Guten Tag!
Ladenburg/Heddesheim, 13. Februar 2010. Fasnachtzeit ist Kontrollzeit. Das Polizeirevier Ladenburg kontrolliert verstärkt über die „närrischen Tage“. Die Kontrollen sollen klar machen, dass die Polizei beim Thema Alkohol im Straßenverkehr keinen Spaß versteht. Das heddesheimblog hat in der Nacht vom 12. Februar eine „Sonderschicht“ der Polizei begleitet.
Auf der Fahrbahn signalisieren Lichter: Achtung. Die Lichter formatieren die Fahrbahn zur Sackgasse. Eine Kelle wird hochgehalten: „Halt Polizei“ steht darauf. Polizeikontrolle.

Achtung: Verkehrskontrolle. Gibt es Auffälligkeiten? Bild: lblog
Taschenlampen leuchten ins Innere der Fahrzeuge. Die Beamten wissen, worauf sie achten müssen. Die Beamten wissen, wann sie ihrem Gefühl folgen müssen.
Frank Hartmannsgruber verfolgt die Szene aus rund 30 Metern Entfernung: „Die Kollegen machen eine sehr wichtige Arbeit“, sagt er.
Denn die Polizeibeamten am Halteposten müssen innerhalb von Sekunden entscheiden, ob die Kollegen am Kontrollposten Arbeit haben oder nicht.
Erfahrung und Instinkt entscheiden, wer kontrolliert wird.
Alle Sinne müssen wach sein: Gibt es Auffälligkeiten am Fahrzeug? Gibt es Auffälligkeiten beim Fahrer oder weiteren Insassen? Was sagt der erste Eindruck? Die Erfahrung? Der Instinkt?
Für die Fahrzeuge, die in die Gasse fahren, gibt es zwei Richtungen: Weiterfahren, egal wohin oder abbiegen auf den Parkplatz. Dort haben die Polizisten mit Verkehrshüten drei Kontrollgassen vorbereitet.
Kurz nach 20:00 Uhr herrscht noch ein einigermaßen reger Verkehr an der Wallstadter Straße in Ladenburg.
Auf einem Parkplatz haben zehn Polizeibeamte eine Verkehrskontrolle in Richtung Innenstadt eingerichtet.
Es ist Fasnachtszeit. Während der närrischen Tage wird gefeiert. Und ganz sicher Alkohol getrunken. Vielleicht werden auch Drogen genommen.
„Die Leute sollen feiern und Spaß haben“, sagt Frank Hartmannsgruber: „Der Genuss von Alkohol gehört für viele zum Spaß dazu. Dagegen haben wir als Polizei auch überhaupt nichts. Bei Alkohol am Steuer hört der Spaß auf. Dagegen haben wir was.“

Ohne Alkohol im Blut fährt man besser. Bild: lblog
Frank Hartmannsgruber ist der neue Revierleiter in Ladenburg: „Ich bin heute die ganze Zeit dabei, weil ich mir einen Eindruck verschaffen will, wie die Kontrollen ablaufen.“ Hartmannsgruber setzt um, was er beim Amtsantritt angekündigt hat: Er will als Chef auch „draußen“ präsent sein.
Präsenter Chef.
„Guten Abend. Verkehrskontrolle. Ihre Papiere bitte“, sagt die Polizistin, während sie mit der Taschenlampe ins Innere eines Ford leuchtet. Aufs Gesicht. Die Augen. Auf die Hände. Über die Sitze. Ist irgendetwas auffällig?
Sie ist aufmerksam und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Auf der anderen Seite steht schräg nach hinten versetzt ein Kollege. Er leuchtet ebenfalls ins Innere. Die Hand liegt auf der Pistole am Gürtel. Der Mann sichert seine Kollegin: „Das Sichern gehört heutzutage dazu“, sagt Hartmannsgruber.
Der kontrollierte Autofahrer reicht seine Papiere aus dem Fenster. Die Polizistin beugt sich vor. Sie riecht. Alkohol. „Haben Sie Alkohol getrunken?“, fragt sie. „Ja, ein Bier“, sagt der Mann.
„Ich muss Sie bitten, auszusteigen und mir zu folgen.“ Die Anweisungen sind knapp, klar, aber höflich. Das lernen die Beamten in Trainingssituationen, bei denen sie solche Kontrollsituationen „durchspielen“.

