Dienstag, 17. Mai 2022

Serie: Frühlingsgefühle

Guten Tag!

Heddesheim, 01. April 2010. Auch Beziehungen folgen dem „Jahreswechsel“, meint unsere Autorin Antonia Scheib-Berten. Das Frühjahr hat begonnen – auch in Ihrer Beziehung?

Von Antonia Scheib-Berten

Nun ist er also da – der Frühling. Und mit ihm die Frühlingsgefühle.

Frau zeigt wieder Bein und Mann riskiert ein Auge. Alle wirken vitaler und lebendiger. Wirklich alle?

Wie sieht es aus mit „altgedienten Paaren“, die schon so manchen gemeinsamen Winter überstanden haben?

Die Gefahr, vom partnerschaftlichen Winterschlaf in die emotionslose Frühjahrsmüdigkeit zu taumeln, ist groß.

Zwar ist es nicht so, dass keine Energien freigesetzt werden: Das Auto wird poliert, die Fenster werden geputzt, die letzte Winterdeko verschwindet im Keller und wird durch frühlingsbunte Primeln sowie Töpfen mit Osterglocken und Krokussen ersetzt – da bleibt kein Staubkörnchen trocken.

Eine ähnliche Aktion empfiehlt sich auch für die so langsam aus dem Winterschlaf erwachenden Beziehungen.

Wirbeln sie ein wenig Staub auf! Vertreiben sie den Wintermuff nicht nur aus ihrer Wohnung – sondern auch aus ihrer Partnerschaft.

Stellen sie sich vor, sie würden ihre Partnerin oder ihren Partner erst seit kurzer Zeit kennen:

Säßen sie mit ungekämmten Haaren und hinter der Zeitung versteckt am Frühstückstisch?

Würden sie ein Knoblauch-Steak essen, wenn ihre Liebste zuhause im Bett auf sie wartet?

Wäre eine Gesichtsmaske in kalkweißer Farbe ein guter Auftakt für einen gemeinsamen Abend mit ihrem Liebsten?

Beziehung, Partnerschaft und Erotik sind zarte Pflanzen, die gut gepflegt sein wollen.

Manchmal braucht es eine individuelle Begleitung beim „Beziehungs-Frühjahrsputz“.

logo_herzwerkstattZur Person:
„herzwerkstatt“ hat Antonia Scheib-Berten ihre Ehe-, Partner- und Sexualberatung genannt, die sie seit 1995 anbietet.

Als erfahrene Fachfrau in Sachen Beziehung und Liebe setzt sie neben Publikationen zum Thema den Schwerpunkt ihrer Arbeit in die Einzel- und Paarberatung von Menschen jeden Lebensalters.

Auch Menschen im mittleren Lebensalter, Ältere oder Angehörige finden bei ihr fachliche Unterstützung. Die Beratung findet im geschützten Rahmen der „herzwerkstatt“ in Weinheim statt. Termine nur nach Vereinbarung!

Weitere Informationen unter: www.herzwerkstatt.com

Serie: Salvatore (20 Jahre) hat ein Problem

Guten Tag!

Heddesheim, 25. März 2010. Sexualität ist immer noch für viele Menschen ein großer Mythos, schreibt unsere Autorin Antonia Scheib-Berten. Gerade junge Männer lassen sich oft unter Druck setzen – unnötigerweise.

Von Antonia Scheib-Berten

Salva*, wie er von seinen Freunden, deutschen und italienischen, genannt wird, wurde in Mannheim geboren. Er fühlt sich als deutscher Italiener.

Nach der mittleren Reife absolvierte er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Salva wohnt noch bei seinen Eltern, teilt sich mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder ein Zimmer.

„Das ist überhaupt kein Problem. Wir arbeiten beide Schicht. Oft sehe ich Marco tagelang nicht,“ meint er. Und „Ich werde erst dann ausziehen, wenn ich eine Freundin habe, mit der ich dann zusammenziehen kann.“

Ejaculatio Praecox

Salva fährt einen Golf GTI und hat ein Problem.

