Dienstag, 05. Juli 2022

Verschlusssache XII

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Satire

Bürgermeister K.
Ratlosplatz/Rangierbahnhof
Pfenningheim

+++Verschlusssache+++ Nicht für die Öffentlichkeit / Status: +++GEHEIM+++
Az: 08/15-XII, +++Verschlusssache+++

Betreff: Disziplin

Sehr geehrter Herr Dr. D.,

ich muss Sie dringend bitten, sich an die Absprachen zu halten. Natürlich ist es so, dass es zwischen uns keine Geheimnisse gibt, die ich Ihnen erlaube zu wissen.

Aber bislang bin ich davon ausgegangen, dass Sie die Form wahren. Bei der verwaltungsinternen Beratung zu diesem schamlosen, infamen, ja gar talibanären Angriff der Grünen in Sachen Befangenheit haben Sie Volli nichts besseres zu tun, als sich bei der Beratung zu uns zu stellen.

Sie mögen meinen, dass Ihnen das zusteht… Das tut es ja auch, aber doch nicht in aller Öffentlichkeit! Ein wenig sollten wir schon den Schein waren. So musste ich diesen Störenfried P. wegschicken und ihm sagen, dass er im Gegensatz zu Ihnen nicht erwünscht ist. Und dieser ehrlose Gesell hat doch nichts besseres zu tun, als meine unbedachte Äußerung öffentlich zu wiederholen und die ins Protokoll zu fordern!!!

Herr Dr. D. – Sie wissen, dass ich Sie schätze, vor allem, weil Sie keine unnötigen Fragen stellen. Doch ich muss Sie kritisieren: Ich bin bestimmt kein guter Redner, aber mit Verlaub, Ihre Exkurse gehen über das zumutbare Maß hinaus.

Als Zermürbungstaktik waren sie genial eingesetzt – aber jetzt heißt es Gas zu geben. Wir haben unnötig Zeit verloren. Haben Sie den N. gesehen, wie nervös der wurde? Und dann holen Sie aus und verstricken sich ins Ungewisse?

Es kann nicht angehen, dass ich beim geringsten Anlass jedem von diesen Störenfrieden unwirsch übers Maul fahre und Sie dann zu Exkursen ausholen, die kein Mensch mehr versteht. Aktuell hatte ich den Eindruck, dass Sie sich selbst nicht mehr verstehen und dass alle, die anwesend waren, dies auch dachten. Nicht zum ersten Mal so nebenbei bemerkt.

Schweigen, Herr Dr. D., ist oft Gold wert. Darüber sind wir uns doch einig, oder?

Der Rest Ihrer Franktion hält sich daran – Sie haben keine Verpflichtung, das zu kompensieren.

Wie verabredet geht es jetzt Schlag auf Schlag weiter.

Ich kann keine Überraschungen mehr gebrauchen.

Sicherlich werden wir nicht überrascht sein, wenn es Klagen gegen unseren Jahrhundertbeschluss gibt, der nicht so „würdig“ war, wie ich mir das erhofft hatte.

Dabei hatte ich schon die Amtskette bereit gelegt und war bereit das Deutschlandlied in einer Adaption auf Pfenning zu singen: „blühühe einig Pfennigland“.

Dieser rechthaberische Schmutzfink und seine instrumentalisierten Moosköppe haben uns alles, aber auch alles versaut.

Ja, ich weiß, was Sie jetzt denken. Der M. mit seinem „Knopf, den er jetzt dranmacht“, ist nur insofern hilfreich, als dass er und seine „Genossen“ wissen, wann sie die Hand zu heben haben. (Den B. ausgenommen) Man muss nur Angst haben, wenn er den Mund aufmacht. Manchmal kann ich den Schmutzfink auch verstehen, wenn der nur eine wegwischende Handbewegung für den M. übrig hat.

Aber im Gegensatz zu Ihnen hat der Soze nicht so viel dummes langwieriges Zeug gesagt. Herr Dr. D.: „Demographischer Wandel in Zusammenhang mit einer Jahrhundertentscheidung? Sind Sie noch bei Trost oder brauchen Sie schon Hilfe, um über die Straße zu denken?“

Also, Disziplin bitte. Die Gegenseite wird zum Schlag ausholen. Wir müssen uns jetzt beeilen und Fakten schaffen.

Sobald der Mutterboden abgeschoben ist und die ersten Fundamente gesetzt sind, haben wir die Fakten geschaffen.

Darauf konzentrieren wir uns jetzt bitte.

Bürgermeiser K.

P.S.
Das Gleis, ob es kommt oder nicht, ist Ihr Problem. Ich habe alles dafür getan, das zu ar“rangieren“. Sie haben Ihre Glaubwürdigkeit daran gebunden. Selbst schuld, wenn sich irgendwann alle fragen, ob sie „Bahnhof“ verstanden haben. In der Sache kann ich Ihnen leider nicht mehr helfen.

Über Hardy Prothmann

Hardy Prothmann (50) ist seit 1991 freier Journalist und Chefredakteur von Rheinneckarblog.de. Er ist Gründungsmitglied von Netzwerk Recherche. Er schreibt am liebsten Porträts und Reportagen oder macht investigative Stücke.