Medien informieren – aber sie manipulieren auch. Das MediengeschĂ€ft ist wie jedes andere auch – es ist auf Erfolg aus. Um Erfolg zu haben, muss man seine Kunden pflegen. So geschehen am 20. Mai 2009 im Mannheimer Morgen.
Glosse von Hardy Prothmann
Erinnern Sie sich noch, wie das damals war, als es dem Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) gar nicht gut ging? Da kam das Oder-Hochwassser. Schröder stand fest auf dem Damm und alle liebten ihn, weil er das Problem anpackte.
Hochwasser hat auch den Ruf des Altkanzlers Helmut Schmidt (SPD) als „nervenstarken Krisenmanager“ befestigt, damals, bei der Flut in Hamburg.
Der Unterschied zwischen beiden ist: Schmidt war damals Senator in Hamburg und hatte keine politischen Probleme, sondern ein enormes Hochwasserproblem. Das hat er mit Bravour gelöst. Seitdem war er der „Krisenmanager“.
Schröder hatte ein enormes politisches Problem, erinnerte sich an SchmidtĂ und konnteĂ dieses mit einem enormen Hochwasserproblem, das zufĂ€llig zur rechten Zeit kam, lösen. Er wurde zum „Krisenkanzler“.
Was das mit Heddesheim zu tun hat?
Nun: BĂŒrgermeister Kessler und der Gemeinderat haben ein enormes politisches GlaubwĂŒrdigkeitsproblem. Leider gibt es aber kein Hochwasser im Ort.
Was also tun? Irgendwas mit Wasser halt. Wasser, Wasser, Wasser… Klar doch: Wir machen eine FeuerwehrĂŒbung! Da gibts viel Wasser, hat sich irgendjemand gedacht.
Also werden die Kunden gepflegt: Der BĂŒrgermeister, vor Ort wie Schmidt und Schröder damals, Feuerwehr-GemeinderĂ€te.
Sie sagen jetzt: „Moment, die Leser sind doch die Kunden -ĂÂ die zahlen schlieĂlich 30 Euro ebbes Monat fĂŒr Monat fĂŒr die Zeitung!“
Das ist richtig und addiert sich ĂŒbers Jahr aber nurĂÂ auf 360 Euro ebbes. Die Leser „brauchen“ ihre Zeitung beispielsweise fĂŒr Termine und um zu schauen, was so los ist, denn es gibt ja nur die eineĂÂ und bestellen diese eine mangels Alternative nicht ab.
Dass die Leser die Kunden sind, istĂÂ aber nur vordergrĂŒndig richtig.
Abo-Einnahmen sind fĂŒr die Zeitungen nur ein Zubrot, nicht das GeschĂ€ft. Das GeschĂ€ft macht man mit echtenĂ Kunden. Abonnenten denken nur, dass sie Kunden sind, weil man ihnen das so sagt, gutglĂ€ubige Kunden eben.
Das ist in der Politik Àhnlich: Das Volk hat die Stimme, aber eben nur bei der Wahl, dazwischen ist es egal.
GeschĂ€ftlich richtig ist: Eine einzige mittelgroĂe Anzeige, wie sie Gemeinden stĂ€ndig bringen (mĂŒssen) kostet locker 300-400 Euro. Nur eine einzige. Davon gibt es (so hofft dieĂ Zeitung, d. Red.) viele und hier wird ein GeschĂ€ft draus.
Die Leser geben so etwas nie auf, auĂer, die Oma stirbt oder der Leser hat Kommunion, heiratet, hat goldene Hochzeit und stirbt dann auch. In der Summe macht das fĂŒnf Anzeigen auf ein Leben verteilt. Nicht gerade viel.
Sie erinnern sich. Die Frage war: „Wer ist der gute Kunde der Zeitung?“
ZurĂŒck zur Kundenpflege.
Die Botschaft steht in groĂen Buchstaben ĂŒber dem Artikel:
„Das ist wirklich eine gute Truppe“
Die Truppe in der Reihenfolge ihres Erscheinens:
Dieter Kielmeyer, stellvertretend fĂŒr die CDU
JĂŒrgen Merx, stellvertretetend fĂŒr die SPD
Gemeinderatsmitglieder, stellvertretend fĂŒr sich selbst
Michael Kessler, stellvertretend fĂŒr sich selbst
Applaus. Abgang.
Das heddesheimblog
Anmerkung der Redaktion:
Damit keine MissverstĂ€ndnisse aufkommen: Das heddesheimblog kritisiert nicht die Feuerwehr und ihre ĂĆbungen. Freiwillige Feuerwehren und der Einsatz der ehrenamtlichen FeuerwehrmĂ€nner sind ein hohes Gut. Um im Notfall helfen zu mĂŒssen, ist es notwenig, dass die Feuerwehr ĂŒbt.
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