Samstag, 10. Juni 2023

Eltern wünschen sich inklusiven Unterricht, der bisher als Schulversuch läuft

Nele ist ein Kind wie alle anderen – nur gehörlos

Nele und Linn Schüßler besuchen die selbe Grundschule in Heddesheim. Ohne ihre Implantate wäre Nele taub.

Nele und Linn Schüßler besuchen dieselbe Grundschule in Heddesheim. Ohne ihre Implantate wäre Nele (links) aber taub.

Heddesheim/Weinheim/Rhein-Neckar, 16. Oktober 2013. (red/ld) Ihre Taubheit sieht man Ihr nicht an: Sie mag Musik, egal ob laut oder leise. Sie liebt Hip-Hop und Tanzen, Voltigieren und Karate. Nele ist von Geburt an gehörlos. Trotzdem geht die Siebenjährige auf dieselbe Schule wie ihre Schwester. Seit drei Jahren haben Eltern beeinträchtigter Kinder das Recht, ihre Kinder auf eine Regel- und nicht auf die Sonderschule zu schicken. Und das wird sehr gut angenommen – trotz vieler Hürden. [Weiterlesen…]

„Ich empfehle chronisch Kranken dringend eine Impfung.“

Guten Tag!

Heddesheim, 10. November 2009. Der Heddesheimer Arzt Wolfram Ströck empfiehlt chronisch kranken Personen dringend eine Impfung gegen die „Schweinegrippe“. Er selbst hat zumindest für diese Woche noch genug Impfstoff vorrätig – anders als Kollegen und Apotheken, die auf die Lieferung ihrer Bestellungen noch warten. Im Interview mit dem heddesheimblog erklärt der Allgemeinmediziner Wolfram Ströck, warum er eine Impfung empfiehlt und wie man sich beim Verdacht auf eine Ansteckung verhalten sollte.

Interview: Hardy Prothmann

Herr Ströck, es heißt in verschiedenen Meldungen, die Infektionen nähmen dramatisch zu. Wie beurteilen Sie die Lage?
Wolfram Ströck: „Die Anzahl der Erkrankungen mit Schweinegrippe hat in den vergangenen zwei bis drei Wochen stark zugenommen , aber auch die Schwere der Erkrankung hat sich bis dato verändert. Erkrankungen verlaufen deutlich schwerer als bisher , betroffen sind derzeit vor allem jüngere Patienten.
Bis vor etwa drei Wochen waren die Verläufe ausgesprochen harmlos, dies ist jetzt nicht mehr unbedingt der Fall. Ansteckungen finden derzeit nach meinen Erfahrungen immer weniger im Ausland statt, sondern vermehrt vor allem bei größeren Menschenansammlungen im Inland.“

Viele Kollegen warten noch auf die Impfstofflieferung.

Es heißt, es gäbe zu wenig Impfstoff. Können Sie das bestätigen?
Ströck: „Es gibt eindeutig derzeit zu wenig Impfstoff, sowohl die chronisch Kranken als auch die anderen Impfwilligen. Ich bin erfreulicherweise in der Lage, derzeit noch ausreichend Impfstoff für diese Woche zu Verfügung zu haben, aber es gab schon im Vorfeld bei meinem Apotheker vor Auslieferung eines bestellten Impfstoffes zahlreiche Nachfragen von umliegenden Apotheken , die Teile oder alles abnehmen wollten , da diese nicht beliefert worden sind. Auch von zahlreichen Kollegen ist mir mitgeteilt worden, dass diese zu wenig oder keinen Impfstoff bekommen haben.“

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Der Heddesheimer Arzt Wolfram Ströck empfiehlt chronisch kranken und anderen Risikopatienten dringend eine Impfung. Bild: hblog

