Donnerstag, 08. Juni 2023

Interview mit Pfenning-Geschäftsfüher Uwe Nitzinger (gekürzt. Fass.)

Wir kommen sicher nach Heddesheim

Sie lesen hier die gekürzte Fassung.
Hier geht es zum kompletten Interview (1/3 länger).
In der gekürzten Fassung fehlen ein paar Fragen/Antworten zu wirtschaftlichen Aspekten.

Das Heddesheim-Blog
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Uwe Nitzinger, Geschäftsführer der KMP Holding GmbH, erklärt im Gespräch mit dem Heddesheim-Blog, wann Pfenning nach Heddesheim kommt, was das Unternehmen dort vor hat und welche Folgen die Ansiedlung für Heddesheim haben wird.

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Interview: Hardy Prothmann

Herr Nitzinger, die Pfenning Gruppe will in Heddesheim 100 Millionen Euro in ein Logistik-Zentrum investieren. Können Sie aufschlüsseln, aus welchen Posten diese enorme Summe besteht?
Uwe Nitzinger: Zum jetzigen Zeitpunkt ist das noch zu früh, um ihre Frage detailliert zu beantworten. Unsere Planer haben natürlich zusammengerechnet, was sie an Kosten erwarten. Wie teuer oder günstig was am Ende ist, hängt von der Konjunktur, dem Einkauf der Leistungen und ähnlichem ab. 100 Millionen ist die angenommene Summe. Wenn es uns weniger kostet, sind wir natürlich damit zufrieden.

Bis 2013 soll erst die Hälfte gebaut worden sein. Warum?
Ich weiß nicht, woher Sie diese Zahl haben.

2. Bauabschnitt ab 2016

Aus der Zeitung.
Dann ist da etwas missverstanden worden. Bis 2013 wollen wir mit dem 1. Bauabschnitt fertig sein. Ein 2. Bauabschnitt auf dem Erweiterungsgelände kann frühestens ab 2016 realisiert werden. Dieser Bauabschnitt wird auf jeden Fall nicht so groß ist, wie der erste.

Aber ab 2013 wird der Firmensitz von Viernheim nach Heddesheim verlegt?
Sobald wir dort unser neues Verwaltungsgebäude beziehen können.

Sie vergrößern sich auf einen Schlag ganz enorm. Bauen Sie das Geschäft mit bestehenden Kunden aus oder haben Sie neue Kunden, die ihre Kapazitäten benötigen?
Wir haben ein starkes Bestandsgeschäft und sind intensiv dabei, neue Kunden zu gewinnen. Unser Geschäftsmodell ist die Logistik, wir bieten Kunden Lagerfläche mit entsprechender Organisation, die Verpackung und den Transport von Waren an.

So sieht Pfenning perspektivisch das geplante Logistik-Zentrum, wenn der 1. Bauabschnitt 2013 fertig ist. Bild: Pfenning-Gruppe

 

Diese Waren müssen ja irgendwie zu Ihnen kommen?
Sicher. Mit dem Lkw und zunehmend mit der Bahn. Nehmen Sie beispielsweise internationale Waschmittelhersteller, die gerade Werbung damit machen, dass sie den Transport ihrer Produkte um bis zu zwei Drittel von der Straße auf die Schiene bringen. Deswegen sind wir auch in Heddesheim, wegen des Gleisanschlusses.

„Wir haben zu wenig Platz“, Uwe Nitzinger

Und wegen der Fläche.
Ganz klar. Wir mussten in der Vergangenheit Aufträge absagen, weil wir zu wenig Platz hatten. Und wie oft habe ich gehört: „Ich würde euch den Auftrag geben, ihr seid dafür kompetent, aber ihr habt die Kapazität nicht.“ Kennen Sie einen Kaufmann, der gerne auf Geschäfte verzichtet? Wir verbessern in Heddesheim unsere Produktionsstrukturen und unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Werden auf dem Gelände in Heddesheim nur Pfenning tätig sein oder auch andere Unternehmen?
Prinzipiell nur wir. Dass wir die Konkurrenz nicht aufs Gelände lassen, werden Sie verstehen. Vorstellbar ist, dass ein Unternehmen Hallen mietet, aber selbst betreibt, beispielsweise, wenn der Umgang mit den eigenen Produkten nur durch eigene Mitarbeitern erfolgen soll.

