Sonntag, 24. September 2023

In eigener Sache: Wir machen Betriebsferien und wünschen Ihnen schöne Festtage

Guten Tag!

Heddesheim, 23. Dezember 2010. 2010 war ein aufregendes Jahr und 2011 wird sicherlich mindestens so gut werden. Denn das Leben ist aufregend – manchmal schön, manchmal weniger. Wir hoffen, dass wir Sie gut unterrichtet und auch unterhalten haben. Und freuen uns, Sie im kommenden Jahr wieder mit Nachrichten und Meinungen zu versorgen. Wir sind ab dem 10. Januar wieder für Sie da.

Das wichtigste im Leben ist Gesundheit. Das wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, am meisten.

Dazu aber auch schöne besinnliche Tage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011!

Wir hoffen, dass wir Sie gut unterrichtet haben. Und freuen uns, Sie im kommenden Jahr wieder mit Nachrichten und Meinungen zu versorgen.

Unser lokaljournalistisches Angebot hat sich etabliert, bleibt aber trotzdem in Entwicklung.

Sie wirken daran mit, durch Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Interesse, Ihre (mittlerweile 3.700) Kommentare, Ihre Informationen, die Sie uns geben. Und das ist gut so.

Herzlichen Dank dafür. Genauso an die Vereine und öffentliche Einrichtungen, Unternehmen und alle, die uns mit Informationen in unserer Arbeit ganz selbstverständlich unterstützen.

Und natürlich allen Mitarbeitern in unserem kleinen Team für die leidenschaftlich getane Arbeit.

Überall in Deutschland sind gerade im Jahr 2010 zahlreiche „Blogs“ oder „Internet-Zeitungen“ entstanden, die auf die Vorzüge der Berichterstattung im Internet setzen: kostenfrei, 24 Stunden am Tag erreichbar, schnell, hintergründig, vernetzt und multimedial.

Wir wünschen den Kollegen viel Erfolg und viele Leserinnen und Leser.

Am Erfolg haben auch die Werbekunden teil, denen wir sehr herzlich für die Aufträge danken. Durch die Werbeeinnahmen wird ein Teil unserer Arbeit finanziert. Wir bitten deshalb um freundliche Beachtung der Anzeigen.

Während wir Betriebsferien machen, sind Sie herzlich eingeladen, unsere Artikel „nachzulesen“ – stöbern Sie einfach.

Oben können Sie über das Menü zu verschiedenen Kategorien springen, rechts unten finden Sie in der Seitenleiste Schlagwörter und eine hierarchische Darstellung der Kategorien.

Wenn Sie uns ein Weihnachtsgeschenk oder eines zum neuen Jahr machen wollen, dann schreiben Sie uns, was Ihnen gefällt, was Sie vermissen, was wir besser machen können.

Das schließen wir dann in unsere guten Vorsätze für 2011 ein! 🙂

In diesem Sinne
wünschen wir Ihnen schöne Tage

Ihre
Redaktion heddesheimblog

Az-proth-600_4

Interview: Rechtsanwalt Udo Vetter zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag


Guten Tag!

Heddesheim, 04. Dezember 2010. Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag sorgt für Aufregung. Mit seinen fünf Buchstaben („JMStV“) hält er die gesamte Blogosphäre seit einigen Tagen in Atem. Dabei betrifft der Staatsvertrag ab 01.01.2011 alle Telemedien. Im ungünstigsten Fall also auch ihre Homepage. Was der JMStV überhaupt ist und was er für Sie bedeuten kann, haben wir im Interview mit Udo Vetter, Fachanwalt für Strafrecht geklärt.

Von Christian Mühlbauer und Hardy Prothmann

cartajmstv

Felix Neumann meint bei Carta: Klagen statt Sperren!

Auf einschlägigen Seiten ist der JMStV bereits seit mehreren Monaten ein wichtiges Thema. Immer wieder Flammen Zensur-Vorwürfe auf. Mit diesem vermeintlich neuen Gesetz wolle man das Internet kontrollieren. Fakt ist: Der JMStV ist nicht neu. Er wird ab dem 01.01.2011 lediglich in aktualisierter Form in Kraft treten. Vorausgesetzt alle fehlenden Bundesländer unterzeichnen ihn noch.

