Samstag, 23. September 2023

Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses veröffentlicht

Das neue Leitbild der Gemeinde Heddesheim

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Rund 80 Bürger/innen haben bei der Entwicklung der Leitsätze mitgewirkt.

 

Heddesheim, 21. September 2013. (red/aw) Heddesheim hat 45 Leitsätze für die Zukunft der Gemeinde veröffentlicht. Sie sind das Ergebnis des Bürgerbeteiligungsprozesses, der im November 2012 gestartet worden war. Das Leitbild soll vor allem den Gemeinderat in den kommenden Jahren bei verschiedensten Anlässen begleiten. Ins Bürgerhaus kamen am Montag rund 160 Bürger/innen zur Präsentation. [Weiterlesen…]

Franziska Brantner ist Europaabgeordnete und Mutter.

Organisation ist alles

Die Europaabgeordnete Franziska Brantner ist Mutter und Politikerin.

Die Europaabgeordnete Franziska Brantner ist Mutter und Politikerin. Den Arbeitsalltag zwischen Brüssel, Straßburg und Heidelberg meistert sie mit Organisation und Effizienz.

 

Straßburg/Rhein-Neckar, 07. Juni 2013. (red/ld) Wenn ihre Tochter sie braucht, ist Franziska Brantner Mutter. Wenn die EU-Politik sie braucht, ist sie Abgeordnete. Die Grünen-Politikerin arbeitet im Europäischen Parlament an einer Lösung für die Finanzkrise oder an der Durchsetzung von Frauenrechten. Im September will die 33-Jährige in den Bundestag gewählt werden. [Weiterlesen…]

Neuauflage: Informationen für Mütter und Väter

Rhein-Neckar/Stuttgart, 24. Februar 2012. (red/pm) Sozialministerin Katrin Altpeter stellte heute die komplett überarbeitete Neuauflage der Broschüre „Informationen für Mütter und Väter“ vor. Der praktische Ratgeber kann über das Ministerium bestellt werden, wird über die Rathäuser und das Landratsamt angeboten.

Information des Sozialministeriums:

„Altpeter sagte: „Das Glück, das Kinder geben, kann von nichts und niemandem ersetzt werden. Doch glückliche Kinder brauchen Eltern, die sie auf ihrem Weg zu eigenverantwortlichen Mitgliedern unserer Gesellschaft begleiten, ermuntern und ihnen Vorbild sind.“ Eltern sollten Kindern Halt geben, ohne sie unnötig einzuengen oder ihnen dabei ihre Freiheit zu nehmen. „Wir möchten Familien auf diesem Weg unterstützen und stellen ihnen diese hilfreiche Broschüre als praktischen Wegweiser zur Verfügung“, so die Ministerin.

Die Broschüre „Informationen für Mütter und Väter“ gibt in ihrer 14. Auflage einen umfassenden Überblick über die Leistungen und unterstützenden Angebote für Familien in Baden-Württemberg. So finden sich Informationen beispielsweise zu Mutterschutz, Elternzeit, Kinderbetreuung, steuerlichen Erleichterungen und Bewertung der Erziehungszeiten in der Rentenversicherung. Ebenso sind Informationen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Wohnraumförderung oder Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung enthalten. Neu aufgenommen wurden in die 144 Seiten umfassende Broschüre unter anderem Ausführungen zur Hebammenhilfe und zur Vorbeugung von Suchterkrankungen.

Ein umfassender Adressteil der Familienbildungseinrichtungen, der Familien- und Frauenverbände, Wohlfahrtsverbände, Schwangerschaftskonflikt- und Er-ziehungsberatungsstellen, Frauen- und Kinderschutzhäuser sowie der Kontaktstellen „Frau und Beruf“ erleichtert es den Familien, die nächstgelegenen Beratungsstellen zu finden. Außerdem sind die Familienferienstätten in Baden-Württemberg mit Foto enthalten sowie eine „Checkliste Geburt“ und die wichtigsten Notrufnummern.

Die Broschüre wurde unter anderem an die Bürgermeisterämter und die Landratsämter in Baden-Württemberg verteilt und wird dort kostenfrei an die Familien abgegeben.

Hinweis für die Redaktionen:

Die Broschüre kann auch in größerer Stückzahl – zur weiteren Verbreitung – direkt bestellt werden beim:

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg, Broschürenstelle, Schellingstr. 15, 70174 Stuttgart, Fax: 07 11/ 1 23-3 99, E-Mail: poststelle@sm.bwl.de.

Im Internet kann die Broschüre unter www.sozialministerium-bw.de (Rubrik „Publikationen“ > „Familie und Kinder“) als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Gabis Kolumne

„Jein“ ist keine Lösung, aber ein Ansatz

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Guten Tag!

Rhein-Neckar, 07. November 2011. Es gibt „Nein-Sager“ und die ewigen „Ja-Sager“ und zwar nicht nur in Indien. Und vielleicht gibt es auch einen Weg dazwischen, fragt sich Gabi.

Dieser Tage habe ich einen Bericht darüber gehört, dass Inder unglaublich hilfsbereit sind und deshalb auch eine Frage niemals mit „nein“ beantworten, denn das ist unhöflich und gegen die Gastfreundschaft.

Fragt man in Indien also nach dem Weg, ist es gleichgültig, ob der Gefragten ihn kennt oder nicht, er wird versuchen, eine Wegbeschreibung abzugeben.  Folglich wird dem Fragenden in Indien stets geholfen und selbst, wenn er letztendlich in Katmandu und nicht am Taj Mahal ankommt. „Nein“ sagen ist in Indien demnach absolut verpönt.

Filmplakat zum "Ja-Sager".

Die amerikanische Filmindustrie hat diesem Phänomen mit dem „Ja-Sager“ sogar eine eigene Komödie gewidmet und schon Bertolt Brecht hat 1930 ein Lehrstück über den „Jasager“ geschrieben.

Aber so weit muss man ja gar nicht gehen. Auch hier zu Lande, fällt vielen das „Nein“ sagen schwerer als das „Ja“ sagen und so kann die Frage, „kannst du mir einen Salat für meine Party machen“, in einen absoluten Stress ausarten. Denn selbst, wenn man weiß, dass man überhaupt keine Zeit hat, sagt man meistens „Klar, doch, gerne“, mit dem Resultat, man gerät in absolute Hektik und landet an der Kühltheke des Supermarktes.

Kürzlich fragte mich eine Freundin: „Kannst du mich heute Mittag eventuell vom Bahnhof abholen?“ Sofort antwortete ich: „Ja, gerne doch“, obwohl ich genau wusste, ich komme erst spät von der Arbeit nach Hause, die Kinder wollen etwas essen und zudem habe ich noch einen Arzttermin. Das Resultat war, ich geriet in Panik, wurde hektisch und übellaunig.

„Ich hoffe, du hattest nicht zu viel Stress.“

Als ich am Bahnhof ankomme, sieht meine Freundin  meine Schweißperlen auf der Stirn und sagt: „Ich hoffe, du hattest nicht zu viel Stress.“ Und was antworte ich? Na, richtig, ich sage „Das war überhaupt kein Problem, das mache ich doch gerne“.

Das „Ja-Sagen“ wird spätestens dann fatal, wenn man Kinder hat. Das fängt im Kindergarten an, betrifft die Teilnahme jeglicher Freizeitaktivitäten und gipfelt in der Schulzeit.

Ich gehöre demnach prinzipiell immer zu den ersten, die bei Sommerfesten Kuchen backen und die sich in die Helferliste eintragen. Ich war Elternbeirätin – und das war keine Ehre, sondern eindeutig Pflichtprogramm -, hole meinen Halbwüchsigen nebst weiterer Kids nachts um drei Uhr nach einer Venedig-Exkursion vom Bus ab, bekoche spontan – „Mama, du hast doch nichts dagegen, ich habe noch ein paar Freundinnen zum Essen mitgebracht“ – vier kichernde Teenager und trage mich immer ein, wenn Fahrdienste gesucht werden.

Und natürlich wissen auch meine Kinder, meine Freunde und mein Mann, dass ich es mit dem „Nein-sagen“ nicht so habe – und nutzen dies – so meine ich – schamlos aus.

Meistens reicht ein „Wenn-es-dir-zuviel-ist“ oder „ich-kann-es-auch-selbst-machen“ oder ein „es-wäre-toll-wenn-du-mir-helfen-könntest“ aus und ich stehe parat.

Wenn ich mich also kritisch betrachte, heißt das eindeutig, ich möchte gebraucht werden, ich möchte die Retterin in der Not sein, ich lechze nach „das-hast-du-toll-gemacht“.

Kürzlich habe ich mit einer Freundin über diesen Gen-Defekt gesprochen. Sie selbst bekennt sich freimütig zu den „Nein-Sagern“.

„Weißt du“, sagte sie, „wenn du „nein“ sagst, kannst du daraus auch noch ein „Ja“ machen, umgekehrt funktioniert das nicht. Also sage ich erst mal „Nein“ und warte dann ab.“

Das Resultat ist eindeutig, während sie abwartet, haben die „Ja-Sager“ schon längst ihre aktive Rolle übernommen und die „Nein-Sager“ können sich zurücklehnen, aufatmen und sagen: „Im Notfall hätte ich schon mitgemacht, aber ihr braucht mich ja nicht mehr“.

„Jein“ – ein Kompromiss?

Bingo, so funktioniert das Spiel. Ich habe verstanden.

Das heißt, „Nein“ sagen und abwarten und der Kelch geht vorüber. Und wenn das alle machen, passiert gar nichts mehr. Alle sagen „Nein“, folglich alles stagniert.

Das kann also nicht die Lösung sein.

Der Kompromiss wäre also ein „Jein“. Aber das ist eigentlich nur ein irgendwo „Dazwischen“. Und zwischen zwei Stühlen sitzt es sich bekanntlich am Schlechtesten.

In letzter Zeit habe ich mir deshalb angewöhnt, erst mal tief Luft zu holen und mir eine Atempause zu gönnen, sprich, ich antworte nicht gleich und gestehe mir und meinem Gegenüber zu, dass ich mir meine Antwort überlegen kann, vor allem bei Spontan-Anfragen.

