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Heddesheim, 30. März 2011. Kurt Klemm, Vogelkenner und passionierter Naturschützer war bei den Heddesheimer Sportfischern zu Gast, um einen Vortrag zu halten. Klemm, alles andere als ein trockener Theoretiker, wählte einen ungewöhnlichen Weg, um den Fischern den Naturschutz näher zu bringen: Er zeigte einen wunderbaren Film.
Von Christiane Eisele
Es ist bereits dämmrig, als ich das Vereinsheim der Heddesheimer Sportfischer erreiche. Um die Fischer bei ihrer dem Vortrag vorangehenden Mitgliederversammlung nicht zu stören, beschließe ich, noch ein bisschen draußen zu warten.
Ich lehne mich an das Geländer des Vereinsgeländes und schaue auf den ruhigen See. Es ist die „blaue Stunde“. Das Licht wirft ein zartes Leuchten auf den See, Wasservögel tauchen nach ihrem Abendessen, in den umliegenden Sträuchern und Bäumen singen noch einige Vögel. Ich fühle, wie ich mich entspanne.
Kurt Klemm, der noch ein bisschen Luft schnappen will, bevor er beginnt, gesellt sich zu mir. Wir beginnen ein leises Gespräch, in dessen Verlauf ich mit seiner Hilfe vieles entdecke, was mir vorher gar nicht aufgefallen ist. Da ist die Ufer-Steilwand, in der noch vor drei Jahren ein Pärchen Eisvögel gebrütet hat, bis Unbekannte mit Stöcken in den Brutröhren herumstocherten und das Weibchen auf dem Gelege töteten.
Eisvogel, Haubentaucher, Blessrallen
Die Naturschützer haben nun eine künstliche, nicht zugängliche Wand angelegt und hoffen, dass sich dort wieder ein Eisvogelpaar ansiedelt. Kurt Klemm erzählt mir aus dem Leben der vor uns im See ausdauernd tauchenden Haubentaucher, der kleinen schwarzen Blessrallen mit ihrem weißen Hornschildchen auf der Stirn und von dem Stockentenpaar, das ruhig seine Bahnen über den See zieht.
Der Vogel, der im Baum über uns singt, ist eine Nachtigall, erfahre ich. Kurt Klemm kennt den See und seine Tiere genau, als Gründungsmitglied des Heddesheimer Sportfischervereins fühlt er sich den Fischern auch heute noch sehr verbunden und es ist ihm ein Bedürfnis mit ihnen über den Erhalt der Artenvielfalt zu sprechen und über das, was sie dafür tun können.
Wundervoller Ausblick
In der Pause nach der Mitgliederversammlung bis zu Kurt Klemms Filmvorführung komme ich im liebevoll ausgebauten, geräumigen Vereinsheim mit einigen Fischern ins Gespräch. Ihre Augen leuchten, als sie mir von der Schönheit des Sees erzählen und mir den wunderbaren Ausblick aus den großen Fenstern des Vereinsheims zeigen. Weit über den See hinaus reicht der Blick, bis zu den beleuchteten Burgen an der Bergstraße, ein Anblick, den sie immer wieder aufs Neue genießen.
Der Film, den Kurt Klemm zeigt, ist vor einiger Zeit im WDR gelaufen: „Die Wupper – Amazonas im Bergischen Land„. Die Wupper, bis 1930 biologisch vollkommen tot durch die Einleitung von Industrie-Unrat, hat sich sich mittels eines einfachen und preisgünstigen Konzepts wieder zu einem lebendigen Biotop entwickelt: Der Renaturierung.

Eindrucksvoller Naturfilm des WDR: Die Wupper
Der Fluss und die ihn umgebende Landschaft wurde weitgehend sich selbst überlassen, es gab kaum Eingriffe mehr, die Einleitung von Abwässern wurde verboten. Bis heute hat sich die Flusslandschaft vollkommen erholt, in der Wupper leben beispielsweise wieder Eschen, die nur in den saubersten Gewässern zu finden sind.
Eindrucksvolle Bilder
Mit wunderbaren, klaren Bildern erzählt der Film von dem einzigartigen Zusammenspiel der Natur, zeigt eindrucksvolle Bilder vom Leben der dort heimischen Fische, Vögel, Insekten, Säugetiere und Pflanzen. Kurt Klemm kommentiert den Film gelegentlich, macht auf Tiere aufmerksam, denen die Fischer auch am Heddesheimer See begegnen. Als ein Eisvogel zu sehen ist, erzählt ein Fischer, dass der noch am See lebende männliche Vogel eines Abends auf der Spitze seiner Angel Platz genommen hat, um von dort Ausschau nach Fischen zu halten.
Der Film kommt an, das Verständnis der Fischer für das Zusammenspiel der Natur und die Bereitschaft, aktiv zum Naturschutz beizutragen, ist groß.
Nach dem Film bleibt Kurt Klemm sitzen und spricht den Film und sein Anliegen mit den Anwesenden noch einmal durch. Es ist ihm wichtig, dass die Sportfischer beispielsweise ihre Angelplätze sauber halten, sich mit leisen Schritten den Gewässern nähern und das Geschrei zeternder Vögel, die ihr Gelege schützen wollen, verstehen und darauf Rücksicht nehmen.
Leidenschaft
Eingestreute Anglerwitze, eigene Naturerlebnisse, Kochrezepte für Wildkräuter und Erfahrungen mit einer weitgehend verständnislosen Ortsverwaltung gegenüber den Bedürfnissen der hier heimischen Flora und Fauna machen seine Ausführungen überaus lebendig, man spürt die Leidenschaft und Begeisterung, die diesen Mann antreibt.
Bei den Sportfischern ist Klemms Anliegen an diesem Abend auf mehr als fruchtbaren Boden gefallen, denn man bittet ihn, regelmäßig wiederzukommen und auch der Fischerjugend von der Natur zu erzählen. Kurt Klemm hat sich in der Naturverbundenheit dieser Menschen nicht getäuscht.
Kurt Klemm wird sich zunächst voraussichtlich mit einem Programm an der Jugendfreizeit der Fischer ab 30. Juli 2011 beteiligen.
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