Erläutern Sie das bitte.
Es gibt vielfältigste Anforderungen in der Logistik- branche. Wenn beispielsweise ein Pharmahersteller Waren in die USA liefert, ist er automatisch der äußerst strengen Kontrolle der FDA (der Lebensmittelkontrollbehörde Food and Drug Administration, Red.) unterworfen. Es könnte sein, dass diese einen lückenlosen Nachweis verlangt, dass nur das produzierende Unternehmen Kontakt zur Ware hat.

Andere Firmen auf dem Pfenning-Gelände

Sie planen also die Vermietung?
Nein, ich habe Ihnen ein Beispiel gegeben, was vorstellbar ist, wenn wir zum Beispiel mit unserem Geschäft die Hallen temporär nicht ausfüllen können sollten. Oder sollen wir die dann leer stehen lassen?

Gefährliche Güter

In ihrem „Bauchladen“ finden sich auch gefährliche Güter. Beispielsweise ist Waschpulver an sich harmlos, in einer großen Menge aber nicht.

Genau. Wir haben große Waschmittelmengen. Dabei unterliegen wir aber auch einer strengen Kontrolle und erfüllen alle notwendigen Auflagen – sonst würden wir ja unsere Existenz aufs Spiel setzen. Was wir definitiv nicht lagern werden, sind radioaktives Material und Sprengstoffe. Zum Verständnis: Haarspray wird von vielen Menschen benutzt, typischerweise in einer Druckgasverpackung. In großen Mengen ist das ein Gefahrstoff, wir wissen aber, wie wir damit umgehen, sonst bekämen wir die Aufträge nicht.

Auf welchen Zeitraum ist ihr Engagement in Heddesheim ausgelegt?
Das ist eine Generationsentscheidung. Wir investieren eine Menge Geld und werden dementsprechend lang bleiben. Außerdem sind wir ein Familienbetrieb. Der zieht nicht einfach weiter, wie das mit Standorten von Konzernen passiert.

Schweigende Mehrheit

Sie gehen fest davon aus, dass Sie sich in Heddesheim ansiedeln werden?
Ja.

Uwe Nitzinger Bild:Pfenning-Gruppe

Trotz der Proteste gegen ihre Ansiedlung und der kritischen Stimmung in Heddesheim?
Die Interessengemeinschaft (IG) macht in unseren Augen ordentlich Wind, aber es gibt auch den Begriff der schweigenden Mehrheit. Ich glaube nicht, dass sich die Mehrheit der Heddesheimer von bewusst falsch verbreiteten Informationen irritieren lässt.

Sie bezeichnen die Mitglieder der IG neinzupfenning als Fälscher?
Das habe ich nicht gesagt. Sie haben falsche Zahlen verbreitet und Behauptungen aufgestellt, die nicht zutreffen, wovon sich die Heddesheimer auch durch die Gutachten auf der Bürgerinformation überzeugen konnten.

Was steht im städtebaulichen Vertrag?

Die Zahlen stimmen nicht. Woher hätte die IG aber die echten Zahlen nehmen sollen? Es wurde ja alles geheim gehalten.
Das ist so nicht richtig. Bürgermeister, Gemeinderat und wir haben vertraulich verhandelt. Das ist unser Recht und absolut üblich, damit man im gegenseitigen Vertrauen zu einem Ergebnis kommen kann.

Ein Teil des Ergebnisses ist ein ebenfalls als vertraulich eingestufter „städtebaulicher Vertrag“. Was steht da drin?
Darin ist festgelegt, wie Gemeinde und Unternehmen das Grundstück entwickeln werden, wer welche Aufgaben und Kosten übernimmt.

Sind dort auch Vertragsstrafen definiert, falls es nicht zu einer Bebauung kommt?
Davon ist mir nichts bekannt.

