Â
Weinheim, 15. Januar 2014. (red) Holger Behrendt ist der neue Leiter des Polizeireviers Weinheim. Sein ZustĂ€ndigkeitsbereich erstreckt sich ĂŒber fĂŒnf Kommunen von Schriesheim bis nach Laudenbach. Gleich nach dem Abitur hat der heute 43-JĂ€hrige bei der Polizei angefangen. Nach Weinheim wollte er schon immer. Jetzt hat es geklappt. Wie er polizeiliche Herausforderungen sicher gestalten will, lesen Sie in unserem Interview.
Interview Hardy Prothmann, Mitarbeit Lydia Dartsch
Herr Behrendt, Sie haben am 01. Januar das Revier Weinheim ĂŒbernommen. Wie war Ihr bisheriger Werdegang?
Holger Behrendt: Ich habe 1990 bei der Polizei angefangen, also gleich nach dem Abitur. Nach der Ausbildung zum mittleren Dienst war ich in Heidelberg. Dort habe ich den ĂŒberwiegenden Teil meiner Dienstzeit verbracht, auch die Fortbildung zum gehobenen Dienst. AnschlieĂend war ich, von 1997 bis 2000 Dienstgruppenleiter in Weinheim. Von dort aus habe ich die Zusatzausbildung fĂŒr den höheren Dienst gemacht und war in ein paar Revieren stationiert: Weinheim, Sinsheim und Hockenheim.
Wie sind Sie anschlieĂend nach Weinheim gekommen?
Behrendt: Ich wollte schon frĂŒher nach Weinheim. Jetzt war die Stelle frei. Und es hat geklappt. Nach der Zulassung zum höheren Dienst war ich Revierleiter in Heidelberg-SĂŒd.
Wenn Sie schon dem Revier Weinheim als Dienstgruppenleiter zugeteilt waren, kennen Sie sich ja schon hier aus, oder?
Behrendt: Als ich im Jahr 1997 als Dienstgruppenleiter nach Weinheim kam, war das GebÀude hier am Hauptbahnhof noch ganz neu. Von damals kenne ich noch die RÀumlichkeiten. Und ich habe schon damals mit meinem jetzigen Stellvertreter zusammengearbeitet.
„Direktere Zusammenarbeit mit den BĂŒrgermeistern
Welche Unterschiede zwischen Heidelberg-SĂŒd und dem Revier Weinheim haben Sie schon feststellen können?
Behrendt: Heute ist ja erst mein sechster Diensttag. Daher kann ich noch nicht so viel sagen. Ich habe aber schon gemerkt, dass die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung sehr viel enger funktioniert als in Heidelberg, wo die Polizeidirektion hauptsĂ€chlich mit dem OberbĂŒrgermeister in Verbindung stand. Hier in Weinheim bin ich der Ansprechpartner fĂŒr OberbĂŒrgermeister Bernhard und die BĂŒrgermeister in meinem Revier; zwischen Schriesheim und Laudenbach.
Was hat sich durch die Polizeireform fĂŒr das Revier Weinheim geĂ€ndert?
Behrendt: Wir haben drei Stellen dazu bekommen und sind jetzt 81 Beamte und 4 Tarifangestellte.
Wie wirkt sich die Reform und die neue Besetzung fĂŒr die BĂŒrger aus?
Behrendt: FĂŒr die BĂŒrger wird sich kaum etwas Ă€ndern. Es gibt jetzt andere ZustĂ€ndigkeiten, die sich noch einspielen mĂŒssen. Ich kann aber noch nicht sagen, welche Vorteile und VerĂ€nderungen das haben wird. Das wird man noch sehen.
Im Zuge der Polizeireform ist die KriminalauĂenstelle (KASt) in Weinheim geschlossen worden. Wie wird sich das auf die Sicherheit der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger auswirken?
Behrendt: Die Kriminalpolizei ist ja fĂŒr die schweren Delikte zustĂ€ndig. Die passieren meistens nachts: Zu diesen Zeiten war die KASt sowieso nicht besetzt. DafĂŒr gibt es nach wie vor den Kriminaldauerdienst (KDD) in Heidelberg. Der dortige Leiter Horst Fischer hat versprochen, dass es eine MindestdienstgröĂe geben wird, damit sie auch weiterhin schnell vor Ort sein können. Der KDD war auch damals bei dem Spielcasino-Raub zustĂ€ndig und im Einsatz.
Welche Neuerungen gibt es noch? Wie lĂ€uft die Kooperation mit dem Polizeirevier Heppenheim in SĂŒdhessen?