Wie wird eine Erkrankung mit dem H1N1-Virus behandelt?
Ströck: „Eine Behandlung der Schweinegrippeerkrankung muss sofort , das heißt innerhalb des 1.-2. Tages mit Tamiflu oder Relenza erfolgen. Diese sollte allerdings erst nach Feststellung der Erkrankung über eine Blutentnahme durchgeführt werden. Die Crux ist , dass alleine diese Bestimmung 1-2 Tage dauert , sodass ich oft auf das Ergebnis nicht warten kann, sondern sofort behandeln muss.“

Kann man eine Erkrankung nicht einfach zu Hause auskurieren?
Ströck: „Eine Erkrankung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen – im Zweifel kann das lebensgefährlich werden.“

Haben Sie bei ihren Patienten schon Schweinegrippe diagnostiziert?
Ströck: „Ja, ich habe in meiner Praxis auch schon bei einigen Patienten die Schweinegrippe diagnosiziert und behandelt.“

Es nicht gefährlicher in eine Arztpraxis zu gehen, als in einen Supermarkt.
Beim Arzt bekommen Sie aber geholfen.

Ist es gefährlich in eine Arztpraxis zu gehen?
Ströck: „Es ist nicht gefährlicher als im nächsten Supermarkt oder bei einer Familienfeier angesteckt zu werden. Im Gegensatz zu diesen Orten wird Ihnen beim Arzt aber geholfen.“

Patienten mit Verdacht auf Schweinegrippe sollten zuhause bleiben
und telefonisch Kontakt mit einer Arztpraxis aufnehmen.

Was passiert wenn ein Patient mit Verdacht auf eine H1N1-Infektion in Ihre Praxis kommt?
Ströck: „Ein Patient, der glaubt eine Schweinegrippeinfektion zu haben, sollte sich korrekt verhalten und am besten zuhause bleiben. Er sollte aber bei seinem Arzt anrufen und einen Termin oder Hausbesuch vereinbaren. Sollte ein Patient ohne Anmeldung in unsere Praxis kommen, wird er sofort isoliert. Das dient dem Schutz der anderen Patienten und des Personals. Gegebenenfalls erfolgt eine Klinikeinweisung, je nach Erkrankungszustand.“

Wer ist besonders gefährdet und sollte sich dringend mit seinem Hausarzt wegen einer Impfung beraten?
Ströck: „Impfen sollte sich nach meiner Auffassung prinzipiell jeder, aber Hochrisiko- und Risiko-Patienten mit chronischen Erkrankungen auf jeden Fall. Fast alle Todesfälle in dieser Sache waren chronisch kranke Personen.
Es gibt keine Impfpflicht, jeder darf, keiner muss sich impfen lassen!“

Patienten mit einer Hühnereiweiß-Allergie müssen mit allergischen Reaktionen rechnen.

Es mehren sich die Meldungen schwerer Unverträglichkeit des Impfstoffs bis hin zu anaphalytischen Schocks (allergische Reaktion mit schwerer Störung des Herz-Kreislaufsystems)? Impfen ist also auch risikobehaftet?
Ströck: „Es gab ganz vereinzelt tatsächlich starke Nebenwirkungen nach einer Impfung. Wenn bespielsweise eine Allergie gegen Hühnereiweiß bekannt ist, muss man mit Komplikationen rechnen. Dieser Impfstoff basiert nämlich auf einer Hühnereiweißbasis, sodass starke allergische Reaktionen bis zum Schock prinzipiell auftreten können . Diese Allergie sollte deswegen vor jeder geplanten Impfung abgefragt werden.“

Muss man den Impfstoff selbst bezahlen?
Ströck: „Die Impfleistung wird generell von den Krankenkassen übernommen. Den Patienten entstehen keine Kosten außer der Praxisgebühr, wenn sie diese für das betreffende Quartal noch nicht entrichtet haben.“

Wie informieren Sie sich als Arzt über den Stand der Dinge?
Ströck: „Ich selbst versuche, so gut als irgendwie möglich, auf dem aktuellen Stand der Dinge zu bleiben über meine Standesorganisationen, das Robert-Koch-Institut, das Gesundheitsamt Heidelberg, das Landesgesundheitsamt Karlsruhe und anderen Quellen.
Die Informationspolitik war in den letzten Monaten sehr dürftig , wir niedergelassenen Ärzte waren ziemlich auf uns alleine gestellt. Seit zwei bis drei Wochen hat sich die Qualität der Informationen erfreulicherweise verbessert.“

Es mehren sich Panikanzeichen. Dagegen hilft nur eine gute Informationspolitik.

