.

gabi

Gabis Kolumne

Wer navigiert mich sicher in den Süden?

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Guten Tag!

Heddesheim, 27. Juli 2010. Ein Navi an Bord ist heute schon fast Standard. Meist kommt man damit wunderbar ans Ziel. Meist, sagt Gabi, die immer noch ein „Backup“ dabei hat: eine Straßenkarte.

… und Mutter navigierte.

Erinnern Sie sich bitte. Wie war das damals als Sie als Kind mit Ihren Eltern in Urlaub gefahren sind, sagen wir mal nach Italien in den 70er Jahren? Sie saßen mit Ihren Geschwistern hinten, natürlich unangeschnallt und ohne Kindersitz, und Ihre Mutter saß auf dem Beifahrersitz während der Vater fuhr. Und was machte die Mutter? Richtig, sie navigierte

Jahrzehntelang wünschte sich mein Vater zu Weihnachten den neuesten Shell-Autoatlas und mit diesem Ungetüm auf dem Schoss lenkte ihn meine Mutter durch Schweizer Serpentinen und italienische Bergdörfer. Das war romantisch, das war eindeutig mehr reisen als rasen.

„Bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden.“

Aber bevor ich nun in nostalgische Schwärmerei ausbreche, meist kam es schon kurz nach dem Grenzübertritt in Basel zum ersten Krach. „Kannst du mir mal sagen, wo wir eigentlich sind?“, raunzte mein Vater. Und „diese Ausfahrt gibt es bei mir auf der Karte nicht“, schnauzte meine Mutter zurück. Man hielt an der nächsten Parkmöglichkeit, zerrte weitere Karten aus dem Seitenfach der Autotür und stritt sich darüber, wohin man nun fahren sollte, wessen Schuld es sei. Dies endete regelmäßig damit, dass meine Mutter fuhr und sich mein Vater über ihren Fahrstil und das schlechte Kartenmaterial beklagte.

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Digital oder analog? Am besten beides, sagt Gabi.

In den 80er Jahren war ich zum ersten Mal allein mit Käfer und Freunden in Südfrankreich unterwegs. Natürlich mieden wir die Autobahn, da uns es an Geld für die Maut mangelte. Ich habe gelernt die Schilder mit „Toutes directions“ zu hassen und zu erkennen, dass es kein Problem ist – auch ohne Stau – zwei Stunde zu brauchen, um eine größere französische Stadt zu durchqueren – trotz Michelin-Karte.

Doch das ist jetzt Vergangenheit, vorbei die Zeiten, dass man verzweifelt die Straßenkarte, die immer zu groß und sperrig war, faltete und drehte, vorbei die Diskussionen, ob man eine Ausfahrt verpasst, eine Abzweigung übersehen hatte. Heute dröhnt es beharrlich aus einem kleinen Kasten: „Bei der nächsten Gelegenheit wenden – bitte wenden – jetzt wenden“.

So weit so gut, dieses Problem hätten wir gelöst, denken wir Menschen des 21. Jahrhunderts. Straßenkarten sind Reliquien einer längst vergangenen Epoche, Anfahrtsbeschreibungen können wir getrost zu Hause lassen.

„Diesen Job wollte ich auch nicht haben.“

Meine Großmutter fuhr vor einigen Jahren – da war sie schon über 90 – mit meiner Kusine in deren neuen Auto. Stolz präsentierte diese ihr GPS. Während „die zweite Ausfahrt bitte rechts abfahren“ und „biegen sie bei der nächsten Möglichkeit links ab“ ertönte, wurde meine Oma immer ruhiger und irgendwann meinte sie: „Diesen Job wollte ich auch nicht haben, das muss ja unheimlich anstrengend sein, wenn die Dame dir immer erklären muss, wo du hinfahren sollst.“

Auch wir haben seit ein paar Jahren ein Navigationsgerät, dass immer weiß, wo wir sind und wohin wir wollen. „Blech-Else“, wie das GPS von unseren Kindern liebevoll genannt wird, leitete uns in den Süden Frankreichs, an die italienische Riviera, nach Paris – „Blech-Else“ war eine treue Begleiterin in jedem Urlaub.

Vergangenes Jahr fuhren wir dann nach Holland, erste Station Amsterdam. Tolle Stadt, aber das ist heute nicht mein Thema. Um es kurz zu machen, in Amsterdam wurde unser Auto aufgebrochen. Geklaut wurden das Radio und unser Navigationssystem. Dumm gelaufen, denn wir wollten noch an die Küste. Straßenkarte – Fehlanzeige. Zu unserem Ferienhäuschen fanden wir mit Hilfe des Reiseführers, nicht digital, sondern aus festem Papier, noch relativ problemlos. Bei der Rückreise machten wir einen Schwenker über Belgien und schauten uns Brügge und Gent an, das ging noch gut. Von da an wurde es schwieriger. Schließlich sind wir über Luxemburg zurück gefahren – ein Blick auf die Karte genügte, zu Hause natürlich, um fest zu stellen, dass wir einen Umweg von mindestens 200 Kilometern gemacht hatten.

