
Gut 60 Zuhörer kamen ins Remigius-Haus, um sich über die Fahrradweltreise des Ehepaar Höhle zu informieren.
Heddesheim, 11. November 2013. (red/sw) Die Leiterin der Katholischen öffentlichen Bücherei, Simone Rau, lud am vergangenen Freitag interessierte Zuhörer zu einem besonderen Diavortrag ins St.-Remigius-Haus ein. Klaus und Doris Höhle aus Erlangen zeigten beeindruckende Bilder von ihrer Weltreise mit dem Fahrrad.
Von Susanne Warmuth
Im zarten Alter von 18 machte der heute 71-jährige Klaus Höhle eine Fahrradtour nach Italien. Dort lernte er Johnson kennen, einen etwas gleichaltrigen jungen Mann, dessen Plan war, die Welt mit seinem Rad zu bereisen. Klaus Höhle warf seine Italien-Pläne über den Haufen, schrieb einen Abschiedsbrief an seine Mutter und schloss sich dem Gleichgesinnten an. An der Grenze zum damaligen Ost-Block fand die Tour allerdings ein jähes Ende. Die Mutter hatte sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt und die Grenzpolizei zeigte dem jungen Radler den Heimweg. Geblieben ist der Traum der Weltreise mit dem Rad.
Doris macht alles mit und läßt mich nicht alleine!
In Doris hat Klaus Höhle die richtige Partnerin gefunden. Fast 40 Jahre sind die beiden schon verheiratet, teilen ihre Sportbegeisterung. Beide sind international erfolgreich im Duathlon- und Triathlon-Sport. Beide begeisterte Radfahrer. Bereits 1990 unternahmen sie gemeinsam eine dreimonatige Tour entlang der Westküste der USA und durch Hawaii. 1993 ging es auf dem Rad und zu Fuß durch Australien. 2006 war es dann soweit, jetzt im „Rentnerdasein“ stand der Weltreise nichts mehr im Wege. Nach detaillierter Planung, die immerhin knapp ein Jahr in Anspruch nahm, wurden die Räder gepackt und am 15. März 2006 verließen die beiden das heimische Erlangen.
Von Deutschland aus ging es Richtung Osten, Österreich, über Slowakei und Rumänien, weiter in die Türkei, Iran, Pakistan, Indien, Indonesien, Australien, Tasmanien und Neuseeland. Die nächste große Station war Südafrika. Von dort ging es weiter nach Südamerika, dem nach Meinung des Ehepaars schönsten Teil der Reise. Weiter ging die Route nach Norden, bis schließlich die USA erreicht waren. Von der Ostküste ein Flug nach Marokko, dann wurde übergesetzt nach Spanien. Über Frankreich und die Schweiz war nach über zwei Jahren die Zeit gekommen, nach Erlangen zurückzukehren, wo die beiden „Welterfahrenen“ von Familie und Freunden ein Willkommensfest bereitet wurde.
40 Länder haben die beiden erradelt, 57.093 Kilometer auf dem Fahrrad, unterbrochen von einigen Flügen, Schiffstransfers und Busfahrten. In vielen Ländern durften sie die Gastfreundschaft genießen, konnten teilweise Freundschaften knüpfen, die bis heute noch bestehen. Sie haben viel gemeinsam erlebt, kamen oft auch an ihre Grenzen – in den endlosen Weiten von Wüsten, Gebirgen und kaum besiedelten Gebieten. Die Bilder, die am Abend gezeigt wurden, sprachen für sich. Wer mehr über die Reise erfahren will, kann das Reisetagebuch auf der Homepage der Höhles nachlesen.
Ich persönlich hätte mir mehr Detail-Informationen zu der Reise gewünscht. Gab es tatsächlich nur gute Erlebnisse? Schlug ihnen nirgends, auch in politisch problematischen Ländern, Fremdenhass entgegen? Wie war die Versorgung mit Lebensmitteln in den ärmsten Teilen der Welt? Wie kommt man zum Beispiel in der Atacama-Wüste an Bargeld? Trotzdem bin ich sehr beeindruckt, von der unglaublichen sportlichen Leistung der beiden – und auch ein wenig neidisch, auf die vielen Erfahrungen, die sie auf so einer Weltreise sammeln konnten, zu der ich wahrscheinlich nie den Mut aufbringen werde.
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