Der erste Kontakt mit Salva fand über den Anrufbeantworter statt. Eine junge Männerstimme sprach etwas unsicher „Guten Tag, hier spricht Herr G. Ich brauche bei ihnen einen Termin für eine Beratung. Sie können mich auch unter Handy zurückrufen…“

Beim Anruf der Beraterin kam er nach einigem Zögern auf sein Problem zu sprechen. „Ich habe einen vorzeitigen Samenerguß. Können sie mir da helfen?“
Die Diagnose Ejaculatio Praecox hatte er, wie sich auf Rückfrage ergab, selbst gestellt. Wir vereinbarten einen Termin.

Ja, er war schon beim Urologen, hatte sich untersuchen lassen. Organisch sei alles bei ihm in Ordnung, berichtete der smart aussehende junge Mann, der mir einige Tage später gegenüber saß.

Seiner Mutter habe er auch schon von seinem Problem erzählt, sonst noch niemandem.

Große Ängste, allein zu bleiben.

Derzeit habe er keine Freundin, leider. Als eine seiner drei größten Ängste nennt er „die Angst alleine zu bleiben, keine Frau zu finden“. Was war passiert?

Salva hatte „versagt“.

„Bei Steffi kam ich schon, als ich sie nur nackt sah. Sie tröstete mich und zog sich wieder an. Das wars dann.“

Salva war damals 18. Mit 20 lernte er Nicole kennen. Sie war 17 und Jungfrau.

„Ich war total unter Druck, ob ich wieder „nicht kann“. Sie überließ mir alles, dachte ich hätte Erfahrung. Ja, die hatte ich: Erfahrung, aber schlechte,“ sinniert er voller Selbstzweifel.

„Natürlich ging es wieder schief. Ich fühlte mich beschissen. Wir haben es danach nicht mehr probiert. Kurze Zeit später machte sie mit mir Schluss. Seitdem habe ich Angst. Ich traue mich gar nicht mehr, mit einem Mädchen näher in Kontakt zu kommen.“

Einmal versagt – immer Versager?

Verzweifeltes Macho-Image.

Die Zweifel an seiner männlichen Potenz konnte Salva schnell genommen werden. Er berichtete von spontanen Erektionen, von regelmäßiger Masturbation.

„Wenn ich alleine bin, dann ist das alles ganz locker. Zwar geht es auch da ziemlich schnell, aber das ist ja auch okay. Nicht, dass sie denken, ich sei verklemmt. Sex ist toll“, meint Salva und hält damit sein Macho-Image verzweifelt aufrecht.

Auf meine Frage, was denn typisch männlich sei, antwortet er: „Versuchen, das starke Geschlecht darzustellen. Ein Auto haben. Viel Geld haben. In jungen Jahren das Leben auskosten.“ Und: „Jeder junge Mann will eine Familie, Kinder, ein Haus. Manche wollen dies früher, manche später.“ Als typisch weiblich bezeichnet er: „Leicht Ziele aufgeben. Freundlich sein. Treu sein. Familienwunsch.“

Salva hat Angst; Angst wieder zu versagen. Er setzt sich unter einen enormen Druck, berichtet, dass er sich und seine Erregung ständig beobachtet.

Männer – das starke Geschlecht?

Sex ist toll. Männer sind allzeit bereit und immer potent. Männer sind das starke Geschlecht – für Salva nur auf Video. „Ich als Italiener und „keine Amore“? Und meine Ehre?“

Ja, hier geht es um mehr, als nur ein gestörtes sexuelles Erlebnis. Für Salva ist sein „Versagen“ eine Tragödie, es geht um seine Identität als Mann.

Doch hat er überhaupt versagt? War es nicht eher so, dass er durch Stress, Unkenntnis, Unsicherheit und dem hohen Männlichkeits-Anspruch an sich selbst unter Druck stand und sein Körper recht gesund reagierte, nämlich diesen Druck abbaute?

„Der Mann ist natürlich dafür verantwortlich, dass die Frau einen Orgasmus bekommt.“, verkündet er. „Wie äußert sich der Orgasmus einer Frau überhaupt? Woran spüre ich, dass sie einen Orgasmus hat?“ fragt er etwas kleinlaut hinterher.