Wie beurteilen Sie die Meldungen in den Medien und die Stimmung der Menschen?
Ströck: „Derzeit ist die Lage bezüglich der Schweinegrippe noch halbwegs überschaubar, jedoch gibt es unterschiedliche Tendenzen zu beobachten.
In der Presse wird viel Negatives bezüglich der Impfung veröffentlicht und damit der Impfwille der Bevölkerung nicht unbedingt unterstützt.
Durch die Häufung von Schweinegrippefällen auch bei uns in der Region möchten sich vermehrt Patienten mit einer Impfung davor schützen.
In der Ärzteschaft gibt es unterschiedliche Auffassungen, deswegen impfen einige Kollegen gar nicht und stellen ihren Patienten diesen Impfstoff auch nicht zur Verfügung. Andere würden gerne impfen, bekommen aber den Impfstoff wegen der Kapazitätsengpässe nicht geliefert. Es gibt vermehrte Panikanzeichen durch Erkrankungen von Schülern und die Schließungen von Schulen.“

Ärzte & Co – Rund um die Gesundheit

Ärzte & Co – Rund um die Gesundheit

Das heddesheimblog bietet Ihnen ein Firmenverzeichnis für Dienstleistungen und Handwerk an, das wir in den nächsten Tagen erweitern. Bitte klicken Sie in der ersten Zeile auf die Pfeile, um die Liste zu sortieren. Wenn Sie mehrere Spalten sortieren möchten, drücken Sie die SHIFT-Taste und dann auf die weiteren Spalten, danach auf die Pfeile.


Sofern Sie als Firma in die Liste aufgenommen werden möchten, schreiben Sie uns unter: redaktion (at) heddesheimblog.de.
Sofern Sie als Leserin oder Leser Angebote vermissen, geben Sie uns bitte unter derselben email-Adresse einen Hinweis.

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Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Neuer Service: Firmenverzeichnisse

Guten Tag!

Heddesheim, 10. November 2009. Das heddesheimblog bietet einen neuen Service an: Sie können künftig Firmen und ihre Angebote aus der kompletten Angebotspalette von Dienstleistungen, Handwerk und Produktion direkt bei uns finden.

Sie suchen einen Maler oder Installateur? Sie wollen werben oder etwas produzieren lassen? Sie suchen einen Schreiner, der Ihre Küche aufbaut? Sie suchen einfach… eine Firma in der Umgebung, die für Sie da ist? Bei uns sind Sie richtig.

Wir bauen ein ständig aktualisiertes Verzeichnis der Firmen in der unmittelbaren Umgebung auf, die die gewünschte Dienstleistungen anbieten.

Als Unternehmen haben Sie die Möglichkeit, innerhalb unserer Verzeichnisse auf sich aufmerksam zu machen. Sprechen Sie uns an, welche Möglichkeiten wir Ihnen bieten: anzeigen (at) heddesheimblog.de

By the way – das heddesheimblog ist das Portal für Nachrichten & Informationen aus und über Heddesheim. Was wir berichten, ist Thema im Ort.

Darüber hinaus informieren wir mit unserem übersichtlichen Terminkalender über Veranstaltungen in Heddesheim und bieten unter Service Informationen zu Ärzten, Apotheken, Notdiensten und Durchwahlen zur Verwaltung an.

