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Heddesheim/Hirschberg, 10. Mai 2010. Glaubt man der Verwaltung unter Bürgermeister Kessler, gab es vor „ein paar Jahrzehnten einen Gemarkungstausch“ – glaubt man der Hirschberger Verwaltung unter Bürgermeister Just, liegt der Heddesheimer Bahnhof schon seit weit über einhundert Jahren auf Heddesheimer Gebiet. Wie auch immer – die Umbenennung ist hier wie dort beschlossen. Die Kosten von rund 13.500 Euro stehen fest.
Von Hardy Prothmann
Im Kleinen wie im Großen gilt – es muss alles seine Ordnung haben.

13.500 Euro für mehr Klarheit? Bild: hblog
In Heddesheim und Hirschberg wird bald eine Ordnung hergestellt, die eigentlich schon längst jemand anders hätte herstellen können – die Deutsche Bahn AG.
Die Umbenennung der DB-Station „Großsachsen/Heddesheim“ in „Heddesheimb/Hirschberg“ hat sowohl in Heddesheim als auch in Hirschberg Fragen aufkommen lassen, wieso die Umbenennung einer Bahnhofsstation rund 13.500 Euro kostet. Geld, das woanders, beispielsweise in Schulen besser investiert sein könnte.
Als Begründung für die Umbenennung wurde in der vergangenen Gemeinderatssitzung durch Bürgermeister Just in Hirschberg angegeben, dass man nach Durchsicht der Unterlagen erkannt habe, dass das Gelände schon weit über 100 Jahre auf Heddesheimer Gemarkung läge.
Die Verwaltung unter Leitung von Bürgermeister Michael Kessler präsentierte dem Heddesheimer Gemeinderat einen Antrag, in dem steht: „Der Bahnhof lag früher auf der Gemarkung der damals noch selbstständigen Gemeinde Großsachsen. Nach einem Gemarkungstausch liegen die Bahnanlagen heute komplett auf Heddesheimer Gemarkung.“
In der mündlichen Präsentation in der vergangenen Gemeinderatssitzung erklärte Bürgermeister Kessler, dass sei „irgendwann vor einigen Jahrzehnten“ vorgenommen worden – genau ließe sich das nicht mehr nachvollziehen.
Was nun? Vor einigen Jahrzehnten oder vor über 100 Jahren?
Die Gemeinderäte können so etwas kaum selbst prüfen und müssen sich auf die Angaben der Verwaltung verlassen.
Und angeblich seinen Bahn-Fahrgäste überfordert, wenn diese von Hamburg nach Hirschberg fahren wollten, weil der Zielbahnhof nicht genau benannt werde – hieß es im Hirschberger Gemeinderat.
Und auch in Heddesheim wollte man Klarheit.
Künftig wird der Hamburger Reisende nicht mehr „Hirschberg-Großsach“ oder „Hirschberg-Leutersh“ angezeigt bekommen, wenn er nach „Hirschberg an der Bergstraße“ reisen will. Und auch nicht „Heddesheim-Großsach“, wenn er nach Heddesheim reisen will, sondern vermutlich „Heddesheim/Hirschberg“.
Vielleicht bekommt er das aber nur zu sehen, wenn er von Hamburg nach Heddesheim reisen will. Will er von Hamburg nach Hirschberg reisen, müsste der Hirschberg/Heddesheim angezeigt bekommen, weil „Heddesheim/Hirschberg“ doch nicht klar wäre und für „Verwirrung sorgen könnte“…
Die viel entscheidendere Frage ist, warum die Bahn schon seit über 100 Jahren oder seit einigen Jahrzehnten diesen Bahnhof nicht ordentlich benannt hat. Also „Heddesheim/Großsachsen“ und später „Heddesheim/Hirschberg“. Und noch entscheidender: Wieso taucht eigentlich „Hirschberg/Leutersh“ im Angebot von bahn.de auf, wenn der Bahnhof irgendwann einmal auf Großsachsener Gemarkung lag, dann auf Heddesheimer, aber nie auf Leutershausener?
Wer das alles für „entscheidend“ hält, hat keine oder zu viele Fragen.
Für mich ist eine entscheidende Frage: Wieso zahlen eigentlich die Gemeinden Heddesheim und Hirschberg hälftig für die Umbenennung eines Bahnhofs mit einer falschen Bezeichnung? Ob die nun jahrzehntelang oder über hundert Jahre falsch war?
Das ist so, als würde man in der Bäckerei die Umbenennung von „Weck“ in „Brötchen“ bezahlen müssen. Der Bahnhof gehört der Deutschen Bahn AG. Die bietet als Dienstleistung die Beförderung von Fahrgästen an und definiert ihr Produkt: Transport von A nach B.
Das sollte die Bahn vernünftigerweise selbst benennen und auch bezahlen.
Hirschberg ist mehr als Großsachsen. Wenn die Hirschberger darauf wert legen, können die das doch bezahlen – könnte man als „Heddesheimer“ argumentieren. Als Hirschberger würde man kontern: Wenn ihr Heddesheim vorne haben wollt, zahlt ihr.
Der Kompromiss ist – beide zahlen.
Doch für was? Und unter welchen Voraussetzungen?
Die Hirschberger oder die Heddesheimer Verwaltung haben ihren jeweiligen Gemeinderat falsch informiert – damit ist mindestens eine der beiden Beschlussfassungen falsch, da sie auf falschen Angaben beruhte.
Da kommt wieder Arbeit auf das Kommunalrechtsamt zu – das erhöht die Kosten nochmals, weil mindestens eine der Verwaltungen geschlampt hat.
Sind ja „nur“ „peanuts“, die 13.500 Euro, mag man gedacht haben.
Aus Sicht der BürgerInnen ist das viel Geld und ein laxer Umgang damit nicht akzeptabel.
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