Behrendt: Wir haben uns vergangene Woche den Kollegen aus Heppenheim vorgestellt und uns fĂŒr das FrĂŒhjahr verabredet, uns mal zu treffen. Bisher war die Zusammenarbeit sehr aktiv und hatte sich auch als sinnvoll erwiesen.
„PolizeiprĂ€senz wirkt auf subjektive Sicherheit“
Im Zuge der Reform ist das PolizeiprĂ€sidium Mannheim dazu angehalten worden, Benzin zu sparen. Gilt das fĂŒr Sie auch?
Behrendt: Dieser Sparzwang gilt ja fĂŒr alle. Dabei ging es aber darum, fallunabhĂ€ngige Streife-Fahrten zu verringern, nicht darum Ermittlungen zu behindern. Damit kann man auch noch gut auskommen. Da macht man sich eben mehr Gedanken, wo man die Streife aufstellt: Am besten dort, wo man am meisten sieht und wo man am meisten von den BĂŒrger/innen gesehen wird.
Dabei geht es auch darum, PrĂ€senz zu zeigen. Wird das in allen Gemeinden gleichmĂ€Ăig der Fall sein? Beispielsweise sieht man in Ladenburg mehr Polizei als in Heddesheim. In Hirschberg gab es groĂe Diskussionen, als der dortige Polizeiposten geschlossen worden ist.
Behrendt: Dass die PrĂ€senz in Ladenburg höher ist als in Heddesheim liegt daran, dass in Ladenburg das Polizeirevier ist. Diese PrĂ€senz hat schon eine Auswirkung auf das subjektive SicherheitsgefĂŒhl. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit der objektiven Sicherheit zu tun. Die sehen wir anhand der Statistik.
Welche Möglichkeiten haben Sie dieses subjektive SicherheitsgefĂŒhl zu verstĂ€rken? Ihr Kollege aus Ladenburg, Frank Hartmannsgruber, hat dazu sehr stark Ăffentlichkeitsarbeit betrieben.
Behrendt: Die subjektive Sicherheit ist sehr vielfĂ€ltig: Dreht man an einem SchrĂ€ubchen, kann das groĂe Auswirkungen an anderer Stelle haben. Wir machen heute ganz andere Polizeiarbeit als frĂŒher, um die Sicherheit aufrecht erhalten zu können. Das wissen die BĂŒrger/innen leider nicht immer. Deshalb leidet das subjektive SicherheitsgefĂŒhl, wenn ein Polizeiposten abgeschafft wird. Da mĂŒssen wir zusehen, diese trotzdem sicherzustellen und gleichzeitig intensiv mit der Presse zusammenarbeiten. Die Frage ist dann eben immer, wie man die Leute erreicht. FĂŒr manche organisiert man besser eine PrĂ€ventionsveranstaltung.
„Irgendwas mit Sport“
Lassen Sie uns ĂŒber Ihre Person sprechen. Wohnen Sie auch in Weinheim?
Behrendt: Ich wohne seit 1997 in Heddesheim. Ich bin ja gebĂŒrtiger Heidelberger und habe vor Heddesheim eine ganze Weile in Leutershausen gewohnt.
Warum haben Sie sich gerade Heddesheim als Wohnort ausgesucht?
Behrendt: Ganz einfach: Dort gab es eine Wohnung. Die damalige Vorgabe war, dass die Wohnung in der NĂ€he von Heidelberg liegt. Die Wohnung in Heddesheim hat uns am besten gefallen.
Sie sind 1990 gleich nach dem Abitur bei der Polizei angefangen. Wieso haben Sie sich ausgerechnet fĂŒr diesen Berufsweg entschieden?
Behrendt: Ich mache sehr gerne Sport. In der Schule hatte ich Sport als Leistungsfach. Ich habe in Wieblingen Handball gespielt und wollte auch einen Beruf ausĂŒben, in dem man das weiterfĂŒhren kann. Da boten sich Feuerwehr, Bundeswehr oder die Polizei an.
Welche Sportart ĂŒben Sie aktuell aus?
Behrendt: Ich fahre Fahrrad durch den Weinheimer Wald. Wir haben von der Polizei aus einen kleinen Triathlon veranstaltet. Da bin ich gelaufen, Rad gefahren und geschwommen.
Trainieren Sie auch viel? Sieht man Sie auch mal um den Heddesheimer See rennen?
Behrendt: Ja, sicher. Man kennt mich dort auch schon. Ich versuche zwei bis drei Ausdauereinheiten in der Woche zu absolvieren. Und einmal in der Woche spiele ich in der TG Heddesheim Volleyball.
Welche anderen Hobbies haben Sie noch?
Behrendt: Das ĂŒbliche: Ich lese gerne, mache auch gerne Musik. Aber da kommt es darauf an, ob ich die Zeit und MuĂe dazu finde. Das ist ja schon sehr zeitintensiv. Im Moment steht meine Gitarre in der Ecke.