Das heddesheimblog ist 24 Stunden für Sie erreichbar – per Computer, PDA oder Handy.

Sie müssen nicht auf eine bestimmte Tagesausgabe der Zeitung warten oder überlegen, wann etwas wo gestanden haben könnte: In unseren Rubriken finden Sie unsere Themen und Artikel – über die Suchfunktion oder die Liste der Kategorien können Sie sich leicht einen Überblick verschaffen, was alles im heddesheimblog zu finden ist.

Und das wird täglich mehr – im Gegensatz zum Mannheimer Morgen und anderen lokalen Medien ist bei uns für Sie alles kostenfrei.

Im heddesheimblog finden Sie professionellen und kritischen Journalismus und keinen billigen „Bratwurstjournalismus„, der sonst die Lokalzeitungen füllt („Der Wettergott meinte es gut, für das leibliche Wohl war gesorgt, das Bier war kühl und es war wie immer alles toll und-alle-waren-glücklich-und-dankten-allen-und-überhaupt-war-alles-gut“).

Wir schreiben gerne positive „Geschichten“ auf, über Menschen, die sich engagieren und für andere da sind – weil das wichtig ist.

Im Gegensatz zu anderen Medien sind wir für unsere Leser da, mit denen wir ständig im Kontakt sind. Ein nicht unerheblicher Teil unserer Berichterstattung folgt auf Hinweise unserer Leserinnen und Leser.

Wir nehmen jedes Thema Ernst, das an uns herangetragen wird – außer, dass „grüne Männchen“ gelandet sind – doch selbst das würden wir prüfen, wenn wir das Gefühl haben, „an der Story ist was dran…“ 🙂

Sie als Leserin und Leser können zudem mitmachen: Über die Kommentarfunktion können Sie Ihre Meinung äußern, Sie können Leserbriefe oder Gastkommentare schreiben.

Früher haben „die Medien“ bestimmt, was Thema ist und was nicht. Beim heddesheimblog können Sie „mitmischen“. Das heißt nicht, dass bei uns alles erlaubt ist. Wir haben Regeln fürs Mitmachen – aber wir fordern im Gegensatz zu anderen Medien zum Mitmachen auf und freuen uns, wenn Sie sich inhaltlich einbringen – auch mit Kritik an unserem Angebot. Denn Kritik ist nichts Negatives, sondern bringt, wenn sie wohl gemeint ist, alle weiter.

Das ist ganz einfach: Schreiben Sie Ihre Meinung in den Kommentaren auf oder schreiben Sie uns auf, was dringend recherchiert werden muss oder sollte: redaktion (at) heddesheimblog.de

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Hotline zur Schweinegrippe

Guten Tag!

Heddesheim, 07. November 2009. Die Zahl der Infektionen mit der so genannten Schweinegrippe steigt auch im Rhein-Neckar-Kreis. Das Gesundheitsamt schaltet ab Montag ein Infotelefon frei.

Wegen zahlreicher telefonischer Anfragen besorgter Bürger richtet das Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis eine Hotline zur „Schweinegrippe“ oder neue Influenza A/H1N1, wie sie wissenschaftlich heißt, ein.

Bürger können in der Zeit montags bis freitags von 09:00 Uhr bis 15:00 Uhr anrufen:

Infotelefon „Schweinegrippe“: 06221/ 522 – 1891

Das Bundesgesundheitsministerium hat eine kostenlose Hotline unter der Telefonnummer 030 – 346 465 100 eingerichtet, die von Montag bis Freitag zwischen 8 bis 18 Uhr besetzt ist.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Schweinegrippe verbreitet sich immer schneller

Guten Tag!

Nachdem vor einem Monat im Rhein-Neckar-Kreis gerade einmal zwölf Infektionen mit dem als „Schweinegrippe“ bezeichnete Influenza-Virus H1N1 registriert waren, sind es aktuell rund 80 Fälle.