Eingespielte Teams: Einer kontrolliert - einer sichert. Bild: lblog
Die Polizistin tritt zurück. Der Kollege sichert weiter aufmerksam die Situation. Wie reagiert der Fahrer? Nervös? Gereizt? Irgendwie auffällig?
Der Fahrer bleibt ruhig. Er folgt der Polizistin zu einem Einsatzwagen – der Zentrale hier vor Ort. Dort ist die Polizei per Funk mit der Einsatzzentrale verbunden. Ein Beamter erhält die Papiere, überprüft sie, während die Polizistin den Alkomat vorbereitet. „Bitte blasen Sie so lange in das Gerät, bis ich Stopp sage.“
Der Mann bläst rund 5 Sekunden. „Danke“, sagt die Polizistin. Weitere fünf Sekunden später zeigt das Gerät 0,08 Milligram je Liter an. „Das muss man mit dem Faktor zwei multiplizieren, um den Promillewert zu erhalten“, sagt Frank Hartmannsgruber: 0,16 Promille hat der Fahrer also. Bis 0,5 Promille sind noch erlaubt. Die Kontrolle der Papiere hat keine Auffälligkeiten ergeben.
Wie viel ist erlaubt? „Am Besten fährt es sich mit 0,0 Promille.“
„Der Wert von 0,5 Promille ist aber mit Vorsicht zu genießen. Bei einem Unfall oder auffälligem Verhalten ist der Führerschein schon ab 0,3 Promille in Gefahr“, informiert Frank Hartmannsgruber den Mann. Für Fahranfänger gilt sowieso 0,0 Promille.
Ist so eine Kontrolle ärgerlich? „Nein“, sagt der Mann. „Die Beamten machen nur ihren Job. Ich finde das gut.“ Auch, dass er mit einem Bier noch Auto fährt? „Das ist ja erlaubt. Ich habe gut gegessen und ein Weizen dazu getrunken. Mit mehr würde ich kein Auto mehr fahren.“
Der Mann erhält einen Hinweis auf den Einfluss von Alkohol auf das Fahrvermögen. Dann darf er weiterfahren.
Plötzliche Verfolgungsjagd.
20:31 Uhr. Plötzlich wird es hektisch. „Der ist da lang. Los!“ Je zwei Polizisten rennen zu ihren Einsatzwagen und rasen mit quietschenden Reifen einem Auto hinterher. Das hat kurz vor der Kontrollstation gedreht.
Jetzt sind alle angespannt. Was ist der Grund? Zu viel getrunken? Kein Führerschein? Drogen? Irgendetwas Illegales? Sind die Insassen gefährlich? Gewaltbereit?
Frank Hartmannsgruber ist am Einsatzwagen. Am Funk. „Wir haben Sie“, melden sich die „Verfolger“. Es ist 20:33 Uhr. „Keine Probleme.“ Die Spannung weicht der Erleichterung.
Nach zehn Minuten sind die „Verfolger“ zurück: „Ein älteres Ehepaar, die im Supermarkt einkaufen wollten“, berichtet einer. Doch der hatte schon zu. Deswegen drehten die Leute auf dem Parkplatz und fuhren zurück. Für die Beamten so es zunächst so aus, als wollten sie sich der Kontrolle entziehen. Das hat sie verdächtig gemacht. Eine Verwarnung gabs trotzdem: „TÜV und ASU sind seit acht Monaten abgelaufen.“
Acht Stunden wird die Sonderschicht dauern. Es ist kalt. Der Atem dampft. „Your driving-licence, please.“ Ein Amerikaner wird kontrolliert. Alles O.K. „Good evening.“
Ein Mercedes-Fahrer steht neben seinem Auto und telefoniert: „Wir haben festgestellt, dass eine Sicherung am Kindersitz fehlt. So darf der Mann mit seinem Kind nicht weiterfahren.“ Irgendjemand, in diesem Fall die Ehefrau, bringt das Teil oder das Auto bleibt stehen. Der Mann muss an die Seite fahren und warten.
Kindersitze, Beleuchtung, Papiere – der Kontrollkatalog ist lang.
„Unser Hauptaugenmerk ist heute der Alkohol“, sagt Frank Hartmannsgruber. „Aber wir kontrollieren natürlich auch alles andere.“ Beleuchtung, Papiere, Kindersitz, Ladung. Der Katalog ist lang.