Das heißt, wenn mich spätabends mein Sohn anruft und fragt, kann ich bei XY übernachten, wenn mein Mann fragt, kannst heute Nachmittag für mich XY machen, wenn eine Freundin fragt, treffen wir uns am XY – ich muss es aber gleich wissen -, wenn meine Tochter fragt, können wir gleich ins Einkauszentrum fahren, um XY zu kaufen, wenn mein Chef sagt, ich müsste bis zum nächsten Tag XY erledigen, dann sage ich ganz entspannt: „Darüber muss ich noch nachdenken, fragt mich in einer halben Stunde noch mal.“

Oft klappt es, oft auch nicht. Aber ich arbeite daran. Und wenn ich mal nach Indien reise, werde ich mich nicht wundern, wenn ich in Katmandu lande und nicht am Taj Mahal, und vorsorglich werde ich mir eine Straßenkarte mitnehmen.

gabi

Lebensmittel. Klarheit.de?


Rhein-Neckar, 21. Juli 2011. (red) Vielleicht gut gemeint. Tatsächlich ein GAU. „Lebensmittelklarheit“. Dokumentiert.

So sieht Lebensmittelklarheit.de aus. Total klar. Die Website ist kollabiert. Peinlicher gehts nimmer.

Über das Portal „lebensmittelklarheit.de“ sollen Verbraucher „Täuschungen“ melden können. Es soll Transparenz möglich sein. Kontrolle.

Tatsächlich ist die Seite erstmal „abgeschmiert“.

Vielleicht fand sich die Regierung bürgernah.

Das Ergebnis zeigt, dass die Regierung keine Ahnung hat, was die Bürger beschäftigt.

Leugnen hilft nicht – die Bürger wollen gesunde und gute Lebensmittel.

Und sie wollen gut informiert sein.

Mietet Euch endlich einen Server, der funktioniert.

Billig-Scheiß-Lebensmittel gibt es genug.

Wir brauchen nicht noch einen billig-scheiß-server, der nur „klare Verhältnisse“ darstellt.

Einen schönen Tag wünscht Ihnen
Das rheinneckarblog.de

„Und das Licht! So gemütlich!“ – bei freiem Eintritt


Rhein-Neckar, 09. Mai 2011 (red) Marietta berichtet aus ihrem bewegten Alltag. Ihre Geschichten kosten keinen Eintritt und sind mitten aus dem Leben – manchmal geht die Phantasie mit ihr durch, aber viellicht auch nur wegen der Realität. Doch was ist real, was phantastisch? Bei Marietta mischen sich die Sphären. Im Mittelpunkt steht der Mensch und der ist immer überraschend. Vor allem die eigenen Eltern. Und vor allem dann, wenn Fäsbuk auf Schwarzwald und Urlaubsträume trifft.

Von Marietta Herzberger

Es ist unvermeidlich. Drei- bis viermal im Jahr hat irgendeiner im ersten bis zweiten Verwandtschaftsgrad Geburtstag und man findet sich ein. Die Lokalität wechselt dabei ständig. Mal ist es die Wohnung meiner Eltern, mal unsere, mal der Balkon meiner Eltern oder unsere Terrasse.

Gelegentlich darf es auch mal ein Restaurant sein. Das kommt bei meinen Eltern aber nur in Frage, wenn das Restaurant bekannt, der Koch gut und ebenfalls bei meinem Vater bekannt ist. Die Hauptkriterien sind grundsätzlich und in jedem Fall der Preis, Nähe der Gaststätte sowie Größe und Konsistenz der Schnitzel und des Kochs. Bevorzugt sind Kegelbahnen mit Anschluss an die Gastronomie und Schützenvereine.

Wie bei de Gerda.

„Des schmeckt do fascht so gud wie bei de Gerda, sach ich. Un koschte duts beinoh nix. Do geh mer gern hi, gell Gerda!“, pflegt Hannes zu loben, wenn es geschmeckt hat, reichlich und günstig war.

Das Schicksal legte meinen diesjährigen Geburtstag auf einen Dienstag. Ich mag Dienstage. Nur nicht an meinem Wiegenfeste. Die obligatorische Einfindung meiner Eltern fand auf unserer Terrasse statt. Nachdem ich morgens meine Kollegen bereits mit reichlich Kuchen und Gebäck beglücken durfte – selbstgekauft versteht sich, denn von einer perfekten Hausfrau bin ich ungefähr so weit weg wie Papua Neuguinea von Toiletten mit fließend Wasser – schnitt ich am Nachmittag den in der Vorwoche gekauften und frisch aufgetauten Käsekuchen an.

Bitte glauben Sie nun nicht, meine Eltern wären mir auch nur im Ansatz zuwider. Nein, im Gegenteil. Ich liebe sie, wie eine Tochter ihre Eltern nur lieben kann. Mit all ihren kleinen Fehlern und liebenswerten Macken, welche im Alter bisweilen zutage treten. Ich trenne sie nur strikt von meinem Freundeskreis, der an meinen Geburtstagen zu einem anderen Zeitpunkt geladen wird. Aus Kostengründen und um unerträgliche Gesprächsspitzen zu vermeiden.

Es klingelt. Der Hund öffnet die Tür. Das Kind stürzt hinterher. Mein Mann brüllt: „Deine Eltern sind da!“

Schnell lege ich noch Servietten neben die Teller und bearbeite den Käsekuchen leicht mit den Fäusten. Wirkt authentischer. Dann haste ich ebenfalls zur Tür. Es ist ein heiteres Willkommen. Küsschen links, Küsschen rechts. Die stets selbstlose Ella will wissen, ob Opa auch ihr Geschenke mitgebracht hat, während der Hund an Oma Gerda hochspringt und versucht sie abzulecken.

„Der Kuche iss awer gud.“

Mein Mann hilft seinem Schwiegervater Hannes aus der Jacke. Bei Gerda hat das der Hund schon erledigt. Ella versucht ihre Oma in ihr Zimmer zu ziehen, um ihr die neue Bettwäsche zu zeigen. Das Ganze spielt sich auf ungefähr 1,5 qm Flur ab. Schließlich hat jeder sein Küsschen auf der Wange, die Jacke an der Garderobe, Geburtstagswünsche an mich übermittelt und mir das jährliche Geldgeschenk nebst Söhnlein Brillant überreicht.

Ella ist sauer, weil keiner ihre Bettwäsche bewundern will. Ich seufze. Auch das geht vorüber und wir an den Tisch.

„Der Kuche iss awer gud“, lobt mich Papa, „Hoscht den selwer gebagge?“

Mein Mann springt für mich in die Bresche: „Schmeckt der wie gekauft, Hannes?“
„Ah nää, isch froog jo nur.“

„Noch Kaffee?“

„Noch Kaffee?“, lächele ich meine Mutter an.

„Nee Kind“, winkt sie ab, „du weißt doch, so spät am Nachmittag…dann schlaf ich wieder nicht.“

„Die verträgt des nimmer, die Gerda. So iss des hald, wemmer ald werd“, sinniert Hannes.

Gerda nickt bedeutungsschwer: „Na ja, man muss schon auf die Ernährung achten. Auch wenn man nicht weiß, wie lange man noch lebt…“

Großes Kino: „Wie war denn euer Urlaub?“

Meine Tochter Ella verdreht die Augen und kaut Käsekuchen.

„Wie war denn euer Urlaub?“, wechselt mein Mann galant das Thema.

Ich habe einen guten Ehemann. Er erspürt negative Schwingungen sofort und steuert dagegen. Anders als ich. Ich steuere immer direkt drauf zu. Wir ergänzen uns. Aber ich schweife ab…

Der Blick, das Licht - 20 Jahre. Urlaub ist was schönes. Jeder hat eine andere Vorstellung davon. Marietta zahlt für die Extra-Vorstellung noch nicht mal Eintritt. Bild: wikipedia/Arminia

Leider ist Gegensteuern auch nicht immer die beste Wahl. Unwissentlich gibt er damit den Startschuss für Hannes gefürchtete Monologe.

„Mama?“, mein cleveres Kind erkennt die Situation pfeilschnell und versuchte, sich zu retten, „Darf ich raus, spielen gehen? Ich bin satt.“

„Klar“, sage ich neidvoll und entlasse sie mit einem huldvollen Wink in die Freiheit.

„Also des hädds bei uns frieher net gewwe“, entrüstet sich Hannes mit erhobenem Zeigefinger, „Mir häwwe am Tisch sitze bleiwe misse, bis…“

„Wo wart ihr in Urlaub?“ Mein Mann beugt sich nach vorne und schaut meinen Vater interessiert an. Wie macht er das nur? Ich lehne mich zurück, schaue alles andere als interessiert und atme tief.

„Ja, wo war mer in Urlaub?!“, kläfft mein Vater ungläubig, „Do wo mer immer sin. Seid zwonzisch Johr jetz schun.“

Besänftigend schiebt sich meine Mutter dazwischen: „Ach Hannes, lass doch“, und zu uns gewandt, „Beim Häuserwirt im Schwarzwald. Ihr wisst doch, der mit nur einer Ferienwohnung.“

Wir nicken eifrig und haben nicht den Hauch einer Ahnung.

Hannes haut begeistert mit der Hand auf den Tisch: „Also des iss ä suber Wohnung!“ Kurze Pause. „Awwer pass uff! Die derfter net in Fäsbuk oder im Innerned oder so zeige, gell! Sunschd griehe mer die vielleicht nimmer, wenn die donn jeder will!“ Wieder eine kurze, dieses Mal jedoch mahnende Pause. Das Gewicht der Worte soll sich setzen.

„Die hot alles, die Wohnung…Ä Kisch mit Gscherrspielmaschien unn e riese Schlofzimmer mit äm riese Bett. „Jo, allerdings…“, Hannes schaut meinen Mann taxierend an, „fer disch kenns e bissl eng werre, so um do so uff die Seit ons Bett zu kumme mit deiner Greeß und deiner Breit…“.

„Wie? Ich bin doch noch gar nicht breit!?“ Mein Mann ist sichtlich belustigt. Ich bin peinlich berührt und rühre meinen Kaffee um. Das mache ich bereits seit Beginn des Gesprächs.

„Ja nä, ich mähn doch so vom Zugang zum Bett her und so. Isse bissl eng, aber mir reicht des.“

„Achso…“, allgemeines Nicken. Nur nicht näher drauf eingehen.