Auf Anfrage des heddesheimblogs gibt sich das Sozialministerium Baden-Württemberg gelassen: „Alle Experten haben mit einem Anstieg der Zahlen gerechnet. Wir sind aber gut gerüstet“, sagte die Pressesprecherin Susanne Keller.


Das Bundesland Thüringen habe als zur Zeit vorsitzendes Land der Gesundheitsministerkonferenz etwa für 30 Prozent der Bevölkerung Impfschutz bestellt: „Wir haben Verträge mit den Herstellern, die uns für 100 Prozent der Bevölkerung bis Ende September 160 Millionen Dosierungen garantieren“, sagte Frau Keller.

Besonders viele Infizierte kommen zur Zeit aus Spanien aus dem Urlaub zurück. Auch in Großbritannien sind die Fallzahlen immer noch sehr hoch.

In Deutschland sind mit Stand von heute rund 3800 Personen infiziert worden. Anfang Mai waren es noch keine zehn Fälle.

Im Rhein-Neckar-Kreis sind zuletzt Mannheim und Viernheim mit einer Vielzahl neuer Infektionen aufgefallen. In Mannheim sind sechs Schüler einer Walldorf-Schule und eventuell ein Lehrer erkrankt, die in Spanien eine Freizeit verbracht hatten. In Viernheim gab es gestern fünf neue Fälle. Auch in Bürstadt, Lampertheim und Bensheim wurden seit dem Wochenende je zwei Erkrankungen gezählt.

Einen schönen Tag wünscht
Das heddesheimblog

Lesen Sie auch:
Interview mit Susanne Keller, Pressesprecherin Sozial-Ministerium Baden-Württemberg: Wir müssen uns an das Virus gewöhnen

Service: Reiseapotheke II – Impfungen, Viagra, Zoll
Service: Reiseapotheke I – Magen, Darm, Ärzte, Schmerzmittel

Link:
Robert-Koch-Institut: Wir gegen Viren

Was in jede Reiseapotheke gehört II

Wolfram Ströck ist Allgemeinmediziner. Der Arzt hat seine Praxis in Heddesheim und erklärt im Interview mit dem heddesheimblog, was Urlauber auf einer Reise unbedingt an Medikamenten dabei haben sollten.
Welche Vorbereitungen zu treffen sind und wie man sich im Fall der Fälle richtig verhält.

Teil 2: Impfungen, Viagra, Zoll

Verstanden. An welche Impfungen sollten Urlauber denken?
„Ganz sicher diese drei: Tetanus, Diphterie, Kinderlähmung. Die sind ein Muss. Je nach Reisegebiet, vor allem im asiatischen Raum kommen hinzu: Typhus, Hepatitis A, eventuell auch B. Für Afrika und Südamerika sollte gegen Gelbfieber geimpft werden.“

Was ist mit einer Malaria-Prophylaxe?
„Die ist wichtig, hängt aber vom jeweiligen Reiseland ab. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt dazu beraten, er weiß, welche Mittel wo wirksam sind. Das hängt von der Risikolage vor Ort ab. Viele Menschen denken beispielsweise, dass Malaria überall in Asien auftritt oder nur im „Dschungel“. Beides ist falsch. Deshalb, fragen Sie rechtzeitig ihren Arzt. Das gilt auch für die Impfungen, die meist eine gewisse Vorlaufzeit brauchen, damit ein Schutz gegeben ist.“

Kann man sich auch gegen die Schweinegrippe impfen?
„Bislang noch nicht. Eventuell gibt es Ende des Jahres bereits einen Impfstoff. Vorsorglich kann man eine Grippeschutzimpfung vornehmen, die ich sowieso empfehle. Ob diese bei der Schweinegrippe hilft, ist aber nicht sicher. Wenn Sie nach einer Amerika-Reise Grippesymptome feststellen, müssen Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.“


