Donnerstag, 23. März 2023

Dieser Mann ist in diesem Amt nicht mehr tragbar

Die „Wulff-Affäre“ ist ein Schlag ins Gesicht der Demokratie

Rhein-Neckar/Berlin, 04. Januar 2012. (Aktualisiert, 05. Januar, 16:10 Uhr, 22:10 Uhr) Heute Abend hat Bundespräsident Christian Wulff (CDU) den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF ein Interview unter dem Titel „Bundespräsident Wulff stellt sich“ gegeben. Das ist der vorerst makaberste Höhepunkt in der mittlerweile mehr als unappetitlichen Affäre Wulff. Denn ein Staatsoberhaupt stellt sich nicht. Ein Bundespräsident gibt keine Rechtfertigungsinterviews oder macht sonstige Kinkerlitzchen. Der Bundespräsident repräsentiert das deutsche Volk und Christian Wulff macht uns schämen.

Von Hardy Prothmann

Die Details der Geschmacklosigkeit dieses Auftritts sind so zahlreich, dass man nicht ins Detail gehen muss.

Der noch amtierende Bundespräsident Christian Wulff (CDU) hat sich um Kopf und Kragen geredet und man muss befürchten, dass er selbst diese öffentliche Pein als Bestätigung seiner selbst sehen wird.

Geld, Freundschaften, Amt

Herr Wulff glaubt tatsächlich, dass ein solcher Satz Verständnis erzeugt:

Ich möchte nicht Präsident in einem Land sein, in dem man sich nicht von Freunden Geld leihen kann.

Klar, das versteht jeder, der sich mal Geld in der Kneipe leiht oder ein paar hundert Euro für eine „Investition“ oder sogar ein paar tausend, wobei das nur wirklich gute Freude locker machen (können).

Die Freunde eines Herrn Wulff sind sehr unterschiedlich zur Lebenssituation der allermeisten Deutschen. Worüber Herr Wulff spricht, über Freundschaft und Unternehmergeld, sind in seinem Fall 500.000 Euro – die er zu Konditionen erhalten hat, von der andere noch nicht mal träumen können.

Und man stelle sich die Angestellten, Arbeiter, Aushilfen vor, die eineinhalb Jahre nach Antritt des Jobs im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vor einem Millionenpublikum feststellen, „dass man keine Karenzzeit“ hatte, sondern ins kalte Wasser geworfen worden ist:

Hey, Leute, sorry, wir sind doch alle Menschen – niemand hat mich auf den Fließbandjob vorbereitet.

Protokoll und Probezeit

Immerhin hat Herr Wulff seinen „Fehler“, die Pressefreiheit zu bedrohen, eingestanden. Vermutlich denkt er, damit sei das Thema „abgehakt“. Protokollnotiz: „Entschuldigung abgehakt“ – nächstes Thema.

Ist das so? Beim besten Willen nicht. Der Bundespräsident ist das Protokoll. Er ist der Repräsentant unsere Staates, unserer Verfassung. Und ein Bundespräsident verletzt das nicht und sagt hinterher: „Tschuldigung, ich muss das noch lernen.“

Das ist nicht mehr nur „peinlich“, das ist peinigend.

Der Vorgänger Horst Köhler hat aus seiner Perspektive heraus gedacht, dass Wirtschaftskriege legitim seien. Als er belehrt wurde, dass er mit solchen Äußerungen gegen die Verfassung, also die innere Verfasstheit, die innere Haltung des Staatswesens verstößt, hat er den „Kindergarten“ sofort und konsequent verlassen. Der Mann war Unternehmer und hat entschieden. Seine geäußerte Haltung war inakzeptabel, sein Rücktritt zu respektieren.

Taktieren als Normalzustand

Christian Wulff ist Berufspolitiker und taktiert. Das ist nicht zu respektieren. Aber aus seiner Sicht ist das der Normalzustand und es ist zu befürchten, dass er die Aufmerksamkeit auch ein wenig genießt, denn die vergangenen eineinhalb Jahre registrierte kaum jemand, wo er sich gerade wieder hat fotografieren lassen. Dass er nach seinen Verfehlungen auch noch behauptet, das Amt gestärkt zu haben, macht einen fassungslos.