Es war klar, ein Ersatz für „Blech-Else“ musste angeschafft werden. In den Pfingstferien fuhren wir nach Österreich. Unser nagelneues GPS lenkte uns pflichtgetreu an den Urlaubsort, alles war Bestens. Von dort hatten wir einen Abstecher zu Freunden in die Schweiz geplant.

Ich will doch nicht nach Montenegro

„Nee, du brauchst mir keine Anfahrtsbeschreibung geben, wir haben ein Navi“, hatte ich meiner Freundin am Telefon erklärt. „Alles kein Problem“, so dachte ich zumindest. Wir starteten in Österreich und stellten fest, dass unser Navi über Karten von Litauen und Montenegro verfügte, aber, Sie können es sich denken, die Schweiz existierte im Kartenmaterial unseres GPS nicht. Und, wie könnte es anders sein, wir hatten keine Straßenkarte im Auto und unsere Freunde waren auch nicht telefonisch zu erreichen. Wir sind dort angekommen und wir haben mehr von der Schweiz gesehen als geplant – und das war auch echt schön. Nichts desto trotz, in zwei Wochen fahren wir nach Italien und ich habe schon mal vorsorglich eine Straßenkarte gekauft, man weiß ja nie.

gabi

Anmerkung der Redaktion: Gabi macht jetzt Urlaub und kommt wieder am 13. September 2010.

Gabis Kolumne

Gibt es endlich Glamour im deutschen Präsidentenamt?

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Guten Tag!

Heddesheim, 12. Juli 2010. Die Amis haben ihre Obamas, die Franzosen ihren Sarkosy mit seiner Carla Bruni, viele europäische Länder haben Könige und Prinzessinnen und endlich, endlich haben wir die Wulffs, sagt Gabi.

Ich möchte den Einsatz der anderen Bundespräsidentengattinnen nicht schmälern, ganz im Gegenteil, Mildred Scheel hat sich vorbildlich für die Krebsforschung eingesetzt und auch die anderen Damen, ob Frau von Weizsäcker, Frau Carstens, Frau Herzog oder Frau Köhler haben viel Wohltätiges unters Volk gebracht. Aber Glamourfaktor? Gleich null. Erst jetzt haben wir eine richtige First Lady.

Die Wulffs sind junge Menschen mit Vergangenheit.

Brav und seriös, wenn nicht sogar bieder kamen sie daher – wie man es für’s Amt ja auch erwartet. Doch nun hat sich das gewandelt. Mit den Wulffs ist eine jungdynamische Familie ins Schloss Bellevue bzw. in eine Dahlemer Villa eingezogen, inklusive kleiner Kinder. Die Wulffs sind jung und trotzdem Menschen mit Vergangenheit – Kinder aus vergangenen Partnerschaften und ein gemeinsames Kind – eben Menschen, wie du und ich.

Und genau, das macht ja auch den Glamourfaktor aus, es sind keine hehren Lichtgestalten ohne Fehler, sondern Menschen mit Krisen und jetzt aber mit Erfolgen.

Das schillernde Leben der französischen First Lady, Carla Bruni, interessiert uns doch bei weitem mehr als die neuesten Reformen ihres Mannes. Hat sie einen Geliebten, leidet sie unter der mickrigen Größe von Nicolas, bekommen sie noch ein Kind? Wo kauft sie ihre bezaubernde Gaderobe? All’ diese Fragen beschäftigen unsere Nachbarn, die Grande Nation, deutlich mehr als die Unruhen in den Beaulieus.

Mit den Wulffs wird Politik was zum Anfassen.

Kaum waren die Obamas ins Weiße Haus einzogen, mutmaßten die Amerikanern, Michelle sei schwanger, doch wahrscheinlich musste sie nur zu viele Häppchen auf Staatsempfängen essen. Und landesweit wurde über die Anschaffung und den Namen des Präsidentenhundes diskutiert.

Ganz zu schweigen für welche Schlagzeilen die Sprösslinge des europäischen Hochadels sorgen. Hatten diese Jahrhunderte lang fast inzestuös untereinander geheiratet, sorgen die adligen Nachkommen jetzt für Schlagzeilen mit Liebesehen aus dem Volk.

