Guten Tag,
es gibt Nachrichten, andere Nachrichten, noch andere Nachrichten und noch viele andere Nachrichten.
Sie fragen jetzt zu Recht: Hä? Was jetzt?! Nachrichten sind doch Nachrichten!?
Nochmal von vorne. Aber Sie müssen Geduld haben, weil der Text etwas länger ist…
Es geht um Medienkompetenz. Also, wie nutze ich als Mensch die Medien und was weiß ich über das Medium, den Mitarbeiter und seine Quellen. Und: Was interessiert mich? Alles? Der „Mantel“ (erste und letzte Seiten der Zeitung), der Sport, die Wirtschaft, das Lokale?
Viele Nachrichten beginnen eine Nachricht zu werden, wenn sie zum Beispiel durch die Presseagenturen wie deutsche presse agentur (dpa), agence france press (afp) oder auch von „richtig großen“ Agenturen wie the associated press (ap) veröffentlicht werden. Im Bereich der Wirtschaft sind das Bloomberg oder Dow Jones News, im Sport der sport informationsdienst (sid). In Russland ITAR Tass, sonstwo auf der Welt gibt es viele Agenturen.
Aus den Meldungen (Nachrichten) der Agenturen werden dann Nachrichten in Massenmedien, also in Zeitungen, im Radio, im Fernsehen: Viele Zeitungen übernehmen Texte der Agenturen (schauen Sie in der Zeitung unter die Artikel… da steht dann dpa oder ap), im Radio wird manchmal auch noch gesagt, wo die Nachricht herkommt (nach einer Information der dpa…), also die „Quelle“ genannt, seltener im Fernsehen.
Fast keine „eigenen“ Nachrichten mehr
Medienkritiker sagen, es gibt überwiegend fast nur noch Nachrichten, die nicht mehr selbst recherchiert sind (von den Journalisten der Tageszeitung, die Sie (Sie lesen diesen Text gerade) abonniert haben), sondern auf Agenturnachrichten zurückgehen. Die „Agentur“ kann tatsächlich (vor allem im lokalen und regionalen) auch ein Verein, die Polizei, ein Pressebüro oder ähnliches sein.
Warum das so ist? Aus Kostengründen – auch Medien müssen sparen, zum Beispiel bei Journalisten.
Warum kritisierten die Kritiker das? Weil jede „Nachricht“, egal ob von einer Agentur oder aus einer anderen „Quelle“ von Journalisten für das eigene Medium überprüft werden sollte, in dem sie veröffentlicht werden. In der Praxis ist das kaum zu schaffen. „Man“ (die Journalisten) vertraut auf die Agenturen (die dort arbeitenden Journalisten) oder andere Quellen.
Das ist ähnlich wie im Straßenverkehr. Alle bedienen sich derselben Regeln. Ein Auto, das links blinkt, sollte auch links fahren, tut es das nicht und Sie vertrauen drauf, kommt es zum Unfall. Im Journalismus nennt man das „Ente“ oder auch „Falschmeldung“. Meistens fahren Autos aber links, die links blinken.
Trotzdem gilt: Sei vorsichtig!
Seriös oder unseriös?
Wer Medien „konsumiert“ ist ein „Medienkonsument“, er „verbraucht“ Nachrichten. In der Wissenschaft nennt man den Medienkonsumenten auch Rezipient, den Empfänger einer Nachricht also.
Medienkompetenz hat der Rezipient, wenn er sich „bewusst“ ist, dass es verschiedene Quellen gibt, seriöse und unseriöse. Und wenn er weiß, dass er sich „normalerweise“ auf die seriösen verlassen kann und unseriöse ignorieren soll.
Manchmal ist es aber auch umgekehrt: dann „lügen“ die „vermeintlich seriösen“ und die „unseriösen“ enthalten die „Wahrheit“.
Und machmal ist es noch komplizierter: Der Rezipient, Konsument oder Politiker, kann oder will sich auch auf die unseriösen oder sogar „falsch meldenden“ Medien verlassen und beziehen, weil diese seinen „Interessen“ dienen. So werden falsche Informationen zu „interessengesteuerten Informationen“.
Denken Sie an den Irak-Krieg und die „angeblichen Massenvernichtungswaffen“. Darüber haben fast alle westlichen Medien meist vollkommen unkritisch berichtet. Die Massenvernichtungswaffen, so hat sich später herausgestellt, gab es nie.
Ein anderes Wort dafür ist Propaganda. Noch eins Werbung. Noch eins Wahlkampf.
Das klingt kompliziert und ist es auch. Es beschreibt aber ganz gut das Handwerk der Journalisten, die versuchen wollen, möglicht „objektiv“ aus dieser „komplizierten“ Welt die “ echte (objektive) Nachricht“ herauszufiltern. Das ist ähnlich wie im Straßenverkehr. Der Anfänger findet es schrecklich chaotisch, der erfahrene Verkehrsteilnehmer findet sich zurecht.
Objektivität und Vertrauen
Wie der Rezipient, der in unserer Region den „etablierten Medien“ vertraut: das sind beispielsweise der Mannheimer Morgen, die Rhein-Neckar-Zeitung, die Weinheimer Nachrichten und der SWR. Manche vertrauen auch auf SWR3, Radioregenbogen oder RPR1.