„Muss ich direkt nach dem Geschlechtsverkehr und dem Abziehen des Präservativs mein Glied waschen? Das ist bei uns daheim so kompliziert, weil ich über den Flur muss und da sind ja auch noch meine Eltern,“ erzählt er.

Gut, er benutzt Kondome. Ich lobe ihn und relativiere seinen Reinlichkeitssinn.

Männliche Identität bei jungen Migranten
dritter Generation und sexuelle Dysfunktionen.

Gerade junge Migranten und auch ihre deutschen Altersgenossen mit geringem Bildungsniveau definieren sich über Zilbergelds „Mythen der Männer“ (Zilbergeld, 1994).

Solche Thesen wie: „Beim Sex zeigt ein wirklicher Mann was er kann“, „Beim Sex geht es um einen steifen Penis und was mit ihm gemacht wird“ und „Ein Mann muss seine Partnerin ein Erdbeben erleben lassen“, setzen gerade junge Männer enorm unter Druck und bilden einen guten Nährboden für psychisch verursache, sexuelle Dysfunktionen.

„Die Mythen lassen immer große Ängste … aufkommen. Sie tragen dazu bei, daß sexuelle Probleme überhaupt erst entstehen … und stehen ganz allgemein … einfach gutem Sex im Wege“, meint Zilbergeld.

Im Kreise der Gleichaltrigen wird über Schwäche, Versagen oder Probleme nicht gesprochen – der junge Mann steht mit dem Rücken zur Wand. Es geht um seine Männlichkeit, es geht um seine Ehre.

Ein Fünftel der deutschen Männer
leidet unter „Schnellschüssen“.

Salva, der deutsche Italiener aus unserem Beispiel, fand den Weg zur herzwerkstatt. Er erfuhr, dass etwa ein Fünftel der deutschen Männer unter „ungewollten Schnellschüssen“ leidet.

Er lernte, dass befriedigende Sexualität nicht nur Genitalität ist, sondern viel mehr.

Salva weiß heute, dass Zärtlichkeit, Verständnis und Nähe von Frauen weitaus mehr geschätzt und gewünscht werden als „stundenlanges Rammeln“.

Er fand im Laufe der Beratungen heraus, dass er ein liebenswerter und begehrenswerter Mann sein kann, auch wenn er nicht immer alles besser kann und weiß als seine Partnerin.

Er übte Techniken der Ejakulationskontrolle und erfuhr, wie wichtig ein geschützter Rahmen (Zeit, Ungestörtheit…) für befriedigende Sexualität ist.

Außerdem erhielt er Entlastung: Der Mann ist nicht alleine für die Befriedigung der Partnerin zuständig. Auch sie trägt ihren Anteil bei.

Zum guten Schluss bekam er noch „Coolness und Humor“ mit auf den Weg. Sollte er in Zukunft wieder einmal mit zuviel „Speed“ bei der Sache sein, so wurde ihm empfohlen, dies mit einem „Ups…Du bist einfach zu genial“ zu kommentieren, keinen Stress aufkommen zu lassen und es nach einem zärtlichen Zwischenspiel mit der Partnerin neu anzugehen.

*Name von der Redaktion geändert

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„herzwerkstatt“ hat Antonia Scheib-Berten ihre Ehe-, Partner- und Sexualberatung genannt, die sie seit 1995 anbietet.

Als erfahrene Fachfrau in Sachen Beziehung und Liebe setzt sie neben Publikationen zum Thema den Schwerpunkt ihrer Arbeit in die Einzel- und Paarberatung von Menschen jeden Lebensalters.

Auch Menschen im mittleren Lebensalter, Ältere oder Angehörige finden bei ihr fachliche Unterstützung. Die Beratung findet im geschützten Rahmen der „herzwerkstatt“ in Weinheim statt. Termine nur nach Vereinbarung!

Weitere Informationen unter: www.herzwerkstatt.com

Serie: Sexualität beginnt im Kindesalter

Guten Tag!

