Freitag, 19. August 2022

Animalische Impressionen – Carmen Stahlschmidts Bilder gehen unter die Haut

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Guten Tag!

Heddesheim, 02. November 2009. Der Heddesheimer Kunstverein zeigt eine starke Ausstellung der Künstlerin Carmen Stahlschmidt. „Animalisches“ hat es in sich. Die Künstlerin beherrscht ihr Handwerk – und das ist die Kunst, aus der Linie die Fläche zu schaffen, die Fantasie anzuregen und die Kunst elementar erfahrbar zu machen. „Animalisches“ ist nicht geeignet, mal eben in eine Ausstellung zu gehen. Die Bilder Stahlschmidts sind animalisch und genau da holen sie die Betrachter auch ab.

Von Sabine Prothmann

Es ist die Linie und nicht die Fläche, die die 1956 in Trier geborene Künstlerin Carmen Stahlschmidt interessiert und inspiriert.

Heute eröffnete sie gemeinsam mit Rolf Nonnenmacher, der für den Heddesheimer Kunstverein Ausstellung plant und geeignete Künstler ausfindig macht, im Alten Rathaus ihre Ausstellung „Animalisches“.

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Michael Rei, Carmen Stahlschmidt, Rolf Nonnenmacher bei der Eröffnung des "Animalischen". Bild: hblog

Mit Bleistift, Schwarzmine, Buntstiften und ein wenig Aquarellfarben schafft sie surrealistische Zeichnungen in denen Mensch und Tier ineinander fließen. Auf großen Formaten entstehen Bilder, die den Betrachter durch ihre Intensität kaum loslassen. Federn werden zu Händen, der Flügelschlag entwickelt einen weiblichen Körper.

Ihre Zeichnungen leben durch den hell-dunkel Kontrast, die Farbe setzt immer nur den Akzent.

„Irgendwann haben sich die Fische verselbstständigt.“

Ein Arbeitsstipendium 2008 in Montpellier führte sie auf den Fischmarkt in Sète, sie sah Fisch, aß Fisch und malte Fisch. „Irgendwann haben sich die Fische verselbstständigt“, erinnert sich Stahlschmidt. Filigrane Arbeiten in Indigo sind entstanden.

Sie beginne ihre Zeichnungen immer mit dem Tier, so die Künstlerin. Der Betrachter findet Elemente von Vögeln, Fischen, Hasen oder Insekten in ihren Kunstwerken. Im Laufe des Schaffensprozesses entwickeln sich daraus menschliche Formen. „Ich übertrage meine eigenen Gefühle auf die Tiere und das Menschliche nimmt Form an“. Dies geschehe unbewusst. Hieraus entstehen verwirrend verstörende Bilder – eben „animalische“.

Fein in der Linie, groß im Format.

Rolf Nonnenmacher entdeckte die Zeichnungen von Carmen Stahlschmidt in einem Katalog zu einer Mainzer Messe und es war, so erinnert er sich, wie eine Initialzündung – diese Künstlerin wollte er für eine Ausstellung nach Heddesheim bekommen.

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Besucherinnen der Austellung "Animalisches" der Künstlerin Carmen Stahlschmidt auf Initiative des Heddesheimer Kunstvereins. Bild: hblog

Beim Besuch in ihrem Atelier erstaunten ihn die großen Formate. Erwartet man doch bei einem Zeichner eher das kleine Format, überzeugt die Mainzer Künstlerin den Betrachter nun vom Gegenteil. Auf lebensgroßen Bildern oder auch auf großen Stoffbahnen entstehen bewegte Zeichnungen aus fließenden Linien.

Anima…. – die Bewegung im Betrachter folgt der Bewegung der Kunst und der Künstlerin.

Die Bleistiftstriche erwachsen aus den Bewegungen, die die Künstlerin beim Zeichnen macht, denn „die Bewegung, die im Bild zu sehen ist, muss auch ich machen“, sagt Stahlschmidt.

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Animalisch: Aus dem Tier entsteht der Mensch in den Zeichnungen der Künstlerin Carmen Stahlschmidt. Bild: hblog

Im Sommer dieses Jahres wirkte sie mit ihren Zeichnungen und Skulpturen bei einem „Satie-Projekt“ (Erik Satie, französischer Komponist 1860-1925) im „Maison de France“ in Mainz mit. Die Arbeit mit anderen Künstlern ließ hier ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Literatur und Kunst entstehen.

Jetzt freut sie sich auf ihr nächstes großes Projekt zum 200. Geburtstag des Komponisten Robert Schumann (1810-1856), das 2010 in Zwickau stattfinden wird.

Mit der Ausstellung „Animalisches“, die noch bis zum 29. November, immer sonntags von 14 bis 17 Uhr, im Alten Rathaus zu sehen ist, konnten die Verantwortlichen des Kunstvereins die Arbeiten einer außergewöhnlichen Künstlerin nach Heddesheim holen.

Eine Ausstellung, die man nicht verpassen sollte.

Zur Person:

Carmen Stahlschmidt wurde 1956 in Trier geboren und wuchs in der Südpfalz auf.
1978 bis 1983 Studium der Kunsterziehung in Mainz (Prof. von Saalfeld). Sie ist verheiratet und hat 2 Kinder. 1986 erhielt sie den Eisenturmpreis der Stadt Mainz. 2005 „Kunst in der Stadt“, Mainz, 2. Preis und Publikumspreis.
1987-88 Aufenthalt in Paris. Radierung und Zeichnung bei M. Chot-Plassot.
1996-99 Aufenthalt in Grenoble. Zusammenarbeit mit franz. Künstlern im Atelier Elag.
ab 2002 Bildhauerei.
Ab März 2008 plastisches Arbeiten bei Prof. Eberhard Linke.

Link: homepage Carmen Stahlschmidt