
Ort der Kunst - Kunst des Ortes.
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Heddesheim, 27. Oktober 2011. Die zehn ausstellenden Künstler des Heddesheimer Kunstvereins präsentierten am vergangenen Sonntag auch im zweiten Teil der Ausstellung „Ort der Kunst“ Heddesheim als Kunstort. Waren im ersten Teil noch die Künstler selbst in den Fotografien des Heddesheimer Fotografen Martin Kemmet Objekt der Kunst – abgelichtet in ihrer Schaffensphase – stellten sie jetzt ihre Kreativität in ihren Bildern, Skulpturen und Worten unter Beweis.
Von Sabine Prothmann
Die Künstler hatten den Auftrag, sich mit Heddesheim als Ort der Kunst auseinanderzusetzen. Das Experiment ist gelungen, die zehn Künstler und die Literaturgruppe überzeugten die gut 50 Besucher mit einer beeindruckenden Vielfalt.
Veronika Drop, Vorsitzende des Kunstvereins, begrüßte und zitierte den chinesischen Konzeptkünstler Ai Wei Wei mit den Worten „Ein Kunstwerk zu schaffen, das kein gewisses Unbehagen bei den Menschen erregt, oder schlicht ihre Gefühle verändert, ist der Mühe nicht wert. Das ist der Unterschied zwischen einem Künstler und einem Narren, …“.
Der Künstler Bernd Gerstner nahm die Besucher mit auf einen Rundgang durch den „Ort der Kunst“. Habe man bei dem ersten Teil der Ausstellung auf den Fotografien den Entstehungsprozess betrachten können, so stehe man heute den fertigen Arbeiten gegenüber.
„Kunst kommt von Leben“
„Kunst kommt von Leben. Wo man lebt, wie man lebt, mit wem man lebt. Das prägt unser Dasein und damit auch die Kunst, die aus uns entsteht“, sagte Gerstner.
Es sei nicht verwunderlich, dass sich ein großer Teil der Kunstwerke in Heddesheim den Scheunen und dem Tabak widme. Als ehemalige Tabakgemeinde hat dies Spuren hinterlassen.
Martine Herm – die ihre Bilder mit ihrem Mädchennamen Maiffret signiert – zeigt so auch in ihren Bildern Scheunen und Tabakpflanzen. Die Pflanzen scheinen nach unten zu verlaufen, sich aufzulösen, wie der Tabakanbau in Heddesheim verschwunden ist. Sie malt mit Acryl und Pastell auf ungrundierter Leinwand.
In ihrem Bild „Das Nichts über den Köpfen“ setzt sich die junge Künstlerin Caroline Przybyla mit Kirche und Religion auseinander. Ein Kreuz aus unzähligen Köpfen entstanden. Es ist in Acryl und aus Modellierpaste gearbeitet. Der Entstehungsort ist die katholische Kirche in Heddesheim, wie man auf der Fotografie von Martin Kemmet erkennen kann.
Albert Lurwig bezeichnet Gerstner als den experimentierfreudigsten Künstler der Gruppe. Über sein Bild „Lady abgefahren“ ist er mehrfach mit den Auto gefahren. Das war am Heddesheimer Vogelpark, damit ist der Bezug zu Heddesheim hergestellt, erzählt Gerstner und lacht.
Eine Ortschaft im Wandel
Auf dem Bild „Arbeit“ von Veronika Drop sieht man Bauarbeiter, die auf einer Baustelle im Neubaugebiet arbeiten. Ein weiteren Bild ist mit „Bevor die Bagger kommen“ betitelt. Die Landwirtschaft verschwindet. Veronika Drop fängt damit den Wandel der Ortschaft ein. Sie arbeitet mit Acryl und Eitempera.
Die Skulpturen von Roland Geiger entstehen aus Altem, das er zu Neuem verarbeitet. Fundstücke werden in einen neuen Zusammenhang gestellt. So entsteht aus einem alten Amboss seine Skulptur „Stier“.
Roland Schmitt ist Schreiner und arbeitet auch als Künstler vor allem mit Holz. Seine Kunstwerke, die er ausstellt, sind Teile aus einer alten Scheune. Hier verarbeitet er seine Erinnerung an den Geruch und die Arbeit seiner Jugend. Da, wo er das Material aus der Scheune holt, fehlt es am Ursprungsort, ein Sinnbild für die Auflösung der Scheune.
Bernd Gerstner verarbeitet für seine Bilder viele verschiedene Erdsorten, Russ und Asche. Sein eines Bild zeigt die Dorfansicht von Heddesheim, in den Ecken hat er die Längen- und Breitengrade notiert. Im zweiten Bild erkennt man das Alte Rathaus – den „Ort der Kunst“ -, die notierten Zahlen sind die Einwohnerzahl und das Entstehungsjahr.
Scheunen und Tabak stehen auch im Mittelpunkt der Bilder des Künstlers Stefan Birker. Der Tabakbrunnen ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen.
Ort der Kunst – einzigartig und unverwechselbar
Das Bild von Irene Kunze zeigt den Torbogen auf dem Kreisel beim Gewerbegebiet. Sie arbeitet mit Acryl auf Leinwand und kombiniert dazu andere Materialien wie Granulat und Aluminiumplatten.
Indem sie die Kunst im Ort, die schon besteht, in ihr Bild aufgenommen hat, hat sie den Ort einzigartig und unverwechselbar gemacht.
Die Literaturgruppe mit Heidi Rei, Lioba Geier, Dörthe Klumb und Heide Raiser lasen aus ihrem Projekt „Bücherwelten“, das sie im Oktober 2010 in der Gemeindebücherei aufgeführt hatten. Und schlossen mit dem Satz „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Wort in uns“.
Die Ausstellung ist noch bis zum 27. November 2011 zu sehen. Öffnungszeiten: Sonntags von 14 bis 17 Uhr. Der Kalender zur Ausstellung kann im Fotoatelier bei Martin Kemmet erworben werden.
Viel Freude mit den Fotos:
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