
Stefan Mappus erklĂ€rt den EnBw-Deal bei seinem Auftritt in Heddesheim zum "typisch badischen oder schwĂ€bischen GeschĂ€ft" - jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen den frĂŒheren CDU-MinisterprĂ€sidenten und seinen Bankerfreund Dirk Notheis. Ebenso gegen Ex-Finanzminister StĂ€chele und Ex-StaatssektretĂ€r Rau.
Heddesheim, 14. Juli 2012. (red) Der frĂŒhere MinisterprĂ€sident Stefan Mappus steht im Fadenkreuz von Ermittlungen, ebenso der frĂŒhere Landesfinanzminister Willi StĂ€chele und der EX-Staatsminister Helmut Rau. SelbstverstĂ€ndlich gilt fĂŒr die CDU-Politiker“Unschuldsvermutung“, bis sie durch ein ordentliches Gericht verurteilt werden. TatsĂ€chlich gibt es bedrĂŒckende Informationen, dass Stefan Mappus zum Schaden des Staates und der BĂŒrger gehandelt haben könnte. Vor der Landtagswahl war ein umworbener Gast. Auch der Heddesheimer CDU-Vorsitzenden Rainer Hege platzte fast vor Stolz, den „Landesvater“ begrĂŒĂen zu dĂŒrfen.
Von Hardy Prothmann
Im Februar 2011 kommt Stefan Mappus nach Heddesheim. Der MinisterprĂ€sident. Von Baden-WĂŒrttemberg. In Heddesheim. Und Rainer Hege, der Chef des CDU-Ortsverbands, begrĂŒĂt ihn untertĂ€nigst, wie man nur untertĂ€nigst sein kann.
Rot die Wangen, gebĂŒckt die Haltung, freudig die Ausstrahlung. Der Landwirt Hege ist stolz wie bolle, dass der „Chef“ im Ort ist. Er weiĂ noch nicht, dass dieser Stefan Mappus spĂ€ter abgewĂ€hlt werden wird. Und er weiĂ auch noch nicht, dass es noch „schlimmer“ kommen wird.
NatĂŒrlich sind auch der Landtagsabgeordnete Georg Wacker vor Ort und sein Wahlkampfteam. Die glauben auch noch an einen „Sieg“. Auch sie sind sehr stolz, den hohen Besuch im Wahlkreis zu haben.
Mappus im Fadenkreuz der Ermittler
TatsÀchlich wird die CDU im Sommer 2011 nach fast 60 Jahren an der Macht einfach abgewÀhlt. Doch das ist noch nicht alles.
Aktuell wird gegen Stefan Mappus, Willi StĂ€chele und Helmut Rau staatsanwaltlich ermittelt. Ganz klar gilt die „Unschuldsvermutung“ wie bei jedem mutmaĂlichen StraftĂ€ter, bis Fakten recherchiert sind, eine ordentliche Anklage erhoben worden ist und ein Gericht entschieden hat.
Klar ist aber auch, dass die Staatsanwaltschaft wusste, wie hoch die Aufmerksamkeit sein wĂŒrde – ohne ausreichenden Grund hĂ€tte sie sicher auch nicht zum Mittel der Razzia gegriffen. Dutzende Beamten und mehrere StaatsanwĂ€lte durchsuchten BĂŒros und Wohnungen.
Bereits jetzt sind die „Indizien“ niederschmetternd. Das ARD-Magazin Monitor berichtet unter dem Titel „Marionette: Wie die Investmentbank Morgan Stanley einen MinisterprĂ€sidenten steuerte“ umfangreich ĂŒber emails, SMS und Briefe zwischen Mappus und seinem Freund Dirk Notheis – einem BĂ€nker von Morgan Stanlay, gegen den ebenfalls ermittelt wird. Dieser Bericht ist erschĂŒtternd.
GegenĂŒber Frontal21 spricht Professor Hans-Georg Wehling (den wir auch schon mehrfach in Sachen „Pfenning“ und BĂŒrgermeister Kessler interviewt haben) von einem „sklavischen“ Verhalten des frĂŒheren MinisterprĂ€sidenten und sagt:
Das konnte man sich gar nicht vorstellen, dass ein Banker einen MinisterprĂ€sidenten wie eine Marionette fĂŒhrt.
Bittere Erkenntnisse
Der Landtagsabgeordnete und Obmann im Untersuchungsausschuss, Hans-Ulrich Skerl (BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen), sagt in dem ARD-Beitrag:
Notheis hat es fertig gebracht, dass der MinisterprÀsident nicht die einfachsten Checks gemacht hat.
StaatsanwĂ€lte filzten in den vergangenen Tagen BĂŒros von Mappus. Gegen den Mann wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Der möglicherweise verursachte Schaden: 840 Millionen Euro. Auch der Banker und Mappus-Freund Dirk Notheis steht im Fadenkreuz der Ermittler.