Allen gemein ist, dass sie meistens nur ihrer „Marke“ vertrauen, also dem Medium, dass sie am meisten nutzen und damit kennen: Man nennt das Lese-, Hör- oder Sehgewohnheit.
Damit sind wir wieder auf der „Straße“. Der „Benz“-Fahrer schwört auf sein Auto, der „BMW-Fahrer“ auf seins und alle anderen auf das jeweils „eigene“. Unabhängig davon, dass Toyota seit Jahren den „Benz“ in Sachen „Qualität“ überholt hat oder klar ist, dass Umweltschutz und BMW zwei verschiedene Dinge sind. Porsche-Cayenne-Fahrer sind nicht ansprechbar, wenn es um die Frage nach dem ökologischen Sinn geht ein solches Auto zu fahren.
Das hat mit Vorlieben zu tun oder wie sie „geschaffen“ werden.
Was ist die Quelle einer Nachricht?
Leider gibt es aber immer häufiger „Nachrichten“, die gar nicht von „Nachrichtenagenturen“, sondern von PR-Agenturen (Public-Relationsship-Agenturen, also Firmen, die gegen Geld diese Nachrichten für andere Firmen schreiben und so tun, als seien sie journalistische Nachrichten) kommen.
Und zwar als Text, als Ton oder als Bewegtbild, also als Zeitungsartikel, Radioreport oder Nachrichtenfilm.
Spätestens bei PR-Geschichten, die sich als „Nachricht“ verkaufen und unkritisch übernommen werden, ist mit dem objektiven, dass heißt einem Quellen überprüfenden Journalismus Schluss (egal ob Nachrichtenagentur, Geschwätz auf der Straße oder sonstige Quelle).
Leider finden diese Nachrichten ihren Weg in das „Medium“, welches auch immer. Aus Kostengründen, Faulheit der Journalisten oder weil man eben nicht nachfragen will, sei es aus geschäftlichen oder ideologischen Gründen.
Ebenso mängelbehaftet sind oft Nachrichten, die „offiziellen“ Quellen vertrauen, also wenn die Quellen „Ämter“ sind (das muss doch Brief und Siegel haben!) oder „Studien“ sind (das haben doch Wissenschaftler erarbeitet!).
Ist das so? Kann der Rezipient, also Sie oder ich, darauf vertrauen, dass die Wissenschaftler oder Ämter sich nicht irren oder nicht „spezielle Interessen“ verfolgen? Guter Journalismus überprüft das.
Vertrauen ist wichtig im Leben. Man muss sich verlassen können. Blindes Vertrauen ist aber nichts wert. Dann ist man „verlassen“ – von allen „guten Geistern“.
Die wichtigste journalistische Regel heißt: Traue keinem! Alle können lügen oder sich auch nur irren oder einen schlechten Tag gehabt haben. Das gilt auch für den einzelnen Journalisten selbst, das Medium, die Agentur, die die Nachricht verfasst haben.
Manchmal übernehmen „die Massenmedien“ (gemeint ist damit meistens immer noch Zeitung, Radio, Fernsehen, bei anderen auch schon „das Internet“) diese Nachrichten und nutzen sie als Grundlage, um „vor Ort“ selbst nachzurecherchieren, was dran ist, an „der Nachricht“. Das sind dann „eigene Nachrichten“.
Soziale Netzwerke schaffen Nachrichten
Diese „eigene Geschichten“ sind Nachrichten, die nicht nur ein paar Zeilen lang sind, sondern eine „Geschichte“, also einen Zusammenhang darstellen und von einem Journalisten recherchiert wurden (er hat die Quelle überprüft und andere herangezogen).
Im Internet gibt es aber auch neue Erscheinungen, über die sich „Nachrichten“ verbreiten: sogenannte „soziale Netzwerke„. Hier wird „gechattet“ (per Tastur geplaudert) oder in „Foren“ diskutiert.
Natürlich gibt es auch email oder in der Telekommunikation sms. All das sind „Nachrichtenkanäle“, sie dienen dem Austausch von Informationen. Immer öfter kommen aus diesen sehr unzuverlässigen Quellen Nachrichten, die es in die „etablierten“ (also bekannten) Medien schaffen.
Ein relativ neuer Kanal ist Twitter (Gezwitscher): Hier wird eine Art email als eine Art sms ausgetauscht, kurze Nachrichten, um auf eine neue Nachricht oder Nachrichtenquelle hinzuweisen, man „twittert“ oder „zwitschert“ sich was zu.
Auch zu Pfenning wird „getwittert“
Auch zum Thema „Pfenning“, findet sich jetzt ein „Twitterkanal“: hier
Der verweist auch auf das heddesheimblog oder auf youtube, wo es mittlerweile mehrere Videos zum Thema Pfenning in Heddesheim gibt (suche nach pfenning + heddesheim). Diese Videos sind eindeutig propagandistisch angelegt. Sie wollen nicht objektiv informieren, sondern emotional wirken.
Wie solche „Nachrichten“ einzuschätzen sind, ob man sie glauben will oder ihnen kritisch gegenüber steht, hängt von dem einzelnen Rezipienten und seiner Medienkompetenz selbst ab.
Deswegen gilt: Kritisch sein, hat noch nie geschadet.
Das heddesheimblog
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