Und hier kommt der große Schaden ins Spiel. Nicht für Wulff – der hat sich selbst den größtmöglichen Schaden zugefügt. Sondern für das Amt, die Verfassung, die Verfassheit der Deutschen. Für die große Frage, ob eigentlich alles geht, wenn man nur dreist genug ist.

Eitles Aussitzen

Der Bundespräsident Christian Wulff schickt sich an, durch sein „Vorbild“ dem deutschen Volk und seinem Staatswesen den größtmöglichen Schaden zuzufügen – aus purer Eitelkeit -, weil er gerne fünf Jahre im Amt sein möchte. Egal, was ist. Das will er aussitzen.

Angeblich habe sich das Amt des Bundespräsidenten verändert. Dem ist nicht so. Die Amtsinhaber haben sich verändert und nach einem Rau und einem Köhler folgt nun ein Wulff – und diese Entwicklung nimmt keinen guten Lauf.

Die ZDF-Journalistin Bettina Schausten stellt die Schlussfrage: „…heißt, dass Herr Christian Wulff, ein Bundespräsident auf Bewährung vorerst bleibt?“ Die Antwort ist bezeichnend:

Die Begrifflichkeit finde ich völlig daneben, weil wir diesen Begriff kennen, wenn gegen Gesetze verstoßen wurde. Ich habe weder jetzt im Amt als Bundespräsident gegen irgendein Gesetz verstoßen, noch vorher. Es geht nicht um Rechtsverstöße, sondern es geht um Fragen von Transparenz, von Darlegung, von Erklärung und dazu nutze ich auch diese Gelegenheit, um zu erklären, was ist und was war, aber –wie gesagt – den Begriff der Bewährung halte ich für abwegig, sondern ich bin jetzt schweren Herausforderungen ausgesetzt, aber man muss eben auch wissen, dass man nicht gleich bei der ersten Herausforderung wegläuft, sondern dass man sich der Aufgabe stellt, und auch weiß, wem es in der Küche zu heiß ist, der darf nicht Koch werden wollen, wie es Harry S. Truman gesagt hat, und deswegen muss man offenkundig auch durch solche Bewährungsproben hindurch.

Wie absurd ist das? Christian Wulff hat als Staatsoberhaupt versucht, Transparenz zu verhindern und stellt sich nun dar, dass er diese verteidigen und retten wolle?

Sollte Christian Wulff (CDU) damit durchkommen, wird er als historisches Beispiel in der Geschichte als der Bundespräsident „gewürdigt“ werden müssen, der die Bundesrepublik Deutschland offiziell in eine Bananenrepublik überführt hat.

Grundlegendes Missverständnis

Es gibt viele, die glauben, dass Deutschland längst nicht mehr weit weg ist von Frankreich oder Italien. Christian Wulff schickt sich an, den Beweis zu führen, dass er es mit Sarkozy und Berlusconi aufnehmen kann.

Leider fehlt ihm auch dafür jegliches Format.

Am Ende wird er verlangen, dass man ihm auch noch dafür dankbar sein muss.

Das aber ist das grundlegende Missverständnis der allermeisten deutschen Politiker in diesem Land: Nicht die Menschen müssen dankbar sein, einen dieser „Amtsinhaber“ zu haben, sondern die „Amtsinhaber“ müssten dankbar und willens sein, dass sie die Verantwortung übernehmen dürfen.

Doch das ist zu theoretisch wie einen vom Schlage Wulff.

Weitere Informationen:

Tagesschau.de

Komplette Abschrift bei netzpolitik.org

Themenseite bei Spiegel.de

Wikipedia-Eintrag zu Christian Wulff

Wikipedia-Eintrag Bundespräsident

Aktualisierung, 05. Januar, 16:40 Uhr:

Bild-Chefreakteur Kai Diekmann hat Bundespräsident Wulff gebeten, den Inhalt der Mailbox-Nachricht öffentlich machen zu dürfen, nachdem dieser im Interview eine von der Bild-Darstellung abweichende „Einschätzung“ über den Inhalt gemacht hatte und „Transparenz“ versprochen hat. Wulff hat in einem offenen Brief auf die Anfrage geantwortet:

