Heddesheim, 21. März 2014. (red) Das Kurpfalz-Radio (SWR4) hat kurz vor der Bürgermeisterwahl die Nachricht verbreitet, dass Pfenning 110 neue Lkw angeschafft habe. In der Nachricht wird erwähnt, dass das Unternehmen in die Kritik geraten sei, der Bürgermeister Michael Kessler aber die Ansiedlung „stets verteidigt“ habe.
Von Hardy Prothmann
Die Meldung des SWR:
“Heddesheim: Pfenning bestätigt Erneuerung der …
Das Speditions- und Logistik-Unternehmen Pfenning Logisticsinvestiert rund 11 Millionen Euro in die Modernisierung des Fuhrparks.Pfenning informiert jetzt in einer Pressemitteilung über den Kauf von 110Mercedes Actros Sattelzügen. Die Ankündigung kommt einen Tag vor denBürgermeisterwahlen in Heddesheim, bei denen Amtsinhaber MichaelKessler vor allem Günther Heinisch von den Grünen als Konkurrent hat.Die Spedition Pfenning war in dieser Woche die Kritik geraten, weil sie ihreAnkündigungen nicht einhalten konnte 1000 Arbeitsplätze am neuenStandort Heddesheim zu schaffen. Außerdem wird das Unternehmen vonder Gewerkschaft Verdi wegen des Umgangs mit seinen Mitarbeiternkritisiert. Bürgermeister Michael Kessler hat die positiven Effekte derAnsiedlung Pfennings stets verteidigt.
http://www.swr.de/swr4/bw/nachrichten/rhein-neckar/pfenning-bestaetigt-erneuerung-der-fahrzeugflotte/-/id=258328/did=97736/nid=258328/1tnx2us/”
Beim genaueren Hinschauen ist die Meldung nur vermeintlich korrekt – denn es fand vermutlich keinerlei Recherche statt. Und das Ausstrahlen von Pressemitteilungen – insbesondere vor einem Wahltermin – kann und darf nicht Standard eines öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogramms sein.
Als der SWR die Meldung über den Äther schickte, gab es weder auf der Unternehmensseite von „Pfenning“ eine solche Pressemitteilung, noch auf der Seite der Mercedes-Pressestelle. „Pfenning“ hat dies, nachdem wir in einem Facebook-Posting darauf hingewiesen hatten, nachgeholt. (Hier finden Sie die Meldung)
Keinerlei Zweifel beim SWR – Studioleiterin verteidigt Nachricht
Das Logistikunternehmen nennt keine Zeit für die Investition. So kann man bei nachlässigem Lesen denken, dass es sich um eine aktuelle Investition handelt. Eine einfache Suchabfrage bei Google mit den Wörtern „pfenning actros mercedes“ bringt sofort als ersten Treffer eine von „Pfennung“ und Mercedes am 30. August 2013 veröffentlichte PR-Meldung. Beherrscht die SWR-Redaktion noch nicht mal einfachste Standards der redaktionellen Kontrolle von Informationen?
Die verantwortliche Studioleiterin Teresa Henkel, antwortet auf eine umgehende Beschwerde vom 16. März an die SWR-Hörfunkredaktion:
Wir haben entgegen Ihrer Darstellung in unseren Nachrichten völlig korrekt informiert, die Pressemitteilung, die wir zitieren, stammt vom Freitag, dem 14.März 2014, nicht vom August 2013. Ich weise jegliche Vorwürfe der Manipulation oder Falschdarstellung entschieden zurück.
Frau Henkel hatte offensichtlich auch zu diesem Zeitpunkt keinerlei Zweifel am Inhalt der Pressemitteilung von „Pfenning“ und keinerlei „Anstrengung“ übernommen, unsere Kritik verantwortlich zu prüfen. Rein „formell“ hat sie Recht. Es wird eine Pressemeldung von „Pfenning“ zitiert, die Pfenning mit dem 14. März versehen hat. Auf die Frage, warum das Unternehmen zwei Tage vor der Bürgermeisterwahl, nachdem das Unternehmen zudem aktuell in der Kritik steht, bringt, stellt sich Frau Henkel ganz offensichtlich nicht. Auch nicht, wie es zusammenpasst, dass 64 Mitarbeiter im Herbst 2013 entlassen werden musste, um die Existenzsicherung des Unternehmens zu gewährleisten und kurze Zeit später angeblich 11 Millionen Euro in 110 neue Fahrzeuge investiert werden.
Journalistische Sorgfaltspflicht?
Das ist, euphemistisch ausgedrückt, mindestens blauäugig. Tatsächlich muss man einen grundsätzlichen Mangel an journalistischer Sorgfaltspflicht annehmen. Hinzu kommt, dass Mitarbeiter wie Gerhard Mandel gerne mal von Bürgermeistern für „Moderationen“ gegen Geld gebucht werden. Ob man die Hand, die für willkommene Zusatzeinkünfte sorgt, im Zweifel noch beißt? Auch das kann man sich fragen.
Wir haben versucht, bei Mercedes die Informationen zu überprüfen – der SWR nicht.
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