„Chance genutzt“

Im Mannheimer Morgen hieß es, Sie seien auf die Heddesheimer Gemarkung aufmerksam geworden, weil Edeka das geplante Fleischwerk nun doch nicht dort, sondern in Rheinstetten ansiedelt. Soll man das glauben, dass Sie nicht schon länger alle geeigneten Flächen im Blick hatten?
Die korrekte Darstellung ist: Als klar wurde, dass Edeka dieses sehr gute Gelände doch nicht in Anspruch nimmt, hat sich für uns eine Chance ergeben. Die haben wir genutzt. Und wir schaffen Arbeitsplätze.

Ist das so? Soweit ich verstanden habe, wechseln rund 400 Mitarbeiter von Viernheim nach Heddesheim, 250 weitere kommen aus der Region hinzu. Macht 650. Sie sprechen von bis zu 1000 Arbeitsplätzen, davon sind je 250 Subunternehmer und Leiharbeiter, verbleiben 500. Wo sind die fehlenden 150 hin?
Es ziehen über 500 Mitarbeiter um. Vor Ort werden neue Arbeitsplätze geschaffen, weil eine Reihe von Mitarbeitern, beispielsweise im Stahl- Kompetenzzentrum nicht nach Heddesheim wechseln. Das wäre Unsinn, weil die am Ort des Kunden tätig sind. Deswegen ist auch die Annahme falsch, wir würden ständig Lkw von Heddesheim nach Mannheim und zurück schicken. Von Hallen, die wir nur gemietet haben, ziehen wir Mitarbeiter am neuen Standort zusammen. Wie genau die Mitarbeiterzahlen sind, werde ich Ihnen nicht sagen, weil die Konkurrenz sich dafür auch interessiert.

Zum Verkehr kommen wir bitte gleich. In den Jahren 2000-2002 standen ihre Firma und Sie persönlich stark in der Kritik, wie Sie mit ihren Mitarbeitern umgehen. Auch heute noch werden Sie von der Gewerkschaft verdi äußerst kritisch betrachtet. Der Vorwurf lautet, ihre Leute müssten mehr für weniger Geld arbeiten und es gäbe keine Überstundenregelungen.
Das ist Unfug und eine unverschämte Behauptung. Es trifft zu, dass wir uns nicht an die Tarifverträge binden. Aber wir haben Boni und Prämien und bezahlen unsere Mitarbeiter nach Leistung. Schauen Sie sich nur mal die Zahlen zu unserer Betriebszugehörigkeit an: Viele sind 10, 20, 30 Jahre im Unternehmen.

Weshalb beschäftigen Sie dann im Verhältnis gesehen eine so große Zahl von Leiharbeitern?
Die brauchen wir je nach Zyklus. Das sind Leiharbeiter, die wir leihen, wenn wir sie benötigen. Mit den Zeitarbeitsfirmen, die uns diese Leute stellen, arbeiten wir langfristig zusammen.

„Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapitel“, Uwe Nitzinger

Sie werben mit ihren Auszubildenden. Wie viele Stellen bieten Sie für welche Berufe an?
Weit über 20. Vom Fachlageristen, über Kaufleute für Speditions- und Logistikdienstleistungen bis hin zum BA-Studium für Logistik.

Die meisten Ausbildungsplätze sind im Lagerbereich?
Ja. Da brauchen wir auch die meisten Leute.

Die man leicht ersetzen kann?
Daran ist uns überhaupt nicht gelegen. Unser größtes Kapital sind unsere Mitarbeiter, deswegen wollten wir auch in der Region bleiben, die gleichzeitig aber auch ein idealer Standort wegen der EU-Osterweiterung ist. Es dauert, bis ein Mitarbeiter mit den komplexen Abläufen in einem Logistik-Zentrum vertraut ist. Das ist qualifizierte Arbeit, die dort geleistet wird.

Kommen wir zum Verkehr. Sie sagen, der überwiegende Teil der Waren kommt aus und geht in die Ferne. Wie definieren Sie Ferne?
Das ist alles, was weiter als die Region ist. Beispielsweise kommt Waschmittel aus Düsseldorf, das dann für ein Handelslager in Offenburg weiter transportiert wird. Das wird das Hauptgeschäft.

