Satire
Bürgermeister K.
Ratlosplatz/Ecke Zielstraße
Pfenningheim
+++Verschlusssache+++ Nicht für die Öffentlichkeit / Status: +++GEHEIM+++
Az: 08/15-XI, +++Verschlusssache+++
Betreff: Finale
Liebe Gleichgesinnte,
ich habe die Frage „Sind Sie die Gemeinde“ korrekt mit „Ja“ beantwortet.
Das Zitat „Ich bin die Gemeinde“ ist mir von diesem Schmutzfink, Stinkfink, Frechfink, wie Sie wissen, auf übelste Art und Weise in den Mund gelegt worden.
Niederträchtig und hinterhältig. Ich kann das beurteilen, ich kenne mich schließlich mit Politik aus.
Ich kann Seife fressen, so viel ich will, der üble Geschmack bleibt bislang. Irgendwie habe ich aber ständig Schaum vorm Maul.
Vielleicht liegts ja auch an der Seife und ich sollte mal den Hersteller wechseln. Egal.
Heute werden wir unser großartiges Projekt zum Ende vom Anfang bringen. Wir beschließen die Satzung.
Sie sind natürlich wie immer von mir auf das Notwendigste informiert worden – ich will Ihnen schließlich keine übergebührlichen Anstrengungen zumuten.
Wie immer bin ich stolz, dankbar und demütig, dass ich auf Sie zählen kann. Dieses Vertrauen ist viel Wert – in diesem Fall so 100 Millionen und wer weiß, was sonst noch.
Wie Sie wissen, werde ich wird Heddesheim in die Geschichte eingehen. Das ist eine einmalige, unwiderbringliche Chance für unsere geliebte Tabakgemeinde.
Heute legen wir im Gemeinderat den Grundstein für eine 100-Millionen-Euro-Investition. So lautet schließlich das Versprechen der Phönix 2010 GbR – das heißt, wir werden wie Phönix aus der Asche alles neu schaffen können. Zuvor mussten wir allerdings so viel verbrennen, so viel wurde zerstört. Doch wer etwas will, zahlt auch den Preis dafür. Verantwortung zu tragen ist schwer – wie uns Herr Dr. D. immer wieder eindrucksvoll beweist, wenn er die „Gemeinde“ hochhält.
Wir wissen alle, was das bedeutet: Sie, verehrte, anständige, respektable, verständige, vernünftige, kluge, weitsichtige und verantwortungsvolle Gemeinderatsmitglieder, ja Sie wissen, wen ich meine. Sie schaffen eine historische Chance ohne Gleichen.
Sie haben es in der Hand, die Sie nur heben müssen, um Heddesheim mit Ihrer Entscheidung auf dem Weg von der Tabak zur Feinstaubgemeinde diesen entscheidenden Schritt voranzubringen. Der Tabakanbau ist ein schweres Geschäft, die Feinstaubproduktion ist ungleich fortschrittlicher und wird wie der Tabak einfach eingeatmet. Das ist für mich die Verbindung aus Tradition und Fortschritt.
Ich weiß, die Entscheidung ist nicht leicht. Vor allem nicht, weil dieser Schmutzfink, Stinkfink, Frechfink, dem jeder Respekt vor den gewachsenen Strukturen unserer Dorfmafiagemeinschaft abgeht, trotz aller „freundlichen Hinweise“ nicht zur Räsong zu kriegen ist.
Seine erneuten Diffamierungen, es gehe nur um mich und nicht um uns alle, wissen Sie verantwortlich einzuschätzen. Es geht um uns, also die Ritterrunde der 12 Edlen, um wen denn sonst? Um mich? Das ist doch richtig lächerlich. Sie wissen genau wie ich, dass ich nur in Heddesheim sein kann, was ich bin: Das Ja auf die Frage, ob ich die Gemeinde bin.
Hinter jedem von uns 12 steht ein weiterer Kreis, dahinter andere Kreise und alle zusammen schaffen wir es durch jeden Kreisverkehr. Wir kennen uns mit unseren Kreisen schließlich aus.
Und wir haben uns noch nie, ich betone, niemals, in unseren Kreisverkehren stören lassen.
Der Traditionsunternehmer und Sammler Karl-Martin Pfenning ist ein verantwortungsvoller Mann. Wie ich, so sind auch Sie seinem Charisma erlegen. Was für ein Kerl, was für ein Unternehmer! Der hat so viele Autos. Und so viele Menschen arbeiten fast umsonst für ihn – das muss Liebe sein. Das verdient Respekt.
Wie Sie wissen, handle ich aber nicht aus Bewunderung, sondern ausschließlich zum Nutzen. Natürlich zum Nutzen unserer Gemeinde. Herr Pfenning wird sie wohl zu nutzen wissen. Wie Sie, wie ich. Denn wir tragen schließlich die Verantwortung.
Wir alle können zufrieden auf unsere Arbeit zurückblicken. Mit unserem Weitblick haben wir niemals, ich betone, niemals, die Arbeiten an diesem großartigen Projekt behindert, sondern immer nur gefördert. Denn wir sind einverstanden mit Entwicklung, während die Neider uns „Verwicklungen“ unterstellen.
Davon lassen wir uns niemals, ich betone, niemals, beirren.
Ich habe alle Fäden gezogen, die zu ziehen waren. Sie haben sehr viel aushalten müssen. Für diesen Einsatz danke ich Ihnen. Auch meinen Lakaien in der Verwaltung, die schnell gelernt haben, dass sich folgen lohnt.
Heute ist unser Tag. Genießen Sie ihn.
Ihr Bürgermeister K.
P.S. Denken Sie immer daran, dass Sie Ihren Enkeln erzählen können, dass Sie selbst dabei waren, mich zum 100-Millionen-Euro-Kessler zu küren. Und ich frage Sie, wann hat man nochmal diese Chance? Das ist eine historische Ehre ohne Vorbild. Seien Sie stolz darauf.
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