Mittwoch, 07. Juni 2023

Bürgermeisterkandidat Günther Heinisch präsentierte sich im Bürgerhaus

„Die Bürger mitnehmen“

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Günther Heinisch präsentierte sich am Mittwochabend überzeugt und überzeugend als Bürgermeister für alle.

 

Heddesheim, 20. Februar 2014. (red/pro) Günther Heinisch will Bürgermeister von Heddesheim werden. Wer daran zweifelte, weiß seit gestern Abend, dass es der grüne Gemeinderat ernst meint. Der Bürgermeisterkandidat präsentierte sich vor vollem Haus im Bürgersaal und punkte bei den Gästen, die häufig applaudierten. Wenn er keine Fehler macht, steigen seine Chancen ganz realistisch. Vor allem, weil ankommt, was er verspricht – mehr Bürger, weniger Meister.

Von Hardy Prothmann

Günther Heinisch (52) begrüßt die rund 140 Gäste des Abends per Handschlag. Dunkler Anzug, weißes Hemd, rote Krawatte. Akkurat gestutzter Vollbart. Manschettenknöpfe. Ist das ein Grüner? Er ist einer. Sogar Fraktionssprecher der Grünen im Gemeinderat.

Später wird er in seiner Rede aus seiner grünen Basis keinen Hehl machen. Tatsächlich präsentiert er sich aber als Bürgermeisterkandidat, der für alle Bürger sein Amt ausüben will:

Ich werde keine grüne Parteipolitik machen. Als Bürgermeister will und muss ich alle Bürger mitnehmen. Dass ich grüne Ideen habe, dafür stehe ich ein. Aber selbstverständlich werde ich alle Anliegen im Sinne des Wohls der Gemeinde prüfen und fördern.

Das Zitat ist verkürzt auf den Inhalt, den er an diesem Abend transportiert. Mehr Bürger – weniger Meister. Dieser Wahl-Slogan ist ein Angriff auf dem Amtsinhaber Michael Kessler und gleichzeitig ein pragmatisches Versprechen:

Heddesheim braucht weniger Verwaltung nach Paragrafen und mehr Handeln für die Bürger – im Dialog.

Wie klug Günther Heinisch diese Position gewählt hat, machen zwei Elternbeirätinnen deutlich. Nach Begrüßung, musikalische Unterhaltung durch Evas Schwestern, Vorstellung des Wahlprogramms durch Günther Heinisch und einer weiteren Musikeinlage geht es in die Fragerunde. Die engagierten Mütter kritisieren detailliert große Probleme bei der Kinderbetreuung. Und erhalten für die glaubwürdige Darstellung viel Applaus:

Die angeblich so familienfreundliche Gemeinde Heddesheim enttäuscht. Wenn wir etwas wollen, müssen wir schriftliche Anträge an die Gemeinde stellen.

Günther Heinisch nimmt das auf und an. Und bestätigt, denn diese Probleme sind ihm zugetragen worden und er verspricht Besserung. Auf die Frage, wie er das machen will, sagt er:

Ich muss wissen, was nicht gut läuft und welche Vorschläge sie haben. Und dann finden wir gemeinsam eine Lösung.

Während er sich Fragen von anderen Teilnehmern widmet, nimmt der grüne Gemeinderat Andreas Schuster Kontakt zu den Frauen auf – kommende Woche Dienstag wird man sich treffen. Zum Gespräch. Pragmatischer kann man die versprochene Haltung nicht einlösen – mehr Bürger, weniger Meister.

Ob die Heddesheimer allerdings Günther Heinisch zum Bürgermeister wählen wollen, hängt vor allem von der Frage ab, wie grün der Grüne ist:

Ich fordere keinen Veggie-Day für die Verwaltung und es wird sicher keinen „Öko-Terrorismus“ geben, auch wenn manche diesen Teufel an die Wand malen wollen. Ich bin für weniger Verkehr, aber in Heddesheim gehen keine Lichter aus, wenn ich dran bin. Es geht mir um pragmatische Lösungen für eine lebenswerte Gemeinde.