Wie der Name schon sagt, geht es um den Schutz der Jugendlichen gegenüber Medien – oder vielleicht auch umgekehrt. Der Jurist Udo Vetter kann die Hysterie um den JMStV nicht teilen. Am 01. Dezember 2010 verdeutlichte er das auch in seinem Weblog. Der Beitrag „Blogger können leidlich gelassen bleiben“ war mehr oder weniger eine Reaktion auf die Ankündigung diverser Blogger, ihre Angebote ab dem 01.01.2011 einzustellen. So beispielsweise das „VZLog„.

Die Einschätzungen des Juristen zum JMStV sorgten binnen kürzester Zeit für wahre Massen an weiteren Blogeinträgen. Zustimmende, wie auch ablehnende Beiträge sprudelten förmlich hervor. Das Pottblog zeigte sich angriffsfreudig: Rechtsanwalt Vetter würde sich irren.

Das juristische Blog „Telemedicus“ beschäftigte sich mit der Frage, ob das „Nachrichtenprivileg“ des JMStV auch für Blogs gelten würde. Der Jurist Thomas Stadler betonte, dass sein Blog online bleiben werde – auch ohne Alterskennzeichnung. Der Rechtsprofessor Dr. Thomas Hoeren bittet gar darum, dass man den Unsinn namens JMStV lassen solle.

Wir haben Rechtsanwalt Vetter kontaktiert, um mehr Details zu erfahren. Ist der JMStV nur Humbug oder tatsächlich eine ernste Gefahr für alle Betreiber einer Webseite?

Miserables Wischwaschi

Herr Vetter, es gibt Aufregung um den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag. Warum?


Udo Vetter: „Das Problem ist die grundsätzlich schlechte, weitgehend unverständliche Formulierung des Gesetzes. Die Schwammigkeit löst zu recht Befürchtungen aus. Selbst einer der Verfasser, Staatssekretär Martin Stadelmaier, äußert sich zum Text heute so, dass man fast annehmen kann, er versteht ihn selbst nicht mehr.

Was heißt „schlechte Formulierung“?

Vetter: „Salopp ausgedrückt, Bürokratendeutsch und Wischiwaschi von der ersten bis zur letzten Zeile. Selbst Juristen diskutieren nun sehr kontrovers, was da wie genau geregelt ist. Letztlich erzeugen die miserablen Formulierungen Unsicherheit und damit Aufregung und auch Angst.“

„Glaube nicht an Abmahnwelle.“

Innerhalb der Bloggerszene wird Ihr Beitrag dazu kritisiert, denn Sie geben sich „entspannt“.

Das pottblog teilt die Einschätzung von Rechtsanwalt Vetter nicht

Das pottblog teilt die Einschätzung von Rechtsanwalt Vetter nicht

Vetter: „Bin ich auch. Ich glaube weder, dass es eine große Abmahnwelle geben wird, noch glaube ich, dass die strikten Regelungen durchgesetzt werden können. Was ich aber dringend richtig verstanden wissen will: Ich unterstützte dieses Gesetz nicht. Ich halte es für überflüssig, weil es nichts für den Jugendschutz bringt. Das bestätigen auch namhafte Medienpädagogen.“

Die Politik scheint Ihnen für diese Einschätzung geradezu dankbar zu sein, wie man hört.

Vetter: „Ich habe verwundert festgestellt, wie man mich vereinnahmt. Dass mit dem Gesetz nicht das Internet untergehen wird, bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass wir die Regelung brauchen. Im Gegenteil: Der Entwurf ist weltfremd und er verbessert nicht den Jugendschutz.“

„Vermeintliche Sachzwänge und Eitelkeiten.“

Irgendwie aber doch erstaunlich, welche „Auswirkungen“ der JMStV so hat.