Heddesheim, 18. März 2010. „Doktorspiele“ sind wichtige Erfahrungen für kleine Kinder, sagt unsere Autorin und Expertin Antonia Scheib-Berten. Die kindlichen Erfahrungen helfen den Kindern, sich und ihre „Umwelt“ zu entdecken und somit eine „natürliche“ Sexualität zu entwickeln. Strafen verhindern das, „Kontrolle“ muss aber trotzdem sein.

Von Antonia Scheib-Berten

Nadine und Torben sind schon längere Zeit im Kinderzimmer. Es ist erstaunlich ruhig, kein Lachen, Toben oder Gezanke. Nach einiger Zeit will die Mutter nachschauen und findet die beiden gemeinsam im Bett liegen und kuscheln.

Die Kinder haben sich ausgezogen und die Mutter kann ein aufgebrachtes: „Was macht ihr denn da?“ nicht vermeiden. Sie schimpft laut und die Kinder sind verunsichert und weinen. Nadine und Torben sind fünf Jahre alt.*

Doktorspiele

Kinder gehen in der Regel in unbedarfter Art und Weise mit Körperlichkeit, Nähe und Sexualität um.

Unter ‚Doktorspielen’ verstehen wir in unserer Gesellschaft das kindliche Erforschen der Sexualität. Meist sind es eher die erwachsenen, gesellschaftlichen Phantasien, die kindliche Neugierde in strafbare sexuelle Handlungen ummünzen.

Eltern werden natürlich auch mit ihrer eigenen Sexualität konfrontiert sehen, wenn sie mit kindlicher, sexueller Neugierde in Berührung kommen. Sie stellen sich Fragen wie folgende: Ist mit meinem Kind etwas nicht in Ordnung, wenn ich es bei Doktorspielen erwische? Ist es normal, wenn ein fünfjähriger Junge an seinem Penis spielt? Wie soll ich mich verhalten, wenn ich es beobachte? Was passiert, wenn man ein Verbot ausspreche? Was ist, wenn ich Dinge erlaube, die andere Eltern verbieten?

Warum machen Kinder Doktorspiele?

Kinder sind von Anfang an sexuelle Wesen. Schon beim Stillen genießen Babies die Mutterbrust und das Saugen. Zwischen dem 6. und 8. Monat fangen viele Babys an, mit ihren Geschlechtsteilen zu spielen und sind in der Lage, dabei Lust und Spaß zu empfinden.

Die an und für sich unnatürliche, in unserer Gesellschaft jedoch übliche Hygienemaßnahme der Plastikwindel verhindert dies, aber im Sommer, wenn die Kinder frei in der Luft liegen können, oder auch beim Wickeln werden sie beobachten können, dass Kinder ganz natürlich auch an ihre Geschlechtsteile fassen.

Das Kind empfindet seinen gesamten Körper als Einheit – alles ist gut! Erst die Erziehung, gesellschaftliche und religiöse Prägungen teilen den menschlichen Körper in ‚saubere’ und ‚schmutzige’, also verbotene Teile auf.

Ab dem Alter von etwa zwei Jahren nimmt das Interesse der Kinder für ihre Geschlechtsorgane weiter zu. Die Zeitspanne von 3 und 6 Jahren ist das typische Alter für sogenannte „Doktorspiele unter Freundinnen und Freunden“.

Harmloses Vergleichen

Im Prinzip wird Arzt gespielt, es wird nachgeahmt. Der „Patient“ oder die „Patientin“ liegt auf dem Bett oder dem Boden, währenddessen der „Arzt“ oder die „Ärztin“ sie oder ihn gründlich untersucht. Im Prinzip geht es um das Erkunden des anderen Körpers, d. h. das Kind lernt andere Körper als den eigenen kennen, geht also über die eigenen körperlichen Grenzen.