Er fährt fort mit seiner Lobeshymne: „Ach, un des Wohnzimmer. So ä großes Wohnzimmer. Net altmodisch. Eher…modern. Un ä Leddersofa, eschd Kunschtledder. So ä großes Ums-Eck-Sofa. Do hoscht viel Blatz unn…“

„Ach und das Licht“, mischt sich schwärmend meine Mutter ein, „Wenn man da das Licht anmacht, das ist ja so gemütlich, so gemütlich. Da kann man abends sitzen …ach, so gemütlich.“

Suttereng

Hannes pflichtet ihr begeistert bei: „Die Terrass! Die Terass. So schee. Wonn du do drausse hogscht…“

„Ja, so gemütlich! Und das Licht!“ Mutters Augen glänzen.

„Möchte jemand ein Bier?“, fragt mein Mann. Ich nicke benommen. Eigentlich trinke ich kein Bier. Aber die Kaffetasse ist leer und Bier ist besser als gar kein Alkohol.

„Des iss so schee, wonn du do hoggscht. Okay, die Aussicht iss net so toll, weil do de Parkplatz direkt vor de Terass iss¸ aber…“

„…das Licht. So gemütlich“, ergänzt Mama.

Prost, ein Bier aufs Licht!

Hannes nippt am seinem Bier: “ Also…die Wohnung…so was Guudes.“

„Und das Licht!“

„In de Kisch steht´n riese Tisch. Do konscht dro sitze.“ Hannes wackelt leicht mit dem Kopf: „Un die Leit, die am Fenschder vorbei laafe, die stere net.“
Gerda nickt zustimmend.

„Wisster, die Wohnung liegt im Suttereng, do kenne die Leit net so nei gucke, wonn se vorbei laafe. Auch net ins Schlofzimmer. Awwer mer sinn jo Friehuffsteher!“
Frühaufsteher? Was? Habe ich etwas verpasst? Kurz eingenickt?

„Wieso Frühaufsteher?“, frage ich perplex.

Vom Vogel, vom Frühaufsteher und Briefträger.

„Ah, weil uns donn de Briefträger net steert.“

Nun ist auch mein weiser, stets jeder Situation gewachsener Mann irritiert: „Briefträger?“

„Ei jo, weil doch die Briefkäschde direkt am Schlofzimmer sin, so vun ausse, verschdehscht?“

Gerda lächelt erhaben: „Ja, wenn der Briefträger morgens um sechs Uhr die Briefe einwirft, dann sind wir ja schon lange wach.“

„De friehe Vogel,…kennt er doch, des Sprichword, gell?“

Müde lächle ich meinen Vater an. Was will ich eigentlich? Andere zahlen für so was Eintritt.

„Und das Licht! So gemütlich!“

„Gerda, mir packens. Danke fer den leckere Kuche und des Bier“, sagt mein Vater und drängt seine Frau. Ella zeigt ihr noch schnell die Bettwäsche, mein Mann räumt auf.

„Un ja ned ins Fäsbuk stelle, sonschd gibt’s Ärscher“, sagt mein Vater noch. „Nein, Papa, bestimmt nicht.“

Marietta Herzberger.

Anmerkung der Redaktion: Marietta Herzberger lebt in Weinheim und schreibt in ihren Kolumnen über den ganz normalen Wahnsinn des Alltags. Erfundene Geschichten, in denen doch das eine oder andere wahr ist. Die Personen gibt es meistens, manchmal nicht. Mal ist es, wie beschrieben, mal gnadenlos überzogen. Es sind keine „journalistischen“ Texte mit dem Anspruch auf Faktentreue, sondern Lesetext mit dem Ziel, Lesefreude zu verbreiten. Sie hat jede Menge Weisheiten gerne, zwei sind: „Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen“ – Konrad Adenauer. Und: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ – Bertolt Brecht. Wir wünschen unseren Lesern viel Lesespaß mit ihren Texten!

Mariettas Kolumne: Einmal Haustier, bitte!


Guten Tag!

4. April 2011. Verläuft das Leben gleichmäßig und ohne große Überraschungen, wiegt man sich in Sicherheit. So kann es bleiben, so ist es gut. Gelegentlich jedoch wird der Mensch leichtsinnig und setzt die geliebte Ordnung aufs Spiel. Beispielsweise dann, wenn Kinder vorhanden sind und man plötzlich auf den Hund kommt.

Von Marietta Herzberger

Die grundsätzliche Aussage, welche nach zwölf Jahren tierloser Ehe zu treffen ist, und bis heute unverrückbare Gültigkeit hat und von mir niemals in Frage gestellt wurde, ist folgende: Ich bin eine glückliche Ehefrau. Mein Mann ist nicht einfach nur mein Mann, sondern auch Partner, guter Freund und gelegentlich auch Leidensgenosse. Aber das ist eine andere Geschichte. Wir sind ein eingespieltes Team und stolze Eltern eines liebreizenden, gelegentlich aufmüpfigen Kindes mit Namen Ella.

Wir bewohnen ein Haus im behaglichen Weinheim. Ruhige Lage und erstrebenswerte Spucknähe zur Autobahn inklusive. Möchte ich mit der Straßenbahn fahren, benötigt es lediglich ein paar leichtfüßige Schritte rechts aus unserer Haustüre heraus und -  rein ins Gefährt.

Zur Bushaltestelle wende ich mich leicht nach links. Das ist praktisch. Nur nachts nicht. Da nämlich stört das Bimmeln der OEG-Ampel-Warnanlage, das uns alle halbe Stunde mitteilt, dass die Zeit bis zum Weckerklingeln nahe rückt. Wir haben uns daran gewöhnt und schlafen mit Ohrstöpseln. Das blecherne Surren der Schranke, das ertönt, wenn sich diese herablässt und nach einigen Minuten- untermalt vom Bimmeln – wieder öffnet, versuchen wir noch irgendwie in unsere Träume einzubauen.

Träume vom Transsibirien-Express

In einer dieser schlaflosen Nächte hatte mein Mann die rettende Idee: „Schatz, lass uns vom Transsibieren-Express träumen. Da lässt sich das Bimmeln so schön einbetten.“ Ich fand „einbetten“ gut und passend. Seitdem steigen wir ab Einbruch der Dunkelheit beseligt ins Bett und treten unsere gemeinsame Reise an, bis es wieder hell wird.

Unsere Nachbarn sind größtenteils netter, aufgeräumter Durchschnitt und jeder pflegt seinen kleinen Reihenhausgarten mit Hingabe ohne bieder zu sein. Nein, nicht ganz. Am Ende der Straße wohnt ein älteres Ehepaar. Dieses ist stolzer Besitzer eines übersichtlichen, mit Inbrunst gepflegten Vorgartens, der sicherlich drei Bierkästen fasst und geometrisch einwandfrei mit kleinen, akkurat rund geschnittenen Buchsbaumkügelchen bestückt ist.

Damit dieses Kunstwerk niemand zerstört, wurde ein Stahlzaun in unauffälligem Braun, welches vorzüglich mit dem Altrosa des Hauses harmoniert, darum gezogen. Aber auch diese Nachbarn sind angenehm höflich und bis auf den Gartenzaun noch nicht straffällig geworden.

Kommt Zeit, kommt Wandel

Auf den Hund gekommen?

Wir sind also, wie schon gesagt, eine glückliche, kleine Familie. Ganz die Norm, nichts Außergewöhnliches. Nett, normal, beruhigend.

„Ihr seid so herrlich normal“, beneidete mich jüngst eine Freundin. Ich gebe ihr Recht. Allerdings hat sie nett und beruhigend vergessen. Bei Gelegenheit werde ich sie darauf ansprechen.

Doch zu einer Zeit des Wandels bestimmte meine kleine sanfte Tochter unerwartet energisch: „Mama, ich will ein Haustier!“

So ist das eben. Wenn die Zeiten pädagogisch wertvollen Spielzeugs vorbei sind, sucht man nach anderen Dingen.

Diverse Forschungen belegen, dass Kinder mit Haustieren, vor allem mit Hunden, über eine größere soziale Kompetenz verfügen und schneller bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, als Kinder ohne direkten Tierbezug.

Sie sind meist bewegungsfreudiger, zugleich ruhiger und ausgeglichener. Sie sind also zu Unzeiten gedämpft aktiv und das kann bisweilen erstrebenswert sein. Außerdem ist erwiesen: Einzelkinder können vereinzelt Defizite im Sozialverhalten aufweisen. Auch reiben sie sich nicht an Geschwistern, sondern an den Eltern, vorzugsweise an der Mutter. Im Prinzip war ich bereits überredet.

„Und was schwebt dir da vor?“ wollte ich von meinem blauäugigen Kind wissen.
„Ein Pferd!“
„Ein Pferd ist kein Haustier!“ widersprach eine männliche Stimme hinter dem Computer.
„Ist es doch! Es kann im Garten leben!“

„Wie wäre es mit einer Katze?“ warf ich ablenkend in die Runde. „Schatz!“, vorwurfsvoll wandte sich der Vater unserer  Tochter mir zu, „du weißt, dass ich allergisch gegen Katzen, Hasen und Meerschweinchen bin…!“

„Mir egal!“ brüllte es jetzt von dem tierlosen Einzelkind, „Ich (!) bin aber nicht algerisch! Papa kann ja ausziehen!“
„Ich ziehe nirgendwo hin. Soweit kommt es noch…!“

Schmollend pulte unser kleiner Sonnenschein mit dem großen Zeh Löcher in den Teppich. Während ich verzweifelt grübelte, welcher tierische Artgenosse in Frage kommen könnte, zupfte mich etwas am Ärmel.

„Wenn Papa tot ist, krieg ich dann einen Hasen?“

„Du Mama, wenn der Papa tot ist, krieg ich dann einen Hasen?“
„Ja klar, dann kriegst du einen Hasen, Süße.“

Mein Herzblatt schaute mich dankbar an. Warum? Was hatte ich gerade gesagt? Was lautete noch gleich ihre Frage? Katze? Hase? Wer ist tot? „Papa?“, säuselte unser Liebchen zart, „wann stirbst du denn?“

„Du stirbst?“, irgendwie hatte ich den Faden verloren. Ella schaute ihren Vater durchdringend an. Ja, fast schon hypnotisch. Offenbar erwartete sie nun, dass ihr Erzeuger tot vom Stuhl fallen würde. Der beschloss jedoch spontan, jetzt noch nicht abzutreten, trat stattdessen zu uns an den Tisch und gab seinem Unmut lautstark Raum: „Seid ihr noch zu retten!?“

Ich versuchte, das Gespräch weg von Tod und Teufel auf ein anderes Gleis zu lenken: „Ein Fisch wäre toll, oder? So ein Nemo in einem Glas“, und lächelte gleichzeitig versöhnlich meinem Mann zu: War nicht so gemeint, verzeihst du mir?