Vetter: „Erstaunlich finde ich die Haltung der SPD und der Grünen, die in NRW von Sachzwängen sprechen und deswegen bereits sind, ein anerkannt schlechtes Gesetz durchzuboxen, „bloß weil es schon so weit fortgeschritten“ ist. Und in anderen Ländern, wo zum Beispiel die SPD in der Opposition ist, lehnt diese das Gesetz als untauglich ab. Hier regiert nicht mehr der Verstand, sondern vermeintliche Sachzwänge und Eitelkeiten.“

Lassen Sie uns doch mal über das Ziel des Gesetzes reden. Ist es nicht nötig, die Jugend zu schützen?

Vetter: „Sicher ist das ein hehrer Anspruch. Nur wird mit diesem Gesetz kein einziger Jugendlicher besser geschützt werden. Der JMStV ist ein organisatorisches Monster, dass nur einen Zweck erfüllt: Es ist ein „Schaut-her-wir-tun-was“-Gesetz.“

Trotzdem befürchten viele Blogger Abmahnungen und Probleme.

Vetter: „Die kann es im Einzelfall geben, das muss man abwarten. Tatsächlich glaube ich nicht daran. Gerichte müssten erst einmal davon ausgehen, dass eventuelle Verstöße gegen den JMStV wettbewerbsrechtlich relevant sind. Das ist längst nicht ausgemacht.“

Was ist mit redaktionell-journalistischen Blogs?

Vetter: „Die sind privilegiert. Das heißt, wer eine an die Allgemeinheit gerichtete, periodische, politische und gesellschaftliche Berichterstattung anbietet, fällt unter die „Lex Bildzeitung“, die hier eingearbeitet worden ist.“

„Lex Bildzeitung.“

Lex Bildzeitung? Erklären Sie das doch genauer.

Vetter: „Na, wenn das Gesetz ernst gemeint wäre, müssten bild.de und andere Boulevardmedien am 1. Januar 2011 ihr mit einer Altersfreigabe 16 oder vielleicht sogar 18 Jahren versehen. Nacktfotos und Ratgeber á la „10 Tipps für tollen Sado-Maso-Sex“ sind nach den Maßstäben des JMStV „desorientierend“ und beeinträchtigen die Entwicklung junger Menschen.“

Und Sie meinen, der Axel-Springer-Verlag…

Rechtsanwalt Udo Vetter

Rechtsanwalt Udo Vetter

Vetter: „… hat ein Wörtchen mitgeredet? Das ist möglich. Die Boulevardpresse will ihre freizügigen Inhalte weiter anbieten. Sex sells, das gilt insbesondere für sie. Aber ebenso für die Softporno-Portale. Diese müssen zwar eine Altersklassifizierung durchführen, dafür dürfen sie aber künftig ihre Angebote auch tagsüber „senden“.“

„Der gesunde Menschenverstand wird’s richten.“


Nochmal: Nicht alle Blogger sehen das so entspannt wie Sie. Was tun?

Vetter: „Der Jurist sagt jetzt, das hängt vom Einzelfall ab. Meine persönliche Einschätzung ist: Der gesunde Menschenverstand wird’s richten. Wer mit Google-Anzeigen die Serverkosten reinholen will, betreibt noch lange kein „Gewerbe“ und kann deshalb von jedermann abgemahnt werden. Abmahnfalle Nr. 1 wäre ohnehin der fehlende Jugendschutzbeauftragte. Den kann man aber nun wirklich einfach ins Impressum aufnehmen, denn einen Qualifikationsnachweis muss der Beauftragte nicht erbringen.“

Und sonst?

Vetter: „Verweise ich auf die Impressumspflicht und die Welle, die darum gemacht wurde. Soweit mir bekannt ist, ist nicht viel passiert. Auch die erste Fassung des JMStV, die ja bereits viele ähnliche Regelungen wie etwa die „Sendezeiten“ verbindlich anordnet, hätte eigentlich schon viel Potenzial für „Abmahnungen“ haben müssen, wenn man alles sehr eng sind. Tatsächlich ist nicht viel passiert.“

Weiterführende Links:

Zur Person:
Udo Vetter ist Fachanwalt für Strafrecht in Düsseldorf. Unter „Lawblog“ schreibt er über die verschiedensten Themen. Meist sind diese juristischer Natur oder aus seiner eigenen beruflichen Erfahrung. Einer seiner bekanntesten Vorträge ist „Sie haben das Recht zu Schweigen„.