Die Kinder ziehen sich dazu aus, zeigen sich gegenseitig die Geschlechtsteile und betasten sich. Vielen Kindern wird hierbei erstmalig der Geschlechtsunterschied von Mädchen und Jungen deutlich. Besonders Einzelkinder, die sich nicht mit Geschwistern vergleichen können, haben hier die Möglichkeit von grundsätzlich harmlosen Vergleichen.

Die Kinder probieren vieles aus und spüren so, was Spaß macht und was unangenehm ist. Da die Kinder in diesem Alter in der Regel gelernt haben, „Nein“ zu sagen, kann von gegenseitigem Einverständnis ausgegangen werden.

Diese Doktorspiele werden meist in dem Moment langweilig , in dem Kinder die wichtigsten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen verstanden haben. Dann wenden sie sich wieder anderen, neuen, spannenden Dingen zu.

Grundsätzlich sind Doktorspiele oder auch Selbstbefriedigung im Klein-Kindesalter im Rahmen der Entwicklungspsychologie etwas sehr Normales. Sie sind als Teil der kindlichen Entwicklung einzustufen.

Gesellschaftliche Phänomene

Manche Erwachsenen egal in welchem Lebensalter verdrängen ihre eigenen Unternehmungen in der Kindheit diesbezüglich und reagieren so, als wäre etwas ganz Unvorstellbares passiert. Damit stigmatisieren sie das normale Verhalten des Kindes als Krankhaft oder als Sünde.

Blicken wir zurück in die 70Jahre des 20. Jahrhunderts. In antiautoritären Kinderläden wurden Kinder förmlich dazu angehalten, frühzeitig sexuelle Erkundungen vorzunehmen. Die Eltern, selbst meist in der Verklemmtheit der 30er, 40er und 50er Jahre aufgewachsen, fielen von einem Extrem ins andere. Sie wollten ihren Kindern die Freiheit bieten, die ihnen selbst verwehrt geblieben war.

Studien bei den später erwachsenen Kinderläden-Kindern ergaben, dass es ihnen häufig eher unangenehm war, diese übertriebene sexuelle Freiheit mit FKK-Strand, gemeinsamer Sauna und Nacktheit in der WG zu leben.

Wichtig scheint also, ein gesundes, natürliches Mittelmaß zu finden! Sexuelles Tabuisieren ist offensichtlich genau so schädlich wie grenzenlose Sexualisierung.

Wie man sich „am besten“ verhält

Interessant ist, sich mit dem Begriff der Sexualerziehung im Allgemeinen auseinander zu setzen. Diese fängt in der Tat viel früher an als man denkt: Bei Sexualerziehung geht es um Berührung, Trösten, Nähe und körperliche Wärme. Sexualerziehung ist das Unterstützen und Fördern der Eltern in der Körperlichkeit des Kindes.

Dein Körper ist okay. Dein Geschlechtsteil ist nicht „bä und pfui“, sondern ein Teil von der Dir. Der Inhalt deiner Windel ist nicht eklig. Auch das ist ein Teil des Kindes.

Gehen Sie mit Sexualität unverkrampft und unkompliziert um, dann ebnen sie eine ausgezeichnete Basis für ein glückliches, erfülltes Leben und sind ein wunderbares Vorbild für ihr Kind! Überfordern sie ihr Kind nicht und beantworten sie nur Fragen, die das Kind auch stellt. Aufklärung erfolgt in Etappen – ihr eigener Instinkt wird ihnen zeigen, wann welche Themen dran sind.

Und: Vergegenwärtigen sich immer wieder dass Sexualität ein ganz natürliches, menschliches Bedürfnis ist wie Essen und Trinken.

Sexualität darf keine Abwertung erfahren

Einmischen sollten sie sich dann, wenn ihr Kind „danach“ bedrückt wirkt und stiller auftritt als sonst. Problematisch könnte es sein, falls ein Kind wesentlich älter ist und die anderen dominiert.

Spitze Gegenstände o. ä. können natürlich nicht toleriert werden. Hier sollte man behutsam eingreifen. Wichtig ist, dass die Kinder sich nur auf das einlassen, was sie möchten.