Lkw-Verkehr durch Heddesheim

Sind Sie bereit, eine Vereinbarung mit der Gemeinde zu schließen, dass möglichst wenig Verkehr durch Heddesheim läuft?
Darüber sind wir gerade im Gespräch. Seriöserweise kann ich nicht ganz ausschließen, dass einige Lkws durch Heddesheim fahren. Nur nicht annähernd in der Größenordnung, wie von der IG behauptet. Die wollen das einfach nicht verstehen.

Im Mannheimer Morgen zu sehen, wurde mitten in der Diskussion ein Pfenning-Laster in der Ortsmitte fotografiert…
Dann schauen Sie sich den mal an: Das ist ein „City-Sattel“ gewesen. Solche Lkw werden für die Nahversorgung eingesetzt. Die Leute wollen doch auch im Laden was kaufen können, oder?

Können Sie denn die Zahl von 3 Lkw pro Stunde in Spitzenzeiten über die Ringstraße halten, wenn die 2. Ausbaustufe fertig ist oder sind es dann doppelt so viele?
Es werden nicht doppelt so viele sein, weil sich die Bebauung und damit die gelagerten Waren nicht verdoppeln. Aber es werden mehr sein, hier auch wieder im Fernverkehr. Seriös kann ich das heute noch nicht sagen, wir reden gerade vom Jahr 2016.

Pfenning-Lkw vor Edeka Tiefkühl-Zentrum Bild:pro

Zurück zum Anfang: Wer ist denn auf wen zugegangen, Bürgermeister Kessler auf das Unternehmen oder umgekehrt?
Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich das nicht mehr weiß. Wir haben aber nach Aufnahme der Verhandlungen später auch den Gemeinderat bei uns gehabt, dem wir das Projekt vorgestellt und erläutert haben, dass gerade der Gleisanschluss für uns einen enormen Vorteil bietet.

Kritischer Gemeinderat?

Wurden kritische Fragen gestellt?
Selbstverständlich haben die Gemeinderäte uns Fragen gestellt, beispielsweise zur Verkehrsbelastung, das war ein zentraler Punkt.

In Heddesheim wundert man sich, dass die Grünen geschlossen zugestimmt haben. Mussten Sie bei den Grünen eine stärke Überzeugungsarbeit leisten als bei den anderen?
Wenn Sie mir sagen, wie man einen Grünen erkennt? Ich habe an den Fragen nicht unterscheiden können, wer zu welcher Partei gehört.

In Heddesheim wird mittlerweile hitzig über das Für und Wider ihrer Ansiedlung gestritten. Gab es Fehler in der Kommunikation?
Das müssen Sie die fragen, die sich so aufregen. Wir haben uns nichts vorzuwerfen bei der Kommunikation. Die Stimmung ist nicht von uns aufgeheizt worden. Wir wünschen uns einen konstruktiven Dialog mit den Heddesheimer Bürgern. Das heutige Gespräch mit Ihnen ist hierfür ein Beispiel.

Dann hat der Bürgermeister Fehler gemacht?
Ich war noch nie Bürgermeister und bin in der Kommunalpolitik nicht zuhause. Das kann und will ich nicht beurteilen. Ich kann aber nicht erkennen, dass der Bürgermeister in der Kommunikation Fehler gemacht hätte.

Interview: „Pfenning ist ein Tarif-Flüchtling“

Eines der wichtigsten Argumente, mit denen Bürgermeister Kessler und die Gemeinderatsfraktionen für die Pfenning-Ansiedlung werben, sind die Arbeitsplätze.

Das Heddesheim-Blog hat bei verdi Hessen nachgefragt, welche Erfahrungen die Gewerkschaft mit dem Unternehmen gemacht hat und wie Pfenning als Arbeitgeber eingestuft wird.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Winhold, das Unternehmen pfenning logistics liegt in ihrem Gewerkschaftsgebiet. Wie ist Ihnen das Unternehmen bekannt?
Winhold: Wir vertreten immer wieder unsere Mitglieder bei arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit Pfenning. Zudem ist die Firma Pfenning ein Tarif-Flüchtling. Pfenning ist aus dem hessischen Tarifvertrag für die Speditions- und Logistikbranche ausgestiegen.