Marionette
Es besteht der Verdacht, dass sich Mappus zur Marionette von Banker, „Freunden“ und GeschĂ€ftsleuten gemacht hat.
Ein ehemals unterwĂŒrfig empfangener MinisterprĂ€sident hat schon heute seine Ehre verloren – denn klar ist, dass er nicht „sauber“ gehandelt hat. Ob man ihn ĂŒberfĂŒhren und verurteilen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Die CDU in Heddesheim steht vor einem Ă€hnlichen Schicksal. „Bis zu 1.000 ArbeitsplĂ€tze“ wird „Pfenning“ bringen mĂŒssen. Ebenso „erhebliche Gewerbesteuerzahlungen“. Und einen Gleisanschluss.
Versagerpotential
Diese Bedingungen werden erfĂŒllt werden mĂŒssen, wenn sich die Partei, die das lokale „Monster-Projekt“ maĂgeblich mit UnterstĂŒtzung der SPD und FDP vorangetrieben hat, nicht irgendwann als Versagerklientel bekennen muss.
Und wer weiĂ – vielleicht tauchen irgendwann Informationen auf, die mindestens so unangenehm oder sogar strafrechtlich relevant sind, wie die zum frĂŒheren MinisterprĂ€sidenten Mappus?
Es gibt immer betrogene Ehefrauen, frustrierte Freundinnen, unzufriedene Mitarbeiter, enttĂ€uschte Freunde, Konkurrenten – also jede Menge Quellen, die „was ĂŒbermitteln“ können.
Die verlorene Ehre der CDU
Zwar versucht sich der neue starke Mann der CDU, Peter Hauk, jetzt von Stefan Mappus zu distanzieren, nachdem er ihm die ersten Tage noch die Stange gehalten hat. Aber der Schaden ist zu groĂ, Mappus verbrannt. Da rettet sich lieber, wer kann.
Vor Ort in Wahlkreis 39 wird man sehen, wie die CDU mit dem Skandal umgeht. Von „Wirtschaftskompetenz“ kann man angesichts leerer Kassen und eines marode ĂŒbergebenen Zustand Baden-WĂŒrttembergs kĂŒnftig nur noch sehr kleinlaut reden. Von Ehre und GlaubwĂŒrdigkeit schon gar nicht. Man darf gespannt sein, wie viele OrtsverbĂ€nde sich trauen, diese Schmach öffentlich zu behandeln und sich in aller gebotenen Form zu distanzieren.
Die CDU hat sich einen mutmaĂlichen Veruntreuer und tatsĂ€chlichen Verfassungsbrecher zum Vorbild genommen. Es ist eine Frage der Ehre, wie man damit umgeht.
Ehre ist Ehre. Und Unehre ist Unehre.
Nervöse Stimmung
Nicht auszuschlieĂen ist, dass Informationen öffentlich werden, die nur lokal, wenig prominent, aber durchaus skandalös sind. Lassen wir uns ĂŒberraschen. Unserer Redaktion liegen schon viele Hinweise vor – Indizien, durch die wir sicher davon ausgehen können, dass gewisse Personen seit langem unruhig schlafen. Leider noch keine „handfesten Fakten“.
Das kann sich schnell Ă€ndern. Die NervositĂ€t ist bei gewissen Personen sicherlich enorm hoch – und das ist gut so. Sie werden Fehler machen und andere werden sie ausnutzen – aus welchen Motiven auch immer.
Stefan Mappus hat die Chance, einen Fehler einzugestehen, lÀngst vertan. Gegen ihn wird ermittelt, eventuell wird Anklage erhoben und dann entscheidet ein Gericht.
Abrechnung
HĂ€tte er sich korrekt zu verhalten versucht, Zweifel geĂ€uĂert, wĂ€re ihm das zugute gekommen. Jetzt wird ohne mildernde UmstĂ€nde abgerechnet. Immerhin ist er noch fĂŒr eine Satire gut:
Ob die „Pfenning“-Rechnung schon „durch ist“, wird man sehen. AuffĂ€llig ist wie beim Mappus-Deal, dass alle BefĂŒrworter keine einzige kritische Frage hatten. Alles war klar – viele ĂuĂerungen wirkten wie „vorgeschrieben“. Man könnte fast an „Mappus“ denken.
Das heiĂt nicht, dass „Pfenning“ nicht absolut „anstĂ€ndig“ verhandelt worden ist. Aber das Gegenteil ist nicht ausgeschlossen.
Andreas Storch, Obmann der SPD sagt im Monitor-Beitrag:
Dass hier auch Personen gekauft werden können, durch Aufsichtsratsposten und VergĂŒtungen…
Man wird in der nahen Zukunft sehen, ob es auch in Heddesheim „Posten“ fĂŒr Personen geben wird.
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