Heddesheim, 14. Februar 2014. (red) In Sachen „Plakate-Gate“ dĂŒrfte die Sachlage klar sein: Die „NeutralitĂ€t“ der Gemeindeverwaltung der BĂŒrgermeisterstellvertreterin Ursula Brechtel darf man getrost in Zweifel ziehen. Das peinliche Plakat-Verbot ging ordentlich nach hinten los. Punktsieg fĂŒr GĂŒnther Heinisch – der gewinnt, weil andere sich schofelig verhalten. Aber Frau Brechtel ist nicht alleine. SelbstverstĂ€ndlich hilft die Zeitung mit im BĂŒrgermeisterwahlkampf. Motto: Ein bisschen Heinisch, aber ganz viel Kessler.
Von Hardy Prothmann
Wer glaubt, dass in der Zeitung „die“ Wahrheit steht oder eine Zeitung tatsĂ€chlich „unabhĂ€ngig“ berichtet, der glaubt auch an Steuergerechtigkeit, eine lĂŒckenlose AufklĂ€rung des Missbrauchs in der katholischen Kirche und ehrlich erarbeitete Doktortitel.
Wer weniger glauben will, dafĂŒr aber seinen Verstand benutzen möchte, der prĂŒft Informationen – aus möglichst vielen Quellen. Wer aber nur eine Quelle nutzt, der ist ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Das gilt insbesondere fĂŒr Zeitungsleser, die ihrer Zeitung auch noch blind vertrauen.
Wie ist das noch? Zeitungen informieren unabhĂ€ngig und ĂŒberparteilich und da war noch was, ja, genau: objektiv. Wir haben mal den Test gemacht und einfach gezĂ€hlt. Wie viele Artikel gibt es zum Amtsinhaber Michael Kessler, wie viele zu Herausforderer GĂŒnther Heinisch. Sind die Artikel groĂ, mittel oder klein, gibt es groĂe oder kleine Fotos und wie oft werden die Namen der beiden genannt? Das ist ein wenig mĂŒhselig, aber das Ergebnis ist sehr interessant.
Unsere Leser/innen können sich selbst ein Bild machen und mit Zeitungslesern drĂŒber disktutieren.
Zeitraum: 01. Januar – 13. Februar 2014
Zahl der Artikel, in denen die Kandidaten vorkommen:
Kessler: 36
Heinisch: 9
VerhÀltnis: 4:1
Zahl der Namensnennungen in den Artikeln:
Kessler:99
Heinisch: 34
VerhÀltnis: 2,9:1
GröĂe der Artikel:
Kessler: 20 groĂe, 6 mittlere, 10 kleine
Heinisch: 5 groĂe, 2 mittlere, 2 kleine
VerhÀltnis: 4:1
Zahl und GröĂe der Fotos:
Kessler: 6 groĂe, 4 kleine
Heinisch: 1 mittleres
VerhÀltnis: 9:1
In Bezug auf Herrn Heinisch geht es meistens um Politik und dass er kandidiert. Bei Herrn Kessler geht es um Ehrung hier, GlĂŒckwunsch da, Spende hier und Lob dort. Die Nachrichten zu Herrn Kessler sind ganz ĂŒberwiegend positiv, da ist von „Ehre“ und „Erfolg“ und „Dankbarkeit“ und „Stolz“ die Rede – bei Herrn Heinisch geht es meistens um irgendwas mit Streit und Stress.
Wer die mediale Inszenierung vergleicht, braucht nicht mehr zur Wahl zu gehen. Nach dem Eindruck im Mannheimer Morgen hat Herr Kessler jetzt schon haushoch gewonnen. Seltsamerweise gibt es auch eine Reihe Veranstaltungen, an denen sowohl Herr Heinisch als auch Herr Kessler teilgenommen haben. Herr Heinisch taucht aber weder auf einem Foto, noch im Text auf.
Sie glauben jetzt, das könnte so gewollt sein? Sie haben das GefĂŒhl, die Zeitung mache einseitig Wahlkampf fĂŒr Herrn Kessler? Mit dem Glauben und den GefĂŒhlen ist das so ein Sache. Schauen Sie sich einfach die Zahlen an, die wir nur quantitativ erhoben haben und dann ĂŒberlegen Sie sich Ihren Teil.
Da die Gruppe der Zeitungsleser durchschnittlich 60+ Jahre alt ist, werden die „Alten“ die Wahl möglicherweise entscheiden – denn die Zahl der „Ălteren“, die sich auch schon im Internet informieren ist noch ĂŒberschaubar. Herr Kessler weiĂ das und deswegen erscheint er gerne mit hochbetagten Menschen im Bild, verteilt Medaille und ehrt, was das Zeug hĂ€lt. Dagegen steht ein kritischer Gemeinderat, der nicht nur lobt und hudelt, sondern Positionen vertritt. Das kann fĂŒr den Wahlkampf fatal werden. Der Name muss in die Köpfe, am besten mit Bild. Herr Kessler macht das schon richtig und bekommt durch die Zeitung ordentlich den SteigbĂŒgel gehalten.
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