„Nemo ist doof!“
„Eine Maus“, kam der männliche Vorschlag. Er zwinkerte zurück: Weiß ich doch, schon okay.
„Maus ist auch doof!“
„Hamster?“, warf ich träge in die Runde.
„Total blöd!“

Eine Weile saßen wir uns schweigend gegenüber und suchten nach Alternativen. Doch weder Fußboden, Geheimschublade noch Zimmerdecke gaben etwas Brauchbares her. Schließlich, sich endlos ziehende zweieinhalb Minuten später, fand unsere Tochter als erste eine neue Idee: „Ein Hund?“ Sie verblüffte mich mit ihrer Raffinesse, die sie natürlich von mir hat, und richtete diese Frage mit engelsgleichem Blick an ihren Vater: „Einen Hund, Papa. Bitte, bitte, bitte.“

Fünfundzwanzigtausend Mal „Bitte“

Alle „Bittes“ hier aufzuzählen würde zu weit führen, also belasse ich es bei drei. Es waren aber deutlich mehr. Gefühlte Fünfundzwanzigtausend.

Mein Mann und ich schauten uns skeptisch an. Ein Hund. Dreimal am Tag Gassi. Fusselige Haare im ganzen Haus. Ein dreck- und fellverlierendes, sabberndes Betteltier, welches unserer klinisch reinen Ella genießerisch das Gesicht ableckt, wenn wir gerade nicht hinsehen? Konnten wir uns vorstellen, gelassen und heiter zu bleiben, wenn unser Goldlöckchen einträchtig mit einem verfressenen Kläffer vor dem Napf sitzen würde und die beiden sich das Trockenfutter teilen? Und überhaupt, was so was kostet!

In stiller Übereinkunft nickten wir uns zu. Wer von uns würde den, nach sorgfältigem Abwägen getroffenen Beschluss dem kleinen, voll banger Erwartung erstarrten Wesen überbringen?

Seufzend falteten wir die Hände. Ellas Augen wuchsen auf die Größe von Billardkugeln. Sie krallte sich in die Stuhllehne, während sie heiser flüsterte:“ Ein Hund…bitte…ein kleiner Hund…nicht viel….sooo klein!“ Sie formte mit ihren Händen und Fingern sowas in der Größe wirklich sehr, sehr kleinen Hundes.

„Also, wenn, dann ein richtiger Hund! Mit so einer Straßenratte kann ich nichts anfangen“, brummte mein geliebter, weiser Mann und zwinkerte unserem siebenjährigen Wonneproppen zu.

Ich richtete mich zu voller Sitzgröße auf, um dem Begeisterungsturm standhalten zu können, der nun eigentlich folgen musste. Gespannte Vorfreude ließ uns Eltern erzittern. Gleich würde sie uns um den Hals fallen, Freudentränen ihre unverdorbenen Wangen benässen.

„Ich dachte schon, ihr könnt euch nie entscheiden“, unser ausgesprochen wohlgeratener Sprössling verdrehte kurz die Augen, sprachs, stand auf und stellte ungerührt fest: “ Ich hab Hunger. Wann gibt’s Essen?“
„Gleich!“, hauchte ich mütterlich gefasst.
„Was gibt es denn?“
„Hot Dogs!“

Marietta Herzberger.

Anmerkung der Redaktion: Marietta Herzberger lebt in Weinheim und schreibt in ihren Kolumnen über den ganz normalen Wahnsinn des Alltags. Erfundene Geschichten, in denen doch das eine oder andere wahr ist. Die Personen gibt es meistens, manchmal nicht. Mal ist es, wie beschrieben, mal gnadenlos überzogen. Es sind keine „journalistischen“ Texte mit dem Anspruch auf Faktentreue, sondern Lesetext mit dem Ziel, Lesefreude zu verbreiten. Sie hat jede Menge Weisheiten gerne, zwei sind: „Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen“ – Konrad Adenauer. Und: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ – Bertolt Brecht. Wir wünschen unseren Lesern viel Lesespaß mit ihren Texten!

Mariettas Kolumne: Vom „Isch mähn doch nur“ und „So isser halt, de Dieter!“


Guten Tag!

Heddesheim, 24. Januar 2011. Marietta ist noch jung und unerfahren, als sie mit ihrem zukünftigen Mann die erste Wohnung beziehen will. Dort wird sie mit Dieter konfrontiert, ihrem heutigen Schwiegervater, und es wird eine ganz besondere Begegnung. Lesen Sie selbst.

Von Marietta Herzberger

Kennen Sie Heinz Beckers „Ich saans jo nur…“?
Die entnervten Antworten seines Sohnes Stefan: „Jooo, Vadder!“ und Hildes resigniertes „Ach, Heinz, des kansch doch so net…“?

Ist Ihnen Knallinger´s „Ja, guten Tach, ich häb do mol ä Froog….“, nicht ganz unbekannt?
Dann kennen Sie möglicherweise auch Dieter. Wenn nicht, dann stellen Sie sich eine ungewollt komische Mischung der beiden vor und Sie haben ihn vor Augen.

Heiner Knalliger war gestern. Ebenso Gerd Dudenhöfer alias Heinz Becker. Denn es gibt Dieter. Aber das wissen nur wenige Auserwählte. Beispielsweise ich, mein Mann, dessen Familie, sowie wenige eingeweihte Freunde, denen ich gelegentlich mein Leid klage.

Jetzt kommt Dieter – mein Schwiegervater!

Jetzt kommt Dieter: Der Vater meines Mannes, Großvater unserer Tochter. Mein Schwiegervater!

Dieter ist der verbal zerstörende Faktor jeder Familienzusammenkunft und der Alptraum eines jeden Telefongespräches. Dieter ist nicht nur Brillen-, sondern auch Bedenkenträger und sieht überall die Saat des Bösen. Dieter ist der evolutionstechnisch gescheiterte Versuch, aus Knallinger und Dudenhöfer einen Mordsbrüller entstehen zu lassen.

Da bleibt nur noch Sabbatical oder Valium!

Meine Geschichte mit Dieter beginnt vor ungefähr fünfzehn Jahren. Mein Freund – heutiger Ehemann – und ich bezogen stolz unsere erste, total verfallene Wohnung. Seine Eltern erklärten sich bereit, uns bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten zu helfen.

Damals freute ich mich noch – über die segensreiche Hilfe. Mit dem heutigen Wissen allerdings würde ich mir ein dreimonatiges Sabbatical nehmen, um die Bude auf Vordermann zu bringen; Alternativ zwei: Valium einwerfen.

Ach, was waren wir stolz auf unser erstes Domizil. Klein, ein wenig Schimmel hier und da. Mit zugigen Holzfenstern und modrigem Keller, aber unser. Wie schön!

Der Profi bei der Arbeit: Der guude Tipp.

Dieter schlich bei der Erstbesichtigung mit Mundschutz und Werkzeugkoffer im Anschlag durch jedes Zimmer, klopfte die Wände ab, rubbelte an den Aufputz-Rohren, wischte, trat, saugte und blies. Sein Weib Traudl folgte ihm wortlos mit bedeutungsschwerer Miene.

Weise und erfahren grummelte er wiederholt unter dem Rand seiner schwarzgeränderten Brille „Hm, Hm, oh je, ach Gott nää…“, wobei er seine Augenbrauen abwechselnd hoch- und zusammenzog.

Ich warf einen irritierten Blick zu meinem Mann „Was soll das?“ Er antwortete mit mürbem Gesichtsausdruck: „Das macht er immer so.“

Dann kam der Moment, in dem ich zum ersten Mal die Worte vernahm, die mir den Rest meines Schwiegertochterlebens in regelmäßigen Abständen begegnen sollten:
„Horsche mol zu….!“ Dann folgt eine bedeutungsschwangere Pause: „Wenn ich eisch mol´n guuude Tipp gewwe derf…“

Dieter stand vor uns, ich hing ahnungslos und wissbegierig an seinen Lippen, während er mahnend seinen Zeigefinger vor unsere Nasen hob: „Isch hädd des net gemacht, mit dere Wohnung do. Also, des iss jo´n hauffe Ärwed. Ihr wissd gar net, wasser eisch domit aduht!“

Kopfschüttelnd wandte er sich ab, zog seinen Mundschutz herunter und murmelte scheinbar fassungslos so etwas wie „Was des koscht! Nää, nää.“

Restlos verschuldet bis ans Lebensende?

Unverzüglich wollte ich ein Stockwerk tiefer zum Vermieter stürzen, um den Mietvertrag rückgängig zu machen. Wie konnten wir nur so blind sein. Hätten wir doch vorher… Wenn wir eher den Dieter gefragt hätten. Wenn, wenn, wenn…

Was sollten wir jetzt tun? Verschulden würden wir uns! Restlos! Bis an unser Lebensende würde die poröse Badewanne des Nachts unsere Träume heimsuchen und vorwurfsvoll die Ein-Hebel-Mischgarnitur schwenken. Täglich würden wir uns bei kargem Frühstück, Wasser und Brot, gegenseitig anklagen: „Ach, hätten wir doch Dieter gefragt!“

Blödsinn. Ich war nicht bereit, mir „unser“ kaputter machen zu lassen, als es war. Gerade wollte ich zum Sprung ansetzen, da riss mich die beschwichtigende, jedoch leicht genervte Stimme meines Mannes jäh zurück: „Mensch, Vadder!“

„So schlimm isses doch net.“

Dann vernahm ich die eher zurückhaltende Wortmeldung meiner zukünftigen Schwiegermutter: „Ach Dieter, komm. So schlimm isses doch net.“

Wie? So schlimm ist es gar nicht? Mein gequälter Blick prallte an der männlichen Präsenz meines Schwiegervaters ab, der unerwartet ausdruckslos den Mundschutz wieder hochzog, den Werkzeugkoffer absetzte, ihn öffnete und dabei nuschelte: „Isch mähn jo nur…“

Gehetzt sah ich zu meinem Mann hinüber, der erst die Augen verdrehte und mir dann zuzwinkerte. „Alles halb so schlimm, lass dich nicht verunsichern“, sagte mir seine Geste. „Okay… Verstanden“, sagte ich.