Fahrerdaten werden erfasst. In dieser Nacht gibt es nur Verwarnungen. Bild: lblog
Die Kälte kriecht in die Klamotten. Nach eineinhalb Stunden brechen die Polizisten den Einsatz hier ab – es geht für eine halbe Stunde zurück auf die Wache. Aufwärmen, „Papierkram“ erledigen. Routineaufgaben.
Insgesamt vier Kontrollstellen wird es in dieser Nacht geben, bis die Beamten um vier Uhr früh den Einsatz beendet haben werden. Nächster Einsatzort ist die Brückenstraße in Ilvesheim.
In Ilvesheim wird heute Abend Fasnacht gefeiert: „Uns interessiert hier natürlich der abfließende Verkehr“, sagt Bernd Schmidt, Polizeihauptkommissar und Leiter des Bezirksdienstes in Ladenburg.
Durchwinken oder rausholen?
Die Szenen wiederholen sich. Anhalten, reinleuchten. Durchwinken oder rausholen? Sichtkontrolle, Fragenkontrolle, Führerscheinkontrolle, Riechkontrolle.
„Es werden weit über einhundert Fahrzeuge sein, die wir heute Nacht kontrollieren“, sagt Frank Hartmannsgruber. „Ab 23:00 Uhr, wenn der Verkehr weniger wird, kontrollieren wir fast jedes Fahrzeug, das vorbeikommt.“
Heutzutage sind die Beamten auch auf einen möglichen Drogenkonsum vorbereitet: „Schmale Pupillen deuten auf Heroin hin, weite auf Cannabis-Konsum“, sagt Frank Hartmannsgruber. Liegt ein Verdacht vor, geht es zur Urinkontrolle auf die Wache: „Wir können dort mit unserem Schnelltest jede gängige Droge feststellen.“
Erhärtet sich der Verdacht auf Drogen oder zu viel Alkohol, wird in beiden Fällen ein Arzt Blut abnehmen. Die Tests liefern keine exakt genaue Daten – die aber braucht man vor Gericht.
Die Beamten sind mittlerweile auch auf das Erkennen von Drogenkonsum geschult.
Zwei Jugendliche auf einem Moped werden kontrolliert. Soweit ist alles in Ordnung, nur funktioniert das Rücklicht nicht. Stehenlassen oder schieben sind die zwei Möglichkeiten.
Die Jugendlichen schieben: „Schauen Sie sich die an: Schwarzes Fahrzeug, schwarze Klamotten, schwarze Helme – die sind fast nicht zu erkennen. Eine funktionierende Beleuchtung dient der Sicherheit, gerade in der besonders dunklen Winterzeit“, sagt Frank Hartmannsgruber.

Teamarbeit: Die Beamten kontrollieren nie alleine. Bild: lblog
„Ich bin sternhagelblau“, ruft ein älterer Herr, der an der Kontrolle vorbeiläuft. Der Mann grinst: „Wollt ihr mich nett kontrolliere?“ Frank Hartmannsgruber versteht den Spaß: „Als Fußgänger dürfen Sie das. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht ausrutschen.“ Der Mann lacht über sein „Späßchen“, winkt und geht weiter.
„Ich bin sehr zufrieden mit dem Einsatz. Alles lief ruhig, zügig und sehr gut koordiniert“, sagt Frank Hartmannsgruber. Das Kompliment wird der Einsatzleiter, Polizeioberkommissar Lars Rimmelspacher, gerne hören.
Die Bilanz: Über 100 Fahrzeuge haben die Beamten kontrolliert. Mehrere Verwarnungen wurden ausgesprochen – auch „mündliche“, bei denen kein Bußgeld fällig wurde. Zwei „Verfolgungen“ mussten vorgenommen werden – stellten sich aber als Missverständnisse heraus.
Aus Sicht von Frank Hartmannsgruber gibt es vor allem ein sehr gutes Ergebnis: „Es hatten zwar ein paar Fahrer Alkohol genossen – aber in geringen Mengen.“
In dieser Nacht musste deshalb kein Führerschein einbehalten werden: „Ich bin überzeugt, dass unsere aktive Kontrolltätigkeit und die Kommunikation in den Medien darüber sich herumgesprochen hat. Damit haben wir unseren Auftrag, die Straßen sicherer zu machen, erfüllt.“
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