Woher weiß ich im Ausland, zu welchem Arzt ich gehen soll?
„Schauen Sie ins Internet. Hier finden Sie viele Auskünfte zur medizinischen Versorgung an ihrem Urlaubsziel. In beliebten Urlaubsorten finden Sie heute auch deutsche Ärzte oder zumindest deutsch sprechende. Und erkundigen Sie sich gleich zu Beginn des Urlaubs im Hotel, wo Sie im Fall der Fälle medizinische Hilfe bekommen. Und manchmal ist es besser, sofort einen Krankenrücktransport einzuleiten, wenn die medizinische Versorgung vor Ort nicht ausreichend ist.“

„Sonnenschutz ist extrem wichtig für Kinder.“

Auch das ist also eine Art Vorsorge. Woran muss ich noch denken?
„An einen ausreichenden Sonnenschutz. Gerade für Babys und Kleinkinder ist der enorm wichtig. Ich empfehle Sonnencremes mit Lichtschutzfaktor 20-40, je nach Reiseziel und den dortigen Sonnenverhältnissen. Ich sehe Jahr für Jahr die teils massiven Verbrennungen. Jedem muss klar sein, dass Sonnenbrände das Risiko an schwarzem Hautkrebs zu erkranken enorm ansteigen lassen.“

Was tue ich, wenn ich mir trotzdem einen Sonnenbrand eingefangen habe? Ich will ja schließlich braun werden und habe nur zehn Tage gebucht?
„Seien Sie vernünftig und meiden Sie die Sonne je nach Schwere des Sonnenbrands zwei bis drei Tage. Verzichten Sie lieber auf die Bräune und erhalten Sie sich Ihre Gesundheit.“

Viele Urlauber machen Sport im Urlaub, beispielsweise Tauchen. Worauf kommt es hier an?
„Die Deutschen sind die Nation mit den meisten Tauchunfällen – aus Unvernunft. Taucher müssen sich, egal wie fit sie sich fühlen, unbedingt jedes Jahr checken lassen. Dazu gehört ein Belastungs-EKG, die Überprüfung der Herz-Lungen-Funktion sowie eine Ohrenspiegelung. Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen oder Übergewicht sollten erst gar nicht tauchen. Tauchen mag faszinierend sein, aber es ist auch eine extreme Belastung. Auch das Bergsteigen ist an und für sich eine tolle Sache, doch ohne Übung und ohne Gesundheitscheck rate ich davon ab.“

Welche Infektionen treten sonst noch häufiger auf?
„Bindehautentzündungen beispielsweise durch Schwimmbadwasser. Hier sollte man eine antibiotische Salbe verwenden. Die bekommt man bei Bedarf auch vor Ort. Und selbstverständlich sollte man an Allergie-Medikamente denken, vor allem, wenn man weiß, dass man beispielsweise auf Insektenstiche heftig reagiert.“

Also braucht man auch Calzium für Sonnenallergien?
„Calzium ist nachweislich wirkungslos bei Sonnenallergien, leider wissen das bis heute immer noch zu wenige Menschen. Hier hilft nur ein Antiallergicum. Bei Insektenstichen ist beispielsweise Fenistil oder Systral gut geeignet. Auch hier gilt: Fragen Sie Ihren Arzt.“

„Medikamente sind im Ausland günstiger. Aber Finger weg von Viagra und Co.“

A propos: Viele Medikamente, die hier sehr teuer sind, gibt es im Ausland zu Spottpreisen. Kann man getrost damit seine Hausapotheke auffüllen?
„Ja und nein. Alle Medikamente, die Sie in einer Apotheke kaufen und Standards sind, also vor allem Schmerzmittel wie Aspirin oder Paracetamol kann man getrost kaufen. Ich rate aber dringend davon ab, Mittel wie Viagra oder Cialis im Ausland zu kaufen. Das sind oft Fälschungen und niemand weiß, was wirklich in den Pillen drin ist. Das kann schnell lebensgefährlich werden.“