Traudl begann, Fenster zu putzen. Es kam mir zu dem Zeitpunkt nicht in den Sinn, sie zu fragen, warum sie das tat, wenn doch erst die Tapeten herunter mussten. Ich war jung und unwissend. Wahrscheinlich müssen Mütter das tun, sagte ich mir. Erst einmal Fenster putzen. Dann sieht man „weiter“. Irgendwie.

Dieter war unterdessen dabei, irgendwo ein Loch hineinzubohren. Wahrscheinlich wollte er testen, ob das Fundament das aushalten oder gleich alles einstürzen würde. Mein Mann pulte Tapeten ab. Ich beschloss, die Situation nun auch für mich zu entschärfen und tat es ihm gleich.

„Sind wir hier in den 50er Jahren?!“

Dann kam Dieter auf mich zu, drückte mir Schippe und Besen in die Hände und fuchtelte wild mit dem Zeigefinger in Richtung frisch gebohrtes Loch: „Do, mache mol Fraueärwed. Mach des mol weg do.“

Und schon bohrte er an anderer Stelle männlich qualifiziert weiter.

Da stand ich nun mit Schippe und Besen – ich Frau – und fing an zu hyperventilieren. Mein Mann ließ alle Tapetenreste aus seinen Händen fallen und hechtete auf mich zu. Er kannte mich schon verdammt gut. Traudl erstarrte mitten in ihrer schwungvollen Fensterpolieraktion und schaute blutleer zu mir herüber.

Doch es war zu spät. Der Schaum stand mir bereits in den Mundwinkeln, meine Hände zuckten unkontrolliert und die Schippe hielt sich verzweifelt an meinem Finger fest.
„Sind wir hier in den 50er Jahren?!“, bläffte ich barsch: „Mach doch deinen Dreck selber weg!“

„So isser halt, de Dieter!“

„Ganz ruhig…,“ tröstend und gleichzeitig nervös nahm mein Mann mich in den Arm, während er mir vorsichtig den Besen aus den verkrampften Fingern löste.

Traudl stellte sich schützend vor ihren Ernährer, Vater ihres einzigen Sohnes, und versuchte, die Situation zu retten. Verlegenen Blickes und sichtlich peinlich berührt sagte sie diesen Satz, den ich in Zukunft noch öfter hören durfte: „Ach, der Dieter meint das doch nicht so.“

Der bohrt weiter Löcher in die Wand und murmelt: „Isch mähn doch nur….“

Entschuldigendes Schulterzucken in unsere Richtung von Traudl: „So isser halt, de Dieter!“

Anmerkung der Redaktion: Marietta Herzberger lebt in Weinheim und schreibt in ihren Kolumnen über den ganz normalen Wahnsinn des Alltags. Erfundene Geschichten, in denen doch das eine oder andere wahr ist. Die Personen gibt es meistens, manchmal nicht. Mal ist es, wie beschrieben, mal gnadenlos überzogen. Es sind keine „journalistischen“ Texte mit dem Anspruch auf Faktentreue, sondern Lesetext mit dem Ziel, Lesefreude zu verbreiten. Sie hat jede Menge Weisheiten gerne, zwei sind: „Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen“ – Konrad Adenauer. Und: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“ – Bertolt Brecht. Wir begrüßen sie herzlich und freuen uns auf die Zusammenarbeit. Wir wünschen unseren Lesern viel Lesespaß mit ihren Texten!

Gabis Kolumne

Die liebe Familie

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Guten Tag!

Heddesheim, 15. November 2010. Die liebe Familie kann man sich nicht aussuchen, meint Gabi und sie weiß, wovon sie redet. Schließlich sind die Verwandten und all die damit verbundenen Erfahrungen immer wieder Thema unter den Frauen.

Man kann sich ja bekanntlich Vieles aussuchen: Das neue Auto, das nächste Urlaubsziel, Freunde, den Mann…Aber was man sich definitiv nicht aussuchen kann ist die eigene Verwandtschaft oder noch schlimmer die angeheiratete.

Die Klagen über die böse Schwiegermutter sind vielfältig und schon oft in der Literatur thematisiert oder in Filmen verarbeitet worden. Aber auch Schwager und Schwägerin geben oft Grund zur Klage.

Vor allem die Mütter von Söhnen – und ich hoffe sehr, dass ich niemals in diese Falle tappen werde – finden oft kein gutes Haar an ihrer Schwiegertochter – und umgekehrt.

Wehe die Schwiegermutter kommt! – Die Familie im Ausnahmezustand

Besonders Leid geprüft ist eine gute Freundin von mir. Reist die Schwiegermutter an, wird sie automatisch krank und die ganze Familie gerät in einen Ausnahmezustand.

„Eigentlich will sie nur ihren Kronsohn sehen und der Rest der Familie, vor allem ich, sind nur ein lästiges Anhängsel“, jammert meine Freundin. Karten und Briefe werden regelmäßig nur an den „Bub“ adressiert und „wenn er abends von der Arbeit kommt macht sie sich für ihn hübsch. Und ich kann dann die Küche machen“.

„Ich werde absolut aggressiv, wenn sie anfängt, meine Küche umzuräumen und tagelang nur das zu kochen, was er als Kind ja schon immer gerne gegessen hat“, erzählt eine andere Freundin. „Gell, das mag der Hans, wenn ich seine Leibspeisen koche“, sagt die Schwiegermutter dann immer freudestrahlend.

Da sieht es eine gute Bekannte von mir schon viel entspannter: „Das ist doch prima, wenn meine Schwiegermutter kommt, bügelt sie die Hemden, putzt die Fenster und kocht. Ich sage immer nur, das machst du klasse und gehe aus dem Haus.“

„Mein Mann wird richtig gehend zum Kleinkind, wenn seine Eltern zu Besuch kommen“, erzählte mir eine Kollegin. „Kürzlich brachten sie ihm seine alte Holz-Eisenbahn mit und er hat vor Freude fast angefangen zu heulen.“

„Wenn es doch nur die Schwiegermutter wäre“, klagt eine weitere Bekannte. „Meine Schwester hat uns kürzlich ihren Zukünftigen vorgestellt und das war ehrlich eine Katastrophe. Eingebildet bis zum geht nicht mehr, laut und unfreundlich – und mit so einem Menschen soll ich jetzt alle künftigen Familienfeste verbringen, na danke.“

Bei Kritik folgt die Ehekrise

„Wenn meine Schwägerin, ihr Mann und deren drei verzogenen Kinder kommen, würde ich am liebsten immer sofort ausziehen. Die Erwachsenen sitzen den ganzen Tag am Tisch, essen den Kühlschrank und trinken den Keller leer, während die Jungs das Haus verwüsten. Und wehe ich lasse nur ein Wort der Kritik fallen, geraten mein Mann und ich in eine Ehekrise“, verrät mir eine Freundin.

Stein des Anstoßes kann aber auch der Schwiegervater sein. „Sitzen wir gemeinsam am Tisch meckert er ständig an den Tischmanieren und der Wortwahl der Kinder rum. Das Essen schmeckt nicht wie bei seiner Frau und das Bier ist zu kalt. Das kann ich wirklich nur ein paar Mal im Jahr ertragen“, stöhnte eine weitere Freundin.

Da geht es mir schon viel besser denke ich, meine Schwiegereltern leben nicht mehr, was mir natürlich sehr leid tut, aber so gibt es auch keinen Grund mich über sie zu beklagen. Mein Bruder hat eine reizende Freundin, die zwar etwas exaltiert ist, aber weit genug weg wohnt. Meinen Schwager und seine Familie sehen wir nicht wirklich oft und wenn dann gehen wir meistens zusammen in ein Restaurant.

„Schön“, sagt mein Mann, als ich ihm abends meine Gedanken mitteilte. „Und wer fragt mich, wie es mir geht, wenn deine Eltern, dein Bruder, deine Tanten und Kusinen an Weihnachten anreisen?“ „Tja, Schatz“, sage ich, „die Verwandtschaft und vor allem die angeheiratete kann man sich bekanntlich nicht aussuchen“.
gabi

Gabis Kolumne

Freunde und Familie sind die besten Zutaten

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Heddesheim, 31. Mai 2010. Grillen ist in Gemeinschaft am schönsten – meint Gabi. Denn Grillen ist ein Event. Grillen ist Familie, Freunde, Fest – früher wie heute. Nur schade, dass das Wetter dabei noch nicht richtig mitspielen will.

Schon als ich Kind war, und das ist schon eine Weile her, haben meine Großeltern und Eltern gerne gegrillt.

Mein Großvater war dafür zuständig, er hatte eine Grillschürze, Grillhandschuhe und eine Grillzange. Auf den Grill wurden Steaks und Würstchen gelegt und manchmal gab es Schaschlikspieße, vielleicht auch mal Cevapcici.

Meine Oma machte dazu einen grünen und einen Kartoffelsalat und es gab Senf, Ketchup und manchmal sogar eine Zigeunersoße.

Grillen ist auch heute noch total angesagt. Zugegebenermaßen dieses Jahr mussten wir ziemlich lange warten, ein paar Tage im April, aber nur für die Hardcore-Griller, denn abends war es noch äußerst frisch, und dann wochenlang ein verregneter Mai, da kam die Glut nicht richtig zum Glühen.

Kennen Sie das, man steht im Garten und plötzlich flattert dieser spezielle Geruch von Kohle herbei, da krieg’ ich sofort Appetit.

Also zieht man los in den nächsten Supermarkt und schon ist man im Grillparadies. Schauen Sie in die Regale, die Saucenauswahl ist gigantisch. Da reihen sich neben Ketchup-Variationen, asiatische, afrikanische und amerikanische Saucen-Kreationen für deren Vielfalt ein ganzes Grillleben nicht ausreicht.

Weiter geht’s zur Fleischtheke: Hier finden wir eingelegte Steaks vom Schwein, Rind, Lamm, Huhn, neben exotischen Spießen und Fleischbällchen. Die Fischliebhaber finden an der Fischtheke Garnelenspieße, Tintenfische, Makrelen und die Vegetarier eingelegte Tofu-Steaks und Sojabratlinge.

Für die Gourmets unter den Grillern gibt es in der Buchhandlung selbstverständlich ein breites Sortiment an Grill-Kochbüchern und seit neuestem gibt es auch die „Webber-Grill-Bibel“.