Was bedeutet das?
Pfenning nimmt nicht mehr an den Tarifverträgen teil, die wir alle zwei Jahre für die Branche aushandeln. Pfenning zahlt schlechter bei deutlich höherer Wochenarbeitszeit.

Woher wissen Sie das?
Mir liegen dazu einzelne Arbeitsverträge vor, aus denen ich schließe, dass dies bei Pfenning üblich ist. Die Arbeitszeit im Bereich Lager liegt den Verträgen zufolge bei 42 Stunden, unsere tarifliche Arbeitszeit aber bei 38 Stunden. Das heißt, Überstunden werden, wenn überhaupt, erst ab der 42ten Stunde bezahlt.

Was heißt, „wenn überhaupt“?
Pfenning fordert nach meinen Informationen vor allem im Lagerbereich teils massiv Überstunden ein. Über entsprechende Vergütungen habe ich keine Informationen.

Pfenning übt unzulässig Druck auf seine Mitarbeiter aus

Gibt es weitere arbeitsrechtliche Auffälligkeiten bei Pfenning?
Ja. Uns ist bekannt, dass Vorgesetzte oder Mitarbeiter der Personalabteilung ohne Anwesenheit eines Arztes beispielsweise versuchen, Mitarbeiter zu Aussagen zu bewegen, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist und welche Gesundheitsprognose sie für sich sehen. Das ist ein absolutes Unding. Für den Mitarbeiter kann das ernste Konsequenzen haben, wenn er von sich aus eine negative Gesundheitsprognose angibt. Das ist eine böse Falle. Pfenning übt hier unzulässig Druck auf die Mitarbeiter aus, über die Gespräche werden Protokolle angefertigt.

Welche Konsequenzen sind das?
Beispielsweise eine Kündigung.

Schlechter Stil

Ist das rechtlich zulässig?
Ganz sicher nicht. Kein Arbeitnehmer kann zu solchen Aussagen gezwungen werden. Problematisch ist es, wenn ein Mitarbeiter durch geschickten Druck dazu gebracht wird. Das ist mehr als ein schlechter Stil.

Wie verhält sich ein Arbeitgeber korrekt?
Wenn der Arbeitgeber Zweifel an einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder dem gesundheitlichen Zustand eines Mitarbeiters hat, kann er das beispielsweise arbeitsmedizinisch überprüfen lassen.

Haben Sie sich bei Pfenning über diese Zustände beschwert?
Selbstverständlich über unsere Mitglieder.

Wie war die Reaktion?
Pfenning hat nicht reagiert.

Info:
Thomas Winhold ist Gewerkschaftssekretär für Post, Spedition und Logistik bei verdi Hessen.

Was heißt bedeutend?

Nun, dem Wortsinn nach, dass man etwas oder jemanden deutet.

Der Duden setzt „bedeutend“ mit „außergewöhnlich“ gleich und definiert:
au|ßer|ge|wöhn|lich : a) nicht in, von der gewöhnlichen, üblichen Art; vom Üblichen, Gewohnten abweichend; ungewöhnlich:
© Duden – Deutsches Universalwörterbuch. 4. Aufl. Mannheim 2001.

Machen Sie sich selbst ein Bild von der Bedeutung des Unternehmens pfenning logistics GmbH, der Vorgängerfirmen und der verbundenen
Unternehmen.

Anmerkung:
Sofern nicht anders gekennzeichnet finden Sie hier Datum, Schlagzeile und Unterschlagzeile sowie eine kurze Zusammenfassung von Texten aus dem Mannheimer Morgen und dessen Regionalausgaben über Unternehmen der Pfenning-Gruppe.
Fett gedruckt sind die originalen Schlagzeilen der Zeitung. In Anführungszeichen stehen direkte Zitate aus den Artikeln.

Wer die Originale auf der homepage des Mannheimer Morgen nachlesen will braucht eventuell einen Abonnenten-Zugang oder alternativ den Morgenweb-Schlüssel aus der tagesaktuellen Ausgabe.