Günther Heinisch bekommt immer wieder viel Applaus. Aber auch die Bürger, die sich zu Wort melden. Sich mehr Sauberkeit im Ort wünschen. Eine auf Bedürfnisse ausgerichtete Kinderbetreuung, Lösungen für das Verkehrsproblem, bessere Einkaufsmöglichkeiten. Auch Gewerbetreibende haben Fragen – beklagen sich, dass sie zwar Gewerbesteuer zahlen, aber durch den Amtshinhaber Michael Kessler keine Unterstützung erhalten.

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Der Humor kam auch nicht zu kurz.

Günther Heinisch überzeugt, weil er auf die Fragen eingeht. Mit ehrlichen Antworten:

Das Verkehrsproblem will und werde ich angehen. Aber ich kann keine Versprechen machen, die eine zeitnahe Lösung darstellen. Die Situation ist schwierig. Versprechen zur Ringstraße sind erstmal vom Tisch, wir müssen viele kleine Verbesserungen erzielen. Unsere Betriebe werde ich fördern, denn hier wird Arbeit geboten und es werden Steuern bezahlt.

Wie pragmatisch er als Bürgermeister gestalten will, macht er so deutlich:

Die Gemeinde kann bei Ihren Liegenschaften gestalten und Energie einsparen. Wir können das Gewerbe darauf verpflichten. Der größte Verbraucher sind aber wir Bürger – in der Summe. Hier müssen wir ansetzen, um uns zu verbessern. Das wird viel Überzeugungsarbeit kosten.

So wird aus einem die „Bürger mitnehmen“, ein die „Bürger mitverantwortlich machen“. Wer Antworten liefern soll, muss aber erst Fragen gestellt bekommen. Dieses Signal hat Günther Heinisch überzeugend gesetzt.

Der Bürger Heinz Herbert, der seit Jahren mit Bürgermeister Michael Kessler im Clinch ist, zog über den Amtsinhaber bei seiner Stellungnahme mit „unschönen“ Worten her. Und der Bürgermeisterkandidat Günther Heinisch zeigte aus dem Stand, wie er sich seine Rolle vorstellt:

Heinz, ich warne Dich. Du fängst Dir eine Klage ein, wenn Du weiter solche Worte verwendest. Mit dauerndem Konfrontationskurs bist Du auf dem falschen Weg. Ich verstehe Deinen Ärger und falls ich ins Amt komme, setzen wir uns zusammen und reden vernünftig. Dazu musst Du aber auch bereit sein.

Die öffentliche Präsentation ist gelungen. Günther Heinisch zeigt das, was er verspricht: Offene Dialogbereitschaft, er kennt die Verkehrsprobleme und hat selbst schon in Stuttgart vorgesprochen, er will mehr „pflanzliches Grün“ in den Ort bringen, selbstverständlich die Vereine fördern, ebenso die Kinderbetreuung und die Jugend. Und er hat ein Thema, dass sich bekanntermaßen viele im Ort wünschen: Transparenz.

Man muss die Bürger so früh wie möglich informieren. Warum sind die Tops der Gemeinderatssitzungen nicht online? Ich kann mir auch ein Rats-TV vorstellen – wenn der Gemeinderat mitzieht. Nicht-öffentliche Verhandlungen muss es geben – aber nur dann, wenn es wirklich nötig ist.

Das Thema Pfenning hängt er nicht hoch auf: „Wir wissen doch alle Bescheid, dass die versprochenen Arbeitsplätze nicht da sind und auch keine Gewerbesteuer bezahlt wird.“ Viele Bürger wünschen sich mehr Einkaufsmöglichkeiten im Ort. Auch hier stimmt Herr Heinisch zu und sagt:

Die Erweiterung des Edeka-Markts sehe ich mit Sorge, weil hier ein Monopolist entstehen soll. Wir brauchen aber Vielfalt. Dafür werde ich mich einsetzen.

 

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Viele Fragen – auf fast alles eine Antwort von Herrn Heinisch.

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Auch Gewerbetreibende waren interessiert, wie der neue Bürgermeister sich sein Handeln vorstellt.

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Volles Haus, rund 140 Gäste kamen zur ersten Präsentation von Günther Heinisch. Für 160 Gäste war bestuhlt worden.

Über Hardy Prothmann

Hardy Prothmann (50) ist seit 1991 freier Journalist und Chefredakteur von Rheinneckarblog.de. Er ist Gründungsmitglied von Netzwerk Recherche. Er schreibt am liebsten Porträts und Reportagen oder macht investigative Stücke.