Freitag, 19. August 2022

„Pfenning“ wirbt mit Online-Prospekt und Rehen auf Kräuterwiesen

Heddesheim/Viernheim/Rhein-Neckar, 13. April 2011. (red) Die KMP Holding, Muttergesellschaft von „pfenning logistics“, wirbt im Internet mit einer aufwändigen Präsentation des geplanten Logistikzentrums. Die hat sicherlich viel Geld geskostet – und das, obwohl „Pfenning“ heftig sparen muss. Denn der Umsatz 2009 ist abermals eingebrochen – um 7,3 Prozent. Das Unternehmen, das laut Bürgermeister Michael Kessler und der Mehrheit im Gemeinderat die Zukunft Heddesheims sichern soll, hat enorm zu kämpfen. Arbeitsplätze wurden abgebaut, die Umsatzrendite liegt bei 0,9 Prozent. Eine Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht.

Von Hardy Prothmann

Vorweg – Sie sollten mindestens über DSL 3000 verfügen, selbst dann wird der Aufruf dieser vollkommen unnötigen Programmierung zum Geduldsspiel. „Pfenning“ präsentiert unter http://www.bestplace-morespace.com einen Art „Online-Prospekt“ für das geplante Logistikzentrum.

Neu ist daran eigentlich nichts. So hat Pfenning seit Jahren exakt 1.850 Mitarbeiter und der Umsatz 2009 liegt nach Prospekt bei 204 Millionen Euro.

Ein kleiner Blick ins Handelsregister verrät, dass es 2008 insgesamt 1.852 Mitarbeiter waren und 2009 nur noch 1.810.

Nach „offiziellen“ Angaben behauptete „Pfenning“ im Jahr 2008 insgesamt 220 Millionen Euro Umsatz gemacht zu haben, in der Bilanz stehen nur 169,5 Millionen Euro. Für 2009 behauptet „Pfenning“ insgesamt 204 Millionen Euro Umsatz gemacht zu haben, in der Bilanz stehen nur 157,1 Millionen Euro.

Zur Bilanz 2008 hatten wir bereits nachgefragt: Die Auskunft war, man habe noch andere Beteiligungen, die für die 50 Millionen Differenz beim Umsatz gesorgt hätten. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Deshalb kann man sich nur auf die vorhandenen Zahlen stützen und die sehen mies aus.

Zwar hat die Unternehmensgruppe 2009 laut Bilanz einen Gewinn von knapp 1,4 Millionen Euro gemacht (2008: 20.000 Euro), wer sich aber die Zahlen etwas genauer anschaut, erkennt, dass rund 1,1 Millionen Euro weniger fürs Personal ausgegeben wurden – und das bei einer Firma, die versprochen hat, neue Arbeitsplätze nach Heddesheim zu bringen. Was noch nicht mal falsch sein muss, vielleicht werden die neuen Arbeitsplätze ja so schlecht bezahlt, dass unterm Strich hier nochmals gespart werden kann. Beispielsweise wurde die Aufwendungen für die Altersvorsorge um das Doppelte oder eine halbe Million Euro zurückgefahren.

Bei den Aufwendungen für Roh, Hilfs- und Betriebsstoffe wurden ganze sieben Millionen Euro eingespart – ein Hinweis, dass hier Ausgaben nicht getätigt wurden und der Sparstrumpf ganz eng gezogen wurde. Lapidar übersetzt: Man schiebt den Ölwechsel halt ein bisschen raus. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass fast alle „Vorräte“ teils bis um ein Drittel zurückgefahren wurden.

Auch der Aufwand für bezogene Leistungen ging um gut zehn Prozent oder drei Millionen Euro zurück – sprich. Firmen, die „Pfenning“ als Kunden haben, mussten den Gürtel auch enger schnallen. Auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen gingen um 2,4 Millionen Euro oder ebenfalls knapp 10 Prozent zurück. Und es wurden rund eine Million Euro weniger Zinsen gezahlt. Vielleicht, weil weniger Schulden da sind, kann aber auch gut sein, dass man die Bank gebeten hat, die Zinsen später zu zahlen.

Insgesamt darf man die Zahlen durchaus so interpretieren, dass sparen, sparen, sparen angesagt war. „Pfenning“ nennt das „Konsolidierung“.

Ein interessanter Satz steht unter „Preisdumping“:

„Parallel zu unserer eigenen Flotte bedienen wir uns schon immer bei entsprechenden Transportunternehmen, um unsere benötigten Spitzenkapazitäten abdecken zu können.“

Übersetzt heißt das, Pfenning fährt einen Grundfahrzeugpark und bedient sich anderer Logistiker, um „Spitzen“ zu bedienen. Die Heddesheimer Bürgerinnen und Bürger erinnern sich, dass es laut Pfenning  mindestens zwei Spitzen im Jahr gibt: im Frühjahr und vor Weihnachten. Dann fahren also vermehrt nicht-„Pfenning“-Lkw über die Ringstraße und „vielleicht“ auch durch den Ort. Das ist die Zeit für die Aufpasser, die sich dann Kennzeichen notieren, um feststellen zu lassen, ob „Pfenning“ den „Verkehrslenkungsvertrag“ bricht. Die Gemeindekasse für soziale Zwecke wird sich dann über 20 Euro je Verstoß freuen, sofern diese „festgestellt“ werden.

Grüne Wiese als "Ausstiegsperspektive" - sollte "Pfenning" pleite gehen, könnten Rehe künftig regengeschützt in hochmodernen Hallen weiden. Quelle: KMP Holding

Ebenfalls interessant ist auch dieser Satz zum Personal:

„Aufgrund des Konjunktureinbruches ist jedoch eine Entspannung am Arbeitsmarkt beim gewerblichen Fahrpersonal zu verzeichnen.“

Heißt, die Leute suchen Arbeit und schaffen sicherlich auch für wenig Geld.

Als Prognose erwartet der Konzern laut Bilanzbericht für 2010 eine „Konsolidierung“ auf dem Niveau von 2009 – sprich, der Umsatz wird nicht wachsen. Da „Pfenning“ den Großkunden Henkel verloren hat, darf man gespannt sein, wie die tatsächlichen Zahlen aussehen werden.

Mit einer Umsatzrendite von 0,9 Prozent ist Pfenning, naja, nicht gerade das, was man ein „erfolgreiches Unternehmen“ nennt. Anders ausgedrückt, von 100 Euro Umsatz bleiben nach Abszug aller Ausgaben 90 Cent „Gewinn“ in der Tasche.

Zurück zur Präsentation: Geht es nach Pfenning, könnten die Hallen im Notfall auch als „Renaturierungsgebiet“ genutzt werden – aber vielleicht ist das einfach wieder nur eine Fehlinterpretation.

Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) zieht positive Jahresbilanz 2010


Viele Fahrgäste führten zu einer positiven Bilanz des VRN für das Jahr 2010 - Bildrechte: VRN/Löckel

Viele Fahrgäste führten zu einer positiven Bilanz des VRN für das Jahr 2010 - Bildrechte: VRN/Löckel

Guten Tag!

Rhein-Neckar, 11. März 2010. (pm) Wie der Verkehrsverbund Rhein-Neckar-Kreis mitteilt, kann sich die Jahresbilanz für 2010 sehen lassen. Neben stabilen Einnahmen könne man auch stabile Fahrgastzahlen vorweisen. Ein leichter Rücklauf war jedoch bei den Ausbildungs- und Semester-Tickets zu verzeichnen. [Weiterlesen…]

Pfenning macht angeblich „220 Millionen Euro Umsatz“

Guten Tag!

Heddesheim, 17. März 2010. Geht es nach der Eigendarstellung von „Pfenning“ macht das Unternehmen 220 Millionen Euro Umsatz. Geht es nach den Bilanzzahlen, macht Pfenning nur noch 170 Millionen Euro Umsatz. Dazwischen liegen 50 Millionen Euro und viele Fragen.

Von Hardy Prothmann

Der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler will das „bedeutende“ Unternehmen Pfenning unbedingt in Heddesheim ansiedeln.

Herr Kessler macht die Ansiedlung mit einem angeblichen Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro zur „Jahrhundertentscheidung“ für den Ort.

Michael Kessler hebt das „Familienunternehmen“ hervor, die Investition von 100 Millionen Euro, die Gewerbesteuer, die Arbeitsplätze, die Chancen für das lokale Gewerbe.

Vor einem Jahr ließ sich Bürgermeister Kessler als „glücklich“ im Mannheimer Morgen darstellen: Immerhin hole er ein „bedeutendes Unternehmen“ nach Heddesheim.

pfenning

Auf der homepage macht "Pfenning" 220 Mio. Euro Umsatz - in der Bilanz aber nur rund 175 Mio. Euro. Klicken Sie für eine größere Darstellung. Quelle: Pfenning

Es hängt vom Standpunkt des Betrachters ab, was man unter „bedeutend“ versteht. Sicherlich findet Herr Kessler 220 Millionen Euro Umsatz „bedeutend“.

Die CDU oder Herr Dr. Doll findet den „demographischen Wandel“ bedeutend.

Und die Heddesheimer SPD ist froh über jeden Niedriglohnarbeiter, der vielleicht in eine Gewerkschaft und damit in die SPD eintritt – der Gemeinderat Jürgen Harbarth stellte „ordentlichen Arbeitern“ sogar seine Redezeit zur Verfügung.

Es geht also um „Bedeutung“ allerorten.

Doch was hat es zu bedeuten, dass sich ein Unternehmen mit 220 Millionen Euro Umsatz brüstet? Wenn dieses Unternehmen ausweislich der eigenen Bilanz nur 175 Millionen Euro Umsatz in der Spitze gemacht hat?

Wer lügt? Die Bilanz? Das Unternehmen? Der Bürgermeister?

Nach den der Redaktion vorliegenden Daten hat „Pfenning“ noch niemals 220 Millionen Euro Umsatz gemacht, sondern bewegt sich bei Umsätzen um 170 Millionen Euro.

Das ist eine stattliche Zahl. Weniger stattlich sind die „Umsatzrenditen“.

Während „Pfenning“ im Jahr 2007 noch 2,3 Millionen Euro Gewinn machte, sieht es 2008 ganz bitter aus: Der „Gewinn“ beträgt 21.600 Euro.

Die Gewerbesteuer aus der Bilanz abzuleiten, ist kaum möglich. Für das Jahr 2008 hatte der Geschäftsführer Uwe Nitzinger aber „1,8 Millionen Euro, die der Gewerbesteuer unterliegen“ genannt.

Wäre „Pfenning“ schon 2008 in Heddesheim gewesen, wären nur rund 200.000 in der Kasse angekommen.

Von einer “ beträchtlichen Gewerbesteuereinnahme“ träumen angesichts dieser Zahlen nur noch Hardliner wie ein „Theoretiker“ Dr. Doll (CDU) oder ein „Bepflanzungseuphoriker“ Frank Hasselbring (FDP). Ein Jürgen Merx glaubt wahrscheinlich, das Hartz IV-Wähler besser sind als keine.

Die Stadt Ladenburg ist ein gutes Beispiel: Während 2008 noch 11,4 Millionen Euro Gewerbesteuer an die Stadt gezahlt wurde, rechnet man für 2010 nur noch mit rund zwei Millionen Euro. Und Ladenburg hat im Vergleich zu Heddesheim viel mehr „Industrie“, da schwanken die jährlichen Beträge im Vergleich zu mittlerem Gewerbe erheblich.

Fest steht, dass die Unternehmensgruppe „Pfenning“ angeblich 220 Millionen Umsatz macht, aber ausweislich der Geschäftszahlen seit 2005 nicht mal im Ansatz an diese „Marke“ gekommen ist.

175 Millionen Euro Umsatz bei minimalen „Gewinnen“ ist die konkrete Zahl, die erwirtschaftet wurde.

Ganz konkret muss sich der Heddesheimer Gemeinderat fragen lassen, wie er ein Unternehmen beurteilt, dass mal so eben seinen echten Umsatz um mindestens 25 Prozent „hochjazzt“.

Ganz konkret ist die geplante Unternehmensansiedlung „Pfenning“ in Heddesheim ein „Va banque“-Spiel mit mindestens soviel Risiko wie ein Einsatz beim Roulette in der Spielbank.

Man kann viel gewinnen. Aber auch verlieren.

Irgendwie gewinnt die „Bank“ immer.

Doch wer ist die „Bank“? Heddesheim oder Pfenning oder irgendwelche Investoren?

Bürgermeister Michael Kessler muss sich dringend fragen lassen, ob er die Bilanzdaten der Unternehmensgruppe „Pfenning“ kennt.

Er muss ich fragen lassen, was er davon hält, dass „Pfenning“ behauptet, 220 Millionen Euro Umsatz zu machen.

Er muss „Pfenning“ fragen, wie diese angeblichen 220 Millionen Euro Umsatz mit den tatsächlichen 175 Millionen Euro Umsatz in der Bilanz in Verbindung stehen.

Herr Kessler muss sich fragen lassen, ob er all diese „Fragen“ immer noch so „glücklich“ sieht.

Wenn Bürgermeister Kessler schon am Fragen ist, kann er sich gerne auch nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen erkundigen – und ob die auch mindestens 20 Prozent über den „tatsächlichen“ Fakten liegen.

Das Unternehmen „Pfenning“ beweist ein ums andere Mal, dass die eigenen Angaben nicht nur nicht glaubwürdig sind, sondern mehr und mehr den Eindruck machen, dass man es mit einem „unkalkulierbaren“ Investor zu tun hat, wobei unklar bleibt, wer Investoren sein könnten.

Der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler betont ein ums andere Mal die „Integrität“ des Unternehmens „Pfenning“.

Sind „Pfenning“ und Bürgermeister Kessler in ihrer gegenseitigen „Bestätigung“ glaubwürdig?

Darüber entscheiden die BürgerInnen und deren gesunder Menschenverstand.

Denn Eines ist sicher: Die Transparenz, also eine ordentliche, offene Investitionsentscheidung liegt nicht vor. Es wird „geheimt“, was das Zeug hält.

Und noch etwas ist sicher: 220 Millionen Euro Umsatz hat irgendwer gemacht, aber ganz sicher nicht die Unternehmensgruppe Pfenning.