Mittwoch, 22. MĂ€rz 2023

Schule will sich vor Vandalismus seiner PrivatschĂŒler schĂŒtzen

„Klo-Cam“: Kamera auf Toilette des Kurpfalz-Gymnasiums Mannheim

Kamera auf einer MĂ€nner-Toilette des Kurpfalz-Gymnasiums. Schulleiter Schmitt sagt: "Die Schule gehört mir - ich schĂŒtze mein Eigentum." Foto: privat

Mannheim/Rhein-Neckar, 03. Dzember 2011. (red/aktualisiert) Nach unseren Informationen wurde Strafanzeige gegen die Schulleitung wegen Datenschutzverletzungen erstattet. Die Schulleitung soll mittlerweile die Kameras entfernt haben.

UrsprĂŒnglicher Artikel:

Mannheim/Rhein-Neckar, 30. November 2011. (red) In mindestens einer MĂ€nner-Toilette des privaten Kurpfalz-Gymnasium/-Realschule ist eine Kamera installiert. Unsere Redaktion wurde von Eltern darauf aufmerksam gemacht. Die Schulleitung findet, es sei ihr Recht, dort eine Kamera zu installieren. Ist das so? Darf eine Privatschule sanitĂ€re Anlagen per VideoĂŒberwachung „schĂŒtzen“ und gleichzeitig die PrivatsphĂ€re von SchĂŒlern verletzen?

Von Hardy Prothmann

Die Aufregung bei den Eltern ist groß: „Das gibts doch nicht, war meine erste Reaktion, als ich gehört habe, dass auf den Toiletten Kameras hĂ€ngen“, sagt der Vater eines Jungen, der das Mannheimer Kurpfalz-Gymnasium besucht.

„Geschmacklos und rechtswidrig“, ist die erste Reaktion von Mathias Meder, Sprecher fĂŒr Sicherheits- und Ordnungspolitik von BĂŒndnis 90/ Die GrĂŒnen im Gemeinderat der Stadt Mannheim.

„Das ist meine Sache, ich darf das“, ist die erste Reaktion von Schulleiter Schmitt, der uns sogleich „rechtliche Konsequenzen und jede Menge Ärger“ am Telefon androht: „Sie werden darĂŒber nicht berichten.“ [Weiterlesen…]

GlÀserner Gemeinderat: Ich bin ein Twitterer

Guten Tag!

Heddesheim, 29. Oktober 2010. In der Gemeinderatssitzung vom 28. Oktober 2010 konfrontierte BĂŒrgermeister Michael Kessler den partei- und fraktionsfreien Gemeinderat Hardy Prothmann mit der Frage, ob er aus der Sitzung heraus twittere? NatĂŒrlich wusste BĂŒrgermeister Michael Kessler, das dies der Fall ist, wie sonst hĂ€tte er auf die Frage kommen können?

Von Hardy Prothmann

Jetzt ist es amtlich – BĂŒrgermeister Kessler lĂ€sst einzelne GemeinderĂ€te in ihrem Kommunikationsverhalten beobachten.

Was soll das?

Und was soll die EinschĂ€tzung, wenn Herr BĂŒrgermeister Kessler sagt: „Das ist unanstĂ€ndig.“

Was bitte ist daran unanstĂ€ndig, dass ich ĂŒber eine „soziale Netzwerk“-Plattform wie Twitter die Öffentlichkeit darĂŒber informiere, was zur Zeit in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung wie verhandelt wird? Sind eine Firma wie SAP oder andere Unternehmen alle unanstĂ€ndig, weil sie twittern, um Öffentlichkeit herzustellen?

Nachfolgend sehen Sie das, was aus Sicht von Herrn Kessler unanstÀndig war:

twitter

Twitter - ein Kurznachrichtendienst im Internet.

Ich muss leider vermuten, dass jede Form von Transparenz von Herrn Kessler als „unanstĂ€ndig“ betrachtet wird. All der öffentliche Kram ist ihm ein Greuel. Er hasst nichts mehr als eine öffentliche Auseinandersetzung – das merkt man an seinem Kommunikationsverhalten.

„unverschĂ€mt“, „unanstĂ€ndig“, „wĂŒrdelos“, „stillos“, „unerhört“

WĂ€hrend er ihm gewogene GemeinderĂ€te reden und reden lĂ€sst, schneidet er mir und den GemeinderĂ€ten der Fraktion BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen regelmĂ€ĂŸig das Wort ab: „Ihre Behauptung ist falsch“, ist sein Lieblingskommentar. Wahlweise spricht er gerne von „unverschĂ€mt“, „unanstĂ€ndig“, „wĂŒrdelos“, „stillos“, „unerhört“ und so weiter.

Denn alles was nach kritischen Fragen oder Stellungnahmen klingt, ist fĂŒr Herrn Kessler nicht nur eine Zumutung, er empfindet das anscheinend sogar als persönliche Beleidigung. Dieses Verhalten ist bei Menschen, die sich fĂŒr „unfehlbar“ halten, leider immer so.

In einer geregelten Sitzungsleitung kommt jeder Gemeinderat in der Reihenfolge der Meldungen dran – ich werde regelmĂ€ĂŸig ĂŒbergangen. Dazwischen nutze ich die Zeit und twittere ab und zu.

AusspÀh-Kessler sucht den Konflikt.