Sehr geehrter Herr Diekmann,

für Ihr heutiges Schreiben danke ich Ihnen. Meine Nachricht vom 12. Dezember 2011 auf Ihrer Telefon-Mailbox war ein schwerer Fehler und mit meinem Amtsverständnis nicht zu vereinbaren. Das habe ich gestern auch öffentlich klargestellt. Die in einer außergewöhnlich emotionalen Situation gesprochenen Worte waren ausschließlich für Sie und für sonst niemanden bestimmt. Ich habe mich Ihnen gegenüber kurz darauf persönlich entschuldigt. Sie haben diese Entschuldigung dankenswerterweise angenommen. Damit war die Sache zwischen uns erledigt. Dabei sollte es aus meiner Sicht bleiben. Es erstaunt mich, dass Teile meiner Nachricht auf Ihrer Mailbox nach unserem klärenden Telefongespräch über andere Presseorgane den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Es stellen sich grundsätzliche Fragen zur Vertraulichkeit von Telefonaten und Gesprächen. Hier haben die Medien ihre eigene Verantwortung wahrzunehmen.

Wie ich gestern auf Nachfrage im Fernsehinterview sagte, ging es mir darum, der Bild-Zeitung meine Sicht darzulegen, bevor sie über eine Veröffentlichung entscheidet. Da ich mich auf Auslandsreise in der Golfregion mit engem Programm befand, konnte ich das aber erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland am Abend des Dienstag, 13. Dezember, tun. Wie sich aus der Ihrem Schreiben beigefügten Mail ergibt, hatte deshalb mein Sprecher den recherchierenden Redakteur der Bild-Zeitung um Verschiebung der Frist zur Beantwortung des differenzierten Fragenkatalogs zu meinem Eigenheimkredit gebeten. Der Redakteur hatte aber nur Verlängerung bis zum Nachmittag des Montag, 12. Dezember, zugesagt. Es gab für mich keinen ersichtlichen Grund, warum die Bild-Zeitung nicht noch einen Tag warten konnte, wo die erfragten Vorgänge schon Jahre, zum Teil Jahrzehnte zurückliegen.

Das habe ich nach meiner Erinnerung auf der Mailbox-Nachricht trotz meiner emotionalen Erregung auch zum Ausdruck gebracht.

Angesichts der Veröffentlichung Ihres Schreibens an mich mache ich auch meine Antwort öffentlich.

Mit freundlichem Gruß

Aktualisierung, 05. Januar, 22:10 Uhr:

Der Bundespräsident hat wertvolle Begriffe wie Menschenrechte, Freundschaft und Pressefreiheit in seinen Rechtfertigungszusammenhang gebracht, den man nur als tief verstörend empfinden kann. Dass das Staatsoberhaupt in Zeiten der Ökonomisierung von allem und jedem zwischen Freundschaft und Geschäftsbeziehung nicht zu unterscheiden vermag, die interesselose Freundschaft betont, wo es ihm nutzt, und sich gleichzeitig als interessantes Anlageobjekt für ebendiese Freunde empfiehlt, um deutlich zu machen, dass es eben keine freundschaftlichen Gründe waren, die Frau Geerkens leiteten – das ist widersprüchlich, falsch und missbraucht Begriffe sozialer Identität, die sich dem politischen und ökonomischen Zugriff jenseits von sizilianischen Patenbeziehungen bislang entzogen haben.

-Frank Schirrmacher, FAZ

Gabis Kolumne: Macht uns das Internet dümmer?

Guten Tag!

Heddesheim, 11. Januar 2010. Gabi hat gegoogelt. Und dabei ist sie auf Frank Schirrmacher gestoßen. Der ist einer von fünf Herausgebern der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ein kluger Kopf. Und der meint, das Internet macht uns dümmer. Ist das so?, fragt sich Gabi und gibt die Antwort: „Das hängt von uns selbst ab.“

Vor Kurzem erzählte mir ein Bekannter von einer amüsanten Begegnung. Er saß im Sommer mit seinem Laptop auf dem Schoss auf einer Parkbank. Neben ihm hatte sich ein Vater mit seiner etwa 7-jährigen Tochter niedergelassen. Irgendwann sagte der Vater zur Tochter: „Kannst du dir das vorstellen: Als ich so alt war wie du, gab es noch keinen Computer und erst recht keinen Laptop.“ Das Mädchen dachte kurz nach und fragte dann: „Und wie seid ihr dann ins Internet gekommen?“

Diese humorvolle Begebenheit machte mich nachdenklich. Klar kennen wir Erwachsenen solche Geschichten. Meine Oma erzählte immer, sie hätte noch keine Waschmaschine gehabt in ihrer Jugend und auch ein Telefon kam erst spät in ihr Leben.