„Bikerfallen im Wald kommen Mordanschlag gleich“
Wenn Sie im Weinheimer Wald Radfahren, haben Sie sicher von den gespannten DrĂ€hten gehört, die kĂŒrzlich auf Waldwegen entdeckt worden sind. Das kann man ja fast schon als Mordanschlag bezeichnen. Wie sehen Sie das?
Behrendt: Das kann man schon. Ich finde es immer noch unfassbar, dass es so etwas gibt. Man wird die TÀter aber nur schwer fassen können. Wahrscheinlich findet man an den DrÀhten nicht einmal DNA-Spuren.
Welche Vorstellung haben Sie, wer das gemacht haben könnte?
Behrendt: Das sind eventuell eigentlich unbescholtene BĂŒrger, die hier in einer Ad-Hoc-Situation gehandelt haben ohne nachzudenken.
„Bin verpflichtet, etwas zu unternehmen“
Wie ist es denn nach Dienstschluss? Können Sie da abschalten oder werden Sie dann trotzdem aktiv?
Behrendt: Ich bin nach Dienstschluss zwar Privatmann. Was ich dann mitbekomme, ist privates Wissen. Aber es gibt Situationen, in denen ich verpflichtet bin, mich zu kĂŒmmern. Da mache ich lieber mehr als weniger. Vor allem, wenn es in meinem Revier passiert.
Da Schriesheim in Ihrem Revier liegt, fÀllt auch der Mathaisemarkt in Ihre ZustÀndigkeit. Wie schÀtzen Sie die Herausforderung dort ein?
Behrendt: Da ich erst vor einer Woche meinen Dienst hier angetreten bin, habe ich mich noch nicht in die vergangenen MaĂnahmen einlesen können. Ich habe diese Woche einen Termin und werde mich Herrn Höfer vorstellen. Die Verwaltung ist da schon im Gange, was die PrĂ€vention von Delikten angeht.
Ich weiĂ nicht genau, woran es liegt, dass das Altstadtfest in Ladenburg meist vollkommen unproblematisch ablĂ€uft. Dagegen kann meiner EinschĂ€tzung nach in Schriesheim einiges passieren: Beim letztem Mathaisemarkt gab es eine kleine Gruppe von Störern, die auf Ărger aus waren und die anderen Besucher terrorisiert haben. Wie ist es mit der Weinheimer Kerwe. Das ist sicherlich auch eine Herausforderung?
Behrendt: Ich habe zwar beide Veranstaltungen in meiner Zeit als Dienstgruppenleiter erlebt. Das ist aber schon 14 Jahre her. Ich muss mir da erst ein Bild machen aus den Einsatzberichten der vergangenen Jahren. Wir werden nach wie vor PrĂ€senz zeigen. Wenn irgendwo Störungen sind, mĂŒssen wir zusehen, dass wir vorher da sind oder so schnell wie möglich. Manches lĂ€sst sich im Einzelfall wahrscheinlich gar nicht verhindern. Es ist sicherlich auch von Jahr zu Jahr verschieden: Vielleicht kommen diejenigen gar nicht, die im letzten Jahr gestört haben, weil einer krank ist oder man doch woanders hingeht. Vielleicht erwischt man auch an einem Abend jemanden frĂŒhzeitig, der Schabernack treibt. Den hat man dann fĂŒr eine halbe Stunde auf der Wache und der Rest des Abends ist dann Ruhe.
Das Wetter ist ja der beste Helfer der Polizei bei solchen EinsÀtzen.
Behrendt (lacht): Aus polizeilicher Sicht ist es uns am liebsten, wenn es regnet. Dann passiert am wenigsten. Aber den GĂ€sten wĂŒnschen wir natĂŒrlich bestes Wetter.
Zur Person:
Polizeioberrat Holger Behrendt ist seit dem 01. Januar Leiter des Reviers Weinheim. Zuvor war er dem Revier Heidelberg SĂŒd zugeteilt. Das Revier Weinheim kennt er noch aus seiner Zeit als Dienstgruppenleiter dort.
Herr Behrendt ist 43 Jahre alt und lebt als gebĂŒrtiger Heidelberger in Heddesheim. Nach dem Abitur unter anderem im Leistungskurs Sport suchte er einen Beruf, in dem er weiterhin sportlich aktiv sein kann und entschied sich fĂŒr die Polizeilaufbahn. Sportlich ist er bis heute: Er fĂ€hrt Rad im Weinheimer Wald und joggt um den Heddesheimer See. Einmal in der Woche spielt er bei der TG Heddesheim Volleyball.
Neue Kommentare