
Martin Kemmet stellt seine Kunst-Fotografie über Heddesheimer Künstler zur Zeit im Alten Rathaus aus. Der Schreiner und Künstler Roland Schmitt "posiert" in einer Tabakscheune mitten im Ortskern. Kunst ist immer schon auch Politik - auf der Scheune liegt neben Licht und Schatten auch eine "Veränderungssperre". Früher einmal war Heddesheim die größte Tabakanbaugemeinde Deutschlands. Der Anbau ist eingestellt. Einige Scheunen sind noch da. Diese ist besonders beeindruckend. Bild: Martin Kemmet
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Heddesheim, 19. September 2011. Unter dem Titel „Ort der Kunst“ eröffnete am gestrigen Sonntag der Heddesheimer Kunstverein die Ausstellung mit Fotografien von Martin Kemmet. Es ist der erste Teil eines Projekts, das Heddesheimer Künstler in Fotografien an ihren persönlichen Kunstorten zeigt. Im Oktober folgt die Ausstellung mit den Werken eben dieser Künstler.
Von Sabine Prothmann
Wer in Heddesheim ein Passbild braucht geht zu Martin Kemmet. Er ist der Fotograf am Ort – für Hochzeitsbilder, Bilder mit Kindern, Familienportraits, Einschulungen. Wegen dieser Arbeit kennen ihn viele im Ort.
Aber im zweiten Leben ist Martin Kemmet ein Künstler mit der Kamera. Er versteht sein Handwerk und er spielt mit dem Licht, dem Moment, dem Detail.
Die Ausstellung „Ort der Kunst“ mit Fotografien von Martin Kemmet wurde am gestrigen Sonntag mit einer Vernissage im Alten Rathaus eröffnet. Und der „Ort der Kunst“ ist Heddesheim.
Die gut vierzig Ausstellungsbesucher waren begeistert.
Heddesheim als Kunstort
Rund zwanzig Fotografien im Alten Rathaus zeigen nicht nur Heddesheimer Künstler, sondern die Künstler auch an ihrem Heddesheimer Kunstort.
Da sieht man zum Beispiel den Künstler und Schreiner Roland Schmitt in dem Dachstuhl einer alten Scheune. Es ist ein Schwarz-Weiß-Bild und das Licht bricht sich einen Weg durch die Holzbalken. Das ist ganz großartig. Hier und aus diesem Holz ist Kunst entstanden, in doppelter Hinsicht.
Die Malerin Veronika Drop präsentiert auf einer Baustelle ihr Bild einer Baustelle. „Das war nicht einfach zu fotografieren“, sagt Kemmet.
Einfach war auch nicht die Fotografie von dem Eingangstor (eine Installation des Heddesheimer Künstlers Kurt Fleckenstein) am Edekakreisel, davor die Künstlerin mit ihrem Gemälde vom selbigen Eingangstor. Hier wurde mit Weitwinkel gearbeitet und ein faszinierender und fremder Blick auf das Vertraute ist entstanden. „Ich bin da schon tausende Male dran vorbeigefahren, jetzt hätte ich es fast nicht erkannt“, sagt einer Besucherin der Ausstellung.
Vertrautes wirkt fremd
Fast fremd wirkt auch die Kreuzung am Alten Rathaus, davor der Künstler Bernd Gerstner mit seinem Bild vom Rathaus. Idyllisch zeigt sich das Dorf vom Feld her betrachtet, Gerstner sitzt hier mit seiner Staffelei.
Besonders ausdrucksstark sind auch die beiden Schwarz-Weiß Fotografien, die im Alten Rathaus selbst entstanden sind. Frauen laufen mit Büchern in der Hand durch den Raum. Zu den Seiten werden die Bilder unscharf, was Dynamik vermittelt. Es sind die Frauen des Literaturkreises um Eva Martin-Schneider.

Licht und Schatten - Bewegung und Moment. Bild: Martin Kemmet
Ganz anders dagegen die vier aneinandergefügten Fotografien von einem Literatur- und Theaterabend dieser Gruppe – hier liegt der Ausdruck in der Farbe und im Portrait.
Auf einer anderen Fotografie in Schwarz-Weiß steht fast unwirklich die Scheune im Feld an der Straße nach Ladenburg, davor die Künstlerin, sie scheint mit dem Bild zu verschmelzen.
In der katholischen Kirche hat Martin Kemmet die junge Heddesheimer Künstlerin Carolin Przybyla mit ihrem Bild, das abstrakt ein Kreuz symbolisiert, fotografiert.
Eine weitere Schwarz-weiß Fotografie zeigt den Fotograf selbst auf den Steinkreisen am Badesee, das hat er mit dem Selbstauslöser gemacht.
Zehn Künstler beziehungsweise eine Gruppe, Maler, Bildhauer, zehn Orte der Kunst – zehn Motive, die der Künstler Martin Kemmet mit seiner Kamera eingefangen hat.
Die Fotografien sind in drei Wochen entstanden
Der Heddesheimer Kunstverein war auf ihn zugekommen und hatte ihn gefragt, ob er darauf Lust habe. Und die hatte er. Durch einen Krankenhausaufenthalt wurde die Zeit ziemlich knapp, letztlich blieben nur noch drei Wochen Zeit.
Von früh um sechs bis zum Sonnenuntergang habe er Künstler und Orte, Lichter und Details eingefangen, erzählt die Vorsitzende des Heddesheimer Kunstvereins Veronika Drop in ihrer Einführung.
Die Fotografien zeigen Heddesheim als Ort der Kunst, ein normaler Ort, in dem aus einem Traum Wirklichkeit wird. Kemmet wurde zu den persönlichen Kunstorten der Künstler geführt. „Martin Kemmet kann sein Handwerk“, so Drop. Vor allem lobte sie sein Instinkt für Licht und seinen Künstlerblick fürs Detail.
Die Ausstellung habe einen neuen Blick auf Heddesheim geworfen und „wir sind stolz hier so begabte Künstler und Künstlerinnen zu haben“, sagte Veronika Drop und verwies auf die Ausstellung im Oktober, die eben diese Werke dieser Künstler zeigen wird.
Die Ausstellung ist noch bis zum 09. Oktober 2011 im Alten Rathaus zu sehen, geöffnet ist sie immer sonntags von 14 bis 17 Uhr.
Anmerkung der Redaktion:
Aus Transparenzgründen informieren wir Leserinnen und Leser, dass Martin Kemmet CDU-Gemeinderat in Heddesheim ist.
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