Beides machte ihren Alltag leichter. Wird durch das Internet auch unser Leben leichter?

In den Medien wird aktuell darüber diskutiert, ob das Internet uns dümmer macht.
(Siehe Debatte um das neue Buch „Payback“ von Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ, Anm. d. Red.)

Vertieftes Wissen steht im Lexikon…

krieg

Der 30-jährige Krieg. Lexikon oder Internet? Bild: hblog

Noch vor wenigen Jahren erklärte ich meinem heranwachsenden Sohn, der Griff zum Lexikon sei immer die erste und beste Möglichkeit, Wissen zu vertiefen.

Dieses Lexikon habe ich während meines Studiums gekauft. Ende der 80er Jahre. Da gibt es noch zwei Deutschlands und Helmut Kohl war Bundeskanzler eines noch kommenden vereinten Deutschlands. Und ich habe es oft und intensiv genutzt, wie manche lockere Seite bezeugen kann.

2000, da war mein Sohn sechs Jahre alt und konnte schon gut lesen, war mein Lexikon gut zehn Jahre alt und aus Lexikonsicht einigermaßen aktuell.

Und heute? Sollte ich mir ein neues Lexikon zulegen oder meinem Sohn eins zum Studium schenken? Wäre das in der heutigen Zeit nicht weitaus schneller überholt als gedruckt? Schenkt man heute statt einem Lexikon nicht besser ein Notebook, eventuell mit Flatrate-Zugang?

Letzte Woche war ich mit meinem Mann im neuen Woody Allen-Film „Whatever Works – Liebe sich wer kann„. Auf der Heimfahrt überlegten wir, welche Filme wir von Woody Allen kennen.

Mein Mann fragte: „Kennst Du den ersten von ihm?“ Ich: „Nein.“ Mein Mann strahlte: „Aber ich. ‚Was gibts Neues, Pussy‘.“

Ich dachte nur: „Angeber“, und fragte: „Und sonst?“ Mein Mann sagte: „Dann waren da noch ‚Der Stadtneurotiker, Woody, der Unglückrabe, Machs noch einmal Sam, Purple Rose of Cairo, Eine Sommernachts-Sex-Komödie‘, soll ich jetzt alle aufzählen? Ach ja: Ganz groß: ‚Hannah und ihre Schwestern‘.“

„Nein“, sagte ich leicht gereizt: „Aber ich kenne auch ein paar davon, beispielsweise die ‚Sommernachts-Sex-Komödie‘.“ Und dann fragte ich: „Was war der letzte Film vor dem jetzigen?“ Mein Mann guckte, dachte, guckte, dachte. Dann sagte er kleinlaut: „Keine Ahnung.“

Das war mein Moment des Triumphs: „‚Vicky Cristina Barcelona‘ mit Javier Bardem, Penélope Cruz und Scarlett Johannson.“ Mein Mann guckte: „Kenn ich nicht.“

…oder mein Mann weiß es…

„Klar“, dachte ich, „ist ja auch ein Liebesfilm.“

„Ha“, war meine Antwort. Ich war zufrieden. Hatte ich doch die Oberhand behalten, was mir zugegebenermaßen nicht immer bei meinem Mann gelingt, weil der ein wandelndes Lexikon ist.

Nur beim Unterhaltungsfilm im Allgemeinen hat er Schwächen – besonders bei Liebesfilmen. Er steht auf Action wie „Transporter“, „Ong-Bak“ oder intellektuelles Zeug oder die Coen-brothers (No Country for old man) und man könnte meinen, er hätte jedes Drehbuch für die Filme mit Robert de Niro selbst geschrieben, weil er die Dialoge auch morgens um vier Uhr nach spontanem Wecken auf ein Stichwort hin sofort aufsagen kann.