Wenn Sie gerade Viagra erwähnen… Geschlechtskrankheiten sind wieder auf dem Vormarsch. Wie schützt Mann und Frau sich am besten?
„Kondome zu benutzen ist absolute Pflicht. Gerade Geschlechtskrankheiten haben nicht nur körperliche Folgen, sondern ganz besonders auch soziale. Krankheiten wie Tripper oder Syphilis sind heilbar, Aids hingegen nur „behandelbar“. Und wer sich eine solche Infektion zuzieht, riskiert oft den Zerfall der Familie und eine gesellschaftliche Stigmatisierung – auch wenn das falsch ist. Die Menschen sind aber so. Das gebe ich zu bedenken.“

Komme ich mit gekauften Medikamenten durch den Zoll?
„Auf alle Fälle, wenn Sie diese nicht gerade kofferweise einführen wollen. Urlauber sollten daran denken, dass Flüssigkeiten, Spritzen und Betäubungsmittel, also Opiate, nur mit einer ärztlichen Bescheinigung mit an Bord gebracht werden dürfen. Im Koffer können Sie das aber transportieren.“

Was in jede Reiseapotheke gehört I

Wolfram Ströck ist Allgemeinmediziner. Der Arzt hat seine Praxis in Heddesheim und erklärt im Interview mit dem heddesheimblog, was Urlauber auf einer Reise unbedingt an Medikamenten dabei haben sollten.
Welche Vorbereitungen zu treffen sind und wie man sich im Fall der Fälle richtig verhält.

Teil I: Magen-Darm-Infektionen, Arztbesuch, Schmerzmittel

Interview: Hardy Prothmann

Herr Ströck: Was bringen Urlauber am häufigsten an Erkrankungen mit nach Hause?
Wolfram Ströck: „Eindeutig Magen-Darm-Infektionen. Das hängt damit zusammen, dass gerade in südlichen Ländern Keime im Essen zu finden sind, die die Körper der Urlauber nicht gewohnt sind und damit nicht abwehren können.“

Was empfehlen Sie gegen „Montezumas Rache“?
„Ich arbeite gerne mit Kohle. Die fängt die Gifte ein, die die Bakterien produzieren. Und Kohle hat absolut keine Nebenwirkungen. Auch Menschen, die unter Verstopfung leiden, können Kohle problemlos einnehmen.


Aber Achtung: Kohle sollte nur mit einem ausreichenden zeitlichen Abstand mit anderen Medikamenten eingenommen werden, beispielsweise der Anti-Baby-Pille.

Denn die Kohle bindet nicht nur bakterielle Abfälle, sondern eventuell auch die Wirkstoffe von anderen Medikamenten. Ich empfehle mindestens eine Stunde.

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Allgemeinmediziner Wolfram Ströck: "Urlaub ist eine schöne Sache, eine gute Gesundheit auch." Bild: pro

Gehören Schmerzmittel in die Reiseapotheke?
„Unbedingt. Jeder kennt das: Reisestress, lange Flüge oder Autofahrten, ein ungewohntes Klima am Urlaubsort, eine Erkältung durch die Kombination Hitze und Klimaanlagen… da treten schnell mal Kopfschmerzen oder auch fiebrige Zustände  auf. Paracetamol ist ein geeignetes Mittel dagegen.

Der Ruf des Medikaments hat zwar ein wenig gelitten und es ist dadurch rezeptpflichtig geworden, aber bei diesem Medikament sind immer noch die wenigsten Probleme bekannt und es ist recht gut verträglich. Man sollte aber auf die richtige Dosierung achten.“

„Ich empfehle dringend einen Trombose-Schutz.“
Wolfram Ströck

Sie haben gerade Flüge und Autofahrten angesprochen: Sollte man sich gegen Trombosen schützen?
„Meiner Meinung nach eindeutig ja. Wer mit dem Auto fährt, macht vernünftigerweise spätestens alle zwei Stunden einen Halt und ein wenig Gymnastik. Aber alle Flüge, die mehr als zwei bis drei Stunden dauern, sind eine extreme Belastung für den Körper, auch wenn man „nichts“ tut.