30. Dezember 2000
„Sylvester-Kracher“ schockt Mitarbeiter
Zum Jahreswechsel verkauft sich die Pfenning Spedition GmbH an die Profi-Log Spedition GmbH, Werftallee 13, 18119 Rostock. „Die Herren Nitzinger und Dollner sind nicht mehr Geschäftsführer der Pfenning Spedition…“ (Herr Nitzinger ist heute Geschäftsführer von pfenning logistics, Anm. von H. Prothmann). 130 Beschäftige sind betroffen, die Verwirrung ist groß. Nitzinger teilt mit, dass die Pfenning Spedition GmbH keine Betriebsadresse mehr in Viernheim habe, eine Betriebsversammlung sei daher „illegal“. Beschäftigten, die ihre Arbeit bei der Mannheimer Niederlassung der Profi-Log antreten würden, „behalten ihre sozialen Anwartschaften“, droht er unverhohlen allen, die das nicht tun.

30. Dezember 2000
Schock-Nachricht vom Chef
Die Journalistin Ruth Weinkopf versucht verzweifelt den „bisherigen“ Firmenchef Karl-Martin Pfenning, einen seiner Geschäftsführer oder die Firma Profi-Log in Rostock oder Mannheim telefonisch zu erreichen. Weder die Auskunft, noch andere Firmen an den neuen Standorten kennen Profi-Log oder die neu gegründete PF United Logistics in Viernheim.

3. Januar 2001
Profi-Log legt Fehlstart hin
Verwirrspiel um ehemalige Spedition Pfenning geht weiter

Ein privater Sicherheitsdienst hindert rund 30 Beschäftigte der ehemaligen Viernheimer Pfenning Spedition GmbH daran sich mit Vertretern der Gewerkschaft ÖTV in der Kantine zu treffen.
Mitarbeiter, die in Mannheim ihre Arbeit an der neuen Betriebsstelle aufnehmen wollten, wurden wieder nach Hause geschickt. Das Arbeitsgericht Darmstadt erlässt eine einstweilige Verfügung und untersagt den ehemaligen Mitarbeitern, ihre Arbeit in Mannheim aufzunehmen, bevor nicht die Verhandlungen über einen Interessenvergleich abgeschlossen sind. Uwe Nitzinger, Geschäftsführer der Pfenning Logistik GmbH, nennt als Gründe für den Verkauf der Firma „markpolitische Aspekte“.

3. Januar 2001
Sicherheitsdienst verwehrt Beschäftigten Zutritt
Gespannte Atmosphäre bei ehemaliger Pfenning Spedition / Betriebsratsvorsitzender will wegen Tätlichkeiten Anzeige erstatten

Der Betriebsrat ruft zur Betriebsversammlung auf, die ehemalige Geschäftsführung bezeichnet dieses Treffen per Aushang als „illegal“. Der Betriebsratsvorsitzende Hans-Dieter Mai gibt an, von Sicherheitsleuten „in den Bauch geboxt“ worden zu sein, „so dass er zu Boden ging“. Er sei ein zweites Mal geschubst worden, zu Boden gegangen und auf den Hinterkopf gefallen. „Ich habe Kopfschmerzen und Übelkeit“, wird Mai zitiert. Mitarbeiter durften nach eineinhalb Stunden dann doch zur Betriebsversammlung, aber nicht an ihre Arbeitsplätze. ÖTV-Sprecherin Monika Hettwer bezeichnet das Vorgehen der Firma als „sensationell“ und „menschenverachtend“.
…
„Sie spielte damit auf Vorkommnisse vor knapp zehn Jahren an. Damals, im April 1991, war ein Werkstattleiter wegen eines Warnstreiks ausgerastet und hatte mit einem Truck den Tisch der Gewerkschaft niedergewalzt. … Entlassen hat die Spedition damals einen Betriebsrat… Er musste später nach einem Beschluss des Arbeitsgerichts Darmstadt wieder eingestellt werden. Zuvor hatte ihm sein Arbeitgeber schon mehrfach – ebenfalls erfolglos – gekündigt. Der Mann ging schließlich von alleine.“