Die Queen hat es dabei besonders schwer erwischt, drei ihrer vier Kinder wurden geschieden und der Kronprinz flüsterte seiner langjährigen Geliebten durch’s Telefon, dass er gern ihr Tampon sei, ließ sich stümperhaft dabei abhören, wurde von seiner bulimischen und kaufsüchtigen Ehefrau geschieden. Die daraufhin in den Heiligenstatus erhoben wurde, jede Titelseite schmückte und mit ihrem arabischen Geliebten in Paris, von Paparazzis gehetzt, zu Tode kam – kein Wunder, dass hier die Yellow Press auf ihre Kosten kam.

Aber auch die anderen Jungadligen ließen sich nicht lumpen, der norwegische Kronprinz freite und ehelichte ein alleinerziehendes Partygirl, der katholische Felipe, der sich eine Ehe mit einem schwedischen Unterwäschemodell noch verbieten ließ, heiratete eine geschiedene Fernsehmoderatorin, die ihm nur Töchter gebärt und täglich dünner wird.

Klatsch und Tratsch gibt es europaweit – nur nicht bei uns oder demnächst doch?

Und dieser Tage heiratete die schwedische Kronprinzessin ihren Fitnesstrainer – wo kommen wir da hin? Genau in die Klatschpresse.

Der Adel wurde bei uns bekanntlich ja abgeschafft und dem Volk blieben Männer in schwarzen Anzügen Ende 60, Anfang 70, deren Frauen, wenn überhaupt, nur am Rande und durch ihre Wohltätigkeit und dann im dunkelblauen Kostüm eine Rolle spielten.

Den ersten Schritt in die Glamour-Richtung machte Altbundeskanzler Schröder. Brioni-Anzüge, Cohiba-Zigarren und die vierte Frau ließen die deutsche Klatschpresse jubilieren. Seine Doppelhaushälfte in Hannover machte dies jedoch schon fast wieder zunichte, vor allem, wenn man sich von der Bild dabei erwischen lässt, wie man samstags die Hecke schneidet.

Wie man das richtig macht, zeigen die Obamas, wenn Michelle mit großem Presseaufgebot ihr Gemüsebeet anpflanzt.

Wir wollen die Reichen, Klugen und Schönen, bitte zum Anfassen, aber auf keinen Fall banal.

Und spätestens seit Angela Merkel das Zepter der Macht übernommen hat, hoffen wir nicht mehr auf skandalträchtige Schlagzeilen, sondern hoffen nur, dass sie ihr Pfarrerstochter-Image nicht unbedingt auf der Weltbühne ausleben muss.

Der erste Lichtblick nach langer Dunkelheit, war der Aufstieg Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg zum Verteidigungsminister. Erstens hatten wir endlich mal wieder einen Adligen in einem hohen Amt (mit wunderbar vielen Vornamen, die sich kein Mensch merken kann) und zweitens hat seine junge und hübsche Frau alles, was man für die Glamourwelt braucht. Ja, aber leider, wurde er bzw. sein Amt ziemlich schnell und stark kritisiert und zweitens ist der Minister eben nur ein Minister, nicht mal ein Ministerpräsident, vielleicht einmal Kanzler, aber auf jeden Fall kein Staatsoberhaupt.

Und nun, haben wir die Wulffs und mit ihnen eine First Family, Bettina (bei Wikipedia steht noch sehr wenig – das wird sich ändern). Da wird innig geküsst und es wird zum Amtsantritt eine Party gefeiert – das gabs noch nie. Das ist sensationell. Und angeblich soll der kleine Sohn ein Spielzimmer im Schloss Bellevue bekommen.

Kuss-Bild, Designer-Kleid, Plausch und Rührung.

Das Kuss-Bild nach der Präsidentenwahl zierte alle Gazetten und die gelernte Medienreferentin ließ verlauten, dass sie sich auf einen Plausch mit Michelle Obama freue, aber die Nähe zum Volk nicht verlieren möchte. Ihr Styling war beim Amtsantritt perfekt und stilvoll und von einem deutschen Designer entworfen. Die Bilder mit ihren beiden kleinen Kindern rührte die Nation und ließ die Beliebtheit ihres Mannes gleich auf der Skala nach oben schnellen.

„Die Liebe ist in Schloss Bellevue eingezogen“ titelte eine große deutsche Tageszeitung.

„Was interessiert das alles, wichtig ist doch, dass Christian Wulff sein Amt als Bundespräsident verantwortungsvoll und gut wahr nimmt“, merkte ein guter Bekannter an.

Da hat er bestimmt Recht, aber es ist auch gut, wenn es in der deutschen Politik mal ein wenig menschelt und gerne auch mit Glamour.

gabi