Hier steigt selbst bei absolut gesunden Menschen die Trombosegefahr. Alle Menschen, die Herz-Lunge-Probleme oder Bluthochdruck haben oder übergewichtig sind, sind sogar außerordentlich gefährdet.“

Was hilft?
„Hier helfen Heparin-Spritzen über einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden. Die kann man sich selbst subkutan, also unter die Haut, spritzen. Das pikst ein wenig und gibt eventuell einen blauen Fleck, aber mehr auch nicht.

Das Medikament kostet nicht viel und es sind keinerlei Belastungen für den Körper damit verbunden. Was ich immer betone: Durch die Klimaanlagen herrscht in Flugzeugen eine sehr trockene Luft. Ganz wichtig ist: Trinken Sie so viel wie möglich – damit meine ich keine alkoholischen Getränke, sondern am Besten Wasser.“

Was halten Sie von Kompressionsstrümpfen?
„Die helfen natürlich auch, aber viele Menschen empfinden sie als unbequem und schwitzen darin. Und sie sind teuer.“

An welche weiteren Medikamente sollte man denken?
„Ich empfehle eine jodhaltige Salbe für kleinere Verletzungen, die beim Sport, beim Wandern oder einen Sturz auftreten können. Bei großer Hitze steigt die Infektionsgefahr auch bei kleinen Wunden, da hilft eine solche Salbe. Natürlich sollte man auch etwas Verbandszeug und Pflaster dabei haben.“

„Bei Tierbissen müssen Sie einen Arzt aufsuchen.“

Bei welchen Verletzungen sollte man vor Ort dringend den Arzt aufsuchen?
„Absolut unbedingt bei allen Tierbissen. Gerade Hundebisse sind häufig und die Tiere haben einen Erreger-Cocktail im Maul, der hochinfektiös ist. Solche Wunden müssen von einem Arzt versorgt werden. Am Meer sind Muscheln und Seeigel eine Gefahr und ebenfalls hochinfektiös. Die Menschen sollten Verletzungen, auch wenn sie „klein“ scheinen, unbedingt versorgen lassen, sonst droht beispielsweise eine Blutvergiftung.“

Das kostet aber Geld, weil die meisten Krankenversicherungen außerhalb Europas die Kosten nicht übernehmen…
„Das ist richtig. Aber für zehn bis fünfzehn Euro kann man eine Auslandskrankenversicherung abschließen, die ordentliche bis sehr gute Leistungen bietet und meist ein Jahr lang gilt. Ich würde niemals ohne eine solche Versicherung mit meiner Familie in Urlaub fahren. Vor Ort müssen Sie aber zunächst meist mit Bargeld die Leistungen bezahlen, die sie später erstattet bekommen.“

Verdienen sich die Versicherer nicht eine goldene Nase daran?
„Sicherlich verdienen die Versicherer daran, sonst würden Sie es nicht anbieten. Aber rechnen Sie einfach gegen: Zehn Euro für eine Versicherung, die im Fall der Fälle Kosten übernimmt, die schnell mehrere tausend Euro umfassen können. Urlauber fahren gerne motorisierte Zweiräder im Urlaub, teils ohne Führerschein, ganz oft ohne genügend Übung. Die Straßen sind schlechter, der Verkehr chaotisch.  Gerade die Deutschen machen das gerne. Wenn es zum Unfall kommt, Knochenbrüche oder innere Verletzungen die Folge sind, brauchen Sie medizinische Hilfe und die zahlen Sie dann ohne Versicherung aus der eigenen Tasche…“

Lesen Sie hier weiter in Teil 2: Impfungen, Viagra, Zoll