Haben Blogs Herrn Köhler zum Rücktritt bewegt?

Guten Tag!

Heddesheim/Berlin, 31. Mai 2010. (Artikel wurde erweitert) Wie kam es eigentlich dazu, dass das Köhler-Zitat über den „Wirtschaftskrieg“ in Afghanistan so bekannt wurde, dass der Mann letztlich wenige Tage später vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten ist? Robin Meyer-Lucht, Politikwissenschaftler, Journalist und Blogger hat eine Dokumentation vorgelegt, die zeigt, dass Blogs mittlerweile eine hohe publizistische Bedeutung haben – auch wenn seiner Meinung nach dann der Spiegel den Druck so entscheidend erhöht hat, dass Horst Köhler sich zum Rücktritt entschlossen hat.

Von Hardy Prothmann

Dr. Robin Meyer-Lucht ist eine Größe in der deutschen Blog-Szene. Der Politikwissenschaftler und Journalist betreibt mit dem Blog Carta eine herausragende Plattform für politische und mediale Betrachtungen.

carta

CARTA: Ein Politikblog, an dem man nicht vorbeikommt.

Wer sich für Politik, Medien und Journalismus interessiert, stößt irgendwann unweigerlich auf Carta und wird immer wiederkehren, weil hier interessante Menschen interessante und kontrovers-diskutierte Texte veröffentlichen.

Aktuell hat Carta eine Dokumentation erstellt, wie es zur „Wirtschaftskrieg“-Nachricht in Afghanistan kam – der chronologische Abriss zeigt deutlich, dass vor allem Blogs und nicht die klassischen Medien, die Nachricht als relevant erkannt und weiterverbreitet haben.

Mit einiger Zeitverzögerung reagierten dann auch Zeitungen und Magazine – bis der aktuelle Spiegel einen Artikel über Horst Köhler brachte. In Berlin ist der Spiegel nicht erst am Montag, sondern schon am Samstag zu haben. Zwei Tage Druck könnten gereicht haben, Herrn Köhler den Spaß am Bundespräsidentenamt gründlich zu vermiesen.

Noch haben Blogs nicht die publizistische Macht des Spiegels – aber wie lange wird das noch dauern? Ein paar Monate? Ein Jahr, zwei Jahre?

Blogs sind schneller, vernetzter und frecher als alle so genannten etablierten Medien. Ihnen fehlt das Gehabe des „Staatstragenden“. Was nicht heißt, dass Blogger den Staat unterlaufen wollten: Viele Blogger setzen sich vehement für die Grundrechte ein und tragen damit zur Stabilität des Staates bei, indem sie Missstände thematisieren. So auch in Sachen Köhler.

Hinzu kommt, dass viele Blogger die so genannten „sozialen Netzwerke“ wie Twitter oder Facebook virtuos bedienen.

Und: Sie handeln ihre Nachrichten und Inhalte frei zugänglich, ohne Bezahlschranken. Damit sorgen sie für eine enorm schnelle Verbreitung – in Echtzeit.

Kritiker versuchen immer noch, Blogs eine journalistische Relevanz abzusprechen. Diese Kritiker sind meist die etablierten Medien oder Politiker, die unter Druck geraten oder dies fürchten.

Die Macht der Blogs fürchten diese Leute zu Recht: Denn Blogs bilden ein lockeres Netzwerk. Hinter jedem Blog steht mindestens ein (kluger) Kopf und es werden immer mehr. Sie tauschen ihre Informationen aus, weisen auf Quellen hin – sie verlinken, verbinden sich also, als wären sie eine große, flächendeckende Redaktion.

Dabei ziehen Blogs bei weitem nicht immer an einem Strang, manchmal kritisieren sie sich auch gegenseitig. Sie lassen Kommentare zu und befruchten damit umso mehr die Debatten – Blogs sind Zellen der Meinungsfreiheit. Und es werden immer mehr.

Link:
Robin Meyer-Lucht und Hardy Prothmann im Video zur Identitätskrise des Journalismus
Focus Online: Der verzögerte Skandal
Süddeutsche: Blogger machten auf Köhlers Äußerungen aufmerksam