„Was heißt hier „Ha“?“, fragte mein Mann: „Erzähl mir doch noch einmal, worum es in der ‚Sommernachts-Sex-Komödie‘ ging?“

Seine Augen blitzten. Ich sank in mich zusammen, versuchte mich zu erinnern, aber da waren nur Gedankenblitze, keine echten Erinnerungen. Er hingegen schaute zufrieden und fröhlich, während er uns nach Hause chauffierte und es genoss, dass er den Punkt gemacht hatte.

Zuhause angekommen fuhr ich sofort mein Netbook hoch und nur 10 Minuten später war ich quasi Woody Allen-Spezialistin.

…oder ich!

„Liebling“, flötete ich. „Wie hieß der erste Film von Allen?“ Mein Mann antwortete gelassen: “ ‚Was gibts Neues, Pussy.‘ Das habe ich Dir doch vorhin schon gesagt.“

„Stimmt nicht“, sagte ich von „Wissen“ erfüllt: „The Laughmaker.“

Mein Mann guckte, dachte, guckte, dachte. Ich genoss diesen Augenblick. „Kann nicht sein“, sagte mein Mann. „Ist aber so“, sagte ich.

Dann drehte ich unser Netbook zu ihm hin, er guckte auf den Bildschirm und den Wikipedia-Eintrag.

Wir lachten. Er sicherlich aus Verlegenheit, ich aus Siegesfreude und wir beide über unser kindliches Wissensspiel.

Ganz bestimmt aber das Internet.

Jetzt werde ich aber wieder ernst und frage mich selbst: Welchen Wert hat dieses Wissen? Erleichtert es meinen Alltag oder macht es mein Leben reicher?

Beides.

Zu fast jedem Thema können wir heutzutage irgendetwas im weltweiten Netz finden. Wir können uns über Krankheiten schlau machen, bevor wir zum Arzt gehen, wir können uns per Google Earth unser Sommer-Urlaubsziel im August schon im Januar anschauen.

Schreiben unsere Kinder Referate, wird erst mal gegoogelt, meist sogar auf Anweisung ihrer Lehrer.

Wie schwierig war es noch in meiner Studienzeit, bestimmte Informationen zu beschaffen. Tagelang saß man mit Karteikärtchen in der Bibliothek und bestellte umständlich über Fernleihe Bücher, die sich nach einem kurzen Blick als „falsche Bestellung“ erwiesen?

Die Gegner werden jetzt sicherlich zu Recht anmerken, dass man sich früher das Wissen noch erarbeiten musste und heute durch „Copy and Paste“ nur noch abgekupfert wird. Dazu fand ich Internet (wie kann’s auch anders sein) folgende Stelle:

Abgeschrieben wurde in der Wissenschaft schon immer. Aber das Zeitalter des Internets hat zu einem Ideenklau bisher unbekannten Ausmaßes geführt – es ist ja so einfach.

Hemmungslos kupfern viele Studenten und Forscher bei Kommilitonen und Kollegen ab: durchs Netz klicken, kopieren, als eigene Erkenntnis ausgeben – fertig ist die Hausarbeit, das Diplom oder die Promotion.

Für geistige Dünnbrettbohrer, aber auch bequeme Karrieristen ist „copy and paste“ die Arbeitstechnik des 21. Jahrhunderts.

Also was tun?

Ich gestehe: Ich liebe es, Dinge, die ich wissen muss oder auch nur wissen mag, zu googeln.

Ich finde, unser, also zumindest mein Horizont, ist so viel größer geworden und ich sage: Wir werden vielleicht nicht unbedingt klüger, aber wir können uns viel schneller Informationen beschaffen.

Nur manchmal eben auch zu viele.

Kürzlich sollte mein Sohn ein Kurzreferat über den 30-jährigen Krieg halten und die Informationsflut bei Wikipedia war einfach zu gewaltig.

Ich gab ihm das 20 Jahre alte Lexikon.

Und hier fand er kompakt das, was er für die Schulaufgabe wissen musste – aber der 30-jährige Krieg ist ja auch schon ziemlich lange her und an dem Wissen darüber wird sich so schnell auch nichts verändern.

Die Frage war: Macht uns das Internet klüger oder dümmer?

Ich meine, das hängt von uns selbst ab.

gabi