Und damit sind wir auch schon beim Mercedes der Grills angekommen, dem sogenannten Webber-Grill. Denn nur mit diesem amerikanischen Männertraum kommt man in den Grill-Olymp. Für den schmaleren Geldbeutel gibt es den Kugelgrill natürlich inzwischen auch in preisgünstigen, sprich nachgebauten Varianten. Aber ehrlich, bekommt man dann immer noch das richtige Barbecue-Feeling?

Naja, und weil unsere Welt inzwischen ja so kommunikativ geworden ist, grillen wir jetzt alle gemeinsam mit SWR3 und Johann Lafer. Wochenlang wird per Radio ein großes Grill-Event angekündigt – „Ganz SWR3-Land grillt gemeinsam – zuletzt an Himmelfahrt – und schon geht’s los.

Ich habe das nicht weiter verfolgt, aber ich bin mir sicher, es hat funktioniert, zumindest bei Johann Lafer, der irgendwo im Studio saß und seiner Grillgemeinde anspruchsvolle Einkaufslisten und komplizierteste Zubereitungstechniken verkündete.

Was ich Ihnen damit sagen möchte? Die schönsten Grillabende hatten wir immer spontan. Das Wetter war herrlich, der Abend lau, wir riefen Freunde an, schauten, was im Kühlschrank oder in der Kühltruhe war, jeder brachte was mit.

Der Grill wurde entzündet und der Geruch strömte durch die Gärten – das ist das Gefühl von Sommer und dafür braucht es keine komplizierte Zutatenlisten, sondern Freude, Freunde und Spontanität.

Denn das sind die Zutaten für einen schönen Grillabend – und da freue ich mich jedes Mal wieder drauf.
gabi

Die neue Informationsbroschüre – kritisch betrachtet

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Download: Klicken Sie, um die Broschüre (A2572.pdf) von der Seite der Gemeinde zu laden (10 MB).

Heddesheim, 29. Mai 2010. Am Mittwoch wurde die neue Informationsbroschüre „Leben in Heddesheim“ vorgestellt. Sie soll vor allem Neubürgern eine Orientierung bieten. Das tut sie nur, wenn man sich ausgiebig mit ihr beschäftigt. Dann fallen aber auch viele Ungereimtheiten auf.

Von Hardy Prothmann

Die perfekte Informationsbroschüre ist wahrscheinlich bis heute noch nicht erfunden worden – auch nicht mit dieser neuen Broschüre.

Der Heddesheimer Alexander Lenhart hat das neue Erscheinungsbild der Gemeinde im Rahmen seines Kommunikationsdesign-Studiums an der Hochschule Mannheim als Bachelor-Arbeit erstellt.

Die Farben leiten nicht zufriedenstellend.

Das hat er auf den ersten Blick ganz ordentlich gemacht. Kennzeichnend ist eine stilisierte Tabakscheune, die Hausfarbe Ocker leitet sich ebenfalls vom Tabak ab. Auf den zweiten Blick fehlt es aber an einer Kommunikation der Broschüre mit dem Nutzer. Sie ist unübersichtlich gestaltet. Die Farben allein geben keine Orientierung.

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Problem Farbgebung: Macht das alles Sinn?

Tatsächlich fangen hier die Fragen an: Der Tabakanbau war über viele Jahrhunderte prägend für den Ort, ist das aber schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich wird schon bald überhaupt kein Tabak mehr in Heddesheim angebaut.

Für meinen Geschmack wäre eine grüne Farbgebung als Freizeit- und Wohngemeinde sinniger gewesen. Denn das will Heddesheim sein. Von den über 11.000 Einwohnern sind nur siebzehn Bauern und nur einige wenige bauen noch Tabak an. Aber das ist nur eine Meinung.

Mit der Farbgebung gibt es weitere Probleme. Unter der Gemeinde Heddesheim im Farbton Ocker gibt es neun Punkte auf Seite 6. Auf Seite 5 werden viel mehr Inhalte unter der Gemeinde angegeben – auf 28 Seiten. Ein gezieltes Aufschlagen, beispielsweise von „Was erledige ich wo?“ ist nicht möglich, das gibt das Inhaltsverzeichnis nicht her. Es gibt auch am Ende kein Schlagwortverzeichnis. Informativ ist das nicht, sondern mühsam, weil man immer wieder durchblättern muss, wenn man etwas sucht.

Anzeige

Auch die Orientierung auf Seite 6 fällt schwer, ist sie doch nicht alphabetisch. Wieso der Golfclub an erster Stelle unter „Freizeit Heddesheim“ steht und die „Nordbadenhalle 1“ als Punkt 3 aufgeführt ist, die „Nordbadenhalle 2“ aber als Punkt 5 und dazwischen das „Tennisgelände“ ist unklar und folgt einer unbekannten Logik.

Ebenso die Nennung von Punkt 6 auf Seite 6 unter Gemeinde Heddesheim: Autobahnanschluss A5 steht dort. Gehört der der Gemeinde? Wohl eher nicht.

Redaktionelle Fehler.

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Der Bahnhof heißt künftig Heddesheim/Hirschberg - nicht so in der Informationsbroschüre.

Auf Seite 18 und 19 erscheint ÖPNV – öffentlicher Personennahverkehr. Der wird auf Seite 5 genannt, auf Seite 6 steht aber unter Punkt 2 „OEG Bahnhof“ und unter Punkt 3 „DB-Bahnhof Großsachsen/Hedd.“ Der DB-Bahnhof wurde per Gemeinderatsbeschluss in „Heddesheim/Hirschberg“ umbenannt, wird aber die nächsten Jahre in der Informationsbroschüre den alten Namen tragen. Ein vermeidbarer Fehler, der wiederholt wird, beispielsweise auch unter „Wirtschaft und Wirtschaftsförderung“.

A propos Namen: Auch die Johannes-Kepler-Schule wird als eigenständige Schule genannt. Im Begleittext wird zwar eine Veränderung beschrieben – aber nicht, dass die neue Leitung bei der Martin-Stöhr-Schule in Hirschberg liegt – denn der gemeinsame Name ist noch nicht gefunden. Dafür wird vom Namen Johannes-Kepler-Schule aber reichlich Gebrauch gemacht.

Auch die Sonderstellung des Bürgerhauses in Türkis ist nicht klar – gehört das nicht zur Gemeinde Heddesheim wie der „Dorfplatz mit Tiefgarage“?

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Banken-Promotion: Welche Wirtschaft wird hier gefördert?

Dafür erscheinen auf Seite 5 unter „Gemeinde Heddesheim“ die Einträge „Wirtschaft, Banken“ und auch „Vereine/Verbände/Organisationen“. Die Vereine standen früher unter Freizeit – sind die eingemeindet worden? Und die Wirtschaft sowie die Banken erscheinen auf Seite 34 und 35 unter „Wirtschaft und Wirtschaftsförderung“. Dort werden hauptsächlich die Gewerbegebiete angesprochen sowie die Unterdorf- und die Oberdorfstraße. Gehören alle Unternehmen, die sich nicht dort befinden, nicht zur Wirtschaft?

Was die Kirchen unter „Familie und Soziales“ verloren haben, ist auch nicht klar. Sind diese nicht für Singles da? Und ist ein Gottesdienst eine soziale Einrichtung? Doch wohl eher ein religiöser Akt. Und die Schulen gehören doch eher unter Bildung? Ebenso die VHS und die Bücherei?

Und wieso die Farbe „Rosa“ „Geborgenheit“ vermitteln soll, ist auch nicht klar, denn das tun eher dunkle, satte Farben. Rose steht heute eher für Weiblichkeit, aber auch Homosexualität. Eindeutig ist hingegen Grün – Sport, Freizeit, Natur sind damit eindeutig assoziiert.

Der Freizeitwert wird inhaltlich auf Seite 10 unter „Wir über uns“ erst am Ende der zweiten Spalte erläutert. Zuvor heißt es allerdings: „Durch die verkehrsgünstige Lage an den Autobahnen… ist Heddesheim ein gefragter Wohnort mit hohem Freizeitwert.“ Wieso Autobahnen einen hohen Freizeitwert begründen, wird nicht klar.

Der wichtigste Teil, die Kontaktdaten, sind irgendwo zu finden.

Der vor allem für ältere Menschen wichtigste Teil, Kontaktdaten zu Verwaltung und anderen Einrichtungen erscheint erst ab Seite 20. Wenigstens wird hier eine alphabetische Ordnung unter „Was erledige ich wo?“ angeboten. Das gilt auch für „Vereine, Verbände und Organisationen“ auf den Seiten 28-33.

Leider sind auch redaktionell einige Fehler zu finden. So leitet immer noch Pfarrer Heiner Gladbach die katholische Kirchengemeinde St. Remigius – das aber hat längst „kommissarisch“ Regionaldekan Klaus Rapp übernommen. Und die Leiterin der Hans-Thoma-Grundschule, Frau Gertrud Junghans, heißt in der Broschüre „Getrud“.

Wieso statt „Uhr“ das Zeichen „h“ verwendet wird, ist unklar, ebenso ist es kein einheitliches Auftreten, wenn die Gemeinde im Internet unter heddesheim.de firmiert, die Volkshochschule aber unter vhs.heddesheim.net.

Unter „Freizeit“ steht auf Seite 50 der Punkt 2 „Freibad mit Badesee“, gefolgt von Punkt 14 „Hallenbad“ , gefolgt von Punkt 6 „Kunsteisbahn“ und von Punkt 1 „Golfclub“. Hat das Methode? Und wenn ja, welche?

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Auch der Dialekt hat ein Recht auf richtige Schreibweise.

Unvermittelt taucht auf Seite 64 (die Seitenzahl fehlt, wie sehr oft im Heft) unter Heddesheimer Traditionen nun wieder in Ocker ein „traditionelles Gericht“, die „vaschlubbde Aija“ auf. Schön im Dialekt geschrieben – mal abgesehen davon, ob die „Transkription“ tatsächlich zutreffend ist, in dem kurzen Text sind gleich zwei Fehler: einmal wird „unn“ mit drei „n“ geschrieben, ein anderes mal steht „und“ im Text, „danach“ heißt einmal „danoch“ und einmal „nodad“… Weiter findet sich „ck“, was vermutlich eher ein „gg“ sein müsste und auslautendes „t“, was eher ein „d“ sein sollte. Als „Noigeplaggde“ will ich mich hier aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

ibgewerbe

Unterstützungsbedürftiges Gewerbe...