4. Januar 2001
Angestellten erneut Zutritt verweigert
Auch der Viernheimer Bürgermeister Matthias Baaß schaltet sich nun in das „Verwirrspiel um die frühere Spedition Pfenning“ ein. Er stellt den protestierenden Beschäftigten einen Raum im „Forum für Senioren“ für Betriebsversammlungen zur Verfügung. Der Betriebsratsvorsitzende wird mit Mitteilung von Uwe Nitzinger seiner Funktion enthoben.
Bürgermeister Baaß kritisiert die Informationspolitik des Unternehmens und verlangt umfassende Aufklärung. „Zur neugegründeten Firma Profi-Log machte Nitzinger auch dem Bürgermeister gegenüber keine weiteren Angaben.“ Der Zeitung erklärt Nitzinger, „von einer Zusammenarbeit mit der in Viernheim neugegründeten Pf united logistics GmbH, mit der der bisherige Eigentümer nichts mehr zu tun habe, verspreche er sich einschneidende Verbesserungen im Dienstleistungs- und Servicebereich, man stehe vor einem „Quantensprung“ im Speditionsgeschäft.“

5. Januar 2001
Politik appelliert an Spedition
„Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Michael Meister appellierte gestern an die Unternehmensleitung: „im Sinn der der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Unternehmens der Firma Pfenning, das Verwirrspiel der vergangenen Tage zu beenden.““
„Der Bundestagsabgeordnete respektiert „die Freiheit unternehmerischer Entscheidungen, die im Rahmen der geltenden rechtlichen Bestimmungen erfolgen. Aber das Wohl des Unternehmens und das Wohl der Arbeitnehmer sind keine Gegensätze, sie bedingen einander.“
„Der Fraktions- und Parteivorsitzende der Viernheimer CDU, Martin Ringhof, erinnerte daran, dass das deutsche Wirtschaftssystem auf dem der sozialen Marktwirtschaft beruhe. Das Verhalten der Arbeitgeber (Pfenning, Anm. H. Prothmann) vertrage sich weder hiermit noch mit den Grundsätzen einer christdemokratischen Wirtschaftspolitik.“
Die Grünen kritisieren die „Wildwest-Manieren“ der Spedition.

9. Januar 2001
Unternehmerische Willkür
„Mit Sorge beobachten die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) die wachsende Tendenz, wie sich gewisse Kreise versuchen unter strenger Wahrung ihrer Eigeninteressen und der Missachtung der Rechte anderer aus ihren Pflichten zu stehlen. Ein solch gravierendes Beispiel unternehmerischer Willkür liefert derzeit die Geschäftsleitung der Spedition Pfenning in Viernheim.“
Hans Winkler, 1. Vorsitzender KAB

12. Januar 2001
Termin vor Arbeitsgericht geplatzt
Pfenning Geschäftsführung ignoriert Vorladung

„Die Vorgänge um die Pfenning Spedition GmbH, Viernheim, nehmen immer groteskere Züge an. Zu einer Verhandlung, die für gestern vor dem Arbeitsgericht Darmstadt anberaumt war, erschien kein Vertreter der Geschäftsführung. Begründung: Man sein nicht zuständig, das Unternehmen verkauft.“
„Weiterhin nebulös bleibt die Firma Profi-Log Spedition GmbH, an die die Pfenning Spedition GmbH nach Angaben der Geschäftsführung verkauft worden sein soll.“
„Das Gremium (ÖTV, Anm. Hardy Prothmann) fordert die Verantwortlichen in einem Schreiben auf, bei einer Betriebsversammlung am kommenden Montag endlich Klarheit über die Eigentumsverhältnisse zu schaffen.“

13. Januar 2001
Pfenning meldet sich zu Wort
Speditionschef macht Gewerkschaft für Unruhe verantwortlich

„Pfenning gibt nur einen Fehler zu: Der Sicherheitsdienst hätte dem Betriebsratsvorsitzenden … nicht den Zutritt zum Betrieb verbieten dürfen. Die Bewachung…begründet Pfenning mit versicherungsrechtlichen Anforderungen.“
„Scharfe Angriffe richtet der Firmenchef gegen die ÖTV-Gewerkschaftssekretärin Monika Hettwer: „Sie versteht es meisterlich, das Feuer zu schüren“, so Pfenning. … Hettwer lässt dieser Angriff kalt: „Es ist meine Aufgabe, Missstände zu bekämpfen, das tue ich.“

