Satire
An die Vorstandskollegen
Parteizentralplatz
Pfenningheim
Endspurt mit Schwung
nur für den internen Gebrauch
+++Verschlusssache+++
Liebe Parteifreunde,
wir waren mal wieder herausragend. So wie all die Jahre zuvor. Was wäre Pfenningheim ohne unseren beharrlichen Einsatz? Wir können stolz auf unsere Leistung sein.
Deswegen hat die KP es ja auch hierzulande nie zu etwas gebracht. Was die nie kapiert haben, ist, dass Gemeinwohl mehr ist als das Wohl für alle. Gemeinwohl ist das Wohl für alle, die es gestalten und das sind wir. Aber ich will nicht theoretisch werden.
Ganz praktisch: Den Herrn F. haben wir jetzt öffentlich diskreditert. Wurde auch Zeit, dem Täuscher das Handwerk zu legen.
Der Herr P. hat sich selbst der Lächerlichkeit ausgesetzt. Der hat sich doch erdreistet, Fragen zu stellen. Das ist seit 1657 nicht mehr vorgekommen. Unsere treuen Wähler haben reagiert, wie sie es gewohnt sind. Wer für uns lacht, für den wird es gut. Dafür stehen wir.
Aber Achtung: Die sozialen Bindungen sind mittlerweise so desolat, dass wir weiter daran arbeiten müssen. Draußen ist alles asozial, drinnen, also bei uns, gibt es das Gefühl der lachenden Gemeinschaft. Und mal ehrlich? Wer hat Recht? Der, der lacht oder der der anstrengende Fragen stellt?
Glauben Sie mir, die Menschen wollen einfach keine Fragen stellen und schon gar keine Antworten hören. Sie wollen wissen, wo es langgeht und dafür sind wir da, dafür bin ich da.
Was die andern nicht wissen, ist, dass der überwiegende Teil unserer Mitglieder nichts zu lachen hat, woran wir auch nichts ändern werden. Sie lachen deswegen über alles, wenn ich es ihnen erlaube und sind dankbar.
Lachen ist Lebensfreude und Lebensfreude, haben die meisten keine mehr, außer mit uns. Bis zum bitteren Ende.
Herr K. hat sich mit dem Abend sehr zufrieden gezeigt und stand noch lange bei uns.
Was die Deppen bei den anderen nicht kapieren: Nicht in der Jugend liegt die Zukunft, sondern bei den Alten. Die werden bald die Mehrheit ausmachen und die müssen wir erreichen.
Noch nie war die Gelegenheit so günstig: Je älter, desto vertrauensseliger sind unsere Anhänger.
Das müssen wir nutzen.
Deshalb: Vergessen Sie nie, die Angst zu schüren.
Die Angst wächst mit dem Alter und mit dem Alter die Angst.
Deswegen muss es richtig sein, sie zu schüren.
Mit allen Mitteln.
Das ist unser Kapital.
Und das ist die Wahrheit.
Wer das nicht versteht, hat wie Frau L. keinen Platz mehr unter uns.
Ihr
Dr. D.
stellvertretend für den Vorstand, Kopie an die Sozen und die „Freiheitlichen“
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