Auf der gefühlten Seite 66 (keine Seitenzahl) steht dann: „Bitte unterstützen Sie unsere Gewerbetreibenden…“ Es gibt in der Broschüre viele Formulierungen, die leider dem gestelzten Beamtendeutsch entspringen, aber muss das sein: „Bitte unterstützen Sie…“? Sind die Gewerbetreibenden notleidend? Und was machen Betriebe wie die „Viernheimer Stadtwerke“ darunter, die sicherlich kein Heddesheimer Betrieb sind?

Und hier wundere ich mich als Unternehmer umso mehr, als auch ich gerne die „kostenlose Verteilung“ der Broschüre mit einer Anzeige unterstützt hätte. Immerhin ist das heddesheimblog die einzige eigenständige journalistische Redaktion im Ort, ist eine Unternehmensneugründung, deutschlandweit in der Branche bekannt und gilt vielen als Modell für die Zukunft des Lokaljournalismus. Es gab keine Information über die Werbemöglichkeit, keine Anfrage. Der Grund: unklar.

Optimaler Einblick?

Vielleicht sollte ich mich deswegen an die kommunale „Wirtschaftsförderung“ wenden. Wo war die noch einmal zu finden? Irgendwo zwischen Seite 10 und 37. Das weiß ich aber nur, weil ich die ganze Broschüre durchgeblättert habe. Nur blöd, dass ich mir die Seitenzahl nicht gemerkt habe.

Also blättere ich noch einmal, angefangen beim „Inhaltsverzeichnis – für einen optimalen Einblick in unsere Gemeinde“ auf der gefühlten Seite 5, denn auch hier fehlt die Seitenzahl, ebenso wie ein Hinweis auf die Inserenten ab Seite 67.

Wer will, kann der Gemeinde eine Rückmeldung (modern „Feedback“) geben:

„Um ein Feedback zu bekommen, sind die Leserinnen und Leser der neuen Broschüre dazu aufgerufen, ihre Meinung an die Gemeinde zu übermitteln. Bitte senden Sie uns dazu bitte eine E-Mail an broschuere@heddesheim.de. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen.“

Wofür die Anregungen allerdings gut sein sollen, verrät die Gemeinde nicht. Die Broschüre ist gedruckt.

Link:
Wer möchte, liest beim Mannheimer Morgen nach, wie dort über die Informationsbroschüre berichtet wurde. Denn es ist immer besser, sich aus mehr als einer Quelle zu informieren…
Und weils so schön ist, noch ein Text: Informationen satt…

Gabis Kolumne

Das System Katze und was ich über mich gelernt habe

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Guten Tag!

Heddesheim, 12. April 2010. Schmusekatze, Haustiger, Kratzbürste – Katzen haben viele Synonyme und wahrscheinlich alle zu Recht. Katzen sind längst keine Nutztiere mehr, sondern leben in der Familie. Zu Recht? Irgendwie schon, meint Gabi – auch, wenn sie das System Katze erst lernen musste.

Ich habe hier schon viel über meine Kinder und meinen Mann geschrieben, aber zwei Mitglieder unserer Familie habe ich bislang verschwiegen. Und das ist eigentlich sträflich, haben sich die beiden doch einen festen Platz in unserem Leben erobert: Ich meine unsere beiden Katzendamen.

Als ehemalige Hundebesitzerin war mir das System „Katze“ zunächst fremd.

katzen

Das System Katze musste Gabi erstmal lernen. Bild: privat

Eine Kollegin erzählte mir vor drei Jahren von jungen Kätzchen auf einem Bauernhof, die keiner wollte. Als die Kinder nicht zuhause waren, fuhren mein Mann und ich eine gute halbe Stunde zu diesem Hof, um uns die Kätzchen anzuschauen.

Hund und Katze?

Dort angekommen sahen wir sofort die Katzenmutter mit drei Jungen und einen riesigen Hofhund. Komisch, dachte ich, die sind wie „Hund und Katze“ heißt doch, dass man sich nicht versteht? Ich fragte meinen Mann. Der sagte das, was ich so an ihm „liebe“: „Das kommt darauf an.“

Gemeinsam fraßen Hund und Katzen aus einem sehr großen Napf.

Es kommt also darauf an. Auf was? „Ob die sich kennen und miteinander aufgewachsen sind.“ Aha, dachte ich. Wie im richtigen Leben.

Uns gefiel sofort ein kleines weißes Kätzchen mit einem graugestreiften Schwanz und einem grau-braunen Fleck auf dem Rücken, der so aussah, als wäre der Schwanz in Farbe getunkt worden und hätte dann den Rücken gestreift.

Das weiße Kätzchen könnten wir gerne mitnehmen, sagte uns der Sohn des Hauses, die anderen beiden seien schon vergeben.

Nutztiere.

In der Scheune sei noch ein weiteres Kätzchen, von dem er uns aber nur abraten könne, es sei das jüngste aus dem Wurf, wäre aggressiv, scheu und würde sofort zubeißen. Der etwa achtjährige Junge guckte uns herausfordernd an – anscheinend hatte er nicht zum ersten Mal Kätzchen weggegeben. Ich dachte: Wie kann der so cool sein und erinnerte mich, dass wir auf einem Bauernhof waren, wo die meisten Tiere einen „Nutzen“ haben.

Wir wollten aber gerne zwei Katzen. Der Junge seufzte nach dem Motto: Die wissen nicht, was sie tun – zog sich Arbeitshandschuhe an und machte sich auf die Suche. Mit einem kleine Etwas am Handschuh kam er zurück aus der Scheune.

Wie angekündigt, hatte sich die kleine Katze in den Handschuh verbissen und zappelte und kratzte. Auf dem Boden abgelegt fauchte sie, was das Zeug hielt.

Liebe auf den ersten Blick.

Und ich sah es genau, schon beim ersten Blick hatte sich mein Mann unsterblich verliebt.

Mit zwei völlig verängstigten Katzen im Auto machten wir uns auf den Rückweg.

Die nächsten Tage verbrachten wir damit, die beiden unter dem Sofa oder hinter dem Schrank hervorzulocken. Und schon nach kurzer Zeit wurde das weiße Kätzchen sehr zutraulich und war bald der Liebling der Kinder. Die kleine „Wilde“, war ein vollkommen verschüchtertes Tier, das sich kaum ans Futter traute und über Wochen sofort anfing zu fauchen, wenn sich ihr jemand näherte.

Das ist jetzt drei Jahre her. Und von Schüchternheit keine Spur mehr. Hat man einen Hund, ist man sein „Herrchen/Frauchen“, hat man Katzen so ist man ihr „Diener“.

Denn obwohl eine Katzenklappe den beiden „Damen“ ermöglicht jederzeit von Drinnen nach Draußen und umgekehrt zu gelangen, sorgen die beiden mit lautem Miauen und vorwurfsvollem Blick dafür, dass wir täglich unzählige Male die Haus- oder die Terrassentür öffnen, um sie raus oder rein zu lassen.

Jammern gehört zur Liebe.

Wenn ich morgens die Küche betrete, muss ich innerhalb der nächsten 5 Sekunden die Futternäpfe füllen, denn das jämmerliche Miauen und das Umstreifen meiner Beine, erinnert mich daran, dass hier zwei kurz vorm Verhungern sind – dramatischer geht’s nicht. Keins meiner Kinder hat je diesen Nerv getroffen, der mich fernsteuert wie eine Puppe.

Katzenkörbchen? Fehlanzeige. Beide haben sich inzwischen Plätze auf dem Sofa erobert. Dies wiederum geschieht nahezu lautlos raffiniert. Erst kuscheln sie sich an, wenn man auf dem Sofa sitzt oder liegt – und wer brächte es da übers Herz, sie da zu verscheuchen – und dann liegen sie zufällig auch mal dort, wenn keiner von uns dabei ist. Und irgendwann ist klar, dass es überhaupt keine Diskussion darüber gibt, dass das ihr Platz ist.

Und jetzt noch was zum Thema Jagd. Wer Katzen hat, darf nicht zimperlich sein.

Grausame Natur?

Unsere weiße Katze ist eine hervorragende Jägerin. Sobald der Frühling kommt, bringt sie uns kleine und große Mäuse, mit süßen Augen. Meistens lebend, denn Katzen sind ja „verspielt“.

Als Liebesbeweis bekam unser Sohn letzten Sommer einen Vogel ins Zimmer nicht ge-, sondern zerlegt. Bett und Boden waren übersät mit Federn, es sah aus wie ein Schlachtfeld.

Aber auch die Reste eine Mäusemahls sind nicht wirklich lecker.

Unsere Jägerin ist nicht nur großartig im Fangen, sondern – und das können Sie mir jetzt glauben oder nicht – sie imitiert auch Vogelstimmen. Sie sitzt vor der Terrassentür, beobachtet die Vögel im Garten und gibt gurrende Geräusche von sich, die sich manchmal auch anhören wie ein Gackern.

Die ehemals „Wilde“ ist sich für die Jagd meist zu fein oder es ist ihr einfach zu anstrengend, weil man ja auch sonst nicht verhungern muss.

Katzen lassen lieben.

Und während man von seinem Hund treu geliebt wird, lassen Katzen lieben.

Trotzdem: Kommen wir nach Hause, sind sie meist sofort zur Stelle. Schon von Weitem erkennen sie das Geräusch des Autos und sobald wir in den Hof fahren, kommen sie angetrottet.

Würde man jetzt erwartet, freudig begrüßt zu werden, würde man enttäuscht. Katzen haben eine andere Sprache – sie ist oft zurückhaltender, manchmal aber auch unerbittlich herzerwärmend, vor allem, wenn sie voller Zufriedenheit schnurren.

Der Blick, mit dem wir begrüßt werden, sagt: „Gut, dass ihr wieder da seid“. Dann drehen sich unsere Katzen um, und gehen wieder ihren Weg.

Sie sind Teil der Familie, längst keine „Nutztiere“ mehr, nicht wild, aber irgendwie doch.

Auch nach drei Jahren lerne ich immer noch das „System Katze“ – und das gibt einem etwas fürs Leben mit.
gabi

Gabis Kolumne

Die Socken-Plage

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Guten Tag!