Vermeiden sie solche Aussagen wie: „Das darf man nicht. Davon bricht er ab.“, oder das früher vielfach angewandte „Davon wird man dumm.“, wenn der kleine Sohn beim Masturbieren erwischt wurde.

Vielleicht kann sich der eine oder andere Leser, vielleicht auch eine Leserin an solche Killerphrasen aus der eigenen Kindheit erinnern und die Ängste und Sorgen, die in Kinderseelen damit eingepflanzt werden. Sexuelle Spielereien dürfen unter keinen Umständen mit Drohungen und Strafen belegt werden.

Sexualität darf also nicht mit Abwertung oder Verurteilung in Verbindung gebracht werden.

Am Wichtigsten ist eine Eltern-Kind-Beziehung, die von Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit geprägt ist. Alles, was einem Kind diese Werte vermittelt, stellt eine positive Sexualerziehung dar. Denn was Kinder in den ersten Jahren in der Familie erlebt haben, das wird spätere Liebesbeziehungen und Sexualität prägen.

Und wenn ich es einfach verbiete?

Alle Eltern wissen, dass ein Verbot Dinge erst interessant macht. Je massiver Eltern also gegen Doktorspiele einzuschreiten versuchen, desto spannender wird es für die Kinder werden.

Wird die sexuelle Betätigung der Kinder (Doktorspiele, Selbstbefriedigung) bestraft oder verlacht, so ist damit zu rechnen, dass generell sexuelle Regungen mit Angst vor Strafe oder Angst vor Erniedrigung besetzt werden, und zwar über die Kindheit hinaus. Menschen sind im Erwachsenenalter mit den möglichen Konsequenzen konfrontiert, die sich in der Vermeidung sexueller Kontakte, Impotenz und sexueller Lustlosigkeit äußern können.

Häufig wird den Betroffenen der Zusammenhang zwischen diesen Problemen und den frühkindlichen Erfahrungen in der Herkunftsfamilie erst im Rahmen einer Beratung oder Therapie bewusst.

Liebe und Lust als Erfahrung fürs Leben

Durch Doktorspiele lernen Kinder unter anderem, den Geschlechtsunterschied zwischen Mann und Frau zu begreifen. Als Teil der normalen kindlichen Entwicklung stellen sie nichts Beunruhigendes dar.

Eltern sollen dem Kind ermöglichen, den eigenen Körper und den anderer zu erforschen und dafür nicht bestraft zu werden. Eltern sollen selbstverständlich darauf achten dass Doktorspiele nur im Einvernehmen der Kinder gespielt werden.

Bei großem Altersunterschied der Kinder oder bei auffälligem Verhalten eines Kindes „danach“ sollten Eltern das Gespräch suchen. Gegebenenfalls kann eine Beratungsstelle hilfreich zur Seite stehe

Wenn das Kind im angstfreien, natürlichen und altersentsprechenden Rahmen Erfahrungen sammeln kann, wird es im späteren Leben fähig sein, körperliche Liebe mit viel Lust zu empfinden. Sexualität sollte als eine Art und Weise begreifbar sein, Liebe zu zeigen.

Wird die sexuelle Betätigung der Kinder (Doktorspiele, Selbstbefriedigung) bestraft oder verboten, so führt dieses zu schwerwiegenden sexuellen Störungen über die Kindheit hinaus kommen.

*Nadine und Torben dienen nur als beispielhafte Namen, Anm. d. Red.

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„herzwerkstatt“ hat Antonia Scheib-Berten ihre Ehe-, Partner- und Sexualberatung genannt, die sie seit 1995 anbietet.

Als erfahrene Fachfrau in Sachen Beziehung und Liebe setzt sie neben Publikationen zum Thema den Schwerpunkt ihrer Arbeit in die Einzel- und Paarberatung von Menschen jeden Lebensalters.

Auch Menschen im mittleren Lebensalter, Ältere oder Angehörige finden bei ihr fachliche Unterstützung. Die Beratung findet im geschützten Rahmen der „herzwerkstatt“ in Weinheim statt. Termine nur nach Vereinbarung!

Weitere Informationen unter: www.herzwerkstatt.com