16. Januar 2001
Trauerspiel
Unser Redaktionsmitglied Dirk Pohlmann kommentiert den Fall Pfenning Spedition
„Pfenning Holding, Pfenning, Logistik, Pfenning Spedition, Log-Sped, Profi-Log, Profi-Consult, PF United Logistics: Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist dennoch bereits unübersichtlich.“

16. Januar 2001
Jetzt will der Landrat vermittelnd eingreifen
Streit um en Verkauf der Pfenning Spedition GmbH geht weiter / Wieder Solidaritätsbekundungen in der Lilienstraße

„Mir geht’s um Transparenz und darum, die Firmenpolitik offen zu legen“, betonten Hofmann (der Landrat, Anm. Hardy Prothmann). „Es muss Klarheit über den künftigen Status herrschen. Schließlich müssen die betroffenen Arbeitnehmer ihre Familien ernähren.“
…
„Die Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht berichtete von eigenen Recherchen in Rostock. Dort sei die Firma Profi-Log weder im Handelsregister eingetragen noch sei sie dem Speditionsfachverband oder der IHK bekannt.“

16. Januar 2001
Keine Bewegung im Streit um Pfenning
Geschäftsführungen und Gewerkschaft bleiben unversöhnlich / Politik gibt Vermittlung auf

„Die Positionen im Streit um die Viernheimer Pfenning-Gruppe bleiben unverändert, einen Einigung scheint weiter entfernt denn je.“

23. Februar 2001
Pfenning-Fahrer gehören zur PF
Arbeitsgericht Darmstadt gibt Gewerkschaft Recht

„Das Darmstädter Arbeitsgericht hat ein Machtwort gesprochen: Die Arbeitnehmer der früheren Pfenning Spedition GmbH haben einen Beschäftigungsanspruch gegen die Firma PF United Logistics Spedition GmbH. Es liegt ein Betriebsübergang von der Pfenning Spedition auf die PF United vor.“

23. November 2001
Paukenschlag bei Pfenning
Pf United Logistics stellt Antrag auf Insolvenzverfahren

„Genau ein Jahr nach der Affäre um den Verkauf der Pfenning Spedition GmbH gibt es in der Viernheimer Logistik-Gruppe einen neuen Paukenschlag: Die pf United Logistics GmbH hat gestern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Betroffen sind nach Angaben des Unternehmens 53 Arbeitnehmer.“
…
„Die pf United begründete gestern ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten mit Kundenverlusten auf Grund der „spektakulären Aktionen der ÖTV und des Betriebsrates“.

23. Juni 2006
Meterhohe Flammen schießen aus der Lagerhalle
Großbrand auf dem Gelände der Spedition Pfenning / Millionenschaden, aber keine Verletzten / Brandursache unklar

„Mit einem Inferno aus Rauch und Flammen kämpfte die Feuerwehr in der Nacht zum Freitag: Bis zu 25 Meter hoch schossen die Stichflammen aus einer Lagerhalle in Viernheim. Sie wurden durch den Brand völlig zerstört.“
…
„Zeitweise drohte das Feuer auch auf zwei Tanks mit Flüssiggas und auf ein benachbartes Unternehmen überzugreifen, das Aluminium und Altpapier gelagert hat. Das konnten knapp hundert Einsatzkräfte aber verhindern. Als besonders kritisch beschreiben Einsatzkräfte den Augenblick, als sich kurz dach ihrem Eintreffen große Mengen brennbarer Stoffe durch Sauerstoffzufuhr auf einen Schlag entzündeten.“

17. November 2007
Umstieg von Zug auf LKW
„Der Streik der Lokomotivführer trifft nicht nur Urlaubsreisende und Berufspendler, der nach und nach eskalierende Ausstand beschert auch den Spediteuren jede Menge Mehrarbeit. Der Frachtverkehr verlagert sich zunehmend von der Schiene auf die Straße…“
„Betroffen ist auch die Viernheimer Spedition Pfenning Logistics, die Waren eines Hauptkunden (Henkel, Anm. Hardy Prothmann) normalerweise per Zug geliefert bekommt. „Da das derzeit nicht möglich ist, wurde der gesamte Transport auf LKW umgestellt, so Sprecherin Pélagie Mepin.“