Heddesheim, 08. Februar 2010. Manche Menschen denken, dass sie Probleme haben. Manche haben tatsächlich ein Problem – mit was auch immer. Gabi hat ein ganz konkretes Problem und das heißt: Socken. Die Socken-Plage ist sogar ein ganz und gar unlösbares Problem, meint zumindest Gabi. Immer montags.

Sie wissen schon, dass ich nicht gerne bügle. Was ich noch weit mehr verabscheue ist das Sortieren von Socken.

Hätten meine Lieben bunte Socken – rote, gelbe, grüne -, wäre das Socken-Chaos vielleicht noch spaßig. Aber: Bis auf meine Tochter tragen alle anderen schwarze bis dunkelblaue oder dunkelgraue Socken. (Sie wissen schon: Weiße Tennissocken gehen gar nicht…)

Doch das Zusammenlegen dieser „Kleidungsstücke“ artet alle paar Tage in ein nervenzerreißendes Puzzlespiel aus.

Fies: Die blöden Socken sehen irgendwie alle gleich aus.

Denn: Wären die Socken wenigstens alle gleich, könnte man sie beliebig paaren.

Doch Socken sind so unterschiedlich wie die Menschen. So muss man nach den Unterschieden suchen, um das jeweilige Pendant zu entdecken.

Das Fiese dabei: Sie sehen fast gleich aus. Das Detail, das Besondere entscheidet, welche Socke zur anderen gehört.

Die Folge: Wer mit einem verschiedenen paar Socken durch die Welt läuft, ist entweder genial, verrrückt oder… schlampig.

Wer ist schon genial? Und wer will schon eine der anderen Optionen ziehen? Oder dafür verantwortlich sein? Und wer will sich schon auf seine Socken reduzieren lassen?

Ordentliche Menschen tragen ordentliche Socken. Wer ist dafür verantwortlich? Ich.

Ordentlich gesockt durchs Leben zu Laufen ist also wichtig. Das Sockenzusammenlegen ist eine Aufgabe, die über das Image entscheidet.

Stellen Sie sich mal vor, wenn Sie oder jemand, für den Sie verantwortlich sind, im Fernsehen gezeigt wird und die Kamera zeigt „unordentliche“ Socken? Da kann man sagen, was man will, sich verhalten, wie man will… Die Socken entscheiden. (Ich gucke immer auf die Socken, Sie nicht?)

Wer die Socke nicht achtet, der verliert.

Sockenzusammenlegen ist also eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Hinderlich ist: Beim Waschen gehen aus unerfindlichen Gründen immer wieder welche verloren. Die „bessere Hälften“ fristen dann einsam und verlassen in meinem Wäschekorb ihr Singledasein und warten auf einen Partner, der wahrscheinlich nie zurückkehrt.

Irgendwann habe ich mal in einer Frauenzeitschrift gelesen, dass zwischen Wäschetrommel und Waschmaschine eine Lücke entstehen kann und die Socke hierdurch verschwindet und dann durch den Abfluss in die Kanalisation gezogen wird.

Horror: Vereinsamte Socken finden nie mehr zueinander.

Schaurige Vorstellung. Irgendwo da draußen treffen sich dann all die einzelnen Socken und suchen verzweifelt nach ihrem Partner, den sie nie mehr wieder finden.

(Arni löst das Sockenzusammenlegenproblem so)

Da sich dieser Socken-Sortier-Horror wöchentlich bei mir wiederholt, wollte ich gerne von meinen Kolleginnen wissen, wie sie diese hausfrauliche Herausforderung bezwingen.

„Ich mach das ganz einfach“, erzählte die eine, „wir haben im Bad einen großen Korb stehen und da werfe ich die frisch gewaschenen, einzelnen Socken meiner Jungs und meines Mannes hinein, die müssen sich die schon selbst zusammensuchen. Jahrelang habe ich mich damit gequält, vor allem, dass die Socken immer falsch herum in der Wäsche landen. Damit ist jetzt Schluss: Ich dreh’ sie nicht mehr um und lege sie nicht mehr zusammen.“

Alle Achtung, dachte ich, das ist mal echt emanzipiert und konsequent. In meiner Phantasie stelle ich mir einen riesigen Korb voller Socken vor.

Lösungsansätze, die mir nichts, aber auch gar nichts nutzen.

„Und wie machst Du das?“, fragte ich meine ältere Kollegin. „Na ja, wir sind ja nur noch zu zweit, da ist das nicht mehr so aufwändig. Ich lege die Socken paarweise zusammen, stecke sie nur am Bund leicht zusammen und sortiere sie nebeneinander und farblich abgestimmt in die Schublade meines Mannes. Socken verwinden nie bei uns und mein Mann dreht sie natürlich auch auf die richtige Seite bevor sie im Wäschekorb landen“, gibt sie bereitwillig Auskunft.

Alle Achtung, dachte ich, das ist mal ordentlich. Aber irgendwie habe ich ihr nicht geglaubt. Denn das Problem des „Sockenlochs“ in der Waschmaschine hat sie ausgeklammert.

Eine jüngere, noch kinderlose Kollegin hörte uns aufmerksam zu und schüttelte dann den Kopf: „Was ihr euch Probleme macht… Wir haben das ganz einfach gelöst. Die Socken meines Freundes sind alle schwarz und von der gleichen Marke, ich trage nur Nylonstrümpfe oder seine Socken.“

Alle Achtung, dachte ich, das ist mal strukturiert. So, denke ich, habe ich das vor meiner Zeit als Mutter und Hausfrau auch gemacht.

„Konsequent, ordentlich, strukturiert“ schwirrt es mir durch den Kopf.

Ich habe keinen Freund, sondern einen Mann und außerdem noch Kinder. Ich kann nicht anders: Ich bin für alle da. Auch als Sockenumdreherin.

Meine Frage wurde nicht beantwortet: Was fange ich jetzt mit diesen Informationen an?

Stelle ich jetzt einen Korb im Bad auf und riskiere, dass mein Sohn mit ungleichen Socken (das würde er tun) als verrückt abgestempelt wird? Niemals!

Werfe ich alle Socken weg und kaufe neue, die nach Farbe und Marke den einzelnen Familienmitgliedern farblich zugeordnet werden? Dann dürfte ich niemals mehr die Socken der Männer anziehen, weil ich meine noch nicht zusammengelegt habe. Vollkommen unpraktisch!

Wann wird es endlich Sommer? = Sockenfreie Zeit

Oder erziehe ich meine Familie dazu, die Socken paarweise und umgedreht in den Wäschekorb zu werfen und danke es ihnen mit farblich sortierten Sockenschubladen? Utopische Vorstellung – das mit der Erziehung.

Keine dieser Lösungen kommt also für mich in Frage, da bleibt nur eins: Ich freue mich auf den Sommer, da tragen zumindest meine Tochter und ich – und ab und an auch die Männer – keine Socken.

Das reduziert das Problem, also die Socken-Plage, zumindest für einige Monate um mindestens 50 Prozent.

gabi

Gabi´s Kolumne: Sonntag ist Familientag

Schön, dass es die Familie gibt. Sie gibt einem Harmonie, Halt und Hoffnung – manchmal wird aber nur ein Kuchen draus, sagt Gabi. Hier backt zusammen, was zusammengebackt gehört.

„Und, was wollen wir heute Schönes unternehmen?“, versuche ich morgens am Frühstückstisch mit munterer Stimme meine Lieben zu motivieren.

Keine Reaktion. „Wir könnten doch laufen gehen…“. „Oh Gott, bloß nicht wandern“, kommt von meiner Tochter entsetzt. „Ich meinte ja nur auf die Strahlenburg, naja oder um den Anglersee, ich lade euch auch danach zum Eis ein“, sage ich. Die Begeisterung ist ungefähr so groß, als würde am Polarkreis jemand ernsthaft Eiswürfel verkaufen wollen.

„Warum gehen wir nicht bowlen?“, fragt mein Sohn.

Die Sonne scheint und ich sehe mich schon in einem düsteren Bowling-Center.

„Wir sollten etwas draußen machen, warum fahren wir nicht mit dem Fahrrad nach Feudenheim, dort könnten wir auch Eis essen“, meldet sich jetzt immerhin mein Mann zu Wort. „Auf keinen Fall Feudenheim, da kennt man mich“, entgegnet mein pubertierender Sohn, der mindestens „zwei Gründe“ hat, um nicht nach Freudenheim zu wollen – beide sind weiblich.

„Wenn ihr euch nicht entscheiden könnte – ich habe noch genug zu tun“. Mit diesen Worten verzieht sich mein Mann an den Schreibtisch. Was natürlich mein Sohn ebenfalls zum Anlass nimmt sein Zimmer aufzusuchen.

Prima, denke ich, was für ein schöner Sonntag. Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich all die glücklichen Familien, die in wahrer Harmonie das Sonntagsprogramm absolvieren, die gemeinsam wandern, bowlen, Fahrrad fahren… Mir bleibt nur die Beschäftigung mit der Wäsche.

ak

Eine runde Sache ist so ein Apfelkuchen als Mütter-Beschäftigungsprogramm, meint Gabi.

„Mama, wir könnten doch einen Kuchen backen“, schlägt meine Tochter vor und ich kann mich nicht des Gefühls erwehren, dass es sich dabei um ein Mutter-Beschäftigungs-Programm handelt.

Resigniert und frustriert hole ich Rührschüssel und Mixer hervor, meine Tochter studiert zwischenzeitlich das Backbuch.

„Und wie wollt ihr einen Kuchen backen ohne Eier“, lässt sich mein Mann vernehmen. „Richtig, alter Rechthaber“, denke ich, „die letzten haben wir heute Morgen zum Frühstück verbraten, zu dem Du an den gedeckten Tisch gekommen bist“.

„Zum Bauern?“, fragt mein Mann und grinst. Ich grinse auch. Der Schlawiener hat es geschafft: erst ein bisschen mosern und dann doch großzügig nachgeben ist die Strategie. Ich lass sie ihm und wir vier schwingen uns auf die Räder, fahren über die Felder zum Bauern, holen Eier, backen einen Apfelkuchen und verbringen anschließend mit einem „Grillerchen“ einen schönen Sonntagabend.

Keiner musste bowlen oder wandern, wir sind zusammen mit einem „Ziel“ Fahrrad gefahren und ich war beschäftigt: Ist doch super gelaufen.

Manchmal klappt es ja dann doch noch – und der Kuchen ist sehr lecker geworden.