Freitag, 24. März 2023

Gastbeitrag: „Dagegen“ wär wohl besser gewesen!

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Guten Tag!

10. Februar 2011. Der Heddesheimer Gemeinderat Uli Kettner kommentiert den Beschluss der Landesregierung, den Werkrealschulabschluss nun doch auch für kleine Hauptschulen möglich zu machen.

Von Ulrich Kettner

Auch kleine Hauptschulen dürfen künftig den Werkrealschluss anbieten!

Gemeinderat Ulrich Kettner. Foto: privat

So ließ es Kultusministerin Schick kürzlich verkünden. Bis dahin galt, dass zukünftig nur noch solche Schulen den WRS- Abschluss anbieten dürfen, die auf Dauer zweizügige Klassenführung gewährleisen können.

Dies hat im Ländle für viel Wirbel gesorgt, CDU und FDP bekamen den Zorn der Betroffenen zu spüren und haben nun kurz vor der Landtagswahl eingelenkt. Auch weil das Verwaltungsgericht dem Ministerium unklare Formulierung attestiert hat und bei konsequenter Durchführung verlorene Prozesse drohen.

Dumm da stehen jetzt all die Kommunen, die es besonders eilig hatten und die Zusammenlegung von Hauptschulen bereits beschlossen und umgesetzt haben.

Dumm da stehen also besonders wir in Heddesheim und Hirschberg.

Vorauseilend und vermeintlich weitsichtig wurde im letzten Jahr die Zusammenlegung der Schulen in Hirschberg und Heddesheim von den Verwaltungen empfohlen und den Gemeinderatsgremien mehrheitlich beschlossen.

Wer wie wir Grüne dagegen war, musste sich den Vorwurf gefallen lassen, den Schulstandort zu gefährden. Da halfen auch gute Argumente nichts.

Unser Antrag auf Bestandschutz wurde im Heddesheimer Gemeinderat mit 15:7 abgelehnt (auch von der SPD) und die Zusammenlegung mit viel Arbeit und Schwierigkeiten für Schulleitungen und Verwaltungen durchgezogen, damit schon im laufenden Schuljahr die neue Schule an den Start gehen konnte.

Die Namensfindung steht noch aus.

Ob der Zulauf zu der neuen alten Schulform die Erwartungen erfüllt, bleibt höchst zweifelhaft. Der Trend zu den anderen weiterführenden Schularten ist ungebrochen. Die neue WRS ist und bleibt ein Spar- und Auslaufmodell.

Wozu also die Hektik? Zum Wohle unserer Schüler? Um das ungeliebte Thema möglichst schnell vom Tisch zu haben und sich anderen, wichtigeren Themen (Pfenning) zuwenden zu können?

Auch da wurden gute Argumente gegen die Ansiedlung ignoriert. Die Folgen wird die Zukunft zeigen.

Die CDU fährt ihre Propaganda-Kampagne gegen „Die-Dagegen-Partei“ mangels eigener Zukunftskonzepte.

Am Beispiel des traurigen Spiels um die WRS zeigt sich, wie wichtig „dagegen“ ist, wenn fragwürdige Entscheidungen voreilig und undurchdacht durch die Gremien gedrückt werden. Zu ändern ist daran wohl jetzt nichts mehr.

Es sei denn, der Wähler entscheidet sich im März für einen längst fälligen Wechsel auch in der Schulpolitik und für echte Reformen mit längerem gemeinsamem Lernen und Investitionen zugunsten individueller Förderung für alle Schüler.

Anmerkung der Redaktion: Ulrich Kettner ist Gemeinderat der Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Heddesheimer Gemeinderat.

Artikel auf dem heddesheimblog zu Werkrealschule
Artikel auf dem hirschbergblog zu Werkrealschule

Über Hardy Prothmann

Hardy Prothmann (50) ist seit 1991 freier Journalist und Chefredakteur von Rheinneckarblog.de. Er ist Gründungsmitglied von Netzwerk Recherche. Er schreibt am liebsten Porträts und Reportagen oder macht investigative Stücke.