Herr Kessler stellt nicht ohne Grund fest, dass ich twittere. Und er stellte in der Sitzung auch fest, dass mir das (leider) nicht verboten werden kann, weil es dazu „keine Regelung“ in der Gemeindeordnung und der Hauptsatzung der Gemeinde gibt. (Man darf gespannt sein, ob das ein Anlass fĂŒr Herrn Kessler sein wird, die Hauptsatzung zu Ă€ndern…)

Warum stellt er das dann fest? Ich habe ihm in der Sitzung die Antwort gegeben – weil er vermutlich darauf aus ist, mir eine „Befangenheit“ zu unterstellen. Also einen Konflikt zwischen meinem Ehrenamt als Gemeinderat und meinem Beruf als Journalist.

Das soll Herr Kessler gerne versuchen. Er wĂŒrde damit ein neues Kapitel aufmachen, dass des AusspĂ€h-Kesslers. Eines BĂŒrgermeisters, der als Leiter der Verwaltung Mitarbeiter (oder jemand anderen?) anweist zu ĂŒberprĂŒfen und zu dokumentieren, wie das Kommunikationsverhalten eines Gemeinderats ist.

In meinem Fall kann ich sagen, es ist öffentlich und transparent – ich versende ĂŒber das Medium Twitter Nachrichten, von denen ich möchte, dass sie gelesen werden. So gesehen mache ich sogar Werbung fĂŒr die Sitzungen des Gemeinderats. Denn sollte das jemand spannend finden, kommt er vielleicht beim nĂ€chsten Mal selbst dazu. Sollte jemand keine Zeit dafĂŒr haben oder durch andere GrĂŒnde nicht können, kann er zumindest die Sitzungen verfolgen.

NatĂŒrlich sind solche Meldungen, die systembedingt nur 140 Zeichen lang sein können, subjektiv verfasst. Das dĂŒrfen sie auch, denn Artikel 5 unseres Grundgesetzes erlaubt subjektive MeinungsĂ€ußerungen nicht nur, er garantiert dieses Recht sogar.

Was Herr Kessler sich nicht vorstellen kann…

Herr Kessler begrĂŒndete die mir von ihm vorgeworfene „UnanstĂ€ndigkeit“ damit, dass ich nicht der Diskussion folgen wĂŒrde und meiner Arbeit nicht nachkĂ€me. TatsĂ€chlich kann ich sowohl twittern als auch zuhören. Ich kann sogar gleichzeitig noch denken – das scheint fĂŒr Herrn Kessler nicht vorstellbar zu sein.

Ich wĂŒrde sogar behaupten, dass ich eventuell von allen GemeinderĂ€ten am meisten zu den Diskussionen beitrage, vielleicht liege ich auch nur auf Platz zwei, drei oder vier. In der LĂ€nge der Traktate ist sicher Herr Dr. Josef Doll der unangefochtene Spitzenreiter – kein Wunder, darf er doch in beliebiger LĂ€nge und ohne ZeitbeschrĂ€nkung vor sich hinplappern.

Ich versende also Nachrichten, von denen ich möchte, dass sie gelesen werden. Was ich nicht möchte, ist das GefĂŒhl zu haben, dass ein selbstherrlicher BĂŒrgermeister Kessler versucht, mit daraus einen Strick zu drehen. Ich vermute mal, dass Herr Kessler das versuchen wird und sehe dem gelassen entgegen.

Herr Kessler sollte dringend aufpassen, eine Art RestwĂŒrde zu bewahren. Sonst droht ihm, als Mr. Big-Brother-Kessler in die Geschichte Heddesheims einzugehen.

TatsĂ€chlich komisch war eine Art „Spiegelkommunikation“ an diesem Abend: Als ich in der Aprilsitzung Herrn Kessler fragte, ob er die Gemeinde sei, was dieser mit ja beantwortete, wurde hier auf dem heddesheimblog daraus eine ÃƓberschrift: „Ich bin die Gemeinde“. Gegen dieses „falsche“ Zitat setzte sich Herr Kessler mit enormen Aufwand zu Wehr.

Aktuell hat er mich gefragt, ob ich twittere, was ich mit „Ja“ beantwortet habe. Ich setzte mich nicht zur Wehr, sondern bekenne mich zu dem, was ich tue: „Ja, ich bin ein Twitterer.“

Ich bin nur einer von geschĂ€tzt 300.000 in Deutschland – alle „Twitterer“ nutzen das Medium, um sich öffentlich auszutauschen.

BĂŒrgermeister Michael Kessler ist einer von knapp 12.000 BĂŒrgermeistern oder OrtsvorstĂ€nden in Deutschland.

Der Unterschied zwischen uns beiden ist: Ich nehme als einer unter vielen an einem „sozialen Netzwerk“ Teil und bin ĂŒberzeugt davon, dass das gut fĂŒr den Meinungsaustausch ist. Herr Kessler ist ĂŒberzeugt davon, dass er ist die Gemeinde ist.

hardyprothmann

Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist partei- und fraktionsfreier Gemeinderat und verantwortlich fĂŒr das heddesheimblog.

Namen, unter denen Hardy Prothmann twittert:

http://twitter.com/prothmann
http://twitter.com/heddesheimblog
http://twitter.com/hirschbergblog
http://twitter.com/ladenburgblog
und ab November 2